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buecherwurm_01
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Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2021
Follett, Ken

Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4


sehr gut

Das Buch startet mit einem brutalen Angriff der Wikinger auf die Südküste Englands Ende 900. Daraus entwickelt sich eine Geschichte, die über eine Zeitspanne von 10 Jahren die Entstehung des Ortes Kingsbridge erzählt und von vier Protagonisten geprägt ist. Der Bootsbauer Edgar verlässt seine zerstörte Heimat und baut sich mit seiner Familie ein neues Leben etwas nördlicher auf. Etwa zur gleichen Zeit kommt die normannische Edelfrau Ragna in die Gegend, um den Aldermann zu heiraten. Dann wäre da noch der skrupellose Bischof, Halbbruder des Aldermann sowie der Mönch Aldread, der sich mit Edgar anfreundet. Das Land der Angelsachsen ist von Gewalt geprägt, die Macht des Königs hält sich in Grenzen. In dieser düsteren Zeit erzählt Ken Follett eine lesenswerte Geschichte in vier Teilen mit vielen, auch überraschenden, Wendungen und Passagen mit grausamen wie gewaltsamen Szenen. Letztendlich genügt ein Satz, um die Entstehung des Namens Kingsbridge zu beschreiben, wenn auch die Geschichte davor entscheidend dazu beiträgt.

Mir gefällt gut, dass die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird, Der gelernte Bootsbauer Edgar ist handwerklich äußerst geschickt und entwickelt sich zu einem Baumeister, der große Bauwerke erschaffen möchte. Er überzeugt mit Denkvermögen und Ausgeglichenheit, wobei es glaubwürdiger gewesen wäre, wenn nicht alles, was er plant, auf Anhieb klappen würde. Ragna ist eine starke Frau, die sich selbstbewusst in dieser für eine Frau nicht einfachen Zeit durchzusetzen weiß, die zudem strategisch denken kann und vielen Männern überlegen ist. Aldread ist ein gütiger und ambitionierter Mönch, sehr belesen und wissbegierig. Mit seinen mit kleinen Fehlern weiß er seine vielen Pläne umzusetzen. Der intrigante Bischof ist von edlem Blut, äußert selbstsüchtig und eine unsympathische Figur, die die Machtgier des Klerus in dieser Zeit zeigt und dafür lebt.

Mir gefällt der typische Follett-Stil, die Geschichte ist ergreifend und fesselnd erzählt, die Charaktere wurden konsequent entwickelt und detailreich aufgebaut. Auch die dramatischen Elemente haben ihren Reiz, da sie gut in die Geschichte integriert wurden. Viele der Nebenfiguren, die zur Untermalung der Geschichte passen, haben mir gut gefallen. Der Aufbau des als Happy End gestalteten Schlusses ist mir zu überhastet und äußerst kurz geraten; da hättet ich mir einen langsameren Aufbau gewünscht. Die Karten auf der inneren Seite der Umschlagseiten sind hilfreich, auch wenn wichtige Orte, z. B. Shiring, fehlen. Ein kleiner Kritikpunkt: ich hätte mir noch ein Personenverzeichnis gewünscht, um einen besseren Überblick zu haben, da es teilweise doch recht viele Personen gibt, die man sich merken muss. Das Cover gefällt mir sehr, schlicht und passend. Für Fans historischer Romane und von Ken Follett ist dieses Buch eine Empfehlung wert.

Bewertung vom 26.12.2020
Verhulst, Dimitri

Den Sommer kannst du auch nicht aufhalten (eBook, ePUB)


gut

In der kurzen Geschichte, erzählt in der Ich-Form, lernen wir Pierre kennen, der den geistig behinderten Sohn seiner verstorbenen Ex-Freundin regelmäßige im Heim besucht. Einer spontanen Eingebung folgend fährt er mit Sonny an einen Ort, den er durch dessen Mutter lieben gelernt hat. Anlass ist der 16. Geburtstag des Jungen, dem eine kürze Lebenserwartung vorausgesagt wurde. Auf der Fahrt wird ihm klar, dass er die Reise nicht durchdacht hat, denn die Versorgung von Sonny geht etwas unter. Doch sein eigentliches Ziel ist es, ihre Liebesgeschichte Revue passieren zu lassen, indem er sie Sonny erzählt. Sein Monolog enthält neben seiner eigenen Geschichte auch viele Details zur Region.

Mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil des Autors ist es mir zu Beginn nicht ganz leicht gefallen, in die Geschichte reinzufinden. Im Laufe der Erzählung konnte ich mich daran gewöhnen und der Reise der beiden folgen. Die Idee zu diesem Buch gefällt mir gut, wenn ich auch die Umsetzung so nicht erwartet hatte. Die Erinnerungen von Pierre sind vielfältig und logisch aufgebaut, die Beschreibungen von Orten und deren Umgebung lassen Bilder im Kopf entstehen. Dieser Roman mit Tiefgang ist zu empfehlen.

Bewertung vom 08.12.2020
Kollender, Andreas

Mr. Crane


sehr gut

Dieser Roman spielt in den letzten Lebenstagen von Stephen Crane, die er in einem Sanatorium in Deutschland verbringt. Seine Tuberkulose-Erkrankung hat ihn dorthin geführt. Die fiktive Krankenschwester Elisabeth betreut ihn in diesen 8 Tagen und verliebt sich, dadurch verändert sich ihr Leben und ihre Einstellung. Der Autor erzählt neben dieser Liebesgeschichte in einer Rückblende wenig bekannte (und eventuell nur erahnte) Details zu seinen Auslandsaufenthalten. Auch Elisabeth offenbart ihre Vergangenheit. Mit seinem Schreibstil schafft er es, die Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Aber auch ein unterschwelliger Humor macht den Charme des Buches aus. Mir haben die Einwürfe rund um die Gegend gut gefallen, ebenso die Erwähnung von Patienten wie Tschechov und Kontakte von Crane zu bekannten Schriftstellern, mit denen er befreundet war. Es gibt auch einen Gegenpart, um zu zeigen, dass nicht alles mit Leichtigkeit zu machen ist. Auch wenn es mit einer Leichtigkeit erzählt wird, die angenehm zu lesen ist.

Ein zweiter Erzählstrang spielt zu Beginn des ersten Weltkriegs und zeigt die Zerrissenheit eines Soldaten, der im Sanatorium verweilt. Elisabeth ist jetzt Oberschwester und hilft ihm, zu sich selbst zurück zu finden. In beiden Zeitzonen kommt bei allem Drama der Humor nicht zu kurz, das hat mir gefallen. Es ist keine leichte Lektüre, aber durchaus lesenswert.

Bewertung vom 05.12.2020
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5


sehr gut

Da ich die ersten Teile nicht kenne, kann ich mich an dieser Stelle auf den 5. Band rund um Gut Greifenau konzentrieren. Der angenehm zu lesende Schreibstil hat es mir erleichtert, in die Geschichte reinzufinden. Hilfreich ist hier auch die Personenübersicht zu Beginn des Buches, da die Zugehörigkeit der einzelnen Charaktere übersichtlich aufgelistet ist. Auch wenn es nicht schlecht wäre, die Vergangenheit zu kennen, helfen Einwürfe mit Informationen zu vergangenen Ereignissen doch sehr, um sich zurecht zu finden.

Die Ereignisse in den 1920er Jahren sind vielfältig und fließen logisch und nachvollziehbar in die Familiengeschichte ein. Gefallen haben mir auch die Karten, die es erleichtern, die erwähnten Orte zuzuordnen. Die weit verstreuten Familienmitglieder sind so gut zu finden. Die Details in diesem Buch sind gut recherchiert, nicht nur zur politischen Lage, auch in Sachen Haushaltsführung und Entwicklungen technischer Hilfsmittel in Haushalt, Landwirtschaft und Mobilität.

Beschreibung und Entwicklung der einzelnen Charaktere haben mir gut gefallen. Sie leben in einer spannenden Zeit. Durch die Vielzahl der Personen kann die Autorin auch zahlreiche Aspekte dieser Zeit einarbeiten und sich mit entwickeln lassen. Das Ende des Buches lässt auf einen weiteren Teil schließen, es bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, die Familiengeschichte weiter zu erzählen.

Bewertung vom 24.11.2020
Krieger, Günter

Der Aachener Hund


sehr gut

Der Roman zeigt eine kurze Zeitspanne aus dem Leben von Albrecht Dürer, die er in Aachen und der weitläufigen Umgebung verbracht hat. Drei Erzählperspektiven sorgen für kurzweilige Unterhaltung und
eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Viele kleine Details unterstreichen die gute Recherche des Autors. Wer Aachen kennt, kann sich gut orientieren. Dürer ist, bei aller Selbstverliebtheit, dazu fähig, andere zu unterstützen und anzuleiten. So verhilft er einer jungen Frau zum richtigen Start in ihr neues Leben und der kleine Sohn des Bürgermeisters holt sich Inspiration für seine Zukunft. Beiden begegnet er mit Geduld und Humor. Es gefällt mir, auf diese Art und Weise etwas über den Menschen Dürer zu erfahren.

Der Rückblick des sterbenden Dürer und seinem Freund und Wegbegleiter aus Aachener Zeiten bietet dem Autor die Möglichkeit, einen Bezug zur Karl V. herzustellen. Der Hergang ist sehr schön beschrieben und macht den Titel des Buches verständlich, denn die Wichtigkeit des Hundes wird deutlich. Die Krönung wird gleich aus drei Perspektiven aufgezeigt, das hat mir gut gefallen.

Eine kleine Meckerei gibt es, denn es gab zwischenzeitlich doch einige Mammutsätze, deren Länge das Lesen und Verstehen erschwerte. Es hat mein Lesevergnügen aber nur wenig beeinflusst, so dass ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen möchte.

Bewertung vom 19.11.2020
Husemann, Dirk

Die Romanfabrik von Paris (eBook, ePUB)


sehr gut

Alexandre Dumas, Autor bekannter Werke wie Die drei Musketiere und Der Graf von Monte Christo, führt ein aufwendiges Leben in der Nähe von Paris. Um Gläubigern und Feinden zu entgehen, flieht er zusammen mit einer deutschen Gräfin. Gemeinsam erleben sie diverse Abenteuer quer durch Europa. Dieser Roman mit überraschenden Wendungen ist in Anlehnung an die Abenteuerromane von Dumas aufgebaut und ebenso spannend erzählt. Schon das interessant gestaltete Cover hat meine Aufmerksamkeit erregt.

Der wortgewandte Autor stellt einen unterhaltsamen Roman vor, der mit Humor und vielen historischen Details gespickt ist. Sein authentischer Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst. Die originelle Geschichte ist rund um die geschichtlichen Aspekte in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt; viele der Details verleihen der Geschichte ein Maß an Glaubwürdigkeit. Mir gefallen die Protagonisten unterschiedlicher Nationalität und Lebenseinstellung, die ihre gemeinsame Abenteuer humorvoll durchleben. Etwas gestört haben mich einige wenige, fast abstruse Entwicklungen, die jedoch das Lesevergnügen nicht allzu sehr beeinträchtigen. Sehr informativ ist das Nachwort mit vielen Details zu Wahrheit und Dichtung.

Bewertung vom 10.11.2020
Rückert, Sabine

Echte Kriminalfälle aus Deutschland (MP3-Download)


sehr gut

Das Hörbuch mit dem Titel „Zeit Verbrechen“ präsentiert auf mehreren CDs zwölf wahre Kriminalfälle unterschiedlicher Art. Sie wurden von Sabine Rückert ausgewählt, die diese Fälle bereits im gleichnamigen Podcast thematisiert hat. Die Zusammenstellung der Fälle ist interessant, denn es werden verschiedene Verbrechensarten besprochen.

Bei Zuhören entsteht hier und da eine Gänsehaut ob der tiefen Abgründe, die Menschen und ihre Psyche offenbaren. Man hält es kaum für möglich, dass diese Verhalten und Reaktionen überhaupt möglich sind. Insbesondere die Fälle, in denen Kinder eine Rolle spielen, sind mir sehr nahe gegangen. Auch die Ignoranz vieler Mitmenschen und Institutionen ist unbegreiflich. Dadurch empfehle ich, beim Hören der Cds auch mal eine Pause einzulegen, um das Gehörte zu verarbeiten.

Die Hülle des Hörbuchs ist schön und passend gestaltet. Die Innenseite wird genutzt, um die Details zu den Podcastfällen zu zeigen und die Sprecher zu nennen. Die Stimmen der Sprecher passen sehr gut zum Thema, sie sind sehr angenehm anzuhören. Durch die unterschiedlichen Sprecher lassen sich die Fälle voneinander abgrenzen. Die Sachlichkeit, mit der die Geschichten vorgetragen werden, trägt dazu bei, das Gehörte besser zu verstehen.

Da ich den Podcast nicht kenne, kann ich keinen Vergleich zum Hörbuch ziehen. Das ist aber auch gut so, denn hier soll ja auch das Hörbuch besprochen werden.

Bewertung vom 08.11.2020
Bonnet, Marie Caroline

Die Malerin von Paris (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von der Familie unverstanden, vor einer arrangierten Ehe fliehend und ängstlich angesichts der Lebensplanung durch ihren Vater macht sich die Protagonistin auf den Weg in eine für sie neue Welt. Aber eine Frau ist im Jahr 1855 Konventionen unterworfen, die in eigenständiges Leben nahezu unmöglich machen und viele Gefahren birgt. Da sind Ideen und Wege gefragt, mit denen dies umgangen werden kann. Die Protagonistin findet diese Wege und gerät natürlich in Situationen, die ihr das Leben, das sie sich wünscht, erschweren. Aber sie geht ihren Weg und nach vielen Wendungen schließt sich letztlich der Kreislauf.

Die Geschichte ist angenehm zu lesen. Leider vermisse ich doch Tiefgang, denn die Auflösungen sind oft zu einfach gestrickt und zu oberflächlich. Auch fehlen mir an einigen Stellen erklärende Elemente zu den Erzählsträngen. Die unterschiedlichen Charakterzüge der Protagonistin sind verwirrend, denn sie geraten manchmal etwas durcheinander. Dann finde ich den Titel etwas irreführend. Nach Lesen des Romans hätte ich mir ein anderes Titelbild gewünscht. Der Schreibstil passt sehr gut zum Inhalt des Buches, er ermöglicht ein flüssiges Lesen. Wer eine leichte Lektüre mag, der ist hier genau richtig.

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.