Verlust, Trauer, Tod – einfühlsam, eindrücklich, vielschichtig
Einfühlsam, eindrücklich und klar ist Sybil Volks‘ Schreibstil in ihrem Roman „Café Finito“. Das gleichnamige Café lässt sie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin erstehen. Hier lebt und wirkt Kristof Fährer, die gute Seele - für die Toten, wie für die Lebenden - des liebevoll genannten „Doro“. Kern des Buches ist eine von ihm geleitete Trauergruppe, die sich langsam zusammenfindet, mit jedem Treffen näher rückt und sich mehr öffnet. Die Geschichten der einzelnen Teilnehmer sind so verschieden, wie das Leben sie schreibt. Dabei wird Vieles nur angerissen, Anderes sehr eindrücklich und mit viel Gefühl für die Situation und Menschen beschrieben.
Am Ende bleibt: Trauer ist vielschichtig und einzigartig. Niemand kann beurteilen, wie groß oder stark diese für den Betroffenen ist und wie lange jemand benötigt, um den Trauerprozess zu gehen und dann abzuschließen. Gemeinsam, im Gespräch und gegenseitigen Öffnen, liegt die Chance, diesen schmerzvollen Weg nicht alleine gehen zu müssen. Um Frieden zu finden, wird es notwendig sein, nicht nur den Verstorbenen zu verzeihen, sondern auch sich selbst.
Sehr gefreut hat mich, dass verschiedene Künstler und Persönlichkeiten vorgestellt wurden, die auf dem Doro ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch geschichtliche Hintergründe rund um die DDR, sowie gesellschaftliche Gegebenheiten sind unaufgeregt aber eindrücklich in die Geschichten eingewoben.
Die feinen Nuancen, die Sensibilität und der sanfte Humor sind klare Stärken dieses Romans. Dabei lässt die Autorin dem Lesenden ausreichend Platz für eigene Gefühle und Reflexionen. Manche Schicksale sprechen einen dabei mehr an als andere.
Ein oft mit Schweigen belastetes Thema, das einen gefühlvollen, nicht be- oder verurteilenden Raum bekommt. Dabei werden nicht alle Konflikte vollständig aufgelöst, was die Nähe zur Realität verdeutlicht. Deshalb gibt es auch kein klassisches Happy End, sondern die Offenheit, dass jeder seinen eigenen Weg findet, mit dem Geschehenen umzugehen.
Das von Sybil Volks für den Schluss gewählte „Fest der Toten“ war mir persönlich zu fantastisch, schrill und übertrieben. Leider kein Abschluss, der zum Buch gepasst hat. Die Thematik des Verlustes Leonies fand ich sehr gut, jedoch ihre Figur und deren Entwicklung denkbar ungeeignet zum Transport derselben, was mich sehr gestört hat. Deshalb gibt es von mir eine 4-Sterne-Bewertung, verbunden mit einer Leseempfehlung für alle, die keinen klassischen Roman erwarten und bereit sind, sich mit den vielschichtigen Thematiken Verlust, Trauer und Tod zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.
Barbara und Jonathan Rose machen den Eindruck eines recht durchschnittlichen Paares, das sich während einer Auktion um zwei Boxer-Figuren kennen und lieben gelernt hat. Die Leidenschaft für Antiquitäten teilen sie auch nach vielen gemeinsamen Jahren und zwei Kindern noch. Entsprechend ist ihr Haus eingerichtet und der Luxus in dem die Familie lebt wird deutlich. Damit auch Barbara ihren beruflichen Traum verwirklichen kann, nehmen sie ein Au-pair auf. Doch dann glaubt Jonathan einen Herzinfarkt zu erleiden und plötzlich ist alles anders. Barbara eröffnet eine Schlacht, bei der es irgendwann ums nackte Überleben geht. So stellt man sich nicht nur ein Mal die Frage: zerstören die beiden am Ende nicht nur was ihnen eigentlich so lieb und teuer war und ist, sondern auch sich selbst?
Mit „Die Rosenschlacht“ ist Warren Adler ein Roman gelungen, der mitreißend erzählt ist und den Lesenden an vielen Stellen zwischen Lachen, angesichts des schwarzen Humors, und Weinen, ob des Ausmaßes der Zerstörung und des Hasses, zurück lässt. Der Kampf steigert sich mit jeder Seite und die Intensität sowie Vehemenz mit der dieser geführt wird macht sprachlos. Die Charaktere sind gänzlich verschieden und man bringt ihnen einen unterschiedlichen Grad an Verständnis entgegen. Identifizieren konnte ich mich zunächst eher mit dem überraschten und noch ungläubigen Jonathan. Doch auch das Verständnis für ihn lies mit jeder Seite nach.
Das Thema des Buches ist 1981, als die Originalausgabe erschien, wie auch Heute aktuell. Wie weit gehen Menschen oder wie weit fühlen sie sich getrieben zu gehen? Was macht ein solcher Kampf mit den Kindern und welche Auswirkungen hat er direkt sowie indirekt auf sie?
Der Spannungsbogen war für mich bis zum Ende hoch, da ich weder die Originalausgabe noch den zugehörigen Film kannte. Interessant wird sicherlich, inwieweit die Neuverfilmung mit der Buchvorlage übereinstimmt und die Szenen dargestellt werden.
Toll fand ich, dass die Figuren der beiden Boxer, die zu Beginn des Buches von Barbara und Jonathan ersteigert wurden, bei genauerer Betrachtung eine tiefere Bedeutung haben. Hier wird deutlich, wie detailliert, hintergründig und eindrücklich der Autor schreibt.
Mit der gebrochenen Rose transportiert das Cover in schlichter Weise bereits den Inhalt des Buches. Was zunächst etwas langweilig wirkte, eröffnet spätestens nach der letzten Seite des Romans seine Bedeutung. Mir persönlich gefällt die schlichte Gestaltung. Diese weckte auf den ersten Blick das Interesse an der dahinter stehenden Geschichte.
„Die Rosenschlacht“ ist ein fesselnder, wenn auch an vielen Stellen überspitzt geschriebener Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte und den ich gerne weiterempfehle. Allerdings sollte man sich vom Verhalten der Hauptcharaktere nicht zur Nachahmung inspirieren lassen, sondern dieses kritisch hinterfragen.
Molly Blum ist mit „Große Träume auf kleinen Pfoten“ ein spannender und abwechslungsreicher Roman gelungen, der nicht nur die Liebe, sondern auch Tiere und Freundschaften zum Thema hat.
Von der ersten Seite an litt und liebte ich mit der Journalistin Mina mit: betrogen, eine alte Liebe wiedertreffend, im Wechselbad der Gefühle, verraten. Die Bandbreite an Emotionen war groß, während ich die sympathische und authentische Hauptprotagonistin bei ihren vielfältigen, teils aufregenden, Erlebnissen begleitete.
Waren einige Handlungsstränge und Reaktionen auch vorhersehbar, so überraschte mich so manche Wendung und erfreulicherweise auch der Schluss. So blieb der Roman bis zum Ende spannend und überraschte mich noch auf den letzten Seiten.
Eingebettet ist ein Teil der Erlebnisse in die schöne Umgebung Cornwalls, das landschaftlich, aber auch durch seine Bewohner einfühlsam beschrieben ist und die Handlung wunderbar untermalt.
Bereits das Cover hat mich durch das romantisch aussehende Haus mit den davor tobenden Hunden stark angesprochen. Ein liebevolles Detail sind die als Pfotenabdrücke gestalteten Wolken. Besonders gefällt mit der Buchrücken, der sich mit den süßen Pfotenabdrücken super in meinem Bücherregal macht.
Die Liebe der Autorin zu Hunden spürt man an vielen Stellen im Buch. Die süßen Tiere nehmen einen großen, aber nicht in den Vordergrund drängenden Platz, ein. Mehrere Male ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, ebenfalls einen solch treuen Begleiter an der Seite zu haben.
Störend empfand ich die leider recht zahlreichen Rechtschreib-, Satzzeichen- bzw. Grammatikfehler. Sie unterbrachen für mich teilweise den Lesefluss, was dem ansonsten sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil der Autorin Abbruch tat.
Wer hierüber hinwegsehen kann, dem spreche ich eine klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch aus. Es ist super zu lesen und die verschiedenen Themen Liebe, Romantik, Freundschaft, Tiere, zweite Chancen und einige mehr, sind zu einem abwechslungsreichen und bis zum Schluss spannenden Erzählteppich verwoben, ohne dabei kitschig zu sein.
Wie Duftwicken die Geschichten zweier ganz unterschiedlicher Frauen auf zwei Zeitebenen verbinden? Die Antwort darauf liefert der Roman „Duftwickensommer“ von Autorin Sylvia Lott.
Im Jahre 1911 möchte in England die junge Anni einen Wettbewerb um den schönsten Wickenstrauß gewinnen. Durch ihre schönen Wicken am Gartenzaun auf Borkum, erfährt Marieke im Jahr 2024 von Annis Geschichte.
„Duftwickensommer“ ist wunderbar erzählt und eine gekonnte Mischung aus wahren Geschichten und fiktiven Begebenheiten. Bereits nach wenigen Seiten war ich im Sog der Geschehnisse auf beiden Zeitebenen gefangen und das Buch las sich flüssig. Trotz der vielen toll recherchierten geschichtlichen Hintergründe und Informationen, die sowohl aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart eingeflochten sind. Die Wissensvermittlung wirkt dabei nie platt oder gekünstelt, was der bewundernswerten Fähigkeit der Autorin zu verdanken ist, jeder Figur einen sorgfältig angelegten Charakter zu geben, die miteinander in abwechslungsreichen Erzählsträngen verwoben werden. Dabei wirkt jede Figur für ihre Zeit authentisch. So taucht man mit ihnen nicht nur in die Kämpfe der Sufragetten sowie damit zusammenhängenden Details ein. Auch aktuelle Gegebenheiten und Problematiken wie zum Beispiel der Schutz des Nationalpark Wattenmeer werden aufgegriffen. Zwei wichtige Transporteure der Geschichte der jeweiligen Zeit sind die beiden Hauptprotagonistinnen Anni und Marieke. Die mutige, weltoffene Anni ist dabei der Gegenentwurf zur von Depressionen und Schwächen geplagten Marieke. Es macht Freude, beide in ihrer Entwicklung zu begleiten, und am Ende zu erleben, wie ihre Geschichten zu einem für sie guten Abschluss kommen.
Hatte ich zunächst noch die Sorge, eventuell durch die verschiedenen Zeitebenen und dadurch vielen Protagonisten durcheinander zu kommen, so halfen mir die fein gezeichneten Charaktere und informativen Handlungsstränge von Anfang an, den Überblick zu behalten. Die Überleitungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind mühelos gestaltet, so dass man von einer Zeit in die nächste gleitet, ohne diese Wechsel als störend zu empfinden.
Das Cover wirkt romantisch und edel. Die im Roman wichtigen Wicken sind nicht nur am Himmel im Hintergrund hübsch eingearbeitet.
Nach diesem Roman, werde ich auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen. Sylvia Lott beschreibt die Figuren so genau, erweckt sie zum Leben, lädt zum mitfiebern mit ihnen oder wahlweise verabscheuen ein - und dabei werden viele verschiedene geschichtliche Feinheiten aufgegriffen. Fragt man sich, ob das Buch dadurch nicht überladen sein müsste, so finde ich, dass dies überhaupt nicht der Fall ist. Es fügt sich alles wunderbar zusammen, auch die beiden Zeitebenen.
Um im Bild eines Wickenstraußes zu bleiben: jeder einzelne Charakter ist wie ein Wickenstängel, dessen Blüten wunderbar detailliert, einzigartig und farbenfroh sind und gemeinsam geben diese Stängel einen bunten wunderschönen duftenden Strauß. Ich empfehle jedem, der einen gut recherchierten Roman liebt, diesen „Strauß“ in die Hand zu nehmen.
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