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Tara
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Insgesamt 1407 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2024
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Ein berührendes Buch, reich gefüllt mit Weisheiten, Fakten und Wissen

„Am Himmel die Flüsse“ ist ein sehr intensives Buch der britisch-türkischen Autorin Elif Shafak.

Das Buch umfasst drei Erzählstränge. In dem einem geht es um Arthur, der im 19. Jahrhundert in einem Elendsviertel von London aufwächst. Die anderen beiden sind im 21. Jahrhundert angesiedelt. Die neunjährige Narim wächst bei ihrer Großmutter am Ufer des Tigris auf und und Zaleekhah lebt - nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat - in einem Hausboot am Ufer der Themse.

Zunächst war mir vollkommen unklar, wie die Autorin das Leben der drei Protagonisten - in unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Zeiten - zusammenführen will. Das gelingt ihr mit Hilfe eines Wassertropfens, der sich auf eine jahrelange Reise macht und sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht.

Die Sprache der Autorin ist poetisch und bildhaft. Gleichzeitig bringt sie durch die Lebensgeschichten Weisheiten und Wissen mit ein, so dass man beim Lesen zum Nachdenken und Recherchieren angeregt wird. Die Themen sind nicht einfach, es geht um die Klimakrise, Völkermord, Organhandel, den Wert von Kunstschätzen und vieles mehr.

Die Handlung ist fiktiv, das Leben der Protagonisten frei erfunden, aber die Fakten, die dahinter liegen, beruhen auf Tatsachen. Man merkt beim Lesen, dass Elif Shafak ausgiebig recherchiert haben muss und ihr Nachwort bestätigt dies.

Jedes Kapitel beginnt mit dem Namen des Protagonisten, Ort, Zeit und einem O oder einem H. Diese beiden Buchstaben fügen sich am Ende gelungen zusammen. Eine Kleinigkeit, die mich begeistert hat.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich grandios, sondern auch optisch. Hier stimmt jedes Detail und ich denke, dass man das Buch mehr als einmal lesen muss, um alles zu erfassen. Zwischen den Absätzen befindet sich ein Wassertropfen und vereinzelte kleine Illustrationen runden den Roman gelungen ab.

Abschießend gibt es eine Übersicht über die Reise eines Wassertropfens mit seiner Verweildauer, die so interessant und lehrreich sind wie auch das gesamte Buch.

Mich hat dieser kunstvoll erzählte Roman, in dem Fiktion und Fakten grandios miteinander verwoben wurden, berührt, gefesselt und stark beeindruckt, so dass ich ihn sicherlich noch lange im Gedächtnis behalten werde.

Bewertung vom 23.08.2024
Pierre, Marie

Schwestern im Geiste / Das Pensionat an der Mosel Bd.2


ausgezeichnet

„Schwestern im Geiste“ ist nach „Töchter des Aufbruchs“ der zweite Band aus der Trilogie „Das Pensionat an der Mosel“ der Autorin Marie Pierre. Das Buch lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen, aber ich empfehle trotzdem mit dem ersten Band zu starten, da es sich einfach lohnt die Entwicklung der Charaktere von Anfang an zu verfolgen.

Die Handlung beginnt im Februar 1911 und ist im Reichsland Elsaß- Lothringen angesiedelt.
Pauline Martin leitet weiterhin das Pensionat für höhere Töchter an der Mosel. Als Unterstützung hat sie eine zusätzliche Lehrkraft eingestellt, die Irin Rhona O’Meally. Rhona ist ebenso ambitioniert wie Pauline und unterstützt diese tatkräftig.
Durch die unterschiedliche Herkunft der Mädchen im Internat kommt es zu Unruhen und Anfeindungen. Pauline hat alle Hände voll zu tun und dann kommt es auch noch zu Diebstählen. Auch außerhalb des Pensionats kommt es zu politischen Unruhen. Als Paulines Ruf und der des Internats in Verruf gerät, schaltet sich wieder der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz ein.

Der Schreibstil von Marie Pierre liest sich leicht und angenehm. Schon nach wenigen Seiten war ich mitten im Geschehen und konnte mir das Leben der damaligen Zeit – mit seinen aus heutiger Sicht prüden Anstandsregeln – gut vorstellen.

Obwohl die Anzahl der Charaktere recht hoch ist, hatte ich kein Problem diese auseinanderzuhalten. Zum Einen werden diese sehr gut eingeführt, so dass ich schnell von jeder Person ein gutes Bild vor Augen hatte und zum Anderen gibt es vorab ein ausführliches und hilfreiches Personenverzeichnis.

Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend. Das Leben im Internat, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Schülerinnen und auch der Zeitgeist außerhalb werden gelungen dargestellt.

Im vorderen Innencover befinden sich Bilder der damaligen Zeit, wodurch ich beim Lesen direkt in der richtigen Stimmung war.

Am Ende des Buches gibt es eine Karte von Diedenhofen/Thionville, ein interessantes Nachwort sowie ein hilfreiches Glossar. Diese zusätzlichen Informationen haben diesen gut recherchierten historischen Roman gelungen abgerundet.

Marie Pierres Großtante, die nach der Jahrhundertwende ein Mädchenpensionat im lothringischen Bouzonville besuchte, hat die Autorin zu diesem Roman inspiriert. Es stecken so viele Details in der Handlung, dass zu merken ist, dass hier viel persönliches Interesse und eine Menge Recherchearbeit enthalten sind.

Ich bin schon jetzt unglaublich auf den nächsten Band, der im Februar 2025 erscheint und kann diese Reihe Liebhabern historischer Romane nur empfehlen.

Bewertung vom 18.08.2024
Blum, Susann

Monoloco (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zufälle und mehr

„Monoloco: Neun Menschen, ein verrückter Zufall“ ist ein ungewöhnlicher Roman der Autorin Susann Blum, den ich keinem Genre zuordnen kann.

Maillyn lernt auf dem Weg zur Arbeit im Zug unter recht ungewöhnlichen Umständen den unverschämt gut aussehenden Aron kennen. Er kann sein Handy nicht finden und bittet Mailyn ihn anzurufen. Durch unglückliche Zufälle und Ungeschick sendet ihm Mailyn im Anschluß eine äußerst peinliche Nachricht. Am liebsten möchte sie direkt verschwinden, aber stattdessen kommt es in den folgenden Tagen, im gleichen Zug, zur gleichen Zeit zu einem Nachrichtenaustausch der beiden.
Ihre Freundin Nora findet das Ganze ausgesprochen amüsant, sie findet Mailyn ohnehin zu angepasst. Sie ist es auch, die einen Abend mit zwei weiteren Freundinnen – Jessy und Tilda – in der Bar Monoloco organisiert. Für ein Gruppenspiel benötigen sie weitere Mitspieler und wie es der Zufall will ist unter ihnen - neben Sam, Mirk, Kaito und Jonas – auch Aron. Die neun verbringen einen magischen Abend zusammen und dann verschwindet Aron.

Der Schreibstil von Susann Blum ist leicht zu lesen und hat mich von Anfang an gefesselt.
Sie beschreibt ihre neun Charaktere - die alle um die 30 Jahre sind - sehr authentisch und lebensnah. Zunächst hatte ich überhaupt keine Idee, in welche Richtung sich die Handlung bewegt. Es war einfach ein Stück aus dem Leben von Mailyn und den Menschen um sie herum. Mit dem Verschwinden von Aron ändert sich die Dynamik und es entstanden zahlreiche Fragezeichen in meinem Kopf. Dabei entstand durch die kurzen Kapitel - 22 auf nur 202 Seiten – eine unglaubliche Sogwirkung, so dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen wollte und es an einem Stück gelesen habe.

Spannung ist gegeben, aber es ist kein Krimi, sondern ein Buch, in dem es über persönliche Herausforderungen, Freundschaft, Vertrauen und Geheimnisse geht und auch die Vergangenheit eine Rolle spielt.

Mein Fazit: Es ist ein besonderes Buch, auf das man sich einlassen muss und mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 18.08.2024
Hennig von Lange, Alexa

Vielleicht können wir glücklich sein


ausgezeichnet

Gut recherchiert und lebendig erzählt

„Vielleicht können wir glücklich sein“ ist der dritte Band der Heimkehr-Trilogie der in Berlin lebenden Autorin Alexa Hennig von Lange. Inspiriert wurde sie durch Tonbandaufnahmen ihrer Großmutter.

Wie bereits in den beiden vorherigen Bänden werden die Ereignisse im Wechsel aus der Perspektive von Klara in der Vergangenheit und der von Isabell in der Gegenwart erzählt.
Isabell hat nach dem Tod ihrer Großmutter Klara in deren Haus Tonbandkassetten, auf denen sie ihre Lebenserinnerungen festgehalten hat, gefunden. Diese ermöglichen ihr eine völlig neue Sicht auf Klara, ihr Leben und die Vergangenheit.

Inzwischen hat Klara vier Kinder, denen sie in der schwierigen Zeit des Zweiten Weltkrieges eine möglichst unbeschwerte Kindheit ermöglichen möchte, während ihr Mann Gustav an der Front kämpft.

Die Zeit des Nationalsozialismus ist ein dunkles Stück der deutschen Geschichte, dass die Autorin hier anhand Klaras Schicksale lebendig werden lässt. Es ist immer wieder erschreckend und beängstigend, wie sich der Nationalsozialismus ausbreiten konnte und etwas über die Menschen der damaligen Zeit zu lesen.

Gekonnt verbindet Alexa Hennig von Lange Fiktives und Historisches. Ihr Schreibstil ist fesselnd aber auch sehr berührend. Man merkt, dass sie rund um die Tonbandaufnahmen auch noch ausgiebig recherchiert haben muss, um ein so umfassendes Bild der damaligen Zeit zu schaffen.

Es ist ein gelungener Abschluß der Heimkehr-Trilogie und ich empfehle die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die Lebensgeschichte von Klara chronologisch zu erleben.

Wer gerne historische Romane mit authentischem Hintergrund liest, sollte sich diese Reihe nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 16.08.2024
Wendt, Gunna

Bei der Laterne woll'n wir stehen


sehr gut

Träume, Sehnsucht und Hoffnung

„Bei der Laterne woll'n wir stehen“ ist ein fiktiver historischer Roman der in München lebenden Autorin Gunna Wendt.
Die Handlung beginnt 1914. Liliane und Cord reisen frisch verliebt nach Paris. Während Lili von einer erneuten Reise träumt, teilt Cord ihr mit, dass er gegen die Franzosen in den Krieg ziehen wird.
Ein Schock für Lili. Sie beschließt Sängerin zu werden und obwohl sie nicht auf Cord warten will, kann sie ihn nicht vergessen.
Trotz der schwierigen Zeiten verfolgt Lili ihren Traum zielstrebig und ich habe wieder einmal ein Stückzeitgeschichte anhand eines Einzelschicksals erlebt.

Der Schreibstil von Gunna Wendt liest sich angenehm. Sie hat den Zeitgeist, die angespannte Atmosphäre des Krieges gut eingefangen und beschreibt auch die Schauplätze bildhaft. Lilis Sehnsucht und Hoffnung sind spürbar, allerdings ist es mehr ihre Lebens- als eine Liebesgeschichte.
Das titelgebende von Lale Andersen gesungene „Bei der Laterne woll'n wir stehen, wie einst Lili Marleen“, auf dem die Autorin ihren Roman aufgebaut hat, spielt nur ganz am Rande eine Rolle.
Dennoch ist es ein interessanter historischer Roman, der ein Stück Zeitgeschichte gelungen beschreibt.

Bewertung vom 16.08.2024
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


sehr gut

Amüsant, warmherzig & tiefgreifend

„Pi mal Daumen“ ist ein unterhaltsamer Roman der Autorin Alina Bronsky.

Die fünfzigjährige Moni wird von ihrer Familie stark beansprucht und hat mehrere Nebenjobs gleichzeitig. Dennoch beschließt sie ihren Traum zu verwirklichen und beginnt Mathematik zu studieren. Auch der sechzehnjährige Oscar studiert Mathematik. Er ist hochbegabt, hat einen Adelstitel, allerdings fehlt es ihm an Sensibilität im Umgang mit anderen Menschen.
Die beiden lernen sich in einer Vorlesung kennen und müssen in einer Zweiergruppe zusammenarbeiten. Zunächst hat Oscar Vorbehalte gegenüber Moni und traut ihr nichts zu. Moni nimmt das recht gelassen und kümmert sich liebevoll um Oscar, der gut ein wenig Hilfe im alltäglichen Leben gebrauchen kann.

Der Schreibstil von Alina Bronsky liest sich toll. Er ist sehr lebendig und ich habe eine Menge gelacht. Aber das Buch ist nicht einfach nur humorvoll, sondern besitzt auch Tiefgang.
Wir lernen hier mit Oscar und Moni zwei ganz besondere Charaktere kennen, die eine tolle Entwicklung durchlaufen. Während Oscar durch Monis Lebenserfahrung gewinnt, kann er ihr bei dem Studium helfen, die beiden ergänzen sich also perfekt.

Außer den beiden Protagonisten spielen auch ihre Familien und das Umfeld an der Uni eine wichtige Rolle. Neben guter Unterhaltung gibt es auch Kritik an unserer Gesellschaft und unserem Bildungssystem.

Vieles konnte ich nicht vorhersehen, so dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe und beim Lesen meinen Spaß hatte. Für mich war dieser Roman eine ausgewogene Mischung aus Humor und ernsten Themen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2024
May, Norah

Im Land der Wundertiere (Bd. 1)


ausgezeichnet

Fantasievoll und spannend

„Der Schatz in der Woa-Wüste“ ist der erste Band der Reihe „Im Land der Wundertiere“ von der im Allgäu lebenden Autorin Norah May.

Da Robins Mutter von ihrer Großtanten ein renovierungsbedürftiges Haus geerbt hat, zieht die Familie aus der Großstadt in ein kleines Dorf. Zunächst ist Robin - im Gegensatz zu seiner Mutter - wenig begeistert, das ändert sich als er den riesigen verwilderten Garten entdeckt. In diesem findet er eine Schatzkarte und damit beginnt für ihn und seinen Gecko Nick ein fantastisches Abenteuer, in dem er zu einem Forschungsteam gehört und die Sprache aller Tiere versteht.

Robin ist ein sympathischer Protagonist und wir hatten unglaublich viel Spaß dabei mit ihm und dem Forschungsteam wilde magische Tiere in Adwentor - dem Land der magischen Tiere - kennenzulernen.
Die Sätze sind kurz und leicht verständlich, so dass sich das Buch gut für Erstleser eignet.
Die Ereignisse werden lebendig geschildert, es kommt schnell Spannung auf und die magischen Tiere, die wir hier kennengelernt haben, sind interessant und machen einfach Spaß.

In dem Buch gibt es zahlreiche Zeichnungen der Illustratoren Katrin Engelking und Michaela Heitmann. Auf ihnen gibt es eine Menge zu entdecken und sie passen perfekt zur Handlung.

Uns hat das magische und fantasievolle Abenteuer gut gefallen und wir hoffen, dass Band zwei nicht zu lange auf sich warten lässt, damit wir schon bald mehr von den magischen Tieren lesen können.

Bewertung vom 15.08.2024
Nelles, Irma

Die Gräfin


ausgezeichnet

Eine atmosphärische historische Erzählung

„Die Gräfin“ ist das Debüt der Autorin Irma Nelles über die Hallig-Gräfin Diana von Reventlow-Criminil.

Die Handlung umfasst gerade einmal sechs Tage um August 1944.
Der britische Pilot John Philip Gunter erhält den Auftrag den Zustand der deutschen Verteidigungslinien zu erkunden. Über der nordfriesischen Hallig Südfall stürzt er ab und wird von der inzwischen schon 80-jährige Hallig-Gräfin Diana Henriette Adelaide Charlotte von Reventlow-Criminil entdeckt. Sie lebt dort seit über 30 Jahren sehr zurückgezogen mit ihren Angestellten. John bleibt sechs Tage bei ihr, bis es ihm gelingt, unentdeckt nach Dänemark zu entkommen.

Irma Nelles Schreibstil ist dicht, atmosphärisch und wirkt authentisch, da sie viele Personen aus ihrem Roman selbst erlebt hat. Sie berichtet aus unterschiedlichen Perspektiven, dadurch erhält man einen aufschlussreichen Einblick in die Charaktere, erhält aber auch gleichzeitig ein objektives Bild von ihnen. Leider wird vieles nur angedeutet, was dem Leseerlebnis eine geheimnisvolle Atmosphäre verleiht.

Mir hat dieses Stück Zeitgeschichte, dass sich gerade einmal über eine knappe Woche erstreckt, einen interessanten aber auch ungewöhnlichen Einblick in ein ganz außergewöhnliches Leben in einer schwierigen Zeit gegeben.

Bewertung vom 13.08.2024
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Politische Abgründe

„Freunderlwirtschaft“ ist ein spannender und politischer Krimi der Autorin Petra Hartlieb.

Die Handlung startet 1992. Nachdem die Schwester der zwölfjährigen Alma tot im Wald aufgefunden wird und ihr niemand ihre Fragen beantworten kann, wächst in Alma der Wunsch Polizistin zu werden.
Der Politiker Max Langwieser wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Gleichzeit ist seine Freundin Jessica verschwunden. Damit hat Alma, die inzwischen Kommissarin und gerade erst in Wien angekommen ist, ihren ersten Fall. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Kolonja fährt sie zum Tatort.
War es ein Mord oder vielleicht doch ein Unfall ?

Die Ereignisse werden im Wechsel aus Almas und Jessicas Perspektive erzählt.
Während ich Almas Vorgehen nachvollziehen konnte und ihre Ermittlungsarbeiten interessant zu lesen sind, blieb mir Jessica suspekt. Sie wirkt ängstlich und macht sich durch ihre Flucht verdächtig.

Nach und nach gibt es immer mehr Einblicke in die Politik und wirtschaftliche Belange. Dabei kommen unglaubliche Dinge zu Tage, es tun sich menschliche Abgründe auf und der Spannungsbogen bleibt durchgehend hoch.

Mit Alma hat die Autorin eine sympathische Protagonistin erschaffen, deren Privatleben nicht außen vor bleibt, aber auch nicht zu viel Raum einnimmt.

Es geht um Macht, Intrigen, Korruption, Politik und Wirtschaft. Dabei werden Gegenwart und Vergangenheit gut miteinander verwoben.

Mich hat dieser unblutige Krimi durchgehend gefesselt und ich freue mich auf weitere Fälle mit Kommissarin Alma Oberkofler.

Bewertung vom 11.08.2024
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


ausgezeichnet

Perfekt für Buchliebhaber

„Wir treffen uns im nächsten Kapitel“ ist der Debütroman der britischen Autorin Tessa Bickers.

Erin sortiert ihre Bücher aus und stellt dabei versehentlich ihr Lieblingsbuch mit einer sehr persönlichen Postkarte in einen öffentlichen Bücherschrank. Als sie ihren Fehler bemerkt, ist es bereits zu spät. Das Buch ist weg. Einige Tage später ist es wieder da und enthält zusätzliche Notizen des letzten Lesers James. Über Hinweise zu anderen Klassikern entsteht ein Austausch zwischen Erin und James, der nach und nach immer persönlicher wird. Als James zufällig Erin sieht und dabei feststellt, dass es sich nicht um eine Unbekannte handelt, wird ihm klar, dass Erin nicht erfahren darf wer er ist.

Die Buchidee fand ich einfach unglaublich süß. Zwei Buchliebhaber lernen sich über den Austausch von Notizen in klassischen Romanen nach und nach näher kennen. Leider wird auf die Bücher nicht näher eingegangen.

Die Handlung wird im Wechsel aus James und Erins Perspektive geschildert. Dadurch erfährt man einiges über das Leben der Protagonisten und es wird schnell, dass hier jeder sein persönliches Päckchen zu tragen hat und es sich um eher schwierige Persönlichkeiten handelt.

Obwohl sich der Schreibstil von Tessa Bickers angenehm leicht liest, ist ihr Roman alles andere als leicht. Thematisch geht es um Schicksalsschläge, psychische Erkrankungen, Mobbing, Familienkonflikte, schwere Krankheit und vieles mehr.

Zunächst ist es ein Austausch zwischen Fremden, aber dann entdeckt James, dass er und Erin eine gemeinsame Vergangenheit haben, die einen weiteren Austausch unmöglich machen würde.

Erinnerungen an Erins Freundin Bonnie, mit deren Postkarte in Erins Lieblinsbuch die Ereignisse ins Rollen kam, bringen frischen Wind in die Handlung und es ist umso trauriger, dass sie so früh aus dem Leben gerissen wurde. Gleichzeitig ist es schön zu lesen, wie ihre quirlige Art das Leben der Protagonisten bereichert hat.

Passend zum Buch befindet sich an den Kapitelanfängen jeweils eine kleine Illustration eines Bücherstapels mit einer Teetasse. Ein süßes Detail, das mir gut gefallen hat.

Ich habe das Buch gerne gelesen. Es ist allerdings keine leichte Sommerlektüre, sondern ein Roman mit Tiefgang, in dem alte Klassiker geschickt mit der Handlung verwoben wurden.