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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2023
Loeffelbein, Christian

Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung / Die Monsterschule Bd. 1


sehr gut

Bunter, turbulenter und gar nicht gruseliger Monsterspaß

Lukas Eltern sind Wissenschaftler und viel in der Weltgeschichte unterwegs. Daher soll Lukas nun zeitweise auf die Schule seines Patenonkels Professor Gregorius Graghul gehen. Lukas ist zunächst nicht sehr erfreut über sein neues Zuhause, zumal es sich um eine abseits gelegene, nicht gerade moderne Schule für Schwererziehbare handelt. Doch dann erlebt er eine Überraschung: Die Schüler seines Onkels sind keine Kinder, sondern Monster. Als plötzlich alle Monster von fürchterlich stinkenden Pupsen heimgesucht werden, möchte Lukas dem Geheimnis der Darmwinde auf den Grund gehen. Ob es ihm gelingt, die Ursache zu finden?

Christian Loeffelbein erzählt kindgemäß, lebendig und witzig. Besonders komisch die originellen Namen wie „Frau Rongswandlshoberowoia (oder so ähnlich)“. Die Geschichte ist in 23 Kapitel gegliedert, die mit je vier bis fünf Seiten eine vorlesefreundliche Länge haben.
Nikolai Renger hat zum Text passende charakteristische und lustige Bilder gezeichnet, bunt, aber nicht grellbunt, sondern eher in gedeckten Farben. Schon das gelungene Cover mit Abbildungen von einigen der kuriosen Schüler macht sofort neugierig.
„Die Monsterschule - Achtung Pups-Pillen-Verschwörung“ ist eine Vorlesegeschichte für Kinder ab fünf Jahren.

Wie ungewöhnlich die Figuren sind, kann man auf den ersten und letzten Seiten sehen, auf denen die wichtigsten Monsterschüler mit Bild vorgestellt werden. Neben dem aufgeweckten Lukas besuchen ein unsichtbares Schamäleon, ein nasenloser Ghul, ein Zyklop, Vampirbräute oder ein Klabautermann Gregorius Schule. Der Haushalt wird von Octopusterix Wieher Pferdeappel geführt, einer Mischung aus Pferd und Tintenfisch. Bei dieser bunte Figurenkonstellation wird es nie langweilig, schließlich hat jedes Monster seine ganz persönlichen Eigenarten. Die geheimnisvollste Figur ist allerdings ein scheinbar ganz gewöhnliches Mädchen Nicoletta Amalia Dorothea von Blumenkohl, genannt Nicki. Es muss doch einen Grund geben, warum sie ausgerechnet auf eine Monsterschule geht, obwohl sie ein normales Kind ist…

Warum müssen plötzlich alle furzen? Lukas erlebt ein pupslustiges, spannendes, turbulentes, monströses, aber absolut ungruseliges Schulabenteuer der besonderen Art, das bei Kindern sicher gut ankommen wird. (Schließlich interessieren sich die allermeisten Kinder für Flatulenzen und deren Herkunft. Pupse ziehen immer). Die herrlich skurrilen und originellen Figuren machen einfach Spaß und sind für viele Überraschungen gut, auch wenn das Potential des Plots und der Charaktere meiner Meinung nicht ganz ausgeschöpft wurde und die Handlung an manchen Stellen noch etwas raffinierter hätte sein können. Aber das ist ja erst der Auftakt der Serie. Es sind in den zukünftigen Bänden sicher noch einige abwechslungsreiche, ausgefeilte Verwicklungen möglich. Meine Mitleser und ich freuen uns jedenfalls schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Bewertung vom 04.01.2023
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Eine Geschichte von Liebe, Flucht, Schuld und Verrat - packend und raffiniert erzählt

Die Kasseler Anwältin Cara Russo macht im Dezember 2000 in einem Café eine ungewöhnliche Bekanntschaft. Sie unterhält sich mit einer Fremden, die ihr viele Briefe aus dem zweiten Weltkrieg übergibt und dann verschwindet. Auf etliche der Briefen ist das Wort „Feldpost“ gestempelt. Als sich Cara näher mit den Briefen beschäftigt, stößt sie auf eine besondere Geschichte.

Mechthild Borrmann erzählt klar und gut verständlich auf verschiedenen Ebenen. Sie nimmt Caras Sichtweise ein, springt aber auch in die Vergangenheit und schildert, was Adele Kuhn, ihre Eltern und ihr Bruder Albert sowie Richard, ein Freund der Familie, während des dritten Reichs erleben. Wie ein Puzzle lassen sich alle Aspekte der Handlung zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Am Ende wird klar, welche Bewandtnis es mit den mysteriösen Briefen hat. Durch die nicht chronologische Erzählweise und den Perspektivwechsel wird die Spannung durchgehend hochgehalten.

Adele Kuhn, die sich teilweise alleine ohne ihre Familie durchschlagen muss, ist eine interessante Figur. Ihre Situation ist alles andere als einfach. Es wird sehr deutlich, welche schwierigen Herausforderungen das Leben im Dritten Reich für sie mit sich brachte. Cara Russo, die über die Briefe von der Vergangenheit der Kuhns erfährt, spielt für die eigentliche Handlung keine entscheidende Rolle. Sie ist nur diejenige, die die Geschichte aufdeckt.

Mechtild Borrmann erzählt von einer großen Liebe, die nicht sein durfte, von einer Geschichte voller Ungereimtheiten und Geheimnissen, von Flucht, Schuld und Verrat, die bis in die Gegenwart nachwirken. Am Ende bleibt man sprachlos zurück. Ein beeindruckender, packender erschütternder Roman, der seine Leser gedanklich sicher noch länger beschäftigen wird.

Bewertung vom 03.01.2023
Rylance, Ulrike

Wildschweine und Umweltferkel / Penny Pepper Bd.10


ausgezeichnet

Penny Pepper jagt Umweltferkel - erfrischend lustig und rätselhaft spannend

Als Penny Pepper und ihre Schulklasse einen Ausflug in den Kletterwald unternehmen, machen sie eine äußerst unangenehme Entdeckung. Irgendjemand nutzt die Wiese hinter dem Kletterwald als Müllabladeplatz, um seine kaputten Sachen loszuwerden. Immer mittwochs taucht neuer Abfall auf, erfahren die Kinder vom Betreiber des Kletterwalds. Penny und ihre Freunde helfen zunächst, den Müll richtig zu entsorgen. Als dann auch noch Müll in der Nähe von Omas Kleingarten auftaucht, wittern Penny Pepper und ihre Freundinnen einen neuen Fall. Sie wollen die Umweltsünder auf frischer Tat ertappen. Ob sie den Verbrechern auf die Spur kommen?

Ulrike Rylance erzählt in unverwechselbarem Penny-Pepper-Stil. Sie schreibt aus Pennys Sicht in Ich-Form. Frech, direkt, erfrischend und mit viel Humor trifft sie genau den Ton ihrer jungen Leserinnen. Der Text ist wie bei Comicromanen üblich in verschiedenen Schriftarten und -größen abgedruckt. Immer wieder kommen auch Sprechblasen zum Einsatz, manche Texte wie Worterklärungen oder Aufzählungen und Listen sind in Extraabschnitten optisch vom übrigen Text abgesetzt, sehen z. B. aus wie Notizzettel.
Herrlich komisch die „Kommentare“ des defekten Diktiergeräts, das Sätze zuverlässig missversteht und ähnlich klingend, aber völlig abstrus und unsinnig wiedergibt. Lisa Hänschs Illustrationen und die Geschichte ergänzen sich perfekt. Die Figuren sind klar erkennbar, witzig, charakteristisch und ausdrucksstark gezeichnet. Vor allem die Umschlaginnenseite mit den vielen wimmelartig arrangierten Wildschweinen hat es uns angetan. Die äußere Gestaltung der Geschichte ist rundum gelungen. Das Softcover liegt leicht in der Hand und wirkt dennoch robust.
Die Geschichte richtet sich an Mädchen ab acht, neun Jahren.

Die Charaktere sind sehr unterhaltsam, oft wunderbar skurril. Penny Pepper ist neugierig, tatkräftig und praktisch. Marie beweist immer wie, wie schlau sie ist, ihr scharfen Verstand und ihre Kombinationsgabe führen die Mädels oft auf die richtige Spur. Ida liebt Verkleiden und Essen, Flora hat einen Faible für gewisse Jungs, ist Tochter reicher Eltern und hat ein entsprechend gut ausgestattetes Kinderzimmer. Natürlich ist diesmal auch wieder die etwas obskure und sehr verdächtige Blutbachtochter mit von der Partie. Und dann gerät auch noch Omas langjährige Feindin Frau Frenzel ins Visier der Ermittlerinnen….

Eine spannende Detektivgeschichte, herrlich komische Situationen, lustige und dubiose Figuren, wunderbare Illustrationen, eine ansprechende, motivierende Gestaltung. Auch der neueste Penny Pepper Band überzeugt auf ganzer Linie. Ganz nebenbei werden neue Wörter wie Cholesterin oder Schürzenjäger kindgemäß erklärt.
Wer die bisherigen Bände mochte, sollte unbedingt auch Pennys neuesten Fall lesen.

Bewertung vom 31.12.2022
Messenger, Shannon

Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8


ausgezeichnet

Alte und neue Rätsel- spannende, dramatische Fortsetzung mit viel Action und einigen Überraschungen

Sophie möchte nicht akzeptieren, dass sie als „unvermittelbar“ gilt. Daher setzt sie alles daran, herauszufinden, wer ihre biologischen Eltern sind. Ihre Freunde unterstützen sie bei der Suche. Doch wie wird Fitz auf Sophies „Status“ reagieren?
Während die Freunde mit ihren Recherchen beschäftigt sind, erhalten sie vom Hohen Rat eine überraschende Botschaft. Sie werden mit neuen, herausfordernden Aufgaben betraut. Und dann erfahren Sophie und Keefe wichtige Informationen aus der Vergangenheit, die gewaltige Konsequenzen haben und beiden vor bedeutende Entscheidungen stellen. Bei all der turbulenten Entwicklungen ist es verdächtig still um die Neverseen….

Die Geschichte liest sich gewohnt flüssig und ist klar und witzig formuliert. Für Reihenkundige dürfte es keine Schwierigkeiten geben, den Text mit all seinen elfischen Fachbegriffen komplett zu erfassen. Neulinge werden vermutlich über Begriffe wie „Psioniepathie“, die Definition einer besonderen Fähigkeit unter den Elfen, stolpern. Die Buchserie richtet sich an Leserinnen und Leser ab 12 Jahren.

Sophie ist eine ganz besondere Protagonistin. Sie ist die „Mondlerche“, eine Schöpfung der Organisation Black Swan, ausgestattet mit vielen besonderen Fähigkeiten, die sie selbst noch nicht alle ganz erforscht und im Griff hat. Sophie kennt ihre echten biologischen Eltern nicht, was sie sehr unsicher macht. Auch mit ihren Talenten ist sie noch nicht hundertprozentig im Reinen. Dass Sophie manchmal ziemlich tollpatschig sein kann, nicht immer wie die makellose, perfekte, souveräne Heldin auftritt, macht sie umso sympathischer.
Mit Fitz verbindet Sophie eine besondere Beziehung. Doch nicht nur Fitz Bruder Alvar, der sich den Neverseen angeschlossen hat, steht zwischen ihnen. Auch Sophies persönliche Probleme wirken sich auf das Verhältnis der beiden aus. Und dann ist da noch Keefe mit den tollen Haaren, dessen hinterhältige Mutter mit allen Wassern gewaschen ist und ihn mit seinem Vermächtnis konfrontiert.
Die unterhaltsamste Figur ist für mich Keefes Bodyguard, Ogerprinzessin Ro. Sie hat zuverlässig witzige Kommentare auf Lager, die Situationen den Ernst nehmen. Mit ihren spitzen Bemerkungen wie „Also echt, Jungs dabei zuzusehen, wie sie zu kommunizieren versuchen, ist, als würde man Amöben beobachten“ sorgt sie immer wieder für Spaß.
Selbstverständlich haben auch wieder unberechenbare, abgrundtiefe Bösewichte aus den Reihen der Neverseen ihre Auftritte, denn die Welt der Elfen ist längst nicht so glänzend und gut wie manche Bewohner das gerne hätten…

„Das Vermächtnis“ ist unheimlich packend zu lesen, überrascht mit zahlreichen unvorhergesehenen Wendungen, Ereignissen und Geheimnissen. Die Spannung wird dabei permanent hochgehalten, die Handlung fesselt durchgehend. Die Charaktere entwickeln sich immer weiter, werden durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse komplexer und interessanter. Ich habe das Buch mit dem beachtlichem Umfang deshalb innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Für mich einer der besten Bände der Reihe. Und natürlich wartet Shannon Messenger wieder mit einem besonderen, grandiosen Cliffhanger auf, der die Neugier auf den nächsten Band noch größer macht.

Bewertung vom 31.12.2022
Maar, Paul

Das Sams und die große Weihnachtssuche / Das Sams Bd.11


ausgezeichnet

Das Minisams ist zurück - große Weihnachtssuche mit verschiedenen Samsen, großem Wortwitz und herrlicher Situationskomik

Gerade haben das Sams, Frau Rotkohl, Herr Taschenbier und das Minisams einen sehr schönen Heiligabend miteinander verbracht, da musste das Minisams schon wieder in die Samswelt zurückkehren. Doch jetzt, wo ein Wechsel zwischen den Welten problemlos möglich ist, möchte das Minisams gerne auch am ersten Weihnachtstag Herrn Taschenbier, Frau Rotkohl und das Sams besuchen. Doch leider ist die Sache nicht ganz so einfach. Dank ungenauer Wünsche erleben die vier einen turbulenten, ereignisreichen Weihnachtstag mit ziemlich viel Sucherei. Ob sie sich am Ende doch noch treffen?

Paul Maar schreibt klar, lebendig, abwechslungsreich, witzig und sehr genau auf seine Zielgruppe ausgerichtet. Wie in jedem Samsbuch wird natürlich viel gereimt, und das intelligent und absolut komisch. Durchgehend überzeugt die Geschichte durch viel Wortwitz und geniale Sprachspielereien. Die unterhaltsamen, bunten, typischen und sehr passenden Illustrationen stammen vom Autor selbst. Das Buch eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren.

Paul Maar hat ein Händchen für einzigartige, originelle Charaktere. Das Sams ist für mich nach wie vor seine beste unter all den tollen Figuren: fröhlich, frech, kreativ, lustig, ein begnadeter Dichter und immer wieder für eine Überraschung gut. Auch die vielen weiteren Figuren machen einfach nur Spaß: Frau Rotkohl, die ansonsten so schroff neuerdings auch ein Herz hat, Herr Taschenbier, der seit er das Sams kennt, sich jeden Tag ein bisschen mehr aus seinem Trott und seinem Schneckenhaus heraus wagt, das niedliche Minisams, das gerne alles genau wüsste und wirklich noch viel lernen muss, der skurrile Herr Rudolf Rudolf, der mit seinen Kindern in einem Möbelhaus wohnt oder der dichtende Herr Weinstein, der sich sehr über spontanen Besuch freut.

Die Handlung von „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist schnell erklärt, sie ist nicht ganz so raffiniert wie die der übrigen Samsbüchern. Aber an Weihnachten darf es ruhig ein bisschen ruhiger zugehen. Dafür besticht das Buch durch seine besondere Situationskomik und viel Wortwitz. Es zeigt sich wiederholt, wie viel Spaß die Beschäftigung mit Sprache und die grandiosen Sams-Gedichte machen können. Sprache ist eine wahre Schatzkiste. Auch die Ausflüge in die Samswelt sind wunderbar amüsant. Wie sich die doch recht unbedarften Samse die Menschenwelt erklären, bringt garantiert zum Lachen, sorgt für einige absurd-schräge und lustige Momente. Zwar ist das Buch auch unabhängig zu lesen, noch leichter verständlich und vergnüglicher wird es aber, wenn man das „Das Sams feiert Weihnachten“ kennt. Auch mit 85 Jahren überzeugt Paul Maar als Kinderbuchautor nach wie vor restlos und auch das Sams hat nichts von seinem Charme verloren.

Bewertung vom 29.12.2022
Mr. Tan;Le Feyer, Diane

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen


sehr gut

Adele als Märchenprinzessin - schräg, böse, absurd und ziemlich witzig

Adele hat von ihrer Oma ein Märchenbuch geschenkt bekommen und ist über die klassische Rolle der hilflosen Prinzessinnen in Not recht irritiert. Sie träumt sich daraufhin selbst in das „Land der unerzählten Märchen“ und erlebt ein Prinzessinnenmärchen der besonderen Art. Wenn Adele mitmischt, sind Prinzessinnen mitnichten wohlerzogen, bescheiden, mitfühlend, sanftmütig und gutherzig. Im Gegenteil, Adele schreibt ein völlig neues Märchen…

„Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen“ enthält nicht wie die sonstigen Adele-Bücher viele einzelne, kurze Comicstrips, sondern nur eine einzige zusammenhängende Geschichte. Die gezeichneten Figuren sehen wie immer niedlich und drollig aus, haben aber dabei mitunter auch einen herrlich fiesen Gesichtsausdruck. Diane Le Feyers Bilder sind insgesamt sehr bunt und witzig-übertrieben.
Mr. Tan liefert zu den Bildern passende kurzen Texte und Sprechblasen, die klar, knapp, direkt und amüsant formuliert sind.
Der (Nicht-)Prinzessinnen-Comic richtet sich an Jungen und Mädchen ab neun Jahren.

Adele ist ein Original. Äußerlich klein, niedlich und zuckersüß, steckt in ihr ein absolut fieses, hinterhältiges Biest, das jede Gelegenheit nutzt, andere zu schikanieren oder zu ärgern. Adele als Hauptfigur eines Prinzessinnenmärchens lässt natürlich einiges erwarten. Aber auch manche andere Figuren (Oger, Prinzessinnen, Gouvernanten, Königssöhne) verhalten sich recht untypisch und sind so für einige Überraschungen gut. Hier werden zahlreiche Klischees ziemlich originell und phantasievoll genau ins Gegenteil verkehrt.

„Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen“ ist ein absolut komisches, schräg-absurdes, temporeiches Comicvergnügen mit höchst unterhaltsamen Figuren. Vergesst alles, was Ihr bisher über Märchen zu wissen glaubtet und lasst Euch von Adele in diese aberwitzige Geschichte entführen! Für uns ist der neueste Adele-Band der bisher beste.

Bewertung vom 19.12.2022
Naoura, Salah

Das Schloss der Smartphone-Waisen / Die Smartphone-Waisen Bd.1 (4 Audio-CDs)


sehr gut

Schräg-verrückte, warmherzige Gangsterstory mit sehr sympathischen Kriminellen

Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani sind Smartphone-Waisen. Ihre Eltern verloren ihr Leben, weil sie sich lieber mit ihren Handys als mit den akuten Gefahren des echten Lebens beschäftigten. Nun leben sie gemeinsam bei Marla in einem kleinen Haus in einem Berliner Hinterhof. Doch ihr Zuhause soll abgerissen werden und die Kinder brauchen dringend eine neue Bleibe. Als sie Hermine, eine ältere, sehr nette Dame, kennenlernen, hoffen sie, in deren Schloss unterzukommen. Doch Hermine droht selbst der Rauswurf aus ihrem Domizil. Also schmieden die Kinder einen aberwitzigen Plan, der mit der kuriosen Entführung von Hermines Enkel Archibald beginnt. Doch bald schon läuft alles völlig anders als erhofft…

Autor Salah Naoura schreibt humorvoll, kindgemäß, flüssig, abwechslungsreich und sehr lebendig. Er wendet sich immer wieder an seine Leserschaft, geht auf ihre potentiellen Einwände ein und spricht sie direkt mit „du“ an. Das macht den Schreibstil sehr unterhaltsam.
Kai Schüttlers witzige und drollige, schwarz-weiß Bilder passen ganz prima zur Geschichte.
Das Buch richtet sich an Mädchen und Jungen ab neun Jahren.

Alle wichtigen Charaktere finden sich auf dem bunten Cover. Marla, die „Heimleiterin“ ist liebevoll und nett, kümmert sich rührend um ihre Schützlinge, ist sie doch selbst eine Smartphone-Waise und weiß, was es heißt, seine Eltern zu verlieren. Bodhi und Bhavani streiten sich wie Geschwister das nun mal tun. Leo vergisst die Welt um sich herum, wenn er strickt, Tara ist überzeugt, die Tochter einer Fee zu sein und Kalli ist ziemlich gut im Pläneschmieden. Hermine mit ihrem Rennrollstuhl ist eine Seele von Mensch und schließt die Kinder sofort in ihr großes Herz. Und dann kommt auch noch Hermines Enkel Artschie ins Spiel, der zu Beginn recht unangenehm auffällt, doch schließlich ziemlich überrascht.

Teils ganz schön böse und skurril wie hier die Smartphonesucht der Gesellschaft aufs Korn genommen wird. Salah Naoura steckt sehr direkt den Finger in die Wunde der Elterngeneration. Und wenn man genauer drüber nachdenkt, ist das nicht nur komisch und originell, sondern auch eigentlich ganz schön traurig, weil es leider wirklich Eltern gibt, die ihrem Smartphone mehr Aufmerksamkeit angedeihen lassen als ihrem eigenen Nachwuchs. Eine Entwicklung, die durchaus kritisch zu sehen ist und hier auf sehr komische Art überspitzt dargestellt wird.
Was die Kinder unternehmen, um an ein neues Zuhause zu kommen, ist absolut illegal, kriminell , und mindestens genauso schräg, überdreht und interessant wie die Grundidee der Smartphone-Waisen. Diese ungewöhnlichen Gangster muss man einfach mögen und verteidigen.
Besonders gut hat uns der zauberhafte Laden „Tausend tolle Dinge“ gefallen. So einen Laden sollte es in jeder Stadt geben.
„Das Schloss der Smartphone-Waisen“ ist ein modernes, freches Märchen mit Gut, Böse, Schwarz, Weiß, Action, Witz und ganz viel Herz und Wärme. Uns hat die verrückte, phantasievolle, nicht ganz ernstzunehmende, aber sehr unterhaltsame und humorvolle Geschichte überzeugt.

Bewertung vom 18.12.2022
Städing, Sabine

Alle für einen / Die Stoffis Bd.2


sehr gut

Wohligwarmes Vorleseabenteuer mit drolligen, liebenswerten Figuren

Dass die Stoffis jetzt ein eigenes Zuhause in Hulda Regensteins Garten gefunden haben, heißt nicht, dass ihr Leben nun langweilig geworden ist. Als Sternchen bei einem Ausflug von einer Gruppe Kindergartenkinder aufgesammelt wird, müssen die Stoffis Sternchen natürlich unbedingt zurückholen. Doch das kann nur mit Huldas Hilfe gelingen. Ob die alte Dame dazu bereit ist? Unterdessen macht Sternchen in der Kita die Bekanntschaft von anderen abenteuerlustigen Kuscheltieren, die auch gerne mal die weite Welt sehen wollen. Ihr Wunsch soll sich schon bald erfüllen…

Sabine Städing erzählt lebendig, bildhaft und kindgemäß. Nadine Reitzs bunte, hübsche und niedliche Bilder illustrieren die Geschichte passend und ansprechend. Ein besonderes Highlight sind die Sticker mit Abbildungen der Stoffhelden im Anhang. Nach jedem gelesenen Kapitel können die kleinen Leserinnen und Leser einen runden Aufkleber nach Wahl auf den dafür vorgesehenen nummerierten Platz auf der Umschlaginnenseite kleben. So macht das Lesen natürlich doppelt Spaß, wenn das Zuhören auch noch belohnt wird.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Die Stoffis sind eine besonders nette, sympathische Truppe, die man sofort ins Herz schließen muss. Kater mag seinen eigentlichen Namen nicht, er ist clever und packt die Dinge an. Einhorn Sunny kann manchmal ein eingebildeter Angeber sein, hat aber das Herz am rechten Fleck. Hund Helmut lässt lieber Vorsicht walten, hat er doch schon viel erlebt. Sein Geruchssinn bringt die Stoffis oft auf die richtige Spur. Schildkröte Melisande ist zwar nicht schnellste, aber ziemlich weise und vernünftig. Dann gibt es noch den immer gut gelaunten Seestern Sternchen. Ohne Sternchen sind die Stoffis einfach nicht komplett. Der einarmige Bär Rumpel ist stark und kann ganz prima Probleme lösen. Diesmal bekommen die Stoffis noch weiteren überraschenden Zuwachs und müssen sich auch mit wirklich unangenehmen Zeitgenossen auseinandersetzen.
In der netten Hulda Regenstein haben die Stoffis eine verlässliche, geduldige Freundin gefunden.

Was für eine schöne und gemütliche Vorstellung, dass Stofftiere eigentlich lebendig sind und in einem Spielhaus in einem Garten ein eigenes Zuhause gefunden haben! Auch das zweite Buch um die Stoffis macht viel Spaß. Der Zusammenhalt der flauschigen Helden, die in „Alle für einen“ wie Musketiere immer füreinander einstehen, ist bemerkenswert. Jeder ist hier wichtiger Teil der Gruppe und wird uneingeschränkt akzeptiert. So sieht echte Freundschaft aus. Eine phantasievolle, wohlig-warme, abenteuerliche Freundschaftsgeschichte mit einnehmenden Figuren und gelungenen Bildern. Ein Muss für alle Kuscheltierfans.

Bewertung vom 11.12.2022
McFarlane, Mhairi

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben


sehr gut

Von ungesunden und heilenden Beziehungen

„Wie das Sprichwort ganz richtig sagte: Eine Lüge war schon um die halbe Welt, ehe die Wahrheit sich die Schuhe angezogen hatte.“

Nachdem Hochzeitsfotografin Harriet den Heiratsantrag ihres Freundes Jon ablehnt, braucht sie dringend eine neue Bleibe. Über eine befreundete Immobilienmaklerin erfährt sie von einem freien Zimmer bei Cal. Sie mietet das Zimmer ungesehen und ohne Cal zu treffen. Die beiden WG-Bewohner verstehen sich zunächst gut. Erst später wird klar, dass Harriets Cals brisantes Geheimnis kennt, das die Situation zwischen den beiden verkompliziert. Auch Harriet schleppt allerhand Ballast mit sich herum. Sie glaubt nach schlechten Erfahrungen nicht mehr an die große Liebe. Ob die beiden Mitbewohner es schaffen, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen?

Mhairi McFarlane schreibt unkompliziert und flüssig in der dritten Person Vergangenheit. Der lockere Schreibstil lässt sich leicht und angenehm lesen. Da soziale Medien im Roman eine größere Rolle spielen, sind auch Facebook-Posts oder WhatsApp-Nachrichten abgedruckt, die für die Handlung wichtig sind.

Dass Harriet ein Problem mit Beziehungen hat, zeigt sich spätestens dann, als sie den Heiratsantrag ihres Freundes zunächst unter Zugzwang annimmt und kurz darauf ihre Entscheidung revidiert und die Flucht antritt. Welches Trauma die junge Frau genau zu verarbeiten hat, wird im Verlauf nachvollziehbar erklärt. Harriet ist ein recht authentischer Charakter. Bei Cal wird ebenso rasch klar, warum er sich verhält, wie er sich verhält. Auch seine Erfahrungen und die Konsequenzen, die er daraus zieht, werden recht realistisch dargestellt. Cal wirkt auf mich allerdings etwas zu nett und glatt.

So locker-leicht und zuckersüß sich „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“ gerade am Ende entwickelt, so enthält der Plot auch viel Stoff zum Nachdenken. Es geht im Roman um Freundschaft und Liebe, aber auch um verschiedene Wahrnehmungen der Wirklichkeit und um die Macht des Internets und der sozialen Medien, die gnadenlos und unerbittlich ganze Existenzen zerstören können. Für mich zwar nicht der spritzigste und überraschendste Roman der Autorin - gerade anfangs zieht sich die Handlung ein wenig- aber ein durchaus unterhaltsames und lesenswertes Buch fürs Herz und das Gemüt.

Bewertung vom 11.12.2022
Zwerschina, Franz

Schülerin, Gamerin, Weltenretterin / Lina Knut Bd.1


sehr gut

Moderner, abwechslungsreich gestalteter Comicroman mit wichtiger Botschaft

Lina Knut geht in die fünfte Klasse, sie ist Gamerin, lässt ihre Follower in Let’s- Play-Videos live beim Spielen zusehen und hat online eine feste Clique. Im echten Leben kann sie sich auf ihre beste Freundin Mia verlassen, die sie immer wieder stärkt und die ihr über ihr Stottern hinweghilft. Als Lina die Möglichkeit bekommt, eine Erweiterung ihres Lieblingsspiels Aarona exklusiv vorab zu testen, möchte sie ihren virtuellen Freunden ein einzigartiges Let’s-Play bieten. Doch bei all der Aufregung verliert sie ihre wirkliche Freundin Mia aus den Augen. Ob Mia ihr das verzeihen kann?

Lina erzählt in Tagebuchform. Das Buch ist aufgeteilt in echte Erlebnisse, wenn Lina von ihrem realen Leben in der Schule, der Familie und ihren Freunden berichtet, und Abschnitten, in denen es um das virtuelle Spiel und ihre Online-Kommunikation geht. Optisch sehen der Hintergrund und die Illustrationen dann wie die Grafik eines Videospiels aus. Wenn Lina von ihrem wirklichen Leben schreibt, sind viele motivierende, witzige und unterhaltsame Bilder eingefügt. Wie im Comicroman üblich sind manche Wörter in anderer Schriftart gestaltet oder fett gedruckt. So werden auch weniger lesebegeisterte Kinder die Geschichte ohne Anstrengung lesen können. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Lina ist ein nettes Mädchen mit wirklich guten Freunden, das unter seinem Stottern leidet. Gamen ist für Lina eine Möglichkeit, aus dem Alltag zu entfliehen und ihre Schwäche zu vergessen. Auf ihre immer fröhliche, offene Freundin Mia kann sie sich stets verlassen. Im Laufe der Lektüre wird sehr deutlich, dass Lina nicht die einzige ist, die Probleme hat. Mir gefällt, wie selbstverständlich und natürlich hier mit den vermeintlichen Schwächen der Figuren umgegangen wird.

Mit dem Gaming Trend Let‘s Play kann ich wenig anfangen. Mir erschließt sich nicht, was faszinierend daran sein soll, anderen online beim Computerspiel zuzusehen. Dennoch ist Lina Knut ein Buch, das sicher auch Nicht-Gamer abspricht. Die Botschaft, dass niemand perfekt ist, wie bedeutend Freunde und wie notwendig Spaß auch im echten Leben sind, ist für alle Kinder wichtig. Diese ist in einem absolut motivierend gestalteten Comicroman mit ungewöhnlicher Idee verpackt. Und wer weiß, vielleicht bringt gerade dieses Buch Kinder, die etwas zuviel Zeit vor dem Computer verbringen, zum Lesen?