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Sabine
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 410 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2014
Ness, Patrick; Dowd, Siobhan

Sieben Minuten nach Mitternacht


ausgezeichnet

Lange bin ich um das Buch herumgeschlichen, dachte ich doch, es sei ein Fantasy-Buch – doch das ist es bei weitem nicht! Meine Neugier hat dann irgendwann gesiegt und ich habe doch zu diesem toll gestalteten Buch gegriffen – zum Glück, denn nun bin ich froh, es endlich gelesen zu haben.

Schon bald war klar, dass das Monster im Buch kein einfaches Fantasy-Wesen ist, das dem kleinen Conor etwas Böses will – ganz im Gegenteil, es erzählt Geschichten und begleitet den 13-Jährigen, der seit der Behandlung seiner Mutter große Verantwortung trägt und der kranken Frau hilft, wo er nur kann. Als seine Mutter dann wieder ins Krankenhaus muss, weil es immer schlechter geht und die Behandlung nicht anzusprechen scheint, muss Conor zu seiner Großmutter ziehen – und eigentlich weiß er genau, was das zu bedeuten hat, doch er kann es einfach nicht zulassen. Erst das Monster zeigt ihm einen Weg, das Unausweichliche auszusprechen und dann auch zu akzeptieren.

Die Sprache im Buch ist zwar einfach und schlicht, aber eindringlich und erzeugt eine tiefgehende Atmosphäre. Dazu trägt sicherlich auch die tolle Gestaltung des Buches bei – auf vielen Seiten sind Skizzen, die zum Inhalt passen, dann sogar ganze Doppelseiten mit den eindrücklichen Zeichnungen rund um das Monster. Lange hab ich mir manche Bilder angeschaut, immer wieder gab es etwas Neues in ihnen zu entdecken.

Das Buch hat mich sehr gefesselt, nicht weil es eine rasante Handlung hat oder sehr spannend ist – ganz im Gegenteil: dieses leise Buch löst etwas in mir aus, regt zum Nachdenken an, stimmt traurig und gibt dennoch Kraft – manch einem würde ich auch gerne ein Monster wünschen, das begleitet und hilft, das Unausweichliche zu akzeptieren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


sehr gut

Mich hat dieses Buch überzeugt! Die Geschichte beginnt mit dem Amoklauf und gleich bin ich mittendrin im Geschehen, kann die Angst und Verzweiflung von Miriam spüren. Danach flacht zwar die Spannung ab, dennoch bleibt das Buch packend und schockierend. Selten habe ich die Gefühle einer Protagonistin so nachvollziehen können wie in diesem Buch, Miriams Verzweiflung, ihren Ringen mit sich selbst, ihre Zerrissenheit wird so plastisch dargestellt, dass ich sie wirklich spüren kann.

Dabei drehen sich Miriams Gedanken um immer die gleichen Themen - hätte sie sich um Tobi kümmern müssen und ihn vielleicht retten können, trägt sie selber eine Mitschuld an dem ganzen Amoklauf durch ihre Äußerungen und Aktionen dem Amokläufer gegenüber und natürlich die Frage, wie sie mit dieser Schuld und ohne Tobi überhaupt weiterleben kann und soll.

In Rückblenden bekomme ich Einblick in das Leben Miriams vor dem Amoklauf – sie ist ein ganz normaler Teenager, mit ihren Freundinnen will sie die Welt erobern, mit Tobi ihr ganzes Leben teilen und mit der Situation zuhause – ihre Mutter hat sie verlassen und sie lebt mit ihrem Vater – hat sie sich gut arrangiert.

So kann ich dann auch ihren ganzen Verlust nach dem Amoklauf verstehen, denn nicht nur ist Tobi tot, auch ihren Freunde hat sie verloren, denn jeder ist zunächst mit sich beschäftigt und muss erst lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Dies dauert – doch auch Miriam öffnet sich erst nach und nach ihrer Familie und ihrer Psychologin und auch wenn sie selber das Gefühl hat, niemals mehr ein normales Leben führen zu können, ist ihre Entwicklung wirklich toll – und vor allem auch glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt.

Dabei hilft ungemein der Schreibstil von Anna Seidl, die beim Schreiben des Buches gerade mal 16 Jahre alt war. Mit kurzen, zum Teil abgehackten Sätzen beschreibt sie das Geschehen und die Gefühle Miriams, dabei ist die Sprache sehr jugendlich und umgangssprachlich. Das macht das Ganze für mich authentisch und glaubhaft.

Ich habe beim Lesen mit Miriam gelitten und gefühlt, vielleicht hätte ich mir ein paar mehr Seiten gewünscht, auf denen das Geschehene, die Gefühle und die Entwicklungen der verschiedenen Menschen beschrieben und aufgearbeitet wird.

Mein Fazit
Ein toller Roman über die Auswirkungen eines Amoklaufs – hier jedoch wird nicht der Täter beleuchtet, sondern die Opfer, und die haben ein ganz schön großes Päckchen zu tragen. Glaubhaft und authentisch erzählt Anna Seidl die Geschichte Miriams – ihre Gefühle, ihre Verzweiflung und letztlich ihren Weg in ein anderes, neues Leben. 4,5 Sterne von meiner Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2014
Weiß, Sabine

Hansetochter


sehr gut

Der Einstieg in diesen historischen Schmöker ist spannend und macht direkt Lust auf mehr, erfährt man doch im Prolog von einem Besuch Henrikes in einem Hurenhaus – jedoch als Junge verkleidet. Warum es zu diesem Besuch kommt, erfährt man aber erst 500 Seiten später, so dass über dem ganzen Roman eine Spannung und Neugier liegt, wie es denn nun zu dieser Situation gekommen ist.
Das Buch liest sich sehr flüssig, es gibt viele Beschreibungen, insbesondere von Alltäglichkeiten und Handelsbeziehungen, aber auch von der Hansestadt Lübeck und der Umgebung. Manches war mir zu langatmig und hat den Roman ein bisschen in die Länge gezogen, gerade aber der Handel hat mich sehr interessiert und mir viele Informationen geliefert. So konnte ich mir alles genau vorstellen und war mitten in der Geschichte drin.
Die Charaktere sind zwar an vielen Stellen sehr stereotyp gehalten, dennoch sind sie mir ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gefiebert. Die junge Kaufmannstochter Henrike ist ein liebes und gutmütiges Mädchen, das wissbegierig vieles aus dem Handelsbereich lernen durfte und nun nach dem Tod ihres Vaters sehr unter der Gewalt und Brutalität des neuen Vormunds, ihrem Onkel, zu leiden hat. Sie ist mir wirklich sehr sympathisch, auch wenn sie manchmal ein wenig naiv an die Sache herangeht. Dennoch bewundere ich ihren Mut, sich gegen ihren Onkel zu stellen, wohl wissend, dass sie damit wieder neue Strafen und letztlich auch Leben riskiert.
Adrian, ein belgischer Kaufmannssohn, der in Verhandlung mit Henrikes Vater stand, ist auch ein mir sympathischer Charakter, obwohl er ein bisschen wie ein Held in der ganzen Geschichte wirkt und keine schlechten Eigenschaften zu besitzen scheint. Aber ich mochte sein Beharren, sich in Lübeck einen guten Namen zu machen und natürlich auch seine Bemühungen, mit Henrike den Kampf gegen ihren Onkel zu bestehen.
In dem Roman tauchen noch viele weitere Personen auf, manche davon haben tatsächlich gelebt, manche sind nur erdacht, aber geschickt in den historischen Rahmen eingewebt. Durch ein vorgestelltes Personenregister verliert man trotz der vielen Menschen jedoch nie den Überblick.
Gewünscht hätte ich mir noch eine Karte insbesondere der Seewege und der Handelsrouten, Platz genug hätten die Innenseiten der Klappbroschur ja geboten.

Mein Fazit
Ein angenehm und flüssig zu lesender historischer Roman, der im Milieu der Kaufmänner aus der Hansestadt Lübeck angesiedelt ist. Die Geschichte um Henrike, Simon und Adrian ist interessant und spannend und ganz nebenbei lernt man auch ein bisschen über die Blütezeit der Hansestadt im späten Mittelalter. Mag man also historische Romane und kann sich auch mit vielleicht etwas langatmigeren Beschreibungen anfreunden, dann kann ich dieses Buch durchaus empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2014
Friend, Natasha

Sieh mich an


sehr gut

Ein schöner Jugendroman mit einer wertvollen Botschaft! Mich hatte der Klappentext angesprochen und die Leseprobe dann überzeugt – ich wollte das Buch um die junge Lexi, die durch einen Unfall im Gesicht verletzt wird und dadurch ihre makellose Schönheit verliert, unbedingt lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch liest sich sehr angenehm durch den einfachen und der Zielgruppe angepassten Schreibstil. Es ist aus der Sicht der Protagonistin Lexi in Ich-Form geschrieben, das gibt die Möglichkeit, sich in die Person hineinzuversetzen und ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen.

Lexi ist ein typisches amerikanisches Mädel, das sich über Schönheit und Coolness definiert. Anfangs mochte ich sie gar nicht, eben genau wegen ihrer Oberflächlichkeit, doch im Laufe der Geschichte ist sie mir zunehmend ans Herz gewachsen. Lexi macht eine wenn auch schmerzhafte, so doch sehr wertvolle Entwicklung durch und wird vom egoistisches oberflächlichen Mädel zu einem selbstbewussten und verantwortungsvollen Teenager. Doch der Weg ist steinig und nur langsam krabbelt sie aus ihrem Tief und erkennt, dass eine innere Schönheit viel mehr wert ist als die reine Äußerlichkeit.

Es geht in diesem Buch um Freundschaft und Familie, um äußerliche Schönheit und innere Stärke und nicht zuletzt auch um die Liebe – ein schönes Buch mit einer wertvollen Botschaft – verpackt in eine ansprechende Geschichte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2014
Montefiore, Santa

Der Geisterbaum


ausgezeichnet

Wow – endlich mal wieder ein Buch, in das ich eingetaucht und versunken bin! Zwar bin ich schlecht in die Geschichte reingekommen und die ersten 100 Seiten waren für mich sehr schleppend, aber der Rest des Buches hat mich so sehr gefesselt, dass ich den mühsamen Einstieg verschmerzen konnte.
Der Schreibstil der Autorin hat mir dabei von Anfang an gut gefallen – er ist angenehm und flüssig zu lesen. Beschreibend da, wo Bilder vor meinem Auge entstehen sollen, prägnant und bündig dort, wo es keiner ausführlicher Beschreibungen braucht. Für mich war es wie ein Film, in dem ich mitgespielt habe, ich fühlte mich als der Teil der großen Familie in Argentinien, schien auf der Familienranch Santa Catalina genauso zu Hause wie die Protagonisten.
Leider waren die ersten 100 Seiten sehr mühsam zu lesen, zum Einen weil die sehr große Familie vorgestellt wird, zum Anderen, weil es viel um Pferde und das Polospiel geht. Beides hat mich nicht so angesprochen. Ich konnte jedoch die drei Protagonisten Sofia, Santi und Maria kennenlernen – die mich dann durch das ganze Buch begleitet haben. Dann ist beim Lesen plötzlich der Knoten geplatzt und ich war drin in der Geschichte.
Die Charaktere sind alle toll gezeichnet, sie wirken echt und lebensnah, weil sie Ecken und Kanten haben und nicht einfach nur gut oder schlecht sind. Und das gilt nicht nur für die Hauptcharaktere, sondern auch für die Nebenfiguren – das hat mir wirklich sehr gut gefallen und hat mich mitfühlen lassen in der ganzen Tragödie.
Dabei ist mir Sofia noch nicht mal sonderlich sympathisch. Gerade zu Beginn war sie mir zu anstrengend, zu egoistisch und ihr ständiges Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, hat mir nicht gefallen. Sie ändert sich aber im Verlauf der Geschichte und wächst mir dann doch ans Herz, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer verstehen und nachvollziehen konnte. Ihre beste Freundin und Cousine Maria ist dagegen zunächst ein wirklich liebes Mädchen, aber im Verlauf der Geschichte zeigt sie Gefühl und Schwäche, was sie zwischenzeitlich in ein anderes Licht rückt, sie jedoch menschlich erscheinen lässt. Im letzten Drittel aber glänzt sie durch eine Stärke, die ich bewundernswert fand und hat damit einen Platz in meinem Herzen ergattert. Ich könnte jetzt noch über viele Charaktere schreiben, doch das würde den Rahmen sprengen. Für mich waren sie aber alle sehr echt und zeigten im Laufe der Geschichte, die über etwa 25 Jahre spielt, Entwicklung.
Nur wenig werden politische Ereignisse in die Geschichte eingebaut, nur grob ein Rahmen geschaffen. Das hätte vielleicht interessant sein können, mir hat es aber nicht gefehlt und die wenigen Informationen über das Regime und die vorherrschende Diktatur haben mir im Rahmen dieser Familiengeschichte völlig gereicht.

Mein Fazit
Ich liebe Familiengeschichten und „Der Geisterbaum“ hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ein warmes und sehr emotionales Buch, Charaktere, wie sie das Leben schreibt und eine wunderbare Kulisse, die zum Abtauchen einlädt. Durch den sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin und der Wälzer war trotz der vielen Seiten viel zu schnell beendet. Einen halben Stern Abzug gibt es nur für den schleppenden Anfang – aber auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch! 4,5 Sterne.

Bewertung vom 13.02.2014
Isau, Ralf

Die Träume des Jonathan Jabbok


sehr gut

Mir hat es gefallen! Ich bin kein eingefleischter Fantasy-Leser, aber in diese von Ralf Isau geschaffene Welt konnte ich prima ein- und abtauchen. Er schafft ideenreiche Landschaften, die sich durch die tollen Beschreibungen wie ein Film vor meinen Augen abspielen. Auch die geschaffenen Figuren und Gegenstände mochte ich sehr – alles mit einem Hauch Magie, die mich anspricht und nicht zu viel des Guten ist. Die Figuren sind vielleicht eindimensional, aber sie vermitteln Werte. Es gibt treue und starke Freunde, natürlich auch durchtriebene und böse Feinde. Gerade aber die Freundschaft, die Treue und Loyalität haben mir sehr gefallen. Während Yonathan mir wirklich sehr sympathisch ist und ich mit ihm mit fieberte auf seinen Abenteuern, ist Jonathan manches Mal sehr altklug und vielleicht dadurch ein bisschen anstrengend. Oft aber sind durch seine altkluge Art auch Situationen entstanden, die mich haben schmunzeln lassen und die dem ganzen Buch auch wieder etwas Lustiges geben. So möchte ich also auch auf diesen Charakter im Buch nicht verzichten. Letztlich aber spielt der Großteil der Geschichte in Jonathans Träumen, in dem man den wirklichen liebenswerten Yonathan auf seinen Abenteuern begleitet.

Das Buch liest sich leicht und flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichte ist spannend und rasant und endet (natürlich) eher offen – ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt, wie es mit den Jungs weitergeht.

Mein Fazit
Mir hat es gefallen! Die erschaffene Welt ist einfallsreich und liebevoll gestaltet, die Geschichte liest sich flüssig und spannend und die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Klar – es ist ein Kinder- und Jugendbuch, aber ich hatte Spaß beim Lesen und werde Yonathan auf jeden Fall weiter begleiten!

Bewertung vom 09.02.2014
Link, Charlotte

Die letzte Spur


sehr gut

Mir hat das Buch sehr gut gefallen – vielleicht ist es nicht der beste Roman der Autorin, aber ich wurde gut unterhalten. Es war spannend und fesselnd von Beginn bis Ende, die Charaktere waren gut ausgearbeitet, es gab mehrere Handlungsstränge, denen ich aber gut folgen konnte und die am Ende geschickt miteinander verbunden waren, und der Schreibstil war – wie immer bei Charlotte Link – zwar eher einfach gehalten, aber sehr angenehm zu lesen und vermochte mich zu fesseln.

Ich mag es einfach, wenn Romane auch Thriller-Elemente haben und so war ich auch mit diesem Buch gut beraten. Das eigenartige Verschwinden der Elaine ist ja schon rätselhaft genug, aber immer wieder tauchten neue Hinweise auf, die die Journalistin Rosanna und natürlich auch den Leser auf andere Fährten lockten. Die eine oder andere war vielleicht ein bisschen vorhersehbar und auch gegen Ende waren mir zu viele Zufälle im Spiel, dennoch war es spannend. Ich habe mit Rosanna gerätselt und gefiebert – natürlich nicht nur über das Verschwinden von Elaine, sondern auch über ihre persönliche Lage – wird sie sich für ihren Ehemann entscheiden oder doch ein neues Leben an der Seite Marcs beginnen? Ich fand ihre Geschichte geschickt in die Handlung eingewoben und auch das Ende konnte mich überzeugen, denn mir war es einleuchtend und authentisch.

Rosanna war durchaus eine sympathische Protagonistin, auch wenn ich nicht immer mit ihr einer Meinung war. Die Figur war aber in sich schlüssig und gut ausgearbeitet – genau wie die anderen Figuren der Geschichte. Es gibt nicht nur gut oder böse, sondern Menschen mit Ecken und Kanten. Das hat die Geschichte für mich glaubhaft gemacht.

Mein Fazit
Überzeugende Figuren, eine interessante Geschichte, das ganze fesselnd und spannend von Anfang bis Ende – ich war wirklich gut unterhalten und habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Gerne werde ich zu weiteren Büchern von Charlotte Link greifen – für dieses hier gibt es 4 Sterne.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2014
Wood, Barbara

Spur der Flammen


sehr gut

Das Buch ist spannend, es beginnt schon direkt rasant und die Spannung hält dich fast im gesamten Buch. Die immer wieder eingestreuten Rückblicke in die Zeitgeschichte lockern das Ganze auf und tragen zur Lösung des Rätsels bei. Gerade diese Passagen fand ich sehr interessant, auch wenn ich hier immer ein wenig Zeit braucht, um mich in der jeweiligen Epoche – die immer wieder wechselte und sich langsam an die Neuzeit heranschlich – zurechtzufinden.

Nur selten habe ich Passagen als langatmig empfunden und diese wurden dann auch rasch wieder abgelöst durch eine rasante Verfolgungsjagd oder eine andere spannende Situationen.

Der Schreibstil ist fesselnd und gut zu lesen, die Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Geschichte konnte mich überzeugen, auch wenn das Finale vielleicht ein bisschen abstrus und zu aufgebauscht erscheint. Dennoch fand ich es passend, geht es doch schließlich auch um eine große Sache mit nicht abzusehenden Konsequenzen.

Die Protagonistin Candice fand ich eine angenehme Person, nicht eine klassische Heldin, sondern eher eine Kämpferin aus Ideologie, die leider bislang nicht von ihren Kollegen erkannt und ausreichend geschätzt wurde. Dass sich zwischen ihr und Glenn eine Liebschaft entwickeln würde, war klar, dennoch fand ich das nicht störend, sondern angenehm in die spannende Geschichte eingebunden. Denn genau die stand während des ganzen Buches im Vordergrund. Die Charaktere waren manches Mal vielleicht ein wenig schlicht gezeichnet, aber gerade Clarice und Glenn fand ich wirklich sympathisch und konnte mit ihnen mitfiebern.

Imponiert hat mir im Verlauf des Buches der größenwahnsinnige Philo, der zunächst als komische Figur daherkommt, dessen Beweggründe man dann aber doch rasch erkennen kann. Ihn fand ich – wenn auch überzogen – doch gut gezeichnet in seinem Wahn und der folgenden bitteren Erkenntnis.

Mein Fazit
Barbara Wood weiß, ihre Leser zu fesseln – mir hat das Buch gefallen. Zwar keines, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird, aber eines, dass mich gut unterhalten hat und spannend zu lesen war. Trotz aller Vorurteile sollte man ihr vielleicht ein Chance geben – von meiner Seite 4 Sterne.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2014
Shpancer, Noam

Der gute Psychologe


gut

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, denn es lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut, nachdem mir „Der glücklose Therapeut" sehr gut gefallen hatte. Doch diesmal fehlt mir einfach der rote Faden – ich fühle mich rein geschmissen in eine Geschichte, die einfach irgendwo anfängt und wieder aufhört, aber keinen wirklichen Anfang oder gar ein Ende hat.

Eigentlich sind es drei Erzählstränge, die nebeneinander laufen. Ein Teil handelt von der „Vier-Uhr-Klientin“, eine junge Frau mit einer Angststörung, die sich beim namenlosen Ich-Erzähler zur Therapie vorstellt. Hier merkt man biographische Züge des Autors, der Einblick gibt in die verschiedenen Therapiestunden, wie sie aufgebaut sind und was sie machen – sowohl mit der Klientin als auch dem Therapeuten.

Der zweite Erzählstrang ist der Therapeut selber, seine Beziehung zu Nina, die er immer wieder kontaktiert, um vordergründig über seine Klientin zu sprechen, eigentlich aber eine unglückliche und einseitige Liebesbeziehung darstellt, von der sich der Therapeut weit mehr verspricht als er kriegen kann.

Und zuletzt bekommt man auch noch Einblicke in den Studentenunterricht, den der Therapeut abends hält. Diese Abschnitte fand ich zwar interessant, da sie Einblicke in die (für mich) Tiefen der Psychologie und die Möglichkeiten des therapeutischen Gesprächs gibt, aber auch sehr anstrengend zu lesen, da ich mich zum Teil wirklich sehr konzentrieren musste, um den Gedanken zu folgen – also nichts, um mal „entspannt drüber zu lesen“.

Als Buch über die Einblicke in die Arbeit eines Therapeuten hätte es mir wahrscheinlich gut gefallen, als Roman dagegen funktioniert dieses Buch aus meiner Sicht nicht. Dafür waren mir einzelne Passagen zu langatmig und zu wenig unterhaltsam. Dabei liest sich das Buch eigentlich angenehm, der Schreibstil ist trotz der vielen Gedankengänge angenehm zu lesen, manches Mal nur mochte ich die vielen Dialoge nicht, die mir immer wie Schlagabtäusche vorkamen – ein Hin und Her von Fragen und Antworten – von Ideen und Gedanken. Das war mir einfach manchmal zu viel und überfrachtet.

Die Figuren des Romans sind mir alle etwas fremd geblieben, nicht weil sie flach gestaltet waren, ganz im Gegenteil. Eher fehlte mir die Herzlichkeit bei den Figuren, die Lebenslust, irgendetwas, was ich als liebenswert empfand. Der Therapeut ist zwar interessant und hat auch vieles mitzuteilen, aber irgendwie sehe ich ihn halt nur in seiner Funktion als Therapeuten oder Psychologen, aber leider nicht als Menschen. Schade. Nur der Student Eric war klasse – er hat eine zwar schnoddrige, aber ehrliche Art und sagt, was er denkt. Er hat etwas Bodenständiges, was mir sehr gut gefallen hat.

Positiv möchte ich aber noch erwähnen, dass ich beim Lesen wirklich etwas gelernt habe. Mit Angststörungen habe ich mich zuvor nicht beschäftigt, drum war dieser Einblick in das Wesen der Störung sehr interessant und aufschlussreich. Auch wie sich eine Therapie gestaltet, wie sie abläuft und was sie mit dem Klienten (und auch Therapeuten) macht, fand ich sehr interessant und nehme dies als positive Essenz aus der Lektüre des Buches.

Mein Fazit
Für Psychologie-interessierte Laien ist dieses Buch sicherlich interessant, denn man lernt einiges über Angststörungen, die Welt der Psychologie und den Ablauf einer Therapie – als Roman jedoch hat dieses Buch für mich leider nicht funktioniert – zu langatmig, ohne rechten roten Faden und für mich eher konstruiert. Mit ein bisschen weniger Theorie und einer etwas packenderen Story hätte mir das Buch deutlich besser gefallen, so vergebe ich leider nur 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Schlink, Bernhard

Der Vorleser


sehr gut

Ein sehr interessantes Buch mit seinen grad mal gut 200 Seiten, das mich beim Lesen zwar unterhalten hat, aber auch jetzt noch nachhallt und mich nicht loslässt. Viele verschiedene Themen werden in dem Buch behandelt, doch immer wieder geht es um Schuld und Sühne, um Würde und Scham. Dabei ist das Buch nicht anklagend oder wertend, sondern bietet einfach nur eine Schilderung der Dinge. Spannend aber, was das Erlebte mit den Menschen macht, und hier steht der Vorleser im Mittelpunkt, dessen ganzes Leben geprägt ist von seiner frühen Liebesbeziehung zu Hanna und ihrem späteren Widersehen im Gerichtssaal.
Beeindruckt hat mich der Schreibstil Schlinks, der einfach wirkt durch seine klaren und kurzen Sätze, dabei immer sachlich und deskriptiv bleibt und das Ganze zu einem distanzierten Schreibstil macht, der sich aber fantastisch lesen lässt. Dabei werden sowohl Alltäglichkeiten beschrieben, wie zum Beispiel das schon als Ritual anmutende „baden – vorlesen – sich lieben“, aber es werden auch tiefsinnige Gedanken verfolgt und analysiert. Und trotz des ganzen Philosophierens über Scham, Schuld und Sühne kommt der Vorleser für sich zu keiner Lösung. Einzig bleibt, dass er nicht von dieser Frau lassen kann und diese frühe Liebesbeziehung sein ganzes Leben beeinflusst hat.
Ich konnte mich gut auf das Buch einlassen und mochte den Erzählstil. Die Charaktere sind mir nicht sonderlich sympathisch, aber ähnlich wie den Vorleser beschäftigen auch mich die Themen, die die Lebensgeschichte Hannas bei ihm auslöst. Und dieses Beschäftigen reicht weit über das reine Lesen des Buches hinaus – noch immer lässt es mich nicht los und macht etwas mit mir. Wer also bereit ist, sich darauf einzulassen und nicht nur eine Liebesgeschichte oder einen Bewältigungsroman der Nazi-Zeit sucht, dem würde ich dieses Buch empfehlen.

9 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.