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Biene101
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 257 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer


ausgezeichnet

Geschichte, toll verpackt
Zypressensommer erzählt von einer Spurensuche in der Toskana. Ein Zettel ihres verstorbenen Großvaters ist der Grund, warum Julia sich in die Toskana begibt.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. 1943-1945, die dunkle Seite Italiens. Die Zeit des Faschismus und der Widerstandskämpfer. Und 1998, ein Italien, wie wir es kennen. Der Zauber der Toskana ist auf jeder Seite präsent.
Julia trifft auf Matteo und seine Familie, die ihr bei der Spurensuche helfen.
Das Buch verbindet auf tolle Art und Weise eine Liebesgeschichte, historische Fakten und eine bezaubernde Landschaft. Die historischen Fakten sind gut recherchiert und haben einige Wissenslücken bei mir gefüllt. Die Personen wirken alle sehr authentisch und der Schreibstil ist emotional und lässt Bilder im Kopf entstehen.
Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Abgerundet wird das ganze durch ein erklärendes Nachwort und eine kleine Rezeptsammlung. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.06.2025
Pfister, Kristina

Nach dem Sommerregen


sehr gut

Loslassen
Das Cover bleibt dem Stil der Bücher von Kristina Pfister treu und hat somit einen direkt Wiedererkennungswert.
Marika, Jonas und Cecilia, drei Geschwister, drei unterschiedliche Leben. Gemeinsam ist ihnen das Verbergen bzw. Ignorieren von persönlichen Problemen.
Sie treffen aufeinander im alten Ferienhaus der Eltern. Der Ort, an dem sie als Kinder ohne Sorgen waren. Jetzt ist die familiäre Idylle gefährdet. Die Eltern wollen sich trennen und das Haus verkaufen.
Mit lockerem, aber nicht seichten Schreibstil begleiten wir die drei durch das Jahr. Erleben die Probleme und Konflikte untereinander, mit den Eltern und Partnern. Jedem Kapitel ist ein, in kursiver Schrift gehaltener Teil, vorgestellt . Der Inhalt gibt dem Leser immer einen kleinen Informationsvorsprung. Dieser Weg zu erzählen hat mir gut gefallen. Die Atmosphäre in und um das alte Ferienhaus ist mal ernst, mal heiter und lässt Bilder im Kopf entstehen. Die Charaktere sind sehr lebendig und wirken aus dem Leben gegriffen. Auch die familiären Knackpunkte sind nicht konstruiert oder gestellt.
Alle Beteiligten müssen lernen loszulassen, sich ihrem Leben zu stellen.
Kristina Pfister hat hier einen sehr schönen Familienroman geschrieben.

Bewertung vom 08.06.2025
Rutherford, Robert

Sieben letzte Tage


gut

Schuldig oder nicht - Ein Countdown
Der Vater von Alice und Fiona soll hingerichtet werden. Ein Vater, der nie da war und zu dem kein Kontakt mehr besteht. Nachdem berechtigte Zweifel auftauchen, gibt Alice dem Drängen der Schwester nach und versucht, die Hinrichtung aufzuhalten. Die Anwältin in ihr siegt über die enttäuschte und verletzte Tochter.
Eine tolle Grundidee, ein Countdown zum Tag der Hinrichtung und viel Raum für Spekulationen über Wahrheit, Lüge und Vertrauen. Ist Jim Sharp schuldig? Die Frage begleitet den Leser über sieben Tage.
Leider ist die Umsetzung für mich nicht ganz so gut gelungen. In den sieben Tagen passiert so viel, vor allem von Alice aus, das ist einfach nicht möglich. Ohne zu spoilern, kann man auch sagen, dass einiges doch sehr konstruiert wirkt. Die letztliche Auflösung war verwirrend in Bezug auf das Motiv und wie es dazu kommen konnte.
Das Buch war für mich eine Mischung aus Spannung und dem Gefühl “ was soll das denn jetzt”.
Die Charaktere hätten noch etwas ausgefeilter sein können, aber dadurch, dass so viel Handlung in sieben Tage gepresst wurde, blieb wohl kein Raum dafür. Schade auch, dass einige der doch wichtigen Nebenfiguren einfach aus der Handlung verschwinden.
Insgesamt hat der Thriller unterhalten, aber nicht beeindruckt.

Bewertung vom 23.05.2025
Oecal, Achim

Fast & Tasty


sehr gut

Ohne Schnickschnack
Achim Oecal folge ich schon einige Zeit auf Instagram. Seine Rezepte sind einfach und unkompliziert. Ich lehne mich aus dem Fenster, das kann jeder nachkochen.
Das Kochbuch hat eine durchdachte Gestaltung. Ein kurze, aussagekräftige Einleitung zu seiner Küchenphilosophie und der Gestaltung des Vorratsschrank. Die Rezepte sind in sechs Kapitel unterteilt . Snacks, Salate, Gemüse, Fleisch und Fisch, Pasta und Süßes. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die einzelnen Rezepte haben ein schönes Foto und eine Kochanleitung, in der die Hauptzutaten fett gedruckt sind. Darunter jeweils Vorschläge zum Pimpen und für Varianten. Neben dem Rezeptregister gibt es auch ein Zutatenregister.
Die Rezepte lassen sich meist in kurzer Zeit umsetzen. Was ich bisher probiert habe, war alles sehr lecker. Der Fokus liegt auf Ofengerichten, was aber auch zu seiner Philosophie gehört.
Ich kann das Kochbuch für die schnelle und unkomplizierte Küche gerne empfehlen.

Bewertung vom 21.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Zufall, Schicksal oder Humbug?
Liane Moriarty, eine mir bisher unbekannte Autorin, hat sich ein ungewöhnliches Thema ausgesucht. Auf einem Flug nach Sydney steht eine alte Dame auf und prophezeit jedem Passagier Lebenserwartung und Todesursache. Was macht das mit den Menschen? Glaubt man an Schicksal oder Hellseherei? Ist es Schwindel oder Wahrheit?

So unterschiedlich wie die Vorhersagen, sind auch die Reaktionen der Passagiere. Wir erleben die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen von Angst, sinnlosen Vorkehrungen oder ignorieren ist alles dabei. Der Focus liegt dabei auf sechs ausgewählten Passagieren. In ganz kurzen Kapiteln begleiten wir diese Personen und ihr Umfeld. Und immer wieder ertappt man sich bei der Frage, wie man selbst damit umgehen würde. Der Verstand sagt Blödsinn, der Bauch sagt vielleicht stimmt es ja.

Am Anfang verwirren einen die Vielzahl von Personen und Vorhersagen, aber durch die kurzen Kapitel und die Fokussierung auf sechs Personen, entzerrt sich das schnell (eine Liste der Personen anzulegen hat sich dabei auch als hilfreich erwiesen).

Die Gedanken und die Lebensgeschichte der älteren Dame werden in der Ich-Form erzählt. Das schafft direkt eine gewisse Nähe zu ihr.

Die letztliche Auflösung der Frage nach Zufall, Schicksal oder Humbug ist für mich stimmig.

Das Buch ist eine wunderbare Kombination aus Emotionen und Spannung, mit einer guten Prise unterschwelligem Humor. Ich habe es sehr bedauert, als ich auf der letzten Seite angekommen bin. Viele Dinge in diesem Buch wirken nach und regen zum Nachdenken an.

Das Schlusswort im Buch, dass man jeden Tag so leben soll, als wäre es letzte, ist etwas , dass wohl jeder von uns ein bisschen mehr beherzigen sollte.

Bewertung vom 21.05.2025
Du Maurier, Daphne

Die Frauen von Cornwall


sehr gut

Eine dramatische Familiensaga
Die Geschichte der Familie Coombe erzählt über vier Generationen, beginnt im Jahr 1830 mit Janet, endet im Jahr 1930 mit Jennifer ihrer Urenkelin. Geschrieben von einer großen Autorin ihrer Zeit, Daphne du Maurier. Der Schreibstil und der Inhalt zeugen von einer längst vergangenen Zeit, aber trotzdem zieht einen das Schicksal der Familie in seinen Bann. Es hat etwas gedauert, bis ich mich auf die Charaktere einlassen konnte, dann habe ich die 100 Jahre Familiengeschichte aber gerne verfolgt.

Die Geschichte beinhaltet alles, was eine Familiensaga ausmacht, Tragödien, Tod, Liebe, Verlust, Sehnsucht, Neid , Missgunst und Böses. Dazu die Beschreibung der Landschaft des von du Maurier so geliebten Cornwall.

Unpassend find ich den deutschen Titel, da es hier nicht nur um die Frauen geht, sondern wirklich eine ganze Familie im Fokus steht. Und der Original Titel - The Loving Spirit- trifft den Kern der Geschichte wirklich gut.

Bewertung vom 14.05.2025
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


gut

Schatzsuche in der Vergangenheit
Julie Clark konnte mich mit ihren Büchern bisher immer fesseln. Hier geht es zurück in die Vergangenheit, in das Jahr 1975. Das Jahr, in dem Poppy und Danny ermordet wurden. Ermordet von ihrem eigenen Bruder?
Das Cover zeigt uns das Haus, in dem das Unfassbare geschehen ist. Die Stimmung ist trostlos, verloren, geheimnisvoll.
In der Gegenwart nimmt Olivia Dumont aus finanziellen Gründen einen Auftrag als Ghostwriter an. Auftraggeber, ihr Vater und potentielle Mörder seiner Geschwister. Der Vater, zu dem Olivia schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr hat. Ihre Mutter hat die Familie verlassen und Oliva hat Ojai den Rücken gekehrt.
Wird der Vater die Wahrheit erzählen? Olivia begibt sich auf eine Schatzsuche nach Spuren in der Vergangenheit. Vor uns entwickelt sich die Entstehung und Aufarbeitung dieser Familientragödie. Erzählt wird einmal aus der Perspektive von Poppy und Vincent im Jahr 1975. Die zweite Ebene bildet die Gegenwart mit den Ereignissen um Olivia und ihren Vater.
Ich bin ehrlich, das Buch hat es mir schwer gemacht. Es hat sich stellenweise doch schon sehr gezogen. Winzige Details wurden endlos beleuchtet. Am meisten überzeugt haben mich die Kapitel aus der Sicht von Poppy. Erst im letzten Drittel hat sich der Sog entwickelt, das unbedingte Weiterlesen, um der Lösung näher zu kommen.
Insgesamt vergebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 13.05.2025
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Erstklassiges Debüt
1969, ein Sommer in Rom. Teddy Huntley Carlyle, frisch verheiratete Diplomatengattin, trifft in Rom auf Intrigen, oberflächliche Beziehungen, dominante Männer und eine Zeit, in der die Rolle der Frau von diesen sehr genau definiert wurde.
Teddy ist eine Frau, die ihre Rolle in der Gesellschaft weder in ihrem bisherigen amerikanischen Leben noch in Rom findet. Sehr bedacht darauf, was andere von ihr denken, dabei stets im Zwiespalt mit der Frau, die sie gerne wäre und der Frau, die sie sein soll.
Das Buch ist fantastisch erzählt. Teddy erzählt ihre Geschichte aus ihrer Perspektive,nach dem Ereignis, das ihr Leben im 180° drehen sollte.
Gekonnt fängt Emily Dunlay die Stimmung dieses Sommers in Rom ein. Die Partys, die Menschen und die toxische Beziehung zu ihrem Mann. Rückblicke in ihre Vergangenheit runden die Story ab.
Mir hat dieses Debüt ausgesprochen gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 05.05.2025
Bonacina, Anna

Erdbeersommer mit Aussicht


ausgezeichnet

Tigliobianco, ein Dorf mit Herz und Charme
Priscilla Verdebosco steckt in einer Schreibkrise. Außerdem hat sie keine Lust mehr auf die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Umgebung.
Sie sucht Ruhe und Inspiration im kleinen Dörfchen Tigliobianco, in dem die Zeit ein bisschen stehen geblieben ist.
Skurrile Bewohner, kleine Straßen, Buchclub, Kirche, Dorfladen. Ein Dorf, in dem man sich achtet und auch noch aufeinander achtet. Die kleinen persönlichen Dorfstreitigkeiten dürfen dabei natürlich nicht fehlen.
Priscilla landet mitten im Dorf und ist auch schnell mittendrin, inklusive der Bekanntschaft mit einem charmanten Schönheitschirurgen namens Cesare. Ein lange verschollenes Erdbeerkuchenrezept “Die Suprema” sorgt für den kleinen Spannungsfaden. Ob es wohl wieder auftaucht?
Für die Bücherverliebten unter den Lesern sorgt eine Schatzsuche für das besondere Feeling.
Die richtige Portion Kitsch, ein bisschen Liebe, ein wenig Drama, Sommer, Sonne , ein toller Schreibstil und viel Humor. Das Buch hat alles, was man manchmal braucht.

Bewertung vom 26.04.2025
Krischer, Hayley

Something happened to Ally


sehr gut

Gut aufbereitetes Thema für Jugendliche
Sexuelle Gewalt, ein wichtiges Thema unter Jugendlichen. Totgeschwiegen, verharmlost, schön

geredet. In diesem Buch werden alle Seiten beleuchtet, Opfer, Täter, Zuschauer.

Es beginnt mit Ally, verliebt in den Sportstar der Schule, der glaubt er kann und darf alles. Auf einer Party wird aus einem Nein eine Vergewaltigung.

Es gibt eine Passage, die die Gefühllage von Ally vor der Vergewaltigung unterstreicht: Du willst aber etwa anderes hören, nicht wahr? Dass ich Angst habe. Oder dass es sich nicht gut anfühlt. Aber das tut es. Es ist gleichzeitig erschreckend und großartig.

Sie ist verliebt, aufgeregt, hat ein bisschen Angst vor der eigene Courage. Und dann die Grenzüberschreitung. Man fühlt mit Ally, ihren Schmerz, den sie nicht äußern kann, die verletzten Gefühle und das große Schweigen.

Sehr feinfühlig führt die Autorin die Leser durch dieses schwierige Thema. Da ist Blythe, die mit Sean befreundet ist und aus falsch verstandener Solidarität und starken eigenen Gefühlen, Ally manipulieren will, um Sean zu schützen. Erschreckend die choreografierten Abläufe sexueller Gewalt an der High-School, auch zwischen den jungen Frauen.

Meine Kritikpunkte sind, die für mich nicht ausreichend dargestellten Folgen für Sean. Es geht am Ende etwas unter, wie schwerwiegend seine Tat war. Und die Mütterproblematik bei Ally und Blythe. Hier fehlte mir der für die Handlung Sinn ergebende Zusammenhang.

Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall das Nachwort, in dem die Autorin ihre ganz persönliche Sicht der Dinge und Erfahrungen teilt.

Insgesamt ein Buch , das ich auch als Schullektüre für geeignet halte.