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Giselas Lesehimmel
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Landshut
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Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 782 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2023
Jahnke, Anja

Liebe rein, Scheiße raus 2


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Du hast nur dieses eine Leben

Auf der Buchmesse LibeRatisbona in Regensburg durfte ich die sehr sympathische Autorin kennen lernen. Wir haben ziemlich lange ein gutes Gespräch geführt. Anja Jahnke hat hier einen Ratgeber in Romanform geschrieben. Er enthält viele biografische Züge. Ich habe begonnen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Isabella ist ein Charakter der glaubwürdig daher kommt. Sie steckt in einem Hamsterrad. Einerseits möchte sie unbedingt wieder arbeiten, anderseits ist sie sich nicht sicher, ob sie weiterhin als Lehrerin arbeiten möchte. Ausgerechnet eine ehemalige Klassenkameradin, die ihr einst den Freund ausgespannt hat, wird ihr eine große Stütze.

Menschen sind nicht immer so, wie wir sie wahrnehmen. Mit Situationen ist es das Gleiche.

Schritt für Schritt lernt Isabella für ihre eigenen Bedürfnisse einzustehen. Sie geht Konfrontationen nicht mehr aus dem Weg. Lernt, dass sie nicht alleine die ganze Hausarbeit stemmen muss. Mit ihrem Mann führt sie viele gute Gespräche. Nicht immer sind sie einer Meinung. Der Bitte um mehr Freiraum und berufliche Veränderung, kommt ihr Mann nicht immer gerne nach. Warum das so ist hat die Autorin wunderbar beschrieben.


Zugegeben. Nur mit einem Mann, der einen aufrichtig liebt, kann man Lösungen finden. Im Grunde profitieren Ehemann und Kinder, wenn die Lösungen zu aller Gunsten ausfallen. Was gibt es Besseres als eine zufriedene Ehefrau und Mutter? Lernen dadurch nicht auch die Kinder ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Ich erzähle jetzt nichts mehr. Taucht ein in die Geschichte und lernt Isabella kennen. Es ist spannend, wie Isabella Schritt für Schritt einen Weg aus ihren Depressionen findet.
Fazit:

Man muss keine Ehefrau und Mutter sein. Die Umsetzung dieser unaufdringlichen Ratschläge dürfte für jeden Menschen machbar sein. Schritt für Schritt. Mit Geduld und viel Liebe. Vor allem der Liebe zu sich selbst.Es handelt sich hier um den zweiten Teil. Man kann ihn sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen.

Von mir eine absolute Empfehlung. Danke liebe Anja.

Bewertung vom 28.06.2023
Ehrenhauser, Martin

Der Liebende


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Die Geschichte hat mich sehr berührt

Nachdem ich den Klappentext gelesen habe wusste ich sofort, dies ist eine schöne, traurige Geschichte. Der ehemalige Priester Monsieur Haslinger ist auch im Ruhestand noch für arme Seelen da. Liebt alles was blüht und rettet Pflanzen. Als im Nachbarhaus Madame Janssen einzieht, ist er sofort von ihrer Lebenslust begeistert. Auch Madame Janssen fühlt sich zur Natur hingezogen.

Ich will Euch gar nicht viel über das kleine Büchlein erzählen. Möchte, dass Ihr diese zwei wunderbaren Menschen selber kennen lernt. Brüssel habe ich in diesem Roman mal von einer anderen Seite kennen gelernt. Wie der Autor schon selbst sagt, ist es schade, wenn man Brüssel nur auf das Gipfeltreffen reduziert. Die pittoresken Altstadt und schönen Grünanlagen wären schon mal eine Stadttour wert. Die Liebesgeschichte ist zart und sehr schön. Zum ersten Mal traut sich Monsieur Haslinger über seine Gefühle zu sprechen. All die Jahre der Verzicht auf Zärtlichkeiten zu einer Frau hat er nur hingenommen, weil er seiner Berufung als Priester voller Überzeugung nachgekommen ist. Madame Janssen hat ihm Mut gemacht, die Liebe kennen zu lernen. So gab es für ihn ein erstes Mal mit einer Frau, bei der es da letzte Mal sein sollte. Zwei Menschen konnten sich für kurze Zeit so viel Wärme und Liebe geben, dass es beim Lesen schon richtig weh getan hat. Wusste ich doch um die kurze Zeit, die beide miteinander haben. Ich habe geahnt was passiert. Ich denke, mir ging es wie Haslinger. Ich wollte es nicht wahrhaben.

Ich mochte den Geistlichen sehr gerne. Seine Empathie hat er sehr wertvoll eingesetzt. Er nimmt die Menschen wie sie sind. Beurteilt sie nicht nach ihrem Auftreten. Schaut hinter die Fassaden und spürt die Qualen, die viele Menschen leiden. Sei es seelisch oder körperlich. Er rettet Pflanzen. Das gelingt ihm fast immer. Und er hat eine Frau auf ganz besondere Weise gerettet. Rettung hat viele Gesichter. Sie kann manchmal nur für kurze Zeit nötig sein. Und nicht immer bedeutet sie ein Ende, wie man es sich wünscht



Fazit:

Lest bitte dieses Buch. Ich verspüre nun einen ganz starken Wunsch. Es wird die Zeit kommen, da möchte ich einen Menschen wie Monsieur Haslinger mit an meiner Seite haben. Das wäre ein großes Glück.

Danke Martin Ehrenhauser für dieses wertvolle Buch.

Bewertung vom 27.06.2023
Jebens, Franziska

Immer am Meer entlang


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Immer dem Herz entlang

Ich liebe das Meer. Mein bevorzugter Urlaubsort ist die Ostsee. Beim Lesen dieses Buches hat mich jedoch ein ganz anderes Fernweh gepackt. Ich kann Josi sehr gut verstehen. Die Polizistin träumte schon als kleines Mädchen mit einem Bulli immer dem Meer entlang zu fahren. Ein Jahr Auszeit zu nehmen. Josi hat uns allen gezeigt, wie Träume wahr werden können. Wie gut dass sie auch noch Eltern und einen Onkel hat, die ihre Träume ernst nehmen. Die sie ihr nicht ausreden und mit großer Tatkraft unterstützen.

Ich habe dieses Buch nicht gelesen. Ich habe Urlaub an den herrlichsten Stränden Europas gemacht. Leckeren Mokka getrunken. In Italien Pasta und Pizza genossen. Bei jeder einzelnen Silbe Josi um ihr Abenteuer beneidet. Als dann der charmante Paul ihren Weg kreuzt, ist die ohnehin schon perfekte Geschichte noch um ein großes Stück besser. Sie haben nicht immer die gleichen Ziele. Doch das interessiert Amors Pfeil herzlich wenig. Sie begegnen sich immer wieder und genießen erlesene Weine, traumhafte Strände und den Sternenhimmel zusammen. Dann gehen sie wieder getrennte Wege. Dennoch sind sie miteinander verbunden. Finden auf ihre Reise zu sich selbst. Und ich habe mich letztendlich gefragt, ob sie am Ende endgültig zueinander finden. Beide haben die Einsamkeit gesucht. Doch nach einigen Stränden brauchten sie kurzfristig eine Auszeit von der Auszeit. Eine Reise die in Frankreich beginnt und erst mal in Schottland endet. Warum erst mal? Genau das müsst Ihr selbst heraus finden. Und ich verspreche Euch, an Heimkehr möchte so schnell keiner mehr denken ….Und wenn Ihr dann noch den süßen Kater kennen lernt ......

Fazit:

Das Setting erzeugt Fernweh. Die Geschichte kommt real daher und dennoch liest man sie nicht. Man träumt sie gute 400 Seiten weg. Springt ins eiskalte Meer. Erholt sich an einsamen Stränden. Lernt an den verschiedensten Orten wunderbare Einheimische kennen. Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit werden groß geschrieben. Das Vertrauen, welches die Südländer Josi und Paul entgegen bringen, sucht man hierzulande oftmals vergeblich. Selbst Pannen haben den beiden Reisenden neue Erkenntnisse gebracht. Sie sind daran gewachsen. Und mir hat die Geschichte gelehrt, man muss ein Buch nicht lesen. Einfach mitleben. Eintauchen und von fernen Stränden und einem gigantischen Sternenhimmel träumen.

Ein großes Dankeschön an Franziska Jebens, für die tolle Reise.

Bewertung vom 25.06.2023
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Für dieses Buch braucht man starke Nerven

Ich muss gestehen, dass mich dieses Cover Anfangs total abgeschreckt hatte. Nein, es liegt nicht daran, dass sich zwei Jungs küssen. Vielmehr die Normalität. Kein Weichzeichner. Kein gesteyltes Liebespaar, wie man es aus Filmen und anderen Buchcovern kennt. Da hab ich ziemlich oberflächlich geurteilt. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, finde ich das Bild total passend.

Mit Mungo hat Stuart einen Charakter geschaffen, der einem von der ersten Silbe an ans Herz geht. Sein zartes und liebevolles Wesen ist in den dem harten Arbeiterviertel in Glasgow total deplatziert. Hier herrscht rohe Gewalt. Sein Bruder Hamish führt Bandenkriege gegen die Katholiken. Mango will das nicht. Doch wenn er nicht mitmacht, nimmt ihn sein Bruder in den Schwitzkasten.

Seine Schwester Jodie versucht ihm die Mutter zu ersetzen. Sie kommt jedoch in Situationen, die der ihrer Mutter nicht unähnlich sind.

Die Mutter kann man als solche eigentlich nicht bezeichnen. Sie schert sich um ihre Kinder einen feuchten Dreck. Spricht dem Alkohol stark zu und verschwindet oftmals für längere Zeit. Dennoch liebt Mungo sie abgöttisch. Jede noch so kleine Zärtlichkeit von ihr saugt er auf wie ein Schwamm.

Was dieses Buch mit mir gemacht hat, habe ich lange nicht mehr erlebt. Es gab eine Stelle, da habe ich das Buch zur Seite geschmissen, weil ich nicht mehr weiter lesen konnte. Hatte Angst, was da jetzt passieren wird. Über Mungos Mutter will und kann ich kein gutes Urteil fällen. Was sie mit dem Jungen gemacht hat, kann man auch durch ihre eigene verzweifelte Situation nicht entschuldigen. Sie hat ihm die schlimmsten Erlebnisse beschert, die sich kaum ein Mensch vorstellen kann. Ich habe oftmals großen Ekel verspürt. Mungos Erlebnisse an einem See könnten einem Horrorfilm entsprungen sein. Dabei sollten Zelten und Angeln eigentlich Spaß machen.

Da lernt Mungo einen Seelenverwandten in der Nachbarschaft kennen und lieben. Doch im Glasgow der 90er muss er sein Glück geheim halten. Gücklich verliebt sein ist ihm ebenso wenig vergönnt, wie ein normales Familienleben. Seine erste zarte Liebe zu James hilft ihm, seine eigenen Neigungen zu akzeptieren. Aber was bringt das schon, wenn es sonst keiner verstehen will. Wenn seine große Liebe James nun auch in Gefahr lebt und Mungo Dinge tun muss, nur um ihn zu schützen. Dinge, die der Katholik James nicht nachvollziehen kann.
Fazit:

Der Schreibstil ist absolut magisch. Unterstrichen wird er noch durch den Glasweger Slang. Die Geschichte um den protestantischen Mungo wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Setting spiegelt die Armut im Glasgower Arbeiterviertel wider. Alle Personen kommen absolut authentisch rüber. Auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen. Von mir eine absolute Empfehlung. Bringt beim Lesen bitte starke Nerven mit.

Herzlichen Dank Douglas Stuart

Douglas Stuart

Bewertung vom 19.06.2023
Barba Higuera, Donna

Die letzte Erzählerin


ausgezeichnet

Meine Meinung
Wir schreiben das Jahr 2064

Eine der größten Ängste der Menschheit ist, dass ein Meteoriteneinschlag die Erde vernichtet. Genau das passiert in dieser Geschichte. Die letzten Tage auf der Erde sind gezählt. Petra Peña lässt uns an ihrer eigenen Geschichte teilhaben. Erzählt uns vom traurigen Abschied ihrer heißgeliebten Abuela (Oma.) Unter freiem Sternenhimmel erzählt die Abuela ihrer Enkelin ein letztes mal eine Cuento.

Diese Geschichte lebt von Mythen und Märchen. Sie geben Hoffnung und tauchen auch trübe Momente in ein zartes Licht. Als Petra mit ihren Eltern und ihrem Bruder die Reise auf einen anderen Planeten antritt, ist die Trauer groß. Viele lieb gewonnene Menschen müssen zurück bleiben. Während ihrer Reise werden sie in einen Schlaf versetzt und mit Infos gefüttert, die auf dem neuen Planeten von Vorteil sind. Petra ist die einzige, die nicht schlafen kann. Sie ist die Einzige, die sich an das frühere Leben auf der Erde erinnert. Sie darf es niemanden merken lassen. Auf dem Raumschiff zählen nur Gehorsamkeit und handeln zum Wohle des neuen Planeten. Und zwar ohne Erinnerungen an früher ….

Bei dieser Geschichte habe ich einige male ziemlich nah am Wasser gebaut. Konnte die Verzweiflung von Petra spüren. Alle Infos, die sie und ihre Familie vor der Reise bekommen hatten, entsprechen nicht der Wahrheit. Menschen mit Erinnerungen erwartet ein hartes Schicksal. Dennoch versprüht dieser Jugendroman sehr viel Herzenswärme. Petra findet Freunde, die sich zu so etwas wie einer Familie entwickeln. Einer steht für den anderen ein. Sie halten zusammen. Manche Szenen kommen etwas weit hergeholt daher. Aber, was weiß ich denn schon, wie es auf einem anderen Planeten zugeht. Petra konnte sich oftmals auf dem Raumschiff frei bewegen. Das erschien mir unlogisch, da die Überwachung groß ist. Trotz meiner Kritikpunkte schreibe ich hier über ein Higlight im Jahr 2023. Einem Jahr, welches auch von Naturkatastrophen und Kriegen beherrscht wird.

Petra findet ihre Familie auf dem Raumschiff nicht. Nur ein Buch ihres Bruders .....



Fazit:
Ich würde Euch jetzt gerne die komplette Geschichte erzählen. Euch den Sternenhimmel auf der Erde- und dem neuen Planeten zeigen. Die beeindruckende Vegetation viele Lichtjahre entfernt. Aber das überlasse ich Zeta-1 und Epsilon-5. Wer das ist? Also, es wären noch ein paar Plätze auf dem Raumschiff frei ...

Danke Barba Higuera

Bewertung vom 07.06.2023
Brookner, Anita

Seht mich an (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Eine traurige Geschichte, in einer wunderschönen Sprache erzählt

Als ich die Geschichte beendet habe war ich richtig traurig. Zudem hat sich mir die Frage gestellt, wie ich meine Eindrücke in Worte fassen kann. Kann ich diesem literarischen Meisterwerk mit meinen Worten gerecht werden? Schaffe ich es, die Gefühle zu transportieren, die eine einsame Frau in mir ausgelöst hat? Eigentlich müsste ich jetzt nur das Nachwort von Daniel Schreiber wiedergeben. Er hat alles so phänomenal in Worte verpackt. Beim Lesen hatte ich durchgehend zustimmend mit dem Kopf genickt. Dennoch! Ich versuche es mal.

Frances Hilton ist eine Frau, die es sich nicht erlaubt ihre wahren Gefühle zu zeigen. Ihre Eltern leben nicht mehr. Sie lebt in einer Wohnung, die fast schon einem Museum gleicht. In einer medizinischen Bibliothek verdient sie sich Geld, welches sie nicht nötig zu haben scheint. Sie ist vermögend und gleichzeitig bescheiden. Ihr soziales Leben beschränkt sich auf das Sonntagsessen bei einer Kollegin und deren Familie. Man hegt die Hoffnung, dass sie den Sohn der Familie heiraten wird. Doch Frances ist in Liebesdingen traumatisiert. Leider erzählt sie nicht wieso. Ich habe beim Lesen immer gehofft mehr darüber zu erfahren. Sie lernt in der Bibliothek einen Mediziner und seine kapriziöse Frau näher kennen. Zu dritt unternehmen sie sehr viel. Ich konnte das Ehepaar von Anfang an nicht leiden. Meiner Meinung nach haben sie Frances wie ein Versuchsobjekt behandelt, das ihnen ihre gepflegte Langeweile nehmen soll. Die Gefühle der einsamen Frau haben sie nicht im Mindesten interessiert. Die Oberflächlichkeit der Beiden ist einfach nur grenzenlos. Von Empathie konnte ich nichts spüren. Als James mit ins Spiel kommt, habe ich große Hoffnung für Frances gehegt. Leider ging diese Beziehung einen Weg, der mehr als ungesund war ... Am liebsten wäre ich zwischen die Seiten gekrochen um Frances kräftig zu schütteln. Warum hat sie nicht einmal mit der Faust kräftig auf den Tisch geschlagen und gebrüllt: Nicht mit mir! Sucht euch jemand anderes für eure Minderwertikeitskomplexe. Mischt euch nicht auf so penetrante Weise in mein Leben ein. Ihr seid keine Freunde. Ihr seid Parasiten! Nein, so erwas hätte Frances nie gesagt. Sie hat gelächelt, wenn ihr zum Weinen war. Sie hat regelmäßig eine ehemalige alte Kollegin besucht, die sie nicht leiden konnte. Wollte Autorin werden, dann wieder nicht. Sie hat jedoch bei allen Geschehnissen gedanklich einen Roman geschrieben. Alles und jeden beobachtet. Selbst sich selbst immer genau beobachtet. Jedes Lächeln und jede eigene Reaktion. Sie wollte sich keine Gefühle in der Liebe erlauben. Was nur ist damals passiert. Das, über das sie nicht mal mit uns Lesern sprechen kann/möchte. Toxische Freundschaften beherrschen ihr Leben. Aus jedem Wort spricht ihre grenzenlose Einsamkeit. Sie ist stolz auf ihre Fassade, die sie hoch erhobenen Hauptes trägt. Und genau die trägt zu ihrer sozialen Isolation bei. Ihrer alten Haushälterin kündigt sie nicht, um dieser nicht weh zu tun. Diese Frau ist so gefangen in ihrem falschen Denken, dass es beim Lesen so richtig weh tut. Das Ende ist furchtbar traurig.
Fazit:

Die britische Autorin Anita Brookner hat ein Meisterwerk hinterlassen, welches nach dem Lesen noch lange nicht beendet ist. Man möchte wissen, ob Frances wirklich ihre Geschichte aufgeschrieben hat. Mein Kopfkino hält sämtliche Enden bereit. Ein großes Dankeschön von mir, für dieses wunderbare Buch.

Bewertung vom 05.06.2023
Scott, Lia

Ein Gefühl von Unendlichkeit / Sturmjahre Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ich lese wahnsinnig gerne Bücher, die in Schottland spielen. Der erste Band von Sturmjahre hat mich tief in die wunderschöne Landschaft eintauchen lassen. Nicht nur das Setting konnte mich begeistern. 1917 herrscht der erste Weltkrieg. Aus der Sicht von der Krankenschwester Bonnie bekommen wir den ganzen Wahnsinn mit. Die mutige Frau kämpft in London um das Leben schwer verletzter Männer. Mit ihrer Empathie schafft sie sie es, schottische Verletzte zu beruhigen. Als sie unter den Verwundeten ihren Bruder Archie entdeckt, freut sie sich über den Auftrag den sie erhält. Sie darf die schottischen Patienten in die Heimat begleiten. Archies Kriegskamerad Connor hat keine Familie mehr. Er wird von Bonnies Familie in Foxgirth willkommen geheißen. Bonnie und Connor fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen. Doch aus irgendeinem Grund möchte Archie verhindern, dass die Beiden ein Paar werden. Archie hat mit Connor andere Pläne.

Ich konnte Anfangs Archies Verhalten in Bezug auf Connor nicht verstehen. Er ist selbst kein Kind von Traurigkeit und scheint ein offenes Geheimnis zu haben. Connor hat ein schweres Päckchen zu tragen und weiht Archie in ein Geheimnis ein.Dies ist der Grund, warum er sich freiwillig zu diesem sinnlosen Krieg freiwillig gemeldet hat. Das schreckt Archie keineswegs ab. Vielmehr zieht er großen Nutzen daraus. Ich konnte mit Connor richtig mitfühlen. Es muss sehr schwer sein, keine Familie zu haben. Er hat die kurze Zeit bei Bonnies Familie in Foxgirth sehr genossen. Das Leid miterlebt, welches die Familie um zwei weitere Söhne erleiden muss. Die Ungewissheit, ob die Brüder von Archie und Bonnie noch leben, zerrt an den Nerven. Ich habe mich in der rauhen Landschaft Schottlands sehr wohlgefühlt. Saftige Wiesen und immer etwas windig. Da würde ich mich auch im realen Leben sehr wohl fühlen. Für Bonnie und Connor habe ich mir ein Happy End gewünscht. Natürlich verrate ich jetzt nicht, ob mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Bonnie arbeitet nun in Edinburgh in einem Krankenhaus. So gerne sie auch in Foxgirth geblieben wäre. Es ist ihre Bestimmung, den vielen Kriegsverletzten zu helfen. In Edinburgh möchte Connor sich seiner Vergangenheit stellen ....

Fazit:

Eine bittersüße Liebesgeschichte und die wunderbare Natur Schottlands, haben mir eine kleine Urlaubsreise beschert. Ich habe den stetigen Wind gespürt. Bin barfuß durch saftigen Wiesen gelaufen. Mit den authentischen Protagonisten mitgelitten und auch mal gelacht. Nun freue ich mich auf die Fortsetzung, *Das Versprechen einer neuen Zeit*, deren e-Book am 1. und die Printausgabe am 30. August erscheinen wird.

Danke Lia Scott. Ich habe jedes Wort genossen.

Bewertung vom 23.05.2023
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


sehr gut

Meine Meinung:


Mir ging es wie der Autorin vor dem Schreiben dieses Romans. Vor dem Lesen dieses Buches, wusste ich so gut wie nichts über Albert Einstein. Mileva Maric lernte ich auch erst in dieser Geschichte kennen. Die erste Frau von Einstein war anscheinend maßgeblich an seiner berühmten Relativitätstheorie beteiligt. Wie es dazu kam, dass ihr Name nie in Aufsätzen und Buchveröffentlichungen erwähnt wurde, ist wirklich keine schöne Sache. Vielmehr schmeißt sie kein gutes Licht auf den berühmten Physiker.Milena fand ich von Anfang an sehr sympathisch. Ihr Vater hatte sie unterstützt. Wollte das seine gehbehinderte Tochter studiert. 1896 war das wirklich nicht üblich, dass eine Frau beruflich erfolgreich sein darf. Nur Albert Einstein nahm die junge Frau aus Serbien ernst. Arbeitete gerne mit ihr zusammen. Nachdem Mileva einen schweren Schicksalsschlag erleiden musste, hatte sie eine Idee, mit der sie einen sehr großen Anteil an der Relativitätstheorie hatte. Anfangs fand ich Einstein wirklich klasse. Wie er mit Mileva zusammen arbeitete hat mir richtig imponiert. Was sie jedoch alles mitmachen musste, bevor sie geheiratet haben, hat mich richtig wütend auf Einstein werden lassen. Nachdem was ich hier gelesen habe, hatte er seine Frau maßlos ausgenutzt. Ihre Kariere sabotiert und alle Lorbeeren für sich eingeheimst. In schweren Situationen hatte er seine Frau stets alleine gelassen. Ich habe mir über Google einige Infos zu den Beiden geholt. Genaues kann man eigentlich über Mileva gar nicht schreiben. Die Infos zu ihr sind sehr widersprüchlich. Was mit ihrer Tochter wirklich passiert ist, weiß so genau keiner. Aber mich hat das Verhalten von Einstein wirklich richtig böse gemacht. Da reicht es schon, wenn nur die Hälfte der Wahrheit entspricht. Mileva hat mir, obwohl sie schon lange nicht mehr lebt, aufrichtig leid getan. Sie konnte ihr großes Talent als Mathematikerin nicht ausleben. Ein Zusammentreffen mit der berühmten Physikerin und Chemikerin Madame Currie hatte ihr einst die Augen geöffnet. Die Nobelpreisträgerin hatte Milevas Intelligenz erkannt. Sie hatte nicht verstanden, warum Milevas Name nirgends Erwähnung findet. Mir wurde beim Lesen Einstein immer unsympathischer. Ich habe ihn regelrecht gehasst. Liebesszenen mit ihm haben mich restlos überfordert. Das wart jedoch seinem berühmten Bild, bei dem er die Zunge herausstreckt geschuldet. Dazu noch sein mieser Charakter. Was stimmt bei desem biografischen Roman? Was ist der Fantasie von Frau Benedict geschuldet? Da jetzt mal eine ganz große Kritik von mir. Das Nachwort hätte bei dieser Geschichte an den Anfang gehört. Das Nachwort war für mich ein Schlag ins Gesicht! Ich weiß gar nicht, ob ich mich nun zu Recht so aufgeregt habe. Ich weiß, bei einem biografischen Roman darf ein*e Autor*in die eigene Fantasie mit einbringen. Bei Frau Einstein war es mir entschieden zuviel.
Fazit:


Ich habe diesen biografischen Roman sehr gerne gelesen. Leider hat mir das Nachwort nachträglich die Geschichte etwas madig gemacht. Mir ist der Wahrheitsgehalt etwas zu schwammig. Schade. Da ich jedoch beste Unterhaltung bekommen habe, reicht es noch für vier von fünf Sternen.Danke Marie Benedict

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2023
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Zwei Schwestern

Ich bin total verliebt in dieses einfache, und doch so aussagekräftige Cover. Der Klappentext dazu hat mich total neugierig gemacht. Da ich unser Stadtbad sehr liebe, bin ich gedanklich immer 22 Bahnen mit Tilda mitgeschwommen. Hatte stets den Geruch von Chlor in der Nase. Tilda hat die Verantwortung auf ihren Schultern, die eigentlich ihrer alkoholkranken Mutter zusteht. Neben ihrem Studium verdient sie Geld in einem Supermarkt. Ihre kleine Schwester Ida liebt sie abgöttisch. Sie lässt der kleinen Süßen sehr viel Zuwendung zukommen. Viktor, selbst vom Schicksal gebeutelt, wird zum Retter in der Not. Ist für die Libellen in Tildas Bauch zuständig.

Trotz der traurigen Thematik, habe ich mich am Abendbrottisch der beiden Schwestern sehr wohl gefühlt. Die Mutter der beiden hätte ich am liebsten geschüttelt und in Therapie geschleppt. Ich weiß, so darf und sollte ich nicht denken. Aber es geht hier nicht nur um die Wodka-Lady. Vielmehr macht man sich als Leser*in Gedanken, was diese Sucht mit den jungen Seelen macht. Ich habe jedoch den Eindruck gewonnen, dass die Schwestern an ihren Problemen gewachsen sind. Besonders Idas Wandlung hat mir sehr gut gefallen. Das kleine Mädchen traut sich immer mehr aus ihrem Schneckenhaus heraus. Zeigt gegenüber ihrer Mutter eine Strenge, die man normalerweise bei einem Kind nicht erwartet. Das hat mir wirklich imponiert. Vor allem macht es das Ganze für Tilda leichter. Die möchte nämlich gerne nach Berlin. Viktor empfand ich als Segen für die beiden Mädchen. Schon vor Jahren ist er immer 22 Bahnen geschwommen. Tilda weiß Anfangs nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten soll. Hatte er doch vor Jahren große familiäre Verluste hinnehmen müssen. Immer wenn mich die Geschichte etwas zu stark mitgenommen hat, bin ich mit Tilda 22 Bahnen mitgeschwommen. Habe mich mit ihr auf den Grund des Beckens gesetzt und die anderen Schwimmer von unten aus beobachtet. Die größte Freude hat Tilda jedoch, wenn ihre Schwester mit ins Schwimmbad kommt. Und zwar nicht nur an Regentagen.

Fazit:

Die Geschichte erzählt von zwei Schwestern, die überwiegend ohne Eltern klarkommen müssen. Dies in einer wunderschönen Sprache. Ich bin gerne mitgeschwommen. Ich empfehle Euch eine Saisonkarte und jeden Tag 22 Bahnen zu schwimmen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht zu erleben, wie die beiden Mädchen über sich hinausgewachsen sind. Trotz einer depressiven, alkoholabhängigen Mutter das beste aus ihrem Leben machen. Danke Caroline Wahl. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. War mitten im Geschehen.

Bewertung vom 13.05.2023
Williams, Jen

Der Herzgräber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Der Klappentext verspricht einen spannenden Thriller. Und das Versprechen wird gehalten. Heather Evans kehrt in das Haus ihrer Kindheit zurück, nachdem sich ihre Mutter umgebracht hat. Ich habe zu lesen begonnen und war gefangen in einer Welt voller Märchen und Mythen. Eigentlich habe ich Märchen von den Gebrüdern Grimm geliebt. Noch heute besitze ich eine uralte Ausgabe. Fand sie als Kind schon absolut spannend und stellenweise furchterregend. Aber habe ich eigentlich die richtigen Märchen gelesen, oder nur einen Abklatsch davon? Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher. Mehr noch, jetzt hat mir ein roter Wolf Herzklopfen und schweißnasse Hände beschert. Ein wunderschöner Wald hat sich als eine Stätte des Wahnsinn erwiesen. Im Wald Frieden finden und Bäume umarmen hat in dieser Geschichte eine ganz andere Qualität. Heathers Suche nach der Wahrheit ist absolut düster, wie der sagenumwobene Wald. Die Charaktere habe ich irgendwie nicht richtig zu fassen bekommen. Sie waren genauso geheimnisvoll wie der Wald. Du hast mein Herz gestohlen. Klingt das nicht unheimlich romantisch? Eines kann ich Euch verraten. Mir ist für einige Stunden die Romantik abhanden gekommen. Vielmehr hat mein Magen rebelliert, ob der schlimmen Familiengeschichte, die ihren Ursprung in der wunderschönen Natur hat. Sei es der Sternenhimmel, das Flüstern der Bäume im Wind oder das Knirschen welches der mit Laub und Ästen bedeckte Waldboden beim Spaziergang erzeugt. So romantisch und so tödlich! So blutig und hoffnungslos. Ein Wald der gestohlenen Herzen. Heathers Aktivitäten habe ich nicht immer nachvollziehen können. Ich konnte mich stellenweise nicht entscheiden ob ich sie mutig oder total leichtsinnig finden soll. Vor allem hat sie ihrer besten Freundin, die mit ihr auf Wahrheitssuche ging, Dinge verschwiegen, die sie ihr unbedingt hätte mitteilen müssen. Das Ende hat mich ratlos gemacht. Ich habe versucht mir vorzustellen, wie Heather sich fühlen muss. Ich denke, ich könnte niemals aushalten, was diese Frau mitgemacht hat. Ich sag Euch was. Ihr bestimmt auch nicht. Der bildliche Schreibstil bringt den Gruselfaktor so richtig zum Leuchten. Mal in der Gegenwart, dann wieder in der Vergangenheit. Beide Zeitebenen sind absolut spannend. Beide Zeitebenen lassen einen den Glauben an die Menschheit verlieren.
Fazit:
Es war einmal ein Wald. Am Tag romantisch schön, des Nachts finster und angsteinflößend. Umgeben von Menschen, die sonderbar und absolut unheimlich daherkommen. Natürlich nicht alle. Aber fast alle .... und eigentlich nicht nur Nachts. Der Thriller ist nichts für Weicheier. Ich möchte darauf hinweisen, ein Spaziergang im Wald wird hinterher nicht mehr das Gleiche sein. Ich weiß, viele von Euch haben schon mal im Wald ihr Herz verloren. Aber doch nicht so ...
Danke Jen Williams. Ich gratuliere zum gelungenen Debüt.