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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 759 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2021

Denkanstöße 2012


gut

Das Buch besteht aus zwölf Essays zu den Themen Philosophie, Kultur und Wissenschaft. Zu den bekannteren Autoren gehören Nelson Mandela, der Theologe Hans Küng und der Publizist Gabor Steingart. Bei den Schriften von Mandela handelt es sich um Auszüge aus älteren Briefen und Gesprächen sowie aus unveröffentlichten autobiografischen Texten aus seiner Zeit im Gefängnis.

In „Eine handliche Geschichte des Universums“ beschreibt Christopher Potter Grundlagen der Kosmologie in einem historischen Abriss von Galileis Relativitätsprinzip bis zu Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie und den kosmologischen Folgerungen. Für Leser, die sich erstmals mit dieser Materie beschäftigen, kann dieser kleine Einstieg hilfreich sein. Anderen Lesern würde ich eher Bücher von John Gribbin, Thomas Bührke, Hoimar von Ditfurth, Brian Greene oder Nigel Calder empfehlen.

Frédéric Lenoirs Ausführungen zu Sokrates, Jesus und Buddha haben mir gefallen, weil der Autor in verständlicher Weise auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser drei Lebenslehrer eingeht. „Und ich meine, alles in allem überwiegen doch Letztere“, so der Autor. Es geht um Glück. Kann der Mensch glücklich sein, wenn der Dreh- und Angelpunkt einer Zivilisation das „Haben“ ist? Muss der Mensch nicht, wenn seine Grundbedürfnisse befriedigt sind, auf eine andere Logik, nämlich die des „Seins“ umschwenken? Der Autor hat sich intensiv mit philosophischen Fragen beschäftigt.

Gabor Steingart thematisiert in seinem Beitrag das Ende der Normalität und meint damit die erkennbaren gesellschaftlichen Veränderungen. „Erstmals wächst eine Generation heran, die nicht wie ihre Vorfahren einem Netzwerk von Beherrschungsverträgen unterworfen ist“, so Steingart zu Beginn seines Essays. „Erst verlieren Familienverbände, Glaubensgemeinschaften und Firmenkulturen ihren Zwangscharakter, dann geraten auch die nächsthöheren Etagen der Gemeinschaft, der Staat und die ihn beherrschenden Parteien, später die Nationen und ihre Beziehungen zu anderen Nationen, in den Sog der Ereignisse.“ In dieses Thema passt das Buch „Der entgrenzte Mensch“ von Rainer Funk, wenn man sich für die psychologische Seite der gesellschaftlichen Veränderungen interessiert.

Hans Küng appelliert in „Anständiges Wirtschaften“ an ethische Traditionen in allen Kulturen. „Menschen, nicht Institutionen, sind moralische Akteure“, so der Autor. Es geht auch in diesem Beitrag um Veränderungen. Hier ist es eher die Rückbesinnung auf Werte, die im Fokus steht. Mit diesem Beitrag kritisiert Küng, und diese Kritik ist nicht neu, schädliche Auswüchse des Kapitalismus.

Fazit: Es wird in diesem Buch nicht primär etwas neues vermittelt, sondern die Leser werden neugierig gemacht, sich mit den angerissenen Themen intensiver zu beschäftigen.

Bewertung vom 28.01.2021
Schmidt, Helmut;Steinbrück, Peer

Zug um Zug


sehr gut

„Das De-facto-Handeln ist entscheidend.“

In „Globale Verschiebungen“ diskutieren Helmut Schmidt und Peer Steinbrück Fragen der Weltpolitik. Mit den Einschätzungen von Schmidt zu USA, China, dem Nahen Osten und Europa sollte sich jeder Nachwuchspolitiker beschäftigen. Sie bieten eine Orientierung. Schmidt ist bestens informiert und profitiert von seinen weltweiten Kontakten. Seine Meinung ist sachlich fundiert. Zum Verhalten gegenüber Polen und Russland fordert er: „Das bedarf eines unglaublichen Fingerspitzengefühls bei der politischen Klasse in Berlin.“

Weniger staatsmännisch geht es in den folgenden beiden Kapiteln zu. Steinbrück und Schmidt tauschen Erinnerungen aus der Zeit aus, als Schmidt noch Bundeskanzler war. Abfällige Bemerkungen über Personen unterbleiben. Der Fall der Mauer ist Thema und auch das Verhältnis zu den ehemaligen Ostparteien. „Ich habe zum Beispiel mit großer innerer Missbilligung gesehen … , dass sich alle auf die ehemaligen SED-Leute gestürzt haben; die Blockflöten blieben völlig unbehelligt und waren in manchen Fällen die schlimmeren Opportunisten“, so Schmidt.

Die Autoren greifen Versäumnisse der SPD auf. So wurden lt. Steinbrück z.B. die Integrationsprobleme viel zu lange tabuisiert. „... es hätte die SPD sein müssen, die diese von vielen Bürgern hautnah empfundenen Probleme rechtzeitig, lange vor dieser Buchveröffentlichung [gemeint ist „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin], hätte aufgreifen müssen.“ Reformvorhaben und die Reformfähigkeit der SPD werden diskutiert, das Verhältnis zu Gewerkschaften und Betriebsräten beleuchtet.

Es geht aber auch um ganz andere Themen. Schmidt und Steinbrück plaudern über Fußball, Kunst, Literatur und Philosophie. Steinbrück wünscht sich, dass sich Intellektuelle häufiger in öffentliche Debatten einmischen. Umgekehrt sollten Politiker sich mit der Kunst- und Kulturszene beschäftigen. Im weiteren Gespräch geht es um Macht. Man kann kaum glauben, dass Schmidt das Misstrauensvotum von Oktober 1982 als Befreiung und nicht als Niederlage empfunden hat.

Schmidt und Steinbrück diskutieren die Finanzkrise und die Unterschiede im Hypothekenrecht zwischen USA und Deutschland. Bereits 1998 gab es Überlegungen, den LTCM, einen Hedgefond, pleitegehen zu lassen. Aber Greenspan und McDonough entschieden: „Too big to fail“. In einer ähnlichen Situation befand sich Steinbrück 2007, als es darum ging, ob man eine Düsseldorfer Bank pleitegehen lassen könne.

Die Dialogform hat den Vorteil, dass Gesprächsentwicklungen und die Art des Umgangs deutlich werden. Gemeinsamkeiten und Gegensätze kommen besser zur Geltung. Zudem wirken die Inhalte weniger abstrakt. Die Leser erfahren einiges zum politischen Umfeld und die Gesprächspartner werden transparenter. Wenn das Ziel darin bestand, Politik transparenter zu machen und die Kluft zu den Politikern zu reduzieren, ist das gelungen.

Bewertung vom 28.01.2021
Häusler, Martin

Fürchtet euch nicht


gut

„… Love is the answer“ (John Lennon)

Aus dem Blickwinkel der Evolution hat Angst ihre Berechtigung. Wir wären längst ausgestorben, wenn wir sie nicht kennen würden. Gibt es hinsichtlich der Angst Unterschiede zwischen den Völkern? Sind die Deutschen ängstlicher als die Menschen anderer Nationen? Martin Häusler setzt sich mit diesen Fragen auseinander, indem er zwanzig mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten, darunter Künstler, Manager, Politiker, Wissenschaftler, Sportler, Psychotherapeuten, interviewt. Entstanden ist kein wissenschaftliches Werk, sondern eine Sammlung unterschiedlicher Meinungen zum Thema. Die Ausführungen wirken authentisch.

Die Ursachen von Ängsten sind vielfältig und werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Neben den evolutionsbedingten Ursachen gibt es weitere. Die Vergangenheit kann einem im Nacken sitzen, Medien tragen mit ihrer (systembedingten) negativen Berichterstattung dazu bei und auch der Erfolgsdruck in Unternehmen und im Spitzensport kann so hoch steigen, dass er Ängste auslöst, um nur Beispiele zu benennen.

Als Lösungen werden u.a. Religionen angeboten. Der Autor lenkt seine Gesprächspartner/innen geradezu in Richtung Glaubensfragen. Dass institutionalisierte Religionen mit ihren Weltbildern gleichzeitig Verursacher von Ängsten sein können, wird nicht reflektiert. Auch bei anderen Themen wären kritische Nachfragen hilfreich gewesen. Entspricht es dem Mainstream der Wissenschaften, dass Biophotonen (entsprechendes gilt für morphogenetische Felder) eine physiologische Bedeutung zukommt?

In dem Buch geben Menschen einen tiefen Einblick in ihr Leben und ihr Denken. Das ist bei diesem Thema nicht selbstverständlich. Die Angst hat auch positive Seiten. Ohne sie wäre Deutschland nicht aus der Atomenergie ausgestiegen. Was hilft gegen Angst? John Lennon hat die Antwort in den 1970er Jahren gegeben ...

Bewertung vom 28.01.2021
Weizsäcker, Carl Friedrich von

Große Physiker


gut

Carl Friedrich von Weizsäcker beschreibt in seinem Buch die Geschichte der Naturforschung von der antiken Naturphilosophie bis zur modernen Physik des 20. Jahrhunderts anhand der Lehren ihrer bekanntesten Vertreter. Seine Perspektive ist die des Wissenschaftsphilosophen. Er bezieht die griechischen Naturphilosophen in seine Betrachtungen ein, weil er sich davon erhofft, die Entwicklung der Begriffe und damit Zusammenhänge besser zu verstehen. Von Weizsäcker glaubt an eine Vereinheitlichung der Physik und begründet das ausführlich.

Mit Galilei begann die Abkehr vom aristotelischen Denken und damit das Zeitalter der Wissenschaft. Er führte das von einer Theorie geleitete wissenschaftliche Experiment ein und entwickelte Hypothesen, die mit der Alltagserfahrung nicht übereinstimmen. Newton hat in den Naturwissenschaften das erreicht, was den Griechen in der Mathematik gelungen war, nämlich einen strukturierten Aufbau, basierend auf wenigen Axiomen. Seine natürlichen Erklärungen waren so mächtig, dass manche Zeitgenossen (entgegen Newtons eigener Meinung) keinen Raum mehr für eine religiöse Welterklärung sahen. Von Weizsäcker beschäftigt sich mit Kants „Kritik der reinen Vernunft“, relativiert dessen Gedanken aber im Hinblick auf die heutige Physik. Von Weizsäcker bewundert Goethes universellen Geist, seine Art und Weise die Welt zu deuten, wenngleich ihm klar ist, dass heutige Physiker Schüler Newtons und nicht Goethes sind.

Ausführlich geht von Weizsäcker auf die Wegbereiter der neuen Physik, u.a. Albert Einstein, Niels Bohr, Paul Dirac und Werner Heisenberg, ein. Dabei kommen die Auseinandersetzungen zwischen Niels Bohr und Albert Einstein, aus denen Niels Bohr als Sieger hervorging, nicht zu kurz. Einstein konnte sich zeitlebens nicht mit der Aufgabe des klassischen Determinismus und der Reduktion physikalischer Prognosen auf Wahrscheinlichkeiten abfinden, obwohl er selbst an der Entwicklung der Quantentheorie beteiligt war. Der zweite Weltkrieg bewirkte, dass die Freundschaft zwischen Niels Bohr und Werner Heisenberg zerbrach.

„Große Physiker“ ist kein leicht verständliches Buch für den schnellen Überblick, sondern ein aus Vorlesungen, Erinnerungen und Gesprächen zusammengesetztes Werk der Wissenschaftsphilosophie.

Bewertung vom 28.01.2021
Perutz, Leo

Zwischen Neun und Neun


ausgezeichnet

In diesem Roman geht es um Freiheit. Ob es dabei ausschließlich um die persönliche Freiheit des Protagonisten Stanislaus Demba geht oder symbolisch um die Freiheit der geschlagenen Menschheit, wie es Leo Perutz im Jahre 1921 in der Wiener Arbeiterzeitung angedeutet hat, bleibt der Interpretation der Leser überlassen.

Der Roman ist gleichzeitig schelmisch und tragisch, womit ein großer Leserkreis angesprochen wird. Worum geht es?

In Wien wird der Student Stanislaus Demba von der Polizei verhaftet, als er ein wertvolles Buch, das er gestohlen hat, einem Antiquitätenhändler zum Verkauf anbietet. Der Händler wird misstrauisch und benachrichtigt die Polizei. Demba wird verhaftet und ihm werden Handschellen angelegt. Nach einer kleinen Rangelei entkommt er der Polizei, flüchtet auf den Dachboden des Hauses des Händlers und springt vom Dach. Es ist neun Uhr morgens. Seine Odyssee durch Wien beginnt. Diese für das Verständnis von Dembas Verhalten notwendige Vorgeschichte wird erst in der Mitte des Buches beschrieben.

Demba lässt kein Fettnäpfchen aus, bei seinen Irrungen durch Wien, wo er seine Hände einen ganzen Tag lang versteckt halten muss, um wegen der Handschellen keinen Verdacht zu erregen. Er wird zum Meister der Improvisation und ist um Ausreden nie verlegen. In der ersten Hälfte des Romans dominiert der Schelm Demba.

In der zweiten Hälfte der Geschichte häufen sich die tragischen Situationen. Seine Verzweifelung wächst. Er reizt seine Möglichkeiten aus. Kann er sich aus der Schlinge befreien, die sich langsam um seinen Hals zieht? Die Geschichte beginnt um neun Uhr und sie endet um neun Uhr des gleichen Tages. Sie nimmt ein überraschendes Ende.

Mit diesem Roman hat Perutz einen Klassiker geschrieben, der in keiner Buchsammlung fehlen sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2021
Tiefensee, Wolfgang / Lindenau, Rainer (Hgg.)

Staat machen!


sehr gut

Wie steht es um die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes? Einerseits gibt es Zweifel am Leistungsvermögen und an der Innovationskraft öffentlicher Einrichtungen, andererseits sind Reprivatisierungen von Dienstleistungen aus Kostengründen heute kein Tabu mehr. Wolfgang Tiefensee und Rainer Lindenau stellen in Ihrem Buch Vorzeigeprojekte öffentlicher Institutionen vor. Sie tragen mit ihren Ausführungen dazu bei Vorurteile abzubauen. In zahlreichen Projekten aus den Bereichen Bildung, Kunst, Sport, Touristik, Gesundheit, Polizei, Forschung und Justiz wird deutlich, dass die Verantwortlichen zu Spitzenleistungen fähig sind.

Zu Beginn geben die Autoren einen Kurzüberblick über die einzelnen Projekte und erläutern die Erfolgsfaktoren, die sich bei der Analyse der Vorhaben herauskristallisiert haben. Im Hauptteil werden die Projekte ausführlich präsentiert. Die Liste der Beispiele ist lang. Sie umfasst neben der Umstrukturierung der New Yorker Polizei bei der Bekämpfung der Kriminalität, die Kinderpolitik der kleinen Gemeinde Tiftlingerode, die Arbeit des deutschen Kanu-Verbandes, die Kunstausstellungen in Tübingen sowie zahlreiche sonstige kleine und große Projekte.

Bei den Beiträgen handelt es sich um eine Mischung aus Berichten und Interviews. Bei einigen Projekten hätte mich die Einschätzung der Projektgegner interessiert. Es reicht nicht aus zu sagen, dass zum Beispiel der Personalrat dagegen war, ohne das ausführlich zu begründen. Auch haben einige Projekte eine politische Dimension, die es dem Leser schwer macht, sie frei von Parteipolitik zu bewerten. Besonders gefallen haben mir die kleinen Projekte, in denen ein hohes Maß an persönlichem Engagement deutlich wurde.

Der öffentliche Dienst ist besser als sein Ruf. Im Hinblick auf sein Image handelt es sich um ein wichtiges Buch, welches dazu beitragen kann, eine differenzierte Sicht auf öffentliche Dienstleistungen zu entwickeln.

Bewertung vom 27.01.2021
Kaup, Johannes

Worauf vertrauen Sie?


gut

Johannes Kaup hat einige Gespräche zusammengestellt, die er im Rahmen der Gesprächsreihe „Worauf vertrauen Sie?“, ausgestrahlt im ORF-Radio Österreich, mit Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kirche über ihren Glauben geführt hat. Zu den Interviewten gehören der Liedermacher Konstantin Wecker, die Wirtschaftswissenschaftlerin Maria Schaumayer, der Physiker Hans-Peter Dürr, der Weihbischof Helmut Krätzl sowie neunundzwanzig weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Die Gespräche sind stilistisch ähnlich aufgebaut. Die Interviewpartner werden zu Beginn der Kapitel kurz vorgestellt. Der Einstieg erfolgt über allgemeine Fragen zur Biographie. Im weiteren Verlauf nähert sich Interviewer Kaup allmählich zentralen Glaubensfragen.

Auffallend ist die Meinungsvielfalt in den persönlichen Überzeugungen. Dabei geht es nicht um die Frage, ob der Inhalt des Glaubens richtig oder falsch ist, sondern um Authentizität. Die Erkenntnisse und Erfahrungen passen selten in die Schablonen der großen Weltreligionen, sondern haben eher etwas mit der jeweiligen Lebensgeschichte der Protagonisten zu tun. Dieser Anteil an Individualität gibt dem Buch die nötige Würze und sorgt für anregende Unterhaltung.

Bewertung vom 27.01.2021
Wicke, Lutz;Spiegel, Peter;Wicke-Thüs, Inga

Kyoto Plus


ausgezeichnet

Ist ein wirksames weltweites Klimaschutzsystem möglich, das nach marktwirtschaftlichen Kriterien funktioniert und von allen Nationen anerkannt wird? Lutz Wicke erstellte für das Umweltministerium Baden-Württemberg drei Gutachten, in denen er die Klimaproblematik analysierte. Auf Basis dieser Arbeiten ist „Kyoto PLUS“ entstanden, ein „Report an die Global Marshall Plan Initiative“. Die Autoren erläutern die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Treibhauseffektes, beschreiben die politische Lage von Kyoto I und zeigen realisierbare Wege auf, wie die Wende beim Klima erreicht werden kann.

Die Biologin Inga Wicke -Thüs erläutert die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. Seit Bestehen der Erde bewirken die atmosphärischen Gase Wasserdampf, Kohlendioxid und Methan einen Treibhauseffekt, der Einfluss auf das Klima hat. Wissenschaftliche Untersuchungen, insbesondere Eiskernbohrungen in der Antarktis, ergeben, dass seit Beginn der Industrialisierung die Zunahme des Kohlendioxids in der Atmosphäre signifikant außerhalb der natürlichen Schwankungsbreite der vergangenen Jahrtausende liegt. Damit liegt, so die Einschätzung der Autorin, ein durch Menschen verursachter Treibhauseffekt vor, der bislang eine Erwärmung der Erdtemperatur um 0,6 Grad Celsius zur Folge hatte. Was sind die Folgen? Extreme Wetterlagen wie Hurrikane und Taifune werden zunehmen. Die Gebirgsgletscher schmelzen ebenso wie das Eis von Grönland und der Arktis. Der Meeresspiegel wird weiter ansteigen, verbunden mit Überschwemmungen in Küstenregionen.

Das Kyoto I – Klimaschutzabkommen leistet keinen messbaren Beitrag zum Klimaschutz. Das liegt nicht nur daran, dass die USA und Australien das Abkommen nicht ratifiziert haben. Auch die OECD - Industriestaaten werden, trotz Selbstverpflichtung zur Reduzierung der Klimagasemissionen, ihre Kohlenstoffdioxidemissionen bis 2012 um ca. 25 % steigern.

Seit 2005 steht die Fortschreibung des Kyoto I - Protokolls an. Unter der Bezeichnung „Kyoto PLUS“ werden Mindestbedingungen für einen wirksamen Klimaschutz definiert. Hierzu gehören ein klares Klimaziel, die Schaffung von weltweiten Anreizen zum klimafreundlichen Verhalten, die Vermeidung wirtschaftlicher Überlastungen einzelner Staaten sowie die Einbeziehung aller Länder in die Vereinbarungen. Aus der maximal zulässigen Temperaturgrenze von +2 Grad Celsius ergeben sich maximale Emissionswerte für Kohlendioxid. Diese Menge lässt sich rechnerisch auf alle Menschen verteilen. Damit ergibt sich für jedes Land der Erde die zulässige Emissionsmenge, die in Form von Klimazertifikaten auf dem freien Markt gehandelt werden kann. Da die Industrienationen mit ihren Emissionen weit über dem Durchschnitt liegen, können sie Klimazertifikate von den Entwicklungsländern erwerben. Diese können das Geld für den Aufbau ihrer eigenen Wirtschaft verwenden. Die Industrieländer haben Anreize, schnellstmöglich umweltschonende Techniken zu entwickeln und einzusetzen, da sie dann weniger Klimazertifikate hinzukaufen müssen.

Die Autoren haben mit diesem Buch zu einer Versachlichung der Klimaschutzdebatte beigetragen. Die Themen wurden verständlich aufbereitet; Erläuterungen zu Fachbegriffen und Abkürzungen befinden sich im Anhang. Beeindruckt haben mich neben der ausführlichen Analyse der heutigen Situation die konstruktiven Vorschläge, wie ein wirksamer Klimaschutz erreicht werden kann. Wer tiefer in das Thema einsteigen will, findet im Anhang ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2021
Jargodzki, Christopher P.; Potter, Franklin

Warum Katzen immer auf die Pfoten fallen


weniger gut

Lässt sich ein Kinderwagen mit großen Rädern leichter schieben als einer mit kleinen Rädern? Kann es Blitze ohne Donner geben? Warum sind die Berge auf dem Mars höher als auf der Erde? Das sind Beispiele für physikalische Fragen, die in dem Buch „Warum Katzen immer auf die Pfoten fallen“ behandelt werden. Die Autoren erläutern 177 physikalische Denksportaufgaben aus den Bereichen Sport und Spiel, Statik, Geowissenschaften und Astronomie.

Für Rätselfreunde bietet das Buch eine breite Palette manchmal kurioser Phänomene, für deren Verständnis gesunder Menschenverstand allein nicht ausreicht. Die Autoren sind Physiker und so haben sie Aufgaben zusammengestellt, die physikalisches Verständnis erfordern. Paradoxien, so die Erkenntnis, existieren meist nur in der Vorstellung des Betrachters.

Das Buch ist kein Lehr- sondern ein Rätselbuch, trotzdem werte ich es als Mangel, dass manche Aufgaben nicht präzise beschrieben wurden. Auch wären zur Verdeutlichung einiger Lösungen Prinzipskizzen hilfreich gewesen. So bleiben in der Welt der exakten Wissenschaften manche Fragen weiterhin offen.