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Der Blaue Mond

Bewertungen

Insgesamt 260 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2021
Lühmann, Hannah

Auszeit


gut

Das Cover in seinen kühlen Blautönen gefällt mir sehr gut. Es kommt etwas düster, aber trotzdem ansprechend daher. Das schmale Buch mit den gut 170 Seiten ist schnell gelesen. Der Schreibstil ist schlicht und einfach.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die Perspektive der Erzählung. Es ist alles aus Sicht der Protagonistin Henriette erzählt. Sie muss einschneidende Erlebnisse verarbeiten und Ihre Freundin Paula versucht sie aus dem Loch herauszuholen. Das andauernde ich und alles dreht sich um Henriette und nur um Henriette, ging mir relativ schnell auf den Geist. Ein Egotrip par excellence.

Auch vom Inhalt her kann ich mich nicht mir ihr identifizieren. Sie ist sehr entscheidungsunfreudig und ziellos. Und Paula ist derart positiv und esoterisch angehaucht, das es für mich überzeichnet und weltfremd ist.
Zum Ende hin passiert dann noch etwas unerwartetes, aber schön ist anders.

Vielleicht etwas für Leute, die in einer Krise stecken oder sich noch selbst finden müssen.

Bewertung vom 14.07.2021
Schami, Rafik

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen


ausgezeichnet

Hut ab, Rafik Schami, das ist eine ganz wunderbare Sammlung. Erinnert mich irgendwie an einen kalten Winterabend, man sitzt zusammen mit der Familie vor dem Kamin und der Großvater erzählt Geschichten von früher. Der Kamin wärmt von außen, die Geschichten von innen.

Die Erzählungen sind weise, aber durchaus kritisch und vor allem unterhaltsam. Herr Schami baut eine gemütliche Atmosphäre auf, philosophisch und positiv. Ganz nebenbei erfährt man zum Beispiel warum viele Syrer ihr Sternzeichen nicht wissen und warum die Kultur dort einfach eine andere ist. Manche Erzählungen enden unverhofft.

Einige Geschichten sind total kreativ, wie in einer Fabelwelt. Mich beeindruckte die Geschichte "Von Menschen und anderen Tieren" am meisten. Irgendwie erinnerte mich die Art zu Schreiben an Paulo Coelho.

Das Buch wird einen festen Platz in meinem Bücherregal bekommen und ich werde es sicherlich in ein paar Jahren wieder lesen.

Fazit: wärmend und inspirierend aber auch gleichzeitig banal und komplex. Einfach vielschichtig.

Bewertung vom 07.07.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Ein sehr spannender historischer Krimi, wurde von mir quasi in kürzester Zeit verschlungen. Die Hauptpersonen waren wunderbar beschrieben, man fühlt und leidet mit Leo, dem neuen jungen Inspektor, der eben bei der Wiener Kriminalpolizei begonnen hat. Aus Graz stammend, hat er es in Wien nicht leicht. Als er dann auch noch in ein Grab auf dem riesigen Wiener Zentralfriedhof stolpert und mit Knochen Bekanntschaft schließt, meint man es geht nicht schlimmer. Aber das ist erst der Anfang.
Neben der Spanung und dem historischen Kontext, macht der Wiener Schmäh die Erzählung für mich so liebenswert und unterhaltsam. Ein kleines Beispiel: "Kleine Rotzbremse und geschielt hat er, eher a Dillo. Ein was? Na, a Dodl eben. A Depperl, a Dummkopf." Das aus dem Mund von Augustin Rothmayer, DEM Totengräber, der einem rasend schnell ans Herz wächst.
In dem eigentlichen Krimi sind gleich drei Fälle miteinander verstrickt. Um mal einen Eindruck zu vermitteln, nur ein paar Schlagworte: Untote, Vampire, Pädophilie, der Pfähler. Mehr wird aber nicht verraten, bitte selber lesen, es lohnt sich.

Bewertung vom 04.07.2021
Duvanel, Adelheid

Fern von hier


ausgezeichnet

Wunderbare Literatur!
Von Adelheid Duvanel hatte ich davor noch nichts gehört bzw. gelesen. Das Cover hat mich angesprochen und die Lektüre der außergewöhnlichen Erzählungen brachten mich auch dazu, ein bisschen von ihrem Leben in Erfahrung zu bringen. Welch Wahnsinn, dass Sie 1996 an Unterkühlung draußen gestorben ist. Sie hatte kein einfaches Leben. Das vermitteln einem die Erzählungen. Aber eine sehr interessante Frau, ohne Zweifel.
Ich habe lange nicht mehr so ausgeklügelte Wortfindungen und Metaphern gelesen. Gepaart mit ein paar ordentlichen Prisen Humor.
Die Kurzgeschichten umfassen jeweils nur wenige Seiten. Allen gemeinsam ist, dass die Darsteller nicht reich und happy sind, sonder eher Outlaws, am Rande der Gesellschaft. Es gibt Waise, Arme, Kranke und einfach traurige Menschen, die mit wenigen Worten treffend umschrieben werden. Frau Duvanel hat die Begabung, die Szenen knapp, aber wahnsinnig atmosphärisch zu gestalten. Dabei spielen Einsamkeit, Armut und Depressionen oft eine Rolle, ab und zu nehmen die Erzählungen einen unerwarteten Ausgang. Sehr kreativ und voller Überraschung.
Für das Buch benötigt man Zeit und Ruhe. Man kann das Werk nicht mal so eben schnell verschlingen, damit würde man ihm nicht gerecht.

Bewertung vom 04.07.2021
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


sehr gut

Die Erzählung hat Tiefgang und ist sehr ergreifend. Es liest sich alles sehr realistisch und die Autorin hat es geschafft, mir an manchen Stellen das Wasser in die Augen zu treiben.
Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, kann die geschilderten Emotionen sehr gut nachvollziehen. Es ist hart und absolut unvorstellbar, seinen Lebenspartner am Morgen tot aufzufinden. Dazu noch ein Baby, das fast rund um die Uhr Aufmerksamkeit benötigt.
Obwohl der Roman fast 500 Seiten umfasst, waren diese innerhalb weniger Tage verschlungen. Das Schicksal der jungen Mutter mit dem unabdingbaren Verlust, ist mir nahe gegangen und ich wollte wissen wie und ob sie da raus kommt.
Der Titel ist für meine Vorstellung nicht komplett passend, irgendwie habe ich diesbezüglich immer noch auf weitere Aufklärung bzw. Input von Aksel gehofft.
Spätestens nachdem mir aufgefallen ist, dass die Autorin namensgleich mit der Hauptdarstellerin ist und im Klappentext die Rede von autofiktional ist, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, vieles davon hat sich in der Realität so abgespielt. Hut ab Carolina!
Nur im letzten Drittel war mir der Roman zu langatmig und irgendwie auch vorhersehbar. Komprimierter wäre mir entgegengekommen.

Fazit: für alle, die mit einem Verlust klar kommen müssen oder sich Gedanken darüber machen möchten. Er gehört zu unser aller Leben, der Tod. Auch wenn wir das oft ignorieren wollen.

Bewertung vom 30.06.2021
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


ausgezeichnet

Durch Raum und Zeit. Leider nicht. Der Roman kommt ruhig aber eindrucksvoll daher. Am Anfang ein bisschen wie ein Road Movie. Beschreibt den ehemaligen Osten in unserer Zeit. Wenn man nur ab und zu die typischen Städte wie Dresden, Erfurt oder Meißen besucht, ist man durch die herausgeputzten Innenstädte ziemlich geblendet.

Diese Erzählung jedoch beschreibt die Orte der Vereinsamung, durch den Wegzug vieler, die verständlicherweise ein anderes Leben wollten.

Man wird reingezogen in das Gefängnis der ehemaligen DDR, der Zwang mitzuspielen bzw. die Konsequenzen, wenn man es nicht tut. Nach und nach werden Verstrickungen sichtbar. Das Drama entwickelt sich. Immer nüchtern erzählt und dargestellt. Wie Familien und einzelne Personen durch das System zerrüttet und alleine gelassen wurden.

Daher passt der Titel "Raumfahrer" zu 100%. Die Auflösung gibt es im Roman oder im vorderen Klappentext.

Fazit: sehr eindrucksvoll. Für mich eine Leseempfehlung mit vollen 5 Sternen.

Bewertung vom 13.06.2021
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


sehr gut

Vom Trader zum Autor, das erweckte Neugier in mir. Chris Whitaker ist ein ordentlicher Roman gelungen.
Mir gefällt das Cover außerordentlich gut, das Feld mit den Wolken in warmen goldenen Farben passen einfach hervorragend zu dem Titel.
Inhaltlich spielt sich vieles in einer kalifornischen Kleinstadt ab. Ein tragischer Mord vor 30 Jahren zieht sich wie ein roter Faden durch die Gegenwart hindurch. Die Familie, die den Verlust zu verkraften hatte, ist wie mit einem Fluch belegt. Die Kinder der Schwester des damaligen Opfers haben eine schwere Kindheit, im Verlauf des Romans entwickelt sich so einiges.
Die Romanfiguren sind gut dargestellt und meist glaubwürdig. Über viele Seiten hinweg ist die Erzählung auch spannend.
Ich kann keine volle Punktzahl vergeben weil mir das im Ganzen zu konstruiert daherkam, mir fehlte die Leichtigkeit.

Bewertung vom 07.06.2021
Heckmann, Kathrin;Dubois, Line;Canaves, Sebastian

Green Adventures in Deutschland


ausgezeichnet

Warum in die Ferne schweifen wenn das Gute ist so nah...
Ein wunderbares Buch mit vielen tollen Bildern, die so richtig Lust auf draußen machen. Am liebsten will man sofort loslegen. Und das beste, man muss nicht weit weg, die Autoren zeigen, dass man eigentlich nur den Mut braucht einfach aufzubrechen. Auch alleine - kein Thema, einfach mal machen.
Nachdem das auch mein Motto ist, fühle ich mich ziemlich umarmt von den Ideen und Zeilen. Einige Orte sind mir schon bekannt. Mir gefällt, dass nicht alles ins kleinste ausgewiesen wird, sondern es recht knapp gehalten ist. Dafür eben mit vielen Bildern.
Die Ausflugsideen sind nach drei Regionen gegliedert. Auf der Karte ist alles nummeriert. So findet man schnell die jeweilige Textpassage.
Außerdem sind zwischendurch Erfahrungen, die man als Einsteiger gut gebrauchen kann, aufgeführt. Zum Beispiel was einen guten Schuh ausmacht, oder wie ein idealer Rucksack beschaffen sein sollte. Für mich waren die Infos nicht relevant, aber man kann es schnell überblättern. Ebenso finde ich es eigentlich ziemlich bescheiden, wenn man selbstverständliche Regeln wie Müll zurücknehmen groß thematisieren muss. Aber das ist wohl in diesen Zeiten so.
Davon abgesehen ist das Buch eine Bereicherung und ich freue mich darauf bald den Rucksack zu packen uns loszulegen.

Bewertung vom 06.06.2021
Lenk, Fabian

Böses Spiel im Dinopark / 1000 Gefahren junior Bd.1


ausgezeichnet

Eine tolle Idee und sehr gut umgesetzt. Die Geschwisterkinder Ben und Emma wohnen am Rande von Dinolandia. Genau, das ist der Zoo, wo die Dinos wohnen. Und irgendwie passieren an einem Abend seltsame Dinge, die Kids sind alleine zu Hause und müssen sich entscheiden.

Je nachdem, ob man der Sache auf den Grund gehen möchte oder aber lieber zu Hause bleibt, geht die Geschichte auf verschiedenen Seiten weiter.
Man steht oft vor Entscheidungsmöglichkeiten, die einen dann entprechend zu unterschiedlichen Seiten bringen, ähnlich einer Schnitzeljagd.

Schade ist nur, dass die Geschichten so kurz sind. Für unseren Geschmack hätte es gerne noch mehr sein können. Eignet sich so aber prima auch als Vorlese Gute Nacht Geschichte.

Super ist, dass die Geschichten total unterschiedlich sind und nicht gemeinsam enden. So kann man an einem Tag supermutig sein, am nächsten jedoch nicht und man erhält eine andere Story, rund um den Dino Zoo.

So bringt man Erstlesern ganz spielerisch das Lesen bei. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 05.06.2021
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


ausgezeichnet

Nach der Lektüre betrachtet man das nächste Paar Schuhe, das man kauft, mit anderen Augen.

Inhaltlich sind wir in China, in einer Schuhfabrik in der miserable Arbeitsbedingungen herrschen. Die Firmeninhaber sind Juden aus Amerika, Vater und neu auch Sohn, der die Firma übernimmt. Diese wohnen in einem Hotel und quasi in ihrer eigenen Blase. Durch die Beziehung zu einer Arbeiterin lernt der Sohn nach und nach Land und Leute kennen.

Der Schreibstil ist sehr literarisch, oft neutral aber eben auch oft wunderbar ausgeschmückt, man kann sich gut in die jeweiligen Personen hineinversetzen. Der Autor versteht es fantastisch mit dem Roman auf immer noch herrschende Missstände in China einzugehen, die Zusammenhänge werden logisch aufgezeigt ohne Partei für eine Seite zu ergreifen.

Fazit: ein Roman über den schwierigen Weg in die Demokratie, Kapitalismus und warum man nicht aufgeben sollte. Sehr lesenswert.