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buecherwand13
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Bürstadt

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2021
Medical Cuisine
Lafer, Johann;Riedl, Matthias

Medical Cuisine


sehr gut

Lecker und überwiegend gut nachzukochen

Bereits die Einleitung über die "Philosophie" gesunden Essens hat mich neugierig gemacht und angesprochen. Statt vorzuschreiben, was man aufwändig vorzubereiten und was man nicht zu essen habe, hat das Buch die Maxime: Genussvoll und sättigend. Genau, dachte ich, und war gespannt auf die Rezepte. Beim ersten Durchblättern dachte ich noch, nichts wirklich neues. Viele Rezepte sprachen mich jedoch an und waren beim genaueren Hinsehen dann doch auf ihre Art neu, und so gab es in den Wochen, seit wir dieses Buch haben, jede Woche mindestens ein bis zwei der Gerichte aus dem Kochbuch. Obwohl die Rezepte mit vergleichsweise wenig Kohlehydraten auskommen und wir uns daran gewöhnen mussten, dass ein Mittagessen nicht unbedingt eine "Sättigungsbeilage" haben muss, sind wir immer satt geworden und alles war sehr lecker! Der Aufwand und die Zutatenliste hielten sich auch meistens in Grenzen. Interessant und überzeugend finde ich die Idee, sich grundsätzlich an traditionelle Gerichte zu halten - deshalb der erste Eindruck, dass die Rezepte wenig neues bieten - und diese in zwei Schritten zunehmend gesund abzuwandeln. Ich kann das Kochbuch auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 03.05.2021
Lebenssekunden
Fuchs, Katharina

Lebenssekunden


sehr gut

Authentische Zeitgeschichte mit eher enttäuschender Handlung

Lebenssekunden ist ein Roman über zwei junge Frauen in der Nachkriegszeit. Beide sind am Anfang des Buches 15 Jahre und damit in einer Phase des Lebens, in der sie Entscheidungen treffen müssen, wie ihr Leben weitergehen soll. Angelika möchte Fotografin werden und damit einen Weg einschlagen, der in der damaligen Zeit sehr untypisch für Frauen war. Christine lebt im Osten Deutschlands und trainiert in der DDR-Turnerschmiede für die Olympischen Spiele. Auch sie steht immer wieder vor der Frage, ob sie sich dem Druck des Systems fügen oder daraus ausbrechen soll.
Meine Bewertung des Buches fällt sehr gemischt aus. Sehr gut hat mir der Schreibstil gefallen und wie die Autorin es schafft, die Atmosphäre und Anschauungen der damaligen Zeit lebendig zu machen. Das war vor allem der Grund, der mich das Buch recht schnell lesen ließ. Grundsätzlich interessant fand ich auch den Ausschnitt der Entscheidungen aus dem Leben der beiden Protagonistinnen. Wie sie beide wünschen und zweifeln und wie jede von beiden ihre Entscheidungen trifft – oder auch nicht. Hier hätte ich es aber interessanter gefunden, die beiden über eine längere Zeit zu begleiten. So bleibt es eher ein punktueller Blick durch ein Schlüsselloch. Etwas enttäuschend fand ich dagegen, dass die Handlungsstränge der beiden Protagonistinnen eigentlich nur parallel nebeneinander her laufen. Jede Biografie für sich zu erzählen, hätte sicher auch funktioniert und das ständige Wechseln der Personen und Lebensumwelten und das immer wieder neu Eindenken beim Lesen wäre weggefallen. Wenig hilfreich war dabei, dass an 2 oder 3 Stellen im Text sogar der falsche Name genannt wurde, was mich zusätzlich verwirrt hat. Nur an einer Stelle des Buches treffen die beiden für eine Lebenssekunde auf einander. Hier hätte man deutlich mehr daraus machen können.
Mein Fazit, ein sehr gut zu lesendes und zeitgeschichtlich interessantes Buch, die Handlung war für mich aber insgesamt enttäuschend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2021
Dancing with Bees
Strawbridge Howard, Brigit

Dancing with Bees


gut

Begeisternde Einblicke in die Welt der Bienen - phasenweise etwas länglich

Brigit Strawbridge Howard ist eine begeisterte Bienenliebhaberin. Mit einem sehr authentischen Stil nimmt sie die Leser dieses Buches mit in ihren Alltag als Laienforscherin. Ähnlich einem Tagebuch beschreibt sie ihre Beobachtungen über die faszinierende Welt der Bienen, die verschiedenen Arten, ihr Aussehen, ihr Verhalten und auf welchen Pflanzen sie sich am liebsten aufhalten. Dies tut sie in ihrem ganz eigenen Stil fast kindlicher Begeisterung. Häufig werden Tiere und Pflanzen dabei auch etwas vermenschlicht.
Meine Bewertung dieses Buches fällt etwas zwiespältig aus. Vieles von dem, was ich darin über Bienen lesen konnte, war sehr interessant und meistenteils auch sehr neu für mich. Beispielsweise, wie Bienen, Wespen, Hummeln und Schwebfliegen zusammengehören oder wie viele verschiedene Lebensweisen es bei den Bienen gibt. Auch die Begeisterung der Autorin, die das Buch durchzieht, hat dazu geführt, dass ich diese Insekten um mich herum nun viel bewusster und interessierter wahrnehme. Dazu kommt, dass das Buch sehr schön aufgemacht ist, mit schönem Papier, schöner Schrift und sehr schönen Zeichnungen. Diese positiven Aspekte hatten aber auch eine Kehrseite, die dazu führte, dass ich das Buch ab etwa der Hälfte immer weniger begeistert gelesen habe. Als etwas nervig empfand ich nach einiger Zeit die doch sehr kindlich-naive Begeisterung der Autorin, durch die sie Tiere (und teilweise sogar Pflanzen) sehr vermenschlicht darstellt. Und obwohl sehr viele, für mich neue Informationen über die Bienen in dem Buch stehen, waren diese doch zum Teil sehr versteckt in eher längeren, tagebuchartigen Beschreibungen von Landschaften, Pflanzen und der Suche nach bestimmten Bienenarten. Diese Passagen hätten nach meinem Empfinden deutlich gekürzt werden können. Trotz der sehr schön gemalten Zeichnungen, hätte ich mich gewünscht, dass das Buch mit Fotos ausgestattet gewesen wäre. Ich habe es mir mit der Zeit zur Gewohnheit gemacht, die Fotos von beschriebenen Pflanzen und Bienenarten im Internet zu recherchieren, um mir ein besseres Bild machen zu können. Denn Namen wie Sandwespe, Hasenglöckchen oder Sternmiere haben mir doch überwiegend nichts gesagt, so dass allein durch das Lesen bei mir häufig kein Bild von den Beschreibungen der Flora und Fauna entstand.
Mein Fazit daher: Ich bin froh, dass ich das Buch lesen durfte, weil es mir viele neue interessante Informationen über Bienen und einen neuen Blick auf diese Insekten vermittelt hat. Das Wie hätte aus meiner Sicht etwas anders ausfallen können. Es ist aber die authentische Art der Autorin, die hier nicht immer vollständig zu meiner eher faktenorientierten naturwissenschaftlichen Art gepasst hat. Andere mögen das anders empfinden.

Bewertung vom 17.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


sehr gut

Eine Vielschichtigkeit des Klavierstimmens poetisch zum Klingen gebracht

Tomura ist ein Junge aus den Bergen Japans, der für den Besuch der High-School in die Stadt gezogen ist. Er scheint aufgrund seiner Herkunft in der Stadt noch nicht ganz angekommen und eher ein Einzelgänger zu sein. Als er daher eines Tages von seinem Lehrer darum gebeten wird, einen späten Gast in die Schule zu lassen, scheint dies zunächst nichts Ungewöhnliches. Und doch wird dies ein Tag sein, der sein ganzes Leben verändert. Die Töne, die der Klavierstimmer dem Klavier entlockt, rufen in Tomura ganz besondere Empfindungen hervor. Sofort fühlt er sich in den Wald seiner Heimat versetzt und ist so fasziniert, dass er diesen Beruf auch erlernen möchte. Doch wie könnte er, der niemals Klavier spielen gelernt hat, es schaffen, Klaviere mit einer solchen Magie zum Klingen zu bringen, wie sein Vorbild? Trotz aller Selbstzweifel lässt Tomura sich zum Klavierstimmer ausbilden. Dass eine abgeschlossene Ausbildung erst der Anfang des Wegs ist, und welche Feinheiten zu beachten, welche Sensibilität an den Tag zu legen ist und wie Tomura diesen Weg geht, erfährt der Leser dieses Buches.
Eine Ausbildung zum Klavierstimmer erscheint zunächst einmal eine eher technische Angelegenheit zu sein, für die Geduld, Präzision und ein gutes Gehör wichtig sein sollten. Wie könnte man dazu ein Buch schreiben, das nicht bereits nach wenigen Seiten langweilig wird? Diese Frage hatte ich mir zunächst beim Lesen des Klappentextes gestellt. Der Titel versprach jedoch, dass es sich hier nicht um eine reine Beschreibung einer trockenen Angelegenheit handelte. Und schon die ersten Seiten der Leseprobe vermochten mich vom Gegenteil zu überzeugen. Natsu Miyashita, und nicht zuletzt auch die Übersetzerin Sabine Mangold schaffen es, eine Faszination, Sensibilität und Vielschichtigkeit in die Erzählung zu bringen, die tatsächlich über 238 Seiten hin trägt. Wievielerlei Sichtweisen zu berücksichtigen sind, damit ein Klavier einen perfekten Klang entwickeln kann – und ob es überhaupt so etwas wie einen objektiv perfekten Klang gibt, wird hier mit einer solchen Sensiblität berichtet, dass ich die Erzählung sehr spannend fand. Einzig, die aus Europäischer Sicht doch scheinbar etwas zu übertriebenen Selbstzweifel des Protagonisten haben mich zwischendurch punktuell etwas genervt. Der Rest des Buches hat dies aber mehr als aufgewogen. Ein wenig an Musik interessiert sollte man wahrscheinlich schon sein, um dieses Buch zu lieben, dann bekommt es von mir aber eine uneingeschränkte Kauf- und Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.09.2020
Die Dirigentin
Peters, Maria

Die Dirigentin


sehr gut

Schlicht, aber beeindruckend
Willy ist ein junges Mädchen im New York der zwanziger Jahre. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen niederländischer Einwanderer und hat Zeit ihres Lebens unter ihrer strengen und kalten Mutter gelitten. Trotzdem hat sie einen Traum: Sie will Dirigentin werden. Einmal auf den großen Klangkörper des Orchesters zu spielen, ist ihre heimliche Leidenschaft. Dafür übt sie heimlich auf dem mit Decken ausgelegten Klavier, das ihr Vater ihr einmal geschenkt hat und versteckt dort alles Geld, das sie bei ihrem Job als Platzanweiserin im Theater verdient. Doch muss ihr Traum nicht eine ewige Utopie bleiben? Woher soll sie das Geld für eine Ausbildung nehmen und – was noch schwerer wiegt – noch nie hat eine Frau sich zur Dirigentin ausbilden lassen. Frauen, so denkt die aktuelle Musikerwelt, sind für den Führungsstärke erfordernden Job eines Dirigenten nicht geeignet. Wie Willy dennoch ihren Weg findet und welche Rolle zwei Männer auf diesem Weg spielen, davon berichtet dieses Buch in schlichtem, aber dennoch beeindruckendem Stil.
Dass die Geschichte aus der Perspektive wechselnder Personen und dennoch in ich-Form geschrieben ist, hat mich zunächst etwas verwirrt. Am Anfang jedes Kapitels musste ich mich erst immer wieder in die Perspektive der jeweiligen Person einfinden. Dennoch war es gut zu lesen und die Geschichte – auch durch Willys Beziehung zu zwei Männern und einigen überraschenden Wendungen – interessant und unterhaltsam. Alles in allem hat mich auch die Zielstrebigkeit beeindruckt, mit der die Protagonistin ihren Weg verfolgt. Er wird realistisch und mit allen Höhen und Tiefen beschrieben.
Auch wenn die Geschichte in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts spielt, ist das Thema Geschlechtergleichheit immer noch aktuell. Nicht nur wegen dieses Themas, sondern auch wegen der gut erzählten Geschichte, habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 28.06.2020
Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6


gut

Im Westen nichts Neues
Im sechsten Fall der Leon Ritter Reihe muss der aus Deutschland in das romantische LeLavandou ausgewanderte Gerichtsmediziner die Leichen von zwei jungen Frauen obduzieren. Obwohl die Umstände der beiden Tode sehr unterschiedlich sind, so ist Leon Ritter jedoch aufgrund verschiedener Gemeinsamkeiten schnell davon überzeugt, dass beide mit großer Wahrscheinlichkeit von ein und derselben Person umgebracht wurden. Beide weisen Merkmale prämortaler Folterungen auf, in deren Folge sie zu Tode kamen. Zudem wurden beide anschließend so platziert, dass ihren Körpern weitere starke Verletzungen zugefügt wurden. Zunächst plätschert der Fall etwas dahin, weil die lokale Polizei Ritters Hinweisen lang keine Bedeutung zuweist. Doch dann wird die Tochter des Französischen Kultusministers entführt. Sollte auch sie von demselben Täter entführt worden sein?
Ich hatte bereits den Band 4 und 5 der Reihe gelesen, die mir vor allem wegen der südfranzösischen Kulisse und der damit verbundenen Urlaubsstimmung gut gefallen haben. Auch die Art, wie Personen und Handlungen vom Autor beschrieben wurden, hat mit sehr gut gefallen. Von diesem Band war ich allerdings insgesamt recht enttäuscht. Zunächst einmal hatte ich den Eindruck, dass es keine Entwicklung im Vergleich zu den vorherigen Bänden gibt. Die Personen handeln immer gleich, die Landschaft wird auf dieselbe Art beschrieben und Handlungen und Ortsbeschreibungen wiederholen sich sogar innerhalb dieses Bandes immer wieder. So war ich nach einiger Zeit geradezu genervt davon, dass immer wieder betont wurde, dass Polizeichef Zerna den Hinweisen von Leon Ritter vor allem deshalb nicht nachginge, weil dann Verantwortliche anderer Stellen nach LeLavandou kommen und den Fall an sich reißen würden. Hinzu kommt der Fakt, dass die Brutalität der Fälle nicht ganz nach meinem Geschmack ist. Ist es wirklich notwendig, Folterungen und andere brutale Verletzungen in einen Fall zu integrieren, der an einem romantischen Urlaubsort spielt? Es wäre sicher möglich, einen spannenden Krimi auch ohne solche Details zu schreiben.
Alles in Allem bot dieser Band für mich (einschließlich des Titels) nichts wirklich Neues und war – trotz des überwiegend sehr guten Schreibstils – nur phasenweise spannend. Weitere Bände werde ich daher vermutlich nicht mehr lesen. Wer die Reihe bisher noch nicht kannte, für den ist vielleicht dieser Fall trotzdem interessant. Umfangreiches Vorwissen aus den vorherigen Bänden ist jedenfalls nach meinem Eindruck nicht notwendig.

Bewertung vom 11.04.2020
Can you help me find you?
Parks, Amy Noelle

Can you help me find you?


ausgezeichnet

Eine erste Liebe besonderer Art

„Can you help me find …“ ist ein therapeutisches Spiel, das Evie von ihrer Therapeutin als Kind zur Therapie ihrer Sozialphobie verordnet bekam. Mit ihrem Freund Caleb ging sie dann in die Bibliothek und musste nach einem von Caleb ausgesuchten Buch fragen. Mittlerweile sind beide 17, auf einem naturwissenschaftlichen College und Evie ist ein Mathecrack geworden. Die Liebe zur Mathematik gibt ihr Sicherheit – und Caleb. Aber dieser ist heimlich in Evie verliebt. Evie jedoch, scheint noch nicht bereit für eine Liebe zu einem Jungen. Alle bisherigen Versuche von Jungs aus ihrer Klasse hat sie mit ihrer direkten, ehrlichen Art und einem fehlenden Verständnis für die wahren Interessen der Jungen abgebügelt. Caleb aber kann warten. Irgendwann wird Evie bereit für ihre erste Liebe sein und in wen, wenn nicht in ihren besten Freund, der immer für sie da ist, sollte sie sich dann verlieben?
Doch dann kommt Tom neu in die Klasse. Er ist der einzige, der Evie im Hinblick auf Mathematik das Wasser reichen kann und macht dadurch Evie auf sich aufmerksam. Plötzlich spürt sie etwas in sich, das sie noch nicht zuvor gekannt hat. Caleb beobachtet die beiden argwöhnisch. Wie soll er sich verhalten? Und kann er Evie dennoch für sich gewinnen?
Die Geschichte von Evies erster Liebe und ihrer Beziehung zu Tom und Caleb ist sehr schön geschrieben und liest sich sehr gut. Dass die Kapitel abwechselnd aus Sicht von Evie und Caleb geschrieben sind, erfordert immer wieder eine kurze Phase des Umdenkens, ist mir dann aber doch meist recht schnell gelungen. Die Figuren sind sehr gut beschrieben und die Handlung eine gute Mischung aus spannend, interessant und unterhaltsam. Die verarbeiteten mathematischen Aufgaben und Theorien lassen die Liebesgeschichte vor einem besonderen Hintergrund geschehen. Auch wenn ich nicht jedes Detail davon verstanden habe und manches vereinfacht dargestellt wurde, konnte ich auch diesem Teil der Geschichte gut folgen. Ob dies auch ohne ein gewisses naturwissenschaftliches Interesse möglich ist, kann ich nicht beurteilen – mir hat auch dieser Teil der Geschichte sehr gut gefallen. Herzhaft gelacht habe ich auch über die an einigen Stellen eingestreuten Witze über Mathematiker und Physiker.
Mir hat diese etwas andere Liebesgeschichte sehr gut gefallen. Sie ist sehr gut geschrieben und an den fachlichen Bezügen wird die Liebe der Autorin zu Mathematik deutlich. Ich denke das Buch wird daher auch Lesern gefallen, die zwar keine Mathematik aber romantische Liebesgeschichten lieben.

Bewertung vom 29.02.2020
Eine kurze Geschichte vom Fallen
Hammond, Joe

Eine kurze Geschichte vom Fallen


sehr gut

Nicht einfach, aber absolut lesenswert
Joe Hammond ist junger Familienvater und lebt mit seiner Familie in Portugal als er die Diagnose Motoneuronenkrankheit erhält. Eine Krankheit, die zunächst mit Bewegungsstörungen beginnt und dann zu einem schnellen körperlichen Abbau und zu einem baldigen Tod führt. Wie er diese Zeit erlebt und wie er neue Seiten des Lebens kennen und wertschätzen lernt, davon erzählt dieses autobiographische Buch.
Ich fand das Buch sehr berührend, interessant und vor allem durch den Humor des Autors auch sehr unterhaltsam. Dass ein Leben, das sich von einem Moment auf den anderen so radikal ändert und mit ständig fortschreitenden körperlichen Einschränkungen verbunden ist, auch schöne Seiten haben kann, ist eine wichtige Botschaft von Joes Geschichte. Diese Haltung, die in allen Abschnitten deutlich wird, hat mich sehr beeindruckt. Immer weniger kann er selbst machen, aber umso mehr schätzt er kleine Dinge und schöne Augenblicke. Einige Situationen sind auch mit unterhaltsamer Selbstironie beschrieben und regen an, über Gesundheit und Krankheit und das häufig damit verbundene schwarz-weiß Denken nachzudenken. Einige Zwischenpassagen über Erlebnisse vor seiner Krankheit, fand ich nicht so interessant und habe sie teilweise eher überflogen. Allerdings schrieb Hammond das Buch ja auch in erster Linie für seine Söhne und erst in zweiter Linie für ein breites Publikum. Ich finde es dennoch sehr wertvoll, dass er diese zum Teil sehr intimen Schilderungen auch anderen Interessierten zugänglich macht.
Ich finde das Buch empfehlenswert für jeden, der sich mit Leben und Tod auseinandersetzen möchte. Man sollte aber bereit und offen dafür sein, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und den teilweise sehr bildlich beschriebenen Gedanken des Autors zu folgen, auch wenn sie sich teilweise etwas unsortiert aneinanderreihen und nicht immer einem eindeutigen roten Faden folgen. Dennoch ist das Buch sehr gut geschrieben und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Bewertung vom 19.01.2020
Geteilt durch zwei
Kunrath, Barbara

Geteilt durch zwei


sehr gut

Spannende Suche nach der eigenen Identität

Äußerlich ist Nadja eine gewöhnliche Frau Anfang vierzig mit einem Mann und einer pubertierenden Tochter. Allerdings weiß sie, dass sie adoptiert wurde. Ihre genaue Herkunft und die Umstände ihrer Adoption sind ihr nicht bekannt, da die wenigen Versuche, mehr zu erfahren von ihrer (Adoptiv-)Mutter stets abgeblockt wurden. Als sie eines Tages jedoch die Stimme einer Frau im Radio hört, die der eigenen und der ihrer Tochter ungewöhnlich ähnlich zu sein scheint, ist ihre Neugier geweckt und sie versucht Kontakt mit der Frau aufzunehmen. Schon bald stellt sich heraus, dass diese Frau nicht nur mit ihr verwandt, sondern sogar ihre Zwillingsschwester ist. Die Begegnung mit Pia sorgt bei Nadja zwar für das Gefühl, ein wichtiges, fehlendes Puzzleteil in ihrem Leben gefunden zu haben, weckt aber zunehmend wieder die Frage nach ihrer Herkunft. Nadja lässt sich bei ihren Nachforschungen auch nicht davon abhalten, dass sich auch Pia und ihre Ziehmutter, die sich als Schwester der leiblichen Mutter herausstellt, allen Fragen im Hinblick auf Nadjas Mutter in Schweigen hüllen.

Ich wollte dieses Buch vor allem deshalb unbedingt lesen, weil es mich interessierte, wie das wohl sein mag, plötzlich zu erfahren, dass man eine Zwillingsschwester hat. Zu spüren, dass ein Puzzleteil, das das ganze Leben – meist unbewusst – gefehlt hat, plötzlich auftaucht, Fragen beantwortet und die eigene Person vervollständigt. Ich fand es daher etwas schade, dass diese Erfahrung in dem Buch vergleichsweise wenig thematisiert wird. Der Roman handelt überwiegend von der Suche der Protagonistin nach ihrer Herkunft, nach ihrer Mutter und den Umständen und Gründen ihrer Adoption. Prinzipiell hätte diese Geschichte also auch ohne das Zwillingsthema geschrieben werden können. Es war jedoch sehr gut zu lesen und recht spannend geschrieben. Daher habe ich es insgesamt doch sehr gerne gelesen und als gut zu lesen und interessant erlebt. Phasenweise hat es mich ein wenig an die Romane von Kate Morton erinnert, bei denen die Protagonistinnen ja auch häufig auf der Suche nach Antworten auf ihre Herkunft oder Rätsel in der Familie sind. Auch wenn diese Familiengeschichte nicht ganz so komplex war und nicht ganz so weit zurückreichte, war sie spannend und unterhaltsam zu lesen.

Mein Fazit: Im Vergleich zum Titel zu wenig Zwillingsthema, aber trotzdem eine spannende Geschichte über die Suche nach der eigenen Herkunft

Bewertung vom 01.12.2019
Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2


sehr gut

Fränkisch-schnoddriger Provinzkrimi mit reichlich Situationskomik

Bülent Rambichler ist zwar aus Prestigegründen Kommissar geworden, hält aber nichts von praktischer Aufklärungsarbeit, sondern hängt lieber ungestört an seinem Schreibtisch ab. Und in sein verrücktes Heimatdorf Strunzheim, in dem sein Vater Erkan Gemeinderat ist, will er schon dreimal nicht zurück. Liebt er doch die etwas gehobenere, geordnete Lebensweise. Als seine Mutter ihn morgens am Telefon mit den Worten „Bub, Du musst sofort heimkommen“ unsanft aus dem Schlaf reißt, ist er daher nicht begeistert. Noch weniger schmeckt ihm die mögliche Rückkehr in sein Heimatdorf, als er den Grund für den morgendlichen Anruf seiner Mutter erfährt: Der Bürgermeister wurde tot im Fischteich gefunden und es wird vermutet, dass es sich um einen Mord handelt. Einzig die Tatsache, dass es sich bei seinem Vater um einen möglichen – und im Moment einzigen – Tatverdächtigen handelt, lässt Bülents Zurückhaltung dann doch weichen, und er macht sich wohl oder übel mit seiner ebenfalls etwas speziellen Kollegin Astrid „Sunshinchen“ Weber auf den Weg nach Strunzheim.
Der zweite Roman der Bülent Rambichler Reihe beginnt mit gewohnt fränkisch-herber Situationskomik. Mit den Walderzwillingen und dem „Dampfer“ Franz spielen die schon aus dem ersten Band bekannten Strunzheimer Uniken wieder eine tragende Rolle. Und wieder ermittelt Bülent zunächst in seiner gewohnt unerfolgreichen Art. Das Wort „störrisch“ trifft hier nicht nur auf den im Titel genannten Karpfen, sondern auf die meisten Bewohner Strunzdorfs zu, die Bülent zu vernehmen versucht, einschließlich seines Vaters. Die Handlung , fränkisch-deftig erzählt und mit einiger Situationskomik ausgestattet, kommt so zunächst nicht wirklich in Fahrt. Erst als Bülent mit seinem engsten Kumpel Franz eine Wette eingeht, packt ihn der Ehrgeiz und die Ereignisse überschlagen sich.
Mir haben beim zweiten Band wieder die reichlich fränkische Schnoddrigkeit und die mit viel Situationskomik ausgestattete Erzählweise gefallen. Zwischendurch war ich mal versucht, das Buch beiseite zu legen, doch das Ende, das wieder deutlich mehr Fahrt aufnahm und mit einigen Überraschungen aufzuwarten hatte, hat den Durchhänger in der Mitte wieder mehr als wett gemacht. Der Krimi ist eine Empfehlung für Freunde bayrischer Provinzkrimis, die auch vor einer etwas deftigeren Sprache nicht zurückschrecken.