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Barbara
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Remscheid

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Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2021
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


gut

1969 in West-Berlin wird die Frau eines Richters brutal ermordet, da sie Jüdin war stellt sich schnell auch die Frage nach einem politischen Hintergrund. Kommissar Heller ermittelt, doch er trägt eine gewisse Mitschuld an dem Verbrechen da er bei der Observierung seinen Posten verlassen hat. Viele Theorien werden verfolgt: war es die Tat eines Serienmörders? Oder steckt das KGB dahinter? Heller gerät an seine Grenzen und muss zudem auch privat Einiges einstecken.
In dem 2. Buch des Autoren-Trios Lutz, Wilhelm und Kellerhoff um Kommissar Heller geht es um viel mehr als die Ermittlungen in einem Todesfall. Es ist zum einen eine intensive Beschreibung von West-Berlin, seinen touristischen Sehenswürdigkeiten, Bars und Kneipen, dem U-Bahn-Netz und vielen Straßennamen, die im Laufe des Buches für einen Nicht-Berliner etwas ermüdend werden. Zum anderen geht es um die politische Szene in Berlin des Jahres 1969: die radikale linke Szene, um Studentenrevolution, den Kalten Krieg, um die Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit und Antisemitismus. Das ist sehr interessant zu lesen und zeichnet ein detailliertes Bild der jüngeren deutschen Geschichte, lässt aber den eigentlichen Kriminalfall immer wieder stark in den Hintergrund treten. Hier fehlt mir deshalb auch die Spannung, außerdem sind mir die Hauptcharaktere zu stark mit Persönlichem überfrachtet - allen voran Kommissar Heller.
Ein Krimi, der vor allem Fans der jüngeren deutschen Geschichte gefallen wird.

Bewertung vom 22.03.2021
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

August Snow, ehemaliger Detektive der Detroit Polizei, kehrt als reicher Mann in sein Elternhaus in Detroit zurück. Doch das viele Geld stammt aus einem Prozess gegen Korruption in seiner ehemaligen Dienststelle und seine Rückkehr macht nicht alle Menschen aus seinem Umfeld glücklich. Als die Großindustrielle Eleanor Paget ihn bittet, in ihrer Bank verdächtige Vorkommnisse zu untersuchen, lehnt er ab. Doch als Paget kurz darauf ermordet wird stellt Snow Nachforschungen an und gerät in einen Strudel aus Hass und Gewalt.

Interessant ist die Hauptfigur August Snow, Sohn eines afroamerikanischen Polizisten und einer mexikanischen Malerin. Sein Anliegen, den heruntergekommenen Stadtteil Mexicantown in Detroit wieder zu einem sicheren und schönen Vorort zu machen, lässt ihn auf oft unkonventionelle Weise mit zwielichten Gestalten umgehen. Er ist ein harter Typ mit einem weichen Herzen, ein durchaus sympathischer Held der nicht immer ganz legal agiert.

Manchmal zynisch, manchmal mit schwarzem Humor beschreibt Stephan Mack Jones diese Geschichte von August Snow, die gleichzeitig auch nicht an Brutalität und Gewalt spart. Erst nach und nach erfährt der Leser in Rückblicken mehrere Details aus dem vergangenen Leben von Snow, so dass sich erst im Laufe des Buches ein vollständiges Bild zusammen setzt. Dabei werden nicht wenige Klischees bedient, aber insgesamt ist dieser Krimi ausgesprochen unterhaltsam und sehr spannend.

Bewertung vom 14.03.2021
Dalsgaard, Louise Juhl

Genug


ausgezeichnet

Eine junge Frau fasst mit 19 Jahren nach dem Abitur den Vorsatz, erst mal etwas abzunehmen und schlittert dabei in eine lebensbedrohliche Magersucht. Diese beherrscht ihr Leben in den nächsten Jahren neben ihrem Studium und zieht sie immer wieder an den Rand des Abgrundes.
Wenn ich das richtig verstanden habe beschreibt Louise Juhl Dalsgaard in dem Roman "Genug" ihre eigene Geschichte. Tatsächlich kann ich es mir nur schwer vorstellen, diese intensive Beschreibung so hinzubekommen, wenn man nicht selber Erfahrung mit dem Thema Anorexie hat. In einem tollen Schreibstil vermittelt sie das Dilemma und die Zerrissenheit ihrer Ich-Erzählerin sehr gefühlvoll, die Erinnerungssequenzen sind trotz ihrer Kürze so ausdrucksstark formuliert, dass der Leser stark berührt wird. Im Gegensatz dazu stehen die Auszüge aus der Krankenakte, nüchtern und emotionslos in der Beschreibung des immer weiter sinkenden Gewichtes und der zunehmend suizidalen Gedanken. Am Schreibstil merkt man, dass die Autorin auch Lyrik und Kurzprosa schreibt.
Außerdem gefallen mir sowohl das Cover als auch der Titel sehr, sie passen hervorragend zum Inhalt des Buches.
Ein Buch, das man nach der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Es zieht den Leser mit seiner herausragenden Sprache und der Herangehensweise an dieses ernste Thema voll in seinen Bann und ist trotz der traurigen Geschichte ein absolutes Vergnügen zu lesen.

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Bewertung vom 06.03.2021
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


sehr gut

Kurz vor ihrem Tod reist Hannah Arendt von New York ins Tessin nach Tegna, wo sie noch einmal Urlaub machen möchte. Dort schweifen ihre Gedanken zurück zu wichtigen Stationen in ihrem Leben, ihrer Flucht aus Deutschland, ihrem neuen Leben in den USA, ihrem zweiten Ehemann Heinrich und ihrer Berichterstattung zum Eichmann-Prozess in Jerusalem. Dabei haben sich ihre Wege mit vielen Schriftstellern, Philosophen und Intellektuellen gekreuzt, doch nicht immer ist sie mit allen in Freundschaft auseinander gegangen.

Hildegard Keller schafft es in ihrem Buch "Was wir scheinen" ein Bild von Hannah Arendt zu zeichnen, das über blosse Fakten hinaus geht. Beginnend im Tessin springen Hannah Arendts Gedanken immer wieder zurück zu Begegnungen und Erlebnissen, eine Vielzahl von Episoden unterschiedlicher Art werden dem Leser so aus ihrer Sicht vermittelt. Hier nimmt ihre Teilnahme als Journalistin für den New Yorker am Eichmann-Prozess in Jerusalem eine wichtige Rolle ein. Aber auch ihr Aufenthalt in Tegna und die Begegnungen mit dem Hotelpersonal, Kellnern und Wirten zeigt eine zutiefst menschliche Seite der faszinierenden Persönlichkeit.

Ein Buch, das zugleich ein bisschen Biografie, Geschichtsbuch und Gedichtband darstellt, anspruchsvoll geschrieben und dabei trotzdem gut unterhaltend. Es ist allerdings durchaus von Vorteil, wenn man sich mit der Figur von Hannah Arendt schon ein bisschen auseinander gesetzt hat.

Bewertung vom 25.02.2021
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller mit einem tollen Ermittler-Team, bestehend aus der Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan und dem Kommissar Erik Schäfer.

Die Journalistin Heloise Kaldan erhält Briefe von einer untergetauchten Mörderin. Sie ermittelt auf eigene Faust, stößt jedoch auf Kommissar Erik Schäfer, der Hinweise auf die gesuchte Frau erhalten hat. Zunächst versucht jeder für sich, die merkwürdigen Hinweise der Mörderin zu verstehen. Langsam kommt Heloise der Wahrheit näher, muss sich dabei jedoch mit einem unschönen Kapitel aus ihrer eigenen Vergangenheit auseinander setzen.

Ein spannend geschriebener Thriller, der langsam beginnt und dann immer mehr Fahrt aufnimmt. Dabei kommt ein schreckliches Thema zur Sprache, das hier schockierend authentisch beschrieben wird. Ein Buch, das man immer schlechter aus der Hand legen kann, wozu auch die häufigen Cliffhanger am Ende der Kapitel beitragen.
Beide Hauptcharaktere sind interessant und sympathisch, dabei aber nicht übertrieben verkorkst. Ich kann mir sehr gut eine Serie mit diesem unterhaltsamen Ermittler-Team vorstellen.

Bewertung vom 21.02.2021
Kröger, Merle

Die Experten


sehr gut

Ein historischer Roman über den politischen und wirtschaftlichen Aufschwung der 60er Jahre in Ägypten und die Beteiligung von deutschen Experten an Flugzeug- und Raketentechnik.

Familie Hellberg gehört zu den deutschen Familien, die 1961 nach Ägypten ziehen um Präsident Nasser beim Aufbau seiner Rüstungsindustrie zu helfen. Während der Vater ganz in seiner Rolle als Experte aufgeht hat die Mutter große Schwierigkeiten, sich an das neue Leben zu gewöhnen. Geplagt von Depressionen und einem krankhaften Putzwahn entgleitet ihr die Kontrolle über die Familie und sich selber.
Der älteste Sohn Kai bleibt in Deutschland, er hadert mit der Vergangenheit seines Vaters und schlägt politisch und menschlich völlig andere Wege ein.
Tochter Rita, immer ein wenig rebellisch und aufmüpfig, genießt zunächst das Leben in der fremden Umgebung. Doch mit der Zeit erfährt sie immer mehr über die politischen Hintergründe Ägyptens, wird konfrontiert mit unterschiedlichen weltpolitischen Interessen, Bespitzelungen und Bombenattentaten.
Die jüngste Tochter Petra ist beim Umzug nach Kairo noch ein Kind, versucht sich anzupassen und irgendwie die Familie zusammen zu halten.

Hauptsächlich erzählt wird diese komplexe und sehr gut recherchierte Geschichte aus der Sicht von Rita Hellberg. Ihre Erlebnisse in den Jahren 1961 - 1971 geben nicht nur die politischen Hintergründe zur Nazi-Verfolgung, der Beziehung zwischen Israel, Ägypten und Deutschland wieder, sondern zeigen auch die Veränderungen eines jungen Menschen vom unbeschwerten Teenager zu einer Frau, die mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert wird und Stellung beziehen muss. Ihre Erlebnisse gehen hauptsächlich auf die Vergangenheit der Familie von Stefanie Schulte Strathaus zurück, wie man am Ende des Buches im Nachwort erfährt.

Interessant die Aufteilung des Buches in drei Fotoalben, jedes Kapitel startet mit der Beschreibung eines Fotos, dessen Zustandekommen sich im Laufe des Kapitels erklärt.
Ungewöhnlich der Schreibstil, Merle Kröger beschreibt parallel Erlebtes, zum Beispiel von Kai in Hamburg und von Rita in Kairo, im gleichen Kapitel ohne Absatz hintereinander. Das Bedarf einer vollen Konzentration beim Lesen, ist aber auch immer wieder abwechslungsreich und vielschichtig.

Merle Kröger hat in ihrem Buch sehr geschickt die Historie mit einer Familiengeschichte verbunden. Die weltpolitischen Fakten lesen sich dabei genau so spannend wie die menschlichen Aspekte der einzelnen Familienmitglieder der Familie Hellberg.
Ein umfassendes und sehr empfehlenswertes Buch, das meiner Meinung nach jedoch zu Unrecht den Namen eines Thrillers trägt. Das kann falsche Erwartungen wecken, die diese tolle Geschichte gar nicht nötig hat.

Bewertung vom 15.02.2021
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


sehr gut

Der junge Charlie Berg hat ein schwaches Herz, was ihn alle sportliche Aktivitäten meiden lässt. Dafür besitzt er eine hervorragende Nase, was für ihn Fluch und Segen zugleich ist, und zudem ein großes literarisches Talent. Der Versuch, seinem chaotischen Elternhaus zu entfliehen stellt sich als schwieriger heraus als gedacht, kommen ihm dabei doch allerlei ungewöhnliche Ereignisse in die Quere.
Der Anfang dieser skurrilen Geschichte liest sich spannend und witzig, der Schreibstil ist sehr gelungen und unterhaltsam. Toll die Beschreibungen der Geruchs-Attacken auf Charlie Nase, fast meint man als Leser die Gerüche ebenfalls zu riechen. Der spannende Beginn des Romans setzt sich dann am Ende wunderbar fort, hier wird die Geschichte rasant und spritzig. Ein sympathischer Charakter dieser Charlie Berg, kümmert sich liebevoll um seine Schwester und schmeißt den gesamten Haushalt seines chaotischen Elternhauses. Auch die Liebe zu der fernen Mexikanerin passt zu ihm, fiebert und hofft man als Leser auf ein happy End.
Probleme bereitet mir der Mittelteil, der für meinen Geschmack zu langatmig geworden ist. Auch die Zeitsprünge zwischen 1985 und 1993 sind etwas chaotisch angeordnet, da hätte ich mir einen etwas durchgängigeren Erzählstrang gewünscht. Außerdem schreibt der Autor Sebastian Stuerz sehr viel von Sex und sexuellen Phantasien, oft auch mit deftigen Worten. Das hat mich im Verlauf des Buches zunehmend gestört, ist in meinen Augen für die Geschichte gar nicht nötig.
Fazit: ein ungewöhnliches Buch mit einer ausgefallen Geschichte, nichts für zart Besaitete, sehr humorvoll geschrieben und etwas zu langatmig.

Bewertung vom 15.02.2021
Burns, Anna

Milchmann


weniger gut

Eine 18jährige junge Frau rückt plötzlich in den Fokus eines deutlich älteren Mannes, von allen "Milchmann" genannt. Sie versucht mit allen Mitteln, sich der ungewollten Aufmerksamkeit zu entziehen, denn schnell entstehen Gerüchte, Mutmaßungen und Andeutungen, die ihr das Leben schwer machen.

Außergewöhnlich ist dieses Buch von Anna Burns, da es eine Geschichte auf eine völlig andere Art und Weise erzählt als ein gewöhnlicher Roman. Keine Person wird mit richtigem Namen benannt, woher der Name "Milchmann" kommt ist auch nicht wirklich klar, und selbst die Ich-Erzählerin wird hier nur zur Mittelschwester. So wird jede Person auf ihre Beziehung zur Erzählerin reduziert ( Vielleicht-Freund, Ältere Schwester, Schwager Drei ) oder völlig nichtssagenden tituliert ( Irgendwer McIrgendwas ) oder zum Beispiel nach dem Beruf ( Chefkoch ).

Aktuell sind mehrere Themen in diesem Buch. Auch wenn hier das Thema Terror und Krieg am Beispiel des Nordirland-Konfliktes dargestellt wird, so beschreibt die Autorin das immer so neutral, dass auch jeder andere Konflikt gemeint sein könnte. Das Thema Übergriffigkeit und Gewalt gegen Frauen lässt sofort an die #MeToo-Debatte denken. Und das Verhalten der Gesellschaft in "Milchmann" erinnert an das allgegenwärtige Mobbing, auch wenn es hier ohne soziale Medien funktioniert.

Anstrengend ist dieser Roman, weil zum Einen der Schreibstil kein entspanntes Lesen zulässt. Die Gedankengänge der Ich-Erzählerin reihen sich zu langen Sätzen aneinander, schweifen manchmal ab, sind sperrig und mitunter schwer nachvollziehbar. Dieses Buch bietet keine angenehme Unterhaltung sondern fordert mich heraus, ich brauche immer mal wieder eine Pause von dieser schweren Kost, bevor ich mich wieder in das Gewirr der endlosen Sätze begebe. Auch fehlt mir eine Beziehung zu den Charakteren - sogar zur Ich-Erzählerin, dies ist wohl dem Schreibstil geschuldet.

Ein Buch, das eine echte Herausforderung im Roman-.Bereich darstellt.

Bewertung vom 15.02.2021
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


ausgezeichnet

Raffael Sanzios Aufstieg zu einem berühmten Maler und Dombaumeister des Petersdoms ist mit vielen Höhen und Tiefen gezeichnet. Seine Verbindungen zum Vatikan und den Päpsten Julius und Leo erfüllen ihn nicht immer nur mit Freude, oftmals verzweifelt er an den Intrigen und politischen Schachzügen der katholischen Kirche. Auch die Liebesbeziehung zu Margherita Luti steht unter keinem guten Stern - hier gibt der Autor Noah Martin zu, dass dieser Teil der Geschichte nicht wirklich bewiesen ist. Ansonsten zeichnet der Autor ein Bild vom Leben in der Zeit der Renaissance das voll ist mit Machtkämpfen, Kriegen und Intrigen.
Es sind viele verschiedene Charaktere, die Martin in seinem angenehmen und leicht zu lesendem Schreibstil vorstellt. Um Verwirrung vorzubeugen gibt es zum Glück ein Personenregister, das auch gleichzeitig für alle Geschichtsinteressierten die historischen Personen kennzeichnet. In seinem historischen Roman über Raffael erlebt man als Leser zugleich eine ganze Epoche europäischer Geschichte mit. Für meinen Geschmack verliert der Autor dabei in den eingehenden Beschreibungen vom Krieg und Nebenschauplätzen nur manchmal ein bisschen zu sehr Raffael aus den Augen. Aber sein Roman ist Geschichtsstunde, Kunstunterricht und Liebesroman zugleich und liest sich sehr unterhaltsam. zugleich weckt er ein großes Interesse an der Malerei der Renaissance und den Werken der berühmten Künstlern Michelangelo, Leonardo da Vinci und Raffael. Spannend auch zu lesen, unter welchen schwierigen Umständen sie ihre großartigen Kunstwerke geschaffen haben.
Ein Buch, das jedem Liebhaber von historischen Romanen das Herz höher schlagen lässt und unbedingt empfehlenswert ist.

Bewertung vom 15.02.2021
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Eine wunderbare Geschichte über vier Generationen von Frauen, Kunstraub in der Nazizeit und Mutterliebe.
Hannah ist 27, unglücklich verliebt und hadert mit ihrer Dissertationsarbeit. Sie kümmert sich liebevoll um ihre Großmutter Evelyn, die mit über 90 Jahren des Lebens müde in einem Seniorenheim lebt und sich mit einem Panzer der Unnahbarkeit umgibt. Doch eher durch Zufall erfährt Hannah von dem eventuellen Erbe eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens und einem jüdischen Teil ihrer Familie. Evelyn verweigert jede Mitarbeit, so versucht Hannah auch ohne ihre Hilfe so viel wie möglich über die Vergangenheit heraus zu finden.

Es sind hauptsächlich drei Generationen Frauen, die in diesem wunderbaren Roman von Alena Schröder beschrieben werden:
Hannah ist eine typische junge Frau der heutigen Zeit, unsicher, ob ihre Studienwahl das richtige gewesen ist, unglücklich in ihrer heimlichen Beziehung und immer irgendwie unter Druck, sich zu beweisen.
Evelyn ist eine harte Frau geworden, hatte eine schwierige Kindheit und viel Trauriges in ihrem Leben verkraften müssen. Sie liebt ihre Enkelin, kann aber Gefühle nicht gut zulassen.
Ihre Mutter Senta bekommt ihr Kind Anfang der 20er Jahre, erlebt den Krieg, eine unglückliche Ehe und die Flucht davor nach Berlin, in eine neue Welt.
Evelyns Tochter Silvia wird eher nebensächlich behandelt. Sie stirbt früh an Krebs, als ihre Tochter Hannah kurz vor dem Abitur steht.

Gemeinsam ist allen Frauen das schwieriges Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, das sich wie ein roter Faden durch die Generationen zieht - interessant hier zu lesen, wie unterschiedlich die Frauen das Problem erleben. Auch der geschichtliche Teil über die Raubkunst der Nazis liest sich sehr interessant, hier verknüpft sich deutsche Geschichte mit Familiengeschichte. Der Wechsel zwischen den Perspektiven macht die Geschichte spannend und unterhaltsam.
Schon das Cover ist wunderschön gestaltet, der Titel toll gewählt und passend zum Buch. Viele verschiedenen Facetten machen dieses Buch zu einer echten Lesefreude.