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Fornika
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Bewertungen

Insgesamt 402 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2019
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


sehr gut

Jasmijn war schon immer ein verschlossenes Kind. Sie spricht eigentlich nur mit den Eltern und Großeltern, und mit Senta, ihrer Hündin natürlich. Ihr seltsames Verhalten eckt oft unfreiwillig an, wird mit einem „die ist halt so“ abgetan. Erst im Erwachsenenalter erfährt sie den wahren Hintergrund: sie leidet am Asperger Syndrom. In ihrem Roman erzählt sie vom Aufwachsen in ihrer ganz eigenen Welt.

„Mein Leben als Sonntagskind“ ist ein autobiographischer Roman. Zu wissen, dass viele der Szenen tatsächlich so passiert sind, macht das Geschehen noch beklemmender. Judith/Jasmijn wächst in den 80er und 90er Jahren auf; auch wenn das Bewusstsein für psychische Störung damals sicherlich noch ein anderes war, fragt man sich im Verlauf der Handlung immer wieder, warum niemand auf die Idee kam, das Verhalten von Jasmijn zu hinterfragen. Es wird abgetan als seltsam, arrogant oder auch schwer erziehbar. Das etwas anderes der Grund sein könnte, das scheint dem Denken sämtlicher Erwachsener, sei es Familie, sei es Erziehern bzw. Lehrern völlig fremd zu sein. Das macht beim Lesen natürlich traurig und betroffen. Trotzdem ist der Roman nicht nur düster. Die Autorin erzählt oft mit großer Leichtigkeit, gerade von den wenigen Freundschaften und positiven Erlebnissen zehrt sie sehr. Auch empfindet sie viele Situationen ganz anders als ihre Umgebung, was sie sehr gut zu transportieren weiß. Und so sieht man das Erlebte oft noch einmal mit anderen Augen. Der Roman handelt naturgemäß viel von Kindergarten und Schule, Sandkastenfreundschaften und der ersten Liebe. Auch wenn die Protagonistin eine besondere ist, schleicht sich immer wieder Jugendbuchfeeling ein. Kann man mögen, muss man aber nicht, denn der Roman punktet eben mit vielen anderen Dingen. Mir hat er sehr gut gefallen, da er Einblicke in eine sehr verschlossene Welt gewährt ohne zu sehr auf die Mitleidsschiene zu geraten.

Bewertung vom 12.05.2019
Griffin, Mark

Dark Call - Du wirst mich nicht finden / Holly Wakefield Bd.1


gut

Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine bestialisch zugerichtete Leiche wurde gefunden, für die Ermittler perfekt in Szene gesetzt. Schnell wird klar, dass auch ein weiterer Mord auf dasselbe Konto geht. Holly soll den Serienmörder stoppen helfen.

Dark call ist sicherlich kein schlechter Thriller. Aber auch keiner, der sich irgendwie aus der breiten Masse abheben kann. Der Mörder ist brutal, die Beschreibungen mittelgrausam, die Profilerin natürlich klug und mit einer düsteren Vergangenheit gesegnet. Der Ermittler ist natürlich ebenfalls smart, hat aber auch sein Päckchen zu tragen. Die Ermittlungen spielen in London, wo es naturgemäß meist regnet oder schneit. Ich kann nichts Außergewöhnliches an diesem Thriller finden, eher so als würde hier der übliche Einheitsbrei mit dem üblichen „furioses Debüt“ beworben. Geschrieben ist das Buch nicht schlecht, Griffin schreibt sehr gefällig und auch spannend. Da überliest man schon auch mal die eine oder andere Logiklücke (ein Beispiel: eine Leiche wird ca. 2 Tage nach dem Mord gefunden, weil dem Ermittler das Blut ins Gesicht tropft; das natürlich noch quietscherot ist und natürlich nicht gerinnt. Sonst wäre ja der theatralische Effekt kaputt.) Vielleicht bin ich von dieser Art Story etwas übersättigt. Vielleicht ist Dark call aber wirklich einfach nicht so sonderlich anders als das Gros der anderen Thriller.

Bewertung vom 05.05.2019
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


ausgezeichnet

Max lebt bei seinen Großeltern, die mit ihm von Russland nach Deutschland auswandern. Dort landen sie zunächst in einem Wohnheim. Die Großmutter führt den Haushalt mit strenger Hand und wacht gluckenhaft über den Enkel. Er darf nicht allein in die Schule, bekommt ein Hausmittelchen nach dem anderen, zu essen gibt es nur leichtverdauliche Gemüsepampe. Sie beschützt ihn mit allen Mitteln vor jeglichem echtem oder auch eingebildetem Übel. Dabei verliert sie leider den eigenen Mann etwas aus den Augen.

Alina Bronsky hat mit „Baba Dunjas letzte Liebe“ schon gezeigt, dass ihr die älteren Damen als Protagonisten sehr gut gelingen. Auch in ihrem aktuellen Roman liegt der Fokus klar auf der Großmutter, selbst wenn Enkel Max als Erzähler dient. Die Großmutter ist wirklich eine anstrengende Figur; sie changiert zwischen leicht schräg, besorgt um den Enkel, rücksichtlos-verletzend und völlig überdreht. Langweilig wird es mit ihr nie, bis zum Schluss kann man noch neue Seiten an ihr entdecken und ich hatte viel Spaß mit ihren kleinen und großen Schrullen. Max und sein Opa fungieren als Gegenpole, zum Glück gehen die zwei unter der großmütterlichen Fuchtel nicht völlig unter. Bronsky erzählt ihre aberwitzige Story recht locker und mit einem gewissen Charme. Ein flottes Tempo wird passend zum Charakter der Großmutter vorgelegt, und so ziehen die Jahre (und damit die Seiten) quasi unbemerkt dahin. Die Handlung lebt nicht nur von ihren Charakteren, sondern es gilt auch das eine oder andere Geheimnis zu lüften, und so bleibt man als Leser dran an dieser außergewöhnlichen, tragisch-komischen Geschichte. Volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.05.2019
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


ausgezeichnet

Dr. Miles Singer arbeitet in Kingston in einem Veteranenhospital als Psychiater. Er betreut die vom Krieg traumatisierten Soldaten. Dabei helfen ihm nicht nur seine eigenen Kriegserfahrungen, sondern auch seine magischen Fähigkeiten. Die muss er vor der Außenwelt verborgen halten, denn Hexen sind den Sturmsängern, der führende Elite von Aeland ein Dorn im Auge und dienen maximal zur Mehrung deren Macht. Der Tod eines Patienten gefährdet jedoch nicht nur Miles Karriere, sondern auch seine Deckung.
C. L. Polk hat mit ihrem ersten Roman eine sehr schöne und runde Geschichte abgeliefert. Die Mischung zwischen Fantasy und historischer Atmosphäre im Stile eines Londons von 1900 hat es mir wirklich angetan. Mit Miles hat die Autorin einfach einen tollen Charakter geschaffen. Ein grundsympathischer Kerl, der sich für seine Überzeugungen einsetzt, das Herz am rechten Fleck hat und mit viel Sinn und Verstand seine Spuren verfolgt. Die Handlung wird aus seiner Perspektive erzählt und so kann man alle Gedankengänge wunderbar nachvollziehen. Seine Figur hat das Potential die Geschichte noch über einige Bände interessant zu halten. Ich tat mir zu Beginn etwas schwer die gesellschaftlichen Strukturen zu verstehen, doch irgendwann hat man die Zusammenhänge auch ohne große erklärende Kapitel verstanden. Das Machtgefüge, das wird einem immer mehr klar, ist ziemlich erschreckend. Sklaverei und Unterdrückung vom Feinsten, über Leichen geht man natürlich auch. Eine explosive Situation also. Und so warten auf Miles die eine oder andere brenzlige Situation, und auf den Leser sehr amüsante und kurzweilige Lesestunden. Ein toller Erstling!

Bewertung vom 21.04.2019
Ironmonger, John

Der Wal und das Ende der Welt


sehr gut

In St. Piran, einem kleinen, abgeschiedenen Dorf in Cornwall, ist es schon eine Sensation, dass sich die Einwohnerzahl auf 308 vergrößert hat. Es gab jedoch nicht etwa Nachwuchs, sondern Joe Haak, ein Analyst aus London, wird nackt am Strand angespült. Doch wie kam er hierher? Noch bevor diese Frage abschließend geklärt werden kann, strandet noch jemand am Strand: ein Wal.

John Ironmongers Roman wird mit dem Satz „Dieses Buch gibt einem den Glauben an die Menschheit zurück“ beworben. Das halte ich dann doch für etwas sehr plakativ ausgedrückt, auch wenn die Geschichte sicherlich Werte wie Solidarität, Selbstlosigkeit und Menschlichkeit vermitteln soll. Der Zusammenhalt in diesem kleinen Dorf wird für meinen Geschmack eine Spur zu ideal dargestellt, gerade so, dass es eben nicht mehr realistisch, sondern wie ein großes Märchen anmutet. Nicht einmal ein Quotengriesgram wird uns gegönnt, nahtlos alle ziehen im Endeffekt an einem Strang. Joe als Außenseiter wird sofort akzeptiert, was ich bei einer so kleinen Gemeinschaft auch eher ungewöhnlich finde. Die Figur Joe fand ich gut gemacht, ihn lernt man sehr gut kennen, sein Beruf als Analyst macht ihn sehr interessant, und seine Handlungen fand ich nachvollziehbar. Das entworfene Weltuntergangsszenario wirft viele kritische Fragen auf, hinterfragt unsere heutige Gesellschaft und wirkt alles in allem erschreckend authentisch. Hier hat der Autor sicherlich einen wunden Punkt unserer Welt getroffen, gleichzeitig gibt er auch Hilfestellung wo ein Umdenken hilfreich sein könnte. Bei allem realistischen oder auch unrealistischen Katastrophenszenario schafft es der Autor trotzdem, nie belehrend zu schreiben; kritische Töne werden eher leise geäußert, und hallen dafür umso lauter. Ich mochte den Erzählstil sehr, auch wenn ich ihn manchmal zu märchenhaft fand. Unterm Strich ist Ironmongers Roman recht gut gelungen, wichtige Themen werden manchmal allerdings zu plakativ angesprochen.

Bewertung vom 21.04.2019
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


weniger gut

Einst sind in Orphea am Premierenabend des Theaterfestivals vier Menschen ermordet worden. Der Fall scheint geklärt, doch 20 Jahre nach dem Verbrechen ist Journalistin Stephanie Mailer dabei den Fall wieder unter die Lupe zu nehmen. Doch bevor sie ihre Enthüllungen erklären kann, verschwindet sie selbst. Rosenberg und Scott, die einst den Vierfachmord aufgeklärt hatten, machen sich nun auf, Stephanies Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Ich möchte mal mit einem Zitat einsteigen, das ziemlich genau mein Lesegefühl wiedergibt: „Wie lange bleiben wir denn noch in diesem Scheißkaff?“ „Keine Ahnung. So lange wie nötig.“
Der Autor hält einen Aufenthalt von fast 700 Seiten offensichtlich für sehr nötig. Ich nicht. Schon nach kurzer Zeit wollte ich nur noch weg aus Orphea. Weg von den beschränkten Bewohnern, allen voran sämtlichen Polizisten, Ermittlern, Detektiven etc. Der Klappentext spricht von Ermittlungen „mit größter Sorgfalt“, das scheint mir ein Druckfehler zu sein; ermittelt haben die Polizisten schon, ob nun 1994 oder 2014, besonders clever oder auch nur sorgfältig arbeiten sie nicht. Dafür herrscht aber auf dem Revier Vetternwirtschaft, Sexismus und allgemein eine Stimmung, die mich an Kleinkinder erinnert hat, die sich im Sandkasten gegenseitig eins mit der Schippe überziehen. Manchmal fand ich das witzig; aber eben halt nur so lange bis klar war, dass der Autor sicherlich keine so aberwitzige Story schreiben wollte. Die Handlung wirkt verdammt oft an den Haaren herbeigezogen und künstlich aufgebauscht. Die dabei entstehenden Probleme sind jedoch oft entweder zum Kopfschütteln weil derart banal, oder extrem klischeebeladen. Dazu erzählt Dicker in ziemlich platten Sätzen, noch plätteren Dialogen und hat anscheinend nicht verstanden, dass Stilmittel (wie z.B. Rückblenden) wohldosiert eingesetzt werden müssen, damit der Leser nicht vollends genervt ist. Manche Passagen haben mir gut gefallen, ich mochte Stephanie (die ja leider viel zu schnell verschwindet) und auch den völlig überzeichneten Regisseur des Theaters. Ab und an hat sich sogar eine Prise Spannung in die Handlung verirrt. Doch insgesamt fühlte ich mich – und auch das ist wieder ein Zitat – wie „in so einem Stück für Volldeppen.“

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2019
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


sehr gut

Einst hat sich Matilda alias Faye neu erfunden: den Dorfcharme der eigenen Herkunft hinter sich gelassen, das verhasste Elternhaus, die eigene Unsicherheit. In Stockholm blüht sie auf, geht auf die Handelsschule und trifft bald schon den Mann ihres Lebens: Jake. Doch ist er wirklich ein Traummann?

Camilla Läckberg zeigt in ihrem neuen Roman, was sich hinter der Fassade einer vermeintlich glücklichen Familie verstecken kann. Obwohl sie eigentlich alles hat, merkt man als Leser schnell was in Fayes selbstgewähltem goldenen Käfig fehlt: echte Liebe, Menschlichkeit, Selbstvertrauen. Man erlebt in Fayes Alltag jede kleine Erniedrigung, spürt den psychologischen Druck, der auf ihr lastet. Die Autorin schildert das alles schonungslos; auch wenn man Fayes Verhalten verurteilt, man ihr die Augen öffnen will, kann man doch verstehen warum sie so handelt wie sie handelt. Gerade in der ersten Hälfte des Buches war ich von diesem Szenario an die Seiten gefesselt. Danach hat die Handlung für mich etwas an Reiz verloren, v.a. weil einige Szenen doch etwas hanebüchen waren, und Faye dann doch einiges in den Schoß fällt. Trotzdem habe ich ihren Rachefeldzug gerne verfolgt, denn die Autorin hat einen tollen Erzählstil und sorgt immer für reichlich Spannung. Ein interessanter Spannungsroman, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 21.04.2019
Cartmel, Andrew

Murder Swing / Vinyl-Detektiv Bd.1


ausgezeichnet

Vinyl ist sein Leben: den lieben langen Tag seltene LPs in staubigen Flohmarktkisten, Nachlässen, dem Internet aufstöbern, aufhübschen und die Musik genießen. Der namenlose Vinyl-Detektiv hat sein Hobby zum Beruf gemacht und lebt eigentlich vom Verkauf seiner Schätze. Bis eine Kundin die Bezeichnung Detektiv ernst nimmt, und ihn auf die Suche nach einer besonders seltenen Platte schickt. Eine Suche, die über Leichen geht.

Andrew Cartmel hat etwas geschafft, was mir in den letzten Lesemonaten nicht mehr passiert ist: er hat mich so sehr mit seiner Story gefesselt, das ich sie einfach in einem Rutsch durchlesen musste. Das lag zum einen an seiner tollen Hauptfigur. Der namenlose Musikliebhaber war mir grundsympathisch in seiner Vernarrtheit (ein bisschen fühlte ich mich an Rob aus High Fidelity erinnert). Die Leidenschaft für sein Hobby springt auf den Leser über, ob der will oder nicht. Ich wollte. Wollte mit dem Detektiv in Kisten wühlen, mit ihm über Plattenspieler und Tonaufnahmen fachsimpeln, mit ihm durchs Wohnzimmer marschieren, auf der Suche nach dem perfekten Hörerlebnis. Die Begeisterung steckt einfach an. Doch nicht nur musikalisch kommt man als Leser auf seine Kosten, sondern auch der „Fall“ der verschollenen LP sorgt für Spannung und mehr als kurzweilige Lesestunden. Erzählt wird auf einer sehr unterhaltsame Art und Weise, Cartmel trifft mit seinem Humor bei mir ins Schwarze. Sein Witz ist nie platt sondern fein dosiert, manchmal slapstickhaft, manchmal sehr schwarzhumorig. Ich habe viel gelacht, viel gelernt und mich großartig unterhalten. Mit dem Vinyl-Detektiv würde ich jederzeit wieder meine Lesestunden verbringen wollen.

Bewertung vom 21.03.2019
Lemaître, Pierre

Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2


gut

Madeleine Péricourt hat es nicht leicht Ende der 1920er: der Ehemann im Gefängnis, der Vater verstorben, der einzige Sohn Paul verkrüppelt. Doch statt sich in Trauer und Verzweiflung ergehen zu können, wird sie statt ihres Vaters an der Spitze der familieneigenen Bank stehen müssen. Sie verlässt sich auf Freunde und Mitarbeiter… und wird verlassen.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um mit Lemaitres Roman warm zu werden. Das lag vor allem an dem Erzählstil, der etwas angestaubt und steif wirkt. Man gewöhnt sich daran, aber wirklich gut gefallen hat er mir nicht. Madeleine hat mir dagegen sehr gut gefallen, ihre Verwandlung vom Frauchen, das quasi keine Ahnung vom Leben und noch viel weniger von wichtigen Entscheidungen hat, hin zu einem cleveren, geduldigen Racheengel war wirklich lesenswert. Ihre „Gegenspieler“ sind etwas sehr auf ihre Rolle reduziert, sie und auch die weitere Handlung wirken dann doch ab und an konstruiert. Die Einbettung in das Zeitgeschehen gelingt dem Autor wirklich gut, bei verschiedensten Ereignissen neigt man dazu Näheres zu googlen und stellt fest, dass es sich um Fiktion handelt; oder eben umgekehrt. Die Atmosphäre stimmt also und so kann man richtig in die Zeit eintauchen. Ich mochte den Roman ganz gerne, habe mich aber bis zum Schluss etwas am Stil und auch an so mancher Wendung gestoßen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2019
Ilisch, Maja

Das gefälschte Siegel / Die Neraval-Sage Bd.1


gut

Ich war vom Klappentext und auch dem Beginn der Story wirklich angetan, leider hat sich die Begeisterung im Verlauf der Geschichte etwas abgekühlt. Die Grundidee rund um die Schriftrolle fand ich echt gelungen, aber die Handlung zieht sich zwischenzeitlich dann leider doch etwas. Zudem neigt die Story etwas zu Wiederholungen, seit es inhaltlich oder in der Ausdrucksweise; manche Begriffe gingen mir aufgrund ihrer Häufung regelrecht auf die Nerven. Ansonsten fand ich den Erzählstil aber recht angenehm, nicht immer wird der Ton getroffen, doch unterm Strich liest sich das Buch sehr flüssig. Mit den Figuren war ich nur teilweise glücklich, richtig gelungen finde ich nur Kevron (der Kev genannt wird, was in Zeiten des Kevinismus eine mehr als unglückliche Namenswahl ist – zumindest für meinen Geschmack). Kevron also, den versoffenen und todunglücklichen, trotzdem aber genialen Fälscher mochte ich wirklich gerne. Er wirkt sehr echt, man kann sein Handeln immer nachvollziehen und das macht ihn mir mehr als sympathisch. Auch Lorcan finde ich sympathisch, er bleibt aber einfach noch zu blass als dass man sich wirklich eine Meinung bilden kann. Blass ist auch die einzige Frau im Bunde, man kann nur hoffen, dass Enidin in den nächsten Bänden etwas mehr Fleisch auf die literarischen Rippen bekommt. Tymur ist eine undurchsichtige Nervensäge, auch wenn er dafür seine Gründe hat. Wegen mir darf er gerne demnächst den Heldentod sterben, und das Heldenzepter an Kevron weitergeben. Insgesamt fand ich diesen Trilogieauftakt doch eher durchwachsen, zwar interessiert mich schon das ein oder andere, so richtig gepackt hat mich die Story aber nicht.