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Kyra112
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Sachsen-Anhalt

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Insgesamt 332 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2023
Annette, Böhler

Ich erkenne dich. Jederzeit.


sehr gut

Hanna ist aus ihrem alten Leben geflohen. Sie zieht sich in den Schutz der Großstadt Paris zurück und versucht sich ein neues Leben aufzubauen.
Sie versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen und spricht sich dabei immer wieder Mut zu. 
Hanna zieht in ein Mehrfamilienhaus und ahnt noch nicht, dass ihre Nachbarn in ihrem neuen Leben eine besondere Rolle einnehmen werden.

„Ich erkenne dich. Jederzeit.“ ist der erste Band von Annette Böhlers „Love in Paris“-Reihe. Die Autorin wagt sich dabei auf neues Terrain. Hat sie bisher Liebesromane verfasst, befindet sich der Leser hier zwar auch in einer Liebesgeschichte, die aber in Teilen Krimi-, in Teilen Thrillerelemente enthält.
Der Leser trifft hier auf drei völlig unterschiedliche Charaktere, die recht unsicher wirkende Hanna, der verletzte und sensible Sebastian und der geheimnisvolle und bedrohlich wirkende Milan.
Hanna flieht vor ihrem alten Leben, speziell einer Beziehung, die sie einengte und vor allem ihr Leben bedrohte. Eine Liebe, die toxisch und damit gefährlich wurde.
Sebastian hat ebenso schlechte Erfahrungen mit der Liebe gemacht und baut eine Mauer um sich. Diese beginnt nach und nach zu bröckeln als Hanna in sein Leben tritt. Hervorkommt ein bildhübscher, aber sensibler Mann.
Milan ist eine Person, über den man nicht viel erfährt. Er wirkt bedrohlich, einschüchternd, aber doch fürsorglich.
Das ganze Buch wird aus der Perspektive der drei Protagonisten erzählt. Diese wechselt somit immer wieder. Der Spannungsbogen im Buch bleibt von der ersten bis zur letzten Minute erhalten. In Teilen fand ich Milan auch sehr gruselig und das Buch nahm eine gewisse Dramatik an.
Am Höhepunkt, der Rückkehr Hannas Vergangenheit ließ mich allerdings etwas an Hannas Charakter und der Stärke, die sie ausstrahlen wollte, zweifeln. Ziemlich blauäugig bringt sie sich in eine Gefahr, vor der sie Monate lang geflohen ist. Das fand ich etwas merkwürdig.
Was mir besonders gefallen hat, sind die tiefgründigen Gespräche zwischen Sebastian und Hanna. Beide öffnen sich einander und achten wirklich auf jedes kleine Detail, ohne gefühlsduselig zu werden. Auch stürzen sie sich nicht gleich in ein Liebesabenteuer, sondern nehmen sich Zeit, um einander kennenzulernen. Dabei spielt auch die lebenslustige Thekla eine Rolle. Ich denke, sie ist mit ihrer Verrücktheit ein guter Gegensatz zum zurückhaltenden Sebastian.
Milan wiederum bleibt fast bis zu letzten Seite ein Mysterium und ich erwarte mir mit den nächsten Romanen eine Auflösung zu dem Verlauf seines Lebens und wie es zu seiner jetzigen Lebensweise gekommen ist, denn das bleibt in diesem Buch wirklich im Dunkeln.
Etwas irritierend war dann auch das abrupte Ende. Das kam sehr überraschend und hinterließ eine Menge Fragen.

Fazit: Ein gelungener Einstieg in ein neues Genre. Annette Böhler ist eine absolut spannende Geschichte gelungen und ich bin heute schon gespannt, wie es in Zukunft im nächsten Band weitergehen wird!!

Bewertung vom 29.04.2023
Lind, Hera

Mit dem Mut zur Liebe


gut

Dieter, ein junger Mann, muss in den Wirren des 2. Weltkrieges und den anschließenden harten Zeiten aufwachsen. Früh verliebt er sich dabei in die junge Artistin Jo. Die Liebe zu ihr bringt auch ihm die Artistik näher und er wird ein in der DDR gefeierter Artist. Doch die beiden jungen Leute sind unzufrieden im sozialistischen Staat und setzen alles daran, diesen zu verlassen. Es stellt sich dabei die Frage, wie sie dies bewältigen können und wem sie vertrauen können.

Beeindruckt und gespannt aufgrund des Klappentextes erwartete ich einen spannenden Roman über ein Paar, das verzweifelt versucht, nach Westdeutschland zu kommen und dabei im neuen Leben viele dramatische Hürden überwinden müssen.
Diese Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt. So beginnt die Geschichte im zweiten Weltkrieg. Die Geschichte über das Überleben in dieser Zeit zieht sich sehr lang hin. Die Schilderungen sind dramatisch und fesselnd, jedoch wartete ich immer darauf, dass die Überleitung zur eigentlichen Geschichte kommt. Grob geschätzt ab der Hälfte des Buches ging die Geschichte in den eigentlichen Handlungsrahmen, der auf dem Klappentext angegeben ist, über.
Das artistische Leben, also die Handlungen und Beschreibungen der Requisiten waren anschaulich dargestellt und auch Dietos, also Dieters Reisen fand ich abwechslungsreich beschrieben. Jedoch die Teile, die mich interessiert hätten, wie bspw. die erste Zeit in Westdeutschland hätte mich ausführlicher interessiert, als Hera Lind es beschreibt. Diese Parts werden leider immer etwas kurz gehalten.
Die Flucht aus dem sozialistischen Terrain in das „kapitalistische Ausland“ ist gut dargestellt, aber stellt nur einen ganz, ganz kurzen Teil der Geschichte dar. 

Dieto als Person ist ein wahres Glückskind. Denn er handelt oftmals sehr naiv, aber hat immer so viel Glück, dass er damit durchkommt.
Der Gegenpart dazu ist Johanna, genannt Jo. Sie stellt Dietos Fels in der Brandung dar. Sie handelt überlegt und ermahnt Dieto des Öfteren zur Vernunft.

Mein Fazit: Ein interessanter Roman über ein tolles und starkes Paar und wenn man seine Erwartungen nicht am Klappentext festmacht, auch eine wunderbare Geschichte über Mut, Liebe und Hoffnung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2023
Kohner, Frederick

Gidget. Mein Sommer in Malibu


sehr gut

Kathy ist sechzehn und begeistert vom Strand von Malibu. Hier hat sie ihre Leidenschaft entdeckt - das Surfen. Inmitten einer Clique aus Jungen stürzt sie sich in die Wellen und erlebt dabei die Höhen und Tiefen eines Teenagerlebens. Die Entdeckung der ersten großen Liebe, der Ausreden gegenüber den Eltern, um Verbote zu umgehen und viele andere lassen nicht lange auf sich warten. Ein Sommer voller Abenteuerlust wartet auf Kathy, alias Gidget.

Frederick Kohner schrieb das Buch über den schönsten Sommer seiner Tochter binnen sechs Wochen. Er entführt die Leser dabei in das ganz normale Leben eines Teenagers voller Abenteuerlust und inmitten der Wirren um Hormonschübe und der Begegnungen mit dem anderen Geschlecht, aber auch der Suche nach der Freiheit.

Kohner hat es geschafft, mich in vielen Bereichen wieder an meine eigene Jugend zurück zu erinnern. In viele Abenteuer und Gefühlsregungen konnte ich mich hineindenken und es eins zu eins nachempfinden.
Kathys Lebenslust ist dabei ansteckend. Auch die Entwicklung ihres Selbstbewusstseins, speziell im Umgang mit ihrer Familie (bzw. ihrem Schwager ;-))

Was mir dabei aber überhaupt nicht gefallen hat, ist die Art und Weise wie sie von ihren Eltern spricht. Sicher bezeichnet man die Eltern mal als „meine Alten“, aber in diesem Buch werden sowohl Mutter als auch Vater immer mit solchen abwertenden Titeln bezeichnet. Auch die Umgangssprache, die sie immer versucht zu verwenden, deren Bedeutung sie sich aber nicht bewusst ist, passt nicht zu dem, was der Autor m.E. vermitteln möchte.

Sehr interessant fand ich das Nachwort mit der Erklärung zum Leben von Gidget und ihrer Familie. Es gab noch einmal einen guten Blick auf die Entstehung dieses Romans.

Alles in allem ist es aber ein wunderbar liebevoll geschriebener Roman eines Vaters über einen bedeutenden Sommer im Leben seiner lebenslustigen Tochter.

Bewertung vom 10.04.2023
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


sehr gut

Erna und ihr Mann Josef träumen von einer eigenen, kleinen Eisdiele im München Ende der 1920er Jahre. Sie erfüllen sich diesen Traum, aber er ist geprägt durch harte Arbeit. Tag für Tag kämpfen sie um ihr Überleben und das ihrer beiden Mädchen. 
Dazukommt, dass sich Frieda in den Sohn ihres größten Konkurrenten verliebt. 
Es erscheint als müssten sie ihre Träume auf Eis legen, hinzukommen die Schatten von Josefs Vergangenheit, die das Glück seiner Tochter bedrohen.

Franziska Winkler hat mit diesem Roman die fiktive Geschichte einer Familie erschaffen, die in einigen Eckpunkten wahren Begebenheiten entspricht.
Sie hat einen wunderbar flüssigen Schreibstil, sodass ich nur so durch die Geschichte geflogen bin.
Der Roman ist geprägt von starken Frauen, einer Familienbande, die sich im Verlaufe des Buches immer stärker bewegt und Frauen, die sich nicht ihrem Schicksal ergeben.
Mir gefielen besonders Erna, Frieda, Lotte und Fanny. Sie prägen für mich den Verlauf dieser Geschichte. Gerade die Beziehung der beiden Schwestern stellt sich als was Besonders dar. Ebenso ist Fanny als die gute Seele der Eisdiele ein bedeutender Charakter. Gerade in Kombination mit Ludwig und ihren bayerischen Mundwerken geben sie diesem Buch etwas heimatliches.
Die Beziehung zwischen Erich und Frieda fand ich am Anfang in ihrer Entwicklung gar etwas zu perfekt, gerade auch die Akzeptanz durch Erichs Eltern möchte ich etwas anzweifeln. Denn gerade vor dem Hintergrund der Vergangenheit der beiden Väter und der Standesunterschiede.
Auch die Geschichte um Josef Pankofer fand ich etwas übertrieben. Sicher ist dies zur damaligen Zeit sehr oft vorgekommen, aber seine Entscheidung passte letzten Endes nicht in das Familienbild, dass die Autorin bis dahin beschrieben hat.
Was mir sehr gut gefiel, war die Beschreibung der Eisherstellung damals und die Erfindung des Steckli-, also des Eis am Stiel. Besonders die Beschreibung der Herstellung am Anfang mit der Bedienung der Maschinen mittels Kurbeln war beeindruckend zu lesen. Auch die Thematik an sich fand ich super, denn es ist mal was anderes und erfrischendes.
Spannend ist dieses Buch auf jeden Fall, denn immer, wenn ich dachte, es kann nicht mehr komplizierter für die Familie Pankofer werden, kam wieder etwas dazu.
Das Ende war schön, aber es war mir dann doch etwas zu perfekt.

Ein toller Roman für all jene, die gerne historische Familienromane lesen und auch Geschichten über starke Frauen mögen, die ihren Weg, trotz viele Widerstände, gehen.

Bewertung vom 06.04.2023
Rusch, Veronika

Die Bahnhofsmission (eBook, ePUB)


sehr gut

Weniger ist manchmal mehr

Natalie ist glücklich - Endlich hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Angekommen in einem besseren Leben und als Angestellte der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin lernt sie die Arzttochter Alice kennen.
Alice ist eine Frau, die sich nicht als hübsche Tochter und zukünftige Hausfrau, Mutter und Ehefrau sieht. Beide Frauen kämpfen für bessere Verhältnisse, jede auf ihre Art, aber doch zusammen bis Natalies Vergangenheit Schatten auf die Arbeit der Frauen wirft.

Veronika Rusch hat eine Geschichte um zwei junge Frauen geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Geschichte spielt zumeist aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen, Alice und Natalie. Aber auch ein Nebenhandlungsstrang um Maxim ist Bestandteil der Story.
Insgesamt gibt es die zwei Haupthandlungsstränge, aber auch weitere kleinere, sodass die Geschichte zwar nicht unübersichtlich wird, aber doch immer mal in andere Richtungen unterwegs ist.
Als ich das erste Mal über dieses Buch las, hatte ich die Erwartung, die Arbeit der Bahnhofsmission in ihren Anfängen kennenzulernen, die Frauen, die sich dahinter verbergen, die sie geprägt haben. Jedoch hat sich diese Erwartung durch die vielen Handlungsstränge nicht erfüllt. Auch ist mir nicht ganz klar geworden, welche Absicht die Autorin mit dem Verlauf ihrer Geschichte hat bzw. in welchem Genre sie zu Hause sein soll. Für mich wirkte es teilweise wie ein Krimi. Das wiederum hatte jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sich als sehr spannend gestaltete und das Bedürfnis immer weiter zu lesen, sehr groß war. Ich finde es auch schade, dass das Hauptthema - die Bahnhofsmission und ihre Mitarbeiterinnen zu kurz kam und auch die Thematik, die sich darum gestaltete - die Rechte der Frauen. 
Die Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission werden zwar vorgestellt und man bekommt einen Einblick, welche Charaktere sich dahinter verbergen, aber eben zu knapp.
Auch die Rahmenhandlung um Gerda, einhergehend mit der von Baba, werden durch das ganze Buch hin nicht vernachlässigt und erklärt viele historische Details, vor allem rechtliche, zur damaligen Zeit sehr anschaulich. Sowohl diese Handlung als auch die Botschaften zum Thema Frauenrechte sind interessante und wichtige Details, denn einprägsam ist „Menschenrechte haben kein Geschlecht“.
Was für mich sehr überraschend war, war das Ende. Ich denke, das hat auch sehr viel Potenzial für einen Anschlussroman gelassen!

Alles in allem sind für mich Titel, Beschreibung und Genre irreführend, doch lässt man dieses außen vor, handelt es sich bei diesem Buch um einen spannenden Roman/ Krimi, der fesselnd ist, viele Menschen unterschiedlicher Couleur und Gesellschaftsschichten in einer Geschichte vereint. Doch alles in allem wäre weniger und damit eine tiefere Geschichte etwas mehr gewesen.
Dennoch ein gutes Buch!

Bewertung vom 01.04.2023
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


sehr gut

Sadie und Sam schließen als Kinder eine besondere Freundschaft, die im Streit auseinandergeht.
Als Beide studieren, begegnen sie sich wieder und ihre Freundschaft entsteht neu, doch enger als je zuvor. Beide entwickeln zusammen Computerspiele und gründen mit Sams Mitbewohner, Marx, eine Gamingfirma. Die drei sind sehr erfolgreich, doch der Erfolg wirkt sich auf die Freundschaft aus.

„Morgen, morgen und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin ist ein gefeierter Bestseller in diesem Jahr. Aus diesem Grund wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.
Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut, weil es einfach in die Zeit der beginnenden 1990er Jahre passt, in der die ersten großen Computerspiele auf den Markt kamen. Das Design des Covers ist diesen angepasst.
Ebenso ist das Buch in mehrere Teile unterteilt, was das Lesen übersichtlich und angenehm macht. Ich wusste zu jederzeit, wo ich mich thematisch befinde und was das Hauptthema dieses Abschnitts ist. Auch die Sichtweisen, aus denen manche Abschnitte geschrieben waren, waren mal etwas anderes, erfrischendes und eben eine ganz andere Welt als herkömmliche Romane.

Die Protagonisten des Buches sind Sadie und Sam. Beide sind hochintelligent und mathematisch-naturwissenschaftlich begabt. Während Sam die mathematische Schiene einschlägt, studiert Sadie Informatik und programmiert schon frühzeitig Computerspiele.
Ermutigt von Sadies Entwicklergeist beginnen sie gemeinsame Spiele zu schreiben.
Beide Charaktere sind sehr introvertiert und machen sehr viel mit sich selbst aus. Speziell Sam schafft es aufgrund seines bisherigen Lebens nicht über seine Gefühle zu reden, was einen enormen Einfluss auf sein zukünftiges Leben hat. Für ihn sind dennoch seine Familie und Sadie die wichtigsten Menschen in seinem Leben.
Sadie, aufgewachsen in LA, in einer heilen und erfolgreichen Familie, studiert am MIT. 
Sie leidet in ihrer Kindheit unter der Krankheit ihrer Schwester, stürzt sich im Studium in eine unglückliche, fast toxische Beziehung, die ebenso einen großen Einfluss auf ihr weiteres Leben hat und bei der ich manchmal an ihrer Intelligenz gezweifelt habe.

Ich finde den Schreibstil Gabrielle Zevins äußerst angenehm und unterhaltsam. Die Seiten flogen nur so dahin und das Buch war schnell gelesen.
Allerdings muss ich sagen, der Einstieg in das Buch war super. Aber ab dem zweiten Drittel wars für mich sehr zäh, vor allem die Abschnitte, in denen Sadie vorkam. Ich empfand sie als richtig nervig und war froh, wenn sie keine Rolle spielte, denn dann war das Lesevergnügen wieder vorhanden. 
Ich fand es auch sehr angenehm und gut, dass die zeitlichen Ereignisse der 90er und beginnenden 2000er Jahre, wie 9/11 oder Terror (Amok) oder die Nutzung der Technik zur damaligen Zeit einen reellen Bezugspunkt erhielt und das ganze authentisch machte.

Das Ende war ein guter Bezug zum Anfang und gab der Geschichte einen schönen Rahmen, auch wenn ich es anders erwartet hätte.

Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch, den Hype darum kann ich aber leider nicht ganz nachvollziehen, da das Lesevergnügen doch durch die Hauptprotagonistin sehr geschmälert wird. Deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne.

Bewertung vom 28.03.2023
Schuster, Stephanie

Einfach leben / Glückstöchter Bd.1


gut

Anna und Eva - zwei junge Frauen, Anfang 20 aus Bayern auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit.
Während Anna im Jahr 1910 lebt und nach dem Tod ihres Vaters ihr Glück in München und im Tessin sucht, erfährt Eva im Jahr 1976, dass sie adoptiert ist. Auch für sie beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt. Sie entrinnt den Zwängen ihres Elternhauses, lernt dabei neue Freunde kennen und zieht in eine WG. Ein ganz neues Leben beginnt auch für sie.

Für mich war es das erste Buch von Stephanie Schuster und nach dem Erfolg, den sie mit „Die Wunderfrauen“ hatte, war ich neugierig auf diesen Roman. Er ist der erste Band eine Trilogie um die Leben von Anna und Eva.
Er erzählt aus den Perspektiven von Anna im Jahre 1910 und aus der von Eva im Jahre 1976. Die Kapitel sind übersichtlich gehalten und besonders hat mir die grafische Ausgestaltung am Beginn bzw. z.T. auch am Ende des jeweiligen Kapitels gefallen.
Beide Frauen sind auf ihre Weise sehr begabt. Es gelingt Stephanie Schuster dies auch wunderbar herauszuarbeiten.
Leider gelang es ihr dennoch nicht, mich mit den unterschiedlichen Erzählperspektiven mitzunehmen. Beide Handlungsstränge ziehen sich sehr in die Länge und ebenso sind beide Protagonistinnen gewöhnungsbedürftig.
Anna lebt auf Dreisonnenquell in einer behüteten Umgebung und wächst völlig weltfremd auf. Sie ist nicht in der Lage klärende Gespräche zu führen und flüchtet sich in ein neues Leben.
Auch Eva wächst behütet auf, erfährt aber von ihrer Adoption. Sie reagiert sehr wütend, beruhigt sich aber auch nicht und haut einfach ab. Sie reagiert auch sonst sehr explosiv, was sie dem Leser/in nicht gerade sympathisch macht.
Auch die Nebencharaktere sind mit ihrem Verhalten schwierig für mich zu fassen gewesen. Außerdem gibt es viele kleine Nebenhandlungsstränge. Wobei diese wirklich sehr interessant sind, so geht es um die Herstellung und Verwendung von Bio-Produkten, das Aufkommen der Atomenergie, aber auch die Beschreibung der reformpädagogischen Ansätze im Gesundheitsbereich.
Auch habe ich so manches Mal an der Authentizität der Geschichte gezweifelt. Eine Person wie Anna, die bisher noch nie in der Stadt war, trifft immer auf helfende Menschen, die es nur gut mit ihr meinen und die sich genau in den Kreisen auskennen, die für sie interessant sind.
Ähnlich ging es mir mit Eva. Auch sie trifft sofort auf Menschen, die auf gleicher Wellenlänge sind. Das klingt wirklich sehr nach Glückstöchtern.
Was mir jedoch besonders missfallen hat, ist, dass Vieles bis zum Ende des Buches offen bleibt. Es zieht sich damit nicht nur unwahrscheinlich zäh, es bleiben auch viele Fragen, sodass man sich wirklich motivieren muss, die nachfolgenden Bücher zu lesen. Wobei es Stephanie Schuster mit einem Cliffhanger gelingt, den Leser auch für die nachfolgenden Bände zu animieren.

Alles in allem aber dennoch ein guter, historischer Roman mit einer Menge Potential für die nachfolgenden Bände.

Bewertung vom 26.03.2023
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


ausgezeichnet

„Annie Londonderry - Die Radfahrerin“ von Susanna Leonard erzählt die Geschichte von Anna Kopchovsky, einer jungen, amerikanischen Jüdin, die von einem besseren Leben träumt und daher die Hauptfigur einer Wette wird. Die Wetter beinhaltet eine Erdumfahrung mit dem Fahrrad innerhalb von 15 Monaten, in den Jahren 1894/1895. Eine besondere Reise für eine Frau in der damaligen Zeit.

Mir fiel als erstes das historische Cover dieses Buches auf. Es spiegelt einen Teil der Reise Annies wieder und die Farbkombination mit den Blumen und dem hellen Cover ist absolut stimmig.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Es handelt sich dabei um die Erzählungen Annies, ihre Tagebucheinträge und ein Wiedersehen ca. 45 Jahre später zwischen Annie und ihrer ältesten Tochter Mollie, bei dem sie ihr ihre Reiseerlebnisse schildert.
Ich finde die Erzählweisen sehr angenehm und auch das Gespräch mit ihrer Tochter und die begleitenden Figuren des Professorenpaars Dowe als Rahmenbegleitung macht die, teils fiktive Geschichte, sehr stimmig.
Die Kapitel sind in einer angenehmen Länge geschrieben und somit las sich das Buch sehr flüssig.
An vielen Stellen wirkten die Erzählungen etwas übertrieben und auch die Figur der Annie sehr anstrengend, zeichnet dabei aber das Bild einer verletzlichen Frau, die sich nach Anerkennung, Emotionen und Liebe sehnt. So war für mich ein Bild, welches am Anfang des Romans in Annies zu Hause gezeichnet wurde, prägend für die gesamte Geschichte und half mir immer wieder, ihre Reaktionen, Gefühle und Taten zu verstehen.
Ich finde, es ist Susanna Leonard gelungen, ein stimmiges Bild einer besonderen Frau zu zeichnen, von der nicht viele Überlieferungen vorhanden sind. Aber so oder so ähnlich könnte es vielleicht abgelaufen sein.

Wer Romane über erfolgreiche und starke Frauen mag, der wird auch diesen Roman verschlingen. Für mich ist es eine wunderbare Fortsetzung der Reihe über besondere Frauen, die den Grundstein dafür legten, dass wir Frauen heute als die akzeptiert werden, die wir heute sind und sein dürfen. Eine wunderbare, historische Erzählungen, von der bisher sicher noch nicht viele gehört haben.

Bewertung vom 20.03.2023
Etzold, Veit

Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2


ausgezeichnet

Wem gehört dein Grundstück?

Laura Jacobs ist erleichtert. War sie gerade noch Opfer eines Bankenskandals, konnte sie ihren Arbeitgeber vor dem Untergang bewahren und außerdem ihr eigenes und die Grundstücke ihrer Nachbarn retten. 
Aufgrund ihrer guten Leistungen wird sie kurzzeitig in die Zentrale ihrer Bank beordert. Dort müssen sie und ein kleines Team eine weitere ungelöste Aufgabe bewältigen, doch dabei hat sie es nicht nur mit wohlwollenden Menschen zu tun. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Ein Roman von Veit Etzold wie ich ihn liebe, von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Beginnt der Prolog mit einer Geschichte, von der man sich anfangs fragt, was sie mit dem weiteren Verlauf zu tun hat, wird das ganz schnell klar und immer wieder Thema des Buchs.
Laura Jacobs ist dabei immer die gewiefte, intelligente Karrierefrau, die aber durchaus ihre menschlichen Seiten hat, aber auch immer wieder zum Opfer des Ganzen wird. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie der Autor es schafft, wieder neue Wege in die Geschichte einzubauen. Immer, wenn ich dachte, jetzt löst sich das Ganze auf, tat sich ein neuer Weg auf und ich begann, die Handlung jeder einzelnen Person zu hinterfragen oder misstrauisch zu beäugen. 
Für mich wirken diese Geschichte auch immer wieder authentisch:
Beeindruckend finde ich auch immer die ganzen Fachtermini, die Veit Etzold verwendet und die auch dem Leser immer im Verlauf der Handlung erklärt werden, sodass man das grobe Bankenwesen, welches hier behandelt wird, auch verstehen kann und was auch die Authentizität der Story ausmacht.
Besonders klasse fand ich den Schluss, den es bleiben noch einige Fragen offen und es wurde, ich vermute mit Absicht, so konstruiert, dass ein Folgeroman durchaus denkbar ist.

Für mich war es ein absolut gelungener und spannender Thriller, von der ersten bis zur letzten Seite und damit eine absolute Leseempfehlung!!

Bewertung vom 19.03.2023
Janz, Tanja

Willkommen in St. Peter-(M)Ording / St. Peter-Mording-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ilva ist zurück in ihrer Heimat, St. Peter-Ording, schon läuft sie ihrer Jugendliebe Eike über den Weg. Doch das Wiedersehen wird getrübt, denn im Ort ereignet sich ein Mord und Eike steht im Fokus der Ermittlungen. Grund genug für Ilva, ihren Bruder Ernie, den hiesigen Polizeikommissar, bei den Ermittlungen zu unterstützen.

Der erste SPO-Krimi der Autorin Tanja Janz entführt den Leser in die Gegend rund um den schönsten Strand der Welt. Mit ihrem flüssigen und bildhaften Schreibstil konnte ich mich wunderbar in den Roman hineindenken.
Viele Charaktere kennen eingefleischte Leser bereits aus den vergangenen SPO-Romanen der Autorin, was mir ein gewisses Heimatgefühl bescherte.
Die Geschichte des Romans mutet schon sehr spektakulär an, mit den vielen Mordfällen. Gleichzeitig war es für mich belustigend, wie Ilva ihren Bruder immer wieder um den Finger gewickelt hat, um ihm Informationen zu entlocken. 
Auch das Ermittlerduo um die drei Lehrer Ilva, Ute und Bernd war erfrischen zu erleben. 
Ich gebe zu, ich hatte eine Ahnung, wer hinter all dem stecken könnte, aber das Ende hat mich dann doch verblüfft und war wirklich gut erzählt. Damit war die Spannung bis zu letzten Seite erhalten.
Toll finde ich, dass die Autorin auch das Leben in St. Peter-Ording beschreibt und nicht nur rein auf die kriminellen Ermittlungen eingeht. So fühlt man sich auch wie ein Teil der Dorfgemeinschaft.

Mein Fazit: Ein ruhiger und spannender Wohlfühlkrimi im schönen SPO mit familiärem Anschluss.