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Igelmanu
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Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2022
Nunn, Malla

Ein schöner Ort zum Sterben


sehr gut

»Es war nach sechs Uhr morgens«, antwortete der schwarze Polizist.
»Die wissen einfach, wie spät es ist«, half Hansie eilfertig aus. »Uhren wie unsereiner brauchen die nicht.«

Südafrika 1952. Die neuen Apartheid-Gesetze sind in Kraft, jegliche Kontakte zu Angehörigen anderer Rassen sind zu meiden. Als in einer ländlichen Gegend der dortige Captain der Polizei, ein Bure, erschossen aufgefunden wird, wird Detective Sergeant Emmanuel Cooper, ein Engländer aus Johannisburg, zu den Ermittlungen gerufen. In einem Klima voller Unsicherheit und Angst, gegenseitiger Vorurteile und weißer Arroganz beginnt er seine Arbeit, fast völlig auf sich allein gestellt.
Schnell wird ihm ein Tatverdächtiger präsentiert, der den ehrbaren Captain ermordet haben soll. Doch Emmanuel kommen Zweifel, dass die Weste des Opfers tatsächlich so blütenrein war, wie allgemein dargestellt. Er beginnt tiefer zu graben und gerät schon bald in große Gefahr, denn sein Ansatz passt der parallel ermittelnden Geheimpolizei überhaupt nicht…

Dieses Buch hat mich gleichzeitig gefesselt und abgestoßen, fasziniert und schockiert. Vorurteile ärgern mich generell, aber solche, die auf Rassenzugehörigkeiten beruhen, stoßen mich richtig ab. Furchtbar, wie sich Menschen anderen überlegen fühlen und das nur aufgrund ihrer Herkunft! Sie haben nichts dazu getan, besser oder schlechter, klüger oder dümmer zu sein, sie wurden lediglich geboren. Was für eine unglaubliche Anmaßung! Entsprechend war ich weite Teile des Buchs schlicht wütend. Dazu kam die ungeheure Brutalität der Geheimpolizei, unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen.

Der Krimi selbst war spannend und wurde ordentlich aufgelöst. Neben Emmanuel als positivem, wenn auch innerlich zerrissenem Protagonisten, gab es weitere Charaktere, die meine Sympathie hatten, zum Beispiel Constable Samuel Shabalala, ein Zulu oder Daniel Zweigman, ein alter Jude. Was mir zudem zusagte, waren die Beschreibungen der atemberaubend schönen Natur. Dazwischen empfand ich die Lektüre aufgrund der intensiven Schilderungen manchmal als belastend.

Fazit: Ein spannender Krimi, eingebettet in eine intensive Beschreibung der südafrikanischen Gesellschaft und der wunderschönen Natur.

»Was blieb einem schon übrig, als wieder aufzustehen und erneut gegen die ganze Welt anzutreten?«

Bewertung vom 16.11.2022
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Ice Ship


sehr gut

»Die Wahrheit ist, dass wir so gut wie nichts über den Meteoriten wissen. … Die wenigen Daten, die wir über seine elektromagnetischen Kräfte und sein Gravitationsfeld haben, scheinen widersprüchlich zu sein. Sie können einfach nicht stimmen, das ist physikalisch unmöglich.«
»Ist er gefährlich?«
»Es gibt keinen Grund, das anzunehmen. Allerdings auch keinen, es auszuschließen.«

Sam McFarlane, Experte für planetarische Geologie, erhält von einem exzentrischen Millionär den Auftrag seines Lebens: Auf einer einsamen Insel vor der Südspitze Südamerikas wurde ein riesiger Meteorit entdeckt, größer als jeder andere, der je gefunden und geborgen wurde. Gemeinsam mit einem Team ausgesuchter Wissenschaftler und Techniker macht sich Sam auf den Weg. Sie haben sorgsam geplant, schließlich stehen sie vor einer extrem schwierigen und gefährlichen Mission, da der Meteorit extrem schwer ist und sie zudem hinter dem Rücken der chilenischen Behörden arbeiten müssen, doch die Reise auf einem speziell ausgerüsteten Tanker wird für sie zu einem wahren Horrortrip werden…

Obwohl ich die Thematik des Buchs faszinierend fand, brauchte ich ein Weilchen, um richtig in die Story hereinzukommen. Dann packte es mich aber und der Überlebenskampf des Teams nahm mich gefangen. Wie so oft bei den beiden Autoren gibt es hier häufig wissenschaftliche bzw. wissenschaftlich anmutende Ausführungen. Die Untersuchungsergebnisse des Meteoriten sind mehr als rätselhaft und die Techniker im Team stehen vor enormen Herausforderungen. Staunend verfolgte ich, was die sich immer wieder einfallen ließen und wie sie Rückschlägen begegneten. Natürlich vermisste ich als großer Pendergast-Fan meinen Lieblingsagenten, aber auch mit diesem Buch konnten mich die Autoren begeistern.

Fazit: Eisige Kälte, Naturgewalten, menschliche Abgründe und ein mysteriöser Fund – das war spannend!

Bewertung vom 07.11.2022
Sturm, Andreas M.

Der Henker mit dem Totenkopf


ausgezeichnet

»Die Frau blieb noch eine Stunde am Leben – seine Leute hatten die kleine Anerkennung verdient.«

Dresden, 1983. Als Leutnant Uwe Friedrich und seine Kollegen vor den grausam ermordeten Leichen zweier Frauen stehen, ahnen sie noch nicht, dass der Täter schon lange zuvor gemordet hat. Und dies auch weiter tun wird.
Die Ermittler arbeiten mit vollem Einsatz und haben schon bald einen Tatverdächtigen. Doch Uwe ist von dessen Schuld nicht überzeugt und gräbt tiefer…

Puh, das war teilweise ganz schön heftig. Ich denke, es liegt daran, dass alles so real wirkte. Auch wenn der Autor keine bestimmte Person vor Augen hatte, so konnte ich mir beim Lesen ohne Schwierigkeiten vorstellen, dass es einen solch furchtbaren Täter gegeben hat. Mindestens einen. Ich will nicht mehr verraten, der Titel gibt schon Hinweise genug.

Der Krimi jedenfalls war sehr spannend, ich mochte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der sympathische Uwe ist ein Ermittler, wie man ihn sich wünscht, mit Köpfchen, Herz und vollem Einsatz. Unterstützt wird er von seiner Freundin Sabine Fuchs, einer Medizinstudentin, die gerne mal einen guten Einfall hat, wenn Uwe gerade nicht weiterweiß. Eine pfiffige, ebenfalls sehr sympathische junge Frau.
Uwes Kollegen sind nicht immer so leicht einzuordnen. Sympathisch, vertrauenswürdig, zuverlässig – oder eben nicht? Hier unter anderem spiegelt sich der damalige geschichtliche Hintergrund, schließlich findet die Handlung noch zu DDR-Zeiten statt, Stasi-Problematik inklusive. Dieser Schauplatz wird übrigens sehr gut und atmosphärisch dicht dargestellt, der Autor hat jene Zeit erlebt und weiß darum, wovon er schreibt. Im Anhang werden zahlreiche Begriffe und Abkürzungen aus der DDR erläutert.

Dies war der zweite Fall für Volkspolizist Uwe Friedrich. Der Vorgänger „Verlorenes Land“ ist ebenfalls spannend und gelungen, die Kenntnis ist aber für diesen Fall nicht erforderlich.

Fazit: Sehr spannender Krimi mit einem Hintergrund, der nicht kalt lässt. Ich hoffe auf weitere Fälle für diesen tollen Ermittler!

Bewertung vom 07.11.2022
Dahl, Roald

Matilda


sehr gut

»Papa, meinst du, du könntest mir ein Buch kaufen?«
»Ein Buch? Wozu willst du so ein beknacktes Buch?«
»Um es zu lesen, Papa.«
»Stimmt irgendwas mit dem Fernseher nicht, Herrschaftszeiten? Wir haben einen mit einem riesigen Monitor, aber du kommst angedackelt und willst ein Buch! Ich glaube, dir geht’s zu gut, Mädchen!«

Nein, die kleine Matilda hat es nicht leicht. Man sollte meinen, dass jeder sofort ihre außergewöhnliche Intelligenz erkennen müsste, aber in ihrem Elternhaus gilt sie als dämlich, weil die Vierjährige ihre Zeit mit dem Lesen von Büchern verschwendet. Als Matilda endlich eingeschult wird, bekommt sie mit Fräulein Honig zwar eine sehr verständnisvolle Lehrerin, aber leider ist die Rektorin der Schule sogar noch schlimmer als ihre Eltern. Die bekennende Kinderhasserin heißt Knüppelkuh und macht ihrem Namen alle Ehre. Alle fiesen Erwachsenen müssen aber letztlich erkennen, was es heißt, sich mit Matilda anzulegen…

Es ist lange her, dass ich dieses Buch zuletzt las, aber auch jetzt machte es viel Spaß. Obwohl es schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist es in der grundsätzlichen Botschaft zeitlos. Leider, muss man wohl sagen. Eltern, die sich nicht bemühen, die Besonderheiten ihrer Kinder zu erkennen und zu fördern, denen hauptsächlich daran gelegen ist, dass Kinder still sind und angepasst, wird es immer geben. Vielleicht sind die Vorurteile Mädchen gegenüber nicht mehr so stark ausgeprägt wie früher, aber Geschichte sind sie noch nicht.

Und dann kommt Matilda und lässt sich von all diesen Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Wenn die Eltern ihr kein Buch kaufen wollen, dann marschiert sie eben zur Bücherei. Sie lässt sich auch in ihrem Selbstvertrauen nicht erschüttern, egal wie oft ihr gesagt wird, dass sie nur ein dummes Mädchen sei. Und wenn jemand gar zu gemein zu ihr ist, schmiedet sie ausgefeilte und geradezu anarchische Rachepläne. Auch für ihre Freundinnen und Freunde ist sie jederzeit da, eine richtige kleine Heldin eben.

Im Grunde könnte dieses Buch sehr dramatisch und bedrückend sein, denn was die Eltern und die Knüppelkuh sagen und tun, ist grausam, brutal und gemein. Allerdings sind die entsprechenden Szenen dermaßen übertrieben geschildert, dass sie den Leser eben nicht belasten. Ein Kunstgriff! So kann man über Matildas Gegenschläge lachen und sich an diesem starken Mädchen freuen. Die witzigen, farbenfrohen Illustrationen unterstreichen die gute Laune, die man beim Lesen dieses Buchs ganz automatisch bekommt.

Fazit: Zauberhaft, witzig und berührend zugleich. Eine wirklich schöne Geschichte über ein tolles kleines Mädchen.

Bewertung vom 29.10.2022
Hänel, Wolfram

Streusel unterm Weihnachtsbaum


ausgezeichnet

»Weißt du eigentlich, dass Hunde ihren Teller so sauber lecken, dass er überhaupt nie abgewaschen werden muss? … Man könnte einem Hund sogar einfach das ganze Geschirr hinstellen, er würde ALLES sauber lecken. Und billiger wäre es auch noch! Weil ein Hund keinen Strom braucht und kein Wasser und keine Geschirrspül-Tabs!«

Luca und Emma wissen ganz genau, was sie wollen, nämlich einen Hund! Schon länger nerven sie ihre Eltern damit und so kurz vor Weihnachten drehen sie noch mal so richtig auf. Doch ohne Erfolg. Daher entwickeln die Geschwister einen Plan: Wenn die Eltern ihnen keinen Hund kaufen wollen, dann machen das eben Luca und Emma von ihrem Erspartem. Und dann schenken sie ihnen den kleinen Vierbeiner. Wenn der dann unterm Weihnachtsbaum sitzt und total niedlich aussieht, werden Mama und Papa ihn schon mögen.
Ein guter Plan, doch die Umsetzung wird mehr als chaotisch…

Bücher, in denen sich Kinder ein Tier zu Weihnachten wünschen und es dann irgendwie schaffen, ihre anfangs ablehnenden Eltern zu überreden, habe ich schon öfter gesehen. Die sind meist witzig und letztlich weihnachtlich harmonisch. Etwas in der Art habe ich hier auch erwartet und bekommen, aber darüber hinaus wurde ich angenehm überrascht.

Die Anschaffung eines Haustieres sollte sehr gründlich überlegt werden. So ein Tier ist zwar nett, niedlich und ein prima Kumpel, aber es macht auch viel Arbeit, kostet Geld und verschwindet nicht einfach, wenn man mal eben ins Wochenende oder gar in den Urlaub fahren möchte. Wie viel Chaos ein Hundewelpe bei zudem unerfahrenen Besitzern innerhalb kürzester Zeit anrichten kann, wird hier deutlich gezeigt. Natürlich kann man als Leser darüber schmunzeln, muss aber anschließend auch nicht aufräumen und Schäden beseitigen.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive der Kinder und der des Hundewelpen erzählt. Dabei wird auch klar, wie schlimm es für den Kleinen anfangs ist, in die neue Familie zu kommen. Schließlich wird er von seinen Eltern und Geschwistern getrennt und aus dem Zuhause genommen, das er kannte und wo er sich wohl fühlte. Luca und Emma bekommen ein richtig schlechtes Gewissen!

Natürlich darf man sich hier auch auf ein gutes Ende freuen, weihnachtlich harmonisch halt. Es gibt viele witzige Momente und sehr schöne und liebenswerte Illustrationen, daneben wird aber auch ganz deutlich, worauf man sich bei einem tierischen Familienzuwachs außerdem einstellen darf.

Fazit: Sehr gelungen! Stoff zum Nachdenken, aber außerdem weihnachtlich, witzig und mit sehr schönen Illustrationen.

Bewertung vom 27.10.2022
Angela, Alberto

Kleopatra. Die Königin, die Rom herausforderte und ewigen Ruhm gewann


ausgezeichnet

»Antonius hegt keinerlei Verdacht. Er erwartet eines der üblichen Bankette, und natürlich ist er neugierig auf die Speisen, die Ägypten aufzutischen hat. Aber vor allem will er Aphrodite aus der Nähe sehen. Er begibt sich leichten Herzens dorthin, in all der Seelenruhe, die man empfindet, wenn man sich für den Herrscher der Welt hält.«

Alberto Angela ist Paläontologe, Naturforscher und Wissenschaftsjournalist. Ich kannte und schätzte ihn bereits durch seine Bücher über Rom und Pompeji. Nun also las ich seine Ausführungen über Kleopatra und erneut konnte mich der Autor begeistern! Er beherrscht die Kunst, fundierte und umfangreiche Informationen so darzubringen, dass sie unterhaltsam und leicht zu lesen sind wie ein Roman. Da wird jahrtausendealte Geschichte lebendig!

Bei dieser fesselnden Zeitreise durch u.a. Rom und Alexandria treffen wir neben (natürlich) Kleopatra, Julius Cäsar und Marcus Antonius zahlreiche weitere bekannte Namen und große Persönlichkeiten, wie z.B. Oktavian, Cassius, Brutus und Cicero. Das Buch konzentriert sich auf die Jahre 44-30 v. Chr., eine geschichtlich bedeutende Zeit, in der Julius Cäsar ermordet wurde, in Ägypten die lange Geschichte der Könige und Pharaonen endete und gleichzeitig das römische Kaisertum gegründet wurde.

Im Mittelpunkt stand dabei Kleopatra, eine starke Frau, die sich in einer von Männern beherrschten Welt behauptete und das Schicksal der antiken Welt entscheidend mitgestaltete. Sie war sehr intelligent und gebildet, sprach mehrere Sprachen fließend und war stets interessiert an neuen Erkenntnissen in Kunst und Wissenschaft. Geschickt und mit politischem Sachverstand lenkte sie ihr Reich, wer sie auf ihre Schönheit reduziert, tut ihr großes Unrecht.

Auch für dieses Werk hat Alberto Angelo umfangreich recherchiert und diverse renommierte Experten hinzugezogen. Wenn es an manchen Punkten unterschiedliche Ansichten und Auslegungen gibt, führt der Autor auch dies aus. Mehrere Karten und Fotoseiten ergänzen das Sachbuch perfekt.

Fazit: Hier wird Weltgeschichte lebendig. Wer Scheu vor rein sachlichen Geschichtsbüchern hat und trotzdem nicht auf fundierte und umfangreiche Informationen verzichten will, ist hier richtig.

»Die Vorstellung, dass sie all das nur mit ihren körperlichen Vorzügen bewerkstelligt hätte, ist eine Beleidigung für diese Frau, die letztlich auf das Konto der Propaganda Oktavians geht. Sicher war ihr Frausein in manchen Augenblicken ihrer Geschichte entscheidend … Doch eigentlich war nicht ihr Körper das Ass, das sie im Ärmel hatte, sondern ihr Verstand, ihre Ideen und ihr strategisches Geschick bei all ihren Vorhaben.«

Bewertung vom 27.10.2022
Heldt, Dora

Böse Leute


sehr gut

»Ich mache mich nicht lächerlich, ich bin besorgt um den Frieden und die Sicherheit auf dieser Insel. Und ich stänkere nicht gegen meinen Nachfolger, ich halte diesen aufgeblasenen Peter Runge nur für unfähig und eine Fehlbesetzung. Da holen die einen Auswärtigen. Von der Ostsee. Der hat doch überhaupt keine Ahnung.«

Hauptkommissar a.D. Karl Sönnigsen ist empört. Und besorgt. Seitdem er im Ruhestand ist, geht es mit der Sicherheit auf Sylt bergab. Gerade wird es von einer Einbruchsserie erschüttert, bei der nicht die Villen reicher Urlauber, sondern die Häuser ganz normaler Inselbewohner betroffen sind.

Als es bei einem dieser Einbrüche auch noch zu einem Todesfall kommt, ist offensichtlich, dass die Polizei überfordert ist und die Situation allein nicht in den Griff bekommt. Da muss dann eben Karl ran, unterstützt von seinen Mitrentnern Onno, Charlotte und Inge. Neben Chorproben und Kochwettbewerben haben die vier alle Hände voll zu tun…

Dora Heldt kannte ich durch ihre Romane, meine Favoriten waren die, in denen Papa Heinz auftaucht. Da ich außerdem Küstenkrimis mag, habe ich mich mal an diesen hier gewagt. Cosy liegt mir eigentlich nicht und in meinen bevorzugten Krimis ermitteln meist Kommissare, Forensiker oder Agenten, weshalb ich mit dem Rentnerquartett, das hier im Mittelpunkt steht, ein kleines Risiko eingegangen bin, das jedoch belohnt wurde. Das Buch war sehr unterhaltsam, hatte ordentliche Küstenatmosphäre und die ungewöhnlichen Ermittler leisteten gute Arbeit. Ein Kurzauftritt von Heinz machte für mich das Lesevergnügen perfekt.

Fazit: Ein Rentnerquartett sorgt für Sicherheit auf Sylt. Dieser Krimi machte viel Spaß!

Bewertung vom 07.10.2022
Ribeiro, Gil

Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5


ausgezeichnet

»Mich interessiert, für wen Sie arbeiten.«
»Für den Papst.«
»Ich sehe an Ihrer Mikroexpression, dass das nicht der Wahrheit entspricht.«

Leander Lost kann manches nicht. Zum Beispiel kann er nicht intuitiv erfassen, wie jemand eine bestimmte Aussage meint. Aber er hat gelernt, seine besonderen Fähigkeiten perfekt zu nutzen, um solche Schwierigkeiten zu kompensieren.

In seinem fünften Fall wird der deutsche Kommissar, der seit einiger Zeit in der portugiesischen Küstenregion arbeitet, zusammen mit den großartigen Kolleginnen und Kollegen seines Teams schwer gefordert. Bei dem Toten, der in einem Ferienhaus gefunden wird, deuten die Spuren zunächst auf eine Beziehungstat hin. Doch Lost merkt schnell, dass bestimmte Dinge einfach nicht passen und forscht hartnäckig weiter.
Als er versteht, um was es geht, wird es erst richtig gefährlich. Denn im Zentrum der ganzen Aktion steht eine Whistleblowerin, die sich mit einem skrupellos agierenden Konzern angelegt hat…

Schon die ersten vier Bände der Reihe haben mir sehr gefallen und dieser hier reiht sich da sauber ein. Lost ist ein wundervoll angelegter Charakter, aber auch seine Kolleginnen und Kollegen sind mir fast alle ans Herz gewachsen. Dazu kommen noch Soraia, seine Freundin und Zara, die so etwas wie seine Adoptivtochter ist.

Der Stil liest sich locker leicht und hat einen humorvollen, manchmal sarkastischen Unterton, den ich sehr mag. Und die Handlung lässt erst recht keine Wünsche offen. Ein brisantes Thema, sehr realistisch geschildert, mit diversen Verstrickungen und reichlich Spannung. Einfach klasse!

Fazit: Hoffentlich darf Leander Lost noch mehr Fälle an der Algarve lösen. Dieser hier war einfach klasse!

Bewertung vom 04.10.2022
Reichs, Kathy

Tote lügen nicht / Tempe Brennan Bd.1


sehr gut

»Der Anblick ihrer zartrosa Zehennägel tat mir in der Seele weh. Am liebsten hätte ich das tote Mädchen mit irgendetwas zugedeckt und die anderen angeschrien, sie sollten sie in Ruhe lassen. Stattdessen blieb ich stehen, sah den fotografierenden Polizisten zu und wartete, bis ich an der Reihe war, die Würde der Toten zu verletzen.«

Tempe Brennan, forensische Anthropologin, hat schon viel in ihrem Leben gesehen. Von der Polizei in Montreal wird sie immer wieder als Expertin hinzugezogen, auch in diesem Buch ist ihre Fähigkeit, aufgefundene Körperteile zu untersuchen und zu analysieren sehr gefragt. Es beginnt mit der verstümmelten Leiche einer jungen Frau, in Kürze werden weitere folgen. Gleichzeitig zieht Tempe Verbindungen zu weiteren, früheren Leichenfunden. Für sie ist der Fall klar: Hier ist ein Serienmörder am Werk. Da ihr die ermittelnden Polizisten zunächst nicht folgen wollen, macht sie sich selbst auf die Suche und begibt sich damit in große Gefahr…

Diese Reihe fesselt mich wirklich. Nachdem ich kürzlich mit dem zweiten Band gestartet war, habe ich nun den ersten ergänzt und ganz sicher werden weitere folgen. Die Fälle sind spannend und die Protagonistin sympathisch, weil sehr menschlich. Nicht immer gelingt die berufliche Distanz und bewusst bemüht sie sich, die Schicksale der Toten und ihre Würde nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn es anders vermutlich einfacher wäre. Vor allem jedoch gefällt mir, wie präzise, detailliert und drastisch die Leichen und Untersuchungsvorgänge beschrieben werden. Die Autorin ist vom Fach, weiß, wovon sie schreibt und das merkt man ganz deutlich. Eindeutig nichts für empfindliche Gemüter!

Fazit: Ist das spannend! Sehr authentisch, blutig und nichts für empfindliche Gemüter, aber schlicht fesselnd.

Bewertung vom 21.09.2022
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Old Bones - Die Toten von Roswell / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.3


gut

»Was zum Teufel ist das?«, rief jemand mit erstickter Stimme. Niemand sagte ein Wort. Ein Schweigen reinen Erstaunens senkte sich über die Gruppe, nur der Wind war zu hören, wie er im Präriegras raschelte.

Im Auftrag eines exzentrischen Milliardärs hat die Archäologin Nora Kelly einen ganz besonderen Auftrag angenommen. In Roswell, also an der Stelle, an der 1947 ein Ufo abgestürzt sein soll, soll sie wissenschaftliche Ausgrabungen vornehmen.
Tatsächlich macht Nora schon bald einen ungewöhnlichen Fund, die Überreste zweier Mordopfer. Während sich die FBI-Agentin Corrie Swanson an die Aufklärung dieser Todesfälle macht, werden die Ausgrabungen fortgeführt. Und keine der beiden Frauen ahnt, in welche Gefahr sie sich dabei begibt…

Eigentlich mag ich diese neue Reihe der Autoren Preston & Child, die beiden Vorgängerbände begeisterten mich sehr. Auch dieser Band las sich wieder sehr schnell und unterhaltsam, doch das Thema konnte mich einfach nicht so fesseln. Ich finde Ufos einfach nicht spannend, irdische Themen liegen mir mehr. Und über Verschwörungstheorien habe ich mich im realen Leben schon ein wenig zu oft geärgert.

Die beiden Protagonistinnen wirkten wieder sehr sympathisch, jedoch kamen für meinen Geschmack ihre beiden Spezialbereiche Archäologie und Forensik etwas zu kurz, stattdessen lag der Schwerpunkt bei der Ufo-Thematik. Wer sich dafür interessiert, sollte begeistert sein.

Ich hatte bis zur letzten Seite auch noch auf den Kurzauftritt eines besonderen Agenten gehofft, über den ich mich bei den Vorgängern so gefreut hatte. Wäre doch schön gewesen, wenn daraus ein Running Gag geworden wäre… Na ja, vielleicht klappt es beim nächsten Band wieder.

Fazit: Unterhaltsam und vor allem zum Schluss hin actionreich, aber der Schwerpunkt Ufo-Thematik konnte mich nicht so fesseln.