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mellidiezahnfee
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Upgant - Schott

Bewertungen

Insgesamt 443 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2022
Kliesch, Vincent

Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1


ausgezeichnet

Nach einer längeren Pause hatte ich mal wieder Lust auf einen Thriller von Vincent Kliesch.
Einfach sind seine Bücher ja nicht. Der Autor setzt sehr viel auf die Mitdenkfähigkeiten seiner Leserschaft. Severin Bösherz spielt hier nur eine Nebenrolle, den Hauptpart der Ermittlungen übernimmt Olivia Holzmann. Ebenso fähig, was Geistesleistungen und Denkaufgaben betrifft, eifert sie in diesem Buch verzweifelt ihrem Mentor nach. Unfreiwillig, denn dieser hat sich zurückgezogen und gibt keinerlei Hilfestellung. Das ganze Buch legt ein rasantes Tempo vor, gelten doch sieben Jungs als vermisst. Entführt. Die Zeit läuft. Gegen Olivia.
Der Schreibstil ist klasse, perfide und absolut bildhaft. Manchmal kann man Olivias Verzweiflung geradezu greifen. Man muss diese Art von Thrillern mögen. Ein, oder mehrere, wie in diesem Fall superintelligente Ermittler, die ausgesprochen ungewöhnliche Fähigkeiten haben. Das macht sie schlecht greifbar für den Leser, kann sich doch ein Normalsterblicher nicht mit diesen Gaben und den daraus resultierenden Problemen des Lebens identifizieren. Zudem wirkt Bösherz auch immer aus der Zeit gefallen, oder in einem Paralleluniversum wohnend. Verständlich, aber befremdlich. Umso besser, dass Olivia da ein wenig nahbarer beschrieben ist. Als routinierter Leser habe ich schon sehr früh einen Verdacht gehabt, der sich letztendlich auch bestätigt hat, trotzdem war das Buch bis zur letzten Seite spannend, exzentrisch und absolut lesenswert. Leider wird der rote Faden mit Solokow nicht wirklich weitergeführt, bzw. aufgeklärt, das hätte ich mir zum Ende hin noch gewünscht, dort eine Auflösung zu erfahren.


Fazit: Absolut empfehlenswert für alle, die Psychothriller mögen und Ermittler im Stile von Robert Hunter. Oder eben Severin Bösherz. Verschroben, hyperintelligent, leicht soziopathisch,und trotzdem irgendwie klasse. Der Wiedererkennungswert solcher Figuren ist auch extrem groß.

Bewertung vom 21.03.2022
Fitzek, Sabine

Verstorben / Kammowski ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dies war das erste Buch, welches ich von dieser Autorin gelesen habe. Und – ich gestehe – ich bin mit Vorbehalten an dieses Buch herangegangen. Der Nachname der Autorin kommt mir sehr bekannt vor und ich bin dann immer ein wenig skeptisch.
Zu Unrecht, wie sich recht schnell herausgestellt hat. Die ersten Seiten waren ein wenig gewöhnungsbedürftig, da die Perspektive von Kapitel zu Kapitel wechselt, und der Beginn ein wenig zäh und überladen daherkommt. Doch recht schnell war ich von diesem Buch begeistert. Man merkt der Autorin an, dass sie das Thema Krankenhaus gut kennt und interne Einsicht hat. Als allgemeingebildeter Leser merkt man schnell, dass das Buch auf einen recht bekannten realen Fall anspielt. Niels Högl, der sich ,ähnlich wie der Protagonist dieses Buches , zum Herren über Leben und Tod aufgeschwungen hatte.
Normal denkende Menschen sagen Serienmörder dazu. Die Autorin hat das Thema fachlich gekonnt beschrieben und auch als Laie versteht man gut, was alles passiert. Toll fand ich die verschiedenen Erzählperspektiven. Jeder kommt zu Wort und hat eine Stimme. Der Ermittler, der Täter, die Menschen, die mit den Konsequenzen umgehen müssen und eventuell mit der Schuld leben müssen nicht tätig geworden zu sein. Das weckt Emotionen und macht die ganze Sachlage ebenso dramatisch wie verständlich.
Da man den Täter vorgesetzt bekommt, lebt das Buch alleine durch die Perfidität des Verbrechens. Dort, wo geholfen werden soll, wird getötet. Der Schreibstil ist klasse und hat mich als Leser immer perfekt in die jeweilige Situation mitgenommen. Auch Missstände, wie z. B. Personalmangel und unrealistische Betreuungsschlüssel nimmt die Autorin mit in diesem Thema auf.
Kammowski, der Ermittler, war mir manchmal ein wenig zu flapsig, aber dies könnte durchaus auch gewollt sein als Konterpart zur unfassbar angsteinflößenden Thematik.

Fazit: Dies war mit Sicherheit nicht das letzte Buch , welches ich von dieser Autorin gelesen habe. Eine absolute Leseempfehlung im Genre Medizinthriller.

Bewertung vom 19.03.2022
Johannsen, Anna

Enna Andersen und der falsche Täter


ausgezeichnet

Im neuen Buch der Enna Andersen Reihe geht es diesmal um familiäre Hintergründe. Eine Frau wurde vor fünf Jahren ermordet und ihr Ehemann damals angeklagt, aber nicht verurteilt. Jetzt muss Ennas Team der Balanceakt gelingen zu ermitteln , ohne den Ehemann zu belasten, da er ja nicht noch einmal angeklagt werden darf. Dadurch, dass sich das Team auf das Umfeld der Ehefrau beschränken muss, ergeben sich allerdings auch viele neue Ermittlungsansätze und Wendungen.
Auch in diesem Buch stimmt wieder alles. Die Beschreibungen der Umstände: in denen eine Ehe manchmal nicht so ist, wie es nach außen scheint, eine Arbeitsstelle Schwachstellen aufweist, oder Arbeitskollegen zu Wort kommen dürfen.
Die Mischung aus Fall und persönlichen Belangen der Protagonisten ist sehr ausgewogen und macht alle Protagonisten greif - und erlebbar. Das finde ich toll an Anna Johanssens Büchern. Die Autorin spielt eher mit dem Alltag und den Umständen der Ermittlungen, als mit konträren Charakterprofilen. Dadurch kann sich der Leser zugehörig fühlen und herrlich miträtseln. Die Wendungen sind gut durchdacht und stimmig, und der Schreibstil angenehm zu lesen. Einzig die vielen Autofahrten der Ermittler haben mich ein winziges bisschen im Lesefluss gestört.
Fazit: ein perfekter Regionalkrimi, der sich auf Cold - Cases spezialisiert hat.

Bewertung vom 16.03.2022
Hancock, Anne Mette

Grabesstern / Heloise Kaldan Bd.3


ausgezeichnet

Wow , seit langem mal wieder ein Buch, dass einen Schock und Nägelkaumoment in mir hervorgerufen hat.
Über das Thema Sterbebegleitung, als roten Faden des Buches, konstruiert die Autorin eine Geschichte über Menschen , die mit ihrer Schuld leben und letztendlich auch sterben müssen. Was diese Schuld bedeutet, und natürlich wie man den Schuldigen ausfindig macht. Dabei arbeiten Heloise und Eric wieder gewohnt konträr und neckend miteinander an einem Fall, der eine lange Zeit überspannt und schließlich in die Vergangenheit des Mannes führt , den Heloise versprochen hat, bis zum Ende zu begleiten.
Dabei kommen natürlich auch eigene Themen auf den Tisch und ich fand es gut, dass Heloise da ein wenig Entspannung erfährt, trifft sie doch den Mann wieder, den sie eigentlich noch immer liebt. Ob er noch zu haben ist, müsst ihr bitte selber herausfinden.
Der Schreibstil ist gewohnt routiniert und verschafft dem Leser eine ganz eigene Sicht in die Welt von Heloise und Eric. Beide Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, mit Ecken und Kanten und auch durchaus mit einigen nervigen Eigenschaften. Diese Eigenschaften kombinieren die beiden aber zu einem Team, dass immer auf das eigene Bauchgefühl hört und nicht aufgibt, auch nicht, wenn der Mann, den es betrifft, die Auflösung nicht mehr erfahren könnte, weil er im Sterben liegt.
Das Ende bescherte mir besagten Schock und Nägelkaumoment, denn diese Wendung hätte ich so nie erwartet und fand sie sooooo genial ausgedacht. Klasse!
Manchmal komme ich bei skandinavischen Krimis ein wenig durcheinander ob der fremdartig klingenden Wegbeschreibungen , aber alles in allem kann man dieser Geschichte wunderbar folgen, toll miträtseln und sich ganz entspannt zurücklehnen und dieses wunderbare Buch mit allen Sinnen genießen.

Bewertung vom 16.03.2022
Peters, Katharina

Ufermord / Romy Beccare Bd.11


ausgezeichnet

Auch der neue Fall von Romy Beccare und ihrem Team ist wieder sehr gut gelungen. Ein aktueller Mordfall scheint verknüpft zu sein, mit einem Fall, der dreißig Jahre zurückliegt. Ganz zauberhaft beschreibt die Autorin hier die Tücken der Wendezeit, und lässt auch den einen oder anderen Seitenhieb auf die DDR Zeit nicht aus. Spannend fand ich hier, was man als Leser alles noch so lernen kann.
Außerdem fand ich die Konstruktion aus altem und neuem Fall sehr gut gelungen. Manchmal hatte ich Probleme, die jeweiligen Figuren und potenziellen Täter dem jeweiligen Fall zuzuordnen, aber spannend war es allemal.
Die Handlung springt mit den verschiedenen Verknüpfungen in den Zeitebenen umher und kombiniert munter mehrere Szenarien, wobei das Meiste dann doch nicht so sonnenklar ist, wie es zu Beginn den Anschein hat.
Die Wendungen in diesem Buch betreffen hauptsächlich Charaktere, die Autorin hält der Gesellschaft hier ganz klar einen Spiegel vor , und zeigt wie wild viele Menschen immer noch versuchen den äußeren Schein zu wahren, egal um welchen Preis.

Der Sprachstil ist wie immer routiniert und sehr bildhaft, man fühlt sich als Leser sofort wohl in dem Ambiente, wobei ich persönlich Romy manchmal als egozentrisch und ein wenig sperrig empfinde. Vorteil dieser Charakterisierung, sie bleibt als Ermittlerin länger im Gedächtnis des Lesers.
Auch Nebencharaktere sind treffend eingeflochten und runden das ganze Buch wunderbar ab.
Die Verdächtigen sind ganz besonders gut ausgearbeitet, findet sich doch immer wieder ein charakterliches Hintertürchen, von dem niemand zuvor etwas geahnt hatte.

Fazit: Perfekt im Genre Regionalkrimi, es macht allerdings mehr Spaß, wenn man die Serie schon etwas länger verfolgt, wobei ich glaube, dass die Charaktere so gut eingeführt werden, dass man auch mit diesem Buch einsteigen könnte.

Bewertung vom 13.03.2022
Shepherd, Catherine

Die Autopsie


ausgezeichnet

Mir hat dieses Hörbuch sehr gut gefallen. Es ist sozusagen ein Prequel zu der Julia Schwarz Reihe und erzählt, was Julia schon im Studium widerfahren ist. Ihr Mitbewohner wird des Mordes verdächtigt und Julia erkennt, dass die Rechtsmedizin ihre wahre Leidenschaft ist. Auch werden hier einige ihrer Wesenszüge ein wenig ausgearbeitet, was zu einem schönen Wiedererkennungswert in der Serie führt. Ich mag Catherine Sheperds Schreibstil sehr, toll beschreibend und trotzdem immer auf den Punkt. Subtil, ohne zu viel zu verraten und ganz klar in den Hauptcharakteren. Dies war mein erstes Hörbuch der Reihe und diesen Schreibstil vorgelesen zu bekommen machte das Buch für mich noch einmal um einiges spannender. Klasse. Die Sprecherin hat sehr toll und flüssig gelesen, einzig von der Stimmpalette konnte sie nicht so gut die männlichen Parts herauskristallisieren.
Fazit: Ein tolles Hörbuch, welches mit rund zwei Stunden sehr kurz und übersichtlich von den Anfängen der Julia Schwarz erzählt.

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Bewertung vom 13.03.2022
Wiles, Simona

Nimm Zwei Erotische Geschichten


ausgezeichnet

In dieser Sammlung befinden sich elf erotische Kurzgeschichten und alle haben das gleiche Thema. Mehr als zwei gemeinsam agierende Protagonisten. :). Ich fand alles sehr gut umgesetzt und richtig klasse. Die meisten Geschichten sind etwas länger und haben ein wenig Hintergrundinfo drumherum, es geht also nicht sofort zur Sache, sondern alles wird geschmackvoll und gut beschrieben eingeleitet. Ich fand das Thema: "Mehr als zwei Protagonisten" mal so richtig klasse. Etwas anderes und tatsächlich sehr geschmackvoll in Szene gesetzt. Alle gängigen Fantasien werden bedient, wobei zwei Geschichten nicht so ganz meinen Geschmack getroffen haben, sind sie doch ein wenig spezieller in den Vorlieben der Protagonisten. Egal ob Herrin und Diener im Gutshof, zufällige Begegnungen im Schwimmbad oder besondere Dienstleistungen auf Bestellung, es ist für jeden Geschmack etwas dabei, es ist nie langweilig oder geschmacklos und Frau Wiles schafft es auch in diesem Buch wieder elf prickelnde Geschichten zu schreiben, mit ganz vielen Synonymen für die besten Stücke der Anatomie, und kein Synonym ist vulgär. Respekt, das finde ich sehr erotisch.

Fazit: Glasklare Leseempfehlung im Genre Erotik.

Bewertung vom 07.03.2022
Bennett, Sawyer

Codename: Tiara (Jameson Force Security Group Teil 7) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wow, dieses Buch ist einfach nur süß und sexy... Süß ist ein Wort, welches einem nicht unbedingt im Zusammenhang mit Jameson Security als Erstes einfallen würde, dennoch ist es in diesem Buch tatsächlich so. Jackson mag seinen Beruf sehr gerne und ärgert sich zunächst über diesen Babysitter - Job. Bis er Camille näher kennenlernt. Sie ist sehr vielschichtig und kommt trotz ihrer herrschaftlichen Herkunft sehr unprätentiös daher.
Durch den Wechsel der Erzählperspektiven kann man beide Protagonisten sehr gut kennenlernen und bemerkt ihre Vielschichtigkeit und den Drang zu Ehrlichkeit und offenen Worten. Beide sind "liebende " Kinder" liebender " Eltern, wobei Jackson hin und wieder mit seinem Vater Probleme hat, aber alles in allem ist in diesem Buch das Meiste sehr unproblematisch. Die Lebensumstände, die Vergangenheiten, einzig die Zukunft ist ein großes Thema, da beide sich zwar sehr anziehend finden, aber niemals Hoffnung haben können auf eine dauerhafte Beziehung, da sie aus absolut konträren Welten stammen.
Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, Sawyer Bennett hat einen sehr klaren Schreibstil, wobei sie in diesem Buch den Focus sehr auf Gefühle legt , und auf die Fragen, was ist wichtig im Leben? Was bedeutet Luxus? Und was tut man, wenn einen die Liebe eiskalt und unverhofft erwischt? Obwohl sie einen nicht erwischen darf. Außerdem habe ich dieses Buch (auch das passt jetzt so gaaaar nicht zu Jameson Security, der knallharten Firma, grins) als wunderschönes Märchen empfunden. So klar und echt, total alltäglich (selbst die Prinzessin), und einfach nur wunderschön. Ich habe es sehr genossen , dass viele Probleme schnell gelöst werden konnten und ein wenig der Focus auf romantischen Momenten lag.
Auch der Dirty Talk ist sehr gut in die Geschichte eingebaut und passt als Kontrastpunkt prima zu den beiden Protagonisten. Ist es doch im täglichen Leben genau umgekehrt. Jackson der Befehlsempfänger und Camille die Befehlsgeberin.

Fazit: Siehe oben.... Einfach nur süß und sexy, für mich ein tolles modernes Märchen.

Bewertung vom 05.03.2022
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Band setzt nahtlos dort an, wo der erste aufgehört hat. Zu einigen privaten Unsicherheiten gesellt sich in Alexas Leben ein sehr merkwürdiger Fall. Mehrere junge Menschen verschwinden mitten auf dem Land. Auf Krammers österreichischer Seite verschwinden junge Menschen und er und Rosa versuchen Licht in das Dunkel zu bringen.
Da dieser Fall erst zum Ende hin zusammenläuft, ermitteln beide Seiten streng autark und der Leser bleibt lange im Dunkeln, ob nun alles zusammenhängt oder nicht. Das hat gut in den Aufbau gepasst, da die Krimihandlung so mit der privaten Geschichte um Alexa und Krammer zeitlich mitziehen kann. Fügt sich auch hier einiges zusammen? Dieser Band ist ein wenig privatlastig, geschieht doch momentan sehr viel in Alexas Leben. Das macht die Protagonistin wiederum sehr sympathisch und authentisch und ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt. Auch schön, dass die Nebenprotagonisten ein wenig mehr Raum bekommen haben und den Fall von anderen Seiten mit beleuchten. Diese Vielfalt macht auch die Gegend, in der das Buch spielt ein wenig lebendiger und anschaulicher.
Das Buch zeigt nicht nur die Ermittlerseite, sondern lässt auch Täter und Opfer zu Wort kommen, in kleinen Einschüben bzw. extra Kapiteln. Das fand ich einerseits total spannend, denn so konnte man noch mehr mitfiebern, andererseits hat es mir leider den Täter schon sehr früh verraten, was die Ermittlungen manchmal ein wenig zäh werden ließ.

Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, er ist wunderbar anschaulich und ich mag die subtilen Feinheiten und Andeutungen, die sie in ihre Sprache einbaut. Außerdem zeigt sie Menschen, wie du und ich, und bietet dabei auch noch abendfüllende Spannung. Ich freue mich auf den dritten Teil " In der Stille des Waldes“, der 2023 erscheinen wird.

Bewertung vom 02.03.2022
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


ausgezeichnet

Der Erinnerungsfälscher,

nennt sich selber so, weil er seine eigenen Erinnerungen nicht abrufen kann, und manchmal auch nicht abrufen will. Um aber beruflichen Erfolg zu haben, muss er sie abrufen, oder eben fälschen.
Das Buch hat mich einerseits total berührt, da es sehr anschaulich vermittelt, wie man sich als Mensch fühlt, wenn man zwischen verschiedenen, absolut konträren Weltanschauungen festsitzt, andererseits vermittelt es dem Leser durch die distanzierte Erzählweise in der dritten Person eine Leere und Empathielosigkeit, die mich manchmal sprachlos gemacht hat. Der Protagonist Said Al-Wahid wurde in Bagdad geboren und floh in jungen Jahren nach Deutschland, wo er den ganzen bürokratischen Tücken dieses Staates ausgeliefert war. Zu Hause scheint er sich hier nicht zu fühlen, aber zumindest angekommen. Angekommen in einem Leben, das familiär , sicher und stabil ist. Auch Bagdad scheint nicht mehr seine Heimat zu sein, alles ist anders, war aber noch nie wirklich gut. Hier fehlen Stabilität und Sicherheit völlig. Dafür gibt es wahrscheinlich nur ein Minimum an Bürokratie.
All die Zerrissenheit und Heimatlosigkeit waren eindringlich und sehr berührend beschrieben. Ein wenig gefehlt hat mir die Nähe zu Monika, sie fällt leider oben angesprochener Empathielosigkeit zum Opfer.
Dieses Buch bespricht auch einige Themen, die ein Land betreffen, welches noch nie wirklich in Frieden lebte. Und den Kontrast der deutschen Mentalität. Schade fand ich auch ein wenig, dass der Autor nie den Mut gefunden hat, seinem Protagonisten den einen Moment der Schwäche einzugestehen, in dem er um Hilfe für sein Gedächtnisproblem ersucht. Hier wäre ein dezenter Hinweis auf das Thema PTBS sehr befreiend gewesen. So wirkt das ganze Buch in großen Teilen ein wenig depressiv und hilflos , da der Protagonist" in keiner Situation wirklich selber richtig aktiv wird", er handelt immer nur nach den Vorschlägen und Maßgaben anderer. Passend hierzu sind die Parallelen zum Buch " Die Taube " von Patrick Süskind, welches der Protagonist dreimal versucht zu lesen.