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Sabine
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Köln
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2014
Tartt, Donna

Der Distelfink


ausgezeichnet

Natürlich hatte auch ich Respekt, als ich anfing, diesen gut 1000-Seiten-Schmöker zu lesen – doch die Sorge wegen der Dicke des Buches war völlig unnötig, denn sofort war ich gefesselt von der Geschichte und die Seiten flogen nur so dahin. Diese gelungene Mischung aus Entwicklungsroman, Kriminalgeschichte und Bildungswerk hat es mir wirklich angetan. Dabei ist es vor allem der Schreibstil Donna Tartts, der mich eingenommen hat und mich abtauchen ließ in diese Geschichte, in der Freundschaft und Liebe, Schönheit und Kunst, Trauer und Verlust, aber vor allem die Mühen des Lebens eine zentrale Rolle spielen.

Zwar musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren, um die ganzen minutiösen und dennoch nicht langweiligen Beschreibungen aufnehmen zu können, die Gefühle und Gedanken, zwar nicht immer schön und angenehm, doch wertvoll und bereichernd – kurz gesagt: es waren Szenen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Gerade zu Beginn und auch am Ende des Buches hat mich dieser poetische und philosophische Stil wirklich eingenommen. Und immer auch dann, wenn es um Kunst oder Antiquitäten ging.

Theo Decker in seiner Kindheit und Jugend zu begleiten, war für mich eine Achterbahn der Gefühle, eine Berg- und Talfahrt. Zunächst habe ich den 13jährigen wirklich gemocht, habe in den Stunden nach dem Bombenanschlag mit ihm gelitten und hätte ihn – nachdem klar war, dass seine Mutter gestorben ist - am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Doch schon bald verschlägt es Theo zu seinem alkoholkranken Vater nach Las Vegas, wo er auf sich gestellt zwar in dem gleichaltrigen Boris einen Freund findet, damit aber auch Seiten des Lebens kennenlernt, die aus Alkohol, Drogen und Kriminalität bestehen. Und diese Seiten begleiten ihn noch viele Jahre, nicht wirklich schafft er den Absprung und manövriert sich immer tiefer in diesen Sumpf. Hier haben die Sympathien meinerseits für Theo wirklich gelitten – oft war ich schockiert über seinen Lebenswandel, sein Handeln und seinen Egoismus. Und dennoch gab es immer wieder auch Seiten an Theo, die ich mochte – seine Fähigkeit zu reflektieren, zu lieben und sich für andere einzusetzen. Er ist ein sehr zerrissener Charakter und fantastisch gezeichnet. Vielleicht keine Figur, mit dem sich jeder identifizieren kann, dennoch aber ein Mensch mit guten und schlechten Seiten – die guten muss man nur immer wieder hervorkramen und entdecken.

So viele verschiedene Charaktere tauchen in dem Roman gar nicht auf, wenn man die Dicke des Buches bedenkt, doch sie sind alle sehr fein ausgearbeitet, haben Tiefe, sind sicherlich keine Stereotype, sondern Menschen mit Ecken und Kanten.

Während die ersten beiden Drittel des Romans vor allem von Theos Entwicklung handeln, dabei aber in keinster Weise langweilig daherkommen, ist das letzte Drittel des Romans eher einem Krimi gleich, eine Jagd nach etwas Verlorenem, eine Flucht vor dem Gesetz, eine Auseinandersetzung mit sich selbst und damit ein wahrer Pageturner. Das Ende war für mich zwar so nicht erwartet – ich hatte mit etwas ganz anderem gerechnet - aber es war genau richtig und passend.

Mein Fazit
Von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung! Die Geschichte selber – wenn auch ungewöhnlich und interessant - ist es dabei gar nicht, die mich gewinnen konnte, vielmehr ist es der Stil Donna Tartts mit den vielen wunderbaren Beschreibungen – sowohl von Szenen als auch von Gedanken. Ich konnte mich gar nicht „satt lesen“ und bin völlig eingetaucht in dieses Buch, vielschichtig und gut durchdacht, außergewöhnlich und spannend. Und nur ganz nebenbei will ich die fantastische Gestaltung des Buches erwähnen, soliebevoll und plastisch, das nun einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal erhalten wird.

42 von 56 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2014
Gärtner, Regina

Unter dem Südseemond


sehr gut

Ein schöner Auswanderer-Roman, der mich nach Samoa, eine deutsche Südsee-Kolonie im frühen 20. Jahrhundert, entführt hat.
Schon der Einstieg in die Geschichte gelingt mir mühelos, das liegt vor allem an dem angenehmen und leicht zu lesenden Schreibstil, und dem Gefühl, direkt in der Geschichte drin zu sein. Nach und nach werden die Charaktere eingeführt, dabei liegt das Augenmerk natürlich auf der jungen Alma, die im Laufe des Romans eine schöne Entwicklung mitmacht. Ist sie am Anfang – wie es die Zeit so forderte – angepasste und wohlerzogene Tochter eines Schneiders, die zwangsverheiratet wird und mit ihrem Ehemann Hermann in die deutsche Kolonie Samoa auswandert, lernt sie in den Jahren, selbstbewusst und eigenständig ihr Leben zu führen in dem zunächst fremden Land, das ihr aber zunehmend ans Herz wächst. Alma ist mir gleich zu Beginn sehr sympathisch mit ihrer gutmütigen und liebenswürdigen Art, mit ihr habe ich mit gefiebert während der Geschichte. Diese lebt nämlich von den Gedanken und Handlungen Almas und den vielen erfrischenden Dialogen. Natürlich braucht jede Geschichte auch einen Bösewicht, da haben wir auf Samoa – wie sich nachher herausstellt - sogar mehrere zu bieten. Wer es ist, will ich nicht verraten, doch sie mischen das Ganze auf und bringen – zugegebenermaßen unangenehmen - Schwung in Almas Leben.
Auch die Nebencharaktere, wie Joshua, Hermann, Heather oder die Einheimische Aveolela sind gut gezeichnet, jeder hat einen eigenen Charakter, hat eine Vergangenheit, die das Handeln erklärt und die Menschen damit authentischer macht.
Obwohl gar nicht viele Landschaftsbeschreibungen vorkommen, haben die wenigen doch ausgereicht, mir ein sehr farbenfrohes Bild der Insel auszumalen. Schön fand ich zudem, wie das Alltagsgeschehen ganz nebenbei in die Geschichte mit eingebunden wurde, ob es nun um Einkäufe geht oder die Organisation des Haushalts, wo wird gekocht, wie wird gewaschen. Ich kann mir nun vorstellen, wie es sich um 1900 herum in einer deutschen Kolonie leben ließ. Auch historischen Fakten fehlen nicht, sind aber geschickt im Hintergrund in die Geschichte verwebt, so lernt man beim Lesen ohne es aber groß zu merken.
Die Liebesgeschichte nimmt natürlich einen großen Raum ein, auch wenn Alma ihren Joshua immer nur für kurze Zeit treffen kann. Hier folgt nun aber auch ein Kritikpunkt, denn die Unentschlossenheit Almas und das Hin und Her haben mich ein wenig gestört. Auch ein Familiengeheimnis fehlt nicht in diesem Roman. Mir als Leserin schien die Auflösung vielleicht sehr offensichtlich, doch ich konnte Alma gut verstehen, dass sie braucht, die Wahrheit zu entdecken und die Enthüllung zu verdauen.
Im letzten Viertel des Romans passiert dann noch einmal richtig viel, schade nur, dass mir manche der Schicksalsschläge zu abrupt erschienen. Nachdem ich Alma so lange begleitet habe, hätte ich mir auch diese Passagen etwas ausführlicher gewünscht.
Doch meiner Lesefreude haben diese wenigen Kritikpunkte keinen Abbruch getan, ich bin gut unterhalten und für ein paar Stunden in fremde Länder und Zeiten entführt worden.

Mein Fazit
Ein schöner Auswanderer-Roman, der mich in die Südsee entführt und mir tolle Lesestunden geschenkt hat. Wunderbar erfrischend zu lesen, liebenswerte Charaktere und eine Geschichte, die Abenteuer, Historie und Liebe miteinander vereint. Ich habe es genossen, das Buch zu lesen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Jordan, Toni

Tausend kleine Schritte


gut

Der Klappentext des Buches „Tausend kleine Schritte“ hat mich sehr angesprochen, geht es doch um ein heikles Thema – Grace Lisa Vandenburg hat eine Zwangsneurose. Sie muss einfach alles zählen. Gerade die ersten Seiten sind so lebensnah beschrieben, dass mir das Leben mit dieser Neurose zum einen näher gebracht wird, mir zum anderen aber auch zeigt, wie schwer und anstrengend ein solches Leben ist und wie sehr Grace in ihrem Zwang gefangen ist.
Einzelne Passagen sind wirklich sehr skurril und so ist auch mein erster Impuls, über das eine oder andere zu schmunzeln. Doch letztlich hat bei mir dann doch eher eine Traurigkeit überwogen, was diese Krankheit mit einem Menschen machen kann und wie sehr es das Leben bestimmt. Banale Dinge wie Autofahren sind nicht mehr möglich, Einkaufen wird zum Fluch und so mit Zählen beschäftigt kann Grace auch nicht mehr arbeiten gehen. Doch sie scheint sich mit der Krankheit arrangiert zu haben und fühlt sich weniger gefangen darin, als ich es als Leserin empfinde. Sie ist mir sympathisch, schafft die Autorin es doch, ihre Empfindungen und Gefühle geschickt zu vermitteln, doch ihr Handeln – auch außerhalb ihrer Neurose – kann ich nicht immer verstehen.
Ihr Leben ändert sich jedoch, als Seamus auftaucht und die beiden eine Beziehung eingehen. Zwar akzeptiert ihr neuer Freund ihre Krankheit, sieht aber auch die Grenzen und überredet sie zu einer Therapie.
Grace nimmt Medikamente, die ihren Körper und Geist auf eine ganz andere Art einnehmen und auch das schafft die Autorin wirklich gut und eindrücklich zu vermitteln. Schade finde ich jedoch, dass die Therapie so rüberkommt, als sei sie ein „Klacks“ und dass die anderen Gruppenteilnehmer, die vorwiegend unter einem Waschzwang leiden, ein bisschen wie „Psychos“ dargestellt werden.
Das Buch liest sich leicht und angenehm, der Schreibstil ist einfach gehalten und immer wieder schimmert Witz und Humor durch.
Gerade das hat mich beim Lesen aber auch gestört, denn ein Zwangsneurose ist meines Erachtens nicht einfach nur eine Macke, die man akzeptieren sollte und Ausdruck von Individualität darstellt, sondern eine – zumindest in dem hier beschriebenen Ausmaß – erstzunehmende und belastende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen einschränkt.

Mein Fazit
Das Buch gibt Einblick in das Leben einer Zwangsneurotikerin, die alles zählen muss und nicht davon lassen kann. Die Geschichte ist gut zu lesen und auch interessant, oft sind die erzählten Passagen witzig und laden zum Schmunzeln ein. Das ist aber auch mein Kritikpunkt, denn eine Zwangsneurose ist nicht einfach nur eine individuelle Macke, sondern eine ernstzunehmende, den Betroffenen meist einengende Erkrankung. Das kommt in diesem Buch leider ein bisschen zu kurz. Dennoch sind die Einblicke in Grace Alltag wirklich interessant und ihr Gefühle und Empfindungen unter Therapie glaubhaft, so dass ich dem Buch trotz meiner Kritik 3,5 Sterne gebe.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Calvetti, Paola

Und immer wieder Liebe


weniger gut

Eins vorweg – mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen, vielleicht aber auch weil meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Viel hat es aber auch mit dem Schreibstil zu tun, der mich gar nicht angesprochen hat. Er ist sehr blumig, für mich auch umständlich und irgendwie kommt die Autorin nicht auf den Punkt. Alles wird sehr genau beschrieben und berichtet, dadurch konnte ich mir zwar alles genau vorstellen, aber dadurch wurden viele Abschnitte einfach langatmig und langweilig.
Die Idee der Buchhandlung “Lust&Liebe“ ist toll und hat mir sehr gut gefallen. und immer wieder werden in der ganzen Geschichte Romane erwähnt und erörtert, was wirklich Spaß macht, zumal ich die meisten der genannten Bücher auch kannte. Klassiker wie „Emma“ oder „Stolz und Vorurteil“ aber auch Bücher aus der Gegenwart wie „Der englische Patient“ oder „Die Brücken am Fluss“ werden erwähnt, Bücher, die die Protagonistin Emma bewegen oder die gerade zum Geschehen passen.
Doch mit Emma hatte ich leider so meine Probleme, in sie konnte ich mich nicht wirklich hineinversetzen, ihre Gedanken und Handlungen waren mir fast durchweg fremd. Dabei ist sie nicht unsympathisch, aber oft ist sie altmodisch und wehrt sich gegen die Entwicklungen der Zeit. Macken wie einmal die Woche zum Friseur zu gehen, um den Schnitt exakt zu halten, haben mich zwar zum Schmunzeln gebracht, sind aber schon sehr skurril. Und das strickte Verwehren von technischen Dingen wie Computer, Homepage oder Email ist mir wirklich unverständlich und fremd.
So aber kann sich diese Brieffreundschaft zwischen Federico und Emma entwickeln, die mit den jährlichen Treffen dann zu einer Liebesgeschichte in Briefen wird. In den Schriften berichten beide vor allem über Alltagssachen, sehr ausführlich und umständlich - und langweilig zu lesen, zumindest ging es mir so. Ich habe mich immer gefragt, ob ich auch so einen Brief schreiben würde - und bin zu der Antwort gekommen – nein. Zunehmend habe ich mich ertappt, die Briefe nur zu überfliegen, weil ich sie einfach langweilig und gar nicht gefühlvoll fand. Die Geschichte zwischen den Briefen hat mich eher angesprochen – hier erfährt man von Emmas Sohn, ihrer Angestellten und den Entwicklungen in ihrer kleinen Buchhandlung. Und diese Passagen waren durchaus unterhaltsam und nett.
Leider ließ mich jedoch die eigentliche Liebesgeschichte irgendwie ziemlich kalt, einzig die jährlichen Treffen von Emma und Federico konnten mich gefühlsmäßig ein wenig berühren – doch das war eher ein wehmütiges Gefühl und nicht das einer erfüllten Liebe.

Mein Fazit
Eine tolle Idee, vor allem die der ungewöhnlichen Buchhandlung, doch leider hat mir die Umsetzung gar nicht gefallen. Der Schreibstil ist umständlich und blumig, die Briefe langweilig, die Protagonistin zwar nicht unsympathisch, mir aber in ihrem Handeln und Denken völlig fremd. Immer wieder war ich kurz davor, das Buch abzubrechen, letztlich aber wollte ich dann doch wissen, wie die Geschichte um Emma und Federico endet. Daher habe ich den Roman zwar zu Ende gelesen, kann ihm jedoch nur 2 Sterne geben.

Bewertung vom 18.03.2014
Extence, Gavin

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat


sehr gut

Dieses Buch ist wirklich außergewöhnlich, eine ungewöhnliche, aber sehr interessante Geschichte mit skurrilen Charakteren.
Dabei ist mir der Einstieg in das Buch nicht leicht gefallen. Nicht, weil es sich schlecht lesen lässt oder weil mich die Geschichte nicht angesprochen hat, sondern des Schreibstils wegen. Er ist zwar flüssig und auch gut zu lesen, aber Gavin Extence verrennt sich immer wieder in Nebensächlichkeiten, kommt von diesem zu jenem und verliert den roten Faden – er findet ihn zwar wieder und nimmt ihn dann auch auf, aber mir war das zu umständlich. So habe ich das erste Drittel des Buches nicht so sehr gemocht.
Der Roman beginnt eigentlich mit dem Ende der Geschichte, Alex Woods wird in seinem Wagen von der Polizei vor Dover angehalten, und nicht nur, dass er in dem Moment einen epileptischen Anfall kriegt, bei ihm wird neben einer großen Menge Marihuana auch noch eine Urne, gefüllt mit menschlicher Asche, gefunden. Wie Alex in diese Situation rutschen konnte, erfährt man beim weiteren Lesen - er blickt auf sein bisheriges Leben zurück und erzählt seine Geschichte.
Und die ist interessant und ungewöhnlich. Von einem Meteoriten getroffen zu werden, ist schon ein Ereignis für sich, die daraus sich ergebende schwer zu behandelnde Epilepsie eine tragische Folge. Beide Themen sind zwar interessant, mir aber ein bisschen zu ausführlich dargestellt. Dabei ist Alex mir zwar sympathisch, aber manchmal hat er mich auch genervt mit seiner altklugen Art und seinen skurrilen Interessen.
Erst als Mr. Peterson in der Geschichte auftaucht, wird es für mich viel interessanter und endlich hat mich der Roman auch gepackt. Mr. Peterson ist ein zurückgezogener älterer Herr, der als übellaunig und ein bisschen spinnert gilt. Zwischen ihm und Alex entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft – endlich jemand, der Alex zuhört und ihn ernst nimmt. Ihre Gespräche sind wirklich ein Genuss – zwar geht es auch um ernste Themen, oft ist es aber auch ein witziger, dennoch charmanter Schlagabtausch, bei dem ich häufig schmunzeln musste. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Entwicklung dieser ungewöhnlichen Freundschaft verfolgen zu dürfen, und ich bin froh, dass der Schwerpunkt des Buches nicht auf den Meteoriten liegt, sondern eben auf dieser mich wirklich berührenden Freundschaft.
Doch nicht nur Alex und Mr. Peterson waren gut gezeichnet, auch andere Charaktere hatte ich bildlich vor mir: Alex Mutter mit ihrem esoterischen Laden oder seine Freundin Ellie, die sich zwar als coole Gothic-Göre gibt, dennoch aber das Herz am rechten Fleck trägt.
Da man zu Beginn des Buches schon weiß, dass Mr. Peterson sterben wird, war ich natürlich neugierig, wie die Geschichte weitergeht und warum Mr. Peterson sterben wird. Ich will nicht zu viel verraten, aber mit dem, was noch kommt, habe ich wirklich nicht gerechnet und es gibt dem Buch eine wirklich tolle Wendung. Zwischen Alex und Mr. Peterson besteht ein Band, das über den Tod hinaus geht, eine Freundschaft, die nicht nur ungewöhnlich ist, sondern Loyalität über die Grenzen hinweg zeigt. Ich habe das Lesen sehr genossen und finde es gut, ein solch schwieriges Thema in einen solchen Roman zu stecken.

Mein Fazit
Man sollte sich vom ersten Drittel des Buches von dem umständlichen und langatmigen Geschreibsel nicht irritieren lassen, sondern weiterlesen, dann wird man mit einer tollen Geschichte belohnt, die nicht nur von Meteoriten handelt, sondern von Freundschaft und Loyalität über alle Grenzen hinaus. Eigentlich hätte es ein 5-Sterne-Buch sein können, doch wegen des ungelenken Einstiegs muss ich leider einen Stern abziehen – auf jeden Fall aber würde ich das Buch weiterempfehlen!

Bewertung vom 15.03.2014
Schmitt, Eric-Emmanuel

Die Träumerin von Ostende


sehr gut

Mir war nicht klar, dass sich hinter diesem Titel gleich 5 Erzählungen verbergen, und da ich kein Freund von Kurzgeschichten bin, war ich zunächst etwas skeptisch. Doch schon die ersten Seiten ließen meine Zweifel schwinden und ich bin eingetaucht in die erste Geschichte.
Zum Inhalt der einzelnen Geschichten will ich nicht viel sagen – nur so viel, dass alle 5 Erzählungen interessante und außergewöhnliche Protagonisten haben, die skurril und auch ein bisschen geheimnisvoll erscheinen. Bei „Die Träumerin von Ostende“ weiß man am Ende nicht mehr, was wahr und was erdacht ist, die alte Dame ist wirklich geheimnisvoll und erst im Lauf der Geschichte entdeckt man an ihr völlig ungeahnte Seiten. Bei „Ein perfektes Verbrechen“ lernt man eine Frau kennen, die sich abhängig macht von Ideen und Gedanken anderer, ihnen fast blind folgt – und erst spät erkennt, dass dies auch zu schweren Fehlern führen kann. Nicht so gut gefallen - weil eher vorhersehbar - hat mir „Die Frau mit dem Blumenstrauß“, dies aber verschmerze ich bei den anderen gelungenen Erzählungen.
Ich mag die Art von Eric-Emmanuel Schmitt, eine Geschichte zu erzählen. Mit wenigen Worten schafft er es, interessante Charaktere zu gestalten, mal ist sein Schreibstil poetisch, mal beschreibend, in diesem Buch auch von vielen Dialogen geprägt. Immer aber passt er zur Geschichte und unterstreicht den jeweiligen Inhalt und das, was sie gerade ausmacht. Ich war wirklich erstaunt, wie gut ich in die einzelnen Erzählungen eintauchen konnte, obwohl sie doch nur wenige Seiten lang waren (mit Ausnahme der „Träumerin von Ostende“ – diese Geschichte erstreckt sich über gut 100 Seiten).

Mein Fazit
Gute Unterhaltung für zwischendurch mit interessanten Charakteren und ungewöhnlichen Szenarien – mir hat diese Sammlung von Erzählungen gefallen. Daher von meiner Seite 4 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2014
Noble, Elizabeth

Die Farbe des Flieders


sehr gut

Ich habe dieses Buch gerne gelesen und war gefangen in den Geschichten der völlig verschiedenen Frauen. Jede hat ein eigenes Päckchen zu tragen, doch gemeinsam schaffen sie es, auch größere Krisen zu umschiffen. Es geht um Liebe und Betrug, um glückliche und zerstörte Ehen, um Mütter und Kinder und vor allem um Freundschaft.
Das Buch liest sich leicht und flüssig, der Sprachstil ist angenehm und umgangssprachlich – eben so, wie Frauen zwischen zwanzig und fünfzig reden. Die verschiedenen Charaktere sind alle gut gezeichnet und sehr lebensnah, so dass ich mir sie wirklich auch im realen Leben vorstellen kann. Und wie es auch im echten Leben ist, mag man den einen mehr oder weniger.
Clare wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, doch irgendwie will es nicht klappen und das belastet so langsam die Beziehung zu ihrem Mann. Harriet ist eine selbstbewusste Frau mit einer tollen Familie, dennoch ist sie irgendwie nicht glücklich und macht sich auf die Suche nach dem, was fehlen könnte. Die attraktive Nicole liebt ihren Mann abgöttisch, doch muss sie schmerzlich erkennen, dass er sie schon seit Jahren nach Strich und Faden betrügt. Polly wird bald Großmutter und freut sich ungemein auf das Baby – und ist bereit, dafür ihre Beziehung aufs Spiel zu setzen. Die fünfte im Bunde ist Susan, die sehr unter der Erkrankung ihrer geliebten Mutter leidet, und es kaum übers Herz bringt, sie in ein Pflegeheim abzugeben.
Zu kurz gekommen sind sicherlich die Bücher des Lesekreises. Auch ich hatte gedacht, mehr über die Romane zu erfahren, die im Lesekreis gemeinsam gelesen werden, zumal auch die Kapitel nach den Büchern benannt sind. Doch die Gespräche über die gelesenen Romane sind nur sehr knapp und dürftig, im Mittelpunkt der ganzen Geschichte stehen eindeutig die Schicksale der Frauen – wer also denkt, dass nur über Bücher und Romane diskutiert wird, der liegt völlig falsch und wird wahrscheinlich von diesem Buch enttäuscht sein.
Mir hat „Die Farbe des Flieders“ sehr gut gefallen, ich habe mich wohlgefühlt im Kreis der verschiedenen Frauen und mich fast schon als Teil dieser interessanten Runde gesehen. Ich denke aber, dass dies ein typisches Frauenbuch ist und es wahrscheinlich eher Ältere anspricht, da es doch viel um Ehen und ihre Probleme geht.

Mein Fazit
Es sollte einem klar sein, dass es in diesem Buch weniger um Bücher und einen Lesekreis geht als vielmehr um die Sorgen und Nöte von fünf verschiedenen Frauen – dann jedoch erhält man ein wunderbares Buch zum Eintauchen und Mitfühlen.

Bewertung vom 07.03.2014
Suter, Martin

Der Koch


gut

Die Geschichte um den tamilischen Koch Maravan, der ein Catering für Liebesmenüs anbietet, klingt zunächst spannend und interessant. Und so hat mir auch die erste Hälfte des Hörbuches sehr gut gefallen. Maravan als tamilischer Asylbewerber, der sich mit seiner Kochkunst seinen Lebensunterhalt in der Schweiz verdient, ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Er wirkt zwar immer einen bisschen unterwürfig, hat dabei aber sein Herz am richtigen Fleck und steht bei wichtigen Entscheidungen auch seinen Mann. Vor allem sein Kochen von aphrodisierenden Gerichten hat mir gefallen, die Art, wie Suter die Entstehung der Speisen und des gesamtem Menüs beschreibt und letztlich auch, was es dann bei den Genießern bewirkt, hat Spaß gemacht zu hören und zeigt die Leidenschaft des Kochs.
Nicht ganz unbeteiligt an dem Hörspaß ist aber auch der Sprecher Heikko Deutschmann, der durch sein engagiertes Vortragen den Witz und Charme des Hörbuches unterstreicht.
Doch in der zweiten Hälfte schwächelt das Buch für mich – das konnte auch der tolle Sprecher nicht ausgleichen. Zunehmend nutzen jetzt auch politisch aktive Menschen den Catering-Service Maravans, so dass es in der zweiten Hälfte zunehmend auch um weltwirtschaftliche und politische Themen geht. Für den Fortgang der Geschichte ist dies zwar wichtig, mir aber zu weitschweifig und langatmig erzählt. Außerdem wiederholen sich jetzt die Szenen, in denen von Maravans Kochkünsten gesprochen wird, so dass der Charme und Witz, den ich im ersten Teil noch empfunden habe, leider verloren geht.
Das Ende finde ich passend und logisch, zwar nicht überraschend, aber zur Geschichte und den Protagonisten passend, so dass mich dies nicht enttäuscht hat.

Mein Fazit
Eine tolle Idee und interessante Geschichte, die mich gerade in der ersten Hälfte wirklich überzeugen konnte und mich gefesselt hat. Leider flachte das Hörbuch in der zweiten Hälfte ab, da einzelne Passagen zu langatmig waren und sich das Kochen der tollen Liebesmenüs dann doch zu oft wiederholte. Da mir die Idee aber dennoch gefallen hat, das Ende schlüssig war und das Hörbuch durch Heikko Deutschmann toll vorgetragen war, gebe ich trotz der Längen im zweiten Teil 3,5 Sterne.

Bewertung vom 07.03.2014
Ness, Patrick; Dowd, Siobhan

Sieben Minuten nach Mitternacht


ausgezeichnet

Lange bin ich um das Buch herumgeschlichen, dachte ich doch, es sei ein Fantasy-Buch – doch das ist es bei weitem nicht! Meine Neugier hat dann irgendwann gesiegt und ich habe doch zu diesem toll gestalteten Buch gegriffen – zum Glück, denn nun bin ich froh, es endlich gelesen zu haben.

Schon bald war klar, dass das Monster im Buch kein einfaches Fantasy-Wesen ist, das dem kleinen Conor etwas Böses will – ganz im Gegenteil, es erzählt Geschichten und begleitet den 13-Jährigen, der seit der Behandlung seiner Mutter große Verantwortung trägt und der kranken Frau hilft, wo er nur kann. Als seine Mutter dann wieder ins Krankenhaus muss, weil es immer schlechter geht und die Behandlung nicht anzusprechen scheint, muss Conor zu seiner Großmutter ziehen – und eigentlich weiß er genau, was das zu bedeuten hat, doch er kann es einfach nicht zulassen. Erst das Monster zeigt ihm einen Weg, das Unausweichliche auszusprechen und dann auch zu akzeptieren.

Die Sprache im Buch ist zwar einfach und schlicht, aber eindringlich und erzeugt eine tiefgehende Atmosphäre. Dazu trägt sicherlich auch die tolle Gestaltung des Buches bei – auf vielen Seiten sind Skizzen, die zum Inhalt passen, dann sogar ganze Doppelseiten mit den eindrücklichen Zeichnungen rund um das Monster. Lange hab ich mir manche Bilder angeschaut, immer wieder gab es etwas Neues in ihnen zu entdecken.

Das Buch hat mich sehr gefesselt, nicht weil es eine rasante Handlung hat oder sehr spannend ist – ganz im Gegenteil: dieses leise Buch löst etwas in mir aus, regt zum Nachdenken an, stimmt traurig und gibt dennoch Kraft – manch einem würde ich auch gerne ein Monster wünschen, das begleitet und hilft, das Unausweichliche zu akzeptieren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.