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YukBook
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Insgesamt 314 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2021
Cameron, Claire

Neandertal


ausgezeichnet

Als Kind war ich einige Male im Neanderthal Museum bei Mettmann. Seitdem hatte ich wenig Berührungspunkte mit der Frühgeschichte der Menschheit, bis ich diesen Roman entdeckte.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart arbeitet die schwangere Archäologin Rose an einer Ausgrabungsstätte in Vallon-Pont-D‘Arc fieberhaft daran, Neandertal-Artefakte freizulegen und ist überzeugt, dass die Fähigkeiten dieser Spezies bisher unterschätzt wurden. Eines Tages stößt sie auf einen sensationellen Fund, der möglicherweise ihre These belegt. In einem parallelen Handlungsstrang entführt uns die kanadische Autorin in die Steinzeit, in der eine junge Neandertalerin von ihrer Familie verstoßen wird und völlig allein auf sich gestellt ist.

Der besondere Reiz liegt in der Gegenüberstellung der beiden so unterschiedlichen Welten: auf der einen Seite der Alltag vor 40.000 Jahren, in der die letzte Sippe der Neandertaler instinktgetrieben um das nackte Überleben und den Fortbestand ihrer Familie kämpfte; auf der anderen Seite die beruflichen und privaten Probleme, mit denen Rose tagtäglich zu kämpfen hat. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, die die Autorin geschickt herausstellt, wie das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Wärme, Geborgenheit und die Willenskraft in Ausnahmesituationen.

Claire Cameron schildert das Schicksal der beiden Frauen in fesselnden Bildern und mit raffinierter Dramaturgie. Sie ist so nah an den Figuren, dass ich glaubte, die Todesängste und Schmerzen der Heldinnen am eigenen Leib zu spüren. Sie regt auch dazu an, über unsere Herkunft und die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft nachzudenken. Den nächsten Besuch des Neanderthal Museums werde ich sicher mit anderen Augen erleben.

Bewertung vom 24.01.2021
Setterfield, Diane

Was der Fluss erzählt (MP3-Download)


sehr gut

Man kann die Bewohner von Radcot gut verstehen. Sie lieben Geschichten, sitzen jeden Abend im Wirtshaus Swan am Ufer der Themse in der Höhe von Oxford und erzählen sich Mythen und Sagen.

Eines Abends geschieht etwas, das reichlich Stoff für eine neue Legende bietet: Ein schwer verletzter Mann mit einem leblosen, aber unversehrten kleinen Mädchen im Arm stolpert ins Gasthaus und bricht zusammen. Zu welchen Theorien und Spekulationen dies führt, zählt für mich zu den stärksten Momenten der Erzählung. Jeder versucht, mit seinem Wissen den Vorfall zu erklären, Lücken zu füllen und sich einen Reim darauf zu machen, um das Ganze in eigener Manier weiterzuerzählen.

Der Vorfall ruft nach und nach neue Figuren auf den Plan: die Krankenschwester Rita, die das Mädchen untersucht und feststellt, dass es zum Erstaunen aller lebt; das Ehepaar Vaughn, das seit zwei Jahren seine Tochter vermisst; Robert Armstrong, der sich auf die Suche nach seinem Sohn und seiner Schwiegertochter macht. Ihre Vorgeschichten werden sehr ausführlich erzählt, was im mittleren Teil zu Längen führt.

Lässt man sich jedoch auf die langsam mäandernden Erzählstränge ein, kommt man in den Genuss einer wendungsreichen und atmosphärisch dichten Geschichte, besonders in der Hörbuchversion. Zu verdanken ist das vor allem der hervorragenden Sprecherin Simone Kabst, die jede Tonlage trifft, ob kindlich, entsetzt oder boshaft. Nicht nur die unterschiedlichen Charaktere, auch der Fluss mit all seinem Tücken und Geheimnissen wird durch die elegante Prosa von Diane Setterfield zum Leben erweckt. Besonderen Reiz gewinnt der Roman dadurch, dass seit einiger Zeit Storyteller-Communities zum Beispiel auf den schottischen Orkney-Inseln die Tradition des mündlichen Erzählens wieder aufleben lassen.

Bewertung vom 16.12.2020
Hunt, Claudia

What's for tea? Englisch, wie es nicht im Schulbuch steht


ausgezeichnet

In einer Zeit, in der man weder reisen noch unbeschwert Freunde treffen kann, kommt dieses Buch gerade recht. Cornelia Hunt nimmt uns mit auf eine vergnügliche Reise durch England und den britischen Alltag.

Die Tour beginnt in „Fryer’s Delight“, ihrem Lieblings-Fish-&-Chips-Laden in London und idealen Umfeld, um uns die englische Küche näherzubringen. Weiter geht’s in verschiedene Cafés und Pubs, wo sie uns Wissenswertes und Kurioses über englische Biersorten, die Herkunft des Tees oder das Königshaus erzählt. Ich war gespannt auf jede neue Verabredung, bei der sie uns eine Sehenswürdigkeit vorstellt oder einen Geheimtipp verrät.

Sie spricht uns dabei nicht nur direkt an, sondern führt auch imaginäre Gespräche mit uns, gemischt in Deutsch und Englisch. So lernen wir nebenbei im jeweiligen Kontext eine Reihe von umgangssprachlichen Wörtern, Sätzen und Redewendungen wie „Snug as a bug in a rug“, die man im Lehrbuch oft nicht findet. Da jedes Kapitel mit einem kurzen Test endet, las ich automatisch jeden Absatz sehr aufmerksam, damit mir kein Detail entging.

Die Lektüre ist nicht nur lehrreich, sondern auch kurzweilig und abwechslungsreich, zumal die Autorin immer wieder mit neuen Überraschungen wie Rätsel, Zungenbrechern und typischen Verwechslungswörtern aufwartet. Selten habe ich eine so unterhaltsame Mischung aus Stadt- und Sprachführer gespickt mit Anekdoten und Insidertipps gelesen. Ein ähnliches Buch würde ich mir auch für andere Fremdsprachen wünschen!

Bewertung vom 08.12.2020
Smith, Ali

Winter / Jahreszeitenquartett Bd.2


sehr gut

Bei den Büchern von Ali Smith muss man auf allerhand gefasst sein. Sicher ist, dass es keine gewöhnliche Lektüre wird, so auch bei ihrem jüngsten Werk „Winter“, dem zweiten Teil ihres Jahreszeitenquartetts. Schon bei der Inhaltsangabe tue ich mich schwer, weil es keine stringente Handlung gibt, sondern vielmehr ein Ineinanderfließen von Momentaufnahmen.

Der Roman beginnt mit einem düsteren Szenario, in dem fast alles tot ist: die Romantik, die Poesie, die Kultur, die Demokratie ... Im Mittelpunkt des Geschehens steht Sophia, die in einem alten Haus in Cornwall lebt und Dinge sieht, die andere nicht sehen, zum Beispiel einen schwebenden Kopf, der sie durch das Haus begleitet. Sie hat über Weihnachten ihren Sohn Arthur und dessen Freundin Charlotte eingeladen. Da Arthur sich von seiner Freundin getrennt hat, bringt er stattdessen eine Studentin mit, die er an einer Bushaltestelle aufgegabelt hat und sich als Charlotte ausgeben soll. Als dann noch Sophies Schwester Iris dazu stößt, hängt der Haussegen völlig schief. Iris war schon immer das Gegenteil von Sophie: eine Rebellin und Weltverbesserin. Weihnachtliche Stimmung kommt kaum auf, doch die Zänkeleien und die Art und Weise, wie jeder auf seine Sicht der Welt beharrt, hat doch viel Ähnlichkeit damit, wie das „Fest der Familie“ häufig abläuft.

Allzu zartbesaitet darf man nicht sein: Sophias gehässige Kommentare gepaart mit teils schockierenden Bildern brachten mich ziemlich aus der Fassung. Umso überraschender sind dann die zarten Momente der Versöhnung, die hin und wieder aufblitzen. Ali Smith präsentiert uns, wie zu erwarten war, keine klassische Familiengeschichte, sondern eine experimentelle, literarische Spielerei mit Erzählperspektiven, Zeitebenen, Worten, Wahrheit und Lüge, in der sowohl aktuelle politische Themen als auch literarische Größen wie Dickens und Shakespeare ihren Platz finden.

Bewertung vom 15.11.2020
Heidenreich, Elke

Männer in Kamelhaarmänteln


sehr gut

Selbst Menschen, die sich nichts aus Mode machen, können sich der Wirkung ihrer Kleidung nicht entziehen. Das und vieles mehr wurde mir in dieser vergnüglichen Anekdotensammlung bewusst.

Elke Heidenreich nimmt uns in diesem Hörbuch mit auf eine Reise in die Welt der Kleidung, vom Hoodie bis zum Sonntagskleid, von Goldknöpfen bis zu Silberschuhen, vom Nachthemd bis zur Tracht. Dabei geht es vor allem darum, welche Bedeutung ein einzelnes Kleidungsstück für uns haben kann, welche Gefühle, Erinnerungen oder Sehnsüchte sie in uns auslösen.

Zu gut konnte ich die Erzählerin verstehen, die die Jacke eines Kollegen, in den sie verliebt war, heimlich behielt. Wenn sie schon den Kollegen nicht haben konnte, dann wenigstens die Jacke, in die man seine Fantasien hineinprojizieren kann. Ihre Geschichten sind mal witzig und bissig, mal traurig und melancholisch, aber vor allem persönlich, denn sie erzählt viel über ihre Jugend, Freundschaften, Liebschaften und Anekdoten aus ihrem Berufsleben. Wie schon in ihren übrigen Hörbüchern habe ich ihre Stimme genossen, die jeder Geschichte den passenden Ton und Rhythmus verleiht.

Wir begegnen nicht nur Menschen aus ihrem Familien- und Freundeskreis, sondern auch Prominenten, Romanfiguren und Künstler/innen wie Frida Kahlo. In "Kleider im Himmel" trägt Verdi einen Bauernkittel und die Engel Chanel. Nicht alle Geschichten haben mir gleich gut gefallen, doch was Elke Heidenreich durchgehend gelingt, ist, durch ihre treffsichere Sprache die vielen Facetten der Mode, sei es Farbe, Material, Schönheit und Hässlichkeit sinnlich erlebbar zu machen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2020
Knausgard, Karl Ove

Aus der Welt


gut

Der Ich-Erzähler ist weder sonderlich sympathisch, noch bietet er viel Identifikationspotenzial – Und dennoch trieb es mich immer weiter durch die über 900 Seiten lange Geschichte über den Aushilfslehrer Henrik Vankel, der in ein nordnorwegisches Dorf zieht.

Natürlich hängt die Sogwirkung auch damit zusammen, dass im ersten Drittel etwas Ungeheuerliches passiert: Der 26-Jährige verliebt sich in eine 13-jährige Schülerin und gibt sich seiner Begierde hin. Aus Angst vor den Folgen flieht er in seine Heimat Kristiansand im Süden Norwegens und arbeitet seine Vergangenheit auf.

In Knausgårds Debütroman finden sich bereits viele Elemente, die ganz typisch sind für seine folgenden Werke – zum Beispiel autobiografische Züge, atmosphärische Naturbeschreibungen im Wechsel der Jahreszeiten, psychologische Analysen und philosophische Betrachtungen, seine Empfindsamkeit, aber vor allem monströse Gedankenströme. Stellenweise waren mir seine Exkurse in die Literatur oder seine Träumereien und Grübeleien zu ausufernd. Man braucht sich nicht zu wundern, dass der Roman so lang geraten ist, denn vieles findet gar nicht real, sondern nur im Kopf der Figur statt.

Mal hat man das Gefühl, dass der Autor kein Detail auslassen möchte, dann wieder lässt er den Leser mit offenen Enden etwas ratlos zurück. Am meisten beeindruckt hat mich seine Art, Minderwertigskeits- und Schamgefühle schonungslos offenzulegen und die Kraft seiner Sprache und Bilder.

Bewertung vom 04.11.2020
Christie, Michael

Das Flüstern der Bäume


ausgezeichnet

Der Roman beginnt im Jahr 2038, doch er ist kein Science Fiction. Vielmehr erzählt Michael Christie eine packende Familiensaga und tastet sich über vier Generationen bis ins Jahr 1908 zurück.

Schon das erste Kapitel zog mich in den Bann. Ich wollte unbedingt mehr wissen über den abgelegenen Schauplatz Greenwood Island und wie es dazu kam, dass Jacinda Greenwood dort als Naturführerin arbeitet. Ihre Familiengeschichte kennt sie genauso wenig wie der Leser - bis plötzlich ihr Ex-Verlobter auf der Insel auftaucht und sie mit dem Tagebuch ihrer Urgroßmutter überrascht.

Jacindas Vergangenheit wird Stück für Stück wie die Jahresringe eines Baumes aufgerollt, angefangen mit ihrem Vater und Tischler Liam, ihrer Großmutter und Umweltaktivistin Willow, ihrem Großvater und Holzmagnat Harris und dessen Bruder Everett.

Der Roman ist ein Mix aus Familiengeschichte, Road Movie, Dystopie, Liebesgeschichte und Ökoparabel und doch fügen sich die verschiedenen Elemente und Generationen zu einer Einheit, die vom zentralen Motiv des Baumes und der Holzverarbeitung zusammengehalten wird. Der Teil, in dem Jacindas Urgroßonkel mit einem Baby auf der Flucht ist, hat mich besonders bewegt. Bäume und Wälder sind derzeit ein beliebtes literarisches Thema, doch selten habe ich eine so originell komponierte und fesselnd erzählte Hommage gelesen.

Bewertung vom 21.10.2020
Onaran, Tijen

Nur wer sichtbar ist, findet auch statt


ausgezeichnet

Selten hatten wir so viele Tools an der Hand wie heute, um unsere persönliche Marke aufzubauen. Doch warum ist das so wichtig und wie setzt man die vorhandenen Mittel ein, um seine Ziele und Zielgruppen zu erreichen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Tijen Onaran in ihrem Buch. Sie erleichtert den Einstieg in das Thema, indem sie zunächst von ihrer eigenen Laufbahn erzählt, die in der Politik begann und zur Gründung ihres eigenen Unternehmens "Digital Global Women" führte.

Die Autorin geht systematisch vor: Sie erklärt, wie man als erstes seinen eigenen Markenkern bestimmt und ausgestaltet und ihn dann durch Personal Storytelling seiner Zielgruppe bekannt macht. Anhand vieler Beispiele aus der Praxis macht sie deutlich, dass Personal Branding nicht mit reiner Selbstinszenierung zu verwechseln ist. Durch hervorgehobene Merksätze und kurze Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels, bringt sie ihr Wissen rund um das Thema, dass sie sich selbst angeeignet hat, auf den Punkt. Sie hat völlig Recht: So etwas wird einem in der Schule oder im Studium nicht beigebracht.

Es sind aber vor allem ihre persönlichen Erfahrungen, die das Buch so lesenswert machen. Die Unternehmerin und Speakerin erzählt von ihren Erfolgen und Rückschlägen, was sie aus ihren Fehlern gelernt hat und welche Strategien ihr besonders geholfen haben. Sie erklärt nicht nur, wie man als Person natürlich und glaubhaft rüberkommt, sondern strahlt dies selbst durch ihren angenehmen Schreibstil und ihre sympathische Haltung aus. Ich konnte sehr viele nützliche Tipps mitnehmen, vor allem wie meine seine eigene Agenda bestimmt und seine Präsenz in den sozialen Medien gezielt verbessern kann.

Bewertung vom 17.10.2020
Radinger, Elli H.

Das Geschenk der Wildnis


ausgezeichnet

Ich reise gern, doch muss ich gestehen, dass ich bei meinen Urlaubszielen immer einen großen Bogen um die Wildnis gemacht habe. Umso spannender ist es für mich, wenn mir Autor/innen wie Elli H. Radinger diese fremde Welt nahebringen. In diesem Buch berichtet sie von ihren Erlebnissen und langjährigen Erfahrungen als Naturforscherin, Wolfsexpertin und Reiseveranstalterin an verschiedensten Schauplätzen in Wyoming, Montana, Arizona oder Alaska.

Die Begegnung mit Tieren in ihrem natürlichen Umfeld steht dabei im Vordergrund. Im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark erforschte sie über 30 Jahre lang das Verhalten der Wölfe und unternahm mit Touristen Wolfsreisen. Man könnte sich auch in einem Sachbuch über Grizzlys, Kojoten, Wale oder Weißkopfadler informieren, doch wieviel spannender und emotionaler ist es, deren Eigenarten in einem persönlichen Erfahrungsbericht zu lesen! Wenn die Naturforscherin von einem Angriff durch einen Grizzly erzählt, sich an ein unbeschreibliches Gefühl beim Whale Watching erinnert oder uns über die trickreichen und anpassungsfähigen Kojoten und die wider Erwarten gelenkigen und verspielten Bisons aufklärt, meint man, mitten im Geschehen zu sein.

Die vielen Tier- und Landschaftsaufnahmen in Farbe und Schwarzweiß sowie Radingers Talent, ihre genauen Beobachtungen in eine flüssige und poetische Sprache zu verpacken, machten es mir leicht, in diese Welten einzutauchen und ihre Ehrfurcht und Dankbarkeit nachzuempfinden. Es ist schön zu wissen, dass sie trotz zahlreicher Abenteuer und Reisen auch heute noch nicht das Staunen verlernt hat.

Bewertung vom 19.09.2020
Gottschalk, Maren

Frida


ausgezeichnet

Der Anfang dieses Romans ist bezeichnend. Die Malerin Frida Kahlo beschreibt die Schmerzen, mit denen sie seit ihrem Verkehrsunfall tagtäglich zu kämpfen hat. Ihr versehrter Körper als ihr Feind ist ein wiederkehrendes Bild, das auch ihre Kunst maßgeblich beeinflusst hat.

Maren Gottschalk konzentriert sich auf die Jahre 1938 und 1939, die die mexikanische Künstlerin in New York und Paris verbrachte - und doch erzählt sie weitaus mehr aus ihrem Leben. In kurzen Rückblenden, die sie elegant mit der Handlung verschmelzt, erfahren wir über ihren tragischen Unfall, die Anfänge ihrer Ehe mit dem erfolgreichen Maler Diego de Rivera, seine Affären und wie sie ihren aktuellen Liebhaber und Werbefotografen Nick kennenlernte.

Vor allem aber bringt uns die Autorin Fridas Charakter näher, sowohl ihre direkte und unverblümte Art als auch ihre sensible und leidenschaftliche Seite und die starke Verbundenheit zu ihrer Heimat Mexiko. Deutlich wird auch ihre besondere Beziehung zu ihrem Ehemann Diego, von dem sie sich zwar emanzipiert hat und nun ihre eigenen Erfolge und ihren Ruhm feiert, doch ihm immer noch künstlerisch und emotional stark verbunden ist.

Ich bekam nicht nur einen guten Einblick in ihren künstlerischen Schaffensprozess, sondern begleitete sie auch mit großem Vergnügen zu ihren Ausstellungen in New York und Paris und in die brodelnde Künstlerszene, in der sie unter anderem Duchamp, Miró und Picasso begegnet.

Maren Gottschalk ist ein sehr lesenswertes Porträt gelungen, das uns in jeder Zeile den Lebenshunger der Künstlerin und die große Resonanz ihrer Werke spüren lässt.