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Petra Sch.
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Gablitz

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Insgesamt 583 Bewertungen
Bewertung vom 07.05.2023
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

das beeindruckende Leben der Hedy Lamarr

Hedy Lamarr kannte ich bisher nur als wunderschöne Frau und Hollywood-Schauspielerin. Dass sie auch Erfinderin war, war mir bisher tatsächlich nicht bekannt.
Marie Benedict erzählt die Geschichte der außergewöhnlichen Wienerin Hedwig Kiesler, die als Hedy Lamarr Weltberühmtheit erlangt hat, in einem spannenden, emotionalen und mitreißenden Roman; und zwar die Jahre 1933 bis 1942.
Man erfährt über ihr Leben in Wien, dass sie anfangs eigentlich gar nicht wusste, dass sie jüdisch ist, und was das überhaupt bedeutet. Daher auch ihre Ungläubigkeit, dass sie von den Na*zis überhaupt als Jüdin eingestuft wird, weil sie das eben nicht richtig lebt.
Als sie ihren Mann, den reichen Waffenfabrikanten Fritz Mandl kennen- und liebenlernt, ist man zu Beginn voller Freude mit ihr, obwohl sie seinetwegen ihre Theaterkarriere aufgibt (aufgeben muss).

Die Geschichte ist so lebendig und mitreißend geschrieben, und auch sehr emotional. Man leidet mit Hedy mit, als sich Fritz als immer größerer Tyrann herausstellt, und sie dann sogar in der Villa einsperrt. Auch wenn es goldener Käfig ist und es ihr - im Gegensatz zum Großteil der Wiener Bevölkerung - an nichts fehlt.
Als sie ein Gespräch mit Fritz und Hitler belauscht, und sie nicht einmal ihrer Mutter davon erzählt - auch wenn sie ein leider schlechtes Verhältnis zu ihr hatte - war ich irgendwie von ihr enttäuscht. Vielleicht hätte sie tatsächlich viele Menschen retten können. Aber sie hat sich selbst gerettet und 1937 ist es ihr dann endlich im 2. Versuch gelungen zu fliehen. Über England in die USA. Wo sie dann zur berühmten Hollywood Schauspielerin Hedy Lamarr wurde.

Aufgewühlt hat mich das wohl damals typische Verhalten, dass Frauen nur schön zu sein hatten; und ihnen von den Männer an der Macht nichts zugetraut wurde.
So war es auch, als Hedy ihre Schuld etwas minimieren wollte, und das Problem der nicht steuerbaren Torpedos lösen wollte und gemeinsam mit ihrem guten Freund George Antheil ein Funksteuersystem erfunden hat, und dieses auch patentieren lies. Doch die US-Army hat es nicht angenommen, denn es wurde ja von einer Frau erfunden, und eine Frau kann so etwas selbstverständlich nicht.
Wie es in Wahrheit war, weiß man natürlich nicht, aber die Autorin hat die Schauspielerin und deren Freund sehr schüchtern und zurückhaltend dargestellt. Warum sind sie nicht stärker aufgetreten? Oder sie hätten doch zumindest betonen können, dass die Hauptarbeit von George gemacht wurde; vielleicht hätte die Army diese Technik dann verwendet, und der Krieg hätte früher vorbei sein können? Man weiß es nicht...

Doch es gab auch einige kleine Dinge, die mich gestört haben, da sie nur gestreift oder nicht genau ausgearbeitet waren - zB, als Hedy ihre Mutter aus Wien retten und in die USA holen wollte. Nachdem sie ihr so zwiegespalten gegenübergestanden ist, hat man Streitigkeiten erwartet. Doch ihre Mutter wurde mit keinem Wort erwähnt. Bis man irgendwann später so nebenbei erfahren hat, dass sie nach England fliehen konnte und gar nicht direkt in die USA.
Trotzdem war ich begeistert von dieser Romanbiografie, die mich so mitreißen konnte.


Fazit:
Eine sehr berührende, emotionale und mitreißende Romanbiografie, die die Lebensjahre von 1933 bis 1942 der berühmten Hedy Lamarr, die als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien geboren wurde, beleuchtet.

Bewertung vom 29.04.2023
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


sehr gut

Was wiegt stärker? Mutterliebe oder der Hippokratische Eid?

Anna Jones ist erst vor kurzem von London aus der Stadt in ihr neues Haus gezogen und arbeitet als Herzchirurgin im dortigen Krankenhaus.
Eines Tages wird sie für die Operation des Politikers Ahmed Shabir eingeteilt, was natürlich alles geheim ist; denn niemand soll wissen, dass der angehende Premierminister ein Herzleiden hat.
Doch irgendjemand wusste davon, denn zwei Tage zuvor ist Annas Nachbarin tot, und ihr 9jähriger Sohn Zack verschwunden, ihr Haus mit Kameras verkabelt.
Und Anna bekommt ein Ultimatum gestellt: entweder sie lässt Shabir auf dem OP-Tisch sterben (natürlich so, dass es wie ein natürlicher Tod aussieht), oder ihr Sohn stirbt. Ebenso, wenn sie auffliegt.

Man kann sooo gut mit Anna mitfühlen, besonders als Mutter. Selbstverständlich will man sein Kind retten, das ist doch das Allerwichtigste! Doch natürlich ist für sie als Ärztin auch der Hippkratische Eid, dem sie sich verpflichtet hat, wichtig. Wobei ich seltsam fand, dass sie tatsächlich die Gründe für und wider abgewogen hat.
Und ihre psychische Krankheit, sich ständig sämtliche Körperbehaarung auszureißen, ist sehr befremdlich.

Krankenschwester Margot, Annas Assistentin im OP, die jede Menge Schulden hat und alle Kollegen und Kolleginnen beklaut, ist ein egoistischer und seltsamer Charakter.
Doch sie hat Bauernschläue und bei der OP bemerkt, dass Anna sich eigenartig verhält und sie deshalb genau beobachtet - und will nun daraus Geld schlagen, um endlich aus ihrer Schuldenspirale rauszukommen.

Und dann ist da noch die Ermittlerin Rachel Conaty, die ein schweres Trauma aus der Vergangenheit mitschleppt und genau spürt, dass mit dem Sohn von Anna etwas nicht stimmt; und sich in den Fall verbeißt.

Die Geschichte wird aus Sicht dieser 3 Frauen erzählt, jeweils in ich-Form. An der Überschrift erkennt man die erzählende Person, inkl. Datum und Uhrzeit. Trotzdem fiel es mir manchmal schwer umzuswitchen und mich neu in die Figur einzudenken, eben weil alle 3 in ich-Form erzählen.
Die Figur der Rachel und deren Verbissenheit macht es spannender; wenn jemand Anna ständig im Genick sitzt und sie Gefahr läuft, jederzeit auffliegen zu können. Denn ihre Tat darf natürlich nicht entdeckt werden, wenn sie ihren Sohn jemals wiedersehen will.
Warum die Geschichte aber ausgerechnet im Jahr 2019 spielt, hat sich mir nicht erschlossen.

Der Autor fasziniert mich jedenfalls - Er hat es nämlich geschafft, derart unsympathische Protagonistinnen zu erschaffen, die alle auf verschiedene Arten totale Wracks sind, und man trotzdem wie gebannt das Geschehen und deren Handeln verfolgt.
Auch eine packende Schreibweise und der rasche Wechsel der Erzählungen aus Sicht der Herzchirurgin Anna, ihrer pleiten Assistentin Margot und der traumatisierten Polizistin Rachel lässt einen nur so durch das Buch fliegen.
Die Auflösung war... naja... ein klein wenig an den Haaren herbeigezogen (nach meiner behüteten Ansicht) - aber wer weiß, vielleicht gibt es diese raue Gewalttätigkeit und die Motive dafür in Millionenmetropolen ja wirklich.


Fazit:
Unsympathische Protagonistinnen, aber eine packende Schreibweise und kurze Kapiteln peitschen einen durchs Geschehen. Deshalb gibt es trotz einer mMn etwas an den Haaren herbeigezogenen Erklärung und teilweise konstruiert erscheinenden Geschichte 4 Sterne.

Bewertung vom 25.04.2023
Adam, Lea

Stigma


sehr gut

Rache für missbrauchte Frauen? brutaler Thriller, nichts für schwache Nerven.

In Hamburg wird eine Männerleiche gefunden: mit einem schwarzen Plastikmüllsack und einem Kabelbinder erstickt; die Augen rausgetrennt.
Kurz darauf noch ein Toter. Die selbe Vorgehensweise, nur diesmal die Ohren abgeschnitten.
Geht ein neuer Serientäter um?

Die Kriminalermittlerin Jagoda "Milo" Milosevic und ihr Partner Vincent Frey gehen der Sache nach und entdecken grausame Details aus den Leben der Toten, die einen Grund für die Ermordung darstellen: diese Männer haben Frauen Gewalt angetan. Ist es ein Serientäter, der die Gewalttaten gegenüber Frauen rächt?
Die Darstellungen sind oft sehr brutal, es ist also nichts für schwache Nerven.

Die Ermittlungen reichen von einer Selbsthilfegruppe für missbrauchte Frauen bis hin in die höchsten Kreise.
Gerade als Frau kann man hier besonders mitfühlen, und noch dazu, wenn die Männer - aus welchen Gründen auch immer- ihrer Strafe entgehen und 'fröhlich weitermachen', kann man die Rache nachvollziehen. Auch wenn Mord natürlich nie eine Lösung sein darf.

Die beiden Ermittler harmonieren perfekt; die Figur der Milo kam mir jedoch von Anfang an bekannt vor, da es eine ähnliche Ermittlerin in einer anderen Thriller Reihe gibt - das hat mich aber nicht gestört.
Denn Milo ist wirklich taff; sogar als sie selbst bedroht wird, will sie unbedingt der Gerechtigkeit genüge tun und den Fall aufklären. Sie hat auch einen guten Instinkt, eine ausgezeichnete Kombinationsgabe und immer den richtigen Riecher.

Wer der Täter ist, hat mich dann tatsächlich nicht erstaunt, auch wenn die Geschehnisse in eine andere Richtung hätten deuten sollen; der komplette Hintergrund dazu hat mich andererseits überrascht.
Am Ende kommt es jedoch zu einem überraschenden Ereignis, das mir persönlich leider gar nicht gefallen hat.
Trotzdem würde ich mich freuen, mehr von Milo zu lesen.


Fazit:
Eine unkonventionelle Hamburger Polizistin, die zu einem Thema ermittelt, das leider immer aktuell und brisant sein wird. Nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 24.04.2023
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


ausgezeichnet

wunderschöne Fortsetzung der Schönbrunn-Saga

"Die Kinder von Schönbrunn" ist die Fortsetzung von "Die Frauen von Schönbrunn", die ab dem Frühling 1924 spielt und in der es nun um Emmas Schwester Greta geht, die mit ihrer 6jährigen Tochter Gisela bei Emma und ihrem Mann lebt. Gretas Mann Gustav ist sechs Jahre nach Kriegsende noch immer verschollen, Greta kann ihn aber nicht loslassen und trauert immer noch; sie lebt nicht richtig, sie funktioniert nur.
Bis sie eines Tages beim Spaziergang durch den Schlossgarten Schönbrunn auf Melanie trifft, die zum Infoabend zur Erzieherinnenschule hetzt. Da ihr Melanie sympathisch ist, geht sie einfach mit, ohne zu wissen, was sie dort erwartet.
Melanies mitreißende Art, die sehr sympathisch rüberkommt, kann auch Greta davon überzeugen, dass es etwas Gutes ist, die neue gewaltfreie Erziehung, die von den Sozialdemokraten verbreitet werden will.
Durch den Besuch der Schule und der Arbeit im Kinderheim, welche beide von Michael Brenner geleitet werden, bekommt Greta wieder Freude am Leben.

Greta habe ich als eine anfangs traurige, aber trotzdem starke Frau empfunden, die das Beste für ihre Tochter will und ihre Familie sehr liebt. Toll fand ich, dass sie zu ihren Überzeugungen steht, v.a. was das Politische betrifft. Sie findet viele Gedanken der Sozialdemokraten gut, v.a. auch die gewaltfreie und fördernde Erziehung von Kindern, will sich denen aber nicht unterwerfen; sprich: nicht in die Partei eintreten.

Dass es nach der Kaiserzeit ein Kinderheim im Schloss Schönbrunn gab, war mir neu. Diesen geschichtlichen Teil fand ich total faszinierend und kann mir gut vorstellen, dass es damals genau so war: die heimatlosen Kinder wollte man fördern, um diese somit später in die Gesellschaft integrieren zu können (und nicht wie die bisherige Erziehung, die dann 'Spezialfälle' aus den Kinder gemacht hat).
Allerdings - und ich denke das ist eher typisch männlich - es wird nur aufs Wesentliche geschaut: die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Es gibt genug und gutes Essen, jeder hat einen Schlafplatz, und auf die Bildung in der Schule wird geachtet. Jedoch nicht, dass die Kinder sich auch wohlfühlen sollen. Dass sie Individuen sind und auch so zu behandeln. Das alles bringt Greta liebevoll in das Leben der Heimkinder.
Hier ist besonders Ferdl hervorzuheben, der einen schwierigen Charakter hat und 'aufmüpfig' und gewaltbereit ist, und der nur durch Gretas fürsorgliche Zuwendung seine Gewaltbereitschaft nach und nach reduziert.

Dass auch ein Pferdegestüt vorkommt, das für die positive Entwicklung der Heimkinder von Belang ist, hat mir natürlich besonders gut gefallen.
Und auch eine Prise Romantik kommt vor, die die Geschichte noch authentischer macht.


Fazit:
Wundervolle und emotionale Fortsetzung der Schönbrunn-Saga mit einer starken Protagonistin, dem neuen Gedanken der Kindererziehung, vielen geschichtlichen Details und einer Prise Romantik.

Bewertung vom 24.04.2023
Blum, Charlotte

Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2


sehr gut

Das Fräulein vom Amt ermittelt in ihrem 2. Fall auf dem Ägyptenball

Baden-Baden, 1924. Im Kurhaus wird die Oper "Aida" aufgeführt mit anschließender Premierenfeier, auf der jedoch der Tenor ermordet aufgefunden wird - mit einer Requisite aus dem beliebten Nil-Thema, die sämtliche Räumlichkeiten zieren, erschlagen.
Die Telefonistin Alma Täuber war auch zu Gast auf der Feier, da ihre Freundin Emmi Wolke die Feierlichkeit mit der Blumendekoration ausgestattet hat. Deren eifersüchtiger Freund wird zum Hauptverdächtigen, da Emmi mit dem Tenor geflirtet hat. Doch Emmi weiß: August war es bestimmt nicht! Sie überzeugt Alma, wieder zu ermitteln, da sie eine hervorragende Kombinationsgabe hat, die ich schon im ersten Teil sehr mochte.

Doch in diesem Band kommt die Spannung leider etwas zu kurz; und auch über einige Dinge habe ich mich gewundert - v.a. die Frage, warum der künstlerische Leiter ein einziges originales Artefakt zwischen lauter Repliken beim Ägyptenball zur Dekoration benutzt hat?

Doch ansonsten wird man wieder durch die gute Zusammenarbeit von Alma und Emmi unterhalten; das Private kommt nicht zu kurz (Almas Gefühle zu Kriminalkommissar Ludwig Schiller werden stärker) - hier bekommt man jedoch sehr gut die innere Zerrissenheit vieler Frauen zur damaligen Zeit vor Augen geführt: sich für die Liebe (also Ehe und das damit verbundene Verbot zur Arbeitsausübung) entscheiden - oder doch für einen erfüllenden Job? Ich bin wirklich froh, in der heutigen Zeit zu leben.
Dann bekommt man natürlich auch hautnah und immer wieder die nahende Bedrohung durch die Nationalsozialisten mit; und die damalige Vernarrtheit auf alles, was mit Ägypten zu tun hat (nicht nur Mumien, auch Kunstraub, Mumienparties und der Irrglaube von Mumienstaub als Allheilmittel), sowie die Eifersüchteleien und Dramen Backstage eines Opernensembles.


Fazit:
Historischer Cosy Crime in der Kurstadt Baden-Baden mit viel Ägypten-Flair und zwei taffen Mädels vom Amt, der sehr gut unterhält, jedoch nicht ganz an den ersten Band herankommt.

Bewertung vom 22.04.2023
Clarke, Lucy

One of the Girls


sehr gut

interessante psychologische Charakterstudie: wer lügt, wer betrügt, wer tötet?

Ein Junggesellinnenabschied auf einer (fiktiven) griechischen Insel deckt nach und nach die Geheimnisse der Teilnehmerinnen auf - bis es außer Kontrolle gerät und jemand stirbt.
Mir hat der ständige Perspektivwechsel der Protagonistinnen in kurzen Kapitel sehr gut gefallen - so bleibt die Spannung aufrecht, und man erfährt immer neue Details der Frauen. Und muss sich aber auch immer fragen: erzählen alle die Wahrheit?
Die Haupt-Protagonistin ist natürlich die Braut, Lexi. Sie war mir ein bisschen zu farblos und hatte zu wenig Tiefe, aber sie ist eigentlich die einzige, die einem von Anfang bis Ende gleichbleibend sympathisch ist.
Ihre beste Freundin und Trauzeugin Bella ist für meinen Geschmack einfach nur anstrengend. Sie ist laut, drängt sich immer in den Mittelpunkt, will alles bestimmen. Und stößt mit ihrem Verhalten die anderen oftmals vor den Kopf und verletzt sie.
Ihre Lebenspartnerin Fen ist natürlich auch mit dabei. Diese ist anfangs eher im Hintergrund und gewinnt mit der Zeit immer mehr an Stärke.
Die Schwester des Bräutigams, Eleanor, ist eine schüchterne und zurückgezogene Person, die dem Verlust ihres Verlobten noch verarbeiten muss.
Dann ist da noch Robyn, die Freundin aus Schultagen, die mit Lexi und Bella ein Dreier-Gespann war, die sich jedoch auseinandergelebt und aus den Augen verloren haben.
Und Ana, die neue Freundin von Lexi aus dem Yogastudio.

Und so erfährt man immer mehr und mehr Details aus dem Leben der jungen Frauen, Geheimnisse und Lügen fügen sich Puzzlestück für Puzzlestück zusammen, die teilweise richtig überraschen! Und man erlangt Erkenntnisse über Geschehnisse aus der Vergangenheit, die das Handeln und Verhalten der Charaktere bis in die Gegenwart bestimmen. So kann man als Leser dann auch das Verhalten einiger Personen besser nachvollziehen, aber nicht immer gutheißen.

Teilweise war es etwas langatmig, weil sich einiges wiederholt hat, anderes nur am Rande angeschnitten wurde, und man als Leser natürlich ständig darauf wartet, wann endlich die "versprochene" Leiche präsentiert wird: welche der jungen Frauen wird es sein, und wer ist die Täterin; was ist das Motiv? Dadurch bin ich beim Lesen etwas ungeduldig geworden und hätte am liebsten vorgeblättert. Die Leiche gibt es nämlich erst ziemlich am Schluss, aber das hat auch einen Sinn so.
Und die Autorin hat es super geschafft, einen in die Irre zu führen und mit Plottwists zu überraschen.


Fazit:
Eine interessante psychologische Charakterstudie unter der heißen griechischen Sonne mit einigen Längen. Auch die Leiche hätte früher in Erscheinung treten können ;) Allerdings hat mich die Auflösung dann total überzeugen können.

Bewertung vom 21.04.2023
Tschische, Roland Werner

Vienna's Secrets


sehr gut

rasanter, brutaler und fesselnder Wien-Thriller

Der gutbetuchte Andorian van Anders betreibt in Wien eine Detektei. Den Auftrag nach der Suche einer seit einer Woche vermissten Tochter, Ariane Bergmüller, übernimmt er gemeinsam mit der Kommissarin Daniela Friedmann, die gemeinsam grauenvolle Machenschaften aufdecken.
Es ist so unfassbar schrecklich, aber aktuell, denn Menschenhandel und illegale Prostitution kommen leider immer noch und überall auf der Welt vor. Leider auch in unserem schönen Wien.

Eine rasante Schreibweise und viel direkte Rede peitschen einen durch das Geschehen, welches sehr oft sehr brutal ist - nichts für schwache Nerven!
Die Charaktere sind lebendig dargestellt, mit Ecken und Kanten. Das menschliche Miteinander zwischen Andorian und seiner Assistentin Isa ist besonders spannend zu verfolgen.
Fesselnd ist die Flucht der jungen Maria und wie und wo sie sich verstecken konnte. Man fiebert richtig mit. Hierbei ist die alte Hedwig meine Lieblingsfigur geworden, sie ist taff, empathisch, hilfsbereit und sehr, sehr mutig.
Auch die Auflösung, wer der Dämon ist, und natürlich das 'übliche' Motiv Geldgier ist authentisch und macht auch vor den höchsten Kreisen nicht halt.

Mir persönlich hat natürlich besonders gut gefallen, dass in der Geschichte viele Orte vorgekommen sind, die ich kenne und die Wege gut nachvollziehen konnte. Und dass auch mein Nachbarort eine große Rolle spielt (ich habe beim nächsten Durchfahren gleich nach dem Haus geschaut, in dem sich die junge Frau versteckt hatte ;)


Fazit:
Ein erschütterndes, aber leider immer noch aktuelles Thema in einem rasanten und brutalen Thriller mit viel Wien-Kolorit verpackt. Ich würde mich über ein Wiedersehen mit dem außergewöhnlichen Privatdetektiv und der starken Kommissarin freuen.

Bewertung vom 12.04.2023
Johannsen, Emmi

Mordseebrand / Caro Falk Bd.4


ausgezeichnet

Caro ermittelt wieder erfolgreich; diesmal im Schnaps-Milieu

In ihrem 4. Abenteuer ermittelt Caro Falk mit ihrem Kollegen Jan Akkermann im Fall des toten Bimmelbahnfahrers, dem dubioserweise die Scherbe eines seiner Schnapsflaschen im Kopf steckt. Aksel Heinman ist nämlich bekannt für seine Schwarzbrennerei, mit der nicht jedermann auf Borkum einverstanden ist.

Der Schreibstil ist wieder lebendig und mitreißend, und man fiebert mit der neugierigen Caro immer mit. Auch die tollen Beschreibungen von Borkum lassen trotz des Schietwetters in der Geschichte Urlaubsfeeling aufkommen.
Dass diesmal ihr Exmann zu Besuch ist, macht Caro das Leben jedoch nicht einfacher. Nils ist mir einfach suspekt.
Jan ist diesmal präsenter als im vorigen Band, allerdings wünsche ich mir, noch mehr von ihm zu erfahren.

Die Autorin schafft es wieder hervorragend, nicht nur den auf den ersten Blick sympathischen Charakter des Toten immer mehr und mehr aufzudecken, sondern im Laufe der Geschichte auch immer mehr Personen ans Tageslicht zu bringen, die gute Gründe hatten, ihn zu töten. Somit schwankt man als Leser immer von einem Verdächtigen zum anderen.
Auch etliche überraschende Wendungen, ein ehemaliges Bordell namens Knusperhäuschen und ein Blindenhund geben der Geschichte Pepp.
Mit dem tatsächlichen Täter habe ich zu keiner Zeit gerechnet, denn die Autorin hat es hervorragend geschafft, falsche Fährten zu legen und die Leser in die Irre zu führen. Die nachvollziehbare und schlüssige Auflösung überzeugt.

Toll und hilfreich ist die illustrierte Übersichtskarte von Borkum im inneren Buchdeckel, wo alle wichtigen Orte, die für die Geschichte von Bedeutung sind, eingezeichnet sind.


Fazit:
Humor, eine taffe Protagonistin und überraschende Plot-Twists zeichnen diesen kurzweiligen Borkum-Krimi aus.

Bewertung vom 05.04.2023
Etzold, Veit

Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2


sehr gut

rasante Fortsetzung von "Die Fililale"

"Die Zentrale" ist die Fortsetzung von "Die Filiale" und kann zwar eigenständig gelesen werden, da die Vorkommnisse aus Band 1 erwähnt werden; jedoch würde ich auf jeden Fall empfehlen, zuerst "Die Filiale" zu lesen, da die Bände aufeinander aufbauen und man so die Erwähnungen und Geschehnisse aus dem vorigen Band viel besser versteht.
Noch dazu, wo das Bankenvokabular und die betriebswirtschaftlichen und finanztechnischen Termini nicht ganz so einfach zu verstehen sind. Auch in dieser Story war es mir manchmal schwer zu verfolgen und ich weiß genau, warum ich nicht Wirtschaft studiert habe ;)

Jedenfalls ist man wieder mitten im Leben von Laura Jacobs und in der Bankenwelt und der Krimi um die Grundstücke ist noch nicht vorbei. Ich konnte dann erst recht nicht verstehen, warum Laura bei der BWG Bank nicht schon nach den letzten schrecklichen Aufregungen gekündigt hat. Wie man sieht: besser ist's nicht geworden.
Laura ist aufgrund ihrer ermittlerischen Fähigkeiten und der Loyalität der Bank gegenüber in die Frankfurter Zentrale berufen worden, um dort bei Ermittlungen zu neuerlichen Ungereimtheiten zu helfen.
Und mit ihrer außergewöhnlichen Kombinationsgabe findet sie auch hier wieder kriminelle Machenschaften, was diesmal nicht nur sie in Gefahr bringt.
Lauras Mann Timo ist leider immer noch nicht erwachsener geworden und durch sein - leider dummes - Verhalten bringt er alle in Gefahr. Ich könnte ihn einfach nur schütteln.
Und wieder geht es um die Grundstücke, in denen schon in Teil 1 gekämpft wurde. Ich bin schon sooooo neugierig, was es mit diesem Bauland auf sich hat, sodass "das Konsortium" unbedingt in dessen Besitz kommen möchte.
Wie im ersten Teil fiebert man mit Laura mit und kann es einfach nicht glauben, wie brutal und rückhaltlos manche Individuen vorgehen und dabei sogar über Leichen gehen.
Etwas unrealistisch wurde es meiner Meinung dann, als plötzlich lauter Dinge in Lauras Umfeld passierten, und alles auf sie hinweist. Ein paar viele "Zufälle" auf einmal - sodass es mMn schon wirklich derart auffällig ist, dass es eben NICHT Laura sein kann.

Nichts desto trotz ein rasantes Lesevergnügen im Finanzmilieu mit - ich hatte es schon befürchtet ;) - Hinweisen auf einen Folgeband, denn der Alptraum mit den Grundstücken ist immer noch nicht aufgeklärt.


Fazit:
Temporeicher Finanzthriller mit einer taffen Protagonistin, viel Finanz-Fachjargon und teilweise unrealistischen, sich häufenden Zufällen; trotzdem fliegt man nur so durch die Seiten und ich fiebere dem Folgeband schon entgegen.

Bewertung vom 02.04.2023
Stowell, Louie

Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) / Loki Bd.1


ausgezeichnet

Nordische Göttermythologie trifft auf Teenie-Schul-Family-Story: äußerst humorvoll und amüsant.

Loki, der Gott des Schabernacks und der Lüge, ist ja zumindest seit den Marvel-Filmen hinlänglich bekannt - und nun gibt es ein Teenie-taugliches Buch über ihn: witzig, unterhaltsam, und mit coolen Comic-Elementen.

Aufgrund eines weiteren schlechten Scherzes, der das Fass zum Überlaufen brachte, hat Odin Loki auf die Erde geschickt - in Gestalt eines 11jährigen Menschenjungen. Und in dieser Gestalt muss er innerhalb eines Monats gute Karma-Punkte sammeln. Und das typische Leben eines Teenager Jungen leben, mit allem, was dazu gehört (auch Schuldramen, Fieslinge und sonstiges).
Doch weil man ihm nicht traut, werden ihm der Wächtergott Heimdall und die Riesin Hyrrokkin (die er beide nicht leiden kann) als Eltern zur Seite gestellt, und der von ihm verhasste Thor als sein Bruder. Klar, dass er nicht erwähnen darf, dass er ein Gott ist.
Seine Mitschülerin Valerie glaubt aufgrund eines Missverständnisses, dass er und Thor Außerirdische sind, was er natürlich nicht korrigieren darf.

Man kann sooo gut Lokis frustrierende Gefühle nachvollziehen, als er sein perfektes göttliches Äußeres mit dem seines Menschen-Daseins vergleicht (was auch bildlich dargestellt ist ;)
Und dann ist da auch noch das Tagebuch, in das Loki jeden Tag seine Fortschritte schreiben muss - doch in diesem Buch kann er nicht lügen (was er ja gerne tut) - das Buch bessert ihm alles aus. Das ist natürlich besonders lustig!

Und dann versucht Loki gute Dinge zu tun (auch wenn er es zuerst nicht ernst nimmt); und selbst dann, als er es ernst nehmen will, schafft er es doch nur Chaos zu stiften und Menschen zu kränken, weil er einfach alles unabsichtlich falsch macht. Da hat man dann doch richtig Mitleid mit ihm.
Sein Tugend-Score sinkt dadurch natürlich in unermessliche Tiefen, und es scheint, als würde er es nie schaffen.
Durch eine Wendung kann Loki seinen Tugend-Score aufbessern und es ist toll, als er dann endlich versteht, worauf es ankommt. Und dass er doch Freundschaft und Liebe empfinden kann. Auch für seine 'Familie'. Und dass es DARAUF wirklich ankommt.

Man lernt natürlich einiges über die nordische Göttermythologie; allerdings wird man zu Beginn mit Infos überhäuft, ohne zusätzliche Erklärung. Da mussten wir viel nachschlagen. Erst später wird dann auch immer gleich eine Erklärung mitgeliefert, was ich mir jedoch schon von Anfang an gewünscht hätte. Denn selbst Kinder, die schon ein bisschen etwas über die nordischen Göttersagen wissen, kennen eben nicht alles. (auch ich als Elternteil nicht ;)

Die schwarz-weiß Illustrationen im Comic-Stil sind zum Inhalt passend ebenfalls witzig; und die Übersicht der handelnden Personen im Buchdeckel fand ich sehr hilfreich.
Wir freuen uns schon auf Lokis zweites Abenteuer.


Fazit:
Äußerst amüsante Story über einen 'mangelhaften' Gott, der einwandfrei werden soll. Spritzig, unterhaltsam, urkomisch.