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buchina
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Mainz

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Insgesamt 228 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2015
Young, Samantha

Nightingale Way - Romantische Nächte / Edinburgh Love Stories Bd.6


sehr gut

Grace geht es eigentlich gut. Sie hat einen tollen Job, liebe Freunde, eine schöne Wohnung, sie ist eigentlich glücklich. Bis ihr Nachbar in ihr Leben tritt. Nicht nur, dass er ständig neue Sexpartnerinnen mit nach Hause bringt, sie sind dabei so laut, dass Grace alles mithören kann. Dazu kommt noch, als sie ihn zur Rede stellt, er sie noch als neidisch hinstellt. Grace ist wütend, aber irgendetwas lässt sie nicht los und durch Zufalls wird sie immer stärker in Logans Leben hineingezogen.

Dies ist mein erster Roman von Samantha Young und dementsprechend mein erster der Edinburgh Love Stories Reihe. Aber auch ohne Vorkenntnisse kommt man gut in die Geschichte rein. Gerade am Ende gibt es immer wieder Verwiese zur Vorgeschichte der Freundinnen, das macht neugierig auf die anderen Bände, stört aber beim Lesefluss nicht.

Die Geschichte zwischen Grace und Logan ist zwar voraussehbar, aber dennoch spannend mitzuverfolgen, weil die Chemie zwischen den beiden einfach stimmt. Zwei interessante aber unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander und da fliegen die Funken. Der Spannungsbogen wird meistens gehalten, vor allem durch das langsame herauskristalisieren der Vorgeschichten der zwei Charaktere. Die Sexszenen waren nett beschrieben, es knisterte heftig, ohne das die Szenen von der Handlung ablenkten.

Viel Tiefgang sollte man von dem Roman nicht erwarten. Das hatte ich auch von Anfang an nicht geglaubt. Was mich aber gestört hat, war die ständige Wiederholung, dass auch Freunde eine Familie sein können. Dieser Punkt schien der Autorin so wichtig, dass es immer wiederholt hat, sogar mit ähnlichen Wortlaut. Ich stimme ihr da auch voll zu, aber ich brauche da nicht immer wieder direkt darauf gestoßen werden. Auch sind mir zu oft die perfekte heile Welt beschrieben wurden. Natürlich gibt es Tiefpunkte, dass sind dann aber richtige Hammer. Kleine Problemchen gibt es dagegen nicht, wenn sich Freunde mit und ohne Kindern treffen ist alles super, keine Streitigkeiten. Selbst die Kinder sind perfekt und nerven nicht. Das war mir einfach zuviel.

Dennoch hat mir der Roman entspannte Stunden geliefert. Deshalb möchte ich den Roman an alle, die gerne Liebesromane mit einem Spritzer Erotik lesen, weiter empfehlen. Denn er war trotz schöner heiler Welt, spannend und abwechslungsreich.

Bewertung vom 28.09.2015
Aster, Christian von

Das eherne Buch


sehr gut

Ein Schwert soll in einer kriegsgebeutelten Welt den Frieden bringen. Dafür wird die Welt des Bibliothekar Jaarn plötzlich auf den Kopf gestellt. Bis dahin lebte er ein ruhiges Leben abgeschieden von der Außenwelt in einer der wichtigsten Bibliotheken des Reiches. Eines nachts wird ihm eröffnet, dass er der letzte lebende Sohn des Fürsten ist und er eine wichtige Mission zu erfüllen hat. Nur das wollen einige verhindern, weshalb er verfolgt und getötet werden soll. Zum Glück hat Jaarn einen mächtigen Begleiter, den geheimnisvollen Narbigen.

Die Welt von Jaarn und seinen Freunden und Feinden ist vom Krieg gezeichnet, alles ist auf Krieg eingestellt, es gibt kaum noch ein normales Leben. Dabei gibt es immer Verlierer und Gewinner. Genau diese Kriegsgesellschaft hat Christin von Aster sehr gut beschrieben. Ich habe viele Parallelen zu unserer Welt erkannt. Jaarn ist dabei als Protagonist sehr gut gewählt, denn er, der bis jetzt nur die Welt der Bücher kannte, durchschaut erst nach und nach diese Welt. Genau wie auch der Leser. Dennoch blieb Jaarn mir die ganze Zeit etwas fremd, ich konnte bei ihm nicht wirklich mitfiebern. Es fehlte irgendetwas. Der Narbige dagegen ist ein sehr interessanter Charakter, sicher auch durch seine ganzen Geheimnisse. Ihm folgte ich sehr gerne. Sehr gut finde ich es, dass es hier auch eine starke Frauenfigur gibt, die Eisenmutter Deswyn Lhi. Durch sie erfährt man auch mehr über das Leben der Frauen. Sie ist Hebamme und verhilft den fürstlichen Erben zur Geburt. Deshalb kann sie auch zu allen Fürsten, da ihr Wissen bei allen gebraucht wird. Der Hauptverfolger von Jaarn ist der Söldner Zhat Mhaw, er bildet neben Jaarn und der Eisenmutter den dritten Erzählstrang. Der Aufbau mit den drei Handlungssträngen sorgt nochmal für zusätzliche Spannung. Und bis auf Jaarn sind diese Charaktere auch sehr gut aufgebaut und beschrieben.

Das eherne Buch ist ein spannender und interessanter Fantasyroman, der zeigt wie sich eine Gesellschaft, die durch Kriege gezeichnet ist, entwickelt. Manchmal hätte mir eine genauere Beschreibung der Umgebung und der Fürstentümer gewünscht und die Charakterrisierung von Jaarn ist etwas langweilig. Dennoch habe ich den Roman und seine Welt genossen.

Bewertung vom 11.08.2015
Cruz, Augusto

Um Mitternacht


gut

Die Idee hinter dem Roman hat mich fasziniert: ein verschollener Film aus der Stummfilmzeit soll durch einen Ex-FBI Beamten wiedergefunden werden. Um es ein bisschen mystischer zu machen, wird erzählt, dass alle die mit dem Film zu tun hatten, gestorben sind oder von einem anderen Unglück heimgesucht wurden. Dazu kommt das es diesen Film wirklich gibt und er bis heute als verschollen gilt. Da hat man also schon einmal gute Zutaten für einen unterhaltsamen Roman: ein wahres Schicksal, ein vom Schicksal gebeutelter FBI-Beamte, ein bisschen Mystik und ein interessantes Objekt der Begierde. Nun fehlt nur noch eine gekonnte Umsetzung und die ist trotz dieser Zutaten nicht so gut gelungen.

Der Anfang des Roman bis ca. Seite 150 fand ich durchaus gelungen. Ich mochte den etwas sachlichen Schreibstil des Roman, den schnöden etwas undurchsichtigen Protagonisten und die vielen Hintergrundinformationen zu Film und FBI. Von mir aus hätte es in diesem sachlichen Stil weitergehen können, aber aus irgendwelchen Gründen verliert sich der Autor danach in einem Gemisch von Realität und Mystik. Genau wie sein Protagonist ist mir als Leser nicht mehr klar was echt ist, zu abstrus wird die Geschichte. Für mich einfach zu hanebüchend. Dadurch verlor ich den Bezug zu den Charakteren und der Geschichte. Am Ende waren sie mir fast egal und das fand ich schade. Das lag aber nicht nur and er abstrusen Geschichte sondern auch am Ermittler Scott McKenzie, der wenig menschlich wirkte. Nur wenig erfuhr der Leser über ihn und trotz der traurigen Details aus seinem Leben ist er mir nicht ans Herz gewachsen.

Dazu kommt noch der umständliche Schreibstil des Autors. Er liebt Schachtelsätze, nicht nur bei Beschreibungen, sondern auch bei Dialogen. Das macht die Gespräche und auch Charaktere noch realitätsferner. Was für mich persönlich sehr verwirrend war und sehr den Lesefluss gestört hat, war, dass die Dialoge nicht gekennzeichnet waren. So wusste ich oft nicht, wann ein Dialog beginnt, wann die andere Person etwas sagt und so weiter. Auch Absätze mag der Autor nicht, na immerhin schreibt er so sehr papiersparend.

Insgesamt ist der Roman von der Thematik sehr interessant. Ich habe einiges über alte Filme und deren Szene erfahren und über die Person J. Edgar Hoover, über die ich jetzt mehr erfahren möchte, aber der Roman hat mich leider nicht überzeugt.

Bewertung vom 11.08.2015
Wendeberg, Annelie

Teufelsgrinsen / Anna Kronberg & Sherlock Holmes Bd.1


ausgezeichnet

Die BBC TV-Serie hat es geschafft mich wieder neugierig auf Sherlock Holmes zu machen, weshalb ich auch über diesen Roman gestolpert bin. Die Idee der Geschichte ist meinen Augen spektakulär. Anna Kronberg hat Medizin studiert und da das für eine Frau im 19 Jh. in Deutschland verboten und in England auch nur geduldet ist, entschloss sich Anna ihre Karriere als Mann zu betreiben. Und sie ist erfolgreich, sie ist anerkannte Bakteriologe und hält Vorlesungen an der Universität. Sie wird auch bei Todesfällen hinzugezogen. Als sie bestätigen soll, dass eine Leiche an Cholera gestorben ist, trifft sie auf Sherlock Holmes, der ihre Verkleidung sofort erkennt, aber sie nicht entarnt. Sie ermitteln gemeinsam und der Schlagabtausch zwischen den beiden ist großartig.

Dazu fängt die Autorin gut die Stimmung der damaligen Zeit ein. Für mich interessant waren vor allem die Hintergründe und das damalige Wissen über Bakterien und die Krankheitsursachen. Da merkt man deutlich das Fachwissen der Autorin. Gleichzeitig ist es sehr spannend zu beobachten wie sie Anna als Mann schlägt und mit welchen Vorurteilen sie als Frau kämpfen muss. Trotz der starken Persönlichkeit geht die Protagonistin Anna nie unter im Roman, sondern bleibt die starke Hauptfigur. Dieser Roman ist eine großartige Mischung aus spannender Kriminalhandlung, historischen Roman mit wissenschaftlichem Hintergrund.

Dank vieler Dialoge, wobei auch der typische Charme von Sherlock Holmes immer wieder durchbricht und treffender Umgebungsbeschreibungen lieferte der Roman nicht ein deutlisches historisches Bild, sondern hat mich einfach auch gut unterhalten. Die nächsten Teile dieser Reihe stehen schon auf meiner Wunschliste.

Bewertung vom 24.07.2015
Polanski, Paula; Nesser, Hakan

STRAFE (Restauflage)


sehr gut

Dies ist mein erster Håkan Nesser gewesen. Weshalb ich auch keine bestimmten Erwartungen an den Roman hatte. Mich hat nur der Plot neugierig gemacht: Max Schmeling, Schriftsteller und Single, erhält einen Brief von seinem ehemaligen Schulkameraden Tibor Schittkowski. Er bittet ihn um Hilfe, ohne genaueres zu sagen, nur mit dem Hinweis, dass Max in seiner Schuld steht. Max besucht Tibor, der nach eigener Aussage nicht mehr lange zu leben hat. Tibor gibt Max lose beschriebene Seiten, die seine Lebensgeschichte umfassen und die Max lesen soll, danach weiß er was zu tun ist. Max hat dazu keine Lust, aber schließlich liest er die Seiten doch. Damit begibt sich Max auf eine Reise, die sein Leben für immer verändert.

Max ist kein Charakter, der auf anhieb sympathisch ist. Er ist mürrisch, egoistisch und irgendwie unglücklich, ohne das selbst zuzugeben. Tibor war für mich am anfang kaum zu fassen, erst mit dem Lesen seiner Lebensgeschichte wurde er zu einer wirklich interessanten Persönlichkeit. Auch wenn ich einige seiner Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte. Das spannenste sind die verschiedenen Wendungen, die der roman nimmt. Gerade dachte ich, ich weiß wie es weitergeht, schon gibt es eine neue Überraschung und es entwickelt sich alles ganz anders als gedacht. Diese unerwarteten Wendungen machen den Roman zu etwas besonderem. Dennoch ist er an manchen Stellen einfach langatmig. Dazu kommt, dass der Protagonist Max Schmeling mir die ganze Zeit ein wenig fremd blieb und mich zum Teil auch etwas langweilte. Dazu kommt, dass die Gefühle Schuld, Rache, Enttäuschung die eigentlich eine große Rolle im Roman spielen sehr schlicht beschrieben werden.

Dennoch würde ich den Roman weiterempfehlen, dass liegt zum Einen am interessanten Schreibstil von Håkan Nesser. Der sehr geradlinig ist ohne große Beschreibungen und Emotionen. Zum anderen ist die Idee der Geschichte und vor allem das Ende neu und einzigartig. Mehr sei nicht verraten.

Bewertung vom 24.07.2015
Terry, Teri

Mind Games


gut

Das soziales und kulturelle Leben findet fast nur noch online statt. Seien es Verabredungen, Schulunterricht und sogar Sex, für alles ist man eingeloggt und nutzt seinen aufgepimpten Avatar. Dafür tragen alle ein Implantat, was das einloggen einfacher macht. Alle, nicht alle, ein paar Menschen gibt es die noch kein Implantat tragen aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen. Luna verweigert ein Implantat, die wahren Gründe darüber verschweigt sie, denn so wurde es ihr immer von ihrer geliebten Oma eingetrichtert. Lunas Mutter eine sehr bekannte Hackerin verstarb früh unter mysteriösen Umständen. Ihren Vater sieht sie selten, weil er oft tagelang eingeloggt ist. In der Schule wird sie wie eine Aussätzige behandelt, ihre Schulleistungen sind mäßig, obwohl sie viel mehr könnte, aber Luna will auf keinen Fall auffallen. Deshalb kommt die Einladung zum Einstufungstest der Firma PareCo, die Betreiber der virtuellen Welten völlig überraschen nicht nur für Luna, sondern auch für alle anderen, denn eigentlich werden nur die guten bis sehr guten Schüler dazu eingeladen. Mit dieser Einladung ändert sich Lunas Leben von Grund auf und sie kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

Die Idee von Minde Games fand ich sehr interessant und ist auch im Roman gut dargestellt. Eine Welt, wo sich die wichtigsten Dinge nur noch virtuell abspielen, ist erschreckend, aber auch gar nicht so unrealistisch. So war für mich vor allem der Anfang des Romans spannungsgeladen und abwechslungsreich. Luna ist eine Protagonistin, in die ich mich schnell hineinversetzen, ihr Verstecken, ihre Unsicherheit und gleichzeitig ihre Stärke werden gut beschrieben. Gleichzeitig baut sich eine Spannung auf, weil man nicht weiß, wen man wirklich trauen kann und was dahinter steckt. Leider wurde es in der Mitte des Romans etwas langatmig, das lag zum einen daran, dass ich mir nicht so richtig den virtuellen Raum, besonders diesen Nullraum, nicht richtig vorstellen konnte, zum Anderen wiederholt sich einiges und für den Leser ist es manchmal einfach zu leicht durchschaubar, was der Spannung ihren Abbruch tut. Am Ende wird es nochmal besser, die Spannung steigt und endet ziemlich schnell und plötzlich.

Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch typisch, einfach gebaut, gut und schnell zu lesen. Luna als Hauptcharakter ist vielschichtig dargestellt und ist durch ihre Geheimnisse und Fänigkeiten ein interessanter Charakter. Dagegen wirken die Hauptcharaktere sehr blass und eindimensional.

Insgesamt war es ein gut zu lesendes Jugendbuch, dass eine interessante Dystopie beschreibt, die in sich schlüssig ist. Leider gibt es einige Längen besonders im Mittelteil, dazu kommt, dass es neben Luna kaum interessante Charaktere gibt oder anders es gibt interessante Charaktere, aber diese wurden nur wenig angeschnitten und deren Potential für die Geschichte nicht erkannt. Der Roman hat mich leider nicht richtig überzeugt, schade da mir der Plot sehr gefallen hat.

Bewertung vom 24.07.2015
Blazon, Nina

Liebten wir


ausgezeichnet

Mos Leben kann man als abenteuerlich beschreiben, aber mit dem Besuch bei der Familie ihres Freundes driftet ihr Leben vollends in die Katastrophe. Mo ist Fotografin und schaut lieber durch die Linse auf das Leben der Anderen, als sich ihren eigenen Problemen zu stellen. Dabei hat sie ein sehr gutes Auge für die zwischenmenschlichen Höhen und Tiefen. Als sie die Familie ihres Freundes besucht, sieht sie schnell die Verbindungen untereinander, nur die Großmutter Aino bleibt ihr ein kleines Rätsel. Der Besuch ihrer Schwester bringt alles durcheinander und führt schließlich dazu, dass sich Mo und Aino zusammen auf den Weg nach Finnland machen. In Finnland sucht Aino nach ihrer Vergangenheit, aber auch für Mo wird der Trip zu einer Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangeheit. Durch Rückblicke erfährt man immer mehr vom Leben der beiden Frauen. Dabei gibt es die ganze Zeit eine unterschwellige Spannung, denn man wartet die ganze Zeit auf das große Geheimnis. Das Ende war für mich nicht wirklich vorhersehbar und überraschte mich.

Nina Blazon kannte ich bis jetzt nur als Autorin von Jugendfantasy Büchern und ich war sehr auf ihren neuen, so ganz anderen Roman gespannt. Und sie hat es wieder geschafft mir zu zeigen, was sie für eine großartige Autorin ist. Nicht immer von der Story, weil die hatte vor allem in Mitte ein paar Längen, aber ihr Schreibstil und Charakterzeichnung hat mich wieder gefangen genommen. Mo und Aino sind vielschichtige Charaktere, nicht immer einfach mit vielen Ecken und Kanten. Aber gerade dadurch, dass sie nicht so eindimensional sind, sind sie mir ans Herz gewachsen. Am Ende fiel es mir richtig schwer sie zu verlassen. Nina Blazon schafft es dazu immer die richtige Stimmung herzustellen. Liebevoll zeichnet sie die Eigenheiten der finischen Gesellschaft und Kultur nach. Gleichzeitig erfährt man ein wenig von der finischen Geschichte während des Zweiten Weltkrieges.

Dieser Roman erhält von mir eine absolute Leseempfehlung. Er ist spannend, ungewöhnlich und mitreißend.

Bewertung vom 23.06.2015
Shafak, Elif

Der Architekt des Sultans


sehr gut

Istanbul im 16 Jh., Hauptstadt des großen und mächtigen osmanischen Reiches. Hierher verschlägt es der 12jährigen Jahan. Er kommt aus Indien und ist Elefantenführer. Durch Zufall wird er Schüler des berühmten Architekten Mimar Sinan, der eine reale Persönlichkeit ist und verantwortlich für ein paar der bekanntesten Bauwerke dieser Zeit. Nun sind die Geschichten von Jahan und Mimiar Sinan eng verknüpft. Jahan ist dadurch nicht nur beim Bau der schönsten Gebäude dabei, sondern er hat auch Kontakte zum Hof. Dabei verliebt er sich ausgerechnet in Prinzessin Mihrimah. Diese Liebe hat keine Chance. Aber sie verleiht der Geschichte etwas Spannung.

Es ist für mich keine Geschichte rein um den Protagonisten, sondern Jahan liefert den roten Faden, um dieser Blütezeit der osmanischen Kultur einen Roman zu widmen. Denn die Autorin versteht es sehr gut die Gesellschaft und Kultur dieser Zeit bildhaft zu beschreiben. Ich fühlte mich zum Teil wie in die Märchenwelt meiner Kindheit versetzt, in die Welt von tausend und einer Nacht. Das war sehr schön, leider war es zum Teil auch sehr langatmig. Es fehlte ein wenig die Spannung, die Jahans Geschichte nicht schaffte zu halten.

Der Roman ist eine interessante Studie zum Osmanischen Reich des 16. Jh für die man etwas Zeit einplanen sollte. Da ich schon immer mehr über dieses riesige Reich erfahren wollte, war es für mich sehr interessant zu lesen. Ich mochte die Ausführungen zur Architektur und habe Lust bekommen eine Rundreise zu den beschriebenen Orten zu machen. Dennoch hätten manche Stellen eine Kürzung bedurft und die Geschichte von Jahan einen durchgängigeren Spannungsbogen.

Der Roman ist also für alle LeserInnen zu empfehlen, die sich für geschichtliche Epochen insbesondere das Osmanische Reich und Architektur interessieren.

Bewertung vom 29.05.2015
Boyd, Natasha

Ein einziger Moment / Eversea Bd.1


gut

Was würdest du machen wenn der Star aus deinen verfilmten Lieblingsbüchern vor dir stände und deine Hilfe braucht? Genau mit dieser Frage muss sich die 22jährige Keri Ann auseinandersetzen. Sie jobbt in einem Cafe, wo Jack Eversea, der bekannte Filmstar einen Burger bestellt. Alles inkognito, er will natürlich nicht erkannt werden. Nur Keri Ann gibt er sich zu erkennen, weil er ihre Hilfe braucht. Sie soll für ihn einkaufen gehen, weil er Angst hat auf der Straße erkannt zu werden. Das ganze erinnert mich an frühere Mädchenträume, weshalb ich die Geschichte auch unbedingt lesen wollte.

Leider triftet sie dann sehr ins klischeehafte ab. Das beginnt bei Keri Ann, eine Vollwaise, wunderschön, belesen, aber noch Jungfrau. Am Anfang wirkt sie sehr selbstbewusst, meistert ihr Leben eigenständig und weiß auch gut zu kontern. Im Laufe des Romanes wird sie aber immer unsicherer, launenhafter und mir etwas zu anstrengend. Was mich aber am meisten gestört hat, waren die Beschreibungen der Liebeszenen. Das war einfach zuviel des guten, ich habe nur noch gewartet bis kleine Engel hört die Harfe spielen.

Gut dargestellt hat die Autorin die Nebencharakter, vor allem die beste Freundin von Keri Ann, Jazz. So eine Freundin wünscht man sich, die trösten kann, aber auch mal sagt was Sache ist. Insgesamt haben mir die Nebencharakter und die Hintergrundgeschichten bals besser gefallen als die Liebesgeschichte zwischen Keri Ann und Jack. Da ist zum einen, die gewählte Location: Butlers Cove in South Carolina. Eine Gegend die ich wunderschön finde, aber auch abwechslungsreich. Dann das Haus von Keri Ann und ihre künstlerisches Hobby. Das konnte ich mir auch der der schön beschreibenden Spracher der Autorin sehr gut vorstellen.

Insgesamt ein Roman mit einer Liebesgeschichte, die nicht neu ist, aber einen spannenden Hintergrund hat. Auch abwechslungreich geschrieben, es wird nicht langweilig. Aber für mich zu vorhersehbar und kitschig.

Bewertung vom 20.05.2015
Shamsie, Kamila

Die Straße der Geschichtenerzähler


sehr gut

1914 keine leichte Zeit für Frauen, die unabhängig sein wollen. Die Engländerin Vivian Rose ist eine von ihnen. Sie reist in dieser Umbruchszeit nach ins osmanische Reich, in die heutige Türkei, um an archäologischen Ausgrabung dabei zu sein. Zu verdanken hat sie das ihrem Vater, der sie immer ermutigt hat zu lernen und sich nicht auf die typischen "Frauenbeschäftigungen" zu reduzieren. Im antiken Karien soll sie dem Freund ihres Vater Tahsin Bey bei seinen Ausgrabungen unterstützen. Bald sieht sie aber sehr viel mehr in ihm als nur einen Freund.

Wer jetzt glaubt, das entwickelt sich zu einer schwülstigen Liebegeschichte täuscht sich. Denn ich wurde überrascht, denn im Fokus steht nicht unbedingt die Liebesgeschichte, die ein paar Überraschungen bereit hält, sondern sehr viel mehr die Entwicklung der Protagonistin. Sie muss sich in den Kriegswirren noch sehr behaupten.

Neben den spannenden Hauptcharakteren waren für mich die Beschreibungen des osmanischen Reiches und später auch Indien sehr interessant. Als Leser ist man bei Zerfall des osmanischen Reiches und des britischen Kolonialreiches dabei. Manchmal war es ein wenig verwirrend und langatmig für mich, da ich mich nicht so sehr in dieser Zeit auskenne. aber die Autorin hat es dann doch immer wieder geschafft mich mitzunehmen.

Ein wirklich interessanter Roman mit einer starken Protagonistin. Der mein Allgemeinwissen erweitert hat. Für mich gab es manchmal ein paar Längen, die nicht hätten sein müssen, aber dennoch sehr empfehlenswert, für Leser, die gerne einmal in die orientalische und asiatische Welt abtauchen möchten.