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Petra Sch.
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Gablitz

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Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2023
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


gut

Auftakt der Reihe um einen französischen Auftragskiller

3,5 Sterne

Lucien Comte de Chacarasse, der ein gutgehendes Restaurant betreibt, muss sich nach dem Tod seines Vaters, der erschossen wurde, leider dem Familiengeschäft widmen: dem Auftragsmord. Obwohl er Töten hasst.
Francine, die Sekretärin seines Vaters, tritt auch in seine Dienste und gemeinsam versuchen sie, Ideen zu finden, um die Auftragsmorde durchzuführen, ohne töten zu müssen.


Meine Meinung:
Der Auftakt der Reihe startet etwas schwierig, da zu Beginn nicht viel passiert und es etwas zäh ist.
Auch, dass so lange ein "Geheimnis" darum gemacht wird, welches das große Familiengeschäft der Chacarasse ist (obwohl man es sich als Leser eh schon denken konnte), fand ich etwas überzogen - warum wird da so ein Tamtam drum gemacht? Und gibt es sowas überhaupt noch? Eine Familie von Auftragskillern? War für mich unglaubwürdig.
Allerdings war der Verlauf der Geschichte dann doch unterhaltsam.
Dass viele französische Ausdrücke übernommen wurden, hat mir sehr gut gefallen. Teilweise war die Übersetzung auch gleich im fortlaufenden Text inkludiert, aber leider nicht immer.
Auch liest man viel über französische Gerichte und Wein, da Lucien ja eigentlich ein Restaurantbesitzer ist.

Auch dass Lucien das Töten eigentlich hasst, aber doch perfekt in allen Arten davon ist, war für mich unglaubwürdig - ebenso wie das Versprechen an seinen Vater an dessen Totenbett. Warum glaubt er, es dann tun zu müssen, wenn er es doch nicht will? Sein Vater kann ihn dafür ja nicht mehr verurteilen.
Naja, so findet er dann andere kreative Problemlösungen dafür, was ich ganz witzig fand.

So richtig warm konnte ich mit Lucien und seiner Art nicht werden, er lebt so in den Tag hinein und ist den Frauen und dem Wein sehr zugetan, bis er dann den inneren Konflikt hat, dem Versprechen an seinen Vater nachzukommen, obwohl er doch nicht töten will; sein Onkel ist unsympathisch, arrogant und nur aufs Geld aus; und Francine ist kühl und unnahbar, sie taut jedoch gegen Ende etwas auf.
Die einzig sympathische Figur im Buch ist die Haushälterin Rosalie, die man einfach ins Herz schließen muss.
Wer Luciens Vater getötet hat, wird in einem actionreichen Showdown auch noch aufgelöst.


Fazit:
Nach einem schwierigen Einstieg ein ganz unterhaltsamer Krimi mit tollem Frankreich-Flair, leider ohne richtig viel Spannung.

Bewertung vom 27.12.2022
Kinney, Jeff

Voll aufgedreht! / Gregs Tagebuch Bd.17


sehr gut

Wie wird man reich und berühmt?

Im 17. Band von Gregs Tagebuch geht es darum, dass Greg gerne reich wäre. Aber ohne berühmt zu sein, denn das hat ja bekanntlich so gewisse Schattenseiten. Daher wäre er gerne der beste Freund von jemand Berühmten - oder der Bruder!
Und so hilft er seinem älteren Bruder Rodrick, dass dessen Rockband "Folle Vindl" berühmt - und somit auch reich - wird.

Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, Greg ist wohl kein Literaturtalent ;)
Aber der einfache und kurze Text im Comic-Stil ist leicht und schnell zu lesen - und Greg hat schon viele Lesemuffel motiviert.
Die schwarz-weiß Zeichnungen sind auch eher einfach gehalten, dennoch kann man alles genau erkennen, sogar die Gesichtsausdrücke (und somit Gefühle) der Personen.

Die Geschichte selbst konnte mich persönlich jetzt nicht so vom Hocker reißen, denn es werden alle Möglichkeiten, um berühmt zu werden, abgearbeitet - und natürlich endet alles in mehr oder weniger großem Chaos. Das nervt dann mit der Zeit sehr, auch die Wiederholungen. Und auch, dass alles extrem überzogen ist.

Aber bei der Jugend scheint's wohl anzukommen, meine Tochter kennt alle Greg-Bände und war auch von diesem hier wieder restlos begeistert. Der Autor scheint für seine Zielgruppe wohl alles richtig zu machen ;)


Fazit:
Für mich eher mittelmäßig; meiner Tochter hat's wieder super gefallen. Daher unser Durchschnitt von 4 Sternen.

Bewertung vom 25.12.2022
Griffis, Gigi

Die Kaiserin


gut

sehr gefühlsduselige und moderne Fassung der Sisi-Geschichte

3,5 Sterne

Die Geschichte von Kaiserin Elisabeth ist glaube ich hinlänglich bekannt.
Dieser Roman widmet sich dem Beginn: dem Kennenlernen von Elisabeth in Bayern und Kaiser Franz Joseph; bis zur Hochzeit (die aber echt nur kurz angeschnitten wird).
Der größte Teil ist das eigentliche Kennenlernen in der Kaiservilla in Bad Ischl.
Der Schreibstil ist flott und auch spannend, jedoch fand ich die Geschichte einerseits zwar mal abwechselnd frisch, andererseits war es mir ZU modern - der Kaiser wurde nicht mit "Sie" angesprochen, ebenso wenig gab es damals schon einen Martini (zumindest nicht mit diesem Namen).

Die Geschichte wird abwechselnd aus den drei Sichten von Elisabeth, Helene und Franz erzählt.
Jedoch war mir das ganze echt ZU gefühlsduselig. Gefühlt waren Franz, Sisi und Néné ständig am Grübeln über ihre Gefühle und Befindlichkeiten.
Besonders das ewige Gegrübel von Helene über ihr boshaftes Verhalten hat mit der Zeit genervt, weil es sich ständig wiederholt hat.
Auch war mir Franz Bruder Max zu übertrieben kindisch und intrigant, das war dann auch irgendwann nervig.

Schön fand ich jedoch, dass viele Gedichte von Elisabeth abgedruckt waren. Ich hab zwar nicht nachgesehen, ob es authentische Gedichte von ihr waren, aber vom Schreibstil her waren es typische Sisi-Zeilen.
Trotz der Mängel möchte ich mir jetzt nachträglich noch die Serie anschauen und bin schon sehr gespannt darauf.


Fazit:
Eine sehr gefühlsduselige, modern und locker interpretierte Version der Geschichte von Kaiserin Elisabeth, aber flott und spannend zu lesen.

Bewertung vom 09.12.2022
Schwartz, Dana

Anatomy


sehr gut

ein außergewöhnliches Leseerlebnis

Edinburgh 1817. Die 17jährige Hazel Sinnett hält nichts von gesellschaftlichen Konventionen und möchte Medizin bei Dr. William Beecham studieren. Doch für Frauen ist das verboten. Also gibt sie sich als ihr Bruder aus und wird die Beste in ihrer Klasse. Bis sie auffliegt und ausgeschlossen wird, aber sie gibt nicht auf.
Das fand ich an Hazel so toll. Dass sie zu ihrer Meinung steht, sich offen reden traut und sich trotz der damals geltenden gesellschaftlichen und rechtlichen Gegebenheiten nicht davon abhalten lässt, ihren Traum, Ärztin zu werden, zu verwirklichen. Das hat mir wieder vor Augen gehalten, wie gut es uns geht, in der heutigen Zeit in einem Land zu leben, wo Frauen (zumindest am Papier) den Männern gleichgestellt sind. Und zumindest denjenigen Beruf ausüben dürfen, den sie wollen.
Allerdings war es für Hazel natürlich eher leichter, ihre Wünsche zu verwirklichen, da sie eine Adelige ist und keine Geldsorgen hat, wie leider sonst viele Bewohner von Edinburgh. Vor allem, als wieder das Römische Fieber umgeht, und viele Menschen sterben bzw. deshalb ihre Arbeit verlieren.

Mir hat gefallen, wie die Autorin das damalige Leben, die gesellschaftlichen Unterschiede und vor allem die Medizin beschreiben hat; es fühlte sich für mich sehr authentisch an. Auch, dass die Menschen aus der Unterschicht alles getan haben, um den Winter zu überleben. Wie zum Beispiel der 17jährige Jack Currer, der sich als Auferstehungsmann über Wasser hält: er gräbt frische Leichen aus, um diese an Ärzte als Forschungsobjekte zu verkaufen.
Auch der Schreibstil ist flott, die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst und fühlt sich eher alt an, aber trotzdem passend für ein Jugendbuch.
Ich persönlich mochte die vielen medizinischen Ausdrücke und die detaillierte Beschreibung der menschlichen Anatomie, ob Jugendliche das allerdings mögen, ist fraglich-denn es ist schon gruselig ;) Dazu kommt düstere Friedhofsatmosphäre.

Obwohl "Eine Liebesgeschichte" auf dem Cover steht, überwiegt in der Geschichte mMn der Krimianteil. Man verfolgt die sanft sprießende Liebe zwischen Hazel und Jack, die eigentlich nicht sein darf, und das ist auch bezaubernd.
Aber die Auferstehungsmänner und sonstige Personen aus ärmsten Verhältnissen, die verschwinden, und wie Hazel diese Ungeheuerlichkeit aufdeckt, fand ich spannend und sehr gut gelungen.
Die Einwürfe (jeweils auf schwarzem Hintergrund gedruckt), in denen man zB Auszüge aus Dr. Beechams Abhandlung liest oder Zeitungsausschnitte, peppen das Ganze auf.
Auch ein bisschen Mystery kommt gegen Ende vor, was mir persönlich leider nicht so gut gefallen hat. Und der Schluss deutet wohl auf einen zweiten Teil hin, auf den ich schon sehr gespannt bin.


Fazit:
Spannender Jugendkrimi im Jahr 1817 mit einer taffen Protagonistin, viel Anatomie, Leichen, etwas Liebesgedöns und leider auch Mystery, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat.

Bewertung vom 30.11.2022
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


sehr gut

temporeicher Auftakt der Banken-Thriller-Reihe um Laura Jacobs

Laura Jacobs arbeitet als Wertpapierberaterin in der BWG-Filiale in der Koppenstraße in Berlin.
Nachdem sie einen Banküberfall verhindern konnte, erhält sie kurz darauf von ihrem Arbeitgeber die Kündigung des Mietvertrages ihres Hauses.
Den Anwohnern der ganzen Siedlung wurde gekündigt, denn die Bank will das komplette Grundstück verkaufen. Das wollen die Bewohner natürlich verhindern und Laura gerät dabei in große Gefahr.


Meine Meinung:
"Die Filiale" ist der Auftakt der Thriller-Reihe um die Bankangestellte Laura Jacobs.
Laura ist eine taffe Frau, doch manchmal leidet ihr Selbstbewusstsein. Mehrmals hätte ich sie schütteln können, weil sie - obwohl sie eh schon in der Bredouille steckt - allen blind vertraut.
Und vor allem: wenn ich bemerke, dass ich angeblich etwas Kriminelles gemacht habe - in ihrem konkreten Fall: Gelder überwiesen - dann spreche ich mit den höchsten Chefs UND gehe sofort zur Polizei, um Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Unglaublich und unfassbar, dass sie glaubt, es selbst richten zu können, ohne dass jemand irgendwas merkt. Einfach nur zum Kopfschütteln.
Es war aufregend zu verfolgen, wie Laura in immer mehr Probleme schlittert, aber oft auch gute Ideen zur Lösungsfindung hat; und überhaupt rund um den Grundstücksverkauf immer mehr dubiose und unerklärliche Dinge geschehen.

Die Auflösung hat mich jetzt nicht besonders überrascht, der Showdown war dann etwas zu schnell und einfach.
Ein kleiner Cliffhanger macht jedenfalls neugierig auf den nächsten Band.

Als ehemaliger Banker kennt sich Veit Etzold natürlich mit den Themen Banken, Finanzierung, Kredite, Wertpapiere usw. besonders gut aus. Leider waren es für meinen Geschmack zu viele detaillierte Banken-Insider-Infos bzw. Vokabular; v.a. die kleinen 'Banken-Witzchen' haben das Ganze etwas in die Länge gezogen, da wäre mMn ein bisschen weniger besser gewesen.
Aber insgesamt ist die Story spannend zu verfolgen; die Themen Insiderhandel, Kryptowährung, Dark Web und natürlich die perfiden Machenschaften der sog. Mächtigen und deren Gier sind interessant und faszinierend.


Fazit:
Temporeicher Banken-Thriller mit einer Protagonistin, die sich gegen alle Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt, auch wenn sie manchmal unrealistisch agiert. Etwas weniger Banken-Vokabular hätte dem Lesefluss gut getan.

Bewertung vom 29.11.2022
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


gut

Mystery-Thriller in der schneeweißen Weite des eiskalten Islands

Im harten Winter verschwinden vier Touristen spurlos im Isländischen Hochland. Was wollten die Vier in der Eiseskälte dort?
Ein Suchtrupp, der ausgeschickt wurde, um die Vermissten zu suchen, findet diese: unbekleidet, erfroren im Schnee. Was ist passiert?
Und dann sind da auch noch die seltsamen Vorkommnisse in der einsam gelegenen Radarstation in Stokksnes.


Meine Meinung:
Dies war mein erster Thriller aus der Feder von Yrsa Sigurdardottir und ich war gefesselt von der spannenden Schreibweise der Autorin.
Schon der Beginn ist total packend, als die Käufer des Elternhauses von Kolbeinn ihm eine Kiste mit im Haus gefundenen Dingen bringen sowie einen einsamen rosa Kleinkindschuh, den sie im Garten ausgegraben hatten.
Man fiebert sowohl mit Jóhanna von der Rettungswacht mit, die mit ihrem Reykjaviker Kollegen Pórir dem Suchtrupp angehört; sowie mit Dröfn, die mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar sowie deren Führer Haukur in der weißen Weite Islands unterwegs ist.
So wird abwechselnd von der Suche aus Sicht von Jóhannna, den Erlebnissen der Schneewanderer eine Woche zuvor aus Sicht von Dröfn und den mysteriösen Vorkommnissen in der Radarstation aus Sicht des Mitarbeiters Hjörvar erzählt.

Der Autorin ist es großartig gelungen, die eiskalte Atmosphäre und die weiße Weite im harten isländischen Winter perfekt einzufangen, sodass einem beim Lesen kalt wurde. "Sobald der Schnee nicht mehr unter ihren Füßen knirschte, war es vollkommen still. Kein Wind, kein Vogelgezwitscher, nichts. Es war, als hätte die Welt alle Geräusche ausgeschaltet."
"Eine winterlichere Landschaft konnte man sich kaum vorstellen. Schneeweiß und eintönig. Die Luft war geruchlos, und es herrschte absolute Windstille. Das Einzige, was die Sinne wahrnahmen, war Kälte. Die Kälte biss in die Wangen, drang durch Schuhsohlen und Handschuhe, umschlang die Finger und drückte zu."

Ich finde es nur immer schade, wenn man etwas anderes bekommt, als man erwartet hat. Dabei wäre es hier so leicht richtig zu kennzeichnen gewesen, wenn man "Mystery-Thriller" aufs Cover gedruckt hätte, anstatt nur "Thriller". Denn von einem Thriller erwarte ich mir eine realistische Handlung, und nichts Mysteriöses und Übersinnliches. Ich lese auch gerne ab und zu mal einen Mystery-Thriller, nur will das dann aber vorher wissen.
Nichts desto trotz ist der Autorin auch die gruselige Atmosphäre darzustellen so gut gelungen, dass man Gänsehaut bekommt. Die Geräusche/Stimme... das kleine Mädchen...brrr...

Leider hat mir die Auflösung nicht wirklich gefallen, weil ich die Beweggründe und Motivation so überhaupt nicht nachvollziehen konnte und diese Handlungen für mich keinen Sinn ergaben.
Die Verstrickungen und Verwicklungen hingegen haben mich positiv überrascht, doch wurde die Aufklärung derer am Ende einfach nur schnell gefühlt im Telegrafenstil abgehandelt. Man hatte das Gefühl, die Autorin wusste nicht, wie sie diese Erklärungen geschickter in der Geschichte verweben konnte.
Leider konnten diese überraschenden Zusammenhänge sowie der hohe Spannungsbogen diese Geschichte, die sich dann als Mystery-Thriller entpuppt hat, sowie die enttäuschende Auflösung, für mich leider nicht zu einem Lesehighlight machen.


Fazit:
Spannender Mystery-Thriller in der schneeweißen Weite des eiskalten Islands; mit einer für mich leider nicht zufriedenstellenden Auflösung.

Bewertung vom 28.11.2022
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


sehr gut

Mord mit Ankündigung: #inkürzetot

Es beginnt mit der Nachrichtensprecherin Nadine Just: Sie sagt vor laufender Kamera ihren Tod an, der kurz darauf auch eintritt: Sie wird nach der Sendung von ihrer Redakteurin und ihrem Ex-Freund Tibor Glaser tot in ihrer Garderobe aufgefunden, mit durchgeschnittener Kehle.
Kurz darauf werden auch ein Blogger, ein Youtuber und ein Kulturkritiker tot aufgefunden - ebenfalls mit der Ankündigung der gewaltsamen Tode auf deren Sozialen Medien.
Wie hängen diese Morde zusammen?


Meine Meinung:
"Stille blutet" ist der Auftakt der neuen Thriller-Reihe von Ursula Poznanski, die in Wien spielt und in deren Mittelpunt die junge Ermittlerin Fina Plank steht.
Ursula Poznanski überzeugt wieder durch einen mitreißenden Schreibstil, deren Sog sich man nicht entziehen kann.
Der Plot selbst ist innovativ und spannend, denn wie kann es sein, dass Medien"stars" ihren eigenen (gewaltsamen) Tod ankündigen und dann tatsächlich kurz darauf tot sind?

Allerdings haben die Ermordeten polarisiert: sie haben kein Blatt vor den Mund genommen, und Nadine Just hat sogar oft unter der Gürtellinie kritisiert. Nachvollziehbar, dass sich viele Menschen über deren Tod freuen. Doch was ist der wahre Grund für die Taten?
Man bekommt viele Personen präsentiert, aber der Hauptverdächtige der Polizei fällt für den Leser sofort raus, denn zumindest für die Tatzeit des Mordes an Nadine hat er ein Alibi. Doch immer mehr Beweise deuten eindeutig auf Tibor als Täter hin.
Die Auflösung war dann wirklich total überraschend.
Auch gibt es neben der erzählenden Geschichte kurze Kapitel aus Sicht eines Dritten, in ich-Form geschrieben, der einen Toten in diese Mordserie schummelt. Wer ist diese Stimme aus dem Off, und was hat sie noch vor? Jedenfalls enden diese kleinen Einspielungen mit einem Cliffhanger, sodass man Neugierde auf den nächsten Teil bekommt.

Leider gibt es in diesem Thriller die typischen Klischees, die mir persönlich nicht gefallen, da schon zu 'abgelutscht': die kleine dicke Polizistin, die von ihrem Kollegen nicht ernst genommen wird und der sie schikaniert, wo es nur geht. Und sie kann sich nicht behaupten. Allerdings ist SIE vif und hat eine gute Kombinationsgabe, während ER Scheuklappen aufhat (Klar, wenn man einen Täter präsentiert bekommen hat, auf den alles deutet, warum dann noch in andere Richtungen ermitteln?) Das hat leider etwas genervt.

Sehr gut hat mir hingegen gefallen, wie die Gefahren von Social Media hier aufgezeigt werden: der Hashtag #inkürzetot geht viral und erschwert die Ermittlungsarbeit der Polizei ungemein, weil man nur mehr schwer herausfiltern kann: was ist ernst gemeint, was sind schlechte Scherze und was wurde nur mit diesem Hashtag versehen, um mehr Klicks zu bekommen?

Es werden auch sämtliche typischen Wiener Kaffeehäuser bzw. Restaurants im Laufe der Geschichte aufgezählt; man schlendert auch bildlich durch Wien, was mir sehr gut gefallen hat, besonders eben, wenn man die Örtlichkeiten kennt.
Nur dass die Autorin erwähnt, dass auf den Wiener Straßen Pferdeäpfel von den Fiakerpferden herumliegen, hat mir so gar nicht gefallen, denn das tut es eben nicht mehr, seit es die sog. Pooh-Bags verpflichtend gibt - und das schon seit fast 20 Jahren.


Fazit:
Neuartiger, spannender Plot mit hohem Spannungsbogen, allerdings etlichen Klischees und einem Cliffhanger, der neugierig auf den nächsten Band macht.

Bewertung vom 26.11.2022
Städing, Sabine

Alle für einen / Die Stoffis Bd.2


ausgezeichnet

ein gelungener zweiter Teil um die liebevollen Stofftier-Freunde

Die sechs Stoffis haben sich im Gartenhäuschen von Holda Regenstein gut eingelebt.
Doch als Einhorn Sunny und Seestern Sternchen im Wald Beeren sammeln sind, wird Sternchen leider von einer Gruppe Kindergartenkinder entdeckt und mitgenommen.
Da ist ja ganz klar: die anderen Stoffis müssen sich auf die Suche nach Sternchen machen und sie retten!


Meine Meinung:
Die VORLESEN!-Reihe überzeugt durch kindgerechte, meist leicht verständliche Sprache und vielen detaillierten färbigen Illustrationen, auf denen das (Vor-)Gelesene nochmals untermalt wird.
Die Stoffi-Reihe bietet noch dazu jede Menge unterschiedlicher Charaktere, wo sich jedes Kind mit einem davon identifizieren kann.

Die fantasievolle und turbulente Geschichte vermittelt spielerisch die wichtigen Themen Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Vertrauen, Mut und auch Lösungsfindung bei Problemen. Und auch, dass man aufeinander acht geben soll und dass man gemeinsam mehr erreicht.
Besonders toll ist hier, dass diese Geschichte völlig geschlechtsneutral sowohl für Mädchen als auch Jungs verfasst ist - was man auch am Cover und dessen Farben super erkennen kann.

Sehr schön wurden hier Freundschaft und Vertrauen dargestellt, da Sternchen ganz davon überzeugt ist, dass ihre Freunde sie retten kommen.
Die Stofftiere erleben wieder turbulente und aufregende Abenteuer, und man fiebert immer mit ihnen mit.
Das Ende ist wundervoll und überraschend, und ein Cliffhanger lässt einen schon auf den nächsten Band freuen! :D

Zu Beginn werden alle sechs Stoffis vorgestellt; und am Ende gibt es motivierende Belohnungssticker, die man nach jedem gelesenen Kapitel vorn im Buch einkleben kann.
Auch ein praktisches Lesebändchen beinhaltet das Buch.
Auf fast jeder Doppelseite gibt es färbige Illustrationen, die wunderschön, liebevoll und detailreich sind.


Fazit:
Auch der zweite Teil der Stoffis bietet eine warmherzige Geschichte über Freundschaft, Mut, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt mit außergewöhnlichen plüschigen Protagonisten und wunderschönen färbigen Illustrationen.

Bewertung vom 23.11.2022
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Dian Fossey, die Nyirmachabelli

Wer kennt sie nicht: Dian Fossey, DIE Gorillaforscherin. Durch den Film "Gorillas im Nebel" hat sie weltweiten Ruhm erlangt.
In diesem Buch erfährt man alles über ihre Kindheit, ihre Tierliebe, aber auch ihr Erwachsenen- und Liebesleben und wie sie dazu gekommen ist, in Afrika die bedrohten Berggorillas zu erforschen.
Einfach wahnsinnig interessant, und vor allem sooo fesselnd geschrieben: eine Biografie in einem spannenden Roman verpackt.

Die Abschnitte aus Dians Kindheit werden in ich-Form erzählt, und man wundert sich nicht, dass Dian durch ihre Mutter, die sich vom autoritären Stiefvater unterdrücken lässt, und dessen Härte und Ablehnung ihr gegenüber zu einer gefühlskalt erscheinenden Frau werden konnte. Allerdings war sie herzensgut und vor allem ihre Gorillas haben ihr alles bedeutet, sie konnte nur Emotionen nicht gut ausdrücken.
Insgesamt lässt eine packende und lebendige Schreibweise einen nur so durch das Buch fliegen.
Leider gibt es viele Zeitsprünge, nicht chronologisch, sondern vermischt hin und her, was es anfangs etwas schwierig gemacht hat, der Geschichte zu folgen und alles zeitlich richtig zuzuordnen.
Doch der Schreibstil ist sehr einfühlsam und lebendig, und teilweise so spannend wie ein Krimi. Vor allem, was die vielen Steine und Hindernisse betrifft, die Dian in den Weg gelegt werden, und die sie aber mit ihrem großen Selbstbewusstsein und ihrer Stärke überwindet und alle Gefahren übersteht - bis auf die letzte.
Denn die Geschichte läuft auf ihren Todestag am Zweiten Weihnachtsfeiertag im Jahr 1985 hinaus, und ich hatte so oft Tränen in den Augen, da ich emotional derart abgeholt wurde.
Eine Zeittafel und ein Glossar am Ende ergänzen diesen Roman.

Dian Fossey wurde mir durch dieses Buch menschlich nähergebracht und hat mir nochmal ins Gedächtnis gerufen, dass das Überleben der Berggorillas nur durch Dians Stärke, Sturheit und Durchsetzungsvermögen gesichert werden konnte.


Fazit:
Eine gut recherchierte, großartige Romanbiografie über eine starke, mutige Frau, die viel zum Schutz und Überleben der seltenen Berggorillas beigetragen hat.

Bewertung vom 18.11.2022
Meller, Marc

Das Schlaflabor


sehr gut

neuartige Behandlungsmethoden im Schlaflabor in der Schweiz

Die letzte Hoffnung für die schweren Schlafstörungen sieht Tom Sonnborn in einem teuren Schweizer Schlaflabor.
Die dortige Therapie hilft tatsächlich, auch noch, als er wieder daheim in Köln ist - bis er eines morgens blutüberströmt aufwacht und die Polizei ihn des Mordes an Myriam verdächtigt, die ebenfalls Patientin im Schlaflabor war. Doch Tom kann sich an nichts erinnern - was wurde in diesem Schlaflabor an ihm vorgenommen? Kann es sein, dass er nun tatsächlich zu einem Mörder geworden ist?


Meine Meinung:
Ein mitreißender Schreibstil und hoher Spannungsbogen zeichnet den neuen Thriller von Marc Meller aus.
Die Geschichte beginnt gleich fesselnd mit einem brutalen Mord und danach lernt man Tom und seine extrem schlimmen Schlafprobleme kennen, die er seit ca. einem halben Jahr hat, und wo bisher keine Behandlung geholfen hat. Natürlich leidet auch sein Arbeits- und Privatleben sehr darunter.
Seine letzte Chance sieht er in dem teuren Schweizer Schlaflabor, das schon aufgrund der extrem hohen Kosten dubios erscheint. Ebenso wie das Verhalten der Ärzte dort. Und natürlich, dass in dessen Umfeld einige seltsame Unfälle passiert sind.

Man wird zu jeder Zeit gut unterhalten und es kommt nie Langeweile auf. Nur die vielen medizinischen Fachbegriffen wurden für meinen Geschmack zu detailliert ausgeführt; ich habe auch einiges gar nicht richtig verstanden. Auch wenn die Problematik Schlafstörungen und auch die neurologischen Zusammenhänge im Gehirn natürlich sehr interessant sind, hat das den Lesefluss leider mehrmals unterbrochen.
Durch die Erzählweise in ich-Form aus Sicht von Tom wird sein Leiden noch deutlicher und eindrücklicher, und man kann sich noch mehr in ihn hineinversetzen und leidet mit ihm mit, vor allem auch, als er des Mordes verdächtigt wird, und er sich aber an nichts mehr erinnern kann - und bald selbst an sich zweifelt.

Der Autor hat es geschafft, einen auf viele falsche Fährten zu locken und man kann bei diesem Buch sehr gut miträtseln.
Die Ermittler werden typisch klischeehaft mit Scheuklappen dargestellt (Wenn es mal einen potentiellen Täter und Spuren in dessen Richtung gibt, wozu dann noch in andere Richtungen ermitteln?)
Leider war der Showdown viel zu schnell; und die Auflösung war überraschend und ganz anders, als man eigentlich dachte, wo die Geschichte hingehen wird - für mich leider nicht ganz zufriedenstellend und zu konstruiert; auch sind einige Dinge ungeklärt und Fragen offen geblieben. Die beiden Escape-Thriller des Autors haben mir besser gefallen!


Fazit:
Fesselnder Thriller mit hohem Spannungsbogen, bei dem man super miträtseln kann. Jedoch waren es für mich zu viele medizinische Details und eine unerwartete Auflösung, die mich leider nicht überzeugt hat, daher diesmal nur 3,5 Sterne.