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Barbara
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Remscheid

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Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2021
Korn, Carmen

Und die Welt war jung / Drei-Städte-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Am Beispiel von drei Familien erlebt man die 50er Jahre in Köln und San Remo mit vielen Höhen und Tiefen.

Deutschland erholt sich langsam vom Krieg, es ist die Zeit für Wiederaufbau und Neuanfänge. Gerda und Heinrich Aldenhoven leben in Köln mit ihren beiden Kindern und zwei unverheirateten Kusinen. Heinrich führt eine Galerie und die Familie erlebt in dieser Zeit, dass sich langsam wieder ein Sinn für Kunst in Deutschland entwickelt.
Elisabeth und Kurt Borgfeld sind in Hamburg zu Hause, zusammen mit ihrer Tochter Nina und dem Enkelkind Jan warten sie sehnsüchtig auf die Rückkehr von Jans Vater aus russischer Kriegsgefangenschaft. Margarethe und Bruno Canna hat es nach San Remo verschlagen, ihr Sohn Gianni vereint die deutsche und die italienische Kultur in sich. Alle drei Familien begleitet der Leser vom 1. Januar 1950 bis zum 9. September 1959, Carmen Korn beschreibt anhand dieser Beispiele ein Jahrzehnt Politik und Lebensanschauung in dieser Zeit. Egal ob Liebe oder Verlust, Ehebruch, finanzielle Nöte, berufliche Probleme oder Kriegstraumata, alle Themen finden ein Nebeneinander durch den gleichzeitigen Blickwinkel auf drei verschiedenen Schauplätze.
Trotz der über 600 Seiten bleibt dieses Buch durch den permanenten kurzen Wechsel zwischen den drei Familien immer kurzweilig und unterhaltsam. Auch der Vergleich zwischen der deutschen und der italienischen Einstellung in dieser Zeit ist interessant zu lesen, hier zeigt sich die Bürde der Deutschen noch einmal deutlich.

Ein Familienroman, der trotz guter Unterhaltung auch in vielen verschiedenen Bereichen Einblicke gibt in das Leben der 50er Jahre: Politik, Kultur, Lebenseinstellung und Erwartungen an die eigenen Kinder sind nur ein paar Beispiele der facettenreichen Erzählung. Ein Buch, das wirklich Spaß macht.

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Bewertung vom 12.01.2021
Fox, Candice

Dark


ausgezeichnet

Ein spannende Geschichte, in der vier ungleiche Frauen sich notgedrungen zusammen tun um eine vermisste junge Frau zu suchen.

Es ist schon ein ungewöhnliches Quartett, das sich zusammen findet um in einem Fall zu ermitteln, den die Polizei scheinbar nicht interessiert: Blair ist seit einem Jahr auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen, nachdem sie einen Mord begangen hat. Sneak ist eine ehemalige Zellengenossin, geschickte Diebin und drogenabhängig, die Blairs Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter braucht. Dann ist da noch Ada, eine skrupellose Verbrecherin und ebenfalls ehemalige Gafängnisgenossin, die die nötigen Kontakte und das Geld hat, um die Suche zu unterstützen. Und ihr Kontakt zur Polizei ist Jessica Sanchez, eine desillusionierte Polizistin, die nicht nur gegen Verbrecher, sondern auch gegen ihre eigenen Kollegen kämpfen muss.

Wirklich leiden können diese vier Frauen sich nicht, ihre Allianz kommt eher durch die schwierigen Umstände zu Stande. Jede für sich hat ihre eigene Geschichte und handelt für den Leser manchmal unvorhergesehen. Aber diese etwas sperrigen Charaktere machen den Reiz des Thrillers aus, denn Candice Fox verwebt die verschiedenen Handlungsstränge immer wieder geschickt miteinander und lässt die Frauen oft ungewollt wieder aufeinander treffen. Auch durch den Wechsel der Erzählperspektive zwischen Blair und Jessica bekommt man tiefere Einblicke in die Gefühlswelt dieser beiden Hauptcharaktere. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch der Auftakt zu einer Reihe sein wird, in der Jessica und Blair gemeinsam ermitteln werden.
Ein Stern Abzug für das Ende der Geschichte, das für mich etwas überraschender hätte ausfallen können.

Ein spannender und harter Thriller mit ungewöhnlichen Charakteren.

Bewertung vom 30.12.2020
Tremayne, S. K.

Die Stimme


ausgezeichnet

Jo ist eine lebenslustige junge Journalistin, die nach einer gescheiterten Ehe gerade versucht wieder auf die Füße zu kommen. Geld ist knapp, da kommt das Angebot ihrer bester Freundin gerade recht, in deren nobler Wohnung in London zu wohnen. Hier wird alles von der digitalen Home-Assistentin Electra gesteuert, die jedoch plötzlich ein gewisses Eigenleben entwickelt. Woher kennt sie Geheimnisse aus Jos Vergangenheit und ihrem Familienleben? Oder teilt Jo das Schicksal ihres schizophrenen Vaters, der sich das Leben genommen hat, und sie bildet sich das alles nur ein?
In diesem wunderbar spannenden Thriller verzichtet Tremayne auf alles blutrünstige und brutale, hier wird ganz bewußt die Psyche eingesetzt. Und das so geschickt, dass man als Leser wirklich nicht weiß, ob Elektra oder Jo oder alle anderen verrückt geworden sind.
Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, man kann dieses Buch kaum aus der Hand legen. Dazu kommt das Thema Künstliche Intelligenz, das hier natürlich neben dem Nutzen auch mit allen einhergehenden Gefahren beschrieben wird.
Ein extrem spannender Psycho-Thriller mit aktuellem Bezug, ein Highlight für alle Fans von guten Thrillern.

Bewertung vom 19.11.2020
Wilkinson, Lauren

American Spy


ausgezeichnet

Als Frau und Afroamerikanerin ist Marie Mitchell in ihrem Job als FBI-Agentin eine absolute Ausnahme und wird auch in den 80er Jahren in den USA in ihrem Beruf nicht wirklich für voll genommen. Eigentlich mehr zum Andenken an ihre verstorbene Schwester hat sie diesen Beruf gewählt und versucht sich nun darin zu behaupten. Vermeintlich gelingt ihr das auch als die CIA sie für einen bestimmten Auftrag anwirbt. Doch alles kommt anders als erwartet und Marie wird gezwungen, ihre Lebenspläne zu ändern um sich und ihre Kinder zu schützen.

Lauren Wilkinson steigt in ihrem Roman "American Spy" sehr spannend ein, so dass man als Leser den angekündigten Thriller erwartet. Im weiteren Verlauf des Buches kommen jedoch immer mehr andere Aspekte zu Tragen, die sich sehr interessant lesen, jedoch nicht unbedingt den Erwartungen entsprechen. Es geht zunehmend um Rassismus, den Kalten Krieg und um dubiose Methoden der Geheimdienste in den USA. Verschiedene Schauplätze wie Burkina Faso und Martinique sorgen zudem für multikulturellen Flair, allerdings hat das Buch für mich einige Längen.

Sehr gut gefällt mir, dass die Geschichte aus der Sicht von Marie Mitchell in Briefform an ihre kleinen Kinder geschrieben wurde, damit diese später die Beweggründe ihrer Mutter verstehen können - falls ihr etwas zustoßen sollte.

Eine durchaus interessante Geschichte mit vielen Aspekten, die ich nur nicht als Thriller weiter empfehlen würde.

Bewertung vom 18.11.2020
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Die junge Fanny lebt in einer Welt, in der die meisten Tierarten bereits ausgestorben sind. Sie möchte den letzten Seeschwalben auf ihrer Route in die Antarktis folgen und heuert dafür auf einem Fischerboot an, das sie zusammen mit einer abenteuerlichen Crew an ihr Ziel bringen soll. Doch die Reise ist gefährlich und bringt Fanny an den Rand ihrer Kräfte, nicht nur physisch sondern auch mental. Sie versucht, ihre Vergangenheit vor den anderen zu verbergen, denn sie hat die vielen Höhen und Tiefen ihres jungen Lebens noch nicht verarbeitet.

Charlotte Mc Conaghy hat mit ihrem Debütroman "Zugvögel" eine unglaublich vielschichtige Geschichte geschrieben, die mich als Leser tief berührt hat.
Natürlich ist das Thema Artenschutz und Klimawandel gerade auch in der Literatur sehr präsent, wird aber hier nicht mit gehobenem Zeigefinger angemahnt sondern bereits als Fakt dargestellt. Trotzdem liest sich diese Geschichte nicht als Science Fiktion sondern könnte hier und heute passieren.
Fannys Geschichte wird in Rückblicken erzählt, nach und nach erfährt der Leser kleine Häppchen aus ihrem bewegten Leben. Das liest sich genauso fesselnd und eindringlich wie die eigentliche Reise mit dem Boot zur Antarktis. Und trotz der dramatischen und zum Teil schrecklichen Erlebnisse lässt einen dieses Buch nicht deprimiert zurück sondern vermittelt einen durchaus positiven Unterton. Mc Conaghy beschreibt viele tolle Charaktere, neben Fanny sind zum Beispiel auch die Fischer alle interessante und ungewöhnliche Figuren. Ebenfalls hat das Ende mich voll überzeugt, es war tatsächlich anders als ich es erwartet hätte.
Das Cover und der schlichte Titel runden den Gesamteindruck ab, sie passen hervorragend zum Inhalt des Buches.

Von meiner Seite aus eine unbedingte Leseempfehlung, hier vereint sich Aktualität und Spannung in einer ungewöhnlichen Geschichte, die in einem wunderbaren Stil geschrieben wurde.

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Bewertung vom 17.11.2020
Kollender, Andreas

Mr. Crane


sehr gut

1914 liegt der im Krieg schwer verletzte und traumatisierte junger Soldat Fischer im ehemalige Tuberkulose-Sanatorium in Badenweiler. Durch ein Buch von Stephan Crane wird die Krankenschwester Elisabeth auf ihn aufmerksam und kümmert sich sehr liebevoll um ihn. Dabei erzählt sie ihm die Geschichte von Stephan Crane, amerikanischer Autor und Kriegsberichterstatter, der 1900 mit schwerer Tuberkulose in Badenweiler eingeliefert und ebenfalls von ihr gepflegt wurde. Nach und nach kommen Details über Cranes Leben, seine Reisen und Liebschaften ans Licht, so wie die erotische Liebesgeschichte zwischen dem berühmten Mann und der Krankenschwester.
Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt, springt zwischen 1900 und 1914 hin und her. Dabei ist der Teil über Stephan Crane fast so etwas wie eine Biographie, die viele Details seines bewegten kurzen Lebens beschreibt. Die Geschichte um den Patienten Fischer ist ebenfalls interessant, ihm erzählt Schwester Elisabeth auch ihr tiefstes Geheimnis.
Dieser Roman von Andreas Kollender vereint verschiedene Genres in sich. Es ist zugleich ein biographischer, ein erotischer und ein emanzipatorischer Roman, das macht ihn sehr interessant zu lesen. Auch der Schreibstil ist manchmal etwas ungewöhnlich, die Beschreibungen von Crane klingen tatsächlich oft fiebrig und ein wenig wirr.
Ein Buch für Leser, die einen eher ungewöhnlichen und vielschichtigen Roman mögen.

Bewertung vom 14.09.2020
Trinkwalder, Sina

Heimat muss man selber machen


ausgezeichnet

Kraft, Mut und viel soziales Engagement
Sina Trinkwalder beschreibt in ihrem Buch eindringlich, wie man nur gemeinsam eine lebenswerte Gesellschaft schaffen kann, in der sich die Menschen mit mehr Wertschätzung und Fairness begegnen.
Faszinierend finde ich, wie viel Kraft sie in ihren Beschreibungen ausstrahlt, eine echte Power-Frau. Auch bewundere ich ihren Mut, mit dem sie ihre Vorstellung von einer besseren Betriebsführung und einem respektvollen Miteinander umgesetzt hat. Trinkwalder scheut sich nicht ihre Meinung zu sagen, auch wenn ihre Aussagen oft unbequem sind und nicht umsetzbar erscheinen. Sie hat in ihrem Unternehmen viele Hürden genommen und hat immer den sozialen Gedanken im Auge.
Dieses Buch liest sich locker und angenehm für ein Sachbuch. Da Sina Trinkwalder immer wieder Anekdoten von ihren Mitarbeitern schildert - durchaus auch Beispiele, wo ihr Ansatz zunächst nicht ganz so geklappt hat wie gewünscht - ist es zutiefst menschlich und mildert die manchmal mit erhobenem Zeigefinger gehaltene Standpauke für mehr soziales Engagement aller ab.
Ein interessantes Buch das uns wieder aufmerksamer darauf macht, was im Leben wichtiger ist als Profitstreben und Egoismus und den Leser zum Nachdenken und Mitmachen anregt.

Bewertung vom 06.09.2020
Gowda, Shilpi Somaya

Was uns verbindet


sehr gut

Die Bewältigung einer Tragödie innerhalb einer Familie
Sie sind eine ganz normale amerikanische Familie: die Mutter Jaya, Tochter von indischen Diplomaten; der Vater Keith, ein erfolgreicher Banker; die Tochter Karina und der Sohn Prem. Doch als eines Nachmittags der 8jährige Prem stirbt und jedes Familienmitglied sich mit Schuldgefühlen plagt kommt ihr bisheriges Leben zum Erliegen. Jaya versucht den Verlust mit Hilfe ihrer Religion zu verkraften, stößt dabei jedoch auf wenig Verständnis bei Mann und Tochter. Keith versucht sich durch berufliche Erfolge abzulenken und Karina hat die schwerste Hürde zu tragen. Sie ist erst 13 als ihr Bruder stirbt und versucht alleine mit ihrem Leben fertig zu werden. Doch jede Enttäuschung die sie erfährt reißt sie weiter in einen Strudel aus Schuldgefühlen und vermindertem Selbstwertgefühl, bis sie schließlich an die falschen Leute gerät.
Es ist vor allem Karinas Leben, das Shilpi Somaya Gowda ausführlich nach der Tragödie beschreibt. Und das tut sie so einfühlsam und intensiv, dass man als Leser mit der jungen Frau fühlt, sie verstehen und ihre Entscheidungen nachvollziehen kann. Interessant der Ausflug in das Thema Sekten, wie schnell und harmlos man in diesen Strudel hinein geraten kann.
Auch Jayas Zuwenden zu ihrer Religion liest sich sehr interessant, viel erfährt man über die Unterschiede in der indischen und amerikanischen Mentalität.
Keiths flüchten in seinen Beruf erscheint einem hier typisch männlich und trotzdem gut nachvollziehbar. An seiner Person hätte ich mir noch etwas mehr Informationen und intensiveres Auseinandersetzen von der Autorin gewünscht.
Der Originaltitel "The Shape of Family" gefällt mir deutlich besser als die deutsche Version, ist sie doch ein bisschen mehrdeutiger und vielschichtiger als "Was uns verbindet". Das Cover wiederum passt hervorragend zum Inhalt und die aufgedruckten Muster, die man auch auf den Kapitel- Überschriften findet, muten indisch an.
Ein tolles Buch darüber, wie man mit Trauer und Schuld innerhalb einer Familie fertig werden kann. Es ist in einem angenehmen Stil geschrieben und vermittelt trotz aller Trauer auch viel Positives.

Bewertung vom 06.09.2020
Carolsfeld, Wiebke von

Das Haus in der Claremont Street


ausgezeichnet

Geschichte über das Überleben
Tom ist 9 Jahre alt als er auf tragische Weise miterleben muss, wie seine Eltern brutal ums Leben kommen. Schwer traumatisiert kommt der Junge zunächst zu seiner kinderlosen Tante Sonya und ihrem Mann, doch die drei kommen nicht wirklich gut miteinander aus. Bald übernimmt Toms andere Tante Rose es, sich neben ihrem pubertierenden Sohn um den verstörten Jungen zu kümmern und dabei auch ihren Bruder Will mit durchzufüttern. In diesen chaotischen Familienverhältnisse, in denen jeder Einzelne geplagt wird von Schuldgefühlen, keiner perfekt ist und jeder sein Päckchen zu tragen hat, versucht Tom langsam wieder, zu einem normalen Leben zurück zu kehren.
"Das Haus in der Claremont Street" ist ein wunderbares Buch über das komplizierte Konstrukt Familie, über den Umgang der Mitglieder untereinander, das Verarbeiten alter Konflikte und das Überleben trotz widriger Umstände.
Wiebke von Carolsfeld schafft es sehr einfühlsam, das Seelenleben von Tom zu beschreiben. Auch die unterschiedlichen Charaktere der Geschwister werden hervorragend dargestellt, mit jeder Figur kann man sich gut identifizieren. Trotz der zutiefst traurigen Aspekte gelingt es ihr, die Geschichte mit Humor zu beschreiben ohne dabei respektlos mit dem tragischen Thema umzugehen.
Und auch wenn Tom eigentlich im Mittelpunkt des Buches steht ist der Umgang der übrigen Familienmitglieder miteinander und das Aufarbeiten des tragischen Todes der Schwester genau so faszinierend zu verfolgen.
Ein tolles Buch das ich unbedingt empfehlen kann.