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clematis

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Insgesamt 265 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2024
Wachter, Maria

Café Hawelka / Cafés, die Geschichte schreiben Bd.3


ausgezeichnet

Jössas na

Wien, 1945: Der Krieg ist aus, Else wagt sich aus dem Luftschutzkeller und wird, da sie völlig allein ist, kurzerhand von Frau Hawelka und deren zwei Kindern mit nach Hause genommen. Aber wo steckt Fritzi nur, Elses kleine Schwester?

1968: Jusstudentin Jutta verbringt gerne ihre Nachmittage mit Lernunterlagen im Café Hawelka, das vielen zum „zweiten Wohnzimmer“ geworden ist. Warum ihre Mutter Else allerdings so gut mit Frau Hawelka befreundet ist, weiß sie nicht. Gibt es da irgendwelche Geheimnisse?

Ein herzzerreißender Prolog, dann ein Schwenk ins Jahre 1968 zu Jutta und dem legendären Café Leopold Hawelka, das ein kleines, feines Stück Wiener Kultur darstellt. Unter anderem hat man dort Georg Danzer, Friedensreich Hundertwasser, Friedrich Torberg oder Oskar Werner angetroffen. Frisch gebackener Apfelstrudel und flaumige Buchteln zum Kaffee duften verführerisch zwischen den Zeilen hervor, während das Wiener Flair in beiden Zeitebenen von Maria Wachter gekonnt eingefangen ist. Da geht es einerseits um die Jahre nach dem Krieg, ums Überleben und einen Neubeginn, den die Familie Hawelka mit ihrem gemütlichen, verrauchten Kaffeehaus gekonnt meistert und andererseits um eine energische junge Frau Ende der 1960er-Jahre, welche ihr starres Weltbild bezüglich der Judenverfolgung neu überdenkt.

Die entsprechende Atmosphäre in jeder einzelnen Szene ist spürbar dargestellt, schnell versinkt man ganz ins Wien längst vergangener Tage, erlebt mit Else die Phase der Besatzung und des Schwarzmarktes, spaziert mit Jutta in eine Zeit der Gleichberechtigung. Viele Details lassen die fiktive Geschichte lebendig werden. Authentische Ausdrücke wie das Zuckertazzerl zum Kaffee oder ein „Krewegerl“ (schwächliches Geschöpf), sowie das in Wien gebräuchliche „Jössas na“ (siehe auch Georg Danzer) runden die bildhafte Sprache von Maria Wachter gut ab und spiegeln das reale Leben ausgezeichnet wider.

Ausdrucksstarke Figuren, ein realer Hintergrund mit bestens recherchierten Einzelheiten und eine bewegende Romanhandlung ergeben dieses unterhaltsame und informative Portrait einer Familiengeschichte, welche eng verwoben ist mit dem legendären Wiener Kaffeehaus Hawelka. Ein beeindruckendes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und daher ebenso gerne weiterempfehle! Fünf Sterne!

Bewertung vom 10.09.2024
Edenberg, Sophie

Das Schweigen der Geliebten


ausgezeichnet

Unheilvolle Ferien

Rolf und Karolin lassen sich scheiden, die Osterferien werden schon mit Rolfs neuer Flamme Mischa und seinen Kindern Elly und Matteo in einem abgeschiedenen Häuschen im steirischen Nationalpark Gesäuse verbracht, während Karolin mit ihrer besten Freundin Nina in Bad Tatzmannsdorf die Thermenwelt genießen möchte. Aber an Urlaubsstimmung ist da wie dort nicht zu denken, alles kommt ganz anders, denn Mischa wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Ein hübsches Haus im 13. Wiener Gemeindebezirk, vom Architekten Rolf selbst entworfen, zwei nette Kinder, ein angenehmes Leben, das Karolin führt. Was nach außen hin perfekt aussieht, ist in Wahrheit allerdings nur noch ein Wunsch, die trügerische Idylle zu bewahren. Ein kleiner Fehltritt scheint endgültig alles zum Einsturz gebracht zu haben. Die Geschichte beginnt also damit, dass die Osterferien angetreten werden, und schon da läuft nichts nach Plan.

Sophie Edenberg versteht es großartig, jede einzelne Szene mit der entsprechenden Atmosphäre auszustatten, ihre Figuren überaus realistisch und lebendig auftreten zu lassen. Man spürt von Anfang an das aufkeimende Unheil, ohne jedoch konkret zu wissen, was sich später ereignen wird. Die meisten Kapitel sind in der Ich-Form verfasst und stellen somit eine unmittelbare Nähe her zu der Person, welche gerade ihren Blickwinkel darlegt, dazwischen wird noch von einem „Mann“ erzählt. Somit erhält der Leser ein sehr umfassendes Bild zur Handlung, erfährt manches aus mehreren Sichtweisen und tappt dennoch im Dunklen, da niemand alles preisgibt, was er weiß. Ein ausgezeichnet angelegtes Buch, in dem wenig ist, wie es scheint und trotz der überschaubaren Figurenzahl Verwirrung gestiftet wird.

Eine passende österreichische Kulisse (sehr gut vorstellbar, wenn man die Gegenden kennt), Spannung und Psychospielchen – gekonnt kombinierte Puzzlestücke für packende Lesestunden!

Bewertung vom 07.09.2024
Bürgel, Matthias

Deine größte Angst (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Amokfahrt

Gleich am 1. Dezember wird die besinnliche und zauberhafte Stimmung des festlich beleuchteten Weihnachtsmarktes in Konstanz jäh beendet und durch einen irren Amokfahrer in ein schreiendes und unfassbares Blutbad verwandelt. Etliche Todesopfer und Verletzte fordert dieses schreckliche Attentat, acht Traumatisierte werden in den folgenden Tagen durch den Fallanalytiker und Therapeuten Falk Hagedorn in einer Selbsthilfegruppe begleitet. Dabei gerät dieser selbst an seine Grenzen, hat er doch in seiner Vergangenheit schon mehr als genug verkraften müssen. Obwohl er seinen Freund, den Ersten Kriminalhauptkommissar Marius Bannert, in diesem Fall nicht unterstützen möchte, wird er doch sehr schnell in die Sache hineingezogen.

Mit schockierenden, aber dennoch überaus berührenden Szenen beginnt dieser vierte Band der Serie rund um Hagedorn. Mit vielen lebendigen Eindrücken zieht Matthias Bürgel seine Leser sofort in den Bann der Geschehnisse und lässt diese bis zur letzten Seite nicht mehr los. Bildhafte Vergleiche und detailliert beschriebene Momente beherrschen – wie auch schon in den spannenden ersten drei Teilen – die Handlung, welche nicht nur einen authentischen Kriminalfall beleuchtet, sondern auch tief hinter die Kulissen einzelner Persönlichkeiten blickt. Wer Hagedorn, Bannert und Adler bereits kennt, wird sich rasch wieder in deren Umfeld zurechtfinden, für Neueinsteiger gibt es aber genügend Informationen, um die sehr realistisch gezeichneten Charaktere einschätzen zu können. Besonders die Nähe zu den handelnden Figuren, welche Bürgel aufzubauen vermag, finde ich überaus gelungen, als Leser fühlt man sich somit stets mitten drinnen im Geschehen. Zwischen den aktuellen Verlauf der Handlung von Anfang Dezember bis Ende Februar fügt der Autor immer wieder Kapitel aus der Vergangenheit ein, welche das Tatmotiv erklären und verständlich werden lassen. Ohnehin ist die Suche nach dem Amokfahrer sehr aufregend, aber am Ende spitzt sich das Ganze nochmals so zu, dass man mit dem Buch in Händen den Atem anhält und mit gespannten Nerven der Auflösung harrt.

Da der Schriftsteller selbst in verschiedenen Bereichen der Kriminalpolizei tätig ist, fließt viel von seiner Erfahrung in diesen fiktiven Fall mit ein und führt zu größtmöglicher Authentizität. Die Themenvielfalt von Mobbing, Traumaverarbeitung über politische und polizeiliche Strukturen und Arbeitsweisen bis hin zum Datenschutz ist groß und führt dazu, dass auch dieser Fall überaus kurzweilig, interessant und fesselnd zu lesen ist. Während mir Hagedorn am Grabe seiner Tochter das Gefühl vermittelt, dass die Reihe noch nicht zu Ende ist, weist das Nachwort mit der Auszeit für den Fallanalytiker eher auf das Gegenteil hin. Dies fände ich sehr schade, sind mir die lebensnah charakterisierten Figuren doch über die Jahre sehr ans Herz gewachsen.

Ein lebendiger, mitnehmender Schreibstil, eine logisch durchdachte und nachvollziehbare Handlung – auch dieser neue Fall ist – ebenso wie die bisherigen – eine Leseempfehlung wert! Ich gebe gerne und voller Überzeugung fünf Sterne und hoffe auf weitere Kriminalromane oder Thriller aus der Feder Matthias Bürgels.

Bewertung vom 05.09.2024
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


gut

Bewegtes Leben

Julia Ames ist seit über 30 Jahren mit ihrem Mann Mark zusammen, zwei erwachsene Kinder gehören zum Familienglück. Doch nach einer unerwarteten Nachricht von Sohn Ben und Tochter Julias Plan, fürs College auszuziehen, fühlt sich Julia alleingelassen und leer. Wir blicken zurück auf ihr bisheriges Leben und das Gefühl von Familie.

Erzählt wird diese ausführliche Geschichte aus dem Blickwinkel von Julia, aber nicht in der Ich-Form, sondern mittels auktorialer Erzählweise. Wir steigen ein im Jetzt, wechseln aber sehr häufig, teils als Erinnerung Julias, teils als Rückblende ohne Ankündigung, zu unterschiedlichen früheren Ereignissen, wobei man nicht selten während der ersten Zeilen eines neuen Kapitels überlegen muss, zu welchem Zeitpunkt die Szene denn angesiedelt ist. So springen wir kreuz und quer durch Julias Leben und erfahren nach und nach, warum es ihr gerade so geht, wie es eben zu lesen ist. Berührende Momente, andere, welche eher verwundern, aber mitunter auch solche, die einem ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, werden da präsentiert. Man fühlt sich schnell mitten in einem Leben, das tatsächlich so abgelaufen sein könnte, und doch wirkt die Geschichte aufgrund vieler Seitenstränge und Ausschweifungen dann nicht ganz so stimmig und flüssig, wie sie sein könnte.

Interessant, aber an vielen Punkten zu langatmig. Drei Sterne.

Bewertung vom 02.09.2024
Sand, Marie

Und morgen wieder schön


sehr gut

Mehr als eine Friseurin

Amanda Lennart lernt im Salon ihrer Mutter das Handwerk einer Friseurin. Das allerdings füllt sie nicht aus, Amanda möchte das Schöne ihrer Kundinnen noch mehr zum Leuchten bringen und reist mit ihrem Skizzenbuch nach Paris. Als sie dem berühmten Karl Lagerfeld ihre Ideen unterbreitet und die Eleganz und Anmut seiner Kollektionen mit den passenden Frisuren noch mehr herausstreichen möchte, erfährt sie seine brüske Ablehnung. Allerdings darf sie bei seinem Coiffeur in die Lehre gehen. Viele Entbehrungen und Hürden später frisiert sie zwar die High Society, aber ihre Freundin erkrankt noch jung an Brustkrebs – und verliert ihre Haare …

Gefühlvoll und ohne falsches, schmeichelndes Mitleid erzählt Marie Sand diese großartige Geschichte in zwei Abschnitten: Paris einerseits und Berlin andererseits sind die Schauplätze für Amandas Lernen und Handeln. Wenige Figuren prägen die Szenen, lebendig werden die Schwierigkeiten dargestellt, welche den Weg des anfangs noch nicht einmal volljährigen Mädchens kreuzen. Mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht, schreibt Marie Sand über all die Qualen Amandas hinweg, richtet den Blick ihrer Protagonistin stets nach vorne. Obwohl sämtliche Figuren durch ein tiefgängiges Portrait charakterisiert sind, konnten sie mich dennoch nicht vollends fesseln, was schade ist, aber gewiss nicht an der Schreibkunst der Autorin liegt, denn andere Bücher von Marie Sand haben mich zutiefst bewegt.

Ein ungewöhnliches Buch, welches Mode und Kunst in Paris perfekt verknüpft mit schicksalhafter, schwerer Krankheit und dem verblühenden Selbstverständnis von Frauen, welche ihre Haarpracht dem Krebs opfern müssen. Dass es auch anders geht, dass eine Friseurin mehr tun kann, als mit der Schere zu klimpern, zeigt jene empathische Frau, welche Amanda Patin gestanden ist. Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.09.2024
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


weniger gut

Paranoia

Eine Immobilien-Paranoia begleitet die Mutter der nicht näher benannten Ich-Erzählerin. Das selbst gebaute Haus sei Ursache allen Pechs und Unglücks, welches über sie hereinstürzt. Miriam Böttger zeigt uns Betrachtungen einer sonderbaren Familienkonstellation.

Das Buch beginnt mit dem Ende, was ich sehr spannend finde, sodass ich freudig und neugierig weiterlese. Aber schon bald kommt auch eine gewisse Ernüchterung, denn der angekündigte tragikomische Roman entpuppt sich als Aneinanderreihung verschiedener Episoden und Szenen, welche aus meiner Sicht keine stimmige Handlung im herkömmlichen Sinne aufkommen lassen. Da geht es beispielsweise um Großeltern und Tanten, sonderbare Familienkonstellationen, einen Kirchenchor oder einen Besuch, bei dem man nicht weiß, welches Essen man auf den Tisch bringen soll. Während ich auf witzige Ereignisse und humorvolle, selbstironische Darstellungen warte, die in einem Eigenheim passieren können, lese ich eher nichtssagende Kapitel, die sich eins ans andere reihen. Obwohl Mutter und Vater von „Ich“ – hat sie überhaupt einen Namen? – sehr detailliert und gut vorstellbar beschrieben werden, stellt sich keine Nähe zu diesen Personen ein, kann ich nicht mitfühlen und verstehen, wie es ihnen tatsächlich geht.

Leider kann mich dieses Buch nicht überzeugen, vielleicht bin ich einfach von falschen Erwartungen ausgegangen.

Bewertung vom 02.09.2024
Rode, Tibor

Lupus


ausgezeichnet

Jäger

An einem Hochstand wird ein Jäger tot aufgefunden, ein anderer ist verschwunden, zudem werden in den Wäldern Norddeutschlands Wölfe gesichtet. Haben die Tiere Menschen angefallen oder geht es um Mord? Die Staatsanwaltschaft geht mit Tierärztin Jenny Rausch auf Pirsch und verstrickt sich immer weiter in DDR-Machenschaften, Nazi-Geheimnisse und ein längst zurückliegendes Familiendrama.

Spannend geht es von Anfang an zu im neuen Thriller „Lupus“ von Tibor Rode. Ein verschollener Vater, ein Toter am Hochstand, ein moderner Zaun, der mittels Künstlicher Intelligenz Wölfe von der Bevölkerung abhalten soll, ja sogar einen Werwolf im System meldet. Eine fesselnde Schreibweise zieht den Leser schnell in den Bann, außergewöhnliche, fast unglaubliche Fakten fließen nach genauer Recherche in eine fiktive Handlung ein und rufen immer wieder Erstaunen hervor. Während der Leser Jenny begleitet, erfährt er zwischendurch immer wieder mittels Rückblenden, Protokollen und Gesprächen in kursiver Schrift, was sich teils Jahrzehnte zuvor zugetragen hat. Auf diese Art und Weise setzen sich langsam, aber doch, Puzzlesteine zusammen und ergeben schlussendlich ein klares Bild rund um das Wolfsdrama.

Dieser Thriller besticht durch stete Kurzweil trotz der knapp 500 Seiten, bringt Informatives zur Sprache und veranlasst den Leser zum Nachdenken, wie man mit Künstlicher Intelligenz oder dem Lebensraum von Mensch und Tier umgehen soll. Keineswegs erfolgt dies aber mit erhobenem Zeigefinger, ganz im Gegenteil, verquickt Rode die vielfältigen Themen mit faszinierender Fiktion, die einen in Atem hält.

Spannung mit realitätsnahen Inhalten und ein wenig Fantasie – beste Unterhaltung ist garantiert!

Bewertung vom 02.09.2024
Weinert, Steffen

Eisfeld - Der Fall Katharina S. / Mara Eisfeld ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Aufstieg

Ziemlich unerwartet erfolgt Mara Eisfelds Aufstieg zur Leiterin der 9. Mordkommission im Berliner LKA. Nicht, dass sie dies nicht herbeigesehnt oder nicht die nötige Kompetenz hätte, dennoch ist sie überrascht und stolpert noch dazu gleich während der kurzen Willkommensfeier in einen schwierigen Fall, welcher sie recht persönlich berührt, geht es doch plötzlich auch um einen alten Vermisstenfall, bei dem sie selbst ganz kurz mitermittelt hat.

Humorvoll und stark vermischt mit persönlichen Lebenslagen und –krisen beginnt dieser fesselnde Serienauftakt. Lebhafte Charaktere, starke Reibflächen und Maras ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit – das sind die ersten Eindrücke, welche man auf der ersten Seiten dieses Krimis bekommt. Mara hat ganz klare Vorstellungen davon, wie Polizeiarbeit erledigt werden muss und dass sie ihre Ehe retten will. Ob das alle anderen Beteiligten auch so sehen? Das stellt sich erst im Laufe des Geschehens heraus, welches mich als Leserin sofort in den Bann zieht. Was mit einem harmlosen Einbruch beginnt, entwickelt sich rasch zu einem spannenden Ermittlungsfall, in welchem alle Kommissare gefordert sind, nicht zuletzt aufgrund der sehr hartnäckigen Journalistin Karlotta von Busse, die stets viel früher als eigentlich möglich überall dort auftaucht, wo Mara Spuren sucht.

Ein phantastisches Team voller Menschen wie im echten Leben, ein aufregender erster Fall für Mara Eisfeld, verfasst in lebendiger Sprache, welche einen nur mitnehmen kann auf eine turbulente Jagd nach dem Täter. Obwohl Mara nicht immer logisch und mit kühlem Kopf entscheidet, ist sie doch eine Sympathieträgerin und hat mich sofort davon überzeugt, dass ich ihr auch künftig beim Ermitteln über die Schulter sehen will.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2024
Howes, Theresa

Marguerites Geheimnis (eBook, ePUB)


sehr gut

Malerin im Widerstand

Cote d’Azur, 1944: Die Malerin Marguerite Segal lebt mit einer Freundin auf einem abgeschiedenen Hof in der Nähe von Nizza. Marguerite, welche sich im Widerstand engagiert, soll für den britischen Geheimdienst Unterlagen besorgen, wofür sie wiederum den Priester Étienne Valade um Hilfe bitten muss. Eine gefährliche Mission, der sich nicht nur die deutschen Soldaten und die französischen Nachbarn, sondern auch aufwallende Gefühle in den Weg stellen. Kann sie dem Pater überhaupt vertrauen?

Sehr gut charakterisierte Personen lassen das entworfene Szenario realistisch und glaubwürdig erscheinen, die Handlung in Südfrankreich ist zwar fiktiv, aber durchaus geprägt von historischen Begebenheiten, welche Theresa Howes nach entsprechender Recherche klug eingeflochten hat. Die innere Zerrissenheit zwischen Mitmachen, nicht Auffallen und seinem Gewissen zu folgen, ist so spürbar, als wäre man selbst konfrontiert mit all dem Leid und der Ungerechtigkeit, welche sich Bahn brechen in einem Krieg. Souverän und selbstlos werden Marguerite und Étienne geschildert, wie sie sich für die Ärmsten und Schwächsten einsetzen und dabei oft selbst nicht wissen, ob ihr Gegenüber zuverlässig ist und auf derselben Seite agiert. Überraschungen und Geheimnisse stehen an der Tagesordnung, wer heute noch dein Freund ist, kann morgen schon dein Feind sein.

Eine realistische Betrachtung von „ganz normalen“ Menschen, die ihren Weg durch die Kriegsgräuel suchen und auch finden. Vier Sterne mit Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.08.2024
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


ausgezeichnet

Schauspieler

Theaterschauspieler Eric Sanders erhält eine Rolle in der Fernsehserie Tatort und ebnet sich durch seine hervorragende Leistung den Weg für eine großartige Karriere. Genau in dem Moment gibt sich allerdings ein anderer für ihn aus und postet als vermeintlicher Eric Sanders scheußliche Dinge auf sämtlichen Social Media Kanälen und fordert den echten Sanders auf, sich seiner verdrängten Vergangenheit zu stellen.

Flott und fesselnd geht es von Anfang an dahin, schnell nimmt Arno Strobel seine Leser ein für die spannende Handlung dieses Psychothrillers, der an etlichen Stellen mehr als abstrus daherkommt. Und dennoch wird stets alles plausibel erklärt und glaubwürdig dargestellt, die Psychoanalyse und Hypnose sind hier so bewährte wie passende Mittel, welche eingesetzt werden, um Erinnerungen wachzurufen. Sanders ist als sympathischer Charakter angelegt und weckt auch beim Leser einen gewissen Beschützerinstinkt, der einen mitfiebern, ja mitleiden lässt mit dem armen Tropf. Auch wenn am Ende ein kleines Detail für mich nicht ganz schlüssig ist, so habe ich mich über mehr als 350 Seiten lang bestens unterhalten gefühlt und bin nicht nur einmal arg an der Nase herumgeführt worden. Ein rasantes Hin und Her, ein steter Wechsel der Möglichkeiten und die nicht abwägbare Wirkung auf Eric Sanders Anhängerschaft lässt viele Zweifel aufkommen, was wahr ist und was falsch. Man kann dieses Buch nur suchtartig (möglichst in einem Rutsch) durchlesen.

Fazit: ein spannender Thriller rund um die Verdrängung der Vergangenheit und wie einen diese wieder einholen kann, verpackt in eine grandiose Handlung mit rasantem Schreibstil. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung für den „Stalker“.