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Der Blaue Mond

Bewertungen

Insgesamt 260 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2021
Gysi, Gregor; Sonneborn, Martin

Gysi vs. Sonneborn (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Realsatire mit Schlagabtausch

Gregor Gysi war oft der einzige Grund für mich einer Polit Talkshow zu folgen und nicht gleich weiter zu zappen bzw. auszuschalten. Seine konsequente Ehrlichkeit und eloquente Art, gepaart mit viel Witz, jenseits und befreit der nächsten Wahlergebnisse suchen leider seinesgleichen.
Martin Sonneborn ist mir bisher nicht so oft untergekommen, irgendwie konnte ich den nicht ernst nehmen. Aber ein Buch mit beiden versprach doch großen Unterhaltungswert.
Nun, man wird keinesfalls entäuscht, es ist eine Art rhetorisches Ping Pong, beide sind schlagkräftig und von ihren Weltbildern gar nicht so weit entfernt. Das meiste läuft im Dialog und wie das Cover auch schon erahnen lässt, ist ein Running Gag die Körpergröße Gysis.
Bei aller Satire und Lachern, zeigt das Buch doch viele Probleme der aktuellen Politik auf, zumindest der etablierten Parteien. Der ganze Sumpf aus Macht, Lobbyismus und die Angst bei nächster Wahl nicht mehr dabei zu sein, sind die Kernprobleme. Was können wir dagegen tun? Die geschilderten Aktionen von Herrn Sonneborn waren köstlich, die CDU in die Schweiz zu rufen um Schwarzgeld in Empfang zu nehmen oder die FDP zu verschaukeln, haben mir die PARTEI in ein völlig neues Licht erscheinen lassen.
Wir sollten nicht alles hinnehmen, da bin ich d'accord mit beiden. Und für alle Nichtwähler, steht auf, richtet die Krone und wählt die PARTEI :-)

Bewertung vom 23.05.2021
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


sehr gut

Eine kunterbunte Sammlung verschiedener Essays aus dem Leben von John Green. Der Autor war mir davor noch kein Begriff, aber der Titel und das Cover haben mich sehr angesprochen.
Von der ersten bis zur letzten Zeile, letzter Satz, ist es ein ungewöhnliches Buch. Es vermittelt ein Gefühl von erbarmungsloser Ehrlichkeit und an manchen Stellen Intimität, die man so nicht erwartet. Ich schwanke zwischen Begeisterung für so eine Offenheit und Bestürzung.
Die einzelnen Themen haben mich teilweise interessiert, aber teilweise eben auch nicht. Dadurch, dass viele Themen amerikanisch sind und man als Europäer diese nicht so kennt, kommt nicht alles so an.
Der Schreibstil ist jedoch wundervoll, gespickt mit vielen Gedankengängen und Gedichten. Man lernt definitiv noch das ein oder andere dazu. Zum Beispiel neigen Lemminge überhaupt nicht zum Selbstmord. Oder zu wissen, wie man mit einem Waldmurmeltier umgeht, das einem die Ernte aus dem Garten wegschnabuliert, einfach herrlich.
Besonders gut hat mir die Zeiteinteilung der Erdgeschichte gefallen und die Geschichte hinter dem Foto am Ende des Buchs. Bleibt festzuhalten, die Zukunft ist ein unvorhersehbares Wagnis und der Mensch klitzeklein. Machen wir das Beste daraus.

Bewertung vom 16.05.2021
Nguyen-Kim, Mai Thi

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein zeitgemäßer Einblick in die Wissenschaft. Mir hat der an manchen Stellen etwas flapsisge Schreibstil gut gefallen. Die Autorin war mir vor dem Buch noch kein Begriff.
Aber die Themen, über Legalisierung von Drogen, Gender Pay Gap, Schulmedizin versus Heilpraktiker bis hin zu inwieweit Intelligenz vererbbar ist (und weitere), finde ich durch die Bank interessant. Die Informationen habe ich quasi aufgesaugt. Vieles weiß man oder hat es schon mal gehört, aber nicht so tiefgängig erörtert um die kleinste gemeinsame Wirklichkeit zu finden.
Der Titel ist sehr gelungen, zeigt er doch, dass wir nur das wissen was wir heute, in diesem Moment, wissen. Morgen kann die Sache schon ganz anders aussehen. Und übermorgen vielleicht widerlegt oder bekräftigt. Das macht Wissenschaft aus. Das wird einem mit diesem Buch sehr bewußt. Man bekommt ein Handwerkszeug für weitere Diskussionen mit auf den Weg.
Die vielen Grafiken und Schaubilder lockern den Inhalt auf und machen ihn besser einprägsam.
Sehr gut haben mir die Einblicke in die Art und Weise von wissenschaftlichen Studien gefallen. So nach dem Motto "traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast". Das ein Thema einer Studie erst im nachhinhein gefunden wird, ist absurd und gehört verboten. Erschreckend, das Medien danach gieren und viele darauf reinfallen.
Fazit: lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2021
Golz, Manuela

Sturmvögel


sehr gut

Besonders gut hat mir der Titel gefallen, hinter dem Begriff Sturmvögel stehen Seemannsleute, die im Herbst zurück auf Ihre Heimatsinseln gespült wurden. Das hört sich krass an, war damals wohl aber so. Damals meint 1907 und ist zugleich das Geburtsjahr von Emmy, der Hauptdarstellerin des Romans.

Man erfährt nach und nach ihre Lebensgeschichte. Sie ist auch im betagten Alter mit 87 noch ein wacher Geist und hat einen speziellen Humor den man mag oder auch nicht. Mir hat er gefallen. Das Buch ist einfache und gute Unterhaltung, es war schnell ausgelesen.

Nur gegen Ende hat mich das ganze Geschehen um ihre Erbschaft genervt, das war mir persönlich einfach zu langatmig und langweilig.

Das haben für mich aber viele Kleinigkeiten wett gemacht, z.B. muss ich unbedingt mal Herva mit Mosel kosten. Vielleicht hilft das auch so ein gesegnetes Alter zu erreichen.

Bewertung vom 08.05.2021
Grönemeyer, Dietrich;Mehl, Volker

Heilsam kochen mit Ayurveda


ausgezeichnet

Erstmal ein großes Lob für das gelungene Cover und die vielen optisch ansprechenden Bilder der Gerichte. Das Buch ist ein richtiger Blickfang auf meinem kleinen Holztisch.

Es macht Freude einfach durchzublättern und sich inspirieren zu lassen. Gut gefällt mir auch der theoretische Teil in dem die Basics zur heilsamen Ayurveda Küche erklärt werden. Außerdem wird auf die drei unterschiedlichen Esstypen eingegangen. Die Rezepte später sind entsprechend danach gegliedert.
Ausgelegt sind diese immer für vier Personen, wenn nichts weiter dabei steht.

Die Gerichte sind vegetarisch oder vegan und scheinen alle machbar zu sein, mir gefällt vor allem die Idee mit der Reissuppe, die man vorkochen kann. Ebenso, dass einige Gerichte mit vorgekochten Zutaten zubereitet werden. So spart man Zeit und Energie.

Toll wäre es noch, wenn eine ca. Zeitangabe bei den Rezepten angegeben wäre. Das ist aber verschmerzbar und daher gebe ich gerne die volle Punktzahl!

Bewertung vom 28.04.2021
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


ausgezeichnet

Kaum zu glauben, dass dieses Werk schon 1930 erschienen ist. Die Autorin war ihrer Zeit definitiv voraus. Toll, dass der Roman wieder aus der Versenkung auftaucht.

Geschrieben als Monolog aus einer Nervenheilanstalt heraus. Die Frau Heleen lässt uns an ihrem Leben teilhaben indem sie der Nachtschwester genau dieses Stück für Stück erzählt. Die ersten 30 Seiten waren etwas gewöhnungsbedürftig aber dann entwickelte sich vieles und das Buch war schnell gelesen.

Es wird geradezu dramatisch. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, die schwere Zeit damals, in einer Großfamilie mit 10 Kindern aufzuwachsen, ist sehr eindrucksvoll beschrieben. Daraus bricht Heleen aus. Viele Themen, die ihr begegnen sind zeitlos. Sie ist sehr einsam, hat Probleme mit dem Alter und ihrer vergänglichen Schönheit. Außerdem bleibt sie kinderlos und wird rasend eifersüchtig, das steigert sich bis zum Unglück und Wahn.

Rundum für mich ein großes literarisches Werk!

Bewertung vom 28.04.2021
Knopp, Guido

Schampus für alle (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine runde Sache ist dieses Sachbuch. Es beginnt mit der Kindheit der Albrecht Brüder und dem ersten Verkaufsmarkt der Eltern in Essen. Genau dort endet es auch wieder. Mit vielen Klischees wird aufgeräumt aber viele, die man so im Kopf hat, werden auch bekräftigt.

Gut hat mir der eingängige Schreibstil gefallen, ich habe mich immer gut unterhalten gefühlt. Obwohl mir schon einiges über die Aldi Brüder bekannt war, konnte ich doch oft neues lesen. Neben der Lebensgeschichte und dem Aufbau des Aldi Imperiums werden auch die negativen Aspekte (zum Beispiel Theo Albrechts Entführung, die Mitarbeiterführung, die schlechten Seiten an Geiz ist geil, die Affäre Achenbach) gut zur Geltung gebracht.

Auch, dass die Expansion nicht in allen Ländern von Erfolg gekrönt war und warum sich die Läden irgendwann der Neuzeit anpassen mussten. Kurzum, es werden alle Blickwinkel beleuchtet ohne Meinung zu ergreifen.

Manchmal für mich erschreckend wie das generell bei Aldi abgelaufen ist. Zum Beispiel wird kurz geschildert, dass man auch Anteile bei Verpackungsherstellern gehalten hatte um quasi doppelt abzugreifen. Das ist das eigentlich bedauernswerte, man kann mit so einer Marktmacht und Reichtum doch auch besseres schaffen. Aber vielleicht wird das gemacht und es wird nicht an die große Glocke gehängt.

Geld alleine macht nicht glücklich, das sieht man an manchen beschriebenen Erben. Aber Aldi ist und bleibt ein Teil von Deutschland, ohne die Mentalität der Deutschen gäbe es auch keinen Schampus in den Discountern.

Bewertung vom 27.04.2021
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


ausgezeichnet

Buchfazit in drei Buchstaben: WOW! Das ist wirklich lesenswert. Es ist ungewöhnlich und eigenartig, anders als alle Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe.

Teilweise ist es auch sehr berührend, es geht um zwei Brüder, die in Armut aufwachsen müssen und die das Schicksal auf eine harte Probe stellt. Man darf den jüngeren Bruder vom siebten bis zum neunzehnten Lebensjahr begleiten. Der ältere Bruder spricht nicht, er hat an einer gewissen Stelle im Leben beschlossen zu schweigen. An manchen Stellen ist die Erzählung grausam und hart. Es geht um Drogen, Kriminalität, Gewalt und Alkoholismus. Dem gegenüber trifft der nüchterne Erzählstil sehr oft auf außergewöhnliche Metaphern, das Buch ist so auf der einen Seite realitätsnah und furchtbar, aber eben auch blumig, schillernd und voller Liebe.

Und trotz dem ganzen Leid, kämpfen sich die beiden durch. Im letzten Drittel ergibt das Puzzle auf einmal Sinn und es kommt zu einer Entdeckung, die überraschend ist. Total spannend und sehr lesenswert.

Bewertung vom 13.04.2021
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


gut

Kein einfaches Buch. Mich hat der historische Background zusammen mit einer Kriminalgeschichte angesprochen. Aber die Umsetzung war mir einfach zu langatmig, schwerfällig und mit zu vielen Nebenschauplätzen am Start.

Gut war die Darstellung der Besatzerzeit in diesem Juni 1940 in Paris. Man konnte sich die Szenen gut bildlich vorstellen, die düstere Atmosphäre ohne zu wissen, wie es konkret weitergeht, war hervorragend umgesetzt.

Der ermittelnde Inspektor Giral hatte selbst ein Kriegstrauma vom ersten Weltkrieg zu verkraften und ist dadurch lebensmüde genug, es mit den deutschen Besatzern aller Art und Ränge aufzunehmen.

Die Erzählung springt von 1940 immer mal auf 1925, so wird nach und nach klar, warum Eddie Giral so ist wie er ist.

Das Nachwort ist hilfreich und auflösend, da wird deutlich wie viel Realität in dem Roman steckt.

Wenn der Roman konzentrierter und mit weniger Seiten ausgekommen wäre, hätte es mich mehr angesprochen. So aber sicherlich für historisch interessierte Leser empfehlenswert!