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Furbaby_Mom

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Insgesamt 494 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2022
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung!

Dies ist nun schon der zweite Roman aus der Feder von Beate Rygiert, der mich aufgrund ihres phänomenalen, mitreißenden, bildlichen wie auch emotionalen Schreibstils restlos begeistert hat! Es ist so ein herrliches Gefühl, wenn man bereits nach wenigen Seiten weiß, dass man ein 5-Sterne-Buch in den Händen hält!

Das reizvolle Setting vom Berlin der Goldenen Zwanziger hatte mich total neugierig auf die Geschichte gemacht, welche aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, größtenteils auf wahren Begebenheiten basiert und mit einer Prise Fiktion angereichert worden ist. Wie gerne würde ich tatsächlich mal einen Blick hinter die Kulissen des berühmten Verlagshauses werfen! Dank dieses Romans durfte ich das nun zumindest literarisch tun und kann die Autorin nicht genug loben für ihre fundierte Recherche – man spürt in jeder Zeile ihre eigene Wertschätzung für den Ullstein Verlag.

Was den Inhalt betrifft, verweise ich auf den Klappentext. Ob Rosalie Gräfenberg, die ihrer Zeit weit voraus war und für die ich nach dieser Lektüre eine große Bewunderung hege, Verlagsredakteurin und Autorin Vicki Baum, deren Humor mich immer wieder schmunzeln ließ oder das bezaubernd liebenswerte (leider fiktive) Tippfräulein Lili Blume – ich habe all diese klugen, aufrichtigen, bemerkenswerten Frauen ins Herz geschlossen und verfolgte gebannt ihre Erlebnisse. Auch in Dr. Franz Ullstein habe ich mich wunderbar hineinversetzen können; der Generaldirektor hatte es wahrlich nicht leicht, nicht nur im Hinblick auf seine Ehe mit Rosalie, die von seiner Familie von Anfang an torpediert wurde, sondern auch hinsichtlich seiner Arbeit. - "Statt einer Direktion haben wir so etwas wie ein Parlament im Haus mit all den Söhnchen und Neffen, Schwiegersöhnen und bald auch Enkeln. […] So kann man kein Unternehmen führen." Beinahe über die gesamte Handlung hinweg hatte er mein Mitgefühl.

Überhaupt gibt es so vieles, was ich an diesem Werk einfach nur großartig fand: die vielschichtige Figurenzeichnung, die innige Freundschaft zwischen den weiblichen Hauptfiguren, die authentischen, von der Wortwahl der damaligen Zeit geprägten Dialoge… Je nach Gesellschaftsschicht blitzte hin und wieder der Berliner Dialekt auf, was ich absolut geliebt habe.

Abschließend noch ein Vorschlag für zukünftige Ausgaben: Ein Personenregister oder einen Familienstammbaum hätte ich hilfreich gefunden. Anfangs habe ich mir nebenbei Notizen gemacht, um aufgrund der zahlreichen Namen und Positionen innerhalb der Großfamilie Ullstein und des vom Vater Leopold Ullstein gegründeten Imperiums den Überblick behalten zu können. Binnen weniger Kapitel wusste ich dann Bescheid, aber ich könnte mir vorstellen, dass solch eine Übersicht eine passende Ergänzung wäre.

Fazit: Faszinierend, spannend und unglaublich gut geschrieben! Hinter dem nostalgisch anmutenden, klassisch schönen Cover steckt auch ein belletristisches Meisterwerk – wer historische Frauenromane mit starken, inspirierenden Protagonistinnen mag, muss dieses Werk lesen! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.01.2022
Macomber, Debbie

Das Glück so nah / Heart of Texas Bd.2


ausgezeichnet

Hier ist sie – die erhoffte Verbesserung in Sachen Figurenentwicklung, welche ich mir für Band 2 der von Debbie Macomber erschaffenen und in der fiktiven texanischen Kleinstadt Promise spielenden Buchreihe so gewünscht hatte. Fehlten mir im Vorgängerwerk noch Tiefgründigkeit, Spannung und Realitätsnähe, hat die vorliegende Geschichte um die sympathische Elaine Frasier und ihren besten Freund Glen Patterson diese Hürde überwunden und punktet auf voller Linie: mit einer deutlich unterhaltsameren, amüsanteren Story und noch liebenswerteren Figuren, speziell im Hinblick auf den männlichen Hauptprotagonisten (denn diesbezüglich hatte in Band 1 der mürrische Grady mein Herz mehr erobert als der verwegene Cowboy Laredo Smith). Zudem gibt es ein stetiges Wiedersehen mit vertrauten Charakteren, welches von der Autorin gekonnt hier und da in die Handlung eingeflochten wird, sodass man sich ehrlich darüber freuen kann, ohne dass es von der Hauptstory ablenkt. Gleichzeitig wird somit der Plot um gewisse Nebenfiguren - z.B. Caroline, Cal, Nell und Grady – subtil weiter vorangetrieben, was mir richtig gut gefallen hat.

Was den Inhalt betrifft, verweise ich auf den akkuraten Klappentext. Aus Freundschaft wird Liebe – und die ganze Stadt hat es natürlich schon viel früher gewusst als die zwei Turteltauben, herrlich!

Rein im Hinblick auf das Lesevergnügen eignet sich Band 2 ideal als Reiheneinstieg, tatsächlich sogar besser als der eigentliche Auftakt, der mich nur bedingt überzeugt hatte. Für Neulinge werden alle wichtigen Eckdaten und Informationen in Kürze wiederholt, wobei ich nie das Gefühl hatte, seitenlange Wiederholungen zu lesen; die Autorin versteht es, die nötigen Infos geschickt einzustreuen. Erzählt wird in der dritten Person; wir erhalten einen Einblick in die Gemütswelt mehrerer Personen, nicht nur in jene der Hauptprotagonisten. Auf einen gewissen Charakter hätte ich verzichten können, leider ist dieser jedoch elementar für den Storyverlauf – ich verrate nur so viel: In meinen Augen ist dieser Jemand ein verachtenswerter, manipulativer Blender. Glen und Elaine hingegen habe ich direkt ins Herz geschlossen und bin außerdem begeistert davon, wie die fiktive kleine Gemeinde von Promise mit jedem Band immer mehr zum Leben erwacht, trubeliger und heimeliger wird.

Ich zähle das Werk zwar nicht zu meinen absoluten Must-Reads of all time, aber in Anbetracht des Umfangs von nur rund 200 Seiten hat Debbie Macomber mit ihrem einladenden, angenehmen Schreibstil das Maximum aus der Geschichte herausgeholt in puncto Kleinstadtfeeling und Figurenzeichnung, daher vergebe ich 5 zufriedene Sterne.

Fazit: Eine gelungene Fortsetzung! Ich fühlte mich prima unterhalten und freue mich schon jetzt auf das nächste Buch der Reihe. Bis dahin rätsele ich, was es mit der geheimnisvollen Geisterstadt Bitter End auf sich hat - warum herrscht dort solch eine unheimliche Atmosphäre?

Bewertung vom 23.01.2022
Macomber, Debbie

Der Himmel so frei / Heart of Texas Bd.1


sehr gut

U.S. Bestsellerautorin Debbie Macomber ist bekannt für ihre hochemotionalen Romane, speziell ihre Blossom-Street-Reihe habe ich verschlungen und "Eine Schachtel voller Glück" zählt sogar zu meinen Lieblingswerken im Bereich Wohlfühlliteratur. In Kombination mit der Tatsache, dass ich ein Faible für die U.S. Südstaaten habe, waren es vor allem das im rustikalen Holz-Look gehaltene Cover sowie das wildromantische Setting einer texanischen Ranch, die meine Neugier auf diese neue Reihe geweckt haben. Folglich hatte ich hohe Erwartungen, welche größtenteils (- wenn auch nicht ganz -) erfüllt wurden.

Die sanftmütige Rosenliebhaberin Savannah und ihr temperamentvoller Bruder Grady hätten nach dem Unfalltod ihrer Eltern um ein Haar die Yellow Rose Ranch verloren. Ein hinterlistiger Betrug durch ihren Bruder Richard hatte damals ihre tragische Situation noch zusätzlich verschlimmert. Mittlerweile haben sie zwar das Schlimmste überstanden, doch zu welchem Preis? "Grady hatte sich seitdem völlig verändert. […] Er hatte seine Jugend geopfert, um das Land behalten zu können, das sich seit Generationen im Besitz der Familie befand. […] wahrscheinlich hätte er längst eine Familie gegründet, wenn er sich nicht voll und ganz der Ranch hätte verschreiben müssen". Er kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal von Herzen gelacht hat, schuftet sich kaputt und sorgt sich in der verbleibenden Zeit um seine Schwester. Seitdem diese nämlich den dahergelaufenen Cowboy Laredo Smith von der Straße aufgegabelt, mit nach Hause gebracht und kurzerhand zur Unterstützung für die Arbeit mit ihrer Rosenzucht angestellt hat, ist die junge Frau nicht wiederzuerkennen und wandelt umher wie ein verknallter Teenager. Grady befürchtet, dass der ominöse Fremde Savannahs Herz brechen und ihre Gutmütigkeit ausnutzen wird. Ihre beste Freundin Caroline hingegen ist überzeugt davon, dass Grady mit seiner abweisenden Haltung womöglich das Lebensglück seiner Schwester gefährdet. Und mitten im größten Trubel taucht plötzlich jemand bei den Geschwistern auf, der die gesamte zwischenmenschliche Dynamik auf der Ranch gehörig auf den Kopf stellt.

Während die Hauptcharaktere sympathisch und nachvollziehbar gezeichnet und die Dialoge glaubwürdig gestaltet worden sind, fehlte mir insgesamt die Tiefe. Ich mochte die Figuren, hätte statt den knapp 200 Seiten jedoch den doppelten Umfang für sinnvoller gehalten, um ihnen (und der Story insgesamt) mehr Raum zur Entfaltung zu geben. So aber kratzte alles gerade mal an der Oberfläche. Für einen Reihenauftakt mag das okay sein (schließlich müssen auch das Setting sowie diverse Nebenfiguren vorgestellt und zukünftige Entwicklungen angeteasert werden -), in den Folgebänden erwarte ich allerdings deutlich mehr Substanz in Sachen Gefühl und einen ausgereifteren Spannungsbogen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, jeweils in der dritten Person.

Fazit: Die Geschichte um Savannah und Laredo fand ich nett – etwas seicht, klischeebehaftet, vorhersehbar und (in Bezug auf den kurzen Zeitrahmen) leicht übertrieben, aber angenehm entschleunigend und unterhaltsam. Wenn man sich darauf einlässt und ein Buch zum entspannten Zurücklehnen sucht, ist man hiermit gut beraten. Ich freue mich schon jetzt total auf Gradys Story und hoffe, dass meine Favoritin - die alleinerziehende Caroline - seine Herzdame werden wird.

Bewertung vom 19.01.2022
McGregor, Charlotte

Eine Bäckerei für Kirkby / Highland Hope Bd.4


sehr gut

Mit diesem (hoffentlich nur vermeintlichen) Reihenabschluss verabschiedet sich Autorin Charlotte McGregor mit einem Feuerwerk der Emotionen und Plottwists aus Kirkby, jenem liebgewonnenen kleinen Örtchen in den schottischen Highlands, deren liebenswerte, verschrobene, tratschfröhliche Einwohner:innen mir über die letzten Jahre arg ans Herz gewachsen sind. Wie gerne denke ich an all die angenehmen Lesestunden zurück, die ich nun schon gemeinsam mit der Großfamilie Fraser verbringen durfte! Und so fühlt sich dieser langersehnte Band um den charismatischen Musiker und Weltenbummler Lennox Fraser wie ein bittersüßer Abschied an – zwar brannte ich seit dem Auftakt der Reihe darauf, mehr über das schwarze Schaf der Familie zu erfahren, aber nun fällt mir das Loslassen dieser sympathischen Ortsgemeinschaft doch recht schwer.

Der von klein auf hochbegabte Lennox hätte nie gedacht, dass er eines Tages freiwillig in das winzige Kaff Kirkby zurückkehren würde. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern hat er von seinem eigensinnigen, sturen Vater Marlin nie einen Funken Anerkennung, geschweige denn Unterstützung hinsichtlich seiner beruflichen (= musikalischen) Ambitionen erhalten und fühlte sich stets außen vor. Doch ein Podcast der charmanten Ärztin Anna, die selbst erst vor einer Weile nach Kirkby gezogen ist und nun über ihr Leben dort berichtet, schafft das Unmögliche, weckt Lennox' Heimweh und seine Neugier auf die ungeheuer interessant klingende junge Frau. Als er Anna schließlich im Rahmen eines Glücks-Yoga-Workshops das erste Mal gegenübersteht, trifft ihn beinahe der Schlag – und auch sie spürt seine angestauten Emotionen. War es ein Fehler, zurückzukehren? Lennox' Geschwister jedenfalls freuen sich wie verrückt über seine Ankunft und drängen ihn, das Gespräch mit dem Familienpatriarchen zu suchen. Niemand hätte allerdings geahnt, dass Marlin ein unglaubliches Geheimnis hütet, welches ausgerechnet jetzt ans Licht drängt und die gesamte Familie bis ins Mark zu erschüttern droht.

Ich hatte mir ja einige Theorien zurechtgelegt, was es mit Marlins schier unerschöpflichen finanziellen Mitteln auf sich haben könnte, aber ich lag grandios daneben – niemals hätte ich mit solch einer Überraschung gerechnet! Seinen Kindern zieht das Ausmaß des Geheimnisses die Schuhe aus. Insbesondere Lennox erscheint das Ganze wie blanker Hohn, dennoch steckt er die Neuigkeit noch am gefasstesten weg, immerhin war das Verhältnis zu seinem Vater seit jeher miserabel. Ist jetzt womöglich die Zeit gekommen, einander endlich die Hand zu reichen?

Mal wieder hat die Autorin es geschafft, eine spannende Geschichte so zu erzählen, dass Kirkby-Neulinge ohne Hintergrundwissen zur Story sich wunderbar darin zurechtfinden, und alte Hasen direkt an die bisherige Handlung anknüpfen können, toll! Sowohl Lennox' als auch Annas Charakterzeichnung gefällt mir ausgesprochen gut; ich habe mich prima in beide Hauptfiguren hineinversetzen können, fühlte Lennox' emotionale Zerrissenheit und seinen kreativen Drang, und spürte Annas Sehnsucht nach Harmonie und Familienzugehörigkeit. Lediglich etwas mehr Romantik hätte ich mir gewünscht.

Aus meiner Sicht gibt es noch so viele Figuren, die definitiv einen eigenen Band verdient hätten, allen voran der smarte Bürgermeister Collum und Annas witzige Freundin Linda, außerdem Kristie Fraser, die mir im vorliegenden Band ganz klar zu kurz kam. Dank eines cleveren Schachzugs der Autorin liefert das Ende der Geschichte zudem eine weitere Steilvorlage für eine Fortsetzung.

Fazit: Ich drücke uns Kirkby-Fans die Daumen, dass die letzte Zeile über die Frasers noch nicht geschrieben worden ist! Und sollte dies doch der Fall sein, bedanke ich mich an dieser Stelle herzlich bei Charlotte McGregor für diese wunderschöne Buchreihe.

Bewertung vom 15.01.2022
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Ein Leben für das Wohl der Tiere - dieser Untertitel des im Januar 2022 bei Ullstein erschienenen historischen Romans von Beate Maly ist Programm in der Geschichte um jenen legendären Tiergarten, der bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den schönsten der Welt zählte und noch heute als ein berühmtes Wahrzeichen der Stadt Wien gilt.

Beginnend im Jahre 1914 (im Prolog), erleben wir den Alltag der jungen Tierpflegerin Emma in den Kriegsjahren 1917/18, die sich voller Hingabe um die Tiere der kaiserlichen Menagerie kümmert. Sie träumt davon, eines Tages in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, der als Tierarzt arbeitet; allerdings sind Frauen für das Studium der Veterinärmedizin in Wien nicht zugelassen, in Zürich jedoch schon. Kurz bevor der Erste Weltkrieg ausbricht, scheint Emmas Traum von einem Studium in der Schweiz bereits zum Greifen nahe; mit ihrer Arbeit im Zoo möchte sie die für ihre kühnen Zukunftspläne benötigten Ersparnisse aufbessern und erste Erfahrungen in Sachen artgerechter Tierhaltung und -betreuung sammeln. Aber dann werden ihr Vater sowie der Ehemann ihrer schwangeren Schwester Greta eingezogen, und das Grauen des Krieges trifft sie mit voller Wucht. Obwohl unter kaiserlicher Fürsorge stehend, ist der Tiergarten ebenso von Versorgungsengpässen betroffen wie der Rest der Bevölkerung. Brennholz und Lebensmittel sind knapp, jeder hungert und friert. Die Lage wird immer dramatischer, teilweise müssen sogar Tiere verfüttert werden. Die Autorin versteht es wunderbar, diese Tragik einzufangen – wir lesen von Armut, überlastetem Krankenhauspersonal, verstörten und verstümmelten Soldaten, und erleben mit, wie die Futterrationen der Tiere streng dosiert werden. Es fehlt an allem. Das triste und vom Krieg gebeutelte Straßenbild des einst prunkvollen Wiens tauchte beim Lesen vor meinem inneren Auge auf; auch das Gelände des Tiergartens, wo sich der Großteil der Handlung abspielt, ist authentisch beschrieben worden.

Für mich hätte der Roman auch ohne Liebesgeschichte prima funktioniert, da die Geschichte des Zoos mich generell interessiert, aber die Schilderungen der Arbeit mit den Tieren sind gleichermaßen präsent wie die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Emma und dem sympathischen, vom Krieg desillusionierten Tierarzt Julius Winter. Der für die damalige Zeit in vielerlei Hinsicht recht fortschrittlich denkende Mann hinterlässt zunächst keinen sonderlich schmeichelhaften Eindruck bei Emma, entpuppt sich allerdings bald als große Hilfe im Kampf um das Wohl der Tiere.

Besonders berührt hat mich das Schicksal der einsamen Orang-Utan Dame Fanny, die sich zuckersüß über jede persönliche Zuwendung und die Spieleinheiten mit Emma freut. Auch die Passagen mit dem Zebra Charlie und dem von einem Soldaten erschossenen Eisbären gingen mir nahe.

Weniger gut gefiel mir die Tatsache, dass der Antagonist der Story, der Zoologe und stellvertretende Zoodirektor Hubert von Kochauf, recht eindimensional gezeichnet worden ist. Er ist eine wahre Hassfigur: grausam, arrogant, herablassend, herzlos, gewalttätig, schmierig - die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Dieser Widerling kann es nicht erwarten, verstorbene Tiere zu sezieren, interessiert sich rein für ihre Anatomie, nicht für ihre Lebensumstände. Zudem hat er ein Auge auf die hübsche Emma geworfen und weigert sich, ihre Ablehnung zu akzeptieren. Mir persönlich gefällt es stets besser, wenn Figuren Ecken und Kanten haben, schließlich sind im echten Leben die wenigsten Menschen 'nur gut' bzw. 'nur böse'.

Das wunderschöne, atmosphärische, in Sepiatönen gehaltene Cover setzt sich im Innencover fort und entspricht ganz meinem Geschmack; es passt hervorragend zur Story. Erzählt wird in der dritten Person, abwechselnd aus Emmas und Julius' Perspektive. Der Schreibstil ist leicht verständlich und geprägt von authentischen Dialogen, inklusive diverser österreichischer Begriffe.

Fazit: Insgesamt liest sich das Buch durchaus angenehm, wenn auch ohne große Überraschunge

Bewertung vom 15.01.2022
Sullivan, Sophie

Love is on Air


gut

Wie sehr hatte ich mich auf diese Liebeskomödie (Ullstein Taschenbuch, Nov. 2021) gefreut! Bereits das in kräftigen, knalligen Gelbtönen gestaltete Cover war mir sofort positiv aufgefallen, da es auf eine entspannt-unterhaltsame, romantische Story schließen lässt, und der Klappentext hatte meine Neugier noch zusätzlich befeuert: Eine Radio-Datingshow - wie cool ist das denn?!

Sagen wir’s mal so: Das ganze Drumherum - Setting und Nebenfiguren, Grundidee und Entwicklung der Handlung - fand ich super, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber ich hatte zu Beginn ein Problem damit, in die Geschichte einzutauchen, obwohl ich definitiv Feuer und Flamme für die Story war. Dreimal setzte ich an, las ein paar Kapitel und musste mich dann richtig zum Weiterlesen aufraffen, ehe es langsam besser wurde. Warum? Ich glaube, es lässt sich am besten mit einem schicken Sportflitzer vergleichen, bei dem man erwartungsvoll aufs Gaspedal drückt und dann feststellt, dass die Handbremse sich zunächst nicht lösen lässt. Die weibliche Hauptfigur, mit der ich nicht warm wurde, hat meinen Lesefluss ausgebremst. Eigentlich ist die Geschichte darauf zugeschnitten, dass man mit Everly von Anfang an mitleidet, als sie sich live in einer Radiosendung mit einem Wutausbruch über ihren betrügerischen Freund blamiert. "Sie konnte nicht mal vor ihren Freunden eine kurze Rede halten, und jetzt hatte sie Tausenden von Zuhörern ihr Liebesleben offenbart", ein emotionaler Super-GAU. Doch ich hab' es nicht fühlen können, so sehr ich es auch versuchte. Diese Schlüsselszene, die immerhin den Ton für die restliche Handlung angeben sollte, wurde gefühlt binnen eines Wimpernschlages mit wenigen kurzen Sätzen abgehandelt, jeglicher Effekt verpuffte direkt und ich fragte mich: Das soll er also gewesen sein, der große emotionsgeladene Auftakt? Bei aller Liebe, aber wahrscheinlich steckt in jeder Beschwerde über Lärmbelästigung mehr Wumms als in Everlys Mini-Wutausbruch, sofern man dies überhaupt so nennen kann.

Prinzipiell ist die introvertierte Radioproduzentin kein ungemütlicher Charakter – sie ist klug, wenn auch ein wenig naiv, herzlich, und im Umgang mit ihrer besten Freundin und Arbeitskollegin, der DJane Stacey, sogar witzig. Sie wagt sich nur ungern aus ihrem Schneckenhaus heraus und hält andere Menschen gerne auf Abstand. Nicht aus Bosheit oder Arroganz, sondern aus purem Selbstschutz. "Selbst in ihren besten Zeiten konnte sie nicht gut mit Menschen, nicht einmal mit ihren Kollegen. Wahrscheinlich hielten sie sie für eingebildet. Doch sobald sie einen Raum mit mehr als drei Leuten betrat, geschah etwas Merkwürdiges mit ihrer Fähigkeit zu sprechen." Everly liebt ihre vermeintlich sichere Komfortzone. Allerdings muss sie sich eingestehen, dass diese zurückhaltende Lebensart sie letztlich nicht vor Enttäuschungen bewahrt hat; sowohl das seit ihrer Kindheit andauernde Hin und Her in der Ehe ihrer Eltern, "das sogar dem Drama der Kardashians Konkurrenz macht", als auch ihr eigenes Beziehungsende führen ihr vor Augen, dass es so nicht weitergehen kann. Ein Plan muss her – bzw. eine Liste mit Regeln, um zielgerichteter zu werden und ihr führungsloses Leben endlich in die Hand zu nehmen.

Ich empfand die permanent mit ihren Unsicherheiten kämpfende Everly, die ich so gerne mögen wollte, als anstrengend und fade; selbst ihre eigene Figur bestätigte diesen Eindruck regelmäßig mit Gedanken wie "Manchmal war sie von sich selbst genervt" oder "Mein Gott, wie langweilig sie doch war". Das einzig Interessante an Everly waren ihre Dialoge mit Stacey und ihren Eltern – bzw. diese Nebenfiguren liefen ihr haushoch den Rang ab. Chris, Everlys charismatischer Vorgesetzter, hingegen ist ein totaler Sympathieträger; SEINE Perspektive habe ich enorm gerne gelesen, konnte den Ärger mit seinem Vater nachvollziehen und mich überhaupt prima in ihn hineinversetzen. Eine Love Story zwischen ihm und Stacey wäre der Knüller gewesen, das hätte Begeisterungs-Potential gehabt.

Fazit: Bei diese

Bewertung vom 11.01.2022
Heiland, Julie

Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5


ausgezeichnet

Herzzerreißend schön!

Eigentlich ließe sich mein Leseeindruck zu Julie Heilands mitreißendem, emotionsgeladenen Roman "Diana – Königin der Herzen" mit einem einzigen Satz zusammenfassen: Ein weiteres Buch aus der Ullstein-Reihe 'Ikonen ihrer Zeit' – eine weitere Romanbiografie, die mich restlos begeistert hat!

Auf dem in zarten Farben gehaltenen, stimmungsvollen Cover ist die Prinzessin von Wales so abgebildet, wie ich sie in Erinnerung habe – mit ihrem schüchternen und doch einnehmenden Lächeln und dem scheuen, oftmals auch bewusst unschuldig wirkenden Augenaufschlag. Kaum eine andere Frau wurde jemals so verehrt, nicht nur von den Briten, sondern von der ganzen Welt. Und ist es denn verwunderlich? Dianas Cinderella-Story von der zurückhaltenden Kindergärtnerin zur allseits bejubelten Frau an der Seite des britischen Thronfolgers ist schließlich der Stoff, aus dem die Träume sind. Allerdings war vielen Menschen damals nicht bewusst, welchen Albtraum die junge Frau hinter den verschlossenen Türen des Palastes erlebte und wie sehr sie sich in der Öffentlichkeit zu einem selbstbewussten Lächeln zwingen musste, obwohl ihr Herz gerade zerbrach. Die Tatsache, dass sie (- nicht nur, aber größtenteils wegen Charles' Daueraffäre mit seiner Jugendliebe Camilla Parker Bowles -) zutiefst unglücklich war und sich aufgrund der unterkühlten Art der königlichen Familie eingeschüchtert, unverstanden und abgelehnt fühlte, hatte fatale Folgen für ihre Selbstwahrnehmung und ihre Psyche. Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Diana mit Bulimie und massiven Stimmungsschwankungen zu kämpfen hatte.

Stilsichere Modeikone, wunderschöne Märchenprinzessin, warmherzige Menschenfreundin: Lady Di verkörperte all das und noch mehr. Nicht nur ihr humanitäres Engagement für die AIDS-Hilfe oder ihr Einsatz für ein Verbot von Landminen, sondern vor allem ihre – für damalige royale Verhältnisse – höchst unkonventionelle, moderne, zugängliche Art, mit der sie den Ärmsten der Armen begegnete, zeichnete sie aus, machte sie unsterblich. Noch heute, so viele Jahre nach ihrem tragischen, von Verschwörungstheorien umrankten Tod 1997, bleibt kaum ein Auge trocken bei all jenen, die ihre im Fernsehen ausgestrahlte Trauerfeier mitverfolgt haben. Auch mir ist es unmöglich, das von Elton John ursprünglich für Marilyn Monroe verfasste Lied "Candle in the Wind" anzuhören, ohne den Tränen nahe zu sein, und das, obwohl Diana mir nie persönlich begegnet ist – Englands Rose hat es eben verstanden, die Herzen der Menschen zu berühren. Natürlich ist mir bewusst, dass viele Berichte über sie höchst idealisiert und romantisiert sind, und dass sie, die selbst einige außereheliche Affären hatte, kein reines Unschuldslamm war.

Julie Heiland ist es herausragend gelungen, Dianas anfangs unbekümmertes, liebevoll naives, Wesen einzufangen und ihren von schmerzhaften Erfahrungen geprägten Wandel zur mutigen, selbstbestimmten Frau zu zeichnen. Zwar sind eine Vielzahl der im Roman geschilderten Ereignisse und Dialoge frei erfunden, doch die Rahmenbedingungen und Schlüsselszenen stimmen; jeder Fan der Royals wird beim Lesen sofort die entsprechenden Bilder vor Augen haben. Der Schreibstil ist herrlich lebensnah und authentisch, voller Emotionen und absolut fesselnd! Insbesondere Dianas Liebe zu ihren Kindern, ihre Verzweiflung über Charles' Unnahbarkeit und ihre vergeblichen Bemühungen um die Anerkennung durch seine Familie gingen mir sehr nahe.

Fazit: Eine bewegende, inspirierende Hommage an jene Frau, die eigentlich nur geliebte Ehefrau und Mutter sein wollte, stattdessen aber zur Popikone und Königin der Herzen avancierte, als sie in ihren dunkelsten Stunden die Kraft aufbrachte, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen stark zu sein. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.01.2022
Ward, Penelope

Anti-Boyfriend (eBook, ePUB)


sehr gut

Penelope Ward ist mir vor allem als Mitglied des Autorinnen-Duos mit Vi Keeland bekannt, beweist aber mit diesem Werk, dass sich auch ihre Soloprojekte durchaus sehen lassen können.

Die alleinerziehende Carys ist hin und weg von ihrem sexy Nachbarn: Deacon sieht einfach umwerfend gut aus. Dumm nur, dass sein Schlafzimmer direkt an ihres grenzt und sie somit regelmäßig Zeugin seiner lautstarken Bettaktivitäten wird, die ihr den ohnehin schon spärlichen Schlaf rauben. Als sie all ihren Mut zusammennimmt und ihm die Meinung geigt, erlebt sie eine Überraschung: Der Womanizer zeigt sich peinlich berührt, entschuldigt sich und entpuppt sich als richtig netter Kerl, der obendrein eine beeindruckende Wirkung auf ihre sechs Monate alte Tochter Sunny hat, die mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist. Aus einer lockeren Bekanntschaft wird Freundschaft; auf mehr wagt die schöne Ex-Tänzerin, deren Karriere durch einen Unfall beendet worden war, nicht zu hoffen – immerhin scheint Deacon nicht gerade erpicht auf eine feste Beziehung zu sein und hat sie längst in die Friendzone verbannt. Oder?! Wider Erwarten kommt es zu einer folgenschweren Nacht, in der Deacon ihr ein ganz besonderes, unvergessliches, heißes Geburtstagsgeschenk macht – mit dem Resultat, dass sie einander anschließend kaum mehr in die Augen schauen können. Wie soll es nun weitergehen? Deacon hadert mit seiner Vergangenheit, er hat mit einem tragischen Erlebnis nie ganz abschließen können. Und Carys hatte nach dem Debakel mit Sunnys Vater eigentlich nicht vor, ihr Herz so schnell wieder zu verlieren. Werden sie dennoch den nächsten Schritt wagen?

Hin und wieder wirkten die Dialoge in dieser unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Story etwas übertrieben und zu konstruiert auf mich, sind jedoch insgesamt locker und humorvoll gehalten; insbesondere im Hinblick auf Sunnys besondere Bedürfnisse schlägt die Autorin auch leise, nachdenkliche Töne an.

"» […] zuerst war ich traurig, als wäre das ein Verlust, aber das Gefühl hatte ich nur, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nichts über das Downsyndrom wusste. Ich orientierte mich an den Reaktionen anderer Leute, die Dinge sagten wie: Das tut mir leid. […] Es tut mir leid, sagt man, wenn jemand stirbt, aber nicht, wenn ein Mensch geboren wird.«"

Ich finde es großartig, dass Carys so bedingungslos hinter ihrer Tochter steht. Man spürt, dass sie den kleinen Sonnenschein von ganzem Herzen liebt und voll in ihrer Mutterrolle aufgeht. Kein Wunder, dass sie dahinschmilzt, als sie sieht, wie einfühlsam und geduldig Deacon sich ihrer Tochter widmet. In vielen Momenten hatte ich Tränen in den Augen, z.B. als Carys die Geschichte hinter Sunnys Namen erzählt oder davon berichtet, wie sich der erste Ausdruck auf dem Gesicht fremder Menschen schnell von Entzücken zu Mitleid verwandelt, sobald sie erkennen, dass Sunny das Down-Syndrom hat. Überhaupt finde ich es großartig, dass Sunnys Eigenschaften nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse reduziert werden. Als Deacon das erste Mal auf sie aufpasst und mit ihr vor dem Spiegel herumalbert, quoll mir schier das Herz über vor Freude.

Ein weiteres Element der Story, welches mich positiv überrascht hat, ist die Tatsache, dass Sunnys leiblicher Vater sehr menschlich dargestellt wird – seine Fehler und Versäumnisse sind natürlich nicht gutzuheißen, aber tatsächlich konnte ich irgendwie verstehen, warum er einst so gehandelt hat.

Das Tür-an-Tür-Setting ließ mich zwar kaum einen Blick auf New York erhaschen, da der Großteil der Handlung sich in den Wohnungen von Carys und Deacon abspielt, allerdings hatte ich dies nicht anders erwartet und zudem gibt es auch ein, zwei Ausflüge.

Ich hätte mir anfangs einen intensiveren Aufbau, etwas mehr flirtendes Hin und Her zwischen Carys und Deacon gewünscht; aufgrund des Klappentextes hatte ich einen Bad Boy erwartet. Stattdessen ist er von Anfang an solch ein Good Guy, der scheinbar nur auf seine Chance bei Carys gewartet zu haben schien, dass mir diese Entwickl

Bewertung vom 02.01.2022
Bell, Catherine

Jane Austen und die Kunst der Worte / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.7


ausgezeichnet

Im Nachwort zu ihrem mit Fiktion angereicherten biographischen Roman schreibt Catherine Bell über Jane Austen: "Man muss nur eines ihrer Bücher aufschlagen und wahllos eine Zeile lesen, schon flattert einem ein brillanter Dialog um die Ohren. Wer kann so schreiben? Ich nicht." – Nun, im Hinblick auf den letzten Satz dieser Aussage erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein. In all den Jahren, in denen ich mich nun schon als bekennende Janeite mit größter Leidenschaft und ungebrochener Begeisterung der Literatur Jane Austens widme, habe ich noch nie einen Roman erlebt, der stilistisch solch frappierende Ähnlichkeit mit der oftmals kopierten und doch nie erreichten Schreibkunst der in meinen Augen größten Schriftstellerin aller Zeiten aufweist. So mühelos und selbstverständlich, als würde sie über eine vertraute Freundin schreiben, lässt Catherine Bell mich in den Alltag von Jane Austen eintauchen, verzaubert mich mit durch und durch atmosphärischen Beschreibungen der Regency-Zeit, und erschafft ein derart lebensnahes, überzeugendes Porträt, dass ich erstmals das Gefühl habe, Jane wirklich kennenzulernen – nicht nur das literarische Ausnahmetalent, sondern die kluge, aufgeweckte Frau, die entgegen allen gesellschaftlichen Erwartungen an ihren Idealen und Überzeugungen festgehalten hat und dank ihrer unverwechselbar emotionalen, von scharfer Beobachtungsgabe und Ironie gekennzeichneten Romane unsterblich wurde.

Erzählt wird in der dritten Person; gekonnt interpretiert die Autorin die Erlebnisse und Lebensumstände, die Janes Schreiben geprägt haben. Immer wieder lässt sie passende Passagen aus den Originaltexten der weltberühmten Werke Austens einfließen, was mir unheimlich gut gefallen hat. Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, dass sie mit manchen ihrer Vermutungen darüber, wie Janes Geschichten zum Leben erweckt wurden, recht nah an der Wahrheit liegt.

Mein einziger Kritikpunkt sind die vielen Zeitsprünge, die zwar mit Jahreszahlen gekennzeichnet sind, mich jedoch durch das ständige Vor und Zurück zwischen verschiedenen Jahren stets zu kurzen Lesepausen zwangen, weil ich mich vergewissern wollte, in welchem von Janes Lebensabschnitten ich mich gerade befand. Eine chronologische Handlung hätte ich bevorzugt, das ist allerdings reine Geschmackssache.

Weiterhin lobenswert zu erwähnen sind das traumhaft schöne Cover, das mit einem Zitat versehene Innencover sowie der Anhang mit Quellenangaben und Empfehlungen zur weiterführenden Lektüre.

Fazit: Dank dieses wundervollen Romans fühle ich mich Jane Austen verbundener denn je und spreche nicht nur für ihre Fans, sondern auch generell für Liebhaber von historischen Romanen eine klare Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 31.12.2021
Einwohlt, Ilona

Mohnschwestern


gut

Ein expressionistisches Gemälde orange-rot-gelber Mohnblüten steht im Mittelpunkt dieser Geschichte, mit der Autorin Ilona Einwohlt gegen das Vergessen ankämpft, indem sie uns die furchterregendste, düsterste Zeit Deutschlands lebhaft und schonungslos vor Augen führt. So interessant ich die Grundidee des Romans finde, so unentschlossen bin ich hinsichtlich der Bewertung. Einige Elemente haben mir gut gefallen, wie beispielsweise der mitreißende, emotionale Einstieg, aber insgesamt ist der zündende Funke nicht auf mich übergesprungen.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, Vergangenheit vs. Gegenwart. Aufgrund des Klappentextes hatte mich auf eine dramatische Liebesgeschichte in den Wirren des Zweiten Weltkriegs erhofft, mich auf romantische Momente zwischen Lotte und Wilhelm gefreut. Aber direkt nach der verheerenden Brandnacht aufgrund des Bombardements zu Beginn des Werkes hatte es sich damit erledigt. Zwar erleben wir rückblickend, wie es dem Paar zuvor ergangen war, doch weder die Beschreibungen hinsichtlich ihrer Beziehung noch jene im Hinblick auf ihre Aktivität gegen das Regime konnten mich überzeugen und wirklich berühren. Lediglich das Grauen der Kriegszeit wird intensiv, atmosphärisch und in eindringlichen Bildern erzählt.

Die Handlung um die mir schlichtweg unsympathische Hazel empfand ich als überflüssig, blass und störend, weder der Schreibstil in diesen Passagen noch die betreffende Figur und ihre Geschichte gefielen mir. Das Buch hätte, natürlich mit ein paar plottechnischen Änderungen diesbezüglich, ohne Hazels Story deutlich besser abgeschnitten (wenn auf die Verknüpfung der beiden Frauen - welche ohnehin erst ziemlich spät erfolgt, dafür aber recht kurz und lieblos abgehandelt wird - verzichtet worden wäre). Eine Geschichte rein um Wilhelm und Lotte, das wäre noch eher nach meinem Geschmack gewesen. (Oder aber, es wäre komplett auf die Romanze verzichtet worden, z.B. wenn die Autorin den Fokus auf die Judenverfolgung gelegt hätte.)

Das in Sepiatönen gehaltene Cover ist treffend gewählt worden; man ahnt sofort, dass es sich um einen historischen Roman handelt.

Fazit: Ich hatte mir mehr erwartet. Da ich sehr viele historische Romane lese, insbesondere welche, die zur Zeit der Weltkriege spielen, sind meine Ansprüche eventuell etwas hoch, dennoch erwarte ich mir einfach packende Emotionen und Eindrücke, die noch lange nachhallen. Im direkten Vergleich mit anderen themenähnlichen Werken (z.B. von Katharina Fuchs, Bettina Storks, Lilli Beck, Sandra Jungen …) kann die vorliegende Geschichte leider nicht punkten. Wer sich allerdings generell für die NS-Zeit und das damalige Schicksal der jüdischen Bevölkerung interessiert, wird mit "Mohnschwestern" trotzdem interessante Lesestunden erleben.