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sahra

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2024
Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Kein gewöhnlicher Thriller
„Mit kaltem Kalkül“ ist Band 2 der Thriller-Reihe um Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao. Am Rande wird auf Band 1 verwiesen, aber der Thriller spielt 8 Monate später und ist in sich abgeschlossen. Der Roman ist in viele sehr kurze Kapitel aufgeteilt, was mir sehr gut gefällt, weil hier eine beinahe filmische Szenenschnitttechnik angewendet wird, die eine besondere Dynamik schafft und den Leser in den Bann zieht. In der einen Minute begleitet man Rechtsmedizinerin Sabine Yao in den Obduktionssaal, wenige Minuten drauf liegt der Fokus auf dem Ex-Geheimdienstler Khalaf, der in einer heruntergekommenen Berliner Siedlung nach einem vermissten Achtjährigen sucht. Die Handlung beginnt mit vielen einzelnen Strängen, deren Verknüpfungen sich nach und nach ergeben. Hierbei ist es ebenso spannend, den pathologischen Ausführungen zu folgen, die Puzzlestück um Puzzlestück zu den Ermittlungen beitragen, wie den Überlegungen und Strategien des Ex-Geheimdienstlers Khalaf. Dabei ist der Thriller fordernd. Die Kindesentführung und der Umgang des Entführers mit dem Jungen ist teilweise nur schwer aushaltbar. Zudem beschreibt der Autor Michael Tsokos, selbst Professor für Rechtsmedizin, die Maßnahmen, die an den teils sehr entstellten Leichen in der Rechtsmedizin vorgenommen werden, sehr plastisch und mit allen Sinnen. Die gewonnenen Erkenntnisse erläutert die Rechtsmedizinerin der jungen Praktikantin, Kommissaranwärterin Kira Kaplan – diese Passagen fand ich als Medizinunkundige besonders interessant. Zu den Charakteren: Es ist spannend, den Figuren beim Agieren zu folgen. Neben der Rechtsmedizinerin Sabine Yao ist dies die temperamentvolle BKA-Ermittlerin Monica Monti und der Jordanier Khalaf. Daneben tauchen aber noch zahlreiche weitere Zeugen und Ermittelnde auf, die ebenso im Gedächtnis bleiben. Die Figuren sind alle mehrdimensional und verfügen auch über private Momente. Das verschafft einem eine Atempause, das sorgt für Normalität abseits der Abgründe der Kriminalität. Ungewöhnlich auch das Cover: Der Prägedruck schafft eine besondere Haptik und im Inneren des Einbands erwartet die Lesenden ein in Teilen coloriertes Bild des Autors am Seziertisch.

Bewertung vom 24.08.2024
The House Trap
Read, Emma

The House Trap


sehr gut

Spannend und gruselig
Emma Read hat mit The House Trap ein spannendes und bisweilen gruseliges Jugendabenteuer verfasst. In dem Buch gelangen Deliah, Claude und Sam auf der Suche nach Claudes kleiner Schwester Amity in ein verlassenes Haus. Sie finden Amity, doch dann stellen sie fest, dass sie im Haus eingesperrt wurden und nur freikommen, wenn sie sich auf die Escape-Rätsel des unsichtbaren Gastgebers einlassen. Das Cover mit dem mysteriösen Haus im Mittelpunkt und dem verwahrlosten Garten weist treffend darauf hin, dass das Buch Geheimnisvolles, Rätselhaftes und auch Gruseliges beinhaltet. Schon auf den ersten Seiten wird zudem klar, dass sich Minderjährige nicht in dem Wald, in dem sich das Haus befindet, aufhalten sollten, da dort schon häufiger Kinder verschwunden sind. Diese Kinder meint aber Amity in dem geheimnisvollen Haus zu erspüren. Sind es deren Geister? Die Autorin meistert die Herausforderung recht gut, einerseits eine spannende Freundschaftsgeschichte zu entwickeln, andererseits aber auch die jugendliche Leserschaft für die Rätsel zu begeistern, die in dem Haus gelöst werden müssen. Da hierfür teilweise Bezüge zu früheren Stellen im Buch hergestellt werden müssen und viele Beschreibungen der Situation und der Räume vonnöten sind, ist der Roman wohl eher etwas für erfahrenere Leserinnen und Leser. Schön ist die persönliche Entwicklung von Deliah, Claude, Sam und Amity angesichts der Herausforderung und ihre unterschiedlichen Umgangsweisen mit kritischen Situationen.

Bewertung vom 02.06.2024
Weißglut
Quast, Tobias

Weißglut


gut

Knapp 500 Seiten stark ist der Roman, den Tobias Quast mit „Weißblut“ vorlegt. Das Cover vermochte die Lust auf finnische Wälder und Seen zu wecken und auch der Einstieg gelang hervorragend. Da wird die Münchnerin Sarah vorgestellt, eine Frau mittleren Alters, egozentrisch und selbstbewusst, die vor ihren Eheproblemen an einen finnischen See flieht. Da ist auch der junge Student Onni, ein Eigenbrötler und Autist, der sich in Helsinki seiner Doktorarbeit widmet. Und da ist der Mörder, der während eines Saunagangs bei einem einsam gelegenen Mökki – einem Wochenendhaus am See - einen Widersacher um die Ecke bringt. Aus diesen drei Erzählperspektiven wird der Roman erzählt, was unheimlich belebend wirkt. Je mehr sich jedoch die drei Erzählstränge kreuzen, desto langatmiger wird der Roman. Denn der Lesende erfährt alles aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln und hat somit einen deutlichen Wissensvorsprung im Vergleich zu den Protagonisten. Hinzu kommen noch an den Haaren herbeigezogene Missverständnisse – vor allem in den Begegnungen des ermittelnden Kommissars und der Zeugin Sarah – an denen beharrlich festgehalten wird. Echte Ermittlungsarbeit findet leider nicht statt. Mein Fazit: Gute Noten für die Charaktere und den Einblick in finnische Lebensweisen, aber leider nicht für die Entwicklung des Krimis.

Bewertung vom 07.04.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


sehr gut

Familiendrama und Thriller
Liz Webb hat sich ein ungewöhnliches Motiv für ihr gelungenes Thrillerdebüt – Das Waldhaus – ausgesucht. Im Mittelpunkt steht die 37-jährige Hannah, die in ihrem Elternhaus, dem Waldhaus, ihren demenzkranken Vater pflegt. Das Verhältnis zum Vater ist distanziert, die zunehmende Pflegebedürftigkeit erschwert den Umgang miteinander noch zusätzlich. Während eines Krankenhausaufenthalts spricht er sie plötzlich mit dem Namen ihrer Mutter an und bittet um Verzeihung. Hannah beschließt, herauszufinden, wofür sich ihr Vater entschuldigt, denn ihre Mutter war Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen im nahegelegenen Wald verstorben. Immer häufiger gibt sie sich vor dem dementen Mann als ihre Mutter aus und versucht herauszufinden, welche Rolle ihr Vater beim Tod der Mutter gespielt hat.
Der Roman war sehr spannend und beleuchtete den Umgang mit einem dementen Menschen sehr authentisch. Hannah allerdings ist keine Sympathieträgerin, wodurch ich mich manchmal schwertat, ihren Entscheidungen und Handlungsweisen gerne zu folgen. Sie war immer wieder auf selbstzerstörerischen Tripps unterwegs, die wohl ihrer inneren Zerrüttung Ausdruck verleihen sollten. Auch wies der Roman teilweise Längen auf, da Hannah für meinen Geschmack zu viel über viele Seiten hinweg recherchierte und Leute befragte. Die Frage, wie viel Betrug moralisch vertretbar ist, um einem Demenzkranken Informationen aus der Familiengeschichte zu entlocken, beschäftigte mich während des Lesens aber immer wieder. Der Untertitel, Jede Lüge führt dich näher an die Wahrheit, beschreibt dieses Dilemma ganz treffend. Ein spannender, ungewöhnlicher Thriller, wobei ich mehr Interesse an der Familiengeschichte gehabt hätte, wenn mir die Protagonistin sympathischer gewesen wäre.

Bewertung vom 07.04.2024
Rettung für den Wolf / Rudi und das Gruselrudel Bd.1
Westmoreland, Paul

Rettung für den Wolf / Rudi und das Gruselrudel Bd.1


sehr gut

Auch junge Werwölfe dürfen Gefühle zeigen
Schon das peppige Cover mit dem comichaft gezeichneten Skateboard-Jungen und dem jaulenden Wolf im Hintergrund ist sehr ansprechend. Bei der Vorstellung der Charaktere Rudi Werwolf, der Mumie Femi und dem Geist Elli musste ich schmunzeln. Leider verabschieden sich nach einem turbulenten, witzigen Start auf der Halfpipe Femi und Elli und sie tauchen im späteren Verlauf nicht mehr auf. Die Dialoge zwischen den drei Freunden hätte für mehr Leben gesorgt. Was dann aber folgt, ist die rührend-schöne Geschichte des jungen Rudi, der seine Eltern überzeugen will, einen kleinen Findelwolf behalten zu dürfen. Da diese das nicht erlauben, beschließt er, das Rudel des jungen Wolfs zu finden. Dabei werden viele schöne Aspekte eines jungen Lebens und eines sozialen Miteinanders angesprochen. Ohne moralischen Zeigefinder werden Themen wie Verantwortungsbewusstsein, Zusammenhalt, Familienleben und die Bedürfnisse junger Wesen, gleich welcher Ethnie, behandelt. Dies gelingt dem Autor Paul Westmoreland und dem Illustrator George Ermos sehr gut, so dass eine spannende und liebevolle Geschichte entsteht. Schriftgröße, Wortwahl und Satzlänge sind so gewählt, dass Leseanfänger alles gut bewältigen können. Knallige Illustrationen auf sämtlichen Seiten sorgen dafür, dass der Text pro Seite nicht zu viel wird. Ein schöner erster Band, dem wohl weitere folgen werden.

Bewertung vom 10.03.2024
Kleopatra und der Biss der Kobra / Die Zeitdetektive Bd.1
Lenk, Fabian

Kleopatra und der Biss der Kobra / Die Zeitdetektive Bd.1


gut

Fabian Lenk hat schon viele Zeitdetektive-Geschichten geschrieben. Dieser Band ist eine Neuauflage, wenngleich das Cover und die Illustrationen im Buchinneren nach wie vor etwas altbacken wirken. Lenk gelingt es auf eine gute, kindgerechte Art und Weise, junge Lesende auf eine Zeitreise in die Geschichte und in Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten einzuladen. In diesem Buch reisen die drei Protagonisten Kim, Leon, Julian und ihre Katze Kija ins Alte Ägypten, um herauszufinden, wie die berühmte Kleopatra wirklich gestorben ist. Das Buch ist wirklich spannend. Anfangs hatte ich Bedenken, ob eine Mordgeschichte ein geeignetes Thema für die empfohlene Zielgruppe ab 9 Jahren ist, aber der Tod Kleopatras wird recht neutral geschildert. Die Lebensweise im Alten Äqypten wird kindgerecht beschrieben, am Ende des Buchs gibt ein Sachteil sowie ein Glossar weitere Auskünfte. Schade ist aber, dass die drei Kinder (und die Katze) keine unterschiedlichen Charaktereigenschaften aufweisen. Mal hat der eine die rettende Idee, mal der andere. Auch gehen sie recht nüchtern und wenig emotional mit Gefahrensituationen oder dem Tod Kleopatras um. Hier stehen ganz klar Abläufe und die Handlung im Vordergrund und nicht so sehr das Innenleben der Protagonisten.

Bewertung vom 22.02.2024
What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1
Flint, Alexandra

What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1


gut

Die Rezension befasst sich mit dem Hörbuch, Band 1 der Trilogie. Das Cover mit seinen silbrigen Pastelltönen und dem englischen Titel verrät schon, dass Romantik eine gewisse Rolle spielen wird. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Harlow. Sie ist eine begabte Hackerin und gerade mit dem Gesetz in Konflikt geraten, als ihr ein Stipendium am renommierten Lakestone Campus in Seattle angeboten wird. Die Idee, an dieser Uni junge Menschen mit Inselbegabungen in ihrer Paradedisziplin zu fördern, dabei aber auch ein breites Grundstudium anzubieten, gefiel mir und motivierte mich zum Weiterhören. Auch die Vorstellung der beiden Hauptprotagonisten im Klappentext – hier die junge Hackerin, da der stumme Student Zack – klang für mich nach Figuren mit Ecken und Kanten. Doch leider weit gefehlt. Alle Figuren waren mir zu glatt gezeichnet, alle sind gutaussehend, uneitel, bescheiden im Hinblick auf ihre Spezialdisziplin, eloquent und empathisch im Umgang mit anderen und kameradschaftlich. Harlow und ihr Kommilitone Zack (sie blond und blauäugig, er braunhaarig, männlich und mit goldbraunen Augen ausgestattet) kommen sich näher. Zack kann aufgrund eines Gendefekts nicht sprechen. Beide haben zudem eine problematische Vergangenheit, über die sie nicht sprechen wollen, gleichzeitig aber Angst haben, Heimlichkeiten vor dem anderen zu haben. Die melodramatischen, sich wiederholenden inneren Zwiegespräche, die Zack und Harlow führen, berühren mich leider wenig. Ich weiß aber, dass viele junge Erwachsene die innere Zerrissenheit in den Romance-Büchern schätzen, ebenso wie die sehr metaphorische Ausdrucksweise. Was das Hörbuch nach der Hörprobe für mich interessant gemacht hat, war die Frage, inwieweit ihre Hackervergangenheit Harlow einholen wird und mit welcher Absicht die Uni die junge Frau aus dem Polizeigewahrsam an den Campus holen konnte. Aber auch hier blieb das Hörbuch wenig einfallsreich. Dennoch glaube ich, dass das Buch junge Heranwachsende mit Hang zur Romance-Literatur abholen und zu unterhalten vermag. Interessant ist, dass das Hörbuch abwechselnd aus der Sicht von Harlow und Zack erzählt. Die Sprecherin Lydia Herms betont mir dabei gleichbleibend übertrieben emotional, während Julian Tennstedt seine Stimme sehr charmant und abwechslungsreich modulierend einsetzt.

Bewertung vom 18.02.2024
Climate Action
Linker, Christian

Climate Action


gut

Ein Roman – viele Entscheidungsmöglichkeiten
Klimawandel geht uns alle an. Das wird auch aus dem Titel des Buchs und dem Klappentext deutlich. Hier ist der Lesende die Hauptfigur und wird auf den ersten 140 Seiten auf in der Du-Form direkt angesprochen. Aufgrund des Auftretens und der Dialoge habe ich beim Du-Protagonisten aber deutlich eine männliche Figur vor Augen. Im Buch gerät man in den Besitz des Tagesbuchs einer Klimaaktivistin, die darin die Entwicklung ihrer Gruppe und einzelne Aktionen beschreibt. Das Dilemma vieler Heranwachsender, die auf den Klimawandel aufmerksam machen, wird darin deutlich: Wie weit darf man für die Sache, an die man glaubt, gehen? Was gilt als ziviler Ungehorsam, was ist eine Straftat? Inwieweit bestraft man Einzelne mit dem Protest stellvertretend für die Gesellschaft? Mir persönlich war dieser erste Teil ein wenig zu lang, allerdings mag die Vorgeschichte und das Eintauchen in die Geschichte für Jüngere wichtig sein. Ab der Hälfte des Buchs beginnt die Kontaktaufnahme mit der Tagebuchschreiberin und das Buch wird zum Entscheidungsroman. Dabei gibt es sehr kurze weiterführende Kapitel, aber auch solche, bei denen fünf oder mehr Wegkreuzungen Entscheidungen des Lesenden einfordern. Verschiedene Richtungen einzuschlagen ist durchaus spannend, mir geht es aber zu einseitig um das Thema, wie radikal eine Klimaprotestaktion sein darf. Andere Wege, mögliche Neuausrichtungen der Gruppe in Hinblick auf Ernährung, Energie, Mobilität etc., bleiben außen vor. Ich denke aber, dass das Buch für Heranwachsende eine geeignete Möglichkeit bietet, sich selbst einmal in eine solche Rolle hineinzuversetzen.

Bewertung vom 28.01.2024
Lila Leuchtfeuer - Geh nicht nach Nimmeruh!
Sila, Tijan;Schneider, Lena

Lila Leuchtfeuer - Geh nicht nach Nimmeruh!


ausgezeichnet

So fantasieanregend und neugierig machend wie das Cover des Buches, so ist auch der Einstieg ins Geschehen. Während manche Fantasy-Abenteuer die Lesenden anfangs überfordern, indem sie zunächst mit schwierigen Namen, Personenkonstellationen und komplexen Welten konfrontiert werden, sorgt das Autorenehepaar Tijan Sila und Lena Schneider für einen schönen, altersgemäßen Einstieg. Die junge Lila ist eine angehende Magichanikerin, die zur Selbstüberschätzung neigt und sich daher zutraut, die Werkstatt in Abwesenheit ihres Vaters weiterzuführen. Sie hat die Gabe, zu erspüren, was mit magischen Gegenständen nicht stimmt, muss aber in Sachen Handwerk noch einiges lernen. Das hindert sie nicht daran, für die furchterregende Hexe Smert einen Auftrag zu übernehmen. Das Flugfass der Hexe funktioniert nicht mehr richtig. Die Ursache ist schnell gefunden, doch die „Reparatur“ dauert – und die Zeit bis zur Rückkehr der Hexe wird knapp. Das Buch ist ganz wunderbar zu lesen. Die Jüngeren erfreuen sich an der spannenden Geschichte, der sympathischen Hauptfigur Lila und ihren Freunden. Für die Älteren sind die Wortspiele ein pures Vergnügen. Hierzu zählt beispielsweise die am Rande erzählte Evolutionsgeschichte, in der aus einem Samenkoren ein Baum seine Äste in die verschiedenen Galaxien ragen lässt und jede Frucht einen Planeten darstellt, u.a. den Erd-Apfel (den früher manche für eine Apfel-Scheibe gehalten haben) und die Plut-Orange. Das Buch eignet sich zum Selbstlesen für Kinder im Grundschulalter, macht aber auch zum Vorlesen oder als Klassenlektüre großen Spaß.

Bewertung vom 08.01.2024
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


sehr gut

Nach einer wahren Geschichte schildert Ivan Sciapeconi die Flucht des elfjährigen Natan und 40 anderen Kindern und Jugendlichen vor den Faschisten und Nationalsozialisten. Die Reise führt ihn von Berlin, wo er Mutter und jüngeren Bruder zurücklassen musste, über Slowenien, Italien nach Palästina. Die Geschichte ist herzerwärmend und herzzerreißend zugleich. Was in den Müttern und Vätern vorgegangen sein muss, die ihre Kinder in fremde Hände gegeben haben und wussten, dass sie sie vermutlich nie mehr wiedersehen würden, kann man bei der Lektüre erahnen. Auch dass Irrationale diese Zeit, die Anspannung der jungen Reisenden bei jeder Kontrolle, die Todesgefahr auf der einen Seite und kleine Episoden unbeschwerter Kindheitsmomente in sicheren Unterkünften werden sehr gut dargestellt. Die Erlebnisse des Ich-Erzählers, des elfjährigen Natan, sind mir persönlich jedoch zu sehr im nüchternen Berichtstil abgehalten. Beginnt der Roman noch mit vielen Einblicken in das Familienleben und vor allem des freundlichen Charakters von Natans Vater, dessen Verhaftung durch die Nazis mir Tränen in die Augen getrieben hat, entwickelt er sich zunehmend zu einem Tatsachen-Bericht, welcher mit kleineren Schilderungen dunklerer und hellerer Momente der Flucht für Emotionen sorgt. Was bleibt ist der große Respekt über die mutigen Menschen, die sich dem Unrecht des Nazi-Regimes entgegenstellten und ihr Leben für ihre jüdischen Mitmenschen aufs Spiel gesetzt haben.