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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 256 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2023
Hedlund, Jody

Damit mein Leben neu beginnt


sehr gut

" Es ist normal, dass alles schiefläuft. So ist es nun mal in einer kaputten Welt... Wir können es als Müll bezeichnen und wegwerfen. Oder wir heben es auf und reparieren es, so gut wir können." (Buchzitat)

Inhalt: Auf dem Weg in den Westen wird Greta mit ihrer schwerkranken Schwester Astrid ausgeraubt und muss bei Ankunft feststellen, dass ihr künftiger Ehemann ums Leben gekommen ist. Doch der Bürgermeister hat schon einen Ersatz und so wird sie die Ehefrau von Wyatt McQuaid. Allerdings weiß sie nichts, von dem Deal, den die Männer eingegangen sind.

Wieder mal hat Jody Hedlund gezeigt, was für eine großartige Autorin sie ist. Diese Geschichte steckt voller Überraschungen, hat mich von der ersten Seite an begeistert und eine unglaubliche Lesestimmung verursacht. So verzweifelt die Situation für Greta auch ist, so sehr sie sich um die Gesundheit ihrer kleinen, quirligen und aufgeweckten Schwester auch sorgt, ist sie doch eine so starke Persönlichkeit, fleißig, voller Mitgefühl und Sorge um das Wohl anderer.
Durch die schönen aber auch traurigen Erlebnisse auf der Ranch, den Umgang mit Wyatt und seinem treuen Angestellten Judd lernt sie nach und nach viel über Vertrauen, sich auch Gott gegenüber nie als Störfaktor zu fühlen und die Objektivität nicht zu verlieren, in die sie sich ab und zu verrennt.
Sie sprüht voller Ideen, um ihren Ehemann zu unterstützen und die aufkeimenden Gefühle zwischen den beiden sind so zart und berührend umschrieben.
Die Geschichte bezaubert durch die Mischung aus dem rauen und teils harten Leben auf der Ranch, inmitten von Gefahren durch Mensch und Tier, dem Miteinander, den berührenden, aber auch lustigen, heiteren Momenten, für die besonders Astrid mit ihrer unbekümmerten, fröhlichen Art sorgt.

Besonders berührt hat mich, wie gerade dieses kleine Mädchen mit ihrer Erkrankung umgeht, und damit den Erwachsenen zeigt, worauf es wirklich im Leben ankommt. Zu leben, zu fühlen, zu genießen was einem unter den gegebenen Umständen möglich ist, ohne zu verzweifeln oder das Vertrauen zu Gott zu verlieren. Ebenso wie der liebenswerte, ruhige aber glaubensstarke Judd wie ein Ruhepol im Gefühlschaos von Wyatt und Greta wirkt, obwohl selbst so vom Leben gezeichnet.

Eine Geschichte, die unterhaltsam, bewegend und gefühlvoll ist, mit sympathischen, besonderen Charakteren, die mit all ihren Zweifeln, Fehlern und Grübeleien zeigen, was Mut, Vertrauen, Hoffnung, Mitgefühl und Vergebung ausmachen und in der christliche Werte auf unterschiedlichste Weise zum Vorschein kommen, an denen man wachsen kann, die einen stark machen und zeigen, Gott ist immer nur ein Gebet entfernt und wirkt auf die unterschiedlichste Weise.

Das Cover gefällt mir sehr gut, obwohl mich das Meer darauf anfangs etwas irritiert hat, dennoch zeigt es durch diesen vertrauensvollen Blick der Frau, was Glaube, Hoffnung und Liebe möglich machen. Der Titel passt perfekt auf viele verschiedene Menschen in diesem Buch, was mir auch richtig gut gefallen hat.

Bewertung vom 06.02.2023
Hake, Cathy Marie

Wie mit Gold verwoben


sehr gut

Inhalt: Viele junge Frauen arbeiten in der Textilfabrik der Familie Steadman, die Arbeitsbedingungen sind hart und gefährlich und doch bleibt ihnen keine andere Wahl, die Familien sind von ihnen abhängig. Als der junge Erbe Carter Steadman von seiner Europareise zurückkehrt, stehen der Baumwollfabrik etliche Veränderungen bevor, doch nicht nur ihm...

Die kleinen Auszeitromane lese ich sehr gerne, hab sie schon von einigen anderen Autorinnen gelesen und bin jedes Mal überrascht, was für schöne Kurzgeschichten auf den Leser warten.
Die Schrift ist angenehm groß, das Buch ist kleinformatig. Doch auch hier bin ich nur so durch die Seiten geflogen.
Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend, zu Herzen gehend und gefühlvoll.
Viele biblische Gedanken und Bibelzitate begleiten den Leser, die zeigen, wie sich Gottes Gnade und Vergebung auswirkt und welche Rolle das Opfer Jesu spielt.
Carter ist ein liebenswerter, selbstloser Mann, der obwohl gläubig, dennoch umdenken lernen muss, weil er sich verantwortlich für die Taten seines Vaters fühlt. Auf einfühlsame Weise helfen ihm dabei Isabell und ihre Freundinnen, eine andere Sichtweise zu erhalten. Angenehm überrascht war ich auch von seiner Mama, die sich nichts sehnlicher wünscht, als eine Frau für ihren Sohn zu finden. Doch wie sie dabei vorgeht, hat mich gefreut und gleichzeitig schmunzeln lassen.
Es ist eine Geschichte, deren liebenswerte Charaktere trotz all ihrer persönlichen Umstände ihren Glauben in die Tat umsetzen, die sich kümmern, obwohl sie selbst nicht viel haben und für die Nächstenliebe nicht nur ein Wort ist.
Die Geschichte wird lebendig durch den Mut, die Entschlossenheit und den gelebten Glauben, der in so vielen Details zum Vorschein kommt. Das, was die Menschen selbst ausmacht, dazu braucht man hier keine Dramatik, übermäßige Spannung, es ist eine sanfte, gefühlvolle Erzählung, die direkt ins Herz trifft und herausstellt, dass Nächstenliebe nichts mit Besitz und Reichtum zu tun hat, sondern mit der eigenen Herzenseinstellung.
Auch wenn der Ausgang absehbar ist, so hatte ich dennoch angenehme Unterhaltung, eine süße Geschichte für zwischendurch, um zu genießen und den Alltag auszublenden.
Das Cover ist interessant, obwohl man nicht sofort erkennt, worum es in der Geschichte geht und in welcher Epoche es spielt, der Titel ist toll gewählt, den man im Verlauf der Erzählung immer besser versteht und genau passend ist.

Bewertung vom 31.01.2023
Rivers, Francine

Mein wildes, mutiges Herz


sehr gut

Dies war mein erstes Buch der Autorin und ich bin wirklich sehr überrascht, wie unterhaltsam, lustig und spannend die Geschichte um Kathryn Walsh verläuft. Verstoßen vom Stiefvater, fern ab der Heimat, tritt sie das Erbe eines Familienangehörigen an. In Calvada, einer Stadt, die mehr aus Saloons und "Puppenhäusern" besteht, hat sie als selbstbewusste, mutige Frau keinen leichten Stand, vor allem wenn ständig die Ideen aus ihr heraussprühen, was vielen Bewohnern nicht so schmeckt. Herrlich unterhaltsam wird es zusätzlich, als sie auf die beiden Kontrahenten und Bürgermeisteranwärter Matthias Beck und Morgan Sanders trifft. Die beiden Herren könnten unterschiedlicher nicht sein. Schwierig allerdings, wenn Kathrin überhaupt nicht ans Heiraten denkt. So erfolgen viele heitere Dialoge, allerdings auch stellenweise schwierige, spannungsgeladene Situationen, die ihr Angst einjagen und ihren Mut und ihre Entschlossenheit auf eine harte Probe stellen. In dieser Kleinstadt, mit den stets wettenden Bewohnern, wo kaum ein Geheimnis verborgen bleibt, viel Armut herrscht und die Frauen ein schweres Los haben,

kommen auch viele christliche Aspekte zum Vorschein, die den einen oder anderen doch sehr nachdenklich stimmen und wunderbar in die Geschichte eingefügt sind.

Die vielen unterschiedlichen Charaktere bieten eine abwechslungsreiche, amüsante Geschichte, die einen mitreißt, die einen lachen lässt, zu Tränen rührt, bangen und hoffen lässt, sich am Ende ein klein wenig überschlägt und vielleicht auch etwas kitschig wirkt, aber es passt trotzdem zum Ganzen. Eine rundum schöne, vergnügliche Lesezeit und ich werde mit Sicherheit weitere Bücher der Autorin lesen.

Titel und Cover passen und sind sehr ansprechend. 4★★★★

Bewertung vom 29.01.2023
Turansky, Carrie

Wenn ein neuer Tag anbricht


sehr gut

"Kein Mensch bleibt vor Anfechtungen und Leiden verschont, Liebes. Lass nicht zu, das der Schmerz der Vergangenheit deinen Blick auf die Zukunft trübt." (Buchzitat)

Inhalt: Maggie Lounsbury leidet schwer unter dem Verlust ihrer Eltern und der darauf folgenden Behandlung des Arbeitgebers ihres Vaters. Sie hat Zweifel daran, ob es wirklich nur ein Unglück war und fühlt sich auch von ihrem Jugendfreund Nate Harcourt im Stich gelassen. Doch dieser durchlebt selbst eine schwere Zeit, weil er ebenfalls mit dem Tod seines Vaters zu kämpfen hat und nun die Verantwortung für Morningside Manor und die dazu gehörende Firma trägt.

Eindruck: Mit viel Gefühl und Wärme hat die Autorin hier ein Werk geschaffen, das zeigt, wie wichtig Vergebung, Verständnis und Gottvertrauen ist, wenn einem im Leben schlimme Dinge widerfahren.
Obwohl gerade Maggie in vielen Situationen anfangs sehr starsinnig und nachtragend ist, aufgrund falscher, unvollständiger Informationen auch zu schnell verurteilt, so sind ihre Entwicklung und die Momente der Einsicht einfach berührend. Gerade ihre Großmutter ist für mich ein großes Vorbild, was gelebten Glauben betrifft. Es ist nichts aufgesetztes, unpersönliches, sie spiegelt in jedem Moment wieder, was es heißt, völlig auf Gott zu vertrauen, egal was alles passieren mag und es in seiner Hand zu lassen, damit er auf seine Art und zu seiner Zeit für Antworten auf Gebete sorgen kann. Dabei spielt auch die ruhige, geduldige Art von Nate eine große Rolle, trotz Maggies ablehnender und teilweise auch verbitterter Reaktionen. Mich haben die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten beeindruckt, denn jeder hat dazu beigetragen, dass die Geschichte so lebendig, tiefgründig und spannend ist, mit vielen Wendungen und Überraschungen.

Fazit: In diesem Buch werden so viele Werte vermittelt, die zeigen, was für Folgen Stolz, Vorurteile, verletzte Gefühle und Unehrlichkeit haben, wie wichtig aber der Umgang miteinander, Zusammenhalt, Vertrauen und der unerschütterliche Glaube an Gott, seine Güte, Liebe und Barmherzigkeit ist.
Das wird auf so sanfte, gefühlvolle und eindrucksvolle Weise vermittelt, mit allen Hochs und Tiefs, wo Zweifel, Ängste und Sorgen genauso berechtigt sind, weil es einfach verständlich ist, und bei dem man am Ende begreift: Loslassen und Überlassen hängen ganz eng zusammen, das eine geht nicht ohne das andere. Es ist so wertvoll, um Hoffnung und Mut zu gewinnen, und sein eigentliches Ziel nie aus den Augen zu verlieren.

Es gab ein paar kleine Bereiche, wo mir noch ein paar Erklärungen gefehlt haben bzw. der weitere Verlauf nicht ganz so abgerundet war, da ich dort auf eine gewisse Reaktion gewartet habe oder es etwas zu schnell abgewickelt wurde, aber alles in allem kann ich das Buch wirklich sehr empfehlen, auch Cover und Titel sind für mich ausdrucksstark und passend.

Bewertung vom 28.01.2023
Blackburn, Lynn H.

Dämmerung der Hoffnung


sehr gut

Auch im 2.Teil ist es wieder so schön, nach Raleigh zurückzukehren und all die vertrauten, sympathischen Gesichter aus den vorherigen Büchern (Lake Porter Reihe) wieder zu treffen und mitzuverfolgen, was aus ihnen geworden ist. Diesmal ist der sanfte, rücksichtsvolle und stets um andere besorgte Gil Dixon an der Reihe, dessen große Liebe aus Kindertagen, Dr.Ivy Collins, ziemlich übel zugerichtet wird. Eigentlich haben sie sich aus den Augen verloren, aber auf ihre Firma eingezahltes Falschgeld lässt Gil auf die letzte Sekunde das Schlimmste verhindern.

Die Ermittlungen, wer es auf das Leben Ivy´s abgesehen hat, wer an ihrem neuen Projekt interessiert sein könnte und ob da überhaupt ein Zusammenhang besteht, sind ziemlich rasant und spannend. Ein Ereignis nach dem anderen lässt sie nicht zur Ruhe kommen, zudem hat Ivy immer noch Gewissensbisse wegen dem, was in ihrer Familie passiert ist.



Es ist wirklich süß zu sehen, wie sehr Gott in ihrem Leben eine Rolle spielt, nicht nur die Bitten um Hilfe in der ausweglosen Situation, sondern auch füreinander und für vernünftige Vorgehensweisen. Man hat gespürt, wie wichtig ihnen die Verbindung zu Gott ist, nicht nur beschränkt auf Tischgebete, und das spielt natürlich auch schön in den Titel hinein.

Auch wenn man weiß, dass es ein Happy End geben muss, weil man es von der Autorin bereits gewöhnt ist, gefiel mir der Entwicklungsstrang. Da 15 Jahre zwischen dem Wiedersehen liegen, braucht es seine Zeit, sich über Gefühle und Zukunftspläne Gedanken zu machen, was aber aufgrund der Geschehnisse nicht unbedingt leicht ist, und so müssen beide lernen, zu vertrauen, aber nicht zu erdrücken.

Das gesamte Team hab ich so ins Herz geschlossen, es hat so Spaß gemacht, alle auf ihre Art zu erleben, was mir unterhaltsame Lesezeit beschert hat.

Spannung, Romantik, Humor gemischt mit christlichen Aspekten bietet gute Unterhaltung.

Das Buch ist in sich abgeschlossen, doch es ist bietet noch mehr Hintergrundwissen, wenn man die vorherigen Bände kennt, da man dann auch weiß, was es mit dem mittlerweile doch ziemlich gewachsenem Team auf sich hat und was sie erlebt haben.

Für mich hätte der Spannungsbogen gerade bei der Auflösung des Falles noch etwas länger anhalten und dramatischer verlaufen können, das ist mir etwas zu schnell und unspektakulär verlaufen.

Fazit: Insgesamt ist es wieder ein gelungener romantischer Krimi, der zeigt, wie wichtig Vergebung und Freundschaft ist, dass man als Freunde zusammenhält, aufeinander aufpasst und füreinander da ist, nicht nur in Not. Auch die Kraft der Liebe wird beeindruckend gezeigt, die in so vielen Facetten zum Vorschein kommt. Aber noch wichtiger ist das Vertrauen zu Gott, selbst in ausweglosen Situationen niemals die Verbindung zu ihm abzubrechen, oder sich auf sich selbst zu verlassen. Dankbarkeit, Wünsche und Gefühle mit ihm zu besprechen, ist der beste Hoffnungsanker, den es gibt, und die Autorin hat das hier wirklich toll mit eingebaut.

Das Cover passt von der Gestaltung gut zu den bisher erschienen, weil sie alle dieselbe Farbgestaltung haben. Auch für diesen Teil kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe gerne 4⭐⭐⭐⭐

Bewertung vom 18.01.2023
Lausen, Bettina

Die Legende der Reliquie


sehr gut

Inhalt: Nachdem Leopolds Familie getötet wird, muss er fliehen und seine große Liebe Allet zurücklassen. Auf seiner Flucht begegnet er einem Händler mit falschen Reliquien und schließt sich ihm an. Seine Reise führt ihn nach Constanz, wo der böhmische Prediger und Reformator Jan Hus sein Gewissen anfeuert. Im Zwiespalt zwischen seiner Tätigkeit und der Sorge um seine Geliebte gerät er selbst in große Gefahr.

Dieser historische Roman hat mich sehr beeindruckt, weil er einerseits sehr gut recherchiert ist und interessante Eindrücke in die Zeit des 15.Jahrhunderts gibt. Durch die Figur von Jan Hus erhält man auch einen spannenden Einblick in die Konflikte zwischen Kirche und dem Handel mit falschen Reliquien, die der Reformator Jan Hus streng verurteilt und damit auch viele Anhänger an sich zieht. Da Leopold in dieses Handwerk einsteigt, erfährt man mehr um die Legenden der Reliquien, mit welchen Methoden sie unter die Leute gebracht wurden und was Aberglaube bewirken kann.
Abwechselnd wird erzählt, wie es ihm ergeht und in welchen Gefahren er schwebt, parallel taucht man in die Vorgänge auf Burg Mainstain mit dem überaus düsteren, niederträchtigen Georg als Burgherren. Seine Machenschaften waren wirklich abstoßend und grausam, die Behandlung der Frauen furchtbar und so manche Szene hat mich richtig entsetzt. Mit der mutigen und tapferen Allet, die so tief gläubig ist und sich ihrem Schicksal ergibt hab ich wirklich mitgelitten.
Das Buch ist durchgehend spannend und die Eindrücke beeindruckend. Egal ob es um die Handwerke, Tagesabläufe oder Vorgänge in den Städten geht, aber auch die stets drohende Gefahr und der tiefe Aberglaube der Menschen

der leider von der Kirche extrem geschürt wurde, weswegen viele gute, aufrichtige Leute ihr Leben verloren.
Doch auch wenn es eine dunkle Zeit war, die einem teilweise sehr fremd und oft schockierend vorkommt, so hat der Roman auch viele lustige Begebenheiten, die die ganze Handlung etwas auflockern und nicht durchweg düster wirken lässt.
Die Gedankengänge und seine Veränderung von Leopold haben mir gut gefallen und auch Barthel, der reisende Händler war ein liebenswerter, lustiger Kauz, dessen Art einfach herrlich und amüsant war.
Es ist ein absolut lesenswertes Buch, allein das Cover, Titel und Klappentext wecken das Interesse, mehr erfahren zu wollen. Wer mittelalterliche Romane mit einer Mischung aus historischen Ereignissen und Persönlichkeiten und einer fiktiven Geschichte mag, der ist hier genau richtig. Auch wenn das Ende etwas absehbar und etwas zu schnell und unspektakulär abgewickelt war, hatte ich wirklich großartige, bewegende Unterhaltung, die gleichzeitig auch aufgrund der Handlung zum Nachdenken anregt, denn einige Glaubensfragen werden hier herausgestellt: Ob man für den Glauben an Gott Gegenstände zum Verehren benötigt und der Ablasshandel für die Sündenvergebung gerechtfertigt ist. Wie wirkt sich die Handlung der Kirchenoberhäupter auf das Leben des Volkes aus, wenn ihr Verhalten dem widerspricht, was sie lehren und andere dafür verurteilen oder sogar als Ketzer verbrennen?
Ich vergebe gerne 4★★★★ und freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 06.01.2023
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


gut

Als Gerichtsassistentin gerade frisch gestartet, trifft Anna Zech auf den adeligen Fritz Weynand, der sich aus Langeweile noch als Skandalreporter Fritz Nachtwey betätigt. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere die zur Prinzregentenzeit um 1912 durch den Tod einer bekannten Schauspielerin auf etwas ungewöhnliche Art ermitteln. Sie das scheue, gut erzogene Mädchen vom Land, er mit seinem Kumpel Heinrich ein Draufgänger, die beide mit ihrem adeligen und häuslichen Los unzufrieden sind und daraus auch keinen Hehl machen, besonders was die Frauenwelt betrifft.

Doch je mehr die beiden Welten aufeinander prallen, desto überraschter und neugieriger werden beide Seiten, weil Anna es Fritz nicht leicht macht, auf seine Avancen einzugehen.

Wer hier einen normalen Krimi erwartet hat, wird überrascht sein. Denn natürlich wird in dem Todesfall ermittelt und es tun sich wirklich Abgründe und Geheimnisse auf, mit denen keiner gerechnet hat. Auch der Titel selbst bleibt bis zum Schluss noch lange Zeit unklar, selbst wenn immer mal Bezug darauf genommen wird.

Ich muss zugeben, ich hab mich etwas schwer getan in die Geschichte zu kommen. Man muss sich etwas an den Münchner Dialekt gewöhnen, der mal mehr mal weniger auftaucht. Auch ist die Erzählung doch ziemlich trocken, nicht nur von den Abläufen sondern von der ganzen Handlung.

Die Personen wirkten oft stocksteif, unsympathisch und fast schon klischeehaft. Während die Männerwelt nichts anderes im Kopf hat, als den Frauen hinterherzujagen und sich ihre Geliebten warm zu halten, werden etliche Frauen, darunter auch Fritz Ehefrau als dumme, nach Anerkennung und Prestige heischende Damen umschrieben, die selbst schuld an den häuslichen Umständen sind.

Anna und Fritz merken nicht nur durch den Blick in die jeweils andere Welt, wie unterschiedlich es dort vor sich geht, sondern auch durch den Tod der Schauspielerin, was Liebe, Gier und Eifersucht anrichten können. Auf einmal ist alles nicht mehr so oberflächlich, ein Blick hinter die Kulissen veranlasst beide, anders denken und fühlen zu lernen und diese Entwicklung fand ich interessant.

Nebenbei fließt auch die historische Geschichte kurz vor Ausbruch des 2.Weltkriegs und den jeweiligen Regenten mit ein, auch hier mit so manchem düsteren Geheimnis verpackt.

Es gibt ein paar Dinge, die mich etwas gestört haben, wie zum Bsp. der ewig zu spät und betrunken auftauchende Mitarbeiter der Gerichtsmedizin, mit seiner ausgeprägten Angst vor den Toten und dennoch hat sein Verhalten keine Konsequenz. Auch die Arbeitszeit und Anwesenheit wird nicht sehr ernst genommen, so dass viele Ärzte eher durch Abwesenheit glänzen, was ich schon suspekt fand. Dr.Gernhuber, eine Koryphäe im Obduktionsraum und sehr darauf bedacht, Anna einzuarbeiten ist für mich ebenso wie Annas Tante Leni allerdings eine Überraschung, liebenswert und herzensgut.

Ob ich die Reihe weiterlesen werde, weiß ich nicht, so richtig warm geworden bin ich leider nicht und es fällt mir auch nach der Aufklärung des Todesfalls schwer, die Charaktere und ihr Verhalten nachzuvollziehen. Vielleicht hat der 2.Teil noch eine Überraschung parat, das wäre toll, aber bislang hat es mich leider nicht wirklich mitgerissen. Schade, habe mir mehr davon versprochen.

Bewertung vom 31.12.2022
Kelly, Julia

Der letzte Tanz der Debütantin


sehr gut

Von diesem Roman bin ich mehr als überrascht. Cover, Titel und Klappentext laden förmlich dazu ein, dieses Buch zu lesen. Es ist kein Regency im klassischen Sinn, da die Handlung Ende der 50er Jahre stattfindet, das letzte Jahr, wo ein Debütantenball am englischen Königshof absolviert wurde.
Die Autorin hat toll recherchiert, wie man auch im Nachwort lesen kann, was unglaublich interessant ist.

Lilys Geschichte ist süß und traurig zugleich. Weil es die Tradition so will und ihre Grandmama die Kostenträgerin ist, von der sie durch den Tod ihres Vaters abhängig sind, bleibt ihr keine andere Wahl, als an dem Debüt teilzunehmen. Man spürt ihre Zerrissenheit, stets als Außenseiterin betrachtet zu werden, weil sie nicht wirklich zu High Society gehört und auf die Gunst anderer angewiesen ist, um weitere Einladungen für die Bälle der Saison und Debütabende zu bekommen. Schnell zeigt sich ein klares Bild, wer zu der oberen Liga gehört oder zu den "Unvollkommenen". Dieser Begriff gefiel mir sehr, weil es wirklich in vielen Situationen bildhaft gezeigt wurde.
Doch ein Familiengeheimnis droht die gesamte Saison zunichte zu machen, worüber ich echt überrascht war, weil es ganz anders als erwartet verläuft.

Diese Geschichte ist kein typischer Mädchenballroman, wo nur getanzt, geflirtet und der künftige Mann ausgesucht wird. Nein dieser hier ist so völlig anders, weil er zum einen einige traurige Ereignisse ans Licht bringt, aber wunderschön auf den Wert von echten Freunden und Familie eingeht. Erkenntnisse, die zwar schmerzhaft, aber doch gerade in dem Alter so bedeutsam sind.
Anfangs wirkte es ab und zu etwas dahin plätschernd, aber man wurde erstmal mit den ganzen Abläufen vertraut gemacht, mit den Charakteren die so authentisch waren, egal ob sympathisch oder nicht.



Selbst bei den oberflächlichen, egoistischen Freunden konnte man durch einen Blick hinter die Kulissen mehr Verständnis aufbringen, und durch Lilys liebevolle Art und ihre Erfahrungen damit wusste man, was Reichtum und Standesdenken für Auswirkungen haben.
Man spürt, was das in Lily bewirkt, wie sie dadurch reifer und erwachsener wird, auch wenn es sie einiges an Tränen kostet. Ihre Geschichte und der Beginn wunderbarer Freundschaften und auch einer süßen Lovestory machen dieses Buch zu einem schönen aber auch nachdenklich stimmenden Leseerlebnis.
„Das Leben war seitdem wie ein Wirbelwind gewesen – eine merkwürdige Mischung aus immer neuen Ereignissen und ewig Gleichem.“ (Buchzitat)

Bewertung vom 05.12.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


gut

Rezension/unbezahlte Werbung
🩺Die Hafenärztin-Ein Leben für das Recht auf Liebe🩺
Das ist nun schon der Finalband, bei dem die mutige Ärztin Anne Fitzpatrick darum kämpft, unterdrückten Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen und sie ärztlich zu versorgen und aufzuklären. Keine leichte Aufgabe, denn sie gerät schnell in eine Spirale aus Menschen- und Drogenhandel, was so weit durch Hamburg vernetzt und schwer zu durchschauen und aufzuklären ist, dass sie und Kommissar Berthold Rheydt selbst in Gefahr geraten. Zusätzlich erschwert wird es auch, weil die Sprachbarriere im Chinesenviertel fast unüberwindbar scheint, gerade die Frauen dort extreme Angst haben und deshalb sehr verschwiegen sind. Doch ein Mord und das Verschwinden mehrerer Frauen starten den Wettkampf gegen die Zeit, denn der Mord trägt die Handschrift des berühmt berüchtigten Hafenmörders und dieser ist ein Psychopath.
Annes Freundin Helene Curtius, inzwischen eine erwachsene Frau, steht vor der Frage, ihrem Herzen zu folgen oder Lehrerin und unter den gegebenen Umständen unverheiratet zu bleiben. Auch sie gerät unversehens in einige schwierige Situationen, denn nicht nur in ihrer Familie verändert sich einiges, sie erlebt in ihrem Freundeskreis einige Vorfälle von häuslicher Gewalt und schwerer Misshandlungen.
Obwohl das alles nach sehr viel Action und Gefahr klingt, hat mir die gewisse Spannung durchweg gefehlt. Es gibt eine ganze Reihe von Ermittlungen, die teilweise sehr langatmig und durch die vielen unterschiedlichen Namen auch etwas verwirrend sind, zusätzlich gibt es eine Reihe an Wiederholungen, die man ruhig hätte kürzen können und damit evtl. den Spannungsbogen besser gehalten hätten.
Bis auf Helenes Mutter, die eine erstaunliche Wendung durchlebt und mir in diesem Teil endlich als selbstbewusste Person auftritt fand ich die anderen Charaktere sehr blass und trocken, ebenso wie die Handlung selbst. Dadurch wirkte das Buch sehr zäh und selbst in einigen romantischen Szenen hatte man nicht das Gefühl, als wenn das alles etwas auflockert, sondern wie eine trockene Abhandlung.
Sowohl Annes als auch Helenes Liebesleben konnte ich gefühlsmäßig nichts abgewinnen, obwohl ich beide Frauen total sympathisch und hilfsbereit finde. Und es lag noch nicht mal an der Epoche. Das Ende blieb dementsprechend auch etwas unbefriedigend, was sich erst in die Länge zog, erfolgte am Ende alles sehr abrupt und abgehackt. Schade, denn sowohl Cover als auch Titel klangen wieder sehr vielversprechend, allerdings empfand ich diesen Teil als den Schwächsten für ein großes Finale.

Bewertung vom 03.12.2022
Krock, Jeanine

Darlington


gut

Willkommen bei den Darlington-Schwestern und in einem Roman, der eine Mischung aus Regency und Fantasy ist, ungewöhnlich und auch etwas gewöhnungsbedürftig. Die 5 Schwestern Tamira, Carolina, die Zwillinge Georgiana, Henrietta und die Jüngste Anila müssen nach dem traurigen Verlust ihrer Eltern aus Indien flüchten und sind nun gezwungen, unter der Obhut von Onkel und Tante und der Patin Lady Cairnforth eine gute Partie zu machen, um die Familie zu retten. Da die Älteste Tamira aber gar nicht ans Heiraten denkt, viel zu sehr ist sie abgeschreckt von der Aussicht, einem Mann hörig sein zu müssen, lastet die Verantwortung auf der hübschen Carolina. Doch die Suche nach einer wertvollen Spieluhr, die ihnen entwendet wurde dreht das Blatt, denn Tamiras getarnte Einbruchsversuche misslingen, ausgerechnet der Duke of Asherton, Julian Weston, erwischt sie dabei.
Fasziniert vom Cover und der Inhaltsbeschreibung wollte ich gerne wissen, was es mit der mysteriösen Suche auf sich hat und wie die Darlington Schwestern ihre indische Herkunft mit dem Leben in London verbinden. Da gab es so einige Szenen, die einen zum Schmunzeln gebracht haben. Der Duke ist ein offener, sympathischer, hilfsbereiter junger Mann, der plötzlich mit einer großen Verantwortung konfrontiert wird, dabei aber immer auch an andere denkt. Allerdings fällt es ihm schwer, seine Gefühle auszudrücken, weswegen es zu etlichen Missverständnissen kommt. Die Mädchen dagegen könnten unterschiedlicher nicht sein, die Zwillinge sehr wissbegierig, mutig, offenherzig und nehmen kein Blatt vor den Mund, während Tamira und auch Anila oft in ihren Traumwelten leben, die immer wieder durch die Begegnung mit einem Tiger und Vogel in ihrer Fantasie in gewissen brenzligen Situationen Hinweise oder Warnungen erhalten.
Irgendwie passte genau das nicht so wirklich in einen Regency, denn auch wenn man lebhaft träumt, so wirkt es doch etwas merkwürdig, wenn manche Szenen plötzlich stattgefunden haben, obwohl sich die Beteiligten nicht daran erinnern können, die Folgen aber sichtbar. Von der Idee mag es interessant gewesen sein, die Umsetzung war für mich nicht durchgehend nachvollziehbar. Ich hab des Öfteren auf mehr Spannung gehofft, gerade bei der Länge des Buches, aber leider blieb sie eher flach.
Im Vergleich zu anderen Regency-Romanen ist mir stellenweise das Thema der sexuellen Entwicklung und Vorstellungen etwas zu freizügig und ausgeprägt zu dieser Zeit gewesen. Es mag zwar eine Zeit des Umschwungs und Neuentwicklung der Frauen begonnen haben, aber in dieser Art und Weise und ausführlich passte es nicht so ganz da rein.
Insgesamt hab ich leider etwas mehr erwartet, der Schluss war zur gesamten Geschichte ziemlich schnell abgewickelt und auch die Suche nach der Spieluhr hätte ich mir wesentlich spannender vorgestellt, doch das war auf einmal kein Thema mehr. Stellenweise hatte ich auch das Gefühl, als wenn die Charaktere sehr sprunghaft waren, mal penibel auf Anstand bedacht, dann auf einmal wieder völlig egal. Schade, da wäre noch wesentlich mehr Potential gewesen.