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WillyShrub
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St. Helier

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2024
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Spannender und bewegender biografischer Roman
Javier Zamora erzählt in seinem autobiografischen Roman seine eigene Fluchtgeschichte. Im Alter von 9 Jahren macht er sich alleine in El Salvador auf, um der Not seines Heimatlandes zu entfliehen und zu seinen Eltern nach Kalifornien zu gelangen. Er lässt mutig seine Vergangenheit mit seiner gewohnten Umgebung, seinen geliebten Menschen dort, hinter sich. Dabei treibt ihn die Vorstellung von einem gemeinsamen Leben im gemütlichen Heim seiner engeren Familie, seiner Mutter und seinem ihm unbekannten Vater in der sicheren Umgebung der Vereinigten Staaten voran. Beschwerlich und voller Gefahren ist die mehrere 1000 km lange Strecke, die der Junge in einer kleinen Gruppe vor sich hat.
Insgesamt ist der Roman flüssig und spannend beschrieben. Dabei erweist sich der Autor als geübter Beobachter, sowohl die landschaftliche Umgebung als auch die Beziehungen der Protagonisten der Geschichte werden detailgetreu und anschaulich beschrieben.
Die Umstände der Flucht schildert der Autor sehr realistisch. Es wird verständlich, wie Not und Elend die Menschen zu einer solchen risikoreichen Wanderung bewegen kann. Dabei erzeugte die Lektüre in mir Hochachtung vor der Leistung des Jungen, der trotz aller Probleme, Härten und Widerstände in seiner Gruppe Solidarität und Freundschaft gibt und erfährt. Mich hat die Geschichte sehr bewegt.
Vielleicht tut es dem Roman auch gut, das sie nicht in Europa spielt. Durch die Distanz ist sie etwas erträglicher, als es vermeintlich eine Fluchtgeschichte in unmittelbarer Umgebung wäre.

Bewertung vom 24.05.2024
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Alex Schulman hat mit "Endstation Malma" einen bewegenden und emotionalen Familienroman geschrieben. Bewegender Roman
Schulman nähert sich den handelnden Personen in der Form einer Zugfahrt von Stockholm nach Malma, einem kleinen Ort der einige Stunden von Stockholm entfernt liegt. In drei Handlungssträngen erzählt er die Geschichte von einem Vater und seiner Tochter, einer jungen Frau und einem Paar. Aus unterschiedlichen Beweggründen fahren diese nach Malma, doch sie haben mehr miteinender zu tun als man zunächst vermutet. Die Entwickung der einzelnen Geschichten, mit ihren Gedanken, sowohl verschieden als auch mit Überschneidungen, könnte den Roman verwirrend machen, trägt jedoch sehr zur Spannung zum Vergnügen der Lektüre bei. Interessanten Stoff bieten die Überlegungen des Autors über das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen. Besonders bleibt der Satz "Du bist nicht allein" in Erinnerung.

Bewertung vom 17.10.2023
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


sehr gut

Spionage im kalten Krieg
Die Schreibtischangestellte des BND Nina Winter wird zur Führungsoffizierin in Moskau. Sie ist vom Top-Agenten des BND in Moskau, Pilger, angefordert worden, der darauf besteht von ihr geführt zu werden. Actionreich und mit einigen reellen Bezügen zur Historie entwickelt Andreas Pflüger die Geschichte um Nina und Pilger. Dabei geraten die Protagonisten häufig in lebensgefährliche Situationen oder in Gefahr entdeckt zu werden. Die Lage ist oft verworren: wem kann man trauen? Gibt es Maulwürfe? Man rettet sich durch die Tätigkeit als Doppelagentin und übermittelt "Spielmaterial".
Letztlich kulminiert die Handlung in einem Agenten-Austausch auf der Glienicker Brücke (die im Buch eher am Anfang der Handlung geschildert wird).
Ich fragte beim Lesen was das Ganze Spionagegeschäft überhaupt soll, aber im Buch wird auch auf die Übermittlung konkreter Informationen für die Sicherheit des Staates hingewiesen.
Der Roman ist lesenswert und spannend.

Bewertung vom 06.09.2023
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Kriminalfall mit Wiener Flair
Oliver Pötzsch ist mit dem dritten Band der Totengräber-Serie wieder ein lesenswerter Kriminalroman gelungen. In einer Gruft unterhalb des Stephansdomes wird eine Leiche aufgefunden. Inspektor Leipold von Herzfeld übernimmt die Ermittlungen, wieder kongenial begleitet von der Tatortfotografin Julia Wolf sowie dem etws verschroben scheinenden August Rothmayer, dem Totengräber vom Zentralfriedhof.
Das Opfer hatte sich kritisch mit spiritistischen Sitzungen auseinandergesetzt, und diese Gegnerschaft ist ihm anscheinend nicht gut bekommen. Dieses Umfeld wird nun zum Ermittlungsumfeld. Dabei spielen diverse illustre Personen eine Rolle, unter anderem der sich in Wien befindende Schriftsteller Arthur Conan Doyle.
Der Autor hat eine unterhaltsame und spannende Kriminalgeschichte mit z.T. reellen Bezügen verfasst. Dabei tut der Geschichte wieder einmal der morbide Charakter der Umgebung des Zentralfriedhofes und die Person des August Rothmayer sehr gut. Der Geist der Zeit und der Umgebung der Stadt Wien werden sehr eindrücklich beschrieben. Ein Lesespaß!

Bewertung vom 06.09.2023
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Der dritte Fall für das Fräulein vom Amt
Die Cousine einer Kollegin von Alma Täuber, dem Fräulein vom Amt, wird tot in einer Wäschetrommel aufgefunden. Während die Polizei den
Tod als Unfall oder Suizid einstuft, nimmt die charismatische Alma gegen den Rat ihres Freundes Kommissar Ludwig Schiller die Ermittlungen auf. Dabei stößt sie auf die finsteren Machenschaften der Baden-Badener Unterwelt und bringt sich selber in große Gefahr.
Dem Autorinnen-Duo Regine Bott und Drorthea Böhme aka Charlotte Blum ist erneut ein spannender Kriminalroman gelungen. Die Stimmung der Zeit um 1925 wird durchaus glaubhaft wieder gegeben. Einzig manche Anglizismen wirken stellenweise fehl am Platze in diesem Kontext. Insgesamt ist der Kriminalfall logisch stimmig und stellt ein recht unterhaltsames Buch dar. Ein leicht und locker lesbares Lesevergnügen.

Bewertung vom 06.09.2023
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Kriminalfall im Paris der Belle Époque

Der wahren Geschichte des Diebstahls des Gemäldes der Mona Lisa aus dem Louvre im Jahre 1911 folgend entwickelt Tom Hillenbrand einen spannenden Kriminalroman. Obwohl Commissaire Juhel Lenoir von der Sûreté Générale alles unternimmt, bleibt das Bild unauffindbar. Er ermittelt im Umfeld von Musikern, Malern, und Musikern. Bei seinen Ermittlungen trifft er ebenso auf spritistische Kreise und brutal handelnde Anarchisten dieser Zeit.
Die Ermittlungen gestalten sich demnach komplex, und dabei stellt Hillenbrand die städtische Umgebung des Paris des Belle Époque detail- und kenntnisreich dar. Damit gelingt es ihm, neben einem Kriminalroman die historische Umgebung dieser bewegten Zeit ansprechend und lebendig wiederzugeben.
Ich konnte mir deshalb das Umfeld des Romanes gut vorstellen, und habe die Lektüre des Romaens sehr genossen.

Bewertung vom 02.08.2023
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


sehr gut

Ermittlungen um Beutekunst im Umfeld spanischer Geschichte

Der Autor führt uns in seinem zweiten Fall um den Ermittler Lennart Lomberg erneut in das Umfeld der Beutekunst. Dieses Mal dreht sich alles um nationalsozialistische Beutekunst zur Zeit der spanischen Franco-Diktatur. In Granada wird ein Gemälde, ein Porträt, gestohlen und dessen Besitzer, der deutsche Verteidigungsminister, engagiert Lomberg um die Ermittlungen aufzunehmen. Es stellt sich heraus, das die Geschichte des Gemäldes zum Vater des Minister führt, der für das Franco-Regime tätig war. Dabei leitete der ehemalige deutsche Doppelagent und später hochdekorierte Honorarkonsul und Bauunternehmer eine Einheit, die sich mit dem Diebstahl und dem Handel spanischer Beutekunst beschäftigte.
Die Geschichte ist besonders historisch sehr interessant, da sie zum Großteil auf historischen Persönlichkeiten und Ereignissen beruht. Der historische Bezug wird im Anhang des Romans detailliert erläutert. Die Zeit der Franco-Diktatur in Spanien und der Einfluß Deutschlands auf diese Zeit ist hierzulande (sowie in Spanien) kaum bekannt. So ist ein spannender Kriminalroman mit kunsthistorischem und politischen Hintergrund entstanden, der sich gut lesen lässt.

Bewertung vom 25.07.2023
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Geschichte um Rassismus, Verantwortung und Rache

Im Jahre 1974 ist Boston in Aufruhr. Boston ist aufgeteilt in weiße und schwarze Stadtviertel. Um gegen Rassismus vorzugehen sollen die Kinder der weißen Viertel mit Bussen in schwarze Schulen gebracht werden und umgekehrt. In dieser aufgeladenen Umgebung herrscht ein Klima des Misstrauens und Hasses. Mary Pat Fennessy sucht ihre 17 Jahre alte Tochter Jules, die plötzlich spurlos verschwunden ist. Schließlich muss sie erkennen, dass Jules nicht mehr lebt. Nun beginnt ihr gnadenloser Rachefeldzug.
Der Autor Dennis Lehane schreibt eine bewegende Geschichte über Rassismus und dessen mögliche Folgen flüssig, so das man es nicht aus der Hand legen möchte. Eine Mutter erkennt ihre Schuld an der entstandenen Situation und zieht die unmittelbar Handelnden zur Verantwortung. Die Tragik der und schonungslose Konsequenz Geschichte macht nachdenklich und wütend. Es ist ein aussergewöhnliches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 24.07.2023
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Romanbiografie der Garbo

Kristina Lüding hat einen biografischen Roman als 9. Band ihrer Serie "Ikonen der Zeit" vorgelegt. Er beschäftigt sich mit dem Leben des Film-Stars Greta Garbo. Hervorragend recherchiert beschreibt sie den Werdegang und die Entwicklung der Schauspielerin. Wir erleben den Beginn ihrer einzigartigen Karriere als schüchterne Jugendliche in Stockholm, ihre Ausbildung als Schauspielschülerin, erste Lernjahre und erste Erfolge gemeinsam mit dem schwedischen Regisseur Mauritz Stiller. Schließlich wagen sie den Schritt in die Vereingten Staaten. Dabei legt Greta von Beginn an Wert darauf, ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit nicht offen zu legen.
Auch der private Teil ihres Lebens wird behandelt, wobei aufgrund der Zurückgezogenheit des Stars einige Ereignisse sein dürften. Da ist die Darstellung der Autorin im Epilog, welche Teile des Romans der Realität entstammen und welche Fiktion sind sehr willkomen.
Letztendlich handelt es sich um einen sehr interessanten Roman, der von dem Leben einer vielschichtigen und sehr interessanten Persönlichkeit handelt. Bemerkenswert fand ich, das beim Lesen doch nur stellenweise ein Bezug zu den politisch - gesellschaftlichen Umbrüchen der sehr bewegten Zeit zu bestehen scheint. Greta Garbo hat sich als Weltstar wohl schon innerhalb Blase "Hollywood" bewegt. Heraus kam ein sehr informatives Buch für Fans der Schauspielerin und einer Lebensgeschichte im Umfeld der Filmindustrie.

Bewertung vom 13.07.2023
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Wundervoller Roman über Erinnerungen

Der Roman handelt von einer schönen Idee des Autors Sanaka Hiiragi: Das Fotostudio des Herrn Hirasaki ist eine Zwischenzone am Übergang vom Leben in den Tod. Jeder Besucher erstellt dort unter Hirasakis Anleitung sein persönliches Lebens-Kaleidoskop, indem er für jedes Jahr seine persönlichen Lieblingsbilder auswählt. So erstellen die unterschiedlichsten Charaktere, eine engagierte Erzieherin, ein Mitglied einer Gangsterbande sowie ein misshandeltes Kind, in dem Roman die bildliche Übersicht über ihr Leben.
Einfühlsam beschreibt Hiiragi die Protagonisten sowie deren Lebenssituationen, so das man mit ihnen unmittelbar mitfühlen kann. Der Autor stellt eindrücklich dar, wie schön das Leben trotz aller Widerstände ist. Gleichzeitig handelt er trotz des scheinbar schweren Themas die Ereignisse mit einer Leichtigkeit ab, die mir beim Lesen viel Vergnügen bereiteten.
Dies wird eines meiner Lieblingsbücher sein.