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Hartmut Zimmer
Wohnort: 
Alzenau

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Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2012
Klavierschule für Erwachsene
Palmer, Willard A.; Manus, Morton; Lethco, Mamanda V.

Klavierschule für Erwachsene


ausgezeichnet

Die Einführung in die Spieltechnik sowie in die erforderlichen theoretischen Grundlagen erfolgt in leicht verständlichen, übersichtlichen Schritten. Ideal für Einsteiger und Wiedereinsteiger.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2011
Über die Freiheit
Mill, John Stuart

Über die Freiheit


ausgezeichnet

Pflichtlektüre zur Systemanalyse: individuelle Freiheit als Motor von Erkenntnis und Fortschritt

1859 erschien der Essay „On Liberty“ des englischen Philosophen John Stuart Mill (1806-1873).

Mill wurde philosophisch geprägt sowohl durch seinen Vater, den schottischen Utilitaristen James Mill, wie auch durch seine Frau Harriet Taylor. Mill verstand den gemeinsam mit Harriet Taylor erstellten Essay sogar wesentlich als deren Vermächtnis. Dagegen erinnern die nicht immer zweifelsfrei anmutenden Erscheinungsformen des heutigen politischen Liberalismus (etwa in Deutschland) nur noch schemenhaft an die Erkenntnisse und Überzeugungen Mills.

Mill plädiert für Gedanken- und Meinungsfreiheit sowie für Minderheitenschutz. Er fürchtet die Tyrannei der Mehrheit, die Diktatur der Masse.

Individualität ist für ihn gleichbedeutend mit Entwicklung. Nach seiner Beobachtung aber, so Mill, gehe seinerzeit alle Individualität in der Masse unter.

Die freie Entwicklung der Individualität gehöre jedoch zu den Hauptbedingungen der Wahrheit. Alles, was Individualität ausrotten wolle, sei Despotismus. Nicht der heftige Konflikt, sondern die stille Unterdrückung sei dabei das empfindlichste Übel.

(Wie oft aber wird die von Mill angesprochene Individualität -möglicherweise vor allem in größeren Organisationen und unter dem Primat vermeintlich unumgänglicher Prozesssteuerung- bis zur Unkenntlichkeit beschnitten und geradezu glaubensartig bekämpft? Passen die Einsichten Mills -und vor ihm diejenigen Tocquevilles-, die sich vor allem auf Staaten und nationale Gesamtgesellschaften bezogen, womöglich nicht auch in aufrüttelnder, in erschreckender Weise auf zentralistisch, fast schon absolut geführte nichtstaatliche Organisationen unserer Tage?)

Die menschliche Natur sei eben keine Maschine, sagt Mill (Zumindest Teile der heutigen (Arbeits-) „Kultur“ scheinen sich aber um eine solche Transformation -unter der Fahne ökonomischer Effizienz und Notwendigkeit- nachhaltig zu bemühen).

Die Vollkommenheit der Maschinerie sei jedenfalls am Ende nichts wert, weil ihr die lebendige Kraft fehle, die man verbannt habe, damit die Maschine besser arbeite (Heutigen Prozesssteuerungs-Protagonisten müsste es bei der Lektüre wie Donnerhall in den Ohren klingeln).

In England, so sagt Mill mit Blick auf seine Zeit, würden andere Menschen benötigt, um den Verfall zu verhindern. (Vom großen britischen Empire ist seit Mills Zeiten tatsächlich nicht viel übriggeblieben.)

Pflichtlektüre zur Systemanalyse.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2011
Faust
Goethe, Johann Wolfgang von

Faust


ausgezeichnet

Gut ausgestattete, vor allem sehr gut und ausführlich kommentierte Faust-/ Urfaust-Ausgabe

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2011
Das Leben im Mittelalter
Fossier, Robert

Das Leben im Mittelalter


sehr gut

Das Leben der großen Bevölkerungsmehrheit im Mittelalter: Eine Kulturgeschichte

Zentraler Untersuchungsgegenstand ist das „Leben der kleinen Leute“ im Mittelalter: Fossier unternimmt den Versuch einer umfassenden Darstellung der individuellen Lebensumstände im mittelalterlichen Europa unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Umfelder sowie von Religion und Natur.

Überflüssig erscheinen allerdings die häufigen Hinweise auf die Grenzen der Untersuchung oder auf das, was gar nicht zu untersuchen sei. Die große zeitliche, geographische und inhaltliche Spannbreite bewirkt zudem, dass der Autor teilweise zu bloßen Aufzählungen genötigt wird, ohne in jedem Einzelfall ausreichende Differenzierungen und präzise Analysen vornehmen zu können. Viele Fragestellungen werden daher nur angerissen und nicht abschließend erörtert.

Das Buch enthält einige interessante Verbindungslinien zu unserer neuzeitlichen Kultur und Geisteshaltung. Um die ungebildete Masse zu unterwerfen, habe man sie dazu bringen müssen, sich bestimmten (insbesondere religiösen) Riten zu unterwerfen. Das Recht habe zu allen Jahrhunderten die Aufgabe gehabt, die jeweils herrschende Ordnung zu stützen, nämlich die Ordnung der Mächtigen und Reichen.

Insoweit ist dem Autor vielleicht ein Stück allgemeiner, über das Mittelalter hinausgehender Kulturgeschichte gelungen.

Bewertung vom 17.12.2011
Das Leben im Mittelalter
Fossier, Robert

Das Leben im Mittelalter


sehr gut

Das Leben der großen Bevölkerungsmehrheit im Mittelalter: Eine Kulturgeschichte

Zentraler Untersuchungsgegenstand ist das „Leben der kleinen Leute“ im Mittelalter: Fossier unternimmt den Versuch einer umfassenden Darstellung der individuellen Lebensumstände im mittelalterlichen Europa unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Umfelder sowie von Religion und Natur.

Überflüssig erscheinen allerdings die häufigen Hinweise auf die Grenzen der Untersuchung oder auf das, was gar nicht zu untersuchen sei. Die große zeitliche, geographische und inhaltliche Spannbreite bewirkt zudem, dass der Autor teilweise zu bloßen Aufzählungen genötigt wird, ohne in jedem Einzelfall ausreichende Differenzierungen und präzise Analysen vornehmen zu können. Viele Fragestellungen werden daher nur angerissen und nicht abschließend erörtert.

Das Buch enthält einige interessante Verbindungslinien zu unserer neuzeitlichen Kultur und Geisteshaltung. Um die ungebildete Masse zu unterwerfen, habe man sie dazu bringen müssen, sich bestimmten (insbesondere religiösen) Riten zu unterwerfen. Das Recht habe zu allen Jahrhunderten die Aufgabe gehabt, die jeweils herrschende Ordnung zu stützen, nämlich die Ordnung der Mächtigen und Reichen.

Insoweit ist dem Autor vielleicht ein Stück allgemeiner, über das Mittelalter hinausgehender Kulturgeschichte gelungen.

Bewertung vom 05.11.2011
Der Spinoza-Effekt
Damasio, Antonio R.

Der Spinoza-Effekt


ausgezeichnet

Gefühle - ihre Substanz und Wirkung - die Erkenntnisse eines philosophischen Neurobiologen

Antonio Damasio beschreibt aus neurobiologischer Sicht, was Gefühle sind und was sie bewirken. Das Verständnis der Gefühle ist für ihn die Voraussetzung für den Entwurf eines Menschenbildes.
Damasio versteht sich zuerst als Naturwissenschaftler, dann als Biologe, dann erst als Neurobiologe. Und er sieht sich ganz bewusst an der „Schnittstelle zwischen Neurobiologie und ethischem Verhalten.“ Im Ergebnis bewegt er sich zwischen Neurobiologie, Psychologie und Philosophie.

Zunächst untersucht Damasio die Begriffe von Emotion und Gefühl bis in neurobiologisch-medizinische Details hinein und befasst sich anschließend intensiv sowohl mit der Philosophie und der persönlichen Historie Spinozas als auch mit der sephardisch-jüdischen Geschichte, vor deren Hintergrund Spinoza zu interpretieren ist.

Mit starkem Understatement behauptet Damasio, er sei kein Philosoph, sondern schlichter Biologe. Aber dann beweist er seine große Kenntnis nicht nur Spinozas, sondern grenzt ihn vor allem gegen Descartes ab und zeigt Bezüge zu Aristoteles, Kant, Hegel, Freud und Einstein auf.

Für Damasio ist Spinoza ein Vorreiter naturwissenschaftlichen Denkens, eine Art Vorzeigephilosoph, fast eine Art Schutzpatron des Naturwissenschaftlers.
Im Gegensatz zu Descartes gehe Spinoza davon aus, dass Geist und Körper parallele Merkmale ein- und derselben Substanz seien. Schon Spinoza habe das Wesen von Emotionen und Gefühlen und die Beziehung zwischen Geist und Körper untersucht. Spinoza sei ein Vorläufer des modernen biologischen Denkens.

Basierend auf der Differenzierung zwischen Emotionen (Zuordnung zum Körper) und Gefühlen (Zuordnung zum Geist) lautet die Kernthese Damasios, dass Emotionen den Gefühlen vorauslaufen. In Abweichung von Descartes‘ Aussage: Je pense, donc je sois, setzt Damasios Gedankenkette früher an, nämlich bei den Gefühlen, die vor den Gedanken stehen: Je sens, donc je pense, donc je sois.

Hochentwickelte Gesellschaften, sagt Damasio, würden einen schamlosen Kult mit Gefühlen betreiben und sie mit viel Aufwand manipulieren. Politik orientiere sich an einem unzulänglichen Menschenbild, das neue wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriere – mit der Folge von Korruption und selbstsüchtigem Verhalten.

Hinsichtlich der Unterscheidung zwischen Gut und Böse führt Damasio aus, dass dasjenige Gut sei, was dauerhaft und zuverlässig Freude hervorrufe. Eine gute Handlung sei eine solche, die in diesem Sinne Gutes hervorrufe und anderen Individuen keinen Schaden zufüge. (Damit genügt nicht nur die real existierende Ökonomie jedenfalls der zweiten Forderung an gute Handlungen, nämlich anderen Individuen keinen Schaden zuzufügen, häufig, vielleicht sogar in ihrer Mehrzahl nicht: Der dem Glauben an unendliches Wachstum verhafteten Gesellschaft der Konsumenten wird durch Werbung und Propaganda häufig ein Nutzen nur vorgegaukelt. Wenn dies so ist, haben wir es nach Damasio mit einer von schlechten Handlungen geprägten, kurzum, mit einer „schlechten“, eigentlich „bösen“ Gesellschaft- und Wirtschaftsordnung zu tun.)

Die Freiheit liege, so meint Damasio folgerichtig, in der Verringerung objektbezogener emotionaler Bedürfnisse, die uns versklavten.

Wenn der Autor Spinoza und einer naturwissenschaftliIndem Damasio zum Schluss eines Werkes üchen Weltsicht folgt, so kann nicht übersehen werden, dass Damasio damit eben auch seiner eigenen (Ersatz-) Religion folgt, die ebenso beschränkt und angreifbar ist wie alle anderen. Denn auch die Naturwissenschaft wird niemals zu einer endgültigen Welterklärung gelangen: Hinter jeder von ihr beantworteten Frage tauchen gleich mehrere weitere auf, hinter jedem von ihr vermeintlich gelösten Rätsel erscheinen sogleich mehrere neue. Auch die naturwissenschaftlich geprägte Philosophie des Antonio Damasio produziert keine abschließenden und unantastbaren Sicherheiten und Wahrheiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2011
Anleitung zum Unglücklichsein
Watzlawick, Paul

Anleitung zum Unglücklichsein


ausgezeichnet

Die Suche nach dem Glück: Unterhaltsame Lektüre mit Tiefgang

Das "Büchlein" Watzlawicks ist nicht nur leicht, sondern aufgrund seines geringen Umfangs auch schnell zu lesen und von daher sogar als Gutenachtlektüre geeignet. (Der stets zu Späßen aufgelegte Watzlawick verziehe mir sicherlich diese Ironie.)

Unterhaltsam und bildhaft geschrieben, mit einer Ironie, die zuweilen auch erst kurz vor der Grenze des Erträglichen endet, entwickelt die "Anleitung zum Unglücklichsein" doch ihre tiefsinnigen Wendungen: Die Lage sei hoffnungslos, aber nicht ernst. Nach Alan Watts sei das Leben ein Spiel.Spielregel 1: Das ist kein Spiel, es ist todernst.

Die Grundeinstellung des Autors, seine Philosophie lässt sich leicht aus den von ihm hergestellten gedanklichen Bezügen ableiten: Mit Zitaten Dostojewskis beginnt und endet das Buch, und dazwischen bezieht sich Watzlawick auf Ovid, Nietzsche, Sartre oder Karl Popper.

Watzlawick beschreibt unter anderem die "Sei spontan"-Paradoxie: Wie könne jemand noch spontan sein, nachdem er zur Spontaneität aufgefordert worden sei? Zwang und Spontaneität schlössen sich notwendigerweise aus.

Es gebe verschiedene Spielarten dieser Paradoxie, wie sie sich etwa äußere -im hoffentlich gut gemeinten- Wunsch "Sei glücklich!" oder in der Aufforderung "Deine Pflicht muss dir Spaß machen!". Wer nach dem Anspruch der Absender solcher Botschaften nicht "spontan" oder "glücklich" sei, habe das Gefühl, "schlecht" zu sein und entwickele dann -wohl leider nicht immer unbeabsichtigt- Schuldgefühle.

Bewertung vom 30.07.2011
Anleitung zum Unglücklichsein
Watzlawick, Paul

Anleitung zum Unglücklichsein


sehr gut

Die Suche nach dem Glück: Unterhaltsame Lektüre mit Tiefgang

Das "Büchlein" Watzlawicks ist nicht nur leicht, sondern aufgrund seines geringen Umfangs auch schnell zu lesen und von daher sogar als Gutenachtlektüre geeignet. (Der stets zu Späßen aufgelegte Watzlawick verziehe mir sicherlich diese Ironie.)

Unterhaltsam und bildhaft geschrieben, mit einer Ironie, die zuweilen auch erst kurz vor der Grenze des Erträglichen endet, entwickelt die "Anleitung zum Unglücklichsein" doch ihre tiefsinnigen Wendungen: Die Lage sei hoffnungslos, aber nicht ernst. Nach Alan Watts sei das Leben ein Spiel.Spielregel 1: Das ist kein Spiel, es ist todernst.

Die Grundeinstellung des Autors, seine Philosophie lässt sich leicht aus den von ihm hergestellten gedanklichen Bezügen ableiten: Mit Zitaten Dostojewskis beginnt und endet das Buch, und dazwischen bezieht sich Watzlawick auf Ovid, Nietzsche, Sartre oder Karl Popper.

Watzlawick beschreibt unter anderem die "Sei spontan"-Paradoxie: Wie könne jemand noch spontan sein, nachdem er zur Spontaneität aufgefordert worden sei? Zwang und Spontaneität schlössen sich notwendigerweise aus.

Es gebe verschiedene Spielarten dieser Paradoxie, wie sie sich etwa äußere -im hoffentlich gut gemeinten- Wunsch "Sei glücklich!" oder in der Aufforderung "Deine Pflicht muss dir Spaß machen!". Wer nach dem Anspruch der Absender solcher Botschaften nicht "spontan" oder "glücklich" sei, habe das Gefühl, "schlecht" zu sein und entwickele dann -wohl leider nicht immer unbeabsichtigt- Schuldgefühle.

Erinnert werden kann auch an das gerade in Großunternehmen häufig proklamierte: "Sei authentisch!". Wie bloß in Gottes Namen kann "Authentizität" unter dem Schwert des Zwangs gedeihen? Frei nach dem Motto: "Sei wahrhaft glücklich in der Umsetzung der erhaltenen Befehle!"

Zu hoffen bleibt nur, dass Befehlsempfänger niemals auf etwaige Ratlosigkeiten, Stümperhaftigkeiten oder gar kriminelle Energien zumal oberster Befehlsgeber stoßen. In Deutschland zumindest aber sind wir ja gottlob ganz frei von solchen Abwegen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2011
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Watzlawick, Paul

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?


ausgezeichnet

Alles ist wahr, auch das Gegenteil

Der österreichische Psychologe, Philosoph und Kommunikationsforscher Paul Watzlawick (1921-2007) stellt die These auf, dass dasjenige wahr sei, was für wahr gehalten werde. Es könne keine absolute Wahrheit geben, weil schon die Wahrnehmung der Wirklichkeit nicht absolut sei.

Statt einer absoluten Wirklichkeit existierten nur zum Teil völlig widersprüchliche Wirklichkeitsauffassungen. Wirklichkeit sei das Produkt aus Zufall und Notwendigkeit.

Allerdings unterscheidet Watzlawick zwischen einer „ersten“ und „zweiten“ Wirklichkeit: Bezüglich wissenschaftlich falsifizierbarer/ verifizierbarer Aussagen könne eine objektive Verständigung erfolgen (“erste Wirklichkeit“).

Gehe es dagegen um Werte und Bedeutungen („zweite Wirklichkeit“), sei ein Streit darüber absurd, was „wirklich“ wirklich sei. Watzlawick weist auf die Gefahren (nicht nur in Form psychischer Gewalt) hin, die von „messianischen Berufungen“ ausgingen: Es gebe kaum eine mörderischere und despotischere Idee als den Wahn einer „wirklichen“ Wirklichkeit.

Die Stärke des Werks basiert nicht zuletzt auf seiner induktiven Vorgehensweise, verbunden mit einer unterhaltsamen, bildhaften und beispielgestützten Darstellungsform, wenngleich Watzlawick den Text immer wieder zu kompakten Thesen verdichtet. Lesenswert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.