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Jasika

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Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2025
Kabus, Christine

Das Polarlichtcafé


gut

Norwegen ist auch für mich ein ganz besonderes Land, eines, das mich immer wieder in seinen Bann zieht. Auch wenn ich selbst noch nicht so weit in den Norden vorgedrungen bin wie Jule in diesem Roman, konnte ich mich sofort in die Beschreibungen der Fjorde, Küsten und kleinen Inseln hineinversetzen. Besonders schön fand ich die atmosphärischen Details, die Reise auf der Hurtigruten, das Café auf Fyrøya oder kleine kulinarische Einblicke wie Skoleboller und Brunost, die ein Stück norwegische Lebensart vermitteln.



Die Handlung dagegen konnte mit dieser Kulisse für mich nicht mithalten. Von Beginn an war klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Das tragische Geheimnis, das mit Jannas Begegnung verbunden ist, zeichnete sich schnell ab, sodass kaum Spannung aufkam. Ein Roman, der eigentlich von Enthüllungen und Überraschungen leben könnte, verlor dadurch früh an Reiz und wurde für mich zunehmend vorhersehbar.



Auch die Figuren blieben etwas blass. Jule wirkte oft wie eine Beobachterin, die ihre Reise dokumentiert, anstatt sie wirklich zu durchleben. Janna erschien zwar sympathischer, doch auch ihre Geschichte konnte mich nicht so fesseln, wie ich es mir gewünscht hätte. Die eingeflochtenen Liebesgeschichten fühlten sich eher oberflächlich an, eher schmückendes Beiwerk als echte emotionale Entwicklung.



Dazu kam eine Vielzahl an Themen, die Kabus in den Roman einbaut: DDR-Vergangenheit einschließlich Stasi,deutsch-norwegische Beziehungen, Atomtests, Diskriminierung der Sámi. Jedes für sich interessant, aber in der Masse überladen und dadurch wenig fokussiert. Statt einer stringenten Erzählung entsteht so ein Geflecht aus Nebensträngen, die den roten Faden schwächen.



Am stärksten bleiben für mich die Landschaftsbilder – die Weite des Meeres, die Ruhe im hohen Norden, aber auch die Abgeschiedenheit. Diese Atmosphäre trägt den Roman, auch wenn die eigentliche Handlung zu durchschaubar blieb und mich nicht wirklich überraschen konnte.

Bewertung vom 24.08.2025
Mirasol, Eva

Staying Alive


gut

Schon auf den ersten Seiten stolpert man mit Nicki mitten hinein in den Ausnahmezustand einer Rettungsstelle, in der es laut, chaotisch und von skurrilen Situationen nur so wimmelt. Eva Mirasol hat ein feines Gespür für Pointen, ihr Blick für die Absurditäten des Krankenhausalltags sorgt für Tempo und Witz. Viele Szenen lesen sich spritzig, entlarven die Schattenseiten des Systems und lockern zugleich mit scharfem Humor auf. Dabei klingt manches fast wie eine Kolumne – pointiert, knackig, unterhaltsam –, weniger wie ein Roman mit durchgehender Handlung.

Gerade diese Form ist es, die den Lesefluss ambivalent macht: Die Kapitel reihen sich wie Anekdoten aneinander, mal skurril, mal sarkastisch, immer nah am Klinikgeschehen. Das ist leichtfüßig zu lesen und unterhält gut, doch der rote Faden bleibt dünn. Statt einer klaren Entwicklung entsteht eine lose Folge von Geschichten, die zwar Spaß machen können, aber nie so recht in eine erzählerische Tiefe führen.

Deutlich wird das besonders an der Liebesgeschichte zwischen Nicki und ihrem Chef Micha. Von einer Seite zur nächsten sind die beiden bereits in einer Affäre, ohne dass die Annäherung, die Spannung oder auch nur ein Funken Beziehungsgeschichte erzählt würde. Das Zusammenspiel der beiden beschränkt sich im Wesentlichen auf Bettszenen; emotionale Nuancen oder eine wirkliche Ausgestaltung bleiben außen vor. Am Ende deutet sich zwar noch eine verbindendere Handlung an, doch sie kommt zu spät, um das Buch erzählerisch zu retten.

So sehr der brillante Humor trägt – bisweilen auch ins Klamaukige kippend –, so wenig Tiefe besitzen Figuren und Handlung. Trotz Ich-Perspektive fällt es schwer, sich mit Nicki zu identifizieren oder sie jenseits ihrer ironischen Pointen als wirkliche Person zu begreifen. Das Ganze liest sich dadurch eher wie eine Reihe von Kolumnen, unterhaltsam und scharf beobachtet, aber ohne die Stringenz und den erzählerischen Sog, den man sich von einem Roman erhofft.

Bewertung vom 21.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

"Es geschieht binnen eines Augenblicks. Jemand wirft einen Stein ins Wasser, und alles gerät in Bewegung. Eine Welle folgt auf die nächste, dicht an dicht und in kürzester Zeit, und nach wenigen Sekunden ist nichts mehr zu sehen. Trotzdem ist die Welt danach nicht wie vorher, es hat sich etwas verändert. Manchmal sogar alles."


Ein verlassenes Kurheim, die salzige Luft der Nordsee und eine unbequeme Familiengeschichte – das sind die Eckpfeiler dieses Romans, der ein gesellschaftlich lange totgeschwiegenes Kapitel aufgreift. Eva Völler beleuchtet die Kinderverschickungen der Nachkriegszeit, bei denen Millionen Kinder vermeintlich zur Erholung geschickt wurden – und stattdessen oft Gewalt, Demütigung und Isolation erfuhren.

Im Zentrum steht Hanna, eine Journalistin, die nach Borkum reist, um über das ehemalige Heim zu recherchieren, in dem ihre Mutter in den 1960ern untergebracht war. Die Villa Aurelia, inzwischen zum Luxushotel umfunktioniert, birgt düstere Erinnerungen. Unterstützt von Sabine, einer weiteren Betroffenen, versucht Hanna Licht ins Dunkel zu bringen. Was sie über den Alltag in den Heimen erfährt, ist erschütternd – und leider alles andere als Fiktion.

Die Stärke des Romans liegt genau dort: im Blick auf die systematische Grausamkeit, der viele Kinder ausgeliefert waren. Besonders die Gespräche mit Sabine oder Auszüge aus einem alten Tagebuch vermitteln ein Gefühl davon, wie tief die Erlebnisse nachwirken. Der Schreibstil bleibt dabei angenehm lesbar und atmosphärisch dicht, ohne das Thema zu beschönigen.

Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr verliert der Roman an Fokus. Statt der dringend nötigen Vertiefung des Hauptthemas rücken plötzlich Nebenschauplätze in den Vordergrund – allen voran eine jugendliche Lovestory zwischen Hannas Tochter Katie und dem Sohn der Hotelbesitzerin. Diese Beziehung wirkt wie aus einem Jugendroman entliehen, konstruiert und völlig deplatziert in einem Buch mit dieser Thematik. Auch die Liebesgeschichte der Mutter trägt wenig zur Handlung bei, bleibt blass und vorhersehbar. Beide Stränge nehmen unnötig Raum ein – Raum, den die Geschichte der Verschickungskinder dringend gebraucht hätte.

In der zweiten Hälfte kommen noch weitere Themen dazu: NS-Vergangenheit, familiäre Spannungen, ein plötzlicher Kriminalfall. All das mag für sich genommen erzählenswert sein, aber im Zusammenspiel wirkt es wie eine Überladung. Die Geschichte beginnt sich zu verzetteln, das eigentliche Anliegen – das Sichtbarmachen eines verdrängten Unrechts – gerät zunehmend ins Hintertreffen.

Was der Geschichte zusätzlich Tiefe und emotionale Wucht verliehen hätte, wäre eine konsequente Erzählstruktur auf zwei Zeitebenen gewesen. Die Vergangenheit – das, was Sabine oder Hannas Mutter damals im Heim durchlitten – bleibt in Rückblenden und kurzen Einschüben präsent, aber oft zu distanziert. Statt durchgängig in das Erleben der damaligen Kinder einzutauchen, bleibt der Leser außen vor, betrachtet vieles nur durch die Linse der Gegenwart. Ein Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hätte nicht nur für mehr Dramatik und Nähe gesorgt, sondern auch einen stärkeren emotionalen Sog erzeugt. So aber wird der historische Strang immer wieder unterbrochen, statt in seiner ganzen Tragweite spürbar zu werden. Die Vorstellung, als Leser die Schrecken dieser „Kuren“ direkt mitzuerleben, hätte dem Roman eine ganz andere Dimension gegeben – unmittelbarer, greifbarer, intensiver. Gerade bei einem so sensiblen Thema wäre das eine große Chance gewesen.


Fazit:

„Der Sommer am Ende der Welt“ greift ein wichtiges und erschütterndes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte auf – doch es bleibt zu oft an der Oberfläche. Statt sich auf das emotionale Zentrum der Handlung zu konzentrieren, verliert sich der Roman in unnötigen Nebenhandlungen und schwach gezeichneten Liebesgeschichten. Der ernsthafte Ton des Anfangs weicht einer Beliebigkeit, die dem Thema nicht gerecht wird. Mit einer klareren Struktur, weniger Ablenkung und einem stärkeren Fokus auf das Erleben der betroffenen Kinder hätte dieses Buch tief berühren können. So bleibt am Ende der Eindruck einer vertanen Chance.

Bewertung vom 12.08.2025
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Versuchungen / Kommissar Dupin Bd.14 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Schon der erste Schauplatz sorgt für ein Schmunzeln: Kommissar Dupin ringt – widerwillig und seekrank – mit einem Coaching gegen seine Angst vor dem Meer, als ihn ein Anruf aus der Schokoladenstadt Concarneau erreicht. Eine Frau ist tot, ertrunken in einem Bottich voll Schokolade. Was zunächst wie ein grotesker Unfall klingt, entpuppt sich als kaltblütiger Mord an der Besitzerin einer traditionsreichen Confiserie. Hinter der glänzenden Fassade der süßen Verlockungen lauern bittere Geheimnisse.

Jean-Luc Bannalec bettet das ungewöhnliche Thema in einen straffen, spannenden Kriminalfall ein. Neben den Ermittlungen erfährt man Erstaunliches über die Welt der Kakaobohnen. Landschaft und Atmosphäre sind lebendig eingefangen, angereichert mit Beschreibungen regionaler Spezialitäten wie herzhafte Galettes oder fangfrischer Fisch aus den Häfen. Diese Eindrücke verstärken das Urlaubsgefühl, ohne den Blick vom Geschehen zu lösen. Wenn Dupin und seine unerschütterliche Assistentin Nolwenn quer durch die Bretagne bis ins Baskenland reisen, entsteht ein farbiges Bild aus Meer, Marktständen und kleinen Cafés.

Der 14. Fall bietet hohes Tempo – keine langatmigen Passagen, kein ausuferndes Privatleben, das den Plot verwässert. Der Fokus bleibt klar auf dem Mord und seinen Hintergründen, die Schritt für Schritt ans Licht kommen.

Die Auflösung lässt kleinere Fragen offen und wirkt nicht ganz so stimmig wie der Weg dorthin. Dennoch überwiegt der Lesegenuss deutlich.

Besonders gelungen ist die Hörbuchfassung dank Christian Berkel, der mit angenehmer, lebendiger Stimme liest und den Figuren unverwechselbare Nuancen verleiht. Seine ruhige, präzise Betonung passt hervorragend zu Bannalecs detailreichen Beschreibungen und zur Mischung aus Spannung und französischem Flair.


Fazit:

"Bretonische Versuchungen" ist ein stimmungsvoller, gut aufgebauter Krimi, der in der Hörbuchversion durch Berkels Vortrag zusätzlich an Atmosphäre und Hörvergnügen gewinnt.

Bewertung vom 09.08.2025
Goldfarb, Tobias

Spekulatius und der Schneeriese / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.6


ausgezeichnet

Mats und Matilda verbringen die Adventszeit bei ihrem Onkel Urs in einem verschneiten Bergdorf. Dabei ist natürlich auch Spekulatius, der kleine Weihnachtsdrache, mit von der Partie. Als der festlich geschmückte Tannenbaum vom Marktplatz spurlos verschwindet und große Tatzenabdrücke im Schnee auftauchen, machen sich die Kinder und Spekulatius auf die Suche nach dem geheimnisvollen Schneeriesen Gletschi. Was will der Riese mit dem Weihnachtsbaum? Das spannende Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Mein achtjähriger Sohn liebt alle Bücher von Spekulatius – und auch dieses neue Abenteuer hat uns sofort begeistert. Die Geschichte ist spannend, humorvoll und voller winterlicher Stimmung. Die Sprache ist kindgerecht und macht das Vorlesen sehr angenehm, sodass die ganze Familie daran Spaß hat. Die farbenfrohen Illustrationen lockern das Buch zusätzlich auf und bringen die winterliche Atmosphäre perfekt zur Geltung.

Für uns ist „Spekulatius und der Schneeriese“ ein perfektes Buch für die Adventszeit – es sorgt für gemütliche Stunden und gemeinsame Freude, besonders beim Vorlesen. Wer den kleinen Weihnachtsdrachen noch nicht kennt, sollte das unbedingt ändern!

Fazit:

Ein liebevoll erzähltes und stimmungsvolles Buch, ob nun zum Vor- oder Selberlesen, das Kinder ab etwa 5 Jahren begeistert und die ganze Familie mit auf ein magisches Weihnachtsabenteuer nimmt!

Bewertung vom 09.08.2025
Doyle, Catherine

The Lost Girl King


sehr gut

Kaum beginnt die Geschichte, öffnet sich eine Welt voller Rätsel und Magie: Amy und ihr älterer Bruder Liam verbringen ihre Ferien im rauen, windumtosten Connemara. Was als unscheinbare Sommerwochen bei der Großmutter beginnt, führt sie zu einem verborgenen Wasserfall – und direkt in das mythische Reich Tír na nÓg. Doch dieser Ort der ewigen Jugend ist aus dem Gleichgewicht geraten: Die Sonne liegt in Ketten, ein dunkler Zauberer herrscht mit eiserner Hand, und Liam wird von furchterregenden, kopflosen Reitern entführt. Für Amy beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um ihren Bruder zu retten und das Schicksal des Reiches zu wenden.

Catherine Doyle verbindet in diesem Jugendroman ab 12 Jahren irische Mythen mit einer temporeichen Abenteuergeschichte. Die Gegensätze zwischen den Geschwistern sorgen für glaubwürdige Dynamik: Amy, impulsiv und mutig, Liam, besonnen und vorsichtig – beide wachsen im Verlauf der Handlung über sich hinaus. Die Welt von Tír na nÓg ist atmosphärisch dicht beschrieben, voller skurriler, gefährlicher und manchmal überraschend herzlicher Figuren. Gerade diese Mischung aus Bedrohung und Wunder macht den Reiz aus.

Die Autorin erzählt flott, bildhaft und mit einer Prise Humor, sodass Spannung und Leselust durchgehend erhalten bleiben. Dabei spart sie nicht mit Wendungen – Verbündete können sich als Gegner entpuppen, und nicht jede Entscheidung führt sofort zum Ziel.

Fazit:

"The Lost Girl King" ist ein magisches, spannendes und stellenweise humorvolles Fantasyabenteuer, das alte Legenden in ein frisches, jugendgerechtes Gewand kleidet. Ideal für junge Leserinnen und Leser, die Geschichten voller Mut, Geschwisterzusammenhalt und irischer Mystik lieben.

Bewertung vom 09.08.2025
Rylance, Ulrike

Die fieseste Lehrerin der Welt


ausgezeichnet

Schon der Titel macht neugierig – und Frau Fröhlich wird dieser Bezeichnung mehr als gerecht. Was sie im Klassenzimmer veranstaltet, treibt nicht nur Paul und seinen Freund Theo zur Verzweiflung, sondern auch den Leser. Die absurden Verbote, die immer weiter eskalieren, sorgen für eine Mischung aus Lachen, Kopfschütteln und ungläubigem Staunen.

Ulrike Rylance erzählt die Geschichte aus Pauls Sicht – frech, witzig und voller Beobachtungen, die Kindern aus dem Schulalltag nur zu vertraut sind. Gerade deshalb fühlt man sich schnell in die Handlung hineingezogen. Wer selbst schon mal einer strengen oder ungerechten Lehrkraft begegnet ist, wird hier manches Déjà-vu erleben – so wie bei uns, denn auch meine Tochter hatte in der Grundschule eine eher „unfreundliche“ Lehrerin.

Die Illustrationen – besonders die eingestreuten Notizzettel – sind ein echtes Plus. Sie lockern den Text auf, fangen den Humor wunderbar ein und machen das Buch auch für weniger leseerfahrene Kinder attraktiv.


Spannung, Witz und ein Hauch Geheimnis halten die Geschichte bis zum Schluss lebendig, auch wenn das Ende sicher nicht jedem gleich gefallen wird. Für uns war es vor allem ein Aufhänger für viele Gespräche nach dem Lesen. Wir können uns eine Fortsetzung sehr gut vorstellen!


Fazit:

Eine schräge, turbulente Schulgeschichte, die mit originellen Ideen und einer ordentlichen Portion Humor punktet – perfekt zum Vorlesen oder für geübte Selbstleser ab etwa 9 Jahren.

Bewertung vom 09.08.2025
Quinn, Julia

Die unergründlichen Wege einer Lady / Bevelstoke Bd.2


sehr gut

Gerüchte, Klatsch und ein wenig Spionage – Julia Quinn liefert mit dem zweiten Band ihrer Bevelstoke-Reihe erneut eine unterhaltsame Mischung aus Witz, Charme und romantischem Knistern. Lady Olivia Bevelstoke hört ein skandalöses Gerücht: Ihr neuer Nachbar Sir Harry Valentine soll seine Verlobte ermordet haben. Neugierig bezieht sie einen Beobachtungsposten am Fenster – und wird prompt von ihm ertappt. Harry macht ihr unmissverständlich klar, dass sie als Spionin völlig untauglich ist. Doch in seinen Augen liegt etwas, das Olivias Herz gefährlich schneller schlagen lässt.

Julia Quinn versteht es einmal mehr, ihre Figuren mit spritzigen Dialogen, ironischem Unterton und einem Schuss Selbstironie zum Leben zu erwecken. Besonders die Wortgefechte zwischen Olivia und Harry sind ein Vergnügen – mal neckend, mal bissig, aber immer mit diesem unterschwelligen Charme, der Quinns Romane so unverwechselbar macht. Die Autorin überzeichnet manche Situationen bewusst, was der Geschichte einen leichtfüßig-theatralen Ton verleiht.

Olivia ist eine liebenswerte Mischung aus Mut, Neugier und einer Prise Naivität. Sie hat ihren eigenen Kopf, aber manchmal fehlt ihr der Blick für die Folgen ihres Handelns – was für amüsante Momente sorgt. Harry dagegen ist charmant, ein wenig geheimnisvoll und besitzt genau den richtigen Funken Schlagfertigkeit, um Olivias Spionageambitionen zu kontern. Ihre Interaktion ist das Herzstück des Romans und sorgt für reichlich Lesespaß. Wer Julia Quinns Bridgerton-Romane mag, wird sich hier sofort heimisch fühlen. Das London der Regency-Ära bildet einen atmosphärischen Hintergrund für eine Liebesgeschichte, die humorvoll, verspielt und romantisch zugleich ist. Die Handlung lebt weniger von überraschenden Wendungen als vom Esprit und der Chemie zwischen den Figuren.

Fazit:
Eine locker-leichte, charmante Lektüre, die mit witzigen Dialogen, liebenswerten Charakteren und einer Prise Romantik bestens unterhält. Perfekt für einen entspannten Nachmittag – am besten mit einer Tasse Tee und einem Platz in der Sonne.

Bewertung vom 08.08.2025
Reid, Ava

Fable for the End of the World


gut

"Fable for the End of the World" ist eine düstere, schonungslose Dystopie, die von der ersten Seite an unter die Haut geht. Die Erde ist verseucht, der Meeresspiegel steigt, und ein mächtiger Konzern bestimmt das Leben – und den Tod – der Menschen. Herzstück dieser grausamen Gesellschaft ist der „Lauf des Lamms“: ein tödlicher Wettkampf, bei dem hochverschuldete Menschen – die „Lämmer“ – von ausgebildeten „Engeln“ gejagt werden. Alles wird live übertragen, als Unterhaltung für eine abgestumpfte Bevölkerung.

Als Inesas Mutter in unüberwindbare Schulden gerät, stellt sie ihre Tochter als Lamm auf – wohl wissend, dass dies in der Regel einem Todesurteil gleichkommt. Ihr Gegner ist Melinoë, eine tödlich präzise Kämpferin, die von klein auf für diesen Zweck ausgebildet und durch technische Eingriffe verändert wurde. Ihre Gefühle und Erinnerungen wurden gelöscht, Empathie und Reue gezielt unterdrückt. Was wie eine reine Jagd beginnt, entwickelt sich zu einer gefährlichen, innerlich widersprüchlichen Annäherung – keine Liebesgeschichte, sondern ein psychologisches Abhängigkeitsverhältnis, das deutliche Züge eines Stockholm-Syndroms trägt.

Ava Reid schreibt intensiv, bildstark und unerschrocken. Die Brutalität der Welt – und die Skrupellosigkeit, mit der selbst Kinder in den Wettkampf geschickt werden – wird ohne Beschönigung dargestellt. Besonders die Passagen, in denen Melinoë ihre Vergangenheit und die systematische Auslöschung ihrer Menschlichkeit schildert, gehen tief. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, Spannung und beklemmende Stille in Balance zu halten – der Leser ist permanent hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Faszination.

Inesa ist eine glaubwürdige, vielschichtige Protagonistin, die unter extremem Druck über sich hinauswachsen muss. Melinoë hingegen ist zunächst ein fast unnahbarer, kalter Gegenpol – bis Risse in ihrer Programmierung sichtbar werden. Die Annäherung zwischen den beiden ist erzählerisch interessant, zugleich aber problematisch: Sie basiert nicht auf freier Entscheidung, sondern auf Zwang, Abhängigkeit und der gemeinsamen Ausweglosigkeit. Diese moralische Ambivalenz ist erzählerisch konsequent, kann aber das emotionale Mitgehen erschweren und hinterlässt einen Beigeschmack.

Aufgrund der expliziten Gewalt, der Thematik von Tod, Mord und Missbrauch von Kindern würde ich den Roman frühestens ab 16 Jahren empfehlen. Wer Dystopien mit moralischen Grauzonen schätzt, wird hier auf seine Kosten kommen – sollte sich jedoch auf eine psychisch wie emotional fordernde Lektüre einstellen.

"Fable for the End of the World" ist ein fesselndes, kompromissloses Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch verstört. Es wirft Fragen nach Moral, Macht und Menschlichkeit auf – und nach dem Preis, den wir zahlen, wenn wir andere Menschen zur Unterhaltung opfern. Die komplexe, aber problematische Beziehungsebene ist inhaltlich nachvollziehbar, hat bei mir jedoch den Gesamteindruck gedämpft.


Fazit:

Das Buch fesselt und verstört, schafft eine dichte Atmosphäre und regt zum Nachdenken an – dennoch wirkt die Geschichte durch die ambivalente Beziehungsebene für mich nicht ganz rund.

Bewertung vom 07.08.2025
KUNTH Verlag

KUNTH Bildband Wilde Erde


ausgezeichnet

Schon beim ersten Anheben dieses großformatigen Bildbands wird deutlich: "Wilde Erde" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schwergewicht – äußerlich wie inhaltlich. Das aufwendig gestaltete Werk ist eine Hommage an die Schönheit unseres Planeten, an seine Vielfalt, seine Verletzlichkeit und seine stille, oft übersehene Majestät.


Auf über 300 Seiten nimmt uns der Band mit auf eine Entdeckungsreise zu 170 ausgewählten Nationalparks, Reservaten und Schutzgebieten – verteilt über alle fünf Kontinente:
Europa, Afrika, Amerika, Asien, Australien & Ozeanien.

Ob eisige Gletscherlandschaften, raue Gebirgsketten, weitläufige Savannen, dichte Regenwälder oder endlose Wüsten – dieses Buch öffnet einen Blick auf die entlegensten und zugleich faszinierendsten Lebensräume der Erde. Beeindruckende Wasserfälle, schroffe Felsformationen, uralte Wälder, geheimnisvolle Tiefseegebiete und weite Steppen werden in gestochen scharfen Fotografien eingefangen, die Staunen lassen. Jedes einzelne Bild zeugt vom Können der Fotografen und von ihrer tiefen Verbundenheit mit der Natur.


Zu jedem vorgestellten Gebiet bietet das Buch fundierte Hintergrundinformationen – kompakt, verständlich und stets auf das Wesentliche konzentriert. Neben geographischen und ökologischen Daten finden sich immer wieder spannende Fakten zur dort heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Besonders hervorzuheben sind die Tierporträts, die einen besonderen Reiz ausmachen: Ob Berggorilla, Schneeleopard oder Narwal – die Nähe, die hier durch Kamera und Text entsteht, sensibilisiert für den Reichtum, aber auch die Zerbrechlichkeit unserer Erde.

Was das Buch so besonders macht, ist seine Balance zwischen Information und Emotion. Es ist kein nüchternes Nachschlagewerk, sondern ein Werk, das berührt und nachwirkt. Es weckt Staunen, regt zum Nachdenken an und lässt den Leser manches Mal innehalten – aus Ehrfurcht, aber auch aus Sorge. Denn deutlich wird ebenfalls: Der Erhalt dieser einzigartigen Lebensräume ist keine Selbstverständlichkeit.



"Wilde Erde" nehme ich immer wieder gerne zur Hand, um immer wieder darin zu blättern und neue Perspektiven zu entdecken.


Fazit:

Ein großartiger Bildband, der nicht nur visuell beeindruckt, sondern auch inhaltlich überzeugt. Wilde Erde öffnet die Augen für die Wunder unseres Planeten und erinnert eindringlich daran, wie wichtig es ist, diese Schätze zu schützen.

Ein Buch zum Staunen, Lernen und Lieben. Und ein stiller Appell an unser Verantwortungsbewusstsein.