Benutzer
Benutzername: 
EOS
Wohnort: 
Siegen

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2018
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

Die zwei Gesichter des Herrn Einstein
In diesem Buch stellt Marie Benedict uns Milena Maric vor, eine hochbegabte Serbin, die nach Zürich geht, um am Polytechnikum zu studieren. In dieser Männerwelt fühlt sie sich anfangs sehr verloren und nicht akzeptiert, besonders vom Lehrpersonal. Dies wird noch verstärkt dadurch, dass sie ein Handicap hat: sie humpelt wegen eines Hüftleidens.
Jedoch erregt sie die Aufmerksamkeit eines Kommilitonen, Albert Einstein, der sich in sie verliebt und nicht locker lässt, bis sie mit ihm ausgeht. Die beiden passen perfekt zusammen, da sie auch die Liebe zur Physik teilen und gemeinsam Theorien entwickeln. Sie entwickeln gemeinsam die Relativitätstheorie und ergänzen sich gegenseitig.
In diesem ersten Teil wird Einstein beschrieben, wie man sich ihn vorstellt, etwas nachlässig, rebellisch, auf der anderen Seite ehrgeizig und angepasst, wenn es um seine Rolle als Mann in der damaligen Gesellschaft geht. Auch ist er hier ein liebevoller und insistierender Verehrer und Freund.
Wir erleben Milena und Albert als Bohemiens, die nachmittags in angesagten Cafés sitzen, mit Kommilitonen diskutieren und sich eine veränderte Zukunft vorstellen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Milena auf die Beziehung ein trotz der Warnungen ihrer Eltern, und sie ist glücklich.
Das ändert sich schlagartig, als sie schwanger wird, und Albert sich wenig verantwortlich zeigt. Er möchte sein bohemisches Leben weiterführen, und Milena ist auf sich allein gestellt. Erst nach langem Warten wird geheiratet, und Milenas Abstieg beginnt.....
In diesem 2.Teil erleben wir einen ganz anderen Einstein, der mich zutiefst erschreckt hat. Er zeichnet sich aus durch Egoismus, Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit und Streitsucht. Umgangssprachlich würden wir ihn als 'Macho' beschreiben. Am liebsten hätte ich Milena bisweilen einen Tritt gegeben, damit sie endlich die realen Verhältnisse erkennt.
Sehr beeindruckt hat mich die Protagonistin in diesem Buch. Ich bewundere ihren Mut, in jener Zeit als Frau in die Wissenschaft einzusteigen. Sie ist klug, verantwortungsbewusst und hilfsbereit, aber nicht arrogant oder stolz auf Grund ihrer Fähigkeiten. Im 2. Teil hat sie mir sehr leid getan, und ich hatte bisweilen Tränen in den Augen, z.B. bei der Geburt ihres 1.Kindes.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, er drückte die jeweilige Stimmung sehr treffend aus und hat bewirkt, dass ich mitgerissen wurde von dieser spannenden und zugleich bedrückenden Erzählung.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen, es zeigt deutlich die Situation der Frauen jener Zeit und beleuchtet Einsteins Werdegang in einem differenzierten Licht. Gleichzeitig werden auch die altbekannten Einstein Theorien (eigentlich Einstein-Maric Theorien) gut verständlich erklärt. Das Buch hat mir sehr gefallen!

Bewertung vom 05.02.2018
Ohlandt, Nina

Eisige Flut / Kommissar John Benthien Bd.5


ausgezeichnet

Was treibt einen Mörder dazu, seine Opfer provokant und tiefgefroren zur Schau zu stellen? Was möchte er damit ausdrücken?

Vor diese Frage sieht sich John Benthien gestellt, der mit seinem Team in Nordfriesland ermittelt. Es bleibt nicht bei einem Mord, es folgen weitere, und die Hintergründe werden immer verworrener. Wo liegt die Gemeinsamkeit bei all diesen Morden? Die Opfer sind ganz unterschiedlich alt, männlich oder weiblich, beliebt oder unbeliebt, aus verschiedenen Berufen....keine offensichtliche Gemeinsamkeit.

Erst ganz allmählich ergeben sich konkrete Spuren, zuvor tappt man auch als Leser oft in eine falsche Fährte, was das Buch unheimlich und interessant macht, denn man versucht ständig, einen eindeutigen Hinweis zu finden. Die Autorin versteht es sehr geschickt, immer wieder falsche Spuren zu legen, die aber durchaus nachvollziehbar sind und nicht aus der Luft gegriffen.

Hinzu kommt, dass Winter herrscht mit teilweise sehr tiefen Temperaturen,die dem hasserfüllten Geschehen noch das passende Umfeld geben.

Dieses Buch habe ich in kürzester Zeit gelesen, trotz seiner über 400 Seiten, da es mich total gefesselt hat. Die Spannung steigt im Laufe der Kapitel immer mehr. Es gibt einige Verdächtige, die sich aber dann doch wieder aus der Schlinge ziehen können, so dass das Buch zum Pageturner wird. Bisweilen habe ich gemeint zu erkennen, wer das nächste Opfer wird, aber wurde meist eines Besseren belehrt. Ganz spannend wird es dann, als man eine vielversprechende Spur erkennt, die mit der Vergangenheit zweier Kommissare eng verbunden ist.

Die meisten Personen sind überzeugend beschrieben, sei es in ihrer Trauer, ihrer Wut, ihrem Engagement oder ihrem Ehrgeiz. Kommissar Benthien ist ein Sympathieträger, er ermittelt meist ruhig und überlegt, er hat ein gutes Verhältnis zu seinem Team, und sie respektieren ihn. Er ist geschieden und lebt momentan mit seinem Vater zusammen. Er hat eine Liaison mit seiner Kollegin Lilly begonnen, die ihn aber öfters hintergeht. Diese Beziehung ist auch das einzige, was mich an diesem Buch stört. Muss denn wirklich in fast jedem Krimi aus dem Ermittlerteam ein Paar zusammenkommen? Das ist doch im wirklichen Leben auch nicht so und bildet für mich ein vermeidbares Klischée.

Ich kann aber durchaus darüber hinwegsehen,denn dieser Nordseekrimi hat mich überzeugt. Er ist spannend, überwiegend realitätsnah und lädt zum Miträtseln ein. Im Vergleich mit anderen Küstenkrimis, wovon ich bereits so einige gelesen habe, schneidet er bestens ab. Deshalb möchte ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, nicht nur für Nordseefreaks!

Bewertung vom 01.02.2018
Zijl, Annejet van der

Die amerikanische Prinzessin


gut

Dieses Buch beschreibt das Leben von Allene Tew mit all seinen Höhen und Tiefen zu der Zeit, als Amerika bedeutend wurde und immer mehr Auswanderer anlockte.
Es ist ein ständiger Kampf um Anerkennung in der Gesellschaft, gerade als Frau. Sie meistert diese Rolle, indem sie ständig neue Beziehungen eingeht, die ihr Anerkennung in der 'Society Liste' versprechen. Sie heiratet fünfmal, meist nicht aus Liebe, sondern aus taktischen Überlegungen. Ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein und ihre Kämpfernatur ebnen ihr den Weg.
Für die damalige Zeit ist sie sehr emanzipiert und präsentiert dies auch ihrer Umwelt. Sie erleidet schlimme Schicksalsschläge, besonders hart ist der frühe Verlust ihrer leiblichen Kinder. Aber sie steht immer wieder auf und kämpft sich durch. Sogar noch im Alter findet sie Wege, um im Gespräch zu bleiben.
Es handelt sich jedoch nicht um einen historischen Roman, sondern um eine Biographie dieser ungewöhnlichen Frau, die teilweise spannend ist, aber in weiten Bereichen auch langatmig, wenn sie mal wieder ein neues Haus kauft und dieses neue Haus in allen Details beschrieben wird zum Beispiel. Oder wenn die zahlreichen Urlaubsfahrten geschildert werden....Anfangs fand ich es noch interessant,danach habe ich diese Stellen nur noch überflogen,denn es ist für mich ohne Lesewert, wie viele Badezimmer das neue Haus nun wieder hat, wie die Zimmer gestaltet werden und wer in der Nachbarschaft wohnt. Auch der historische Hintergrund ist für mich manchmal zu ausführlich und hätte gekürzt werden können, z.B. die detaillierte Schilderung der ersten Luftkämpfe im 1. Weltkrieg.
Sehr interessant sind die zahlreichen Fotos im Buch, denn so kann man sich die Personen und Örtlichkeiten noch besser vorstellen. Sie ergänzen die meisterhaften Beschreibungen der Autorin. Diese sind wirklich sehr detailliert und lassen keine Lücke offen.
Trotzdem war das Buch nicht uninteressant für mich, da es einen deutlichen Einblick in diese unstete Zeit bietet. Ich denke, dass die Autorin viel Recherchearbeit leisten musste, um diese Leistung zu erbringen.
Ich würde das Buch denjenigen Lesern empfehlen, die einerseits Biographien mögen und gleichzeitig fundierte historische Informationen wünschen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2018
Parsons, Tony

In eisiger Nacht / Detective Max Wolfe Bd.4


sehr gut

Wer steckt dahinter, wenn 12 Frauen, die von Frankreich aus nach Großbritannien eingeschleust werden, im Kühlwagen jämmerlich erfrieren? Diese Frage stellt sich Max Wolfe und seinem Team. Es gibt viele Spuren und Verdächtigungen, bis sich schließlich der Verantwortliche findet. Es geht um Mädchenhandel, Prostitution, Mord, Brandstiftung, illegale Beschäftigung usw. Gleichzeitig spielen chinesische Geheimbünde eine Rolle, denn die Toten werden in Londons Chinatown entdeckt.

Positiver Charakter auf Seiten der Ermittler ist Max Wolfe, der tatsächlich noch positive Gefühle zeigt, wie Mitleid oder Trauer. Er ist alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter und mag Hunde. Ganz anders seine Vorgesetzte Whitestone, die ihre eigenen Mitarbeiter für die Ermittlungen opfert, herzlos und eiskalt. Ein Mitarbeiter wird bei einem solchen Einsatz getötet, was sie auch nicht zu berühren scheint.

Auf Seiten der anderen Charaktere gibt es viele undurchschaubare Personen, die man erstmal nicht zuordnen kann, aber auch sehr negative Gestalten wie den Kopf des Flüchtlingslagers in Dünkirchen.

Der Autor versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen, wobei er viele falsche Fährten legt, erst am Ende erfährt man, wer für die Grausamkeiten verantwortlich ist und zu welchem Zweck. Ich zumindest war da schon überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Neugier war am Ende so groß, dass ich die letzten 100 Seiten in einem durch gelesen habe.

Was mir nicht so gefällt, ist der geringe Tiefgang mancher Ermittlungen, vieles wird von Kommissar Zufall aufgedeckt, wobei dies bisweilen sehr konstruiert wirkt, dies wird z.B. auch deutlich, als durch eine zufällige unbedeutende Beobachtung der Haupttäter ermittelt wird.

Hier würde man sich wünschen, dass der Autor mehr Ermittlungsarbeit beschreibt, damit man miträtseln und selbst Schlüsse ziehen kann. Was mir auch nicht gefällt, ist die Andeutung eines persönlichen Happy Ends im letzten Abschnitt. Dieses Klischee muss doch nicht sein!

Das Buch lässt sich gut lesen und enthält keine langatmigen Beschreibungen, im Gegenteil verläuft alles Schlag auf Schlag und nimmt teilweise rasante Züge an.

Ich würde das Buch jedem empfehlen, der spannende und kurzweilige Unterhaltung sucht, denn die bietet das Buch auf jeden Fall. Man muss allerdings berücksichtigen, dass so manche Ermittlung an der Oberfläche bleibt.

Also eine leicht eingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.01.2018
Sauer, Beate

Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1


ausgezeichnet

Wie meistert man sein Leben in eisiger Kälte, ohne eine Möglichkeit, ihr zu entkommen? In diesem Buch geht es nicht nur um temperaturbedingte Kälte, sondern auch um menschliche Kälte, durch den Krieg verloren gegangene Empathie, Misstrauen und Feinseligkeit, Missgunst und Denunziantentum.
In erster Linie geht es um einen Mord an einem Schwarzhändler im strengen Nachkriegswinter 1946/47. Ein Junge hat den Mord beobachtet, hüllt sich aber aus Angst in Schweigen, so dass die britische Besatzungspolizei nicht weiterkommt. Leutnant Richard Davies holt sich Friederike Matthée, von der Weiblichen Polizei, zu Hilfe, um den rätselhaften Mord zu klären, dem bald noch ein zweiter Mord folgt.
Im Laufe der Ermittlungen kommen viele böse Machenschaften der Nazis, aber auch von Privatpersonen ans Tageslicht, das Geschehen wird immer komplexer. Zum Ende hin löst sich aber alles auf und man versteht die Zusammenhänge.
Das Buch liest sich gut, die Spannung entwickelt sich vehement, so dass es für mich zum Pageturner wurde. Sehr interessant fand ich den historischen Bezug, ich habe sehr viel Hintergrundwissen zu dieser schwierigen Zeit der deutschen Geschichte erhalten, ergänzend zu meinem Schulwissen und den Informationen, die ich von Eltern und Verwandten bekommen habe.
Die Protagonistin Friederike Matthée ist mir sehr sympathisch, sie macht zunächst ihren Job nicht gern, sondern nur um ihr Zimmer halten zu können. Aber in der Praxis stellt sich heraus, dass sie ein gutes kriminelles Gespür hat, und sie fängt an, ihren Beruf zu mögen. Sie kommt aus Ostpreußen und hat Schlimmes auf der Flucht erlebt. Man ahnt bereits, worum es geht, erfährt die Umstände aber erst später. Als ehemalige 'Tochter aus gutem Hause' ist sie psychisch sehr angeschlagen und fühlt sich schwach, sie fragt sich, warum sie sich nicht besser durchsetzen kann, erst in äußerster Gefahr erlernt sie diese Fähigkeit wieder.
Auch Leutnant Richard Davies, mit dem Friederike zusammen arbeitet, hat ein schweres Schicksal hinter sich. Vordergründig ist er freundlich und kooperativ, hat aber immer wieder Phasen, in denen er unnahbar und grüblerisch erscheint. Auch hier erkennt man die Ursachen später, und dann spitzt es sich auch gefährlich zu. Er ist Friederike aber wohlgesonnen und stärkt sie in ihren Aufgaben.
Zunächst fand ich die vielen Namen etwas verwirrend, aber man bekommt immer wieder den Bezug geliefert. Ansonsten ist mir nichts negativ aufgefallen, ich bin rundherum zufrieden und stark beeindruckt von diesem Buch. Ich habe mich in diese Zeit hineingesetzt gefühlt und kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Es kann sowohl Krimi-Fans ansprechen als auch historisch Interessierte. Themen wie Judenhass und Denunzierung politisch Abtrünninger sind auch hier Gegenstand des Geschehens.
Ich hoffe auf weitere Bücher dieser mir bislang unbekannten Autorin.