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Jasika

Bewertungen

Insgesamt 659 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2025
Mindful Moments. Ein atmosphärisches Ausmalbuch für Erwachsene
O'Neill, Emily

Mindful Moments. Ein atmosphärisches Ausmalbuch für Erwachsene


ausgezeichnet

Manchmal braucht es nur ein paar ruhige Minuten, ein paar Farben – und eine Seite aus diesem besonderen Buch, um wieder bei sich selbst anzukommen. "Mindful Moments" ist kein gewöhnliches Ausmalbuch, sondern ein kleines Geschenk an die Seele.

Auf 96 liebevoll gestalteten Seiten entfalten sich friedvolle Szenen: blühende Wiesen, Tiere, Menschen im Einklang mit der Natur. Schon beim ersten Durchblättern spürt man, wie der Atem ruhiger wird. Die zarten Linien und kunstvollen Motive laden ein, den Alltag loszulassen und ganz im Hier und Jetzt aufzugehen.

Mit jedem Pinselstrich, jedem Farbverlauf verlangsamt sich das Gedankenkarussell. Es geht nicht um Perfektion, sondern um das achtsame Tun – um das leise Glück, etwas mit den eigenen Händen entstehen zu lassen, den Alltag dabei komplett zu vergessen. Das Papier eignet sich wunderbar für Bunt- oder Pastellstifte und lässt der Kreativität viel Raum.

Auch für Kinder ab etwa zehn Jahren kann dieses Buch zu einem kleinen Zufluchtsort werden – sei es auf langen Autofahrten oder in Momenten innerer Unruhe, z. B. vor Prüfungen.


Fazit:

"Mindful Moments" schenkt Ruhe, stärkt das innere Gleichgewicht und bringt ein bisschen mehr Licht in graue Tage. Eine echte Wohltat – Seite für Seite.

Bewertung vom 29.03.2025
Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
Rundell, Katherine

Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen


ausgezeichnet

Mit "Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen" entführt Katherine Rundell die Leser in eine Welt, die vor magischen Wesen nur so wimmelt. Ein mitreißendes Fantasy-Abenteuer für junge und junggebliebene Leser, das durch seine fantasievolle Erzählweise und die originellen Kreaturen beeindruckt. Schon nach wenigen Seiten hat mich das Buch vollkommen in seinen Bann gezogen – es ist spannend von Anfang bis Ende und auch für Erwachsene ein Genuss. Die bildhafte Sprache der Autorin erzeugt ein echtes Kopfkino, ich konnte mir alles genau vorstellen und hatte sogar das Gefühl, die beschriebenen Gerüche wahrzunehmen. Es ist eines dieser Bücher, die einen völlig in ihre Welt hineinziehen.

Inhalt

Christopher Forrester verbringt die Ferien bei seinem Großvater, als er ein unglaubliches Geheimnis erfährt: Der alte Mann ist der Hüter des Archipels – einer verborgenen Inselgruppe, in der magische Wesen in Frieden leben. Und Christopher ist sein Nachfolger. Doch dieser friedliche Ort ist in Gefahr. Sein Großvater warnt ihn eindringlich:

„Fest steht, dass irgendetwas den Frieden und die Geborgenheit des Archipels bedroht. Etwas sehr Finsteres. Ich weiß bis heute nicht, was es ist, obwohl ich alles getan habe, um es herauszufinden. Es ist etwas, das du fürchten musst, mein Junge.“

Als Christopher kurz darauf das Mädchen Mal kennenlernt, das mit einem magischen Mantel fliegen kann, wird ihm das Ausmaß der Bedrohung klar: Die Energiequelle des Archipels, die Glimourie, schwindet, und dunkle Mächte sind auf dem Vormarsch. Gemeinsam brechen die beiden zu einer gefährlichen Reise auf, um das Geheimnis zu lüften – verfolgt von einem gnadenlosen Feind, der es auf sie abgesehen hat.

Sprache & Stil

Katherine Rundells Erzählstil ist bildhaft und poetisch. Sie versteht es meisterhaft, die Magie ihrer Welt zum Leben zu erwecken, ohne sich in überflüssigen Beschreibungen zu verlieren. Der Wechsel zwischen rasant erzählten Actionszenen und ruhigen, atmosphärischen Momenten sorgt für ein ausgewogenes Leseerlebnis. Besonders gelungen sind die humorvollen Dialoge, die selbst in gefährlichen Situationen für Auflockerung sorgen.

Stärken & Schwächen

Ein herausragendes Element des Buches ist das "Bestiarium des Hüters" am Anfang des Buches, in dem die faszinierenden Geschöpfe der Geschichte liebevoll illustriert vorgestellt werden. Es lädt zum Stöbern ein und verleiht der Geschichte noch mehr Tiefe. Auch die Welt des Archipels ist originell und detailliert ausgearbeitet, sodass sie sich beim Lesen fast real anfühlt.

Kritikpunkte gibt es nur wenige: Während der Großteil des Buches ein Feuerwerk an Ideen und Spannung bietet, fühlt sich das Ende etwas abrupt an. Die finale Auflösung hätte mehr Raum verdient, um der zuvor sorgfältig aufgebauten Geschichte gerecht zu werden. Zudem sind einige Kampfszenen recht intensiv beschrieben – für sensiblere Kinder könnte dies etwas zu viel sein.

Fazit

"Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen" ist der erste Band der Archipel-Trilogie und ein mitreißender Auftakt, der mit einer originellen Welt, lebendigen Charakteren und einer durchweg spannenden Handlung überzeugt. Fans von Michael Ende, Philip Pullman oder Cornelia Funke werden sich hier sofort zu Hause fühlen. Dieses Buch ist ein rundum empfehlenswertes Abenteuer – für Kinder ab 12 Jahren und alle, die gerne in fantastische Welten eintauchen.

Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und freue mich, dass ich zum Glück nicht allzu lange warten muss – Band 2 soll bereits im Herbst 2025 erscheinen.

Bewertung vom 27.03.2025
Die Bibliothek der zweiten Chancen
Adams, Marie

Die Bibliothek der zweiten Chancen


sehr gut

In "Die Bibliothek der zweiten Chancen" von Marie Adams wird die Geschichte von Charlotte erzählt, einer Kölner Bibliothekarin, die nach dem Tod ihres Mannes Cedric und dem Auszug ihrer beiden Töchter in eine Lebenskrise stürzt. Ihre Trauer und die Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft lassen sie gefangen in der Vergangenheit zurück. Doch als Charlotte alte Briefe von Cedric findet, die nach seinem Tod Aufgaben für sie hinterlassen, beginnt sie, sich langsam wieder zu öffnen und neue Wege zu gehen. Eine der Aufgaben führt sie auf eine Kurzreise nach Paris, die sie nicht nur mit ihrer eigenen Trauer, sondern auch mit neuen Perspektiven konfrontiert.

Der Gedanke eines verstorbenen Partners, der die Hinterbliebenen mit Aufgaben oder Nachrichten konfrontiert, erinnert stark an "PS. Ich liebe dich" von Cecelia Ahern, eines meiner Lieblingsbücher. Auch wenn diese Grundidee daher nicht ganz neu ist, gelingt es Marie Adams der Geschichte eine eigene Note zu verleihen. Charlotte trifft auf Lisa, eine junge Verlegerin, die ebenfalls mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft, die durch ihre gegenseitige Unterstützung und den Mut zur Veränderung neue Lebensperspektiven eröffnet.

Adams’ Schreibstil ist angenehm leicht und zugleich einfühlsam. Sie versteht es, schwere Themen wie Trauer und Neuanfang auf eine Weise darzustellen, die sowohl nachdenklich als auch hoffnungsvoll stimmt. Die Charaktere sind lebendig und authentisch, auch wenn sich Charlotte und Lisa in bestimmten Momenten von den Menschen um sie herum manipulieren lassen, was den Lesefluss stellenweise bremst.

Trotz einiger vorhersehbaren Wendungen überzeugt die Geschichte mit der persönlichen Weiterentwicklung der beiden Frauen. Der Einblick in das Verlagswesen gibt der Erzählung zusätzliche Tiefe und macht sie zu einer kurzweiligen und wohltuenden Lektüre.


Fazit:

"Die Bibliothek der zweiten Chancen" ist eine herzliche und inspirierende Geschichte über die Bedeutung von Neuanfängen, Freundschaft und der Kraft, trotz Verlusten und Widrigkeiten wieder ins Leben zurückzufinden.

Bewertung vom 25.03.2025
Zipfelmaus und die grandiose Gartenschule
Becker, Uwe

Zipfelmaus und die grandiose Gartenschule


sehr gut

Im Schrebergarten von Frau Bienenstich ist die Aufregung groß: Maulwurf schlägt vor, eine Schule zu gründen, in der alle Gartenbewohner Lesen und Schreiben lernen. Neugierig und voller Tatendrang stürzen sich die Tiere ins Abenteuer und beginnen mit dem Buchstaben A. Doch als sie erfahren, dass es ganze 26 Buchstaben gibt, schwindet der Eifer schlagartig. Wer braucht schon so viele Zeichen? Der Sinn des Ganzen bleibt zunächst unklar – bis der kleine Hund Fango im Garten auftaucht. Dieser hat sein Frauchen verloren, aber an seinem Halsband hängt ein Zettel und plötzlich begreifen die Freunde, wie wichtig es sein kann Wörter zu entziffern. Denn nur so lässt sich herausfinden, woher der kleine Streuner stammt.

Mit viel Witz und einem feinen Gespür für die Eigenheiten seiner tierischen Figuren erzählt Uwe Becker eine charmante Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und die Freude daran, etwas Neues zu lernen. Besonders Zipfelmaus wächst über sich hinaus und zeigt, dass Wissen manchmal die einzige Möglichkeit ist ein Problem zu lösen.

Die humorvolle Erzählweise, kurze Kapitel und zahlreiche bunte Illustrationen machen das Buch zu einem idealen Begleiter für Kinder ab der zweiten Klasse. Egal ob zum Selberlesen oder als Vorlesegeschichte – hier kommt keine Langeweile auf. Schon die Vorstellung der tierischen Gartenbewohner zu Beginn sorgt für einen schnellen Einstieg und lässt jedes Kind seinen Liebling finden.

Sprachlich überzeugt Uwe Becker mit Leichtigkeit und Humor. Er bringt Kindern spielerisch näher, dass Lesen weit mehr sein kann als nur Schulstoff – es öffnet Türen, schafft neue Möglichkeiten und kann sogar dabei helfen, einen kleinen Hund wieder nach Hause zu bringen.

Fazit:

"Zipfelmaus und die grandiose Gartenschule" ist ein herzerwärmendes und unterhaltsames Abenteuer, das zeigt, wie viel Spaß das Lernen machen kann. Eine liebevoll erzählte Geschichte mit einer wunderbaren Botschaft: Wer lesen kann, findet sich in der Welt besser zurecht – und manchmal hilft es sogar, ein echtes Abenteuer zu bestehen.

Für Leseanfänger ab der zweiten Klasse absolut empfehlenswert. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.03.2025
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


gut

Inhalt:

New York, 1948: Luise Adler, ein junges Mädchen aus Deutschland mit goldblondem Haar und stiller Entschlossenheit, betritt amerikanischen Boden in der Hoffnung auf ein neues Leben. Ihr Verlobter Jo hatte sie mit einem letzten Brief vorausgeschickt, doch nun ist er nirgends zu finden. Während die Zeit verrinnt, wird Luises einsames Warten am Flughafen zur Sensation. Zeitungen berichten von der deutschen War Bride, die ihr Glück sucht und zu scheitern droht. Sollte Jo nicht erscheinen, bleibt Luise nur der bittere Weg zurück ins zerstörte Deutschland. Doch die Anteilnahme der New Yorker wächst – Hunderte Männer machen ihr kurzerhand Heiratsanträge, um sie vor dem drohenden Schicksal zu bewahren.

Sieben Jahrzehnte später begibt sich Luises Enkelin Elfie auf eine eigene Reise. Die Vergangenheit ihrer Großmutter lässt sie nicht los, und so fliegt auch sie über den Atlantik – auf der Suche nach der Wahrheit, nach Liebe und einem Platz, an dem sie ankommen kann.

Sprache und Atmosphäre:

Charlotte Inden verwebt zwei Zeitebenen zu einem Roman, der leise Töne anschlägt und viel Raum für Zwischentöne lässt. Ihre Sprache ist schlicht gehalten, manchmal fast zu zurückhaltend, wodurch der Erzählfluss streckenweise an Spannung verliert. Es fehlt jener Sog, der den Leser mühelos zwischen Vergangenheit und Gegenwart trägt und beide Handlungsstränge zu einem dichten Ganzen verbindet.

Trotz des vielversprechenden Rahmens gelingt es der Autorin nicht immer, die besondere Atmosphäre der Nachkriegszeit einzufangen. Gerade New York als Schauplatz bleibt erstaunlich blass, ebenso die emotionale Wucht von Luises existenzieller Situation. Auch in der Gegenwartsebene bleibt vieles vage – Elfies Suche nach sich selbst und der großen Liebe wirkt aufgesetzt und wenig authentisch.

Figuren und persönliche Eindrücke:

Der Roman lebt von der Idee zweier Frauen, deren Leben durch Jahrzehnte und Schicksalsschläge miteinander verwoben sind. Doch genau hier offenbart sich die größte Schwäche: Beide Protagonistinnen bleiben seltsam farblos. Luises innere Zerrissenheit, ihre Angst und Hoffnung, all das bleibt Behauptung – echte Nähe entsteht kaum. Elfie wiederum agiert oft sprunghaft, ihre Gedankengänge bleiben für den Leser schwer nachvollziehbar.

Besonders bedauerlich ist, dass das spannende historische Thema der War Brides – Frauen, die nach dem Krieg ihren amerikanischen Verlobten folgten – kaum Tiefe erhält. Stattdessen verflacht die Handlung zunehmend und verliert sich in Belanglosigkeiten. Was als emotionale Reise zweier Generationen angelegt ist, entwickelt sich zu einer vorhersehbaren Geschichte ohne große Überraschungen.


Fazit:

Im Warten sind wir wundervoll berührt ein historisch faszinierendes Kapitel, schöpft dessen Potenzial jedoch nicht aus. Figuren und Handlung bleiben blass, und so hinterlässt der Roman den Eindruck einer verpassten Chance. Es fehlt an Tiefe, an emotionaler Wucht und an einer klaren Linie, die beide Zeitebenen überzeugend miteinander verbindet. 3 von 5 Sternen

Bewertung vom 21.03.2025
Die Spiele der Unsterblichen
Avery, Annaliese

Die Spiele der Unsterblichen


sehr gut

Inhalt:


In einer von den Göttern beherrschten Welt entbrennt ein tödlicher Wettkampf um Unsterblichkeit. Ara wird gezwungen, an den brutalen Spielen teilzunehmen – einem Kampf, der ihr alles abverlangt: Stärke, Mut und die Bereitschaft zu töten. Doch Ara verfolgt ein eigenes Ziel. Sie sinnt auf Rache für den Tod ihrer älteren Schwester, die in einem früheren Spiel ihr Leben ließ, und ist fest entschlossen, sich durchzusetzen – koste es, was es wolle. Zwischen Intrigen, tödlichen Prüfungen und göttlichen Machenschaften kreuzen sich ihre Wege mit Hades, dem Gott der Unterwelt. Widerwillig entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, die Ara schon bald an ihrem Plan zweifeln lässt. Ist Liebe in einer Welt voller Verrat und Tod überhaupt möglich?



Sprache und Erzählweise:

Annaliese Avery erzählt die Geschichte temporeich und actiongeladen. Die Prüfungen sind brutal, gnadenlos und teils überraschend inszeniert. Gerade diese Szenen entwickeln einen Sog und machen den Reiz des Buches aus – auch wenn die Parallelen zu "Die Tribute von Panem" unübersehbar sind. Aufbau der Spiele, tödliche Herausforderungen und politische Intrigen erinnern deutlich an das bekannte Vorbild.

Dennoch setzt die Autorin mit dem mythologischen Setting eigene Akzente. Die griechischen Götter dienen weniger der exakten Nachbildung, sondern werden frei als Kulisse genutzt – eine spannende Idee, die der Geschichte einen frischen Anstrich verleiht.

Was der Handlung jedoch fehlt, ist Tiefe in der Figurenzeichnung. Ara bleibt über weite Strecken eine Getriebene, deren innere Konflikte nur angerissen werden. Auch die Entwicklung der Beziehung zu Hades wirkt stellenweise sprunghaft. Gerade weil die Geschichte von Liebe und Rache lebt, hätte ich mir mehr Raum für leise Töne und emotionale Zwischentöne gewünscht. Manche Szenen rauschen zu schnell vorbei, sodass die Beweggründe der Figuren blass bleiben.



Persönlicher Eindruck:

„Die Spiele der Unsterblichen“ hat meine Erwartungen angenehm überrascht. Statt einer reinen Ara-Hades-Lovestory entfaltet sich ein düsteres Abenteuer, das trotz seiner bekannten Elemente durchaus fesselt. Die Liebesgeschichte bleibt angenehm dosiert und drängt sich nie in den Vordergrund. Besonders gelungen finde ich den Umgang mit der Mythologie – nicht als bloße Nacherzählung, sondern als kreatives Fundament.

Dennoch bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück. Der ständige Wechsel zwischen Action und Gefühl lässt die Geschichte stellenweise gehetzt wirken. Einige Entwicklungen hätten mehr Zeit gebraucht, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Das teils offene Ende wirft zudem die Frage auf, ob ein Folgeband geplant ist – Stoff für eine Fortsetzung wäre jedenfalls vorhanden.



Fazit:

Ein solides Buch mit Tempo, Spannung und einer interessanten Mischung aus Mythologie und dystopischer Arena. Leserinnen und Leser, die "Die Tribute von Panem" mochten, werden sich hier schnell zurechtfinden. Wer allerdings große emotionale Tiefe oder eine vielschichtige Figurenentwicklung erwartet, könnte enttäuscht werden. 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 19.03.2025
Snø - Ohne jeden Zeugen: Ein Fall für Snø
Lindell, Unni

Snø - Ohne jeden Zeugen: Ein Fall für Snø


sehr gut

Zum Inhalt:

Ein heißer Sommer in Norwegen. Als die Studentin Sonja beim Blumengießen einen Schatten im Nachbarhaus bemerkt, alarmiert sie die Polizei. Die junge Beamtin Lydia Winther, genannt Snø, nimmt den Hinweis auf – doch zunächst scheint alles harmlos. Dennoch lässt sie der Vorfall nicht los. Als Sonja plötzlich spurlos verschwindet, wird aus dem Routineeinsatz ein gefährlicher Fall. Snø stößt bei ihren Ermittlungen auf eine Spur, die bis in die höchsten Kreise der norwegischen Ölindustrie reicht. Immer mehr Menschen, die in der Branche arbeiteten, gelten als vermisst oder tot. Snø ist überzeugt: Es gibt einen Zusammenhang. Doch je tiefer sie gräbt, desto mehr bringt sie sich selbst in Lebensgefahr.



Sprache und Erzählweise:

Unni Lindell setzt in ihrem Krimi auf eine temporeiche, dichte Erzählstruktur. Kurze Kapitel und ständige Perspektivwechsel sorgen für einen schnellen Lesefluss und halten die Spannung konstant hoch. Neben Snø kommen auch andere Figuren zu Wort – die vermisste Studentin, Nachbarn, Kollegen und sogar die Täterseite. Dadurch erhält die Handlung zusätzliche Facetten und der Leser Einblicke in unterschiedliche Blickwinkel.

Stilistisch bleibt Lindell klar und präzise, ohne sich in Details zu verlieren. Besonders gelungen ist die Darstellung der jungen Ermittlerin: Snø wirkt authentisch, verletzlich und gleichzeitig entschlossen. Ihr Innenleben und die persönlichen Abgründe werden geschickt angedeutet, ohne dabei zu viel zu verraten. Gerade dieser Aspekt macht neugierig auf weitere Fälle mit ihr.

Stärken:

Lindell gelingt es, mit wenigen Sätzen Atmosphäre zu schaffen – die norwegische Sommerhitze, das scheinbar friedliche Wohnviertel und die dunklen Schatten der Ölindustrie werden bildhaft eingefangen. Der Bezug zum norwegischen Ölgeschäft verleiht der Geschichte zudem eine besondere Brisanz und Aktualität.

Spannend ist vor allem, wie Snø als junge, noch unerfahrene Polizistin in ein Geflecht aus Macht, Geld und skrupellosen Interessen gerät. Ihre Hartnäckigkeit und ihr Mut, gegen Widerstände eigene Wege zu gehen, machen sie zu einer Figur mit Entwicklungspotential. Gerade ihre Fehler und impulsiven Entscheidungen wirken glaubwürdig und menschlich.

Schwächen:

Trotz der packenden Erzählweise bleiben einige Klischees des Genres nicht aus. Snø geht mehrfach leichtsinnig auf eigene Faust vor und bringt sich so unnötig in Gefahr – ein altbekanntes Motiv in Kriminalromanen. Ebenso stolpern zwei Ermittler unabhängig voneinander über denselben Fehler, was auf Dauer etwas konstruiert wirkt.

Die Auflösung des Falls wirkt solide, aber wenig überraschend. Die Verbindungen zur Ölindustrie bieten zwar einen interessanten Ansatz, werden jedoch zum Ende hin zu schnell abgehandelt.

Persönlicher Eindruck:

„Snø – Ohne jeden Zeugen“ ist ein solider, atmosphärisch dichter Kriminalroman, der vor allem von seiner Protagonistin lebt. Snø ist eine Figur, an der man dranbleiben möchte – unperfekt, eigensinnig, mit Ecken und Kanten. Ihr erster großer Fall weckt Neugier auf mehr und lässt hoffen, dass die Reihe fortgesetzt wird.

Die gesellschaftskritischen Töne rund um die norwegische Ölindustrie verleihen dem Roman zusätzliche Tiefe und Aktualität, auch wenn hier Potenzial verschenkt wurde. Wer skandinavische Krimis mit junger Ermittlerin, hohem Tempo und düsterer Atmosphäre mag, kommt auf seine Kosten.


Fazit:

Ein spannender Reihenauftakt mit einer interessanten Hauptfigur und gutem Tempo – trotz kleiner Schwächen ein unterhaltsamer Krimi mit Potential.

Bewertung: 3,5 von 5 Sternen

Bewertung vom 16.03.2025
Die geheimnisvolle Insel / Meisterdiebe Bd.3
Arcanjo, J. J.

Die geheimnisvolle Insel / Meisterdiebe Bd.3


sehr gut

Ein weiteres Schuljahr in Crookhaven beginnt – und diesmal steht für Gabriel und seine Freunde weit mehr auf dem Spiel als nur gute Noten und der Schulpokal. Der dritte Band der Reihe führt die Leser tief in die Welt der Meisterdiebe, in der nicht nur cleveres Denken, sondern auch Mut und Zusammenhalt gefragt sind.


Noch bevor das Schuljahr richtig startet, stehen Gabriel und seine Freunde vor einer heiklen Mission. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die berüchtigten Namenlosen zu stoppen – eine Untergrundorganisation, die dunkle Machenschaften betreibt und ihnen gefährlich nahekommt. Doch wie soll eine Gruppe von Schülern gegen eine solche Bedrohung bestehen? Ihre einzige Hoffnung ruht auf Maravel, einer Legende unter den Meisterdieben. Doch ihn aufzuspüren, ist eine Herausforderung für sich.

J.J. Arcanjo gelingt es erneut, eine mitreißende Geschichte zu erzählen, die geschickt Abenteuer, Freundschaft und Spannung verbindet. Die Figuren haben sich weiterentwickelt, und ihre Dynamik wirkt noch vertrauter und eingespielter als zuvor. Besonders beeindruckend ist, wie sie sich gegenseitig stützen und über sich hinauswachsen – sei es in ihrem Können oder durch die Herausforderungen, die sie meistern müssen. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz, was den besonderen Charme der Reihe ausmacht.


Wie bereits in den Vorgängerbänden verbindet die Geschichte klassische Internatselemente mit Gaunereien. Die Schüler perfektionieren ihre Diebeskünste, messen sich in Wettkämpfen und kämpfen um den prestigeträchtigen Schulpokal. Während der Schulalltag vertraute Strukturen aufweist, sorgt die übergeordnete Handlung für ausreichend Spannung und Abwechslung. Besonders im letzten Drittel nimmt das Tempo spürbar zu, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

J.J. Arcanjo schafft es, die Geschichte immer wieder mit neuen Wendungen aufzuladen, auch wenn sich einige Abläufe innerhalb der Schule bereits eingespielt haben. Die Konfrontation mit den Namenlosen bringt eine bedrohliche Note ins Spiel, die die Figuren an ihre Grenzen führt und für fesselnde Lesemomente sorgt.


Fazit

„Schule der Meisterdiebe: Die geheimnisvolle Insel“ überzeugt mit einer gelungenen Mischung aus Nervenkitzel, cleveren Plänen und einer eingespielten Freundesgruppe, die für ihre Ziele alles gibt. Die Welt von Crookhaven bleibt faszinierend, und die Handlung nimmt mit jeder Seite mehr Fahrt auf. Wer die ersten beiden Bände mochte, wird auch diesen Teil verschlingen – und nach dem spannenden Finale ungeduldig auf die Fortsetzung warten. Eine klare Empfehlung für alle Fans von Internatsabenteuern mit einer Prise Gaunergenie!

Bewertung vom 16.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


weniger gut

"Sie ahnte, dass es nur diese Geschichte war, die es ihr erlauben würde, das Schweigen über die tiefe Schuld, die sie seit Jahrzehnten mit sich trug, zu brechen. Ob sie am Ende die Kraft haben würde, der Scham zu entkommen und das Schweigen tatsächlich zu beenden, wusste sie nicht." (Zitat S. 135)

Katharina Fuchs gehört zu den Autorinnen, deren Bücher ich bisher gerne gelesen habe. Ihre Romane überzeugen normalerweise durch eine feinfühlige Erzählweise, authentische Figuren und fundiert recherchierte historische Hintergründe. Umso enttäuschender ist es, dass „Vor hundert Sommern“ genau in diesen Punkten schwächelt. Statt eines fesselnden Familiengeheimnisses erwartet den Leser eine Gegenwartsebene, die sich in einer Überfrachtung an Themen verliert und der Geschichte jegliche Dynamik nimmt.

Die historische Handlung ist das stärkere Element des Romans. Die junge Clara lebt im Berlin der 1920er Jahre und betreibt einen Hundesalon. Als sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei erlaubt, geheime Treffen in ihrem Hinterzimmer abzuhalten, überschreitet sie unwissentlich eine Grenze und besiegelt damit ihr eigenes Schicksal und das ihrer Familie.

Die Zeit der Weimarer Republik, der zunehmende Extremismus und das fragile gesellschaftliche Gefüge sind atmosphärisch dicht beschrieben. Hier beweist Katharina Fuchs, dass sie ihr Handwerk beherrscht.

Allerdings wird diese erzählerische Stärke durch die Gegenwartsebene ausgebremst. Statt einer klaren Verbindung zur Vergangenheit verliert sich die Geschichte in einer Masse an gesellschaftspolitischen Themen. Veganismus, Klimakrise, Hass und Hetze im Internet, Mobbing, Demos gegen Rechts, Social Media als Berufsfeld, Eisbaden als Trendsport – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Es wirkt, als hätte die Autorin ein Abziehbild aktueller Debatten erstellt, um dem Roman Modernität zu verleihen. Doch anstatt sich authentisch in die Handlung einzufügen, stehen diese Themen wie Fremdkörper im Text.

Das größte Problem ist dabei nicht einmal die Anzahl der angeschnittenen Themen, sondern ihre Oberflächlichkeit. Nichts davon wird wirklich vertieft oder kritisch beleuchtet – es bleibt bei Schlagworten, die fast schon belehrend auf den Leser wirken. Das eigentliche Familiengeheimnis, das den Roman tragen sollte, gerät dabei völlig in den Hintergrund.

Hinzu kommt ein weiteres Manko: die Figuren. Während Clara in der Vergangenheitsebene glaubwürdig und vielschichtig gezeichnet ist, wirken die Figuren der Gegenwart oft hölzern. Sie sprechen nicht wie echte Menschen, sondern wie Sprachrohre für gesellschaftliche Diskurse. Besonders irritierend ist, dass Lenas Großmutter Elisabeth die Geschichte von Clara in solch exakten Details erzählt, obwohl sie damals noch nicht einmal geboren war. Diese Konstruiertheit zieht sich durch den gesamten Roman.

Zudem leidet die Geschichte unter einem zähen Erzähltempo. Die Fülle an Themen nimmt ihr die Spannung und sorgt dafür, dass sie streckenweise träge wirkt. Gerade im Mittelteil passiert zu wenig, um die Aufmerksamkeit des Lesers durchgehend zu fesseln. Und wenn schließlich Antworten auf offene Fragen geliefert werden, ist es zu spät, um das Ruder noch herumzureißen.



Fazit:
"Vor hundert Sommern" hätte ein packender und berührender Familienroman sein können, doch die überladene Gegenwartsebene erstickt sein Potenzial.

Statt einer tiefgründigen Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart erfolgt lediglich eine Aneinanderreihung aktueller Themen, die konstruiert und oberflächlich wirken.

Während die historische Erzählung überzeugt, verliert sich der Roman zunehmend in Belanglosigkeiten und langweilt den Leser.

Bewertung vom 09.03.2025
Der Glashund
Conrad, Iris

Der Glashund


gut

Berlin 1942: Die jüdische Kunststudentin Henriette steht vor dem unausweichlichen Schicksal, das ihre Familie bereits ereilt hat – die Deportation in den Osten. Doch im letzten Moment gelingt ihr die Flucht in den Untergrund. Als „Flitzerin“ schlägt sie sich durch ein Berlin, das ihr keine Zuflucht gewähren will, stets in Gefahr, verraten und entdeckt zu werden. An ihrer Seite Benjamin, ein Kommilitone, mit dem sie eine unerwartete Freundschaft und schließlich mehr verbindet. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie ein: Rolf Reinhardt, einst ein Verehrer, nun ein Gestapo-Mann, hat seine ganz eigenen Gründe, Henriette aufzuspüren.

Iris Conrad erzählt mit Der Glashund eine auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über den Überlebenskampf jüdischer Menschen im Berliner Untergrund während des Nationalsozialismus. Die historische Fundierung des Romans ist spürbar, die akribische Recherche zeigt sich in den vielen Details über Fluchthilfe, Verrat und die ständige Angst der Verfolgten. Doch gerade diese Fülle an historischen Fakten gerät manchmal zum Stolperstein der Erzählung.

Ein lehrreicher, aber streckenweise zäher Roman

Die erste Hälfte des Buches nimmt sich viel Zeit, die Vorgeschichte der Figuren zu entwickeln. Henriettes mutiges, aber riskantes Spiel mit Rolf Reinhardt, das ihn letztlich gegen sie aufbringt, wird ausführlich geschildert. Die eigentliche Flucht beginnt jedoch erst spät, wodurch der eigentliche Kern der Geschichte – das Leben im Untergrund – in der zweiten Hälfte zu kurz kommt. Besonders die Jahre 1944 und 1945, die wohl die dramatischste Phase für Untergetauchte darstellten, werden nur knapp behandelt.

Auch emotional bleibt der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurück. Trotz der erschütternden Thematik gelingt es Conrad nicht immer, die existenzielle Bedrohung spürbar zu machen. Die Figuren bleiben auf Distanz, das Mitfiebern fällt schwer. Zudem wirkt die Handlung stellenweise konstruiert – zu viele glückliche Fügungen, zu viele zufällige Begegnungen nehmen der Geschichte an manchen Stellen die Glaubwürdigkeit.

Fazit:

Der Glashund ist ein sorgfältig recherchierter Roman über ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte. Er vermittelt viel Wissen über das Leben jüdischer Menschen im Untergrund und die komplexen Netzwerke aus Helfern und Verrätern. Doch während die Fakten überzeugen, fehlt es der Geschichte an emotionaler Tiefe und erzählerischer Spannung. Wer sich für die historische Thematik interessiert und einen faktenreichen, aber eher nüchternen Roman erwartet, wird hier fündig. Wer eine packende, fesselnde Erzählweise sucht, könnte enttäuscht sein.