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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 417 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2019
Golien, Marie

Cainstorm Island - Der Gejagte


ausgezeichnet

„Cainstorm Island – Der Gejagte“ ist das Romandebüt von Autorin Marie Golien. Eine schicksalhafte Begegnung kann Emilio das Leben kosten.

Um Familienschulden zu bezahlen, lässt sich der 17jährige Emilio Rivoir auf ein folgenschweres Geschäft ein. Die Firma Eyevision implantiert einen Chip in seinen Kopf. Eine halbe Stunde am Tag ist Emilio auf Sendung. Die Zuschauer verfolgen durch seine Augen seine Kletter- und Trainsurfkünste, bis Emilio eines Tages zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Der Tod gehört zum Straßenbild. Ein beklemmender Einstieg in die Welt von Cainstorm, wo Armut und Elend herrschen und die Gang Las Culebras das Sagen hat. Ganz anders geht es auf dem Kontinent Asaria zu. Eyevision ermöglicht den reichen Asarianern Einblicke in Alltag und Gefahren von Cainstorm. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Emilio erzählt. Mit seiner Entscheidung für den Chip gibt Emilio Kontrolle ab. Das Thema „Sensationsgier“ wird auf ungewöhnliche Art in Szene gesetzt. Gute Quoten kriegt nur, wer die Zuschauer nicht langweilt. Was als harmloser Job anfängt wird zu einem Strudel aus Manipulation, Geldgier und Verrat. Bald verfolgt Eyeversion auf skrupellose Weise eigene Pläne. Tempo und Spannung steigen schon nach kurzer Zeit auf ein hohes Niveau. Eine aussichtslose Lage und niemand, der ihm helfen kann. Was hat es mit dem rätselhaften Mädchen auf sich? Flucht und Verfolgungsjagden, der Strick um Emilios Hals zieht sich enger. Nicht nur er ist in Lebensgefahr. Autorin Marie Golien nimmt sich auch dem Thema „Umweltverschmutzung“ an. Gift, Chemie und Plastik verseuchen Land und Meer. Originell ist die Idee mit den Mutantenfischen im Aquarium. Ist Cainstorm die Zukunftsversion der Erde? Vieles erinnert heute schon an Emilios Welt. Fische, denen Plastik aus dem Magen entfernt werden muss, Chemie verseuchte Flüsse. Bedrückend und realitätsnah. Hauptfigur Emilio besticht mit Mut und großem Kampfgeist. Familie, Freundschaft und Zusammenhalt sind die Pfeiler seines Lebens. Umso berührender, wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Wem kann er noch trauen? Emilios Verzweiflung, Trauer, Wut sind greifbar. Gibt es kein Entkommen? Der Showdown wirkt etwas zu kurz geraten, setzt aber Abgründe, Ehrgeiz und Unwissenheit gut in Szene. Handelt es sich doch um den Auftakt zu einer Jugendbuchreihe? Darauf lässt das Ende schließen.

Das kreative Cover setzt den Titel perfekt in Szene. Sehr gelungen sind auch die Details „Auge und Schlangen“. „Cainstorm Island – Der Gejagte“ bietet rasante Action, aber auch eine berührende Geschichte. Eine einzige falsche Entscheidung ändert alles. Sehr empfehlenswert für junge Leser ab 13 Jahre und für Erwachsene, die ungewöhnliche Geschichten lieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2019
Koontz, Dean

Gehetzt / Jane Hawk Bd.2


ausgezeichnet

„Gehetzt“ ist nach „Suizid“ Band 2 der Jane Hawk-Thrillerreihe von Dean Koontz. Die Verfolger sind Jane dicht auf den Fersen.

Eine beliebte Lehrerin, die urplötzlich zur Terroristin mutiert. Ein Ehemann, der sich völlig grundlos selbst hinrichtet. Die beurlaubte FBI-Agentin Jane Hawk bringt Licht in die Hintergründe und ist einer großen Verschwörung auf der Spur. Die Jagd auf sie hat längst begonnen.

Was bewegt einen Menschen zu einer Wahnsinnstat? Autor Dean Koontz nimmt sich dem Thema auf ungewöhnliche Weise an. Er kreiert ein schauriges Szenario, das erschreckend realitätsnah wirkt. Alpträume werden wahr. Der Einstieg mit einer eigentlichen Idylle, in die Wahnvorstellungen platzen, ist gelungen. Selbst der geliebte Haushund merkt, dass etwas gewaltig nicht stimmt. Handlungswechsel, Jane versucht einen Verbündeten zu finden. Wer begibt sich selbst in große Gefahr, um die Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen? Janes Gegner schrecken vor nichts zurück und haben Verbindungen in die höchsten Kreise. Intelligenz und Raffinesse, Jane ist ihren Feinden einen Schritt voraus, aber wie lange noch? Kurze Kapitel, schnelle Handlungs- und Perspektivwechsel halten das Tempo hoch. Kaum etwas ist vorhersehbar. Der Thriller ist voller origineller Ideen und filmreifer Szenen. Der Erzählstil, mit einem auffälligen Kontrast zwischen ausschmückenden, phantasievollen Beschreibungen, Metaphern und spannungsgeladener Action, überzeugt auf ganzer Linie. Bald ist auch eine Prise Humor im Spiel. Alle Charaktere haben Persönlichkeit. Mitfiebern in brenzligen Situationen fällt dadurch leicht. Jeder in Janes Umkreis kann in den Fokus der Verschwörer geraten. Technische Überwachung in ungeahnten Varianten droht zum Verhängnis zu werden. Ein zweites aktuelles Thema, das aufgriffen wird. Trügerische Sicherheit, Täuschungsmanöver, Manipulation, wem ist noch zu trauen? Das Katz- und Mausspiel wirkt wie eine Mischung aus Science-Fiction-Blockbuster, James Bond-Straßenfeger und Mission Impossible-Kinohit. Jane zeigt Schwächen und Herz und beeindruckt mit ungebremsten Entschlossenheit. Nebenfiguren wie der undurchsichtige Otis und taffe Grandpa Bernie steigern den Unterhaltungswert. Ein temporeiches Rennen gegen Zeit und Gegner. Der erwartete Showdown hat ebenfalls Überraschungen parat. Nicht enttäuschend, aber ein paar mehr Seiten und Konfrontationen hätten ihm gut getan.

Das Cover setzt auf Autor und Titel. Es wäre schwer gewesen, den Inhalt in bildhafte Szenen zu packen. Gut gelöst ist die Farbgestaltung Orange auf Weiß. „Gehetzt“ beschwört düstere Szenarien herauf, die hoffentlich niemals stattfinden. Ein Thriller, der sich dank Sprache und Vielfalt an Ideen von der Masse abhebt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 04.02.2019
Engman, Pascal

Der Patriot


ausgezeichnet

„Der Patriot“ ist das Thrillerdebüt von Autor Pascal Engman. Ein Serienmörder hat es auf Journalisten abgesehen.

Der Hass auf Einwanderer in Schweden eskaliert. Ein Serienkiller übt Rache an Journalisten aus, die den Flüchtlingsstrom verharmlosen und sich gegen Rassismus engagieren. Todesdrohungen sind längst an der Tagesordnung. Zeitungsredaktionen leben in Angst. Der Täter kennt keine Skrupel und plant seine Morde eiskalt. Lässt er sich aufhalten?

Der Prolog ermöglicht einen guten Einstieg. Die Kaltblütigkeit des Täters schockiert. Zwei Handlungsorte, Schweden und Chile, und gleich mehrere Handlungsstränge. Über lange Strecken bleibt der Zusammenhang rätselhaft. Trotz geballter Figurenvorstellung in den ersten Kapiteln, fällt es leicht, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Kurze Abschnitte und gut inszenierte Handlungswechsel steigern die Spannung. Bald findet sich der Leser auf einer Achterbahn von Emotionen und Eskalationen wieder. Leibwächter August Novak verliert den Boden unter den Füßen. Journalistin Madeleine Winther überschreitet für ihre Karriere Grenzen. Ein Drogenhändler ist auf der Suche nach einem Verräter. Es bleibt keine Atempause. Niemand kann sich sicher fühlen. Es fällt leicht, in Chile mitzufiebern. Nicht nur dort haben manche Menschen zwei Gesichter. Jeder Charakter trumpft mit Persönlichkeit auf. Überraschende Wendungen erschüttern umso mehr. Zeitweise rührt die Geschichte zu Tränen. Abgründe, Intrigen, Lügen, Verrat. Wem ist noch zu trauen? In Schweden greift Todesangst um sich. Gibt es überhaupt einen Schutz vorm Serienkiller?
Der Autor und ehemalige Journalist Pascal Engman nimmt sich auf packende Weise einem aktuellen Thema an, dass ihn selbst betroffen hat. Was tun gegen Fanatiker mit ihren wahnwitzigen Motiven, die vor nichts zurückschrecken? Ihre Taktik, Feindseligkeiten, Angst und Schrecken zu sähen, geht auf. Manipulation und Kapitulation, ein aufwühlender Plot. Zum Schluss steuert alles auf einen Showdown zu. Explosive Spannung bis zur letzten Minute.

Der Titel in Blutrot erregt Aufmerksamkeit. Die düstere Szenerie stimmt auf einen packenden Thriller ein. „Der Patriot“ überrascht mit Paukenschlägen. Unberechenbares und Dramatik lösen sich stetig ab. Ein fesselndes Debüt!

Bewertung vom 27.01.2019
Dunne, Ellen

Schwarze Seele / Patsy Logan Bd.2


weniger gut

In „Schwarze Seele“, Band 2 der Patsy Logan-Krimireihe von Ellen Dunne, kämpft die Kriminalhauptkommissarin gleich an mehreren Fronten. Privat kriselt es, ein Fall ist kniffeliger als gedacht und Gegenwind kommt ausgerechnet aus dem Kollegenkreis.

Alles spricht für einen Unfall. Oder hat doch jemand nachgeholfen? Bald wird klar, dass der ertrunkene Donal McFadden nicht nur Freunde hatte. Im K11 steht Patsy mit ihrer Meinung auf ziemlich verlorenem Posten. Bis es erste Hinweise auf Ungereimtheiten gibt.

Der Einstieg mit dem Prolog ist nicht sehr gelungen, obwohl das Schicksal des Opfers berührt. Handlungswechsel, unglücklich gewählt ist die Ich-Perspektive. Die Geschichte wird aus Sicht von Patsy Logan erzählt. Auch eingeschobene Rückblicke/Zeitsprünge und Nachrichten überzeugen nicht. Erzählstil und Aufbau fördern nicht die Atmosphäre, im Gegenteil plätschert die Geschichte von Anfang an dahin. Zu langsames Tempo, fehlende Spannung. Kurze Kapitel und Abschnitte ermöglichen einen guten Lesefluss. Interessant ist das Team Patsy und Kris. Leider kommt ihre Zusammenarbeit nicht richtig in Fahrt. Der Fokus liegt falsch auf Privatem, Befindlichkeiten, Familien- und Beziehungsproblemen und das bei fast allen Charakteren. Patsys Kinderwunsch nimmt sehr viel Raum ein. Eine Erklärung dafür gibt es schon, aber die reicht nicht aus. Normalerweise verleiht Persönliches dem Ermittler Ecken und Kanten. Hier ist das nicht der Fall. Alle Figuren wirken zu problembelastet. Der Fall verläuft nur im Hintergrund. Der Plot zeigt kein Raffinesse. Zu wenig Münchener Lokalkolorit. Keine urigen Typen. Gute Ansätze verblassen zu schnell. Wer ist der Täter? Wird sich Patsy mit ihrem Stefan versöhnen? Die zentralen roten Fäden halten kaum bei der Stange. Zu viel Potential wird verschenkt. Die Erwartungen auf einen packenden, rasanten Showdown werden enttäuscht. Dabei hätte es Möglichkeiten für Spannung gegeben. Das Verwirrspiel ist nicht gelungen. Zu sehr hinkt die Auflösung zur „Schwarzen Seele“.

Die düstere Coverszene untermalt den Titel. Die Blau-Schwarztöne sind gut gewählt. Das Buchformat passt perfekt für Reisen. „Schwarze Seele“ hat eine gute Basisidee. Auch das Rätselraten wird in Gang gesetzt. Aber die Schwächen trüben das Leseerlebnis zu sehr. Ein bisschen zu viel Klischee, Negatives, Unausgegorenes. Vielleicht kriegt das Team Patsy und Kris im nächsten Band einen besseren Auftritt.

Bewertung vom 26.01.2019
Doyle, Catherine

Das Geheimnis von Arranmore / Sturmwächter Bd.1


ausgezeichnet

„Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore“ von Autorin Chaterine Doyle bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe um die Abenteuer von Fionn Boyle. Auf einer Insel geschehen seltsame Dinge.

Der 11jährige Fionn Boyle und seine Schwester Tara werden von ihrer Mutter Evelyn im Sommer zu ihrem Großvater auf die Insel Arranmore geschickt. Malachy Boyle ist Kerzenmacher und Sturmwächter. Fionn wird mit uralter Magie und ihrer Geschichte konfrontiert.

Der Einstieg mit dem Prolog und einer Schlüsselszene ist gelungen. Es bleibt offen, um wen es sich genau handelt. Handlungswechsel, Fionn und Tara reisen mit der Fähre zur Insel Arranmore. Gleich zu Anfang wird Fionns Schwäche deutlich. Ihm ist seine Seekrankheit peinlich. Mit dem Betreten der Insel beginnt das Abenteuer. Denn Arranmore ist voller Seltsamkeiten und Geheimnisse. Tara hat Fionn nichts über das Besondere der Insel und wichtige Regeln erzählt. Streitigkeiten zwischen den Geschwistern sind an der Tagesordnung. Das Unvorbereitete bringt Fionn in unangenehme und gefährliche Situationen. Ein bisschen erinnert Fionns Abenteuer an die Harry Potter-Geschichten. Auch auf der Insel geht es magisch zu, aber auf ganz andere Weise. Den Inselbewohnern droht eine übermächtige Gefahr, und es gibt Familienfehden. Die Beasleys sind neidisch auf die Boyles und streben die Macht über die Insel an. Die Geschichte ist voller origineller Ideen. Magie und Zauber bringen nicht nur Fionn zum Staunen. Was verheimlicht Großvater Malachy? Nur langsam kommt Fionn hinter die Inselgeheimnisse und muss lernen, das zu viel Neugierde tödlich sein kann. Das zentrale Thema ist Mut. Die Hauptfigur zweifelt an sich. Das macht sie zusätzlich sympathisch. Zum Schluss steigt mit dramatischen Ereignissen die Spannung. Die Geschichte rührt zu Tränen. Eine Insel, die Emotionen zeigt. Ein Junge, der sich großen Herausforderungen stellt. Mitreißend und warmherzig bis zur letzten Zeile.

Die abenteuerliche Szene und der Titel ziehen die Blicke aufs Buch. Das Düstere und der Vogelschwarm unterstreichen die Spannung. „Sturmwächter – Das Geheimnis von Arranmore“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und auch für Erwachsene ein aufregendes Leseabenteuer. Unmöglich den nächsten Band zu verpassen. Sehr empfehlenswert mit vielen schönen, treffenden Zitaten wie z.B. „Ich frage mich oft, ob in der Menschlichkeit mehr Magie liegt als in einem Himmel voller Regenbögen.“

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2019
Katzenbach, John

Der Verfolger / Dr. Frederick Starks Bd.2


sehr gut

„Der Verfolger“ ist nach „Der Patient“ Band 2 der Dr. Frederick Starks-Thrillerreihe von Autor John Katzenbach. Ricky wird mit der Vergangenheit konfrontiert.

Der Einstieg mit dem Prolog und Alptraum ist nicht sehr gelungen. Auch auf den weiteren Seiten scheint es eher um Abschweifungen zu gehen. Packender wäre der Beginn mit einer schicksalhaften Szene gewesen. Berührend sind zwei Patienten-Schicksale. Mrs Heath ist ein interessanter Charakter. Taucht sie im Laufe der Geschichte noch mal auf? Mr R lässt Ricky keine andere Wahl, als in die Rolle eines Privatdetektivs zu schlüpfen. Dem Psychiater kommen die eigenen Erfahrungen mit einer falschen Identität, Flucht und Untertauchen zu Gute. Wer ist der anonyme Gegenspieler? Bald stellt sich heraus, dass dieser genauso raffiniert und kaltblütig ist wie Profikiller Mr R. Die Zwickmühle, in der Ricky steckt, ist originell. Gleich zwei Verbrecher haben es auf ihn abgesehen. Mit dem Leben davonzukommen scheint unmöglich. Permanent steigt die Bedrohung von allen Seiten. Nicht alles wirkt schlüssig, z.B. warum Ricky gleich zu Anfang des Spiels auf Leben und Tod eine entscheidende Entlarvungsmöglichkeit des Widersachers nicht auffällt und diesen Hinweis daher nicht verwendet. Auch sein Schweigen über Vorkommnisse ist zeitweise merkwürdig. Mit Rickys Alleingang nimmt der Thriller mehr Fahrt auf. Niemand steht auf seiner Seite. Niemand aus dem persönlichen Umfeld, der ihm helfen kann. Das erscheint sehr seltsam und ist andererseits mal etwas Neues. Tricks und Raffinesse, wer ist wem einen Schritt voraus? Eine beklemmende Jagd mit mehreren Verfolgern. Überraschende Wendungen lassen alles in neuem Licht erscheinen. Täuschungen sind gelungen. Es fügt sich alles zusammen, und es gibt Erklärungen für Dinge, die stutzig machten. Erst spät wird die Raffinesse des Plots deutlich. Auch der Showdown ist anders als erwartet. Eine Konfrontation hätte vorher stattfinden können. Trotz kleiner Schwächen ein spannender Psychothriller.

Mit wenigen Details wird die Bedrohung in Szene gesetzt. Der Titel ist Programm. Auch der schwarze Hintergrund passt gut zum Psychothriller. In „Der Verfolger“ wendet sich das Blatt mit scheinbar aussichtslosen Szenarien. Der Kampf ums Überleben und einen möglichen Sieg über den Gegenspieler setzt ungeahnte Energien frei. Etwas überzeugender und geradliniger bei allen Manövern und Überraschungen hätte der Thriller sein können.

Bewertung vom 19.01.2019
Kostas, Yanis

Tod am Aphrodite-Felsen / Sofia Perikles Bd.1


ausgezeichnet

Autor Yanis Costas hat mit seinen Frankreich-Krimis Bekanntheitsgrad erlangt. „Tod am Aphroditefelsen" bildet den Auftakt zur neuen Krimireihe, die auf Zypern spielt.

Diplomatentochter Sofia Perikles soll eigentlich in Südzypern einen neuen Job im Innenministerium antreten, wird aber kurzerhand als Dorfpolizistin in Kato Kountrafas eingesetzt. Ihr neuer Chef Chief Inspector Kostas Karamanlis ist alles andere als begeistert darüber, bis sich ein schrecklicher Unfall ereignet und klar wird, dass jemand nachgeholfen hat.

Der Einstieg mit der Vorstellung des Ortes Kato Kountrafas ist ungewöhnlich. Sofias Ankommen im Dorf mit nur vierzehn Einwohnern steht im Vordergrund. Mit viel Humor erzählt Autor Yanis Kostas, wie sich die Diplomatentochter in eine taffe Polizistin verwandelt, die bald sogar ihren mürrischen, sturen Chef zu händeln weiß. Der Spieler, Säufer und Choleriker kriegt durch Sofia wieder Boden unter den Füßen. Eine Verwandlung, die ganz langsam stattfindet. Auch die anderen Charaktere dieser Romanreihe sind Unikate. Lady Gladstone steht Sofia unterstützend und hilfreich zur Seite. Sie behält den Überblick über sämtliche Verwicklungen und Vorkommnisse. Barmann Adonis wird von seiner Frau an der kurzen Leine gehalten, und die Dorfältesten sind viel rüstiger und haben mehr Energie als gedacht. Bei all den überraschenden und schicksalhaften Ereignissen spielt die Liebe eine große Rolle. Sofias Abneigung gegen das abgelegene Dörfchen und ihren neuen Job schwindet schnell. In ihrem ersten Fall als Hilfspolizistin muss sie Grenzen überschreiten und mehr Einsatz zeigen als gedacht. Kostas hält sich mit seinem Engagement zurück. Werden sie sich als Team zusammenraufen? Autor Yanis Kostas setzt den Fokus auf die Menschen und baut viel Lokalkolorit mit ein. Die Szenen wirken sehr realistisch, die Atmosphäre ist greifbar. Der Leser wird zum Zuschauer und fiebert mit Sofia mit. Wie schafft sie es, gegen Vorurteile und Sturheit anzukommen? Die Infos über Städte und Dörfer Zyperns bringen einem zusätzlich die Insel, ihre Eigenarten und die aktuelle Lage näher. Als Sofias Ermittlungen Fahrt aufnehmen, steigt auch die Spannung. Eine überraschende Wendung ist gelungen und am Ende filmreif inszeniert. Der Schluss hat Charme und macht neugierig auf Band 2.

Das Blau des Himmels, die einsamen Felsen und Düsternis, der Titel ist mit wenigen Details treffend umgesetzt. „Dass diese kleine Insel in der Levante für mich so besondere Bedeutung hat, ist Schicksal und Segen.“ Die Leidenschaft des Autors für Zypern wird in „Tod am Aphroditefelsen“ spürbar und macht Lust auf eine Reise zum Handlungsort. Die Krimireihe hat Herz, Charme und viel Humor. Sehr empfehlenswert für alle die Krimis mit greifbarem Flair und besonderen Charakteren lieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2019
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


gut

„Doggerland – Fehltritt“ von Autorin Maria Adolfsson ist Band 1 der Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby. Bei Doggerland handelt es sich um eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee zwischen Dänemark, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Vor rund 8000 Jahren existierte tatsächlich eine zusammenhängende Landmasse namens Doggerland.

Einen Tag nach dem Austernfest wird Susanne Smeed, die Ex-Frau von Karen Eiken Hornbys Chef, erschlagen aufgefunden. Heikel, dass Karen die Nacht mit ihm in einem Hotelzimmer verbracht hat. Als Tatverdächtiger kann Jounas Smeed den Fall nicht übernehmen. Karen Eiken Hornby wird zur Chefin auf Zeit und forscht nach, ob sich die Alibilücken bei Jounas schließen lassen.

Die Geschichte beginnt mit dem Aufwachen am Tag danach. Das Rätselhafte und die Erkenntnis sind sehr gut in Szene gesetzt. Karens Emotionen, ihre verzwickte Lage werden greifbar. Der schicksalhafte Mord verschlimmert alles. Originelle, beklemmende Verstrickungen als Einstieg. Schweigen, Ausflüchte, die Suche nach dem Rettungsanker, bald steckt Karen Eiken Hornby in der Sackgasse. Das Persönliche lässt die Hauptfigur verletzlich wirken. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit bleibt lange Zeit im Dunkeln. Was ist damals passiert? Das Umfeld des Opfers wirft ebenfalls Fragen auf. Autorin Maria Adolfsson setzt auf einen detaillierten Erzählstil. Die Ermittlungen bleiben immer wieder stecken. Der Druck auf die Kommissarin erhöht sich. Ihr Beliebtheitsgrad sinkt kontinuierlich mit den im Sande verlaufenen Ermittlungen. Mysteriös bleibt weiterhin das Mordmotiv oder war Susanne Smeed ein Zufallsopfer? Das Tempo ist sehr langsam. Über lange Strecken fehlt es an packenden Szenen. Es lässt sich erahnen, dass die erste Spur die falsche ist, aber es scheint keine Fährte zum Täter zu führen. Rückblicke ins Jahr 1970 untermalen das Rätselhafte. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Wie ein Fels in der Brandung wirkt Karens Kollege Karl Björken. Können sie zusammen den Fall knacken? Auch ihn stellt Karen auf eine harte Probe. Bröckelt das Vertrauen? Gelungen ist das Verwirrspiel zum Ende. Das Tempo steigt. An eine einfache Lösung will Karen nicht glauben. Der Showdown ist packend inszeniert, der Schluss gut gelungen. Mit neuen, ungelösten Fällen gibt es auch einen Ausblick auf den nächsten Band. Nicht alles an der Handlung vom Auftakt ist schlüssig. Es entsteht der Eindruck, dass sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben. Eine Eskalation ist nicht so richtig nachvollziehbar. Insgesamt hätte der Plot spannender gestaltet werden können. Die Kommissarin steht zu sehr im Vordergrund.

Der kreativ in Szene gesetzte Titel zieht alle Blicke aufs Buch. Jedes Detail des Covers ist stimmig. Auch die Farbwahl überzeugt. „Doggerland – Fehltritt“ bietet viel Lokalkolorit und ist aufgrund der verzwickten Ausgangslage unterhaltsam. Zu viele Abschweifungen und Details sorgen dafür, dass die Spannung auf einem eher niedrigen Niveau bleibt. Potential ist da. Es bleibt noch viel Luft nach oben z.B. für mehr Tempo und überraschende Wendungen.

Bewertung vom 21.12.2018
Procházková, Iva

Der Mann am Grund


sehr gut

„Der Mann am Grund“ von Autorin Iva Procházková bildet den Auftakt zur Prag-Krimireihe um Kommissar Holina. Ein Leichenfund stellt Rätsel auf. Welche Geheimnisse hatte das Opfer?

Ein Polizist stirbt unter mysteriösen Umständen. Bald wird Kommissar Holina klar, dass der Tote Einiges zu verbergen hatte. Nur langsam bringen Befragungen im Umfeld Licht ins Dunkle. Es gibt gleich mehrere Verdächtige. Wer hat die Tat letztendlich begangen und warum?

Die Tragödie am Anfang der Geschichte geht unter die Haut. Autorin Iva Procházková erzählt die schicksalhaften Ereignisse sehr realitätsnah und bildhaft. Handlungswechsel, ein Polizist, der seine Macht missbraucht und sich zu hauf Feinde macht. Das Böse in Menschengestalt. Einer, der es verdient hat, ermordet zu werden? Gegensätzlicher könnten Menschen und Geschehnisse nicht sein. Wie hängen beide Fälle zusammen? Die Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Die Puzzleteile wollen sich nicht zusammenfügen. Das Rätselhafte sorgt für Atmosphäre. Viel Raum nehmen die Ermittlungen ein und verlangsamen das Tempo. Lügen, Verstrickungen, Geheimnisse. Alles wirkt zusammengewürfelt und nebulös. Nicht gekennzeichnete Handlungswechsel sorgen für Irritationen und erschweren den Lesefluss. Ein Zeitsprung und späte Geständnisse bringen etwas mehr Klarheit. Steht der Täter schon fest? Zeitweise entsteht der Eindruck, dass die Verwirrungen zu spät kommen. Details lassen bald wenig Spielraum. Wurde zu früh zu viel verraten? Kommissar Holina wirkt wie ein Fels in der Brandung. Er und sein junger Kollege beweisen Intelligenz, Gespür und Feingefühl. Das Gegensätzliche, Skeptiker und Optimist, hat Unterhaltungswert. Ungewöhnlich ist die Hilfsmethode „Astrologie“ über eine nahestehende Person. Der Plot zeigt Raffinesse über Verwicklungen und Zusammenhänge. Es fehlt über lange Strecken an packenden, temporeichen Szenen und spannungsgeladenen Ereignissen. Nahe gehen die Schicksale. Alles dreht sich um die Menschen, die mit den Opfern in Verbindung stehen. Der Erzählstil überzeugt. Am Schluss gibt es eine Überraschung. Sehr gut inszeniert. Die Protagonisten bleiben im Gedächtnis. Die Geschichte klingt nach. Ein besonderer, eindringlicher, emotionsreicher Krimi.

Der Titel wirkt mysteriös. Das Cover zieht mit wenigen Mitteln die Blicke aufs Buch. „Der Mann am Grund“ hat Stil und Klasse. Eine eigene Art von Krimi, der viel Filmreifes bietet. Es bleiben noch Steigerungsmöglichkeiten. Das Interesse am nächsten Fall ist geweckt. Kommissar Holinas Privatleben als Nebenschauplatz sorgt für Spannung. Wie wird sich alles weiter entwickeln? Empfehlenswert für Krimifans mit einem Sinn für Untertöne, Verstrickungen und explosive Abgründe.