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Blümchen
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Dresden

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Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2017
Heatherington, Emma

Zehn Wünsche bis zum Horizont


sehr gut

Mit diesem Buch sollte eine Packung Taschentücher mitgeliefert werden

Emma Heatherington wagt sich mit ihrem Roman an ein schwieriges Thema: die Organspende. Die Hauptfigur ihres Romans, Maggie, hat seit 17 Jahren ein Spenderherz. Sie nimmt aller 12 Stunden Medikamente, um Abstoßungsreaktionen des Körpers zu verhindern. Eigentlich liegt sie mit diesen 17 Jahren schon über der Lebenserwartung, die man ihr nach der Transplantation mitgeteilt hatte. Und trotzdem meint man, dass sie fahrlässig mit diesem Leben umgeht. Sie trinkt zuviel, sie lässt sich gehen, sie achtet nicht mehr auf sich nach der Trennung von ihrem Ehemann. Die Frage dieses Buches ist: kann Maggie wieder zurückfinden zu einem achtsameren Lebensstil und wenn ja – nützt ihr das überhaupt etwas?

Maggie fängt an nachzudenken, als plötzlich der Bruder ihrer Organspenderin Kontakt zu ihr aufnimmt und sie kennenlernen will. Er gibt ihr u. a. eine Liste, die seine Schwester Lucy vor ihrem Tod verfasst hat: Dinge, die sie später als Erwachsene tun will. Maggie entschließt sich, diese Herzenswünsche an Lucys Statt zu erfüllen, um ein wenig von der Schuld abzuarbeiten, die sie spürt. Schließlich hat sie ihr Leben nur dem Umstand zu verdanken, dass Lucy starb…

Das Thema des Romans ist, so kam es mir vor, weniger das Leben mit einem Spenderherz (in medizinischer Hinsicht) sondern eher die psychologischen Fragen, die für die Familie des Spenders und für den Empfänger damit einhergehen.

Die Autorin beschreibt den Wandel von Maggie mitreißend und sehr emotional (eigentlich sollte zu diesem Buch eine Packung Taschentücher mitgeliefert werden!). Für meine Begriffe schießt sie aber manchmal in ihren Formulierungen etwas über das Ziel hinaus und es ist hart an der Grenze zu schwülstig. Natürlich ist das Thema sehr gefühlsbetont, aber dort noch durch ausschweifende Formulierungen einen draufzusetzen wirkt mitunter wie Zuckerguss auf einer Buttercremetorte. Es ist einfach etwas zuviel. Gut gemeint, aber zuviel.

Dennoch hat das Buch bei mir etwas ganz Bedeutsames erreicht: ich werde meine Einstellung zum Organspendeausweis neu überdenken. Einen solchen Denkanstoß zu geben, das schafft bei weitem nicht jedes Buch. Danke dafür.

Bewertung vom 20.04.2017
Lucas, Jan

Cyrus Doyle und der herzlose Tod / Cyrus Doyle Bd.1


sehr gut

Ein sympathischer Ermittler und ein neues Urlaubsziel :-)

Endlich mal wieder ein ganz normaler Ermittler! Ohne Ticks, ohne traumatische Vorgeschichte, ohne polarisierendes Wesen - einfach nur ein sympathischer Typ, der sich gerade von seiner Freundin getrennt hat. Na gut, ein Laster scheint er doch zu haben und das sind attraktive Frauen – denn besonders in der zweiten Hälfte des Buches fand er irgendwie alle Frauen, mit denen er zu tun hatte, ganz toll. Und das, obwohl er gerade erst eine neue Freundin gefunden hatte…

Jedenfalls war es im Großen und Ganzen sehr angenehm, mit Cyrus Doyle auf Mörderjagd zu gehen. Der Fall war anfangs gut konstruiert und hat mich zunächst gut durchdacht auf die falsche Fährte gelockt. Allerdings habe ich nach ca. 2/3 des Buches dann doch ahnen können, wer für die Morde verantwortlich ist (ich kann aber nicht sagen, wieso, denn eigentlich deutete nicht wirklich etwas darauf hin – es war wohl nur die berühmt-berüchtigte weibliche Intuition). Dass die Spannung damit für mich nicht ganz bis zum Schluss gehalten werden konnte, ist für mich ein kleines Manko.

Das wird aber durch einen anderen Punkt wieder wettgemacht: die wunderbaren Beschreibungen Guernseys. Bisher war ich weder mit der Insel selbst noch ihren Sehenswürdigkeiten oder ihrer Geschichte vertraut, aber alles wurde in das Buch eingeflochten. Teilweise, das muss ich schon sagen, war es fast ein Reiseführer. Aber das ist ja der neue Trend bei Kriminalromanen – ermitteln, wo andere Urlaub machen :-) Bei mir steht nun auf jeden Fall ein neues Urlaubsziel auf der To-visit-Liste. Und damit hat der Autor doch schon mal viel erreicht. Aus seinen Beschreibungen spricht jedenfalls die Liebe zu dieser Insel, die für deutsche Urlauber wohl noch so etwas wie ein Geheimtipp ist.

Deshalb würde ich den Roman auch nicht nur Krimifreunden empfehlen, sondern vor allem auch Lesern mit Fernweh.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2017
Rees, Tracy

Die zwei Leben der Florence Grace


ausgezeichnet

Wunderbar erzählter historischer Roman mit leiser Melancholie, aber auch Leidenschaft

Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist eine tolle junge Frau, die sämtlichen Widerständen zum Trotz ihren Weg geht. Und ich habe sie gern dabei begleitet, mitunter auch gewünscht ich könnte ihr beistehen in den schwierigen Zeiten, die sie durchmachen muss, bis sie ganz zu sich selbst findet. Aber Florence beweist Tatkraft und Leidenschaft, die man als Leser gern mit ihr teilt.

Wir lernen Florence als Florrie Buckley kennen, in ihrem ersten Leben – als wildes Kind der Moore in Cornwall. Nach dem Tod ihrer engsten Familienmitglieder nehmen entfernte Verwandte sie in London auf – Florence wusste nicht, dass ihre Mutter in Wahrheit eine verstoßene Frau aus sehr guten Verhältnissen war. Dies ist der Beginn ihres zweiten Lebens. Doch die neue Familie begegnet ihr zum größten Teil mit Misstrauen, teilweise sogar Verachtung. Florrie geht durch harte Zeiten, in der ihr nur ihre beiden Cousins Sanderson und Turlington zur Seite stehen. Aber nach und nach wird aus ihr Florence. Florence Grace. Trotzdem hinterfragt sie, ob dieser Weg tatsächlich IHR Weg sein sollte und trifft einige unkonventionelle und moderne Entscheidungen - ein Wagnis in der viktorianischen Zeit.

Schon bei ihrem Erstlingswerk „Die Reise der Amy Snow“ habe ich den Schreibstil von Tracy Rees bewundert, aber in diesem zweiten Buch scheint sie ihn noch zu vervollkommnen. Der Autorin ist etwas Wundervolles gegeben: die Geschichte in genau den richtigen Worten zu erzählen. Der Stil passt zum historischen Gesamtbild, aber gleichzeitig können wir „modernen Leser“ etwas damit anfangen. Die Bilder, die Tracy Rees erweckt, sind zum Teil poetisch („Diesem Ort wohnte ein tiefer Ernst inne“), zum Teil aber auch erstaunlich realistisch.

Florence auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten war für mich ein echtes Lesevergnügen!

Bewertung vom 08.04.2017
Clements, Abby

Das Glück schmeckt nach Zitroneneis


ausgezeichnet

Leicht und spritzig wie ein Zitronensorbet

Lust auf Urlaub? Oder Appetit auf ein leckeres Gelato? Kein Problem – mit diesem Buch kann man abtauchen in eine traumhafte Kulisse und hat beim Lesen den Geschmack von Eis auf der Zunge. Ein wunderbares, locker-leichtes Buch – ideal geeignet als Urlaubslektüre oder für einen Kurzurlaub auf Balkonien.

Es handelt sich hier schon um den 2. Teil der Geschichte rund um die Schwestern Anna und Imogen aus dem englischen Brighton. Aber keine Sorge – auch ohne Kenntnis des ersten Teils („Viviens himmlisches Eiscafé“) kann man dieses Buch genießen. Nachdem die Schwestern im ersten Teil das von ihrer Großmutter Vivien geerbte Eiscafé wieder auf Vordermann gebracht haben, geht es diesmal um ein Eiscafé in Italien. Im ersten Teil hatte Anna bei einem Workshop den Italiener Matteo kennen und lieben gelernt. Nun lebt sie mit ihm in Brighton und sie führen gemeinsam den Laden – aber Matteo sehnt sich nach seiner Heimat. Anna stimmt daher zu, ihm für einen Sommer nach Italien zu folgen. Ein geeignetes Mietobjekt ist schnell an der Amalfi-Küste gefunden. Und so nimmt ein Abenteuer seinen Lauf…

Währenddessen kämpft Imogen mit ihrem Fernweh. Hielt es sie doch früher nie lange an einem Ort und die Sehnsucht nach der weiten Welt bringt sie in Gewissenskonflikte. Mit ihrem Freund Finn, der in Brighton gerade seine Surfschule ausbaut, sesshaft werden? Oder doch lieber von Ort zu Ort reisen und Abenteuer erleben?

Sympathisch und irgendwie ganz leicht schildert Abby Clements die Erfolge, aber auch Konflikte ihrer Protagonistinnen. Ich habe immer mit den beiden Schwestern gefühlt, ihnen jeden Triumph gegönnt und bei jedem Misserfolg mitgelitten. Natürlich weiß man, dass es ein Happy end geben wird. Aber ist es nicht manchmal schön, zu wissen, dass am Ende alles gut ausgeht?

Ich habe diese Geschichte sehr gemocht und würde mich auch über einen dritten Teil sehr freuen!

Bewertung vom 26.03.2017
Hirschhausen, Eckart von

Wunder wirken Wunder


ausgezeichnet

Vorsicht! Dieses Buch könnte unerwartete Selbsterkenntnisse auslösen.

Ich bin begeistert! Eckart von Hirschhausen ist gelungen, was sonst nur selten einem Sachbuchautor gelingt: mich über das gesamte Buch mitzureißen, als würde ich einen spannenden Roman lesen. Ich habe mich wirklich jeden Tag schon drauf gefreut, das Buch wieder in die Hand nehmen zu können. Und ich war jeden Tag gespannt darauf, welche Erkenntnisse es mir heute wieder bringen würde.

Und gebracht hat es mir wirklich einiges! Das Tolle daran: Der Autor vertritt zwar zu vielen der angesprochenen Gesundheitsthemen eine eigene Meinung und gibt die auch klar im Buch wieder (auf deutsch: er redet weder um den heißen Brei herum noch sich selbst raus). Aber er tut das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit vielen Geschichten, die uns Leser zum Nachdenken anregen und uns dazu bringen sollen, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu benutzt er z. B. kleine Anekdoten, Beispiele aus seiner eigenen medizinischen Laufbahn, Erfahrungen von Kollegen und vor allem: viel Humor, der aber von einem großen Sachverstand geprägt ist und selten „kalauert“. Das Resultat: ich habe mich nicht „bevormundet“ gefühlt, sondern sanft angeleitet. Ich habe über Dinge nachgedacht, an die ich noch nie einen Gedanken verschwendet hatte. Und ich habe gemerkt: Es tut mir gut und es festigt mich in meiner Lebensweise, wenn ich ab und zu hinterfrage.

Und angesprochen wird wirklich viel – dafür ist auf fast 500 Seiten ja auch Platz. Vom überforderten Krankenhauspersonal über Alternativmedizin und die manchmal wundersamen Selbstheilungskräfte des Körpers bis zu Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Burnout und Depressionen. Von der „Schlank-im-Schlaf“- Gesellschaft über Impfvorbehalte bis zu Suchterkrankungen und „Volkssüchten“ wie Rauchen und Alkohol.

Eine Sache wird mir wohl besonders in Erinnerung bleiben. Ich blätterte nichtsahnend um und da war plötzlich die Kapitelüberschrift „Was würde ich tun, wenn ich Krebs habe?“. Normalerweise hätte ich das Kapitel überblättert, weil ich mich mit so negativen Dingen nicht gern beschäftige. Es würde mir zu viel Angst machen. Diesmal habe ich weitergelesen. Und es nicht bereut. Ich fühle mich besser vorbereitet auf einen möglichen Tag X, weil ich zugelassen habe, mich damit auseinanderzusetzen. Ein Punkt für Eckart – er hat etwas in mir verändert.

Ich kann nur jedem empfehlen, diesem Werk einen Dauerplatz im Bücherregal einzuräumen. Denn es ist ein Wegweiser durch den Dschungel des modernen Gesundheitssystems, der mit viel Humor und noch mehr Sachkenntnis beweist: Ein Sachbuch muss nicht staubtrocken sein. Gute Tipps gibt’s nicht nur auf dem Lottoschein. Und: es lohnt sich, jemanden zu fragen, der sich auskennt. Dieses Buch ist heilsam – eigentlich sollte es das auf Rezept geben :)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2017
Bomann, Corina

Sturmherz


sehr gut

Puzzlestücke zweier Leben, verteilt auf zwei Kontinenten

Eins muss man Corina Bomann einfach lassen: sie kann richtig gut Geschichten erzählen. Auch bei diesem Werk mit stolzen 520 Seiten gibt es kaum Längen, durch die man sich kämpfen muss. Statt dessen entfaltet Frau Bomann eine Art Puzzle, und mit ihrer Hilfe setzt man langsam aber sicher die Teile zu zwei Lebensgeschichten zusammen: die Geschichten von Cornelia und Richard.

Cornelia ist ein Hamburger Mädchen aus der Arbeiterschicht, die die Blüte ihrer Jugend in den frühen 1960er Jahren erlebt und sich zum ersten Mal – und gleich unsterblich – verliebt: in Richard Henderson, einen Austauschstudenten aus den USA. Gerade als sich die beiden einen Plan für ein gemeinsames Leben zurechtgelegt haben, werden sie in den Wirren der Naturkatastrophe, die 1962 als Sturmflut über Hamburg hereinbrach, getrennt. Diese Trennung sorgt später für großes Leid bei beiden, die zwischenzeitlich eigene Familien und ein neues Leben haben…

Auch wenn die Geschichte sehr mitreißend erzählt ist, entsprach sie doch nicht so ganz meinen Erwartungen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass die Sturmflut einen großen Teil der Geschichte einnehmen würde und man viel über die Tage und Wochen um und nach der Katastrophe erfährt (auch politisch, denn dieses Ereignis gilt ja immer noch als großer Glanzpunkt in der Karriere des späteren Bundeskanzlers und damaligen Hamburger Senators Helmut Schmidt). Für mich geriet das etwas zu kurz, da die Flut zwar ein einschneidendes Ereignis für die Protagonisten markierte, ansonsten aber nur eine (kurze) Episode in dem Buch war (das einen Zeitraum von über 40 Jahren erzählt).

Eingebettet ist die Geschichte in eine Episode aus der jetzigen Zeit, als die ältere Dame Cornelia einen schweren Schlaganfall erleidet und ihre Tochter Alexa sich um die Mutter kümmern muss, zu der sie ein sehr schwieriges Verhältnis hat. Diese Rahmenhandlung verdeutlicht anschaulich die Schwierigkeiten, denen man sich stellen muss, wenn ein Familienmitglied plötzlich schwer erkrankt. Die Darstellung war plausibel und ging zeitweise richtig zu Herzen. Besonders als Cornelia wieder sprechen lernen muss und Alexa dem „Gestammel“ hilflos gegenüber steht, musste ich schlucken…

Ich habe den Roman genossen, auch wenn er meinen Vorstellungen nicht ganz und gar entsprochen hat. Für Frauen mit einem Faible für komplizierte und dramatische Familiengeschichten kann ich aber eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 23.02.2017
Vaughan, Sarah

Die Zutaten des Glücks


sehr gut

Dieses Buch macht so richtig Appetit...

In diesem Buch dreht sich alles… naja, zumindest vieles, um süße Leckereien. Erzählt wird vom Backwettbewerb einer Supermarktkette und die abwechslungsreichen Lebenswege der fünf Kandidaten fließen immer wieder in die Geschichte ein.

Als Rahmenhandlung dient die Familiengeschichte von Kathleen Eaden, deren Mann die Supermarktkette Eaden’s gegründet hatte und die durch Rezeptbücher in den 1960er Jahren Berühmtheit erlangte. In ihre Fußstapfen sollen die Kandidaten im Backwettbewerb treten – gesucht wird die „neue Mrs Eaden“.

Zwischen Scones, Muffins und Pies lernt man Vicki, Karen, Claire, Jenny und Mike kennen. Man trifft sie in ihrem Alltag an, dem sie mit der Teilnahme am Wettbewerb entfliehen. Jede(r) hat seine ganz eigenen Gründe, an dem Wettbewerb teilzunehmen und die Charaktere der fünf Personen sind auch komplett unterschiedlich. Außerdem kommen sie aus verschiedenen Schichten.

Zunächst beäugen sich die Kandidaten misstrauisch und wissen nicht so recht, wie sie miteinander umgehen sollen. Aber trotz der Konkurrenzsituation entstehen langsam aber sicher Respekt und in einigen Fällen sogar Freundschaft. Die Autorin beschreibt die langsame Annäherung und man freut sich über jeden Zentimeter, um den die Fünf zusammenrücken.

Das Buch ist ganz eindeutig von einer Frau für Frauen geschrieben. Es liest sich bequem und enthält keine Schachtelsätze. Dafür aber sehr viele Kalorien. Zum Glück nur auf dem Papier :) Mich hat das Buch gut unterhalten.

Bewertung vom 18.02.2017
Renk, Ulrike

Das Lied der Störche / Ostpreußensaga Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbar atmosphärischer Roman

Dieser Roman sticht aus der Masse der Bücher über das frühe 20. Jahrhundert heraus – nicht, weil er besonders spannend ist oder so viel passiert. Nein, das große Plus dieses Buches ist die Atmosphäre, die die Autorin so fabelhaft herausarbeitet.

Der Roman spielt in den 1920er Jahren auf dem ostpreußischen Gut Fennhusen, auf dem Frederike als Stieftochter eines Gutsbesitzers behütet heranwächst. Sie und ihre Halbgeschwister erleben die „goldenen 20er“ auf dem Lande, weit weg vom glamourösen Berlin und vom Reich getrennt durch den „polnischen Korridor“. Es wird sehr gut dargestellt, wie viel Aufwand die Bewirtschaftung eines Gutes zu dieser Zeit macht und dass eine Gutsherrin weiß Gott nicht den ganzen Tag nur Däumchen drehen konnte – es waren wirtschaftliches Denken und teilweise auch viel Fingerspitzengefühl für „die Leute“ (das Personal) gefragt.

So gibt der Roman vor allem ein Stimmungsbild jener Zeit wieder und man liest sich richtig fest in den anschaulichen Beschreibungen. Am liebsten hätte ich den nächsten Zug genommen und Frederike besucht :-) Besonders ans Herz gewachsen ist mir während der Lektüre die Köchin Schneider. Eine rundliche (wie sich das für eine Köchin gehört) und gutmütige Frau, die scheinbar die gute Seele des Hofes war. In ihrer herrlichen ostpreußischen Mundart bringt sie das Wesen der Angestellten auf dem Gut auf den Punkt. Erbarmen, wie gemietlich die Frau ist! :-)

Nur eine Frage stellte sich mir während des Lesens: warum heißt das Buch „Das Lied der Störche“? Klar, die Störche sind charakteristisch für Ostpreußen und der Titel klingt so natürlich besonders romantisch. Aber im Buch treten die Tiere nur als Randerscheinung auf. Eine tragende (Neben-)Rolle hingegen spielt ein Rudel zahme Wölfe – auch charakteristische Tiere der Gegend, die jedoch im Titel wohl (leider) Gefahr und Arglist assoziieren ließen. Dennoch hätte ich mir – angelehnt an die Handlung des Buches – gewünscht, dass die Wölfe ihren Platz im Titel finden statt der Störche…

Fazit: Wer ein actionreiches Buch erwartet, liegt hier falsch. Wer aber eintauchen will in eine andere Zeit, in einen anderen Lebensrhythmus und eine wunderbare Gegend, der darf „Das Lied der Störche“ keinesfalls verpassen! Der zweite Teil ist schon angekündigt und ich freue mich jetzt schon darauf!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2017
Carlan, Audrey

Ersehnt / Calendar Girl Bd.4


gut

Der krönende Abschluss - Happy end xxl

Der vierte und letzte Band der „Calendar Girl“ – Reihe ist anders aufgebaut als die bisherigen Bücher. Zwar wird die Geschichte immer noch monatsweise erzählt, es gibt also die Trennung Oktober – November – Dezember. Allerdings sind ja bereits im vorigen Band (Achtung, Spoiler! – wer den dritten Band noch nicht kennt bitte diesen Absatz überlesen!) Mias Schulden komplett abbezahlt worden, so dass sie den Job als Escort Girl an den Nagel gehängt hat und statt dessen ihre eigene Fernsehkarriere vorantreibt. Insofern ist die Handlung in diesem letzten Band fließender und folgt nicht mehr dem Motto „Neuer Monat – neuer Kunde“.

Zudem gab es in diesem Buch das gefühlt längste Happy End, das ich je gelesen habe :-) Zwar wird natürlich, um die Spannung zu halten, noch eine Episode um Mias Mutter eingeflochten, aber über das ganze Buch hinweg ist bekannt, dass und wann Mia und Wes heiraten wollen und so ziehen sich das Happy End und die Hochzeitsvorbereitungen ebenfalls durch das ganze Buch. Happy End xxl quasi.

Aus diesem Grund ging für mich im letzten Teil etwas die Spannung verloren. Es ließ sich immer noch sehr gut lesen und ich fand es als Urlaubslektüre sehr angenehm. Aber ein richtiges Highlight war dieser letzte Band für mich dann doch nicht. Auch wenn drei Sterne oft schon als kritische Rezension eingestuft werden – diese 3 Sterne sind durchaus positiv gemeint. :-)

Bewertung vom 26.10.2016
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


ausgezeichnet

Ein Meer aus Erinnerungen… und Maxi

Tief in den Wald des Hochtaunus entführt uns Nele Neuhaus im mittlerweile 8. Fall für Pia Sander (geborene Kirchhoff) und Oliver von Bodenstein. Ich benutze diesmal bewusst diese Reihenfolge, denn Pia übernimmt in diesem Roman die Führung. Zwangsläufig und aus doppeltem Grund:

Zum Einen ist Oliver in diesen aktuellen Fall so tief verwickelt, dass er als befangen gelten muss - eine Trennung von Beruf und der eigenen Vergangenheit ist kaum möglich. Er tut das Einzig Richtige: er überträgt die Leitung der Ermittlungen in diesem Fall auf Pia, die merkt, dass sie mit dieser Verantwortung an Grenzen stößt…

Zum Anderen hat Oliver beschlossen, ein Sabbatical einzulegen – auf deutsch: eine Auszeit zu nehmen. Der harte Job als Ermittler bei der Kripo fordert seinen Tribut und nach diesem Fall, das weiß er, ist er einfach reif für … naja, vielleicht weiß er das doch noch nicht so genau. Was wäre aber beruhigender, als zu wissen, dass Pia in seiner Abwesenheit die Leitung übernimmt? Nun ja, die Chefetage der Kripo Hofheim hat da vielleicht ganz andere Ideen…

Wie man merkt, passiert auch neben dem eigentlichen Fall sehr viel – kein Wunder, dass der Roman stolze 550 Seiten umfasst. Aber die braucht der Roman auch, um sich zu entwickeln – eine Straffung wäre aus meiner Sicht kaum möglich gewesen. Zu verworren sind die Beziehungen der Dorfbewohner von Ruppertshain untereinander und zu vielschichtig die Emotionen, die zwischen ihnen immer wieder aufwallen. Dieses Geflecht halbwegs nachvollziehbar zu beschreiben, ist schon für sich genommen fast fünf Sterne wert.

Ich gebe zu – ich hatte bis zum Schluss wirklich keinen Schimmer, wer hinter allem steckt. Den tatsächlichen Mörder hatte ich nicht auf dem Schirm, dafür habe ich (Oliver, verzeih mir!) schon fast einen der wirklich „Guten“ im Visier gehabt. Ein weiteres Argument für die Klasse des Krimis.

Was mich aber am meisten berührt hat, ist die mit dem Fall zusammenhängende Geschichte rund um Oliver (als Kind) und seinen zahmen Fuchs Maxi. Nele Neuhaus beschreibt die tiefe Beziehung des Jungen zu dem Tier herzzerreißend ergreifend und trotzdem nicht verkitscht. An einigen Stellen habe ich mir fast ein Tränchen verdrücken müssen…

Was soll ich da anderes vergeben als volle 5 Sterne?