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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2022
O'Connor, Carlene

Mord verdirbt den Appetit


sehr gut

Siobhán O’Sullivans erster Fall

Cover:
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Ein typisches irisches Dorf als Titelbild ist perfekt für einen irischen Cosy Crime. Der pinkfarbene Roller vor dem Haus sticht ins Auge und wird im Roman auch noch eine besondere Rolle haben.

Inhalt:
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Siobhán O’Sullivan leitet seit dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern deren Restaurant im irischen Dörfchen Kilbane weiter. Gleichzeitig kümmert sie sich um ihre 5 Geschwister. Eigentlich ist alles recht harmonisch im Dorf, bis plötzlich ein Dorfbewohner tot im Restaurant aufgefunden wird mit einer pinken Friseurschere in der Brust. Aufgrund gewisser Umstände wird James, Siobháns ältester Bruder, sofort der Hauptverdächtige. Doch Siobhán glaubt an seine Unschuld und ermittelt auf eigene Faust. Dabei kommt sie leider immer wieder dem attraktiven Polizisten Macdara Flannery in die Quere.

Mein Eindruck:
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Die richtige Einstimmung erhält man direkt zu Beginn, in dem die Aussprache bestimmter irischer Namen erklärt wird. Die Protagonistin und ihre Geschwister sind mir direkt sympathisch gewesen, es erinnerte mich etwas an „Party of Five“, wobei vor allem der jüngste Bruder von Siobhán ein lustiges Plappermaul ist. Siobhán selber hat mich durch ihre Neugier und ihren Willen, sich durchzubeißen sowie mit ihrem Gerechtigkeitssinn sehr beeindruckt.
Das Dorf und die teils eigenwilligen skurrilen irischen Charaktere sind gut herausgearbeitet und dadurch kommt es auch häufig zu Szenen, die den Leser schmunzeln lassen.

Anders als bei anderen Cosy Crime, die ich bisher gelesen habe, gibt es wenig Anlass, richtig mit zu rätseln. Das liegt daran, dass Siobhán wild entschlossen ist, den wahren Mörder zu finden, sich dabei an jeden Strohhalm klammert und letztendlich jeden im Dorf verdächtig erscheinen lässt. Das hinterlässt beim Leser einen recht verwirrenden Eindruck und macht es schwer, einem roten Faden zu folgen. Siobhán stolpert dabei einfach von einer Szene zur nächsten, sodass man nicht von einem konkret aufgebauten Spannungsverlauf reden kann.

Dennoch hatte ich das Bedürfnis, immer weiter zu lesen, weil ich das irische Flair und die skurrilen Bewohner mochte, die mich zum Lachen brachten und weil ich letztendlich neugierig war, wer der Mörder ist. Außerdem bahnt sich den Tod von Siobháns Eltern betreffend eine unerwartete Enthüllung an. Am Ende gab es einen tollen Showdown und eine überraschende, schlüssige Auflösung, die mich mit den chaotischen Ermittlungen wieder etwas versöhnt hat.
Leider merkt man dem Krimi an, dass die Autorin zuvor Liebesromane geschrieben hat: Das ständige Flirten zwischen Siobhán und dem Polizisten war recht plump geschrieben und ging mir zwischendurch etwas auf die Nerven.

Fazit:
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Etwas chaotischer Cosy Crime mit irischem Flair, einer sympathischen Ermittlerin und einem Schuss Romanze

Bewertung vom 23.08.2022
Schmitz, Ingrid

Mördermuschel


gut

Mord auf Spiekeroog - Mia Magaloffs 7. Fall

Cover:
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Das Cover ist wunderschön mit der plastisch dargestellten Muschel und den Rosen darin. Es stellt sich sofort Urlaubsgefühl gepaart mit Neugierde ein.

Inhalt:
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Mia Magaloff fährt nach Spiekeroog, um dort mit ihrem neuen Freund Lian probeweise zusammenzuziehen. Doch kaum angekommen, hat dieser kaum Zeit für sie, da er sich um eine wichtige Familienangelegenheit kümmern muss. Wenig später findet sie zufällig am Strand einen abgehackten Fuß und ab da kommt sie nicht mehr zur Ruhe.

Mein Eindruck:
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"Nein, sie hatte nicht leiden müssen. Ich foltere nicht. Im Gegenteil. Ich schenke meinen Opfern etwas. Die Freiheit im Meer. " (S. 13)

Für mich war es der erste Fall der Autorin und somit auch der erste von Mia. Da ich selbst vor Kurzem in der Nähe von Spiekeroog in Urlaub war, war ich sehr neugierig auf diesen Krimi und die Handlung klang spannend. Obwohl der Roman Teil einer Reihe ist, ist er in sich abgeschlossen und kann gut für sich gelesen werden. Allerdings hatte ich von Anfang an Mühe, die Beziehung zwischen Mia und Lian zu greifen. Sie blieben immer sehr distanziert für mich, Gefühle zwischen den beiden erschlossen sich mir nicht. Auch die anderen Charaktere der Insel waren für mich ziemlich simple dargestellt. Es gab keine Person, mit der ich mitgefühlt und mitgelitten habe.

Der Fall beginnt sehr spannend, da der Leser Einblick in die Perspektive des Mörders bekommt und diese Perspektive ab und zu in die Handlung integriert ist. Zudem ist anfangs nicht klar, ob und in welchem Maße es einen Zusammenhang zwischen Lian und seinen Familienproblemen und dem Mörder gibt. Dieser Sachverhalt wird aber etwa ab der Mitte der Handlung deutlich.
Obwohl am Ende noch eine kleine Überraschung wartete, fehlte es mir beim Lesen für einen Cozy Crime am Miträtselfaktor. Es war nicht eine Schnitzeljagd zum Täter, sondern vielmehr ein Wirrwarr und Chaos von vielen aufeinanderfolgenden Action-Szenen. Man war beim Lesen stets auf der Hut, wer es gerade wohl auf wen abgesehen hat. Das gab dem Roman zwar Tempo, aber mir persönlich war es zu unglaubwürdig und zu viel des Guten. In einem Film hätte ich vor lauter Gerangel wohl schnell abgeschaltet. Zum Titel gibt es eine Szene im Buch, die jedoch nur lose mit der Gesamthandlung zu tun hatte. Meines Erachtens passte sie nicht zum Gesamtkonzept.
Die Autorin hat versucht, das Thema Kindesmissbrauch und Gefühle der Opfer in diesem Krimi einzubeziehen. Ich finde gut, dass dabei auf Trigger zugunsten Andeutungen verzichtet wurde. Dennoch empfand ich die Gefühle und Handlungsmotive teilweise nicht nachvollziehbar. Ich kann es schwer beschreiben, aber ich schaffte es nicht gänzlich in die Gefühle, die Handlungen und die Geschichte insgesamt einzutauchen. Es blieb alles relativ oberflächlich und distanziert. Daher kann ich leider nur 3 Sterne vergeben.

Fazit:
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Temporeicher Insel-Krimi auf Spiekeroog, dem es teilweise an greifbaren Gefühlen, authentischen Charakteren und nachvollziehbaren Motiven mangelt

Bewertung vom 17.08.2022
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden / Die Österlen-Morde Bd.1


ausgezeichnet

Schwedische Hommage an Agatha Christie

Cover:
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Bis auf die kleinen Blutflecken erinnert das Cover eher an einen Urlaubsroman, und in gewisser Weise bildet dies auch den passenden Kontrast zu den ansonsten eher düsteren Schweden-Krimis. Auf jeden Fall durch die bunten Farben sehr ansprechend.

Inhalt:
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Peter Vinston ist ein bekannter Mordermittler, der eigentlich in Stockholm tätig ist. Als typischer Stadtmensch mag er keine Tiere und ist sehr ordentlich. Doch seine Gesundheit ist angeschlagen, weshalb sein Arzt ihm Erholung im idyllischen Österlen verordnet. Dort verweilt er in der Nähe seiner geschiedenen Frau mit Tochter und neuem Liebhaber. Alles könnte so schön sein, wenn nicht bei seinem Eintreffen die Star-Maklerin Jessie Anderson tot aufgefunden würde. Auf den ersten Blick scheint es ein Unfall zu sein, doch Peter hat so ein Gefühl und aufgrund seines Rufes soll er die Kommissarin Tove Esping bei den Untersuchungen unterstützen. Das passt dieser gar nicht, aber so langsam raufen sich die beiden Ermittler als Team zusammen und decken ungeahnte Geheimnisse auf.

Mein Eindruck:
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Mir gefiel der Schreibstil sehr gut. Er ist leicht und flüssig zu lesen wie ein Sommerroman, gespickt mit Humor. Gleichzeitig kommt aber auch ständig Spannung auf, denn es gibt viele, die das Opfer nicht mochten und jede(r) hat so seine Geheimnisse. Gut fand ich auch die Spannungen und Wortgefechte zwischen Peter und Tove und wie sich diese unterschiedlichen Charaktere als Ermittler zu schätzen lernen, ohne sich dabei persönlich zu stark anzunähern. Hier wird zum Glück mal kein Klischee bedient.
Ermittlungstechnisch fühlte ich mich an einigen Stellen an Romane von Agatha Christie erinnert. Peter ist sehr penibel, zieht ungern voreilige Schlussfolgerungen und beobachtet sehr genau. Die Puzzleteile fügen sich nur sehr langsam aneinander und am Ende kommen alle Verdächtigen in einen Raum zusammen für die finale Auflösung. Dies ist m. E. sehr gut konstruiert: glaubwürdig, aber überraschend. Bezüglich des Täters hatte ich schon länger eine Ahnung, aber auf das "Wie" bin ich bis zum Schluss nicht gekommen, sehr clever! Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Fazit:
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Gelungener Auftakt einer Cozy-Crime-Reihe in Schweden mit Humor, interessanten Ermittlern und raffiniertem Fall

Bewertung vom 15.08.2022
Wieja, Corinna

Die Mittsommer-Bande


ausgezeichnet

Ferienabenteuer in Schweden

Cover:
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Das Titelbild mit den 4 Kindern samt Blauente sitzend in einem Blumenkranz und im Hintergrund die typischen roten Schwedenhäuser wirkt sehr ansprechend und fröhlich. Erinnert ein wenig an die Bücher von Astrid Lindgren und macht neugierig.

Inhalt:
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Die 10-jährige Floriane, genannt Flo, besucht das erste Mal ihre schwedische Brieffreundin Malin, genannt Motte. Im Gepäck hat sie ihre Familie samt Schwester Fabienne (Biene) und ihren Eltern. Motte wohnt mit ihrem Bruder Jonte bei ihren Großeltern auf der Insel Lyckaholmen. Und Omelette, die Blauente, gehört auch mit dazu. Bei ihrem Besuch erleben die Kinder gemeinsam mit Jontes Freund Mats und dessen Bruder Bo ein aufregendes Ferienabenteuer, bei dem es um Umweltschutz, eine Legende, den Erhalt der Insel und Zusammenhalt geht.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner 8-jährigen Tochter gelesen und wir waren begeistert. Am Anfang werden die Personen mit Bildern kurz eingeführt, so bekommt man gleich einen guten Überblick. Die Kapitel sind für die Zielgruppe mit einem Seitenumfang von ca. 8-10 Seiten angemessen und die Sprache ist auch passend gewählt. Es gibt viel zu lachen, wenn z. B. die Ente Omelette wie ein Geist mit einem Tuch auf dem Kopf auftaucht und auch sonst sehr anhänglich ist oder wenn Flos Vater oder Mottes Opa mal wieder eine lustige Geschichte erzählen oder Biene die Wörter verdreht. Außerdem geht es spannend zur Sache, weil man wissen möchte, was es mit dem geheimnisvollen Mann vom Flughafen auf sich hat, ob die Legende vom weißen Rentier sich bewahrheitet und ob die Bäume auf der Insel gerettet werden können.

Nebenher lernt man einige schwedische Ausdrücke, die in die Handlung integriert werden und bekommt viel über die schwedische Kultur und vor allem kulinarische Aspekte vermittelt. Außerdem lernt man noch eine Geheimsprache und am Ende runden viele Bastelideen und Rezepte das Buch ab.
Super fanden wir auch, dass die Geschlechterklischees mal keine Rolle spielten bzw. umgedreht wurden. So schnitzt Flo gerne und klettert auf Bäume und Mottes Oma ist die, die alles repariert, während der Opa eher linke Hände hat bzw. kulinarische Qualitäten besitzt. Das war mal richtig erfrischend!
Flo hat eine sehr soziale Einstellung, sie war uns am sympathischsten, auch weil sie immer um eine diplomatische Lösung für alle bemüht ist. Aber auch die anderen Charaktere haben uns gut gefallen und auch, dass es erst einiger Turbulenzen bedarf, bis die Mittsommer-Bande gegründet wird.

Da ich selber kein Schwedisch kann, hätte ich mir für die schwedischen Wörter eine Art Lautsprache als Fußnote oder im Anhang gewünscht, um authentischer Vorlesen zu können. Ansonsten hatten wir viel Spaß und haben bis zum Ende mitgefiebert. Wir waren sehr traurig, als das Buch zu Ende war und hoffen nun auf eine Fortsetzung!

Fazit:
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Spannendes und lustiges Ferienabenteuer, bei dem nebenher einiges über schwedische Kultur und Sprache vermittelt wird.

Bewertung vom 15.08.2022
Bernard, Julia

Dunkle Gemäuer / Marbach & Griesbaum Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Suzannes und Henrys 2. Fall

Cover:
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Das alleinstehende Haus im düsteren Licht wirkt unheilverkündend. Da wird man gleich neugierig. Von der Art her passt es gut zum ersten Band der Reihe.

Inhalt:
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Bei dem Dreh des Horrorfilms "Dunkle Gemäuer" verschwinden erst Filmrequisiten und dann auf einmal die Kamerafrau, die ein paar Tage später tot auftaucht: Genickbruch im Horrorhaus. Abergläubische vermuten, der Massenmörder Hildebrand, um den es im Film geht, hätte sie auf dem Gewissen. Aber daran können die Privatermittler Suzanne Griesbaum und Henry Marbach nicht glauben. Bei ihren Ermittlungen kommen zu einem weiteren Toten immer mehr Ungereimtheiten ans Tageslicht und schließlich kommen die beiden dem Mörder näher, als ihnen lieb ist.

Mein Eindruck:
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Ich mochte den ersten Teil der Reihe sehr gerne und war gespannt, wie es mit Suzanne, Henry und ihren Freunden weitergeht. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse lesen, die wichtigen Details aus Band 1 werden erklärt. Ich empfehle jedoch, den Vorgänger zuerst zu lesen, da die Beziehungen der Protagonisten zueinander so greifbarer sind.
Mich hat die Handlung von Anfang an gefesselt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und über allem schwebt stets die Legende vom Massenmörder im Horrorhaus. Ich hatte immer wieder eine leichte Gänsehaut beim Lesen. Zudem gibt es mehrere Verdächtige und bis zur Auflösung am Ende tappte ich tatsächlich im Dunkeln, wer der Mörder ist und wie sich alle Puzzleteile schließlich zu einem Ganzen vereinen lassen. Auch die Action kam nicht zu kurz und zwischendurch blitzte immer wieder der badische Humor auf, wenn auch nicht so häufig wie im ersten Band
Was ich schade fand, war, dass Liam und Achim diesmal eher am Rande vorkamen und dass die Schwärmerei Suzannes für Liam sich nicht weiterentwickelt hat. Dafür gefällt mir die Weiterentwicklung des Ermittlerduos Suzanne-Henry sehr gut.
Das Ende verspricht eine weitere Fortsetzung, auf die ich hoffentlich nicht zu lange warten muss!

Fazit:
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Spannende Fortsetzung mit leichtem Gruselschauer und einem weiterhin vielversprechenden und sympathischen Ermittlerduo

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2022
Casey Waller, Ryan

Gläubig. Depressiv. Gehalten.


ausgezeichnet

Depressionen aus der Tabuzone holen

Inhalt:
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Der Autor ist Pastor, Anwalt, Psychotherapeut und selbst Patient in Sachen Depression. In diesem Buch möchte er das Thema Depression aus der Tabuzone holen, Betroffene ermutigen und Tipps zur (Selbst-)Hilfe geben.

Mein Eindruck:
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"Das ist das Fatale bei psychischen Störungen. Sie merken erst, dass Sie darunter leiden, wenn die Krankheit schon das Ruder übernommen hat und versucht, Ihr Leben zu zerstören. Das passiert meistens, weil es uns so schwerfällt, uns ehrlich einzugestehen, was in unserem Herz und in unserem Kopf vor sich geht. Deshalb werden psychische Störungen oft erst diagnostiziert, wenn, nun ja, wenn es einfach nicht mehr anders geht, weil wirklich sonderbare Dinge passieren." (S. 14)

Ryan Casey Waller hat mich unglaublich in diesem Buch beeindruckt. Seine offene und ehrliche Art, mit seiner Krankheit umzugehen, gefiel mir gut. Ein Teil des Buches handelt von seinen eigenen Erfahrungen mit der Krankheit. Er gibt zu, dass es auch bei ihm erst bis zum äußersten kommen musste (er hat z. B. einen Gottesdienst in betrunkenen Zustand gehalten), bis er sich und anderen eingestehen konnte, dass er depressiv und sogar zum Alkoholiker geworden ist. Er hat daraufhin eine Therapie und um anderen helfen zu können, anschließend selbst die Ausbildung zum Therapeuten gemacht.

In seinem Buch weist er immer wieder darauf hin, dass psychische Krankheiten genauso als Krankheiten zu sehen sind wie physische und dass Betroffene ebenso Unterstützung benötigen. Er plädiert dafür, auch darüber zu sprechen und psychisch Kranke nicht zu stigmatisieren, wie es leider häufig der Fall ist, auch in christlichen Gemeinden.
Um ein besseres Verständnis zu wecken, geht er sehr ausführlich auf die Beschreibung und Kategorisierungen von psychischen Krankheiten ein. Diese Theorie war mir etwas zu ausschweifend, was aber sicher daran liegt, dass ich mich mit dem Thema bereits befasst hatte.
Besonders punkten konnte das Buch für mich mit den persönlichen Erfahrungen des Autors, der nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher kommt, sondern auf Augenhöhe seine Erfahrungen beschreibt und seine Tipps an den Leser weitergibt. Bei der Übersetzung wurden die Ratschläge und Linktipps an das deutsche System angepasst. Das fand ich klasse, denn das amerikanische System unterscheidet sich in einigen Dingen leider erheblich vom deutschen. Dass dies bei der Übersetzung berücksichtigt wurde, ist nicht selbstverständlich.
Gut finde ich auch, dass er auf das Thema Suizid und dem Umgang damit ausführlich eingeht. So beschreibt er auch, wie man als nicht Betroffener suizidal eingestellten Menschen helfen kann. Und dass Medikamente nehmen keine Schwäche, sondern auch ein Segen sein kann, thematisiert er. So holt er auch diesen Aspekt aus der Tabuzone heraus.

Das Buch ist aus christlicher Sicht geschrieben und es werden immer wieder Bibelstellen angeführt, die Gläubige trösten können und auch ein Appell an die Gemeinden sind, psychisch Kranke nicht auszugrenzen. Ich empfand dies als sehr hilfreich. Aber auch für nicht Gläubige ist das Buch eine gute Hilfestellung, da die praktischen Erfahrungen und Tipps für alle gleichermaßen gelten.

Fazit:
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Ehrlich geschriebenes Buch über Depressionen aus Sicht eines Betroffenen und Therapeuten mit vielen hilfreichen Ratschlägen

Bewertung vom 03.08.2022
Hagedorn, Britt;Altena, Sabine

Ohne Worte? Nicht mit uns!


ausgezeichnet

Hilfreiche Toolbox für Kommunikation

Cover:
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Die beiden Autorinnen lächeln selbstbewusst und sympathisch den Betrachter an. Man fühlt sich gleich angesprochen und ermutigt.

Mein Eindruck:
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"Das, was wir selbst leben, ist auch die zentrale Botschaft dieses Buches: Sei nicht perfekt, aber fang an, über dein eigenes Kommunikationsverhalten nachzudenken." (S. 10)

Die beiden Talk-Profis Britt Hagedorn und Sabine Altena geben jede Menge Tipps aus ihrem Alltag für alle möglichen Situationen, in denen man möglichst souverän und eloquent auftreten möchte. In 14 Kapiteln behandeln sie Themen wie Nein-Sagen, Feedback geben, Schlagfertigkeit, Präsentationen, aber auch Situationen aus dem Familien- oder Berufsalltag.

Da ich selber eher zu den stilleren Menschen gehöre, war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Zwar hatte ich mich bereits in einigen Büchern und Seminaren mit Kommunikation auseinandergesetzt, aber wie in allen Bereichen kann man auch hier immer was dazu lernen.
Besonders gut gefiel mir der breite Rundumschlag. Es werden nicht nur klassische Themen aus dem Berufsalltag durchgenommen, sondern auch auf Kommunikation mit Kindern oder andere Familienmitglieder eingegangen. Jedes Kapitel beinhaltet sowohl persönliche Anekdoten als auch Tipps und passende Beispiele. Toll sind dabei die "Personal Trainings", in denen auf einer grünen Tafel alles Wichtige in Stichworte zusammengefasst ist. Das kann man sich bei Bedarf dann kopieren und an die Wand hängen als Erinnerung. Auch die "Jetzt Du"-Übungskästchen sind super, in dem man sich selber Beispiele ausdenken und das gelesene vertiefen kann.
Auch wenn ich einiges schon kannte, so gefiel mir die offene und ehrliche Art der beiden und die Erfahrungsberichte haben mich immer auch wieder schmunzeln lassen. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir noch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Aber für einen "Handwerkskoffer in Buchform" (S. 11) hat das Buch einen guten Umfang und ist wirklich gut als Toolbox situationsbedingt abrufbar.

Fazit:
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Hilfreiche und mit Humor geschriebener Handwerkskoffer, um kommunikativ für bestimmte Situationen besser gewappnet zu sein

Bewertung vom 26.07.2022
Hödl, Saskia;Amofa-Antwi, Pia

Steck mal in meiner Haut!


weniger gut

Rassismus für Kinder erklärt

Cover:
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Das Cover mit den Kindern unterschiedlicher Hautfarben und unterschiedlichen Geschlechts hat mir sehr gut gefallen, da es alle Kinder anspricht.

Mein Eindruck:
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Das Buch möchte Kindern das Thema Rassismus nahe bringen bzw. zur Aufklärung beitragen, um Diskriminierung und Rassismus entgegenzuwirken. Die Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch ziehen, veranschaulichen dieses Anliegen sehr gut. Es sind Menschen unterschiedlicher Hautfarben, unterschiedlicher Geschlechter sowie behinderte Menschen zu sehen.

Leider konzentriert sich der Text sehr stark auf die Themen Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht. Auf Behinderungen wird leider so gut wie gar nicht eingegangen. Ich finde es gut, dass versucht wird, Kinder in diesem Bereich zu sensibilisieren. Dass man sich stärker über seine Ausdrücke bewusst wird und das, was sie beim anderen bewirken können. Auch das man das "anders sein" eines jeden akzeptiert. Mich stört jedoch ein wenig, dass einige Bereiche sehr extrem gewichtet werden.
So finde ich es nicht zwingend rassistisch, wenn man sich an Karneval als Mensch anderer Hautfarbe verkleidet. Zu Karneval gehört einfach in einen andere Rolle zu schlüpfen. Das heißt nicht gleich, dass man den anderen weniger Wert schätzt oder ihn verspottet. Genauso wenig wie ein dunkelhäutiger Mensch die Eiskönigin verspottet, wenn er sich als solche verkleidet (Bsp. aus dem Buch). Ich denke, es sollte Kindern eher bewusst gemacht werden, dass Unterschiede an sich nicht schlecht sind und klar gemacht werden, dass jeder Mensch gleich wertgeschätzt werden sollte unabhängig von Geschlecht, Glaube oder Kultur. Aber ich denke nicht, dass es notwendig ist, gleich jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, wie hier in einigen Teilen geschehen.

Für die Zielgruppe der Kinder ab 5 Jahren finde ich das Buch nur bedingt geeignet. Vor allem werden viele Fachausdrücke verwendet, die auch alle im Glossar erklärt werden. Ich denke jedoch, dass es für diese Altersgruppe nicht zielführend ist, diese Begriffe bereits einzuführen. Zudem werden viele Themen nur angerissen, aber ich hätte es besser gefunden, wenn das Buch insgesamt umfangreicher gewesen wäre, dafür aber die Themen etwas intensiver behandelt würden, sodass man sich bei Bedarf auf ein Thema fokussieren kann.
Zum einfachen Vorlesen ist das Buch m. E. nicht geeignet, allenfalls als Denkanstoß für vertiefende Gespräche.

Fazit:
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Wichtiges Thema, aber zu komplex und teilweise zu einseitig für die Zielgruppe dargestellt.

Bewertung vom 20.07.2022
Schleif, Thorsten

Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Raffiniertes Morden

Cover:
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Der richterliche Hammer mit einer Blutspur ist das treffende Symbol für diese Art von Krimi. Schlicht und doch ein Eyecatcher.

Inhalt:
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Richter Siggi Buckmann ist glücklich von seiner Frau getrennt, hat ein gutes Verhältnis zu seinen erwachsenen Töchtern und auch sonst ein gutes Herz. Angefangen als Idealist im Juristenberuf ist er mittlerweile etwas abgeklärt und weiß, dass nicht immer die Gerechtigkeit siegt. Damit hat er sich größtenteils abgefunden und macht weiterhin seinen Dienst nach Vorschrift. Doch als ein Obdachloser stirbt, der ein guter Bekannter von Siggi war, wendet sich das Blatt.

Mein Eindruck:
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"Das war genau der Grund, aus dem ich schon seit einigen Jahren den Glauben in unser System verloren hatte. Es war zu anfällig gegenüber Druck von außen. Nur weil ein untalentierter Rechtsanwalt, der in der Politik Karriere als Justizminister gemacht hatte, einem alten Freund noch einen Gefallen schuldete, sollten wir einen rücksichtslosen und brutalen Verbrecher laufen lassen, der mindestens fünf Menschenleben auf dem Gewissen hatte?"

Dieser Krimi spielt im Justiz-Milieu und ist durch seine Art besonders. Die Geschichte ist größtenteils aus Siggis Sicht geschrieben, der mir sehr sympathisch ist mit seinem stets unterschwelligen, sarkastischem Humor. Gleichzeitig hat er sein Herz am rechten Fleck und mag es gar nicht, wenn er das Gefühl hat, manipuliert oder bestochen zu werden. Die Art, wie er schließlich auf seine Art für Gerechtigkeit sorgt, ist sehr raffiniert. Bis es so weit kommt, geschehen einige unerwartete Wendungen, die den Krimi spannend und unterhaltsam machen. Zwischendurch werden immer wieder Seitenhiebe auf Juristen und unser Rechtssystem mit der dahinter steckenden Bürokratie ausgeteilt. Das hat mir besonders gut gefallen.
Die Geschichte kommt mit wenig Blutvergießen aus und ich würde sie als eine Art Cosy-Crime im Justiz-Milieu beschreiben, der sehr gut konstruiert ist. Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auf die ich schon sehr gespannt bin!

Fazit:
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Eine etwas andere Form von Mord - ungewöhnlich, spannend und mit humorvollen Seitenhieben auf das Rechtssystem

Bewertung vom 12.07.2022
Ziegert, Susanne

Tod vor Helgoland (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Fähre, viele Vermisste und ebenso viele Rätsel

Cover:
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Der Rettungsring ist der Bezug zur Fähre, die im Kontext des Verschwindens der Leute eine zentrale Rolle spielt. Des Weiteren erinnerten mich die vielen orangen Stellen sofort an Helgoland mit den orangenen Felsen (der langen Anna). So macht das Cover mit seinen Anspielungen auf den Fall sehr neugierig und hat mich angezogen, weil es mal etwas anders ist als das von anderen Küstenkrimis.

Inhalt:
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Kommissarin Friederike von Menkendorf (Rike) möchte auf Helgoland nur eine Auszeit vom Beruf nehmen und sich aktiv im Vogelschutz betätigen. Doch gleich bei ihrer Anreise auf der Fähre wird sie Zeugin, als eine Frau über Bord fällt. Diese Person bleibt zunächst verschwunden und es ist unklar, ob sie freiwillig über Bord ging oder jemand sie schubste.
Auf der Insel trifft sie einen alten Freund wieder: Harry. Er ist Polizist auf Helgoland und bittet Rike, ihm bei den Ermittlungen zu helfen. Als dann noch weitere Personen von der Fähre verschwinden und einige tot aufgefunden werden, liegt der Verdacht nahe, dass dies kein Zufall sein kann. Doch welche Zusammenhänge gibt es zwischen diesen Vermissten- und Totenfällen? Rike und Harry stoßen bei ihren Ermittlungen immer wieder auf viele Fragen und Ungereimtheiten.

Mein Eindruck:
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Dies ist der 3. Fall von Rike, war aber mein erster. Er kann aber gut ohne Vorkenntnisse der ersten Bände gelesen werden. Besonders gut gefallen hat mir Helgoland als einer der eher seltenen Tatorte bei Küstenkrimis. Frau Ziegert hat die Landschaft und das Leben der Einheimischen dort plastisch und gut vorstellbar beschrieben. So stellten sich fast Urlaubsgefühle ein, wenn da die Toten nicht wären. Auch über den Vogelschutz und die Problematik von Plastikmüll in der Nordsee erfährt man nebenbei so einiges Interessantes.
Der Fall ist sehr komplex aufgebaut, es werden verschiedenen Personen und ihre Handlungen verfolgt, zudem gibt es einige Sprünge in den Zeitebenen, die nicht immer sofort ersichtlich und zuzuordnen sind. Einerseits machte dies die Handlung sehr spannend, denn ich bekam erst im letzten Drittel eine leise Ahnung, wer dahinter stecken könnte. Hinzu kamen die immer häufiger eingestreuten Gedankengänge des Täters, die dem ganzen etwas Dunkles und Schauriges verliehen. Andererseits sorgten die Sprünge in den Handlungssträngen aber auch zwischenzeitlich für Verwirrung. Am Ende fügt sich alles unerwartet nach einem actionreichen Showdown und hallt durch einen interessanten Epilog am Ende noch im Leser nach.
Dieser Krimi ist sehr facettenreich, denn Themen wie Wendekinder, Drogenhandel, Missbrauch, Sekte und Immobiliengeschäfte und noch einige mehr werden hier zu einem sehr komplexen Krimi verwoben, der ein genaues Lesen erforderlich macht und mich daher von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Trotz der akribischen Recherche der Autorin empfand ich jedoch das Ende sowie einige kleinere Handlungen als nicht authentisch und ziehe daher einen Punkt ab. Insgesamt ist dies ein sehr außergewöhnlicher und lesenswerter Krimi!

Fazit:
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Komplexer und spannender Krimi mit sympathischer Ermittlerin vor der Kulisse Helgolands