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buchina
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Mainz

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Insgesamt 228 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2015
Pax, Rebekka

Septemberblut


weniger gut

Los Angeles, ein „junger“ natürlich gutaussehender Vampir bekommt den Auftrag von seinem Meister sich eines gefährlichen Messers zu bemächtigen. Dieses Messer bedeutet für alle Vampire große Gefahr, weshalb sie es auch nicht selbst benutzen können, sondern es kann nur durch einen Menschen bedient werden. Der letzte Hüter des Messers wurde getötet und vererbte es seiner Schwester Amber. Julius, der gutaussehende Vampir muss nun Amber für sich gewinnen, was ihm nicht schwer fällt, denn er verliebt sich Hals über Kopf in sie. Leider fehlt ihm die Zeit sie langsam zu verführen, denn ein rivalisierender Vampirclan will denn allgemeinen Frieden unter den Vampiren stören und die alleinige Macht, auch mit Hilfe des Messers. Eine Besonderheit ist, dass dieser Vampirroman aus Sicht des Vampirs Julius in der ich-Form geschrieben ist. Sein Denken und Handeln, vor allem mit den Rückblicken in seine Vergangenheit, wurde für mich verständlicher. Auch die für mich erst schwer zu definierende Verbindung zu seinem Meister. Zum Beginn des Buches eröffneten sich mehrere interessante Handlungsstränge, die in ihrer Konsequenz nicht zu Ende geführt werden. Der Charakter Amber am Anfang noch gut beschrieben mit ihrer Trauer über den Tod des Bruders, wird am Ende immer weniger erwähnt. Ihre Handlungen sind für mich zum Teil unverständlich, so traute sie Julius fast gar nicht, um dann alles für ihn zu tun. Auch das Messer war am Anfang der Auslöser für alles und spielt dann nur noch eine geringe Rolle, woher die magische Kraft kommt, erfuhr ich auch nicht. Den Schauplatz in Los Angeles anzusiedeln, fand ich nicht sehr originell. Da lebten einfach schon zu viele Vampire. Ein Vampirroman spielend in NRW wäre für mich viel interessanter. Die Ideen und Ansätze waren gut, z.B. der Clanaufbau bei Vampiren mit einem Meister an der Macht und seinen Getreuen. Dass es eine enge Verbindung zwischen Menschen und Vampiren gibt, durch den Austausch von Blut, ist für mich als Lara Adrian Leserin nicht wirklich neu. Insgesamt fühlte ich mich bei einigen Ideen sehr an andere Fantasy-Literatur erinnert, was bei der Fülle von Vampirliteratur auf dem derzeitigen Buchmarkt wahrscheinlich kaum zu vermeiden ist. Insgesamt ein gut zu lesender Roman, der am Ende für mich noch nicht richtig strukturiert war. Nach dem Ende zu urteilen wird es sicherlich weitere Teile geben, die ich aber nicht unbedingt lesen werde.

Bewertung vom 13.01.2015
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


sehr gut

Eine Frau verschwindet, ihr Fall bleibt unaufgeklärt. Ein Inspektor überlebt knapp seinen letzten Fall und wird strafversetzt in eine neue Abteilung, die sich mit unaufgeklärten Fällen beschäftigt. Das sich ausgerechnet Inspektor Carl Morck den Fall der verschwundenen Merete herauspickt ist eher Zufall. Der Zufall heißt Assad und ist eigentlich nur sein neuer Gehilfe, wird aber immer mehr zu seinem Partner in diesem schwierigen Fall. Assad ist eigentlich sein Chauffeur und Mädchen für alles, aber er interessiert sich sehr für die Fälle, für die sich Morck kaum interessiert. Aber langsam fallen immer mehr Ungereimtheiten bei den damaligen Ermittlungen, so dass Interesse immer stärker wird. Aber nicht nur die Ermittlungsarbeiten führen zu einer großartigen Spannung, sondern das neben diesem Handlungsstrang gleichzeitig das Leben des Opfers Merete beschreiben wird und schließlich ihre Entführung. Das makabere daran ist, es gibt keine Erpressung oder Mord, nein, ihre unbekannten Entführer halten sie gefangen und geben ihr nur genug zu essen, damit sie am Leben bleibt. Die ganze Zeit stellt sich die Frage warum?! Die beiden Handlungsstränge werden zeitversetzt erzählt, während Meretes Leben 2002 beginnt, startet die Geschichte von Morck 2007. Im ersten Viertel wird der Vorgeschichte von Merete viel Zeit gelassen, wodurch man sich in das Opfer viel besser hineinfühlen kann. Gleichzeitig nähert sich Morck dem Fall fast zufällig immer näher an. Bis sie zwar zeitlich noch nicht zusammentreffen, aber vom Wissenstand des Falls. Es ist wirklich ein spannungsreicher Krimi mit vielen Handlungen, die durch die ereignisreiche Vorgeschichte sehr komplex sind, aber die Spannung nie abfällt. Die Verzweiflung von Merete war sehr gut beschrieben, ich konnte sie fast selbst fühlen. Sehr gut, dass auch das Opfer so komplex beschrieben wurde. Ein kleiner Minuspunkt von mir: ich fand es schade, dass die Frage des „Warum“ relativ schnell aufgelöst wurde. Ich persönlich rätsele gerne bis zum Ende mit. Ich freue mich dennoch sehr auf den nächsten Fall von Morck!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2015
Woodhead, Patrick

Der Wolkentempel


sehr gut

Als erstes würde ich diesen Roman nicht als einen Thriller, sondern einen Abenteuerroman bezeichnen. Nicht, dass er nicht die nötige Spannung hat, aber typische Thriller-Leser wären vielleicht sehr überrascht. Die Geschichte beginnt mit einer grausamen Szene in China der 50er Jahre mitten in der Kulturrevolution. Eine wichtige Bibliothek der Tibeter wird abgebrannt und die Mönche bestialisch ermordet. Szenenwechsel: 2005 zwei englische Bergsteiger versuchen in Nepal einen Gipfel zu erklimmen. Kurz vor dem Berggipfel erblickt einer der beiden Luca eine Bergpyramide. Zurück in England kann er diese Pyramide nicht vergessen und recherchiert. Nachdem er herausgefunden hat, dass es etwas mit den Heiligtümern der Tibeter zu tun hat, kehrt er mit seinem Freund zurück, um mehr herauszufinden. Neben der Geschichte der Bergsteiger, folgt parallel ein weiterer Handlungsstrang. Der chinesische Sicherheitsdienst wird beauftragt den Nachfolger des verstorbenen Panchen Lama zu finden. Die Reinkarnation ist ein kleiner Junge, der von den Tibetern versteckt wird. Der Panchen Lama ist neben dem Dalai Lama die höchste Autorität des tibetischen Buddhismus. Diese beiden Handlungsstränge hängen unmittelbar zusammen und verstärken das Tempo, was schließlich zu einem erbitterten Katz und Maus-Spiel führt. Neben der tibetischen Religion erfährt man einiges über die chinesische Tibet-Politik, aber auch über Bergsteigerlatein. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Der Spannungsbogen geht schnell steil nach oben und man kann am Ende das Buch kaum aus der Hand legen. An manchen Stellen wirkt die Geschichte etwas konstruiert. Aber der Autor findet immer wieder den Absprung, so dass der Roman nicht ins Fantastische abrutscht. Zu Beginn wirkte der Roman sehr klischeehaft auf mich, aber er gewinnt an Tiefe und liefert keine einfache Schwarz-Weiß-Zeichnung. Zu meinem Glück halten sich die Bergsteigerbeschreibungen im Rest des Romans zurück. Denn die langatmige Beschreibung der Gipfelbesteigung zu Beginn war für mich persönlich langweilig. Ein gutes Buch mit einem interessanten Thema.

Bewertung vom 13.01.2015
Le Carré, John

Verräter wie wir


sehr gut

Ein Universitätsdozent Perry und eine erfolgreiche Anwältin Gail im Urlaub auf Antigua. Beide könnten mit ihrem gemeinsamen Leben glücklich sein, aber irgendwas fehlt. Das Irgendwas tritt dann überraschend schnell in ihr Leben, in Form von Dima, einem russischen Geldwäscher. Dieser ist mit seiner Familie nach Antigua gereist, um eine Möglichkeit zu finden, sich und seine Familie zu retten. Denn sein Stern innerhalb der russischen Mafia ist im Absturz begriffen. Hilfe erhofft sich von Perry. Er soll mit dem britischen Geheimdienst in Kontakt treten und einen Deal aushandeln. Gail und Perry haben nun ihr gewünschtes Abenteuer, in das sie schneller als sie denken immer tiefer rutschen. Während der ersten ca. 100 Seiten des Romans ist Konzentration gefragt. Sehr ausführlich zeichnet der Autor seine Protagonisten und erzählt die Handlung in Rückblicken, getragen durch ein Verhör. Dementsprechend ist der Sprachstil, typisch für le Carré sehr sachlich und nüchtern. Nachdem die Handlung so langsam dahinplätschert und man immer mit dem schlimmsten rechnet, gewinnt sie nach und nach immer mehr an Fahrt. Der Spannungsbogen steigt nach einer langen Ruhephase steil an. Wobei die Charaktere Gail und Perry dabei ein wenig an Tiefe verlieren. Im Gegensatz dazu die Person Dima, die trotz ihrer verbrecherischen Vergangenheit immer sympathischer wird. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen. Und wenn man le Carré kennt, kann man sich schon auf den letzten Metern das Ende gut vorstellen. Deshalb richtig überrascht war ich nicht. „Verräter wie wir“ ist ein sehr gut geschriebener Roman, der hinter den alltäglichen Wahnsinn der mafiösen Strukturen und ihre Vernetzungen in die Politik aufzeigt. Anspruchsvolle Kost, bei der man aufmerksam lesen muss, um diese Strukturen und den Verrat zu verstehen. Da le Carré gut recherchiert und die Wirklichkeit gern als Inspiration nimmt, kann man nur noch mit großer Skepsis die Nachrichten verfolgen. Empfehlenswert für alle, die komplexe Krimis mögen, aber nicht für Thriller-verwöhnte Leser, da sich die Spannung doch sehr langsam aufbaut. Im Gegensatz zu vielen anderen Meinungen muss ich deutliche Abstriche bei der Verarbeitung des Buches machen. Von außen sieht es edel aus mit schicken goldenem Einband. Aber alles nur Schein, die Seiten sind aus dickem billigem Papier, schlecht geschnitten mit rauen Kanten. Das Buch soll eindeutig gewichtiger wirken als es ist. Da Bücher für mich Gesamtkunstwerke sind, ist dies auch ein wichtiger Kritikpunkt.

Bewertung vom 13.01.2015
Drvenkar, Zoran

Du


ausgezeichnet

„DU“ Titel und Cover erregen sofort Aufmerksamkeit, nicht nur weil sie ungewöhnlich sind, sondern da man erst einmal kaum etwas damit anfangen kann. Die dunklen Farben deuten auf Grusel- und Thrillerelemente hin. Da das mein erster Roman von Zoran Drvenkar ist, habe ich mich wirklich auf meinen ersten Eindruck verlassen müssen. Für alle Drvenkar-Kenner ist er ja als bekannter Thriller-Autor bekannt. Ich stürzte mich also ohne irgendwelche Vorkenntnisse in diesem Roman. Den Klappentext sollte man besser auch nicht lesen, der verwirrt nur. Das erste Kapitel mit „Der Reisende“ überschrieben, erinnert sehr an einen typischen Thriller, indem man durch die Augen eines Massenmörders blickt und ihn so bei seinen Taten beobachten kann. Wie so oft begreift man die Grausamkeiten nicht, sondern kann nur hilflos dabei zusehen. Sehr ungewöhnlich und für mich auch verwirrend war die Ansprache „du“. Ich bin es gewohnt mit einem Ich-Erzähler oder aus der Beobachtung heraus der Handlung zu folgen, aber direkt angesprochen zu werden nicht. Ich habe mich aber sehr schnell daran gewöhnt und nach ein paar Seiten fiel es mir kaum noch auf. Szenenwechsel, Kapitel ist umschrieben mit „Ragnar“. Diese Überschriften über jedes Kapitel, die beschreiben aus welchem Blickwinkel man jetzt der Handlung folgt, bleiben im ganzen Roman bestehen. Ich brauchte sie auch, denn ohne diese wäre ich manchmal der Verzweiflung nahe gewesen. Denn durch die immer gleiche Ansprache mit „du“ konnte ich sonst kaum folgen, wem ich da folge. Ragnar scheint ein übler und brutaler Typ zu sein, der gerade seinen toten Bruder findet. Viel mehr erfährt man nicht oder kann mit den Informationen nicht viel mehr anfangen. Szenenwechsel, nächstes Kapitel „Stinke“. Der Spitzname einer jungen Frau oder besser Mädchens, die mit ihrer Mädchenclique die letzten Wochen bis zum Schulabschluss versucht rumzukriegen. Drei Handlungsstränge, die nicht zusammenzupassen zu scheinen und erst am Ende wirklich aufgelöst und zusammengeführt werden. Bis dahin wird man von Kapitel zu Kapitel in neue Situationen und Leben hineingeworfen, dazu kommen weitere Handlungsstränge, die erst einmal nur verwirrend sind. Innerhalb der ersten 50 Seiten war ich mir die ganze Zeit unsicher, ob mir der Roman überhaupt gefällt. Aber als ich immer mehr von den Charakteren erfuhr und verstand, konnte ich kaum aufhören. Denn die Handlung nimmt sehr an Geschwindigkeit zu. Die Zufälle sind oft so absurd, dass man nie mit ihnen gerechnet hätte und das ganze Handlungskonstrukt, das ich mir beim Lesen langsam aufgebaut hatte, bricht zusammen und ich musste von neuem beginnen. Zum Teil war die Handlung sehr unglaubwürdig. Aber was weiß ich, manchmal spielt das Schicksal einfach verrückt. Es wurde mir immer wieder klar es gibt keine schwarz/weiss, sondern nur viele Grautöne, auch dort, wo ich es auf keinen Fall erwartet hatte. Dazu tragen vor allem auch die Geschehnisse der Vergangenheit bei, die die Handlungen zum Teil erklären, aber erst nach und nach preisgegeben werden. Der Schreibstil ist ungewöhnlich aber gut. Zu jedem Charakter und Handlungsstrang findet Drvenkar die richtige Sprache, sei es bei pubertierenden Jugendlichen oder einem Angestellten mittleren Alters. Die Ansprache mit „du“ ist verwirrend, aber – wie gesagt – es fällt nach ein paar Seiten kaum auf. Ich kann den Roman jedem Thriller-Liebhaber nur empfehlen. Er ist ungewöhnlich und nicht nach den typischen Mustern gestrickt. Deshalb auch mindestens, die ersten 50-70 Seiten lesen und dann erst weglegen, wenn man dann immer noch nicht warm wird. Ein Minuspunkt muss ich am Ende doch noch hinzufügen, 100 Seiten weniger hätten dem Roman auch nicht geschadet, vor allem bei der Mädelsclique hätte man kürzen können.

Bewertung vom 13.01.2015
Läckberg, Camilla

Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5


sehr gut

Der Krimi beginnt wie so oft mit dem Fund einer Leiche. Dabei ließ die Autorin auch kaum ein ekliges Detail aus. Der Rest des Romans werden diese Details aber eher ausgespart und der Ekelfaktor hat schon zu Beginn seinen Höhepunkt erreicht. Die Leiche stellt sich als Erik Frankel heraus, einen pensionierten Geschichtslehrer, der sehr viel zu der Geschichte der Nazis forschte. Die einzigen Verdächtigen sind die Mitglieder einer rechtsradikalen Organisation, die mit seiner Forschung nicht einverstanden waren. Die Verbindung zu der Protagonistin Erica liegt in der Vergangenheit, denn Wochen vor dem Mord an Erik hatte sie ihm einen Naziorden zur Überprüfung gegeben, den sie in den Sachen ihrer Mutter fand. Besonders durch das distanzierte Verhältnis zu ihrer seit ein paar Jahren toten Mutter, ist Erica bemüht, mehr über ist zu erfahren. Bald wird klar, dass die Lösung des Mordes in der Vergangenheit liegt. Durch die von der Autorin gut gewählten Zeitsprünge in die Vergangenheit, genauer in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, erfährt man viel über das damalige Leben und inwieweit die Nazis auch in das Leben einer Kleinstadt in Schweden eingegriffen haben. Aber erst am Schluss kommt die ganze grausame Wahrheit heraus, die zu den Morden in der Zukunft führt. Neben der Aufklärung des Mordes, gibt es einige Nebenhandlungen, die Krimifans vielleicht ablenkend finden, ich aber sehr entspannend fand. Wie schwierig es für Männer ist, im Erziehungsurlaub wirklich 100prozentig die Verantwortung zu übernehmen oder wie der kauzige Bertil Mellberg plötzlich seine Liebe zu Salsa oder besser zur Salsalehrerin entdeckt, ist einfach süß. Durch diese Nebenhandlungen erhalten die Protagonisten mehr Tiefe und Menschlichkeit. Insgesamt ist das ein sehr guter Krimi, mit sympathischen Protagonisten, einer spannenden Handlung, flüssigem Schreibstil und viel Aufschlussreiches über die schwedische Geschichte im Zweiten Weltkrieg. Empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2015
Steinhardt, Bernd

Impact


gut

Ein zurückgezogener Wissenschaftler stirbt in einer stürmischen Nacht in einem mit gelartiger Flüssigkeit gefüllten Tank in seinem Haus. Ein „Wetterfrosch“ eines Nachrichtenkanals, der ihn kaum kennt, will ihn retten und stirbt bei der vergeblichen Rettungsaktion fast selbst und wird verdächtigt mit dem Tod etwas zu tun zu haben. Szenenwechsel: ein durch geknallter aber intelligenter junger Mann ist auf der Suche von außerirdischen Signalen in seinem kleinen Transporter. Er findet eigenartige Funkwellen und kurz danach geht sein Wagen in Flammen auf. Bernd Steinhardts Roman beginnt nicht gerade gemächlich. Sofort wird man in die Geschichte hineingestoßen und versteht nur mit Mühe die verschiedenen Handlungsstränge und die wissenschaftlichen Theorien dahinter. Das ist auch im gesamten Roman zum Teil sehr schwierig, die wissenschaftlichen Gedankengänge nachzuvollziehen, vor allem ohne Grundwissen. Etwas weniger und dafür strukturierter wäre meines Erachtens besser gewesen. Dagegen wechseln sich obskure New-Age-Theorien, mit Klimawandelprognosen und Bezüge zu realen Forschungsprojekten. Am Ende wird es für mich zu viel New-Age mit zu obskuren „Gedanken beeinflussen das Weltgeschehen-Theorien“. Der Autor sollte sich in Zukunft auch zurückhalten, was Liebesgeschichten betrifft. Die in diesem Roman ansatzweise beschriebenen sind doch allzu plakativ und ohne jede Tiefe. Den Roman in Neuseeland zu verorten ist strategisch gut gewählt. Ein Land, wo ich mir nichts Böses vorstellen kann mit viel Natur und netten Menschen. Das gerade dieses Land kurz vor einer Naturkatastrophe steht durch die Machenschaften von geheimen Mächten ist ein gut gewählter Gegensatz. Insgesamt fand ich es sehr schön, endlich mal wieder einen Science Fiction Roman – „Impact“ ist zwar als Thriller deklariert, für mich war es aber kein typischer Thriller – zu lesen. Aber weniger schwer verständliche Theorien wären besser gewesen. Er hätte sich auf eine konzentrieren sollen und die stärker ausbauen, so dass man die Hintergründe besser versteht. Es ist ein spannender Roman, vor allem hervorgerufen durch die ständig wechselnden Perspektiven, die die Geschichte von vielen Seiten betrachtet, aber nicht mehr.

Bewertung vom 13.01.2015
Haskamp, Bettina

Hart aber Hilde


gut

Pia, Anfang 40 hat einen pubertierenden auf Heavy Metall stehenden Sohn, einen Loser als Bettpartner und drei Jobs. Also eine moderne Cinderella, die aber weder harmoniesüchtig, noch so ordentlich ist, sondern einfach chaotisch. Deshalb überrascht es nicht, dass bereits auf den ersten Seiten ihr chaotisches Leben vollends zusammenbricht. Jobverlust, Schulden, alles an einem Tag. Dafür tritt Hilde etwas unsanft in ihr Leben. Eine kunstbegabte 80jährige, die Hilde die nötige Kraft und Schwung wieder in ihr Leben bringt. Klingt nach einer netten Geschichte und das war sie auch, aber nicht mehr. Pia und Hilde sind zwei sympathische Charaktere, ohne Tiefen, deren Handlung vorhersehbar ist. Ein bisschen Abwechslung sollten wahrscheinlich die kleinen Nebenhandlungen bringen, aber vor allem der Charakter Felix mit seiner „Wer wird Millionär“-Macke fand ich anstrengend. Diese Handlung war einfach nur unnötig. Vielmehr hätte ich mir bei den Hauptcharakteren mehr Tiefgang gewünscht oder auch bei der Mutter-Sohn-Beziehung, die nur am Rande immer mal erwähnt wird. In der Mitte des Romans dachte ich alles wäre vorhersehbar und die Autorin traut mir als Leser kaum etwas zu. Am Ende wurde ich mit Endkonstellation dann doch überrascht und wieder etwas versöhnt. „Hart aber Hilde“ ist auf keinen Fall harte Kost, sondern etwas sehr leichtes für zwischendurch. Das Thema ist nicht neu und wurde auch nicht neu erzählt. Gut ist, dass die Hauptcharaktere keine Anfang Dreißigerin ist, wie so oft in den typischen Frauenromanen, sondern eine hart arbeitende Mutter, wenn für meinen Geschmack auch zu chaotisch.

Bewertung vom 13.01.2015
Parkin, Gaile

Kuchen backen in Kigali


ausgezeichnet

Angel lebt mit ihrem Ehemann und ihren fünf Enkelkindern in Kigali. Auf die zusätzlichen Einnahmen angewiesen, backt Angel Kuchen und Torten für Anlässe aller Art. Unter der Last ihres eigenen Schicksals, das ihr beide Kinder genommen hat, widmet sie sich mit viel Einfühlungsvermögen den Problemen ihrer Freunde, Nachbarn und Kunden. Genauso bunt wie ihre Kuchen sind die Geschichten, die hinter jedem Schicksal stehen. Angel, der Name ist Programm, denn mit ihren ganz eigenen Methoden versucht sie jedem zu helfen, der bei ihr vorbeischaut. Aus den Gesprächen, die Angel mit ihren Kunden und Nachbarn bei einer Tasse süßen Tees mit einer Prise Kardamon führt, entsteht beim Leser ein Abbild des heutigen Ruanda. Ob sie nun mit ihrer Nachbarin Amina, der Barfrau Francoise oder mit Bosco, dem Chauffeur eines ausländischen NRO-Mitarbeiters spricht. Immer werden dabei viele der aktuellen Themen Ruandas berührt. Vergebung, HIV, die Rolle von Mann und Frau, Schulbildung oder die große Anzahl von Waisenkindern und das, was die Menschen umtreibt. Angel kommt ursprünglich aus Tansania und ist erst nach dem Genozid nach Ruanda immigriert. Dadurch ist es ihr möglich von außen auf die ruandische Gesellschaft zu blicken, wie es ein Ruander kaum kann. Die Autorin verknüpft kunstfertig Unterhaltung und Information über den Alltag in der ruandischen Großstadt. Das ist kein Buch über den Genozid, ebenso darf man keine intensive Auseinandersetzung mit den Problemen in Ruanda erwarten. Es ist ein unterhaltsames Buch, welches ein farbenfrohes Bild Afrikas und Ruandas im Speziellen zeigt. Dementsprechend passt auch der sehr markante Bucheinband. Ein zuckersüßes Buch, genau das richtige für trübe Herbsttage.