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Petra Sch.
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Gablitz

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Insgesamt 574 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2023
Stowell, Louie

Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) / Loki Bd.1


ausgezeichnet

Nordische Göttermythologie trifft auf Teenie-Schul-Family-Story: äußerst humorvoll und amüsant.

Loki, der Gott des Schabernacks und der Lüge, ist ja zumindest seit den Marvel-Filmen hinlänglich bekannt - und nun gibt es ein Teenie-taugliches Buch über ihn: witzig, unterhaltsam, und mit coolen Comic-Elementen.

Aufgrund eines weiteren schlechten Scherzes, der das Fass zum Überlaufen brachte, hat Odin Loki auf die Erde geschickt - in Gestalt eines 11jährigen Menschenjungen. Und in dieser Gestalt muss er innerhalb eines Monats gute Karma-Punkte sammeln. Und das typische Leben eines Teenager Jungen leben, mit allem, was dazu gehört (auch Schuldramen, Fieslinge und sonstiges).
Doch weil man ihm nicht traut, werden ihm der Wächtergott Heimdall und die Riesin Hyrrokkin (die er beide nicht leiden kann) als Eltern zur Seite gestellt, und der von ihm verhasste Thor als sein Bruder. Klar, dass er nicht erwähnen darf, dass er ein Gott ist.
Seine Mitschülerin Valerie glaubt aufgrund eines Missverständnisses, dass er und Thor Außerirdische sind, was er natürlich nicht korrigieren darf.

Man kann sooo gut Lokis frustrierende Gefühle nachvollziehen, als er sein perfektes göttliches Äußeres mit dem seines Menschen-Daseins vergleicht (was auch bildlich dargestellt ist ;)
Und dann ist da auch noch das Tagebuch, in das Loki jeden Tag seine Fortschritte schreiben muss - doch in diesem Buch kann er nicht lügen (was er ja gerne tut) - das Buch bessert ihm alles aus. Das ist natürlich besonders lustig!

Und dann versucht Loki gute Dinge zu tun (auch wenn er es zuerst nicht ernst nimmt); und selbst dann, als er es ernst nehmen will, schafft er es doch nur Chaos zu stiften und Menschen zu kränken, weil er einfach alles unabsichtlich falsch macht. Da hat man dann doch richtig Mitleid mit ihm.
Sein Tugend-Score sinkt dadurch natürlich in unermessliche Tiefen, und es scheint, als würde er es nie schaffen.
Durch eine Wendung kann Loki seinen Tugend-Score aufbessern und es ist toll, als er dann endlich versteht, worauf es ankommt. Und dass er doch Freundschaft und Liebe empfinden kann. Auch für seine 'Familie'. Und dass es DARAUF wirklich ankommt.

Man lernt natürlich einiges über die nordische Göttermythologie; allerdings wird man zu Beginn mit Infos überhäuft, ohne zusätzliche Erklärung. Da mussten wir viel nachschlagen. Erst später wird dann auch immer gleich eine Erklärung mitgeliefert, was ich mir jedoch schon von Anfang an gewünscht hätte. Denn selbst Kinder, die schon ein bisschen etwas über die nordischen Göttersagen wissen, kennen eben nicht alles. (auch ich als Elternteil nicht ;)

Die schwarz-weiß Illustrationen im Comic-Stil sind zum Inhalt passend ebenfalls witzig; und die Übersicht der handelnden Personen im Buchdeckel fand ich sehr hilfreich.
Wir freuen uns schon auf Lokis zweites Abenteuer.


Fazit:
Äußerst amüsante Story über einen 'mangelhaften' Gott, der einwandfrei werden soll. Spritzig, unterhaltsam, urkomisch.

Bewertung vom 27.03.2023
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

mitreißender Auftakt um eine junge Gerichtsmedizinerin in München, 1912

München, 1912: Die 19jährige Anna Zech freut sich auf ihre neue Stelle als Obduktionsassistentin, wofür sie ihre Ausbildung als Krankenschwester bestens nutzen kann.
Gleich an ihrem ersten Arbeitstag kommt eine Wasserleiche in die Gerichtsmedizin, die sich als die Opernsängerin Carlotta Ricardo entpuppt und von deren Selbstmord ausgegangen wird.
Gemeinsam mit dem zwielichtigen Reporter Fritz Nachtwey, der immer wieder ihre Nähe sucht, um Details zu erfahren, deckt Anna nach und nach auf, dass es kein Selbstmord gewesen sein kann.

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet; Anna ist zwar vif und taff, jedoch auch unschuldig und naiv - und als sie dem Reporter, den sie gerade mal 5 Minuten kennt, alles von der Toten aus dem Fluss haarklein erzählt, hätte ich sie nur schütteln können.
Und Fritz, der eigentlich der Adelige Friedrich von Weynand ist und als Reporter für sein Klatschblatt unter anderem Namen auftritt, war mir lange Zeit unsympathisch: nutzt andere für seine Zwecke aus, lügt, ist ein Frauenheld und glaubt, mit seinem Charme alles zu erlangen. Klar, seine Ehe ist nicht leicht, aber trotzdem fand ich sein Verhalten nicht akzeptabel. Mit der Zeit lernt man zwar sein (etwas verstecktes) gutes Herz kennen, trotzdem wurde ich mit ihm nicht so richtig warm.
Anna jedoch gewinnt mit der Zeit an Selbstbewusstsein und Stärke. Doch dieses Geplänkel zwischen Fritz und Anna macht einen Großteil des Charmes dieses Buches aus.
Mein heimlicher Favorit war Annas Vorgesetzter, Dr. Gernhuber. Denn nach anfänglicher Skepsis ist er mehr als begeistert von ihrer anpackenden Art und ihrer Cleverness und wird so etwas wie ein väterlicher Freund.

Besonders gut haben mir die Darstellung der damaligen Lebensumstände, die sozialen Gefüge, technische Fortschritte und natürlich auch die Verwebung von geschichtlichen Details gefallen. Die Geschichte spielt nämlich bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs, und man erlebt dies aus Sicht der handelnden Personen mit.
Selbstverständlich war auch die Darstellung der damaligen Gerichtsmedizin interessant und fesselnd.

Der Fall selbst war überraschend komplex, und man blickt in die Abgründe der höheren gesellschaftlichen Kreise Münchens; sogar bis ins Königshaus. Das hat mir sehr gut gefallen, denn es sind erst nach und nach kleine Puzzlestücke ans Licht gekommen, und immer wieder hat sich eine neue Wendung ergeben.
Die Auflösung und den Täter hatte ich dann kurz vor Schluss zwar schon am Schirm, nichts desto trotz habe ich gerne mitgerätselt und wurde sehr gut unterhalten.



Fazit:
Äußerst unterhaltsamer historischer Krimi mit einem komplexen Fall und zwei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein können. Ich erwarte mit Spannung den 2. Teil.

Bewertung vom 23.03.2023
Benrath, Nora

Wehrlos


sehr gut

der Alptraum jeder Mutter

Miekes 4jährige Tochter Nele wird am helllichten Tag vom Spielplatz entführt - vor den Augen ihrer Mutter und aller anderen Anwesenden; und vor allem: von einem anderen Kind, von dem alle dachten, es spiele nur mit Nele. Dieses Mädchen hat Nele an der Hand vom Spielplatz geführt, wo sie dann in ein Auto gezogen wird.

Die Autorin hat nach einem tatsächlich erlebten Vorfall diesen packenden Thriller verfasst, bei dem man besonders als Mutter (bzw. Vater) mitfiebert und von nun an ganz genau schaut, mit wem sein Kind auf dem Spielplatz spielt.
Man kann sich so gut in Mieke hineinversetzen, die Panik, die Angst um die Tochter, die Hilflosigkeit. Und alle Anwesenden glotzen nur und tun nichts. Im Gegenteil, Mieke wird dann auch noch verurteilt, dass sie nicht genug auf ihre Tochter geachtet hat. Sie macht sich doch selbst Vorwürfe.

Die handelnden Personen sind authentisch dargestellt, mit allen auch im echten Leben vorkommenden unterschiedlichen Charakteren, die Ecken und Kanten haben, und mit denen man sich identifizieren kann oder die man einfach nur schrecklich findet.
Wie Polizeiarbeit bei Entführungen tatsächlich funktioniert, weiß ich natürlich nicht, aber hier kam mir die Polizei sehr träge vor. Sie war zwar innerhalb kürzester Zeit am Tatort, aber statt dass jemand gleichzeitig losfährt und nach dem dunklen Van Ausschau hält, wird erstmal befragt. Damit die Entführer auch ja lange Zeit haben, um zu verschwinden...

Die Thematik von Kindesentführung, Kinderhändlerringen und Kindesmissbrauch wird hier deutlich aufgezeigt und scharf verurteilt, und es ist einfach unfassbar, dass es so etwas überhaupt gibt. Unglaublich und schrecklich.
Auch das auf Social Media verbreitete exhibitionistische Verhalten wird angeprangert, und ich persönlich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man sich selbst präsentieren muss; und schon gar nicht seine Kinder.

Leider haben sich einige Dinge mehrmals wiederholt, die Einschübe aus Sicht eines der Täter kann man lange Zeit nicht zuordnen (was mich persönlich ganz verrückt macht); allerdings konnten mich der realistische Showdown (ohne übertriebene und rauszögernde Action) und der prägnante Schluss, wo nicht noch seitenweise "was danach geschah" folgt, sowie der außergewöhnliche Plot der Story und das Verarbeiten von mehreren aktuellen Themen überzeugen.


Fazit:
Ein authentischer, beklemmender Thriller mit einem aktuellen Thema, bei dem man besonders als Elternteil mitfiebert.

Bewertung vom 23.02.2023
Anderson, Laura Ellen

Ria Regenbogen und die Wetterlinge / Ria Regenbogen Bd.1


sehr gut

Fantasievolle magische Wetter-Welt

Die 10jährige Ria Grau lebt mit ihrer Familie und ihrem Wolkenkater Nim in den Wetterlanden über den Wolken. Jeder besitzt ein magische Wettergabe, denn die Wetterschöns machen das Wetter auf der Erde.
Nur Ria besitzt als einzige keine Wetter-Magie. Man kann so gut mit ihr mitfühlen, wie belastend das ist, als einzige 'anders' zu sein, bzw. nicht so 'gut' wie alle anderen. So wird auf das Thema Mobbing aufmerksam gemacht. Ria geht jedoch sehr gut damit um, und lässt die Sticheleien an sich abprallen bzw. kontert empathisch.
Leider kommt im echten Leben dieses Happy-End, dass die Gemeinen einsehen haben und lieb werden, so gut wie nie vor...

Heimlich träumt Ria davon, Erd-Erforscherin zu werden, so wie ihr großes Idol LaVa von Glut und Gloria. Diese hat freiwillig ihre Wettergabe abgelegt, um frei sein zu können.
Somit ist auch ein Thema, sein Leben selbst bestimmen zu können, v.a. seinen Berufswunsch.

Als Ria eines Tages heimlich auf die Erde reist, entdeckt sie dort die für immer verloren geglaubte Regenbogen-Magie, die auf sie übergeht, und wird zu Ria Regenbogen. Sie hat somit die größte aller Wetter-Magie, denn die Regenbogenmagie beherrscht die Sonnen-, Schnee-, Regen-, Wolken-, Blitz+Donner- und Wind-Magie. Kann sie mit ihrer neuen Gabe die Wetterwüsts, die die Erde mit Wetterchaos übersehen, besiegen?
Das viele Wetter-Chaos, wie es immer häufiger auf der Erde vorkommt, wird humorvoll mit den sogenannten Wetterwüsts erklärt, die einfach nur Unheil anrichten und ihre Kraft aus dem Chaos ziehen. Fand ich richtig witzig.

Der Schreibstil überhaupt ist sehr humorvoll, es gibt viele lustige Wortkreationen (wie zB pfützportieren. Leider habe ich diesmal etwas länger gebraucht, um gut in der Geschichte anzukommen (im Gegensatz zu "Amalia von Flatter" von der Autorin).
Die Erklärung, wie Wetter entsteht, ist sehr fantasievoll: es gibt Wetterschöns und Sonnenhüter, die das Wettergeschehen bestimmen. Und dann eben die bösen Wetterwüsts, die schreckliche Hurrikans kreieren.
Auch das Land, wo sie wohnen, ist sehr ideenreich: die Wetterlande, mit der Hauptstadt Firmamento.

Großgeschrieben wird auch das Thema Familie und Freundschaft, denn Rias Freunde Nastassja Niederschlag und Minus Permafrost kommen zu ihrer Rettung. Und natürlich Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Empathie. Auch ein spannender Krimi ist in dieser Geschichte inkludiert, auch wenn man als Erwachsener natürlich gleich den Bösewicht entlarvt ;)

Viele schwarz-weiß Illustrationen, von der Autorin selbst gezeichnet, sind passend humorvoll und peppen die Geschichte auf.


Fazit:
Fantasievolle magische Wetter-Welt, wo ein selbstbewusstes Mädchen lernen muss, ihre neuen Kräfte zu beherrschen, um die Erde vor dem Wetterchaos der bösen Wetterwüsts zu retten.

Bewertung vom 23.02.2023
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

die vier rüstigen Senioren von Coopers Chase ermitteln in ihrem 3. Fall

4,5 Sterne

Es ist Donnerstag, 11 Uhr, und im Puzzlestübchen der Coopers Chase Seniorenresidenz treffen sich wie jede Woche Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim, die als Donnerstagsmordclub Cold Cases bearbeiten.
Diesmal geht es um die Moderatorin und Journalistin Bethany Waites, die vor 10 Jahren den Drahtziehern eines großen Steuerbetrugs immer näher kam und deshalb mit ihrem Auto von einer Klippe gestoßen wurde, deren Leiche aber wohl vom Meer weggetragen und nie gefunden wurde.
Doch die vier Senioren wären nicht der Donnerstagsmordclub, wenn sie durch ihre Ermittlungen nicht wieder so viel Staub aufwirbeln, dass die Folgen bis in die Gegenwart reichen und es Tote gibt. Und Elizabeth entführt wird.


Meine Meinung:
Alle, die den Donnerstagsmordclub kennen und lieben, werden auch beim dritten Teil wieder voll auf ihre Kosten kommen.
Für Neueinsteiger ist der dritte Teil eher weniger geeignet, weil der besondere Charme der vier alten Leutchen und des Seniorenheimes nicht so gut übermittelt werden, da v.a. auch Coopers Chase nicht mehr (detailliert) beschrieben wird. Ich empfehle daher unbedingt die Bände chronologisch zu lesen.

Man trifft nicht nur wieder auf die vier rüstigen Senioren Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim, sondern auch auf die Polizisten Donna und Chris, Elizabeth' Mann Stephen und Bogdan, der dem Donnerstagsmordclub immer helfend zur Seite steht.
Dann gibt es einige neue Charaktere, zB einen Wikinger, der töten will, es aber nicht kann; einen Polizeipräsidenten, der Krimis schreibt, und einen ehemaligen russischen KGB-Agenten, die die Geschichte um die charmanten Pensionisten weiter aufpeppen.
Ich wurde wieder bestens unterhalten, der Humor gefällt mir wirklich sehr gut. Und der anfangs einfach scheinende Cold Case entwickelt sich zu einem komplexen Fall, der bis in die Gegenwart reicht.
Und diesmal kommt auch die Romantik nicht zu kurz.

Der Schluss war irgendwie nicht sooo sehr nach meinem Geschmack; die Aufklärung, wer der Täter ist, kam urplötzlich (hat mich aber nicht überrascht), dafür gab es weitere - überraschende - Auflösungen, die mich aber auch nicht alle sooo zufriedengestellt haben. Aber es war nicht kitschig, sondern authentisch.
Mit den drolligen Tagebucheinträgen von Joyce, vielen amüsanten Dialogen und einem wirklich witzigen Wellnessaufenthalt hat mich auch der 3. Teil des Donnerstagsmordclubs wieder voll überzeugen können!


Fazit:
British-charmanter Cosy Crime mit vier wunderbar humorvollen Senioren, die in ihrem dritten Abenteuer aus einem Cold Case einen aktuellen Fall machen und dabei natürlich in Gefahr geraten.

Bewertung vom 19.02.2023
Winter, Thilo

Der Riss


sehr gut

Actionreicher Antarktis-Thriller

Die Vulkanologin Antonia Rauwolf reist zur Neumayer-Station in die Antarktis, um die fast 100 neu entdeckten Vulkane unter dem Eis zu erforschen.
Doch ihr eigentlicher Beweggrund ist die Suche nach ihrem Bruder Emilio, der gemeinsam mit einem Kollegen vor 2 Wochen spurlos verschwunden im Eis ist. Denn Antonia weiß ganz sicher, dass ihr Bruder noch lebt. Sie will ihn um jeden Preis retten - wird ihr das gelingen?
Gleichzeitig erschüttern Bohrungen die Eismassen, es entsteht ein großer Riss und die seit Millionen von Jahren vom Eis geschützten Lebensformen werden bedroht.


Meine Meinung:
Der Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt, der Spannungsbogen ist zu Beginn auch sehr hoch, als Emilio von seinem vermeintlichen Kollegen Malatesta im Eis zurückgelassen wird. Denn dieser hat ganz andere Interessen, als die Auswirklungen der aktiv gewordenen Vulkane unter dem Eis zu erforschen.
Leider war dies auch schon von der Spannung her auch schon der Höhepunkt. Danach ist die Story zwar interessant und fesselnd, aber kaum mehr spannend - erst der Showdown zum Schluss packt einen wieder so richtig mit seinem Thrill, allerdings war dieser mir etwas zu überzogen.

Die Figuren sind lebendig gezeichnet und polarisieren. Die Protagonistin Antonia, so taff sie auch ist, kommt einem manchmal wie eine Superwoman vor. Trotzdem fiebert man mit ihr bei der Suche und Rettung ihres Bruders total mit.
Besonders gut hat mir die Beschreibung der Antarktis gefallen, die weiße Weite, Eis ohne Ende, klirrende Kälte und der letzte unberührte Stelle Natur auf unserer Erde.
Eindrücklich weist dieser Thriller auf die Wichtigkeit der Antarktis hin, dass diese geschützt werden muss und dass es einen guten Grund hat, dass deren Ausbeutung verboten ist.
Auch der leichte Fantasy-Teil, der vorkommt, war für mich okay und lässt einen gebannt darüber nachdenken, was unter dem Eis sein könnte.
Ich wurde so von diesem einzigartigen Kontinent in den Bann gezogen und habe neben dem Lesen sehr viele Infos recherchiert. Auch das Nachwort über diesen weißen Fleck auf der Landkarte, dieses unerforschte Gebiet, ist total interessant.


Fazit:
Antarktis-Thriller mit eher flachem Spannungsbogen, der dafür umso eindrücklicher auf die Wichtigkeit des Schutzes der Antarktis hinweist.

Bewertung vom 01.02.2023
Kodiak, Frank

Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3


sehr gut

Abschluss der Amissa-Trilogie; nicht so gut wie die ersten beiden Teile

In "Die Überlebenden", dem Finale der Amissa-Trilogie, lösen sich alle Geheimnisse um die Suchorganisation Amissa und deren Gründer Hans Zügli, dessen Sohn Beat vor 10 Jahren verschwunden ist, sowie der Menschenhandelsorganisation Missing Order auf.
Der Schreibstil ist wieder rasant und besticht durch den konstant hohen Spannungsbogen.
Das Buch kann eigenständig gelesen werden, da alles Wichtige in kurzen Einschüben vorkommt; dennoch empfehle ich zum kompletten Verständnis die Bände chronologisch zu lesen.

Die Überlebenden der bisherigen Geschehnisse, allen voran Rica Kantzius, ist dem Menschenhändlerring immer noch auf den Fersen. Die Welt MUSS davon befreit werden, koste es, was es wolle.
Leider waren mir Einges zu überzogen und viele Handlungen fragwürdig.
Die Auflösung hat mich tatsächlich überrascht, denn ich hatte mir diese ganz anders vorgestellt - allerdings fand ich die Gründe für die kriminellen Machenschaften und die Morde unglaubwürdig. Wahrscheinlich aber auch, weil ich es mir einfach nicht vorstellen will, dass Menschen tatsächlich aus "nur" diesen Gründen solche unaussprechlich grausamen Taten begehen.
Natürlich darf ein rasanter Showdown nicht fehlen, und auch das Mysterium von Beat Züglis Verschwinden löst sich auf - perfide, wie die ganze Geschichte insgesamt.


Fazit:
Der Abschluss der Amissa-Trilogie konnte mich leider nicht so ganz überzeugen wie die ersten beiden Teile, da mir Einiges zu unglaubwürdig war. 3,5 Sterne

Bewertung vom 01.02.2023
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

beklemmende Spannung in Eis und Finsternis

Kate North nimmt das Angebot, auf einer Forschungsstation in der Antarktis als Ärztin zu arbeiten, sofort an, da sie einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten hat.
Doch sie wird nicht so wohlwollend aufgenommen, wie sie erwartet hat; und außerdem ergeben sich immer mehr Hinweise, dass der Tod ihres Vorgängers, des Stationsarztes Jean-Luc, doch kein schrecklicher Unfall beim Eisklettern war.
Im eisigen Winter, in dem fast nur Finsternis herrscht, beginnt ein Kampf ums Überleben, denn Kate stellt zu viele Fragen.


Meine Meinung:
In ihrem Thriller-Debüt überzeugt Emma Haughton durch atmosphärische Schreibweise, die die eiskalte Stimmung in der Forschungsstation, die beklemmende Enge und die Angst und Anschuldigungen unter den Forschungsmitgliedern vermittelt.
Die endlose weite der Antarktis, die Eiseskälte, und vor allem die ewige Finsternis wird eindrücklich dargestellt, sodass man alles genau vor Augen hat und beim Lesen friert.

Kate ist einerseits eine taffe Frau, die auf Gerechtigkeit pocht und den Tod von Jean-Luc nicht als Unfall durchgehen lassen will. Was sie jedoch selbst in Gefahr bringt.
Andererseits ist ihr Verhalten manchmal einfach nur dumm und unüberlegt, und man könnte sie schütteln und fragen, was sie sich dabei nur denkt. Auch, was ihren Medikamentenmissbrauch betrifft. Besonders, da sie Ärztin ist.
Einige Mitarbeiter werden unangenehm dargestellt, v.a. die Leiterin der Station, Sandrine, was den Verdacht erstmal auf diese Personen lenkt. Als Gegenpol gibt es aber auch einige sehr sympathische Personen.

Der Kriminalfall selbst ist durch die Abgeschiedenheit und des daraus folgenden Eingeschlossenseins der 13 Crew-Mitglieder ein klassischer Whodunit, bei dem man super miträtseln kann, da der Verdacht laufend zwischen den Personen wechselt. Auch erhält man als Leser durch Kates Nachforschungen immer mehr Puzzlestücke serviert, die sich geschicht zusammenfügen.
Die Auflösung ist überraschend, aber der Grund für die Taten nachvollziehbar. Irgendwie.

Hilfreich fand ich die Auflistung der 13 Stationsmitarbeiter samt Beruf und Herkunftsland zu Beginn des Buches.


Fazit:
Bestechendes Thriller-Debüt: Whodunit im frostklirrenden und dunklen Antarktischen Winter. Beklemmend, fesselnd, eiskalt.

Bewertung vom 24.01.2023
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

Zeitzeugnis über den Bergbau im Erzgebirge in Form einer Bergarbeiterfamiliengeschichte

In "Die Sehnsucht nach Licht" beschreibt Kati Naumann das Leben der Familie Steiner, deren Männer in mehreren Generationen Bergleute im Erzgebirge waren. Man lernt auch viel über das Montanwesen, gerade zu Beginn waren mir die detaillierten Infos aber zu geballt. Der Schreibstil ist wieder so mitreißend und fesselnd, dass einen das aber gar nicht stört.
Im Jahr 2019 lesen wir über Luisa Steiner, die als Vermessungstechnikerin im Bergwesen arbeitet.
Und in der Vergangenheit erfahren wir alle Geheimnisse der Familie Steiner ab 1908.
Geschickt sind viele geschichtliche Fakten in eine fiktive Familiengeschichte verwoben, die in spannender Erzählweise den Leser beeindruckt. Sogar alltägliche Kleinigkeiten sind so fesselnd beschrieben, dass man zu jeder Zeit mit sämtlichen Familienangehörigen mitfiebert.
Ich war sehr gefesselt und gerührt von dieser Geschichte, und konnte viel Spannendes über die damaligen Zeiten erfahren.

Das Leben in den Bergbauortschaften war so faszinierend mitzuverfolgen; wie die Leute damals um ihr Überleben gekämpft haben; wie die Erzminen immer weniger abgaben; und als dann das heilende Radonwasser viele Kurgäste in die Gemeinde gelockt hat, wo auch die Menschen, die mit dem Bergbau kaum mehr Einkommen hatten, mitverdienen wollten und private Fremdenzimmer angeboten haben bzw. kleine Pensionen betrieben haben - ebenso wie Wilhelm und Martha Steiner.
Dann die Erkenntnisse über das Radonwasser; der Krieg, der die Familie schicksalsgeprüft hat; und dann die Zeit der sowjetischen Besatzung.

Sehr spannend fand ich den Teil, wo Luisa ihrer Großtante Irma, deren letzte Tage angebrochen sind, noch helfen möchte, das Geheimnis um ihren verschollenen Bruder Rudolf aufzuklären, der 1951 angeblich unter Tage verschwunden ist.

Im vorderen Buchdeckel ist der Stammbaum der Familie Steiner abgebildet, den ich oft als sehr hilfreich empfand und die Familienverhältnisse nachgeblättert habe. Und am Ende ist ein Plan von Oberschlema und der Umgebung inkl. der Stollen.


Fazit:
Eine wunderbar berührende Familiengeschichte, die über mehrere Jahrzehnte und Generationen erzählt wird; gespickt mit vielen historischen Details und Infos zum Bergbau. Wieder ein gefühlvoller und unterhaltsamer Roman von Kati Naumann!

Bewertung vom 20.01.2023
Ware, Ruth

Das College


gut

der Thrill entwickelt sich leider erst ab der Hälfte


Hannah studiert in Oxford, lernt dort u.a. April kennen, die nicht nur ihre Mitbewohnerin ist, sondern auch ihre beste Freundin wird. Bis sie eines Tages April tot in ihrem Zimmer auffindet.
Nachdem sie kurz zuvor den unangenehmen Pförtner John Neville aus dem Haus kommen sah, wird dieser wegen des Mordes an April verurteilt.
Doch 10 Jahre später, als Neville im Gefängnis gestorben ist, kommen ihr Zweifel an dessen Schuld und sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit - bis sie selbst in Gefahr gerät...


Meine Meinung:
Die Geschichte ist in "Davor" und "Danach" aufgeteilt, wobei Aprils Mord natürlich den Wendepunkt darstellt. Doch WANN ist der Mord geschehen? Das erfährt man leider erst sehr spät. Ebenso die genauen Umstände.
Das Tempo ist für meinen Geschmack viel zu langsam, man tritt auf der Stelle, erfährt nichts neues, es wiederholt sich vieles. Auch ist es bis zur Hälfte des Buches kein Thriller. Ja, man erfährt, dass April ermordet wurde, aber sonst liest es sich eher wie ein College-Freundschafts-Roman. Erst nach der Hälfte nehmen Tempo und Spannung an Fahrt auf, inklusive rasantem Showdown, trotzdem hätte man so vieles einkürzen und gleich von Anfang an fesselnd machen können.

Ich kann auch sehr Vieles nicht nachvollziehen: Wieso sieht Hannah April als beste Freundin, wo sie doch auf Will steht, mit dem April zusammen ist, und warum spricht sie sie dann nicht darauf an, welche anderen Männern bei ihr immer wieder im Zimmer sind, wo sie doch mit Will zusammen ist? Außerdem verhält sich April oft nicht wie eine gute Freundin, sie hat Geheimnisse und spielt ihren Freunden fiese Streiche. Hannah weiß auch nichts über Aprils Familiensituation. Über solche Dinge spricht man doch als beste Freundinnen?
Abgesehen davon kannten sie sich erst 8 Monate, bis der Mord stattgefunden hat. Diese enge Bindung - vor allem dass das Ganze Hannah nach 10 Jahren immer noch so fertig macht - kann ich absolut nicht nachvollziehen. Warum also steigert sie sich so rein, denkt jeden Tag an April, kann keine Zeitungsartikel über sie bzw. den Tod von Neville lesen?
Ihre Schuldgefühle kann ich hingegen verstehen, sie hat das Gefühl, das Leben von April 'gestohlen' zu haben, da sie jetzt mit Will verheiratet ist und sogar ein Kind von ihm erwartet. Und natürlich die Schuldgefühle, dass ein Unschuldiger wegen ihr ins Gefängnis gekommen und dort gestorben ist.

Die Charaktere der 6 College-Freunde sind sehr unterschiedlich. Hannah, ruhig und schüchtern; April, das laute It-Girl; Will, der charmante Frauenschwarm; Ryan, der Spaßvogel; Emily, die Bissige; und Hugh, der Nerd. Also klassisch alle Klischees abgedeckt. So richtig warm konnte ich leider mit keiner einzigen der Figuren werden.
Dann gibt es natürlich noch den Pförtner John Neville, der ein richtig schmieriger und unangenehmer Typ ist. Und Hannahs Tutor Dr. Myers, der sich an die Studentinnen ranschmeißt.
Man erhält nach und nach viele Verdächtige präsentiert und immer mehr Motive für den Mord an April.
Den Täter hatte ich von Anfang an leise im Hinterkopf, nur das Motiv hat mich überrascht.


Fazit:
Ein Thriller, der erst nach der Hälfte einer wird; Charaktere, mit denen ich nicht warm werden konnte; und Längen in der ersten Hälfte des Buches. Auch der Täter konnte mich jetzt nicht wirklich überraschen. Somit gibt es diesmal leider nur 2,5 Sterne.