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clematis

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Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2025
White, Loreth Anne

Die Frau in den Fluten


ausgezeichnet

Mit dem Fernglas

Chloe Cooper arbeitet in einer Bar, führt fremde Hunde Gassi und pflegt ihre kranke Mutter. So weit, so normal, aber sie steht auch gerne an ihrem Fenster und beobachtet mit dem Fernglas, was andere Menschen so treiben, neuerdings ihre frisch zugezogenen Nachbarn. Als sie eines Tages mit dem Hund ihrer Mutter am Strand entlangspaziert, wird sie Zeugin eines Unfalls zwischen einem Jetskifahrer und einer Schwimmerin. Aber war es tatsächlich ein Unfall? Nicht nur durch die polizeilichen Ermittlungen gerät Chloe unter Druck.

Aus verschiedenen Perspektiven und eingeblendeten Interviews in der Rückschau setzt Loreth Anne White diesen Thriller zusammen und erreicht dadurch mit spielerischer Leichtigkeit einen hohen, durchgehenden Spannungsbogen. Wenige Charaktere beherrschen das Geschehen, welches beim Leser für mannigfaltige Vorstellungen und Interpretationsmöglichkeiten sorgt, die Auflösung gestaltet sich logisch und verknüpft alle bislang losen Fäden geschickt miteinander. Zur Handlung selbst lässt sich kaum Näheres sagen, denn das würde viel von der gekonnt aufgebauten Geschichte vorwegnehmen.

Unglaubliche Szenen und Figuren, welche sich deutlich entwickeln, stehen neben Loreth Anne Whites atmosphärischem Schreibstil mit Sogwirkung im Mittelpunkt und so verdient auch „Die Frau in den Fluten“ volle fünf Sterne mit einer Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.08.2025
Graw, Theresia

In uns der Ozean (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Stimme für die Erde

Rachel Carson wird von Mary Scott, ihrer Professorin am Pennsylvania College, für die Naturwissenschaften begeistert und möchte in der Forschung Fuß fassen, besonders der Lebensraum Meer hat ihr Interesse geweckt. Als im Jahre 1929 Rachels Vater verstirbt, bricht ihr Lebenstraum aber jäh in sich zusammen, denn sie muss die Promotionsstelle in Woods Hole aufgeben noch bevor sie sie angetreten hat, um die Familie fortan finanziell zu unterstützen. Dennoch findet sie Wege, sich mit der Natur und dem Planeten Erde auseinanderzusetzen: sie schreibt Artikel für Journale und Zeitungen, veröffentlicht drei Bücher über das Meer, um Wissenschaft spannend und gut verständlich für jedermann zugänglich zu gestalten. Aber dann wird das Insektengift DDT entdeckt und als Wundermittel vermarktet – Rachel beschleichen Zweifel.

Auf großartige Weise verknüpft Theresia Graw eine überaus interessante Biographie und eine sehr spannende fiktive Handlung zu einem meisterhaften Roman, erhebt im Namen der engagierten Biologin eine Stimme für die Erde. Anfangs eher ruhig, wird die Handlung im Laufe der Kapitel immer aufregender, der Kampf gegen den vorbehaltlosen Einsatz von Umweltgiften hitziger. Kaum jemand unterstützt die mutige Wissenschaftlerin, denn sie ist nicht promoviert, nicht verheiratet, gilt zur damaligen Zeit mehr als verschrobene alte Jungfer denn als ernstzunehmende Forscherin. So spiegelt die Autorin dieses fesselnden Buches die gesellschaftliche Stellung der Frau bestens wider und zeigt gleichzeitig auf, welcher Pioniergeist in Rachel Carson gesteckt hat.

Voller Lebendigkeit erzählt Rachel in der Ich-Form über ihr bewegtes Leben, ihre Träume und Hoffnungen, Ziele, die sie sich gesteckt hat und deren Erreichbarkeit mitunter in weite Ferne rückt. Bildhaft und lebendig geht es über Plankton und Krebstierchen hin zu Wildgänsen und Seeadlern, beeindruckende Naturschauplätze tun sich vor unserm geistigen Auge auf, lauscht unser Ohr den Vogelstimmen, welche den Frühling ankündigen. Als dieses Konzert eines Tages ausbleibt, erhebt sich Rachels innere Stimme, ermutigt sie, ihrer Intuition zu folgen, sie beginnt einen scheinbar ausweglosen Kampf gegen die Windmühlen der chemischen Industrie und der Behörden, welche veranlassen, dass das Insektengift DDT in unkontrollierten Mengen über Natur und Menschen ausgesprüht wird. Zu aller Wohle, wie man nicht müde wird, zu betonen. Der Bogen spannt sich über die Tatsache, dass alles Leben auf der Erde zusammenhängt und kein Eingriff durch den Menschen ohne Folgen bleibt.

Theresia Graw weckt nach ihren bisherigen Romanen hohe Erwartungen und wird diesen auch mit dem vorliegenden Buch in jeder Weise vollkommen gerecht. Ein zeitloses Thema, welches ganz konkret Rachel Carson als mutige Umweltschützerin in den Mittelpunkt rückt und ganz allgemein dazu anregt, sich zu engagieren, auch wenn es heißt, gegen den Strom zu schwimmen. Hervorragend werden sachliche Inhalte in eine unterhaltsam zu lesende Form gebracht. Dafür gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.08.2025
Parker, Martina

Miss Vergnügen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Miss ... ohne Vornamen

Miss Brooks ist soeben von ihrem Ehemann verlassen worden und häkelt neben einer sprachgestörten Katze bei klassischem Earl Grey Tee bunte Sorgenpüppchen. Schräg? Nein, very british, denn Miss … ohne Vornamen kommt aus England und muss in Wien ganz von vorne anfangen. Talentiert mit Make-up und Farbe steigt sie beim Luxuskonzern Très Loué als Visagistin ein – und stolpert prompt in einen Mordfall. Mörderisch spannend, mörderisch lustig!

Neunundzwanzig Kapitel mit großartigen Titeln und ein Epilog bieten alles, was ein ausgezeichneter Kriminalroman erwarten lässt: tolle - wenn auch mit sonderbaren Eigenheiten ausgestattete - Figuren, einen grandiosen Schauplatz, nämlich Wien und eine gut gestrickte (oder doch eher gehäkelte?) Kriminalhandlung. Als Draufgabe gibt es bei Martina Parker auch noch besten Wortwitz und schwarz gefärbten Humor.

So fällt es einem leicht, sich an einem gemütlichen Platzerl taub zu stellen für die Umwelt und ganz einzutauchen ins Geschehen. Zwischen Döbling und dem Mühlwasser, in Villen und Gartenhäuschen fühle ich mich auch als Leser pudelwohl (darf man das so schreiben, wenn eine Katze die tierische Hauptrolle einnimmt?), bestelle einen G’spritzen im Beisl namens Café Pinguin und radle sogar durch die Lobau. Die überaus unterhaltsame Geschichte fesselt mich ob ihrer abwechslungsreichen Szenen - wir besuchen auch die Augarten Porzellanmanufaktur - und dem typischen Wiener Schmäh, der pausenlos rennt.

Das Buch ist einfach herrlich, mein Nachbar wird mich schon für verrückt halten, weil ich mich immer wieder zerkugle vor lauter Lachen. Zum Glück habe ich mich nur halb tot gelacht, denn ganz tot würde ich ja glatt die Fortsetzung verpassen, und das geht einfach gar nicht! Miss Verständnis steht natürlich schon auf meiner Wunschliste für 2026. Nicht nur Liebhaber der Gartenkrimireihe von Martina werden hier auf ihre Kosten kommen, jeder, der Krimi und Humor schätzt, sollte Miss Brooks kennenlernen! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.08.2025
Paulsen, Hanna

Föhrer Sehnsucht


ausgezeichnet

Veränderungen

Ein Jahr nach ihrem Kennenlernen zieht Leoni nun zu Udo, das Haus wird allerdings mit seiner Mutter geteilt, denn Wohnraum ist knapp auf der Insel Föhr. Und dann schleicht sich da noch ein Fremder ständig in Leonis Nähe um – es handelt sich angeblich um Udos Halbbruder, von dessen Existenz bislang niemand gewusst hat.

Turbulent, aber im Grunde meist herzlich geht es zu auf der schönen Nordfrieseninsel, etliche Personen kennen wir schon, das Eiland ist klein genug. Aber die Idylle kann mitunter ganz schön trügerisch sein, auch wenige Menschen können Unfrieden und Misstrauen stiften. Wer verbirgt sich wohl hinter dem fremden Sechzehnjährigen und warum will Udos Mutter stets das letzte Wort haben? Ein anderer Punkt bereitet Leoni außerdem Kopfzerbrechen: ihre Arbeit im Café bringt zwar Geld und macht mit den netten Besitzern durchaus Spaß, aber richtig erfüllend für die nächsten Jahrzehnte findet sie das trotzdem nicht. Über Veränderungen wird nachgedacht. Genug Stoff also, um den zweiten und abschließenden Band der Reihe „Flucht nach Föhr“ zu füllen und den Leser dabei bestens zu unterhalten.

Liebevoll beschreibt Hanna Paulsen ihre Figuren, sieht auch im Unglück eine Chance und kehrt das Beste nach oben. So kann man sich hervorragend wegträumen und ein Stück Friesentorte genießen oder eine gemütliche Runde mit dem Rad über die Insel drehen. Die auftretenden Probleme scheinen groß, aber im richtigen Licht gesehen und mit den passenden Menschen ringsum kann fast immer eine Lösung gefunden werden.

Wie gewohnt stimmungsvoll und optimistisch präsentiert Hanna Paulsen diesen schönen Roman vor der Kulisse Föhrs und bringt ein Stück Sonne in den Alltag des Lesers. Empfehlenswert, vor allem in Kombination mit dem Vorgängerband und den anderen Föhr-Büchern von Hanna Paulsen.

Bewertung vom 14.08.2025
Hurst, Daniel

The Perfect Nurse


sehr gut

Darcy

Darcy hat Schlafprobleme, schluckt Tabletten und muss jeden Tag von ihrer Kollegin Pippa abgeholt werden, damit sie pünktlich zur Arbeit kommt. Darcy übt einen anspruchsvollen Beruf mit viel Verantwortung aus, sie ist Hauskrankenpflegerin, somit muss sie ihre Probleme rasch in den Griff bekommen, aber da entsteht bei einer neuen Klientin ein Verdacht, dem sie unbedingt nachgehen muss.

Durch Daniel Hursts einnehmenden Schreibstil geht es flott dahin, baut sich schnell eine gewisse Grundspannung auf, die Darcy und Pippa zu ihrer momentanen Patientin Scarlett begleitet, die täglich in ihrem Alltag zu unterstützen ist, da sie unter Gedächtnisverlust leidet. Die erste Hälfte der Geschichte dreht sich um dieses Thema, bevor die Handlung eine jähe Wende vollzieht, die letzten Endes passend auf den Prolog zurückkommt. Ein unbehagliches Gefühl beschleicht Darcy immer wieder, was Scarletts Ehemann Adrian betrifft, allerdings kann sie darüber hinaus nichts beweisen, am Abend fühlt sie sich verfolgt, daheim meint sie, einen Einbrecher gehört zu haben. Die zu Hilfe gerufenen Polizisten sind unschlüssig, ob sie Darcy ernst nehmen sollen. Die drückende Grundstimmung kommt perfekt beim Leser an, die zweite Hälfte des Buches bringt dann Licht ins Dunkel, lässt aber durchwegs noch Fragen offen, weshalb es eine Fortsetzung geben wird. Spannend.

Bewertung vom 09.08.2025
Lindberg, Karin

Unsere Tage am Fluss


ausgezeichnet

Ein Tagebuch auf Rosewood Manor

Investigativjournalistin Elisa aus Hamburg erlebt einen herben Rückschlag im Beruf und erfährt gleichzeitig aus dem Nachlass ihrer Großmutter, dass auf dem Anwesen Rosewood Manor im englischen Windsor ein Tagebuch verborgen sein soll mit wichtigen Aufzeichnungen. Was soll Elisa mit dieser Information anfangen? Wie es der Zufall will, sucht man für das Anwesen auf Rosewood Manor eine Haushaltshilfe, worauf sich die junge Frau kurzerhand bewirbt.

In zwei Zeitebenen geht es abwechselnd im Jetzt und im Jahre 1908 unterhaltsam voran, zwei entschlossene Frauen stehen da wie dort im Mittelpunkt und haben ein deutliches Ziel vor Augen. Elisa will das Rätsel um das Tagebuch lösen und die darin enthaltenen Geheimnisse ergründen, während der Leser direkt in die Geschichte von Harriett im beginnenden 20. Jahrhundert eintauchen darf und hautnah miterlebt, wie diese nach dem Tod ihres Vaters mit einem deutlich älteren Earl verheiratet wird und keineswegs glücklich ist in dieser arrangierten Ehe. Behutsam entwickelt Karin Lindberg die beiden Handlungsstränge, setzt auf liebevolle Details und stellt dadurch rasch eine persönliche Nähe her zu den einzelnen Figuren. Insbesondere die Lebensumstände 1908 werden anschaulich herausgestrichen, die Abhängigkeit der Frau mehr als deutlich in Szene gesetzt. Der moderne Arzt Arthur Schelling gleicht einem Hoffnungsschimmer, der allerdings rasch wieder verglimmt, die Spannung spitzt sich nochmals deutlich zu.

Ein wunderbarer Roman aus der bewährten Feder Karin Lindbergs, der alte Geheimnisse und zarte Liebe auf gekonnte Weise miteinander verknüpft und den Wert der Familie in den Mittelpunkt rückt. Mit Elisa auf den Spuren ihrer Ururgroßmutter zu wandeln hat mir großen Spaß bereitet, auch wenn so manche unschöne Szene dabei war. Aber Harriett und Elisa zeigen, wie man auch daraus Kraft schöpfen kann. Lesenswert!

Bewertung vom 08.08.2025
Moshammer, Ulrike

Sachertorte mit Schuss (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tortenkrimi

Ein Tortenwettbewerb in Bad Gastein soll die Nebensaison aufwerten, aber es herrscht mehr Trubel im Grand Hotel als erwartet und bald gibt es einen Toten im Turbinencafé. Obwohl Hotelchefin Valerie und deren Freundin Nora versprochen haben, nicht mehr privat ihre Nasen in polizeiliche Ermittlungsarbeiten zu stecken, hecken sie doch rasch einen Plan aus, denn als Verdächtiger gilt ausgerechnet Valeries Schwager Christian, dessen Unschuld unter allen Umständen bewiesen werden muss.

Als Kriminalroman mit ausgesprochen verführerischem Lokalkolorit darf man „Sachertorte mit Schuss“ besten Gewissens bezeichnen. Das Gasteinertal mit seiner hinreißenden Schönheit, die duftenden Torten der im Wettstreit stehenden Konditoren, ein auf unnatürliche Weise zu Tode gekommener Tourist und ein Amateurteam beim Ermitteln – diese Zutaten können nur Garant sein für ein gelungenes Menü, wie es auf keiner Speisekarte zu finden ist. Und tatsächlich bietet Moshammers humorvoller Schreibstil beste Unterhaltung, schickt die Autorin die beiden Freundinnen doch immer wieder in unmögliche Situationen, wobei sie den Polizeibeamten oftmals eine Naselang voraus sind. Die Kombination von Informationen führt aber dennoch zu Christian als mutmaßlichem Täter, Valerie und Nora fühlen sich in einer Sackgasse festgefahren, bis sie tatsächlich auf gefährliches Terrain geraten.

Mit den vorgestellten Figuren erlebt man als Leser ebenso spannende wie witzige Momente, lernt die Gegend fast besser kennen als ein Tourist und deckt wie nebenbei noch eine Mordsgeschichte auf. Ein Regiokrimi, wie er im Buche steht, auch ohne Kenntnis der beiden Vorgängerbände gut zu lesen, da wesentliche Informationen kompakt ins Geschehen eingeflochten werden und somit auch treue Begleiter der Krimireihe nicht langweilen. Nach vier köstlichen Torten (Rezepte für Sacher-, Linzer-, Esterházy- und Malakofftorte im Anhang), wohltuenden Walkingrunden mit Valerie und Nora und kniffligem Zusammenpuzzlen einzelner Hinweise liegt die logische Lösung des Falles vor uns. Wer eine unkonventionelle Mördersuche, gepaart mit landschaftlichen und kulinarischen Köstlichkeiten sucht, sollte unbedingt zu Valerie Thaller ins Gasteinertal schauen!

Bewertung vom 06.08.2025
Kölpin, Regine

Die Farben der Provence (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frei und unbeschwert

Eine überstandene schwere Krankheit und ein zermürbender Job veranlassen Kat dazu, sich eine Auszeit in Le Lavandou an der Côte d’Azur zu nehmen. Nicht nur, dass sie ihren Arbeitsplatz kündigt, nein, auch ihr langjähriger Lebensgefährte Tobi soll daheim bleiben, sodass Kat sich tatsächlich frei und unbeschwert fühlen und sich ganz auf sich selbst besinnen kann. Rasch schließt die Norddeutsche in Südfrankreich Freundschaften und denkt daran, für immer am Meer zu bleiben.

Eine virtuose Sprachmelodie begleitet unsere Reise von Jever nach Le Lavandou, zeigt uns in malerischen Farben leuchtend bunte Felder und azurblaues Wasser. Am Wochenmarkt duften feine Gewürze und erlesene Kräuter, das frische Baguette und delikates Olivenöl wecken Appetit, der liebliche Roséwein darf nicht fehlen, der Crémant perlt stilvoll im Glas. Alle Sinne werden geschickt verführt, sodass es kaum verwunderlich ist, wenn Kat sich hier von Anfang an wohlfühlt und immer weniger an eine Rückreise denkt. Aber ganz so einfach ist die Geschichte dann doch nicht, Tobi existiert ja auch noch, genauso wie die Freundinnen Biggi und Sanne in der Heimat. Geschickt lenkt Regine Kölpin die Handlung durch vielfältige und abwechslungsreiche Szenen, wobei tatsächlich verschiedene Varianten für das Ende möglich sind und man nicht sofort erahnen kann, wie sich Kat schließlich entscheiden wird. Sympathische Figuren, die sich merklich weiterentwickeln, stehen im Mittelpunkt dieses wunderschönen Romans, der einen beim Lesen immer wieder zu berühren vermag.

Die Farben der Provence, ein besonders gelungener Roman mit viel Gefühl und wunderbarer Atmosphäre. Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.08.2025
Metzenthin, Melanie

Wer ins Licht treten will


sehr gut

Träume und Ziele

Die junge Ärztin Renate Schwarz arbeitet mittlerweile in der Frauenabteilung der Psychiatrischen Klinik in Hamburg und stellt ihr Können täglich unter Beweis. Neben unterschiedlichsten Patienten, die ihr sehr am Herzen liegen, fordern sie allerdings auch im Privaten allerhand Überraschungen. Was gesellschaftspolitisch im Jahre 1959 möglich ist und was noch fernes Wunschdenken, erzählt Melanie Metzenthin in diesem zweiten Teil der Reihe „Eine starke Liebe“.

Eloquent verfasst präsentiert sich diese lebendige Geschichte rund um eine willensstarke junge Frau, die engagiert für Gleichberechtigung eintritt und sich auch in der männerdominierten Ärzteschaft ihren Platz sichert. Unter den Patientinnen tun sich spannende Problemfelder auf, besonders herausstechend eine Dame, die einen Umweltskandal nahe dem Boehringer-Medikamenten-Werk vermutet und eine weitere, die in ihrer Not ihrem Mann Gewalt antut – interessante Handlungsstränge unter dem Gesichtspunkt wahrer Grundlagen, wie man im Nachwort erfahren kann. Obendrein kämpft Renates Verlobter Matthias Studt mit einer schweren Knieverletzung, die alle Zukunftspläne des Profifußballers zunichtemacht. Mit der Verwandtschaft aus Amerika treten schließlich noch familiäre Turbulenzen auf. Alles in allem eine Vielzahl an Themengebieten, die Abwechslung ins Geschehen bringen, trotzdem war die Faszination im ersten Band noch größer, hier war Renates Entwicklung und Durchsetzungskraft noch deutlicher zu spüren.

Das Bild der ausklingenden 1950er-Jahre wird jedenfalls gut gezeichnet, das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau recht klar umrissen – während beispielsweise Männern Gewalt in der Ehe zugebilligt worden ist, landet eine Frau dafür in der Psychiatrie. Träume und Ziele werden neu definiert, vielleicht erfahren wir in einen dritten Teil, was Renate und Matthias davon umsetzen?

Bewertung vom 04.08.2025
Krohn, Henriette

Pinguine fliegen nur im Wasser (eBook, ePUB)


sehr gut

Allein

Greta ist eine quietschbunte Taxifahrerin, die auch den völlig perplexen Unternehmensberater Vincent niederquasselt, als der kurzerhand von seiner Chefin und gleichzeitig Ex-Geliebten gefeuert wird. Wie es der Zufall so mit sich bringt, sind Greta und Vincent allein, sie renoviert ohne jegliche Fachkenntnis das von den Großeltern geerbte Haus und er steht ohne Job und Unterkunft da. Was läge da näher, als sich notgedrungen zusammenzutun?

Schräg und unkonventionell tritt uns Greta entgegen, zurückhaltend und überlegt trifft auf Vincent zu, dennoch schafft Henriette Krohn den Spagat, die beiden als Hauptrollen in ihrer Geschichte unterzubringen. Wer anfangs nicht weiß, was das kleine Mädchen im Roman zu suchen hat, muss sich eben ein paar Kapitel lang gedulden, denn immer der Reihe nach geht es hier nicht. Trotz der größtmöglichen Unterschiede bei den Charakteren findet sich hier ein roter Faden, der die Handlung leitet, der Humor kommt wahrlich nicht zu kurz, obwohl nicht immer alles witzig ist. So finden durchaus auch ernsthafte Themen Eingang ins Geschehen, beispielsweise Lieblosigkeit in der Familie oder Wohlstandsverwahrlosung. Die angekündigte Liebesgeschichte spielt sich eher am Rande und ziemlich untypisch ab.

Wie der Titel dieses Romans schon anklingen lässt, handelt es sich um eine etwas „andere“ Geschichte, die aufgrund des spritzigen Schreibstils und der unterhaltsamen Dialoge flüssig zu lesen ist und eine warmherzige Stimmung mitbringt. Zum Abschalten, aber durchaus auch zum Nachdenken sind die fliegenden Pinguine genau das Richtige – von mir bekommen sie vier Sterne.