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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2025
Das Einhorn vom Anbeginn der Zeit / Hidden Creatures Bd.1
Monsef, Kiyash

Das Einhorn vom Anbeginn der Zeit / Hidden Creatures Bd.1


sehr gut

Auf den Spuren mythischer Wesen

Dieses Buch ist ganz besonders und hat mir wirklich sehr gut gefallen. Das Einflechten persischer Mythologie in eine moderne Geschichte wurde toll umgesetzt.

Der gewaltvolle Tod ihres Vaters hinterlässt die 15-jährige Marjan nicht nur mit Trauer und der Frage nach dessen Mörder sondern auch mit der Verantwortung für eine Tierartzpraxis. Schon bald stellt sie fest, dass ihr Vater ein geheimes Doppelleben führte und sie nun in seine Fußstapfen treten und sich um die Gesundheit mythischer Kreaturen kümmern soll.

Besonders gefallen haben mir die eingestreuten Kapitel, welche das passende Märchen zu den gerade vorkommenden Fabelwesen erzählen. So wurden Einhorn, Greif, Mantikor & Co. In den Kontext gesetzt und erzählerisch wunderbar mit der Handlung verknüpft. Im Verlauf des Buches habe ich gedacht, dass ein paar Illustrationen sehr schön gewesen wären. Insbesondere auch, da es als Kinder-/Jugendbuch veröffentlicht wurde. Die Alterseinstufung ab 10 sollte man vielleicht individuell prüfen. Es gibt sicherlich 10-jährige, die dieses Buch lieben werden, aber ich würde es für diese Altersklasse schon eher als anspruchsvoll kategorisieren. Auch weil es hier und da mal etwas grausam wird.

In Bezug auf den Spannungsbogen beginnt die Erzählung gediegen und nimmt hintenraus ordentlich an Fahrt auf. Man kann sich ja denken, dass die Existenz von Fabelwesen einige - nicht immer ganz uneigennützige - Begehrlichkeiten weckt. Gegen Ende fragt man sich tatsächlich, ob die ganzen offenen Fragen noch befriedigend beantwortet werden können.

Ich persönlich bin sowohl mit den Charakteren als auch mit dem Abschluss dieses ersten Bandes sehr zufrieden und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung. Ich lag auf jeden Fall mit einigen meiner Vermutungen falsch - dem Autor ist es also sehr gut geglückt geheimnisvoll zu bleiben, was ich als großen Pluspunkt empfinde.

Bewertung vom 26.03.2025
Endlosschleifentage
Neidhardt, Fabian

Endlosschleifentage


ausgezeichnet

Absolut überzeugend

„Endlosschleifentage“ ist ein Buch über den Verlust und die Individualität der Trauer. Es ist ein wunderschönes und emotionales Buch, das eine sehr authentische Geschichte erzählt und noch lange nachwirkt.

David verliert seine Frau tragisch bei einem Autounfall. Mit im Auto war ihre gemeinsame beste Freundin Kinga, die - mit einem schwer verletzten Bein - nun bei ihm wohnt. Zunächst stützen sie sich in ihrer Trauer, doch schon bald zeigt sich, dass beide ganz unterschiedlich mit dem Verlust umgehen.

David findet in Marie, die er auf dem Friedhof kennenlernt, und in der Musik Trost und kann sich im Alltag kleine Lichtpunkte erkämpfen. Die Charaktere und deren Beziehung finde ich absolut authentisch umgesetzt. Dabei spielen Liebe und Verbundenheit ebenso eine Rolle wie Verletzung und Distanz. Die handelnden Personen haben Ecken und Kanten und genau das liefert so viel Identifikationsfläche.

Mit Marie hat der Autor zudem einen etwas unkonventionellen Charakter ins Spiel gebracht, der einen Finger auf gesellschaftliche Konventionen legt und provoziert. Ich empfand das als sehr erfrischend, da es einen zarten Humor mit in die Geschichte bringt, der der Geschichte die Schwere nimmt. Außerdem bekommt man so den Spiegel vorgehalten und setzt sich gedanklich doch sehr intensiv damit auseinander, was Trauer für den einzelnen bedeutet und wie unterschiedlich der Umgang damit sein kann.

Das Buch liest sich einfach gut und ist von Anfang bis zum Ende stimmig. Mir hat es viel Freude bereitet und ich kann es wirklich empfehlen.

Bewertung vom 21.03.2025
True Crime in Nature
Graßmann, Farina

True Crime in Nature


sehr gut

Humorvoll und lehrreich

True Crime in Nature ermöglicht uns einen sehr spannenden und teils skurrilen Blick in die Tier- und Pflanzenwelt. Dabei unterhält es uns prächtig mit einem kurzweiligen Stil, viel - teils flapsigem - Humor und lustigen Illustrationen.

Ich bin eigentlich kein Sachbuchleser - meistens beginne ich motiviert und verliere nach 1/3 den Atem. Das war bei diesem Buch anders - nicht zuletzt weil es einfach super locker und voller kleiner Wortspiele geschrieben wurde. Mir hat das sehr gefallen.

Dabei kam dennoch die Fachlichkeit nicht zu kurz - und ich habe wirklich sehr viel gelernt. Was noch recht vorhersehbar mit der Geschichte vom Nesträuber Kuckuck begann, stieg schnell in die faszinierende Welt der Parasiten, Insekten, Vögel und Pflanzen ein. Freunde des True Crime kommen hier tatsächlich auf ihre Kosten, denn das kriminelle Potential der Tier- und Pflanzenwelt ist schlichtweg unausschöpflich. Ich musste wirklich mehrfach staunen, was es alles für grausame und skurrile Machenschaften gibt - wenn sie auch am Ende alle dem Arterhalt dienen.

Faszinierend fand ich in dem Kontext auch, was die Menschheit schon alles erforscht hat und das ein oder andere Mal habe ich mich gefragt, wie man solche Dinge an solch kleinen Lebewesen überhaupt feststellen kann.

Etwas unschlüssig bin ich bezüglich des Einsatzes der Fotos. Diese sind schön und wurden von der Autorin selbst aufgenommen - allerdings erscheinen sie mir stilistisch als Störfaktor und ich habe sie bis zum Einsatz des ersten Bildes auf Seite 40 tatsächlich auch nicht vermisst. Vielleicht auch, weil die Illustrationen zwar nicht realitätsgetreu aber sehr lustig und passend sind. Und da die Fotos von der Autorin kommen, konnten auch nur die verwendet werden, die sie gemacht hat. So dachte ich immer mal wieder, dass wenn man schon Fotos verwendet, man dies auch häufiger hätte machen können. Bzw, dass an manchen Stellen eines schön gewesen wäre, wo es dann keines gab.

Insgesamt kann ich das Buch guten Gewissens allen empfehlen, die sich mal auf eine etwas andere Art mit dem Tierreich befassen wollen und die Spaß an einem sehr humorvollen und dennoch lehrreichen Umgang mit dem Thema haben.

Bewertung vom 15.03.2025
Die Herde
Winter, Thilo

Die Herde


sehr gut

Interessanter Öko-Thriller

In China verlässt eine Herde Elefanten ihr sicheres Revier und zieht nach Norden - eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehend. Während der Zoologe Peter versucht, die Elefanten vor einem beauftragten Großwildjäger zu retten, merkt er, dass die Lage in China sich an anderen Orten der Erde mit anderen Tierarten wiederholt. Die Zeit rennt und es wird nicht leicht, die Mächtigen zu überzeugen, dass es hier Zusammenhänge gibt und die Ursachenforschung bedeutend ist.

In recht schnell wechselnden Kapiteln reisen wir zwischen Mexiko, China und Amerika hin und her. Dieses Tempo nimmt einen mit und erhöht durch die kleinen Cliffhänger auch immer wieder die Spannung.

Die Charaktere haben mir überwiegend sehr gut gefallen. Ich hatte den Eindruck sie gut kennenlernen zu können und jede Person hatte auch ein Päckchen zu tragen, was sie interessanter und authentischer machte. Einzig der „Bösewicht“ war mir etwas zu übertrieben gestaltet. Am Höhepunkt ist er schon arg zu einer Karikatur geworden, hier hätte etwas weniger auch gereicht.

Ich würde das Buch jetzt nicht als klassischen Thriller bezeichnen, aber es bietet auf jeden Fall eine spannende Geschichte und thematisiert wichtige Themen. Es zeigt sehr eindrücklich, dass der Mensch mit seinem Verhalten und seiner Lebensweise Einfluss auf die Natur nimmt und damit auf den Lebensraum der Tiere. Es ist ein Buch, das definitiv Denkanstöße liefert.

Bewertung vom 14.03.2025
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


sehr gut

Distanzierter Schreibstil

Yoko, Inhaberin einer Glückskeksmanufaktur und mehrfaches Opfer von Vergewaltigungen tritt aus ihrer Opferrolle heraus und wird zum Racheengel. Dafür muss sie sich mit der chinesischen Mafia anlegen - kein ungefährliches Unterfangen.

Insgesamt muss ich schon sagen, dass mich das Buch irgendwie gepackt hat. Ich habe es sehr zügig durchgelesen, fand es sehr spannend und sowohl in Sachen Story als auch vom Schreibstil her originell. Der Autor war mir bis dato noch nicht bekannt.

So ist das Buch sehr arm an Dialogen und wenn es welche gibt, sind diese listenartig notiert. Das Buch arbeitet komplett ohne Anführungszeichen. Kann man machen, konnte ich mich gut drauf einlassen. Was mir allerdings gefehlt hat, ist die Nahbarkeit der Charaktere, allen voran von Yoko. Durch den sehr erzählenden und distanzierten Stil ist sie mir irgendwie fremd geblieben, ebenso wie alle anderen. So gingen mir die diversen tragischen Szenen auch nicht so wirklich ans Herz.

Da mir Charaktere, Psychologie und Emotionen insgesamt sehr wichtig sind, fehlte mir hier etwas. Aber als eine etwas andere Spannungslektüre zwischendurch hat es für mich gut funktioniert und ein bisschen neugierig bin ich nun doch auf die Fortsetzung: 3,5 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2025
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Erschreckend realistisches Szenario

Dieses Hörbuch ist heftig - und das liegt in erster Linie an den beängstigenden Szenarien, die hier den Handlungsrahmen liefern. Es sind solche, die erschreckend oft an aktuelle Dynamiken erinnern, die den Finger tief in gesellschaftlich-politische Wunden legen und sich darin dann genüsslich drehen. Die Themen sind vielschichtig, es geht um Rassismus, Politik, die Diskrepanz zwischen Fakten und Meinung und nicht zuletzt die Macht künstlicher Intelligenz.

Marc-Uwe Kling versteht es meisterlich, gesellschaftliche Themen, oft gehörte Argumente und Diskussionen aufzugreifen und dem Leser um die Ohren zu hauen. Und wäre es nicht alles so traurig und erschreckend wahr, könnte man vielleicht auch darüber lachen. So bleibt einem das Lachen im Hals stecken, denn wir bewegen uns hier schon deutlich mehr in der Realität als auf satirisch sicherem Boden.

An den Autor als Sprecher seines eigenen Buches musste ich mich erst gewöhnen, mir kam es stilistisch oft zu monoton vor. Allerdings ist die Stärke dieser Umsetzung, dass Kling die Hoheit darüber hat, wie er den Text gelesen haben möchte. Und ich finde, es kam gut rüber, was er selbst empfindet und ich habe mich mit der Zeit gut eingefunden.

Aus meiner Sicht ein wichtiges, ein erschreckend wahres, ein mutiges Buch, das zumindest mich nach dem Verklingen des letzten Wortes sprachlos hat innehalten lassen. Das Buch wirkt definitiv nach.

Bewertung vom 10.03.2025
Wir finden Mörder Bd.1 (2 MP3-CDs)
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Serienauftakt mit viel britischem Humor

Im Auftakt der neuen Serie von Richard Osman um Personenschützerin Amy Wheeler und ihren Schwiegervater und pensionierten Ermittler Steve geht es rasant zu. Gewürzt mit einer ordentlichen Brise wunderbarem britischen Humors gilt es, einen Mörder zu fassen, der es auf Amy abgesehen hat.

Highlight dieses Hörbuchs sind auf jeden Fall die Charaktere. Insbesondere die toughe, schlagfertige Rosi und der schrullig gemütliche Steve haben es mir angetan. Aber alle Personen sind gut ausgearbeitet und auf ihre eigene Art überzeugend. Auf jeden Fall darf man sich auf viele witzige Dialoge und scharfsinnige Ermittlungsarbeit mit dem ein oder anderen Augenzwinkern freuen.

Auch der Fall ist durchaus spannend und jagt einen quer durch die Welt - auch wenn die Charaktere uns das ein oder andere Mal mit ihrem Wissen voraus sind und auf dem Weg zur Aufklärung etwas zappeln lassen.

In dem Hörbuch kommen zwei Sprecher zum Einsatz, was ich sehr erfrischend und passend fand. Beide haben mir sehr gefallen. Wolfgang Wagner war mir neu, konnte mich aber sowohl stimmlich als auch in der Rolle als „Bösewicht“ überzeugen. Der überwiegende Teil wird von Richard Barenberg gelesen, ein Sprecher der mir bereits bekannt war und den ich sehr schätze. Er hat eine sehr charakteristische Stimme und mir gefällt seine Art Texte zu interpretieren und auch Frauen auf dezente Art eine sehr ansprechende aber unterscheidbare Stimme zu geben.

Ich muss allerdings sagen, dass beim Hören einiges an Aufmerksamkeit gefragt ist. Man bekommt es doch mit sehr vielen Akteuren, Namen und Orten zu tun. Das gepaart mit der Situation, dass die Ermittler teilweise aus der Situation heraus Schlüsse ziehen, die dem Leser nicht gleich offenbart werden, hat dazu geführt, dass ich schon das ein oder andere Mal ein Kapitel zurück gehen musste.

Insgesamt hat mir das Hörbuch aber sehr gut gefallen und ich werde die Serie auf jeden Fall im Auge behalten. Für Fans gepflegten Humors auf jeden Fall eine Freude.

Bewertung vom 08.03.2025
Hinters Licht
Avdic, Åsa

Hinters Licht


gut

Etwas wirr erzählt

„Hinters Licht“ konnte mich insgesamt ganz gut unterhalten und vermochte es durchaus, mich am Ball bleiben zu lassen. Im Rückblick bin ich aber nicht wirklich überzeugt.

Das Buch spielt in den 1920er Jahren und nimmt mit den historischen Persönlichkeiten Thomas Lynn Bradford und seiner Laborassistentin Ruth Doran zwei Forscher und Spiritisten ihrer Zeit in den Fokus. Und hier muss ich auch schon meinen ersten Kritikpunkt anbringen: Es ist sicherlich Geschmacksache, aber ich vertrete die Meinung, dass man sich schon möglichst an die historischen Fakten halten sollte, wenn man über historische Persönlichkeiten spricht. Wenn man ein historisches Setting wählt ist man sicherlich frei, in diesem seine fiktive Geschichte zu platzieren. Aber das Leben von Menschen, die es wirklich gab, komplett umzuschreiben, finde ich komisch und störend.

So konzentriert sich das Buch überwiegend auf eine erfundene und eher schon obsessive Liebesgeschichte, anstatt die spannende Zeit des Spiritusmus im Detail zu beleuchten. Zwar werden auch Experimente zum Beweis von Telepathie und der Kontaktaufnahme mit Geistern geschildert - dies geschieht aber sehr oberflächlich.

Sprachlich lässt das Buch sich sehr gut und zügig lesen. Allerdings fehlte mir erzählerisch der rote Faden. So springt das Buch nicht nur zeitlich wild hin und her - was immer wieder dazu führt, dass Elemente zur Erinnerung wiederholt werden - sondern auch zwischen Fokus auf Ruth, Fokus auf Thomas und eingeschobenen Kommentaren des Erzählers. Diese ließen mich zeitweise sogar an den Stil eines Sachtextes denken.

Ich kann das Buch also nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer sich ein historisch gut recherchiertes Buch wünscht, welches die Arbeit und das Leben von Bradford und Doran auch im gesellschaftlichen Kontext einordnet, wird enttäuscht sein.

Bewertung vom 08.03.2025
Die erste halbe Stunde im Paradies
Adomeit, Janine

Die erste halbe Stunde im Paradies


ausgezeichnet

Highlight!

„Die erste halbe Stunde im Paradies“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen und auf sehr bewegende Art die Geschichte von Protagonistin Anne und greift dabei ein sehr wichtiges Thema auf.

Als Elfjährige erleben wir Anne im Kontext ihrer kleinen Familie. Gemeinsam mit ihrem etwas älteren Bruder muss sie schon viel zu früh viel zu viel Verantwortung für ihre alleinerziehende und chronisch schwer kranke Mutter übernehmen. Aus Angst auseinandergerissen zu werden, verlangt die Mutter ihren Kindern mit ihrer Pflege viel ab. Die Sicht eines Kindes auf diese Situation und der enge Zusammenhalt des Gespanns wird sehr eindrucksvoll und überzeugend vermittelt. So verfolgt man das Leben der kleinen Familie voller Mitgefühl und auch Unverständnis. Hierbei treten wichtige Fragen wie der gesellschaftliche Umgang mit chronisch Kranken oder die Unterstützung betroffener Familien in den Vordergrund.

Die Problematik dieser Belastung und deren Auswirkungen erleben wir anhand der erwachsenen Anne, die sich plötzlich und unvorbereitet mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte nimmt einen gleich gefangen und man kann kaum aufhören zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Schmerz und Schmerzmittel. Hierbei werden mit Hilfe der verschiedenen Personen unterschiedliche Perspektiven auf diese wichtigen Themen eingenommen. Dies ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sujet und versorgt einen mit viel Material zum nachdenken.

Dieses Buch lege ich gerne jedem ans Herz, der schwere aber durchaus gesellschaftlich aktuelle Themen mag. Das Buch erzählt eindrücklich aber dennoch mit Feingefühl und zart dosierter Situationskomik. Für mich auf jeden Fall ein Highlight.

Bewertung vom 04.03.2025
Die Bibliothek der Wahren Lügen
Cañadas, Jesús

Die Bibliothek der Wahren Lügen


sehr gut

Originelle Jugend-Fantasy

Oskar lebt in Gedanken viel in einer Fantasy-Welt. Die Geschichten um Ozzy waren die Lieblingsbücher seines verstorbenen Vaters. Ein riesiges Glück also für Oskar, als er von dem Autor der Reihe zu einem Schreiblehrgang eingeladen wird. Doch was ihn dort erwartet hätte er nicht gedacht und schon bald verschwimmen Realität und Fiktion und er begibt sich auf eine spannende Reise.

Der Stil des Autors ist unfassbar schön - bildgewaltig und sprühend vor Phantasie und Ideenreichtum. Schon zu Beginn versteht er es, die reichhaltige Phantasie Oskars dezent in die Geschichte einzuflechten.

Die Idee hinter dem Roman finde ich sehr originell - es geht um das Schreiben von Fantasy-Romanen. Dabei wird die Romanhandlung immer wieder gewürzt mit kleinen Seitenhieben und Spielereien rund um Textaufbau, typische Merkmale und Handlungselemente von Fantasy-Literatur sowie Textqualität. Es geht aber auch um das gerne von Autoren angeführte Eigenleben von Charakteren. Insgesamt empfand ich das Buch als thematisch sehr dicht und voll von Bezügen zum Schreiben, so dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob all diese Themen tatsächlich schon Kinder ab 11 ansprechen oder ob diese sich eher an bibliophile Erwachsene richten.

Doch auch fernab davon erwarten den Leser zwei Handlungsstränge - in Oskars Realität und in seiner verfassten Geschichte, deren Grenzen gerne mal verschwimmen. Es ist ein intensives Abenteuer, das durchaus auch mit ein paar gruselig-ekligen Szenen aufwartet. Und auch wenn gegen Ende aus allen Kanonen gefeuert wird, bringt der Autor die Geschichte zu einem runden Abschluss.

Aus meiner Sicht ein tolles Buch, das bestens unterhält und viel Spaß macht. Das aber auch durchaus komplex ist und viel Spielraum für eigene Gedanken und Interpretationen lässt.