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Bri
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Kröslin

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Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2017
Bronsky, Alina

Und du kommst auch drin vor


sehr gut

*Kims Leben als Buch?*


Kim, ein Mädchen, das nicht wirklich Interesse an Büchern hat, ist mit ihrer Klasse bei einer Lesung - und dort bemerkt sie, daß es in dem vorgestellten Buch um SIE geht, ihr Leben- aber das kann doch nicht sein? Oder doch?
Leider verweigert sich die Autorin ihr (und ihren Fragen) und so muß sie versuchen, auf anderen Wegen dahinterzukommen- wenn auch nicht immer legal.

Respekt an die Autorin für diese gute Idee - ich war äußerst gespannt auf die Umsetzung der Geschichte- und wurde nicht enttäuscht.

Obwohl schon längst dem Teeniealter entwachsen lese ich mit Begeisterung gern interessante Jugendromane.
Da man vieles schon selbst erlebt hat, kann man sich sehr gut in die Handlungen einfühlen. So auch hier- wenngleich ich Kim´s Desinteresse an Büchern nie nachvollziehen könnte/ gekonnt hätte ;)

Kim Josephine, 15, sitzt also bei dieser Lesung und spitzt auf einmal ihre Ohren- zu viele Parallelen gibt es zu ihrem Leben und so steigert sie sich nachfolgend in dieses Buch hinein, beginnt es sogar selbst zu lesen.
Doch passieren die Dinge nun, weil es eben so in dem Buch steht oder weil es sowieso passiert wäre?

Der Schreibstil ist sehr locker, spritzig und sehr humorvoll. Die Autorin schafft es scheinbar mühelos, daß man nicht aufhören kann zu lesen, weil man wissen will, wie es weitergeht.
Alina Bronsky schafft, daß man sich in die Figuren einfühlt- in Kim ebenso wie in Petrowna, ihre beste Freundin und den Gegenpart. Auch die Randfiguren wie Kim´s Eltern fand ich detailliert gezeichnet.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne eine jugendliche Geschichte mit Tiefgang lesen möchte, wenn auch die übliche Liebesgeschichte zu kurz kam. Dafür wird näher auf Freund- und Familienverstrickungen eingegangen, was mich auch beschäftigt.
Sehr unterhaltsam!

Bewertung vom 28.09.2017
Kagge, Erling

Stille


gut

*sehr eigen*

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?

Mit diesen 3 Fragen beschäftigte sich der Autor über Jahre und bot nun mit seinem Werk darüber einen Lösungsansatz mit 33 Versuchen einer Beantwortung an.

Das ließ mich gespannt auf das Buch werden. Dennoch muss ich nun eingestehen, daß ich nach dem Lesen die Versuche überhaupt nicht als diese wahrgenommen habe.
Der Autor beschreibt vielmehr sein eigenes Empfinden auf seinen Reisen, wechselt dabei auch recht spontan und unstrukturiert durch verschiedene Themengebiete und deutet nur vage an, anstatt "Anleitungen" aufzuzeigen, deren man folgen könnte.
Daß allerdings nicht jeder, der sich vom allumgebenden Lärm verfolgt fühlt, mal eben zu den Polen reisen kann, noch dazu allein, sollte jedem klar sein. Denn Erling Kagge beschreibt dies als (s)einen Weg, die Stille (wieder-) zu finden.

Dennoch erzählt der Autor sehr unterhaltsam aus den verschiedensten Bereichen Anekdoten, sodaß ich dieses Buch eher als Unterhaltungsliteratur denn als Ratgeber wahrnahm. Der Schreibstil ist locker und leicht gehalten, obwohl auch Religion und Philosophie miteinflossen.
Die Zitate und Bilder empfand ich als passend und wohl ausgesucht.
Besonders die Aufmachung ist hervorzuheben- der Kontrast zwischen dem schlichten Cover und den farbigen Einbänden ist ein Überraschungsmoment, den ich so noch nicht erlebt habe.

Das Buch ist recht eigenwillig und bietet definitiv keine allgemeingültige Lösungen an. Leider. Denn das hatte ich eigentlich erwartet.
Dennoch ein interessantes Buch zu einem Thema, das nicht oft genug Gehör findet.

Bewertung vom 04.09.2017
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


sehr gut

*skurrile Familie*

Kann eine Geschichte, die mit einem tödlichen Unfall beginnt, dennoch humorvoll sein? Ohja, J. Paul Hendersons "Der Vater, der vom Himmel fiel" kann!

Der seit Jahren verwitwete Lyle Bowman stirbt durch ein irrwitziges Missgeschick. Dabei hat er das Gefühl, daß er vieles noch nicht erledigt hat. Seine Söhne, Greg und Billy, sind seit langem verstritten, der Ältere lebt seit Jahren in Amerika. Lyles Bruder Frank scheint an Demenz erkrankt zu sein oder warum stellt er sich der Polizei wegen Vergehen, die er nicht beging?

Sie alle treffen auf Lyles Beerdigung aufeinander und es gibt noch weitere offene Fragen- wer war die junge Frau bei der Rede des Pfarrers- hatte Lyle etwa eine Geliebte? Wenn ja, wer ist sie?

Um das Haus des Vaters zu verkaufen will Greg es zuvor renovieren. Billy ist mit seiner Familie und seinem Job zu sehr eingespannt, sagt er.
Denn jeder in dieser Familie hat Geheimnisse und Sehnsüchte, deren Auflösungen manchmal so obskur sind, daß man nicht weiß, ob man Lachen oder doch eher Mitgefühl haben soll. Und so macht Greg eine "übersinnliche" Erfahrung in seinem Elternhaus, die ihn dazu verleitet, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und somit den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen.

Henderson gelingt es in seiner Geschichte viele Emotionen aufzugreifen und dennoch weiterhin einen äußerst spannenden Unterhaltungsroman abzuliefern. Es wird nie langweilig!
Liebevoll zeichnet er seine Figuren, ohne den Zeigefinger zu erheben oder zu urteilen.
Sein Roman besticht neben dem Humor, den überraschenden Wendungen und den skurrilen Akteuren vor allem mit einer überraschenden Tiefe.

Denn schlußendlich lautet das Fazit: es ist nie zu spät, dein Leben zum Besseren zu verändern!

Bewertung vom 03.09.2017
Dakota, Kate

Für dich bis ans Ende der Welt (eBook, ePUB)


sehr gut

*Neubeginn im Land der Maori*

Krankenschwester Madeleine Schumann möchte nach einem Unfall, der sie einen Unterschenkel und damit ihren Job, ihren Verlobten- ihr gesamtes bisheriges Leben- kostete, einen Neuanfang. In ihrer Verzweiflung entdeckt sie eine Annonce, in der eine gewisse Victoria Hall aus Neuseeland eine Gesellschafterin sucht.

Spontan lässt sie alles hinter sich und fliegt voller Neugier, aber auch Angst nach Neuseeland. Zum einen weiß sie nicht recht, was genau von ihr erwartet wird, zum anderen muß sie sich selbst erst an den Umgang mit ihrer Behinderung gewöhnen.

Zudem beschämt sie das Mitleid, daß die Leute für sie haben, sobald sie ihre Prothese bemerken. Doch von all den Bedenken wollte die bereits betagte, doch resolute Mrs. Hall nichts wissen und bestand auf der Anstellung.

Dann gibt es noch Matthew Hall, Miss Vickys Enkel, von dem Madeleine bislang nur im Internet lesen konnte- ist er wirklich ein Mörder?


Bei ihrer Ankunft ist Madeleine schier überwältigt von der traumhaften Kulisse, die die Natur zu bieten hat und sie begegnet Matthew. Warum ist er nicht im Gefängnis?

Ein wenig später jedoch stellt sie sich völlig andere Fragen: Ist es möglich, daß sie sich sofort in ihn verliebt hat? Warum reagiert er so unberechenbar- ignoriert sie, demütigt sie mit Worten, um ihr im nächsten Moment zu helfen und sich sogar um eine neue, besser passende Prothese zu kümmern, sodaß sie keine Schmerzen mehr ertragen muß?

Und warum wollte Miss Vicky unbedingt eine Rheinländerin als Gesellschafterin?

 

Dies ist der erste Roman der Autorin, den ich gelesen habe.

Ihr Schreibstil ist äußerst fesselnd und sprüht nur so vor kreativen Ideen.

Kate Dakota schafft es spielend, ihre Geschichte so zu erzählen, daß die Handlung beim Lesen in Bildern entsteht und ihre Leser völlig in den Bann gezogen werden.

Die Landschaftsbeschreibungen waren überwältigend, fast hatte ich das Gefühl, ebenfalls die Hitze, den Staub zu spüren und sogar das Meeresrauschen zu hören.

Das wunderschöne Cover des Romans spiegelt nur ein wenig diese Schönheit Neuseelands wider.

Sehr liebevoll wurden auch die Protagonisten gezeichnet. Immer wieder überkam mich das Gefühl, als würde ich die Figuren schon viel länger kennen und nun nur noch etwas Neues über sie erfahren. Und wie jede gute Autorin gibt es bei Kate Dakota kein Schwarz-/ Weißdenken- jeder Charakter hat starke und schwache Seiten. Daß diese jeden Menschen ausmachen und letztlich liebenswert sind- das konnte man hier immer wieder spüren. So glich das Lesen häufig einer emotionalen Achterbahnfahrt, die durch einige spannende Erzählstränge noch reizvoller wurde.

Diese wunderbare Mischung der Handlungen fand ich überaus gelungen- so bahnt sich nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Maddy und Matt an, auch Mrs. Vicky entdeckt ein Geheimnis, das sie zu lösen versucht. Die Hintergrundinformationen über die Schwierigkeiten der Maori mit den zugezogenen Weißen wurden ebenso passend eingewebt wie spezielle Bräuche, die sie weiterhin pflegen. Vergangenes und Neues schaffen eine Nähe zu den Figuren, sodaß man zum Ende des Romans unbedingt wissen möchte, wie es mit ihnen weitergeht.

 

Deshalb kann ich diesen Roman mit ganz vielen Emotionen, aber auch spannenden Abenteuern und Geheimnissen nur weiterempfehlen

Bewertung vom 21.08.2017
Towles, Amor

Ein Gentleman in Moskau


ausgezeichnet

*Der glückliche Graf*

Das Cover ist eher schlicht in seiner (Farb-)Gestaltung, jedoch darin passend auf den Inhalt abgestimmt- so zurückhaltend, höflich, gebildet und von einer ausgesuchten Integrität wie der Graf dargestellt wird.

(Der) Graf Alexander Rostov hat ein genußfreudiges Leben in Müßiggang geführt. Das soll sich nun grundlegend ändern.
Im Rußland der 20er Jahre wird er von der Revolutionsregierung unter lebenslangen Hausarrest gestellt, allerdings im legendären Moskauer Hotel Metropol. Nur bewohnt er dort nicht weiter seine Suite, sondern eine winzige Dachkammer.

Das privilegierte Leben gewohnt, richtet er sich in seinen neuen Lebensumständen ein. Trotz aller Beschränkungen führt er weiterhin ein beschauliches Dasein. Bis er Nina kennenlernt.
Das kleine Mädchen, dessen Vater zur neuen Regierung gehört, lebt ebenfalls im Hotel und begeistert Alexander durch ihre Neugierde.
Durch sie lernt Alexander, hinter die Kulissen des Hotels zu schauen. Dieses kleine, in sich geschlossene, Universum- in dem es nicht um eine Masse geht, sondern um jeden Einzelnen.

Das ist auch die Parallele zu diesem Buch, in dem der Hauptprotagonist zum großen Star avanciert- und das mit leisen Tönen.
Mutig stellt er sich dem Leben, erinnert sich dabei stets an seine "gute Kinderstube", stellt seine Bedürfnisse hinter denen anderen hintenan.
Und dennoch schafft er es, dabei ein zufriedenes Glück auszustrahlen, das in unserer Zeit seinesgleichen sucht.

Der Autor Amor Towles sagt, er hätte diesen Roman geschrieben, um von der Bestimmung zu sprechen, die jeder für sich finden muß.
Alexander ist dies gelungen. Und Amor Towles mit seiner Wahl, uns von Alexander zu erzählen ebenso.

Der Schreibstil ist so lebendig, dabei ironisch, jedoch mit ganz viel Charme versetzt, sodaß man gar nicht anders kann, als mit dem Grafen zu sympathisieren.

Ein pures (Lese-)Vergnügen!

Bewertung vom 21.07.2017
Herbst, Ramona Elena

Die Sage um Ihartar


sehr gut

*"fantastische" Spannung*

Das Cover des Buches und der Klappentext versprachen einen Fantasyroman, dessen Geschichte ich unbedingt lesen wollte.

Die Autorin Ramona Elena Herbst schreibt in einem angenehmen, leichten und sehr flüssigen Schreibstil, der mich sofort in die Geschichte eintauchen ließ.
Den Beginn fand ich etwas zu langatmig, aber als klar wurde, weshalb Varim sich auf die Reise machen muß nahm die Geschichte rasant an Fahrt auf und konnte die hohe Spannung bis zum Schluß halten.

Die beiden sehr unterschiedlichen Schwestern Arbell und Sinea werden im Verlauf ebenso detailliert gezeichnet (auch wenn Varim bzgl. der Zuneigung zwischen ihnen schwankt wie ein junger Baum im Wind) wie jede weitere Figur- etwas, das mir überaus positiv auffiel.

Die Reise und ihre Gefahren werden äußerst spannend und bildgewaltig erzählt, sodaß man sich eher in einem Film statt beim Lesen wähnte.
Durch ihren Blick und die Kunst, die richtigen Worte zu verwenden, schafft die Autorin es spielend, uns mit in ihre Fantasywelt zu nehmen und die Schauplätze der Handlung wirklich werden zu lassen. Dabei gibt es jedoch einige Wendungen, die für Überraschungen sorgen.

Dennoch versteht sie es, auch eine Lehre einfließen zu lassen, sodaß dieses Buch nicht nur der Unterhaltung allein diente. Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt und der Erkenntnis, daß man gemeinsam alles schaffen kann!

Ein sehr unterhaltsamer Fantasyroman, der vor Abenteuerlust nur so strotzt und noch dazu eine wichtige Botschaft vermitteln kann.

Bewertung vom 21.07.2017
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


gut

*Eher Erzählung denn Krimi*

Sven Heuchert legt mit „Dunkels Gesetz“ einen recht harten, kurzen Roman vor, dessen Hauptmerkmal wohl die ruppige Sprache darstellt.

Positiv fiel auf, daß die Kapitel sehr übersichtlich (kurz) gehalten wurden, weshalb man das Gefühl hat, auch einmal eine Pause machen zu können, was angesichts der 187 Seiten allerdings unnötig ist.

Innerhalb der Geschichte blieben dadurch jedoch viele Hauptakteure zu blaß. Dadurch wurde der Spannungsbogen nicht ausgereizt und der angekündigte Krimi war für mich keiner.
Es las´sich eher wie eine Erzählung, die inhaltlich sich fast nur auf das Thema Gewalt beschränkte.

Landschaftlich sind die Beschreibungen jedoch greifbar, hier zeichnet sich die gute Beobachtungsgabe des Autors aus, ein gewollter Gegensatz zu den romantisch-malerischen Romanen.
Die Darstellung von Ödnis, Verwahrlosung, Trostlosigkeit ... Mafiageschäfte, Geldwäsche, Prostitution...ist mehr als gelungen und die daraus resultierenden Träume, diesem zu entfliehen, mehr als nachvollziehbar.

Sven Heuchert nutzt eine derbe Sprache, um seine Protagonisten agieren zu lassen. Fast alle spielen ein doppeltes Spiel und so wird es zwar nicht wie in einem üblichem Krimi spannend bis zum furiosen Finale, aber dennoch interessant.