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meany
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Seligenstadt

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Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2025
Thor, Annika

Eine Insel im Meer


ausgezeichnet

Das Ende der Welt

Kurz nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland gelingt es den Eltern von Steffi und Nelli, ihre Töchter aus Wien ins sichere Schweden zu schicken. Dort sind sie erst einmal geschützt vor Übergriffen, von denen man im Laufe der Lektüre erfährt, denn der Vater wurde sogar schon ins KZ gesteckt, und nun bemüht sich die Familie um ein Visum in die USA.

Trotzdem ist die Welt noch lange nicht in Ordnung für die beiden Mädchen, denn zu den offensichtlichen Problemen wie der fremden Sprache, dem ungewohnten Essen und dem Heimweh nach den Eltern kommt hinzu, dass es auch im Schweden der Dreißigerjahre fremdenfeindliche Tendenzen und Mobbing in der Schule gibt.

Während die jüngere Nelli sich relativ schnell in ihre freundliche Gastfamilie mit zwei Kindern eingewöhnt, leidet Steffi unter der Verbitterung ihrer Pflegemutter und deren christlichem Fundamentalismus, der ihr den Zugang zu dem andersgläubigen Kind erschwert.

Die preisgekrönte Kinderbuchautorin bereitet hier ein schwieriges Thema so kindgerecht wie möglich auf, und trotzdem blutet einem auch als Erwachsenem das Herz über all der Mühsal, die die Kinder bereits erlitten und die ihnen noch bevorstehen. Dabei verschont Annika Thor die junge Leserschaft auch nicht vor grausamen Episoden wie der Reichsprogromnacht und einem nächtlichen Übergriff der Gestapo inklusive Liquidierung des geliebten Hunds.

Kleine Lichtblicke erzeugen nur gelegentliche Begegnungen mit freundlichen Menschen wie Vera und der "Frau Doktor".

Dieser Kinderroman, 1996 im Original erschienen und in der deutschen Übersetzung 1998, wurde nun wieder neu aufgelegt, gerade rechtzeitig, um in der derzeitigen Debatte um die Immigration eine Stimme zu erheben. Sabine Wilharms ausdrucksvolle Illustrationen greifen die Stimmung der Geschichte adäquat auf und verdeutlichen deren Aussage noch.

Bewertung vom 26.09.2025
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Die Betäubung der Seele

Zwischen einer jungen Frau und zwei gleichaltrigen Männern entwickelt sich ein Dreiecksverhältnis, das sich bis zu deren Lebensende nie so ganz auflöst - und eine entsprechend lange Zeitspanne umfasst dieser Roman, den man durchaus als ein Epos von Ausmaßen der griechischen Tragödie ansehen kann.

Während sich Cece und Charlie unbeschwert und ohne Zweifel auf ihre Hochzeit vorbereiten, laboriert Garrett an einem durch extreme Schuldgefühle hervorgerufenen Trauma. Aber ersteres erweist sich bald auch als Täuschung, denn alle haben ihr Päckchen zu tragen: Cece hat den frühen und qualvollen Tod ihrer Mutter nie verkraftet und verletzt Charlie unheilbar. Wie in Goethes Wahlverwandtschaften oszillieren die Gefühle, und das Leitmotiv heißt Schuld, ein schlechtes Gewissen als Grundbefindlichkeit und Lebenswege, die alle auf ganz eigene Weise scheitern.

Den Hintergrund dazu bildet die grandiose Landschaft Montanas, aber mit fortschreitender Dauer, die über unsere jetzige Gegenwart hinausweist, die durch die Waldbrände in Kalifornien verursachte gesundheitsbedrohende Luftverschmutzung, die ebenso wie Garretts Visionen von Schnee seelische Zustände symbolisiert. Die Verletzungen machen auch vor der nächsten Generation nicht halt, für die Sünden der Eltern büßen auch noch der Kinder.

Das alles stellt Puchner dar in eindrucksvollen Szenen, Dialogen von höchster Dramatik und zuweilen grotesken Schauspielen. Dass am Ende nicht alles in reinem Nihilismus versinkt, rechne ich seiner humanistischen Lebensweisheit an.

Ich empfehle diesen Roman all jenen, die bereits Gefallen gefunden haben an den Werken von Jonathan Franzen.

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Bewertung vom 21.09.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Zwerge auf den Schultern von Riesen

So kann für mich Geschichtsschreibung funktionieren: gekannt hat er sie nicht, seine Urgroßmutter, denn in seiner Familie war der Altersabstand zwischen den Generationen zu groß. Aber eine Ahnung von Außergewöhnlichkeit muss ihn dazu bewogen haben, sämtliche Quellen, deren er anheischig werden konnte, zu studieren und in Zusammenhang zu stellen zu allgemeinen historischen Erkenntnissen. Herausgekommen ist dabei ein anschauliches und ergreifendes Porträt einer überdurchschnittlich starken Frau, ihrer Zeit weit voraus, das seinen Konjunktiv nicht verleugnet - aber das ist mir nicht so wichtig, denn es hätte ja ohne weiteres genauso sein können.

Am Rechercheprozess lässt er uns teilhaben, indem er die Quellen nennt und beschreibt, nach welchen Gesetzmäßigkeiten er sie auswertete. Die verbleibenden Lücken füllt er mit Hilfe der Werkzeuge eines Historikers und verleugnet etwaige Spekulationen nicht. Auf Seite 62 gibt er offen zu: "Meine Beweislage ist dünn." - denn welche Personen zeichnen akribisch alle Stationen ihres Lebens auf? Dabei ergibt die Fülle von kulturgeschichtlichen Informationen ein plastisches Bild der Zeit, belegt durch so manches aufschlussreiche Zitat aus Chroniken und Gesetzestexten. Sußebach relativiert seine Vermutungen durch offene Fragen und flicht gelegentlich geschichtsphilosophische Exkurse z.B. zum Thema "Multiples" ein. In seiner abschließenden Danksagung erwähnt er all die vielen Personen und Institute, die er konsultierte und die ihn bei der aufwendigen Suche unterstützten.

Unglaublich, welchen Einschränkungen und Missachtungen Frauen um das Jahr 1900 herum ausgesetzt waren und mit welcher Kraft sich Anna, frisch verwitwet und schwanger, dagegen auflehnt. Zunächst als Lehrerin tätig in einer kleinen Gemeinde im Sauerland, durfte sie erst nach einer Wartezeit von zwölf Jahren ihren Clemens heiraten, der nur wenige Wochen danach durch einen Unfall starb. Sie bewährt sich als Wirtin und Verwalterin einer Postagentur mit allen damit verbundenen Tätigkeiten wie der Bedienung einer modernen Telefonanlage und der Buchführung.

Am Ende blicke ich bewundernd auf eine Frau, die sich ohne viel familiäre Unterstützung gegen die Widrigkeiten und Vorurteile ihrer Zeit durchsetzt. Eine solche praxisnahe historische Forschung kann sich allemal bewusstseinsbildend auswirken.

Bewertung vom 18.09.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Haus der Feigen

Dr. Terrence Tully ist ein netter Mensch, aber bis über beide Ohren gestresst von seiner Prüfungsvorbereitung und den problematischen Patienten in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Als dann überraschend seine Mutter stirbt, kann er sich nicht der Invasion durch Bethany erwehren, der sein ererbtes Haus gerade gelegen kommt, weil sie sich von Jesse getrennt hat und deshalb ohne Wohnung ist. Immerhin ist sie lieb und hübsch und kümmert sich, also hat Terry nicht so viel dagegen, bis ihr Ex-Verlobter auf der Bildfläche erscheint.

Aus kleinen Schikanen im Rahmen der Dreiecksbeziehung werden rasch Körperverletzungen und Attacken auf den Hund, die Sache eskaliert zu einem regelrechten Duell. Hier liegt die Stärke Boyles: in einer Dramaturgie, die er sich direkt von John Irving abgeschaut haben könnte. Eins ergibt sich logisch aus dem anderen, dann kommen noch ungünstige Umstände dazu, und am Schluss knallt es, wobei immer auch Rachedurst eine Rolle spielt. Die slapstickartigen Szenen sind wahrhaft filmreif.

Sympathieträger gibt es für mich keine. Terry hat seiner Opferrolle wenig mehr entgegenzusetzen als eine grundsolide, aber langweilige Mentalität. Neue Bekanntschaften ordnet er automatisch erst einmal nach medizinischen Kriterien ein. Bethany, eine etwas oberflächliche, wenig zielstrebige junge Frau lässt sich von ihren elementaren Bedürfnissen treiben. Jesse übt sich in abgebrühtem Machoverhalten.

Nach zahlreichen Romanen mit halbdokumentarischen Charakter, gründlich recherchiert, hat er sich hier einmal einem weichen Thema zugewandt: einer Psychostudie, wohin die Gefühle, besondere Lebensumstände und divergierende Persönlichkeiten die Akteure drängen. In den Details hat Boyle das wieder hervorragend und einfallsreich ausgeführt, in der großen Linie hat es einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen.

Bewertung vom 13.09.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


sehr gut

Die Gleichgültigkeit der Berge

Khalil Gibrans Verse "Deine Kinder sind nicht deine Kinder ..." wären geeignet als Motto für diesen Roman. In der Regel spielt es sich dann doch nicht in so extremer Form ab wie in "Sunbirds", aber bekanntermaßen gibt es immer wieder einmal Leute, die absichtlich unauffindbar untertauchen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Was das bei den Zurückgebliebenen auslöst, davon handelt diese Geschichte.

Um mich in die Story hineinzufinden, brauchte ich erst einmal mindestens die ersten fünfzig Seiten voller Andeutungen und Cliffhanger, zusätzlich erschwert durch die verschiedenen Perspektiven der Erzählhaltung, danach kam das Ganze in Fahrt, und die Spannung trieb mich zum Weiterlesen.

Dabei geht es in erster Linie darum, ob sie den seit sieben Jahren verschwundenen Torran aufspüren, doch auch hier ist der Weg das Ziel, denn alle Beteiligten erleben eine persönliche Entwicklung, dargestellt anhand der Rückblenden in längst vergangene, prägende Jahre, die Stück für Stück die Gründe für die momentane Lage aufdecken.

In den Berichten aus der Gegenwart entfaltet sich die faszinierende Landschaft Indiens vor unserem inneren Auge, die für uns teilweise befremdliche Philosophie und die exotischen Bräuche. Darauf muss man sich einlassen, um den finalen Verlauf der Handlung zu akzeptieren.

Bewertung vom 01.09.2025
Willbrand, Klaus;Razumovych, Daria

Einfach Literatur


sehr gut

Platt gesagt: Der Mann hat Ahnung

In eingängiger, ja schier schlichter Sprache und im Plauderton gibt uns der im Internet berühmt gewordene Antiquar einen Abriss seiner Lebensgeschichte parallel zu kurzen Essays über die Literaturwissenschaft, etwas unsystematisch und angereichert mit zugegebenermaßer rein subjektiven Lektürevorschlagslisten, die er aus mir unerfindlichen Gründen nach Geschlechtern sortiert. Die Auswahl der Schriftsteller folgt völlig willkürlich seinen persönlichen Vorlieben und umfasst ein für normale Leser beinahe unerreichbares Niveau mit Proust, Musil und Joyce. Auch in die Editionsgeschichte und das Fachwissen der Buchhändler gibt er Einblick.

Man findet bei ihm Orientierung im Bücherdschungel, allerdings kommen die Neuerscheinungen der letzten Jahre nicht vor und auch keine Unterhaltungsliteratur.

Trotzdem atmet das ganze Buch eine tiefe Neigung zum Lesen, die er besonders in seinen drei Lesesabbatjahren exzessiv auslebte, und wer auch nur schon ein bisschen angefixt ist, steckt sich unweigerlich an. Willbrand betont ja immer wieder, dass alle ihren eigenen Weg finden müssen, seine Vorschläge sind nur exemplarisch. Er jedenfalls outet sich als engagiert und parteiisch als Alt-68er.

So verdienstvoll der Social-Media-Hype auch war durch die Erschließung einer völlig neuen Zielgruppe (auf dieser Welle schwimmt ja dieses Buch): sehr in die Tiefe geht es nicht mit seinen beispielhaften Appetithäppchen. Eintauchen in die Welt der Literatur muss jeder selber. Seine dick gedruckten "Merksätze" erscheinen mir als Allerweltweisheiten, und im Raum bleibt für mich eine Diskrepanz stehen zwischen behandelten Werken und der Sprache, in der über sie geschrieben wird.

Bewertung vom 26.08.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


sehr gut

Selten ist es so windstill

Wenn eine schon seit vielen Jahren psychisch desorientierte Mutter Suizid begeht, kann ich von den Hinterbliebenen keine objektive, abgeklärte Rückschau erwarten bei all dem Schmerz, der sich aufgehäuft hat über die Zeit und zum Teil Narben hinterließ.

Dieses Buch stellt eine Annäherung an die Gegebenheiten dar, eine Spurensuche, bei der Flitner Orte aufsucht, Menschen befragt, Dokumente und Hinterlassenschaften sichtet. Die Sprünge in Zeit und Raum machen es den Lesern nicht einfach, einen roten Faden zu finden, aber die Wurzeln in Schlesien in der Phase des Nationalsozialismus, die Flucht mit den bekannten Traumata wecken in mir die Assoziation zu den Aussagen von Sabine Bode, dass diese noch über Generationen hinweg nachwirken.

Und eben dies drückt Flitner mit ihrer an Personen reichen Familiengeschichte aus, in der keiner frei von Schuld bleibt. Sie lässt uns teilhaben an ihrem behutsamen Herantasten, am Schlüsseziehen, aber auch an ihrer Ratlosigkeit, so dass wir am Ende erschüttert vor einem ungnädigen Schicksal stehen. Dass da so manches etwas konfus erscheint, ist der ungeschönten Authentizität geschuldet.

Bewertung vom 16.08.2025
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


gut

Mein Licht am Horizont

Endlich werden in dem allgemeinen Getöse der Öffentlichkeit auch die Introvertierten einmal zur Kenntnis genommen, die Stillen im Lande voller innerem Reichtum mit Musik, Bildender Kunst, Literatur und überhaupt Sensitivität. Sie heulen nicht mit den Wölfen und gehen fast überall einfach unter. Wenn sie dann einmal ganz zufällig auf Gleichgesinnte treffen, einander erkennen, entsteht eine Resonanz.

Beim Lesen des Romans dachte ich: die Autorin muss mich kennen, denn die geschilderten Erfahrungen kann ich nur bestätigen. Ganz eindrucksvoll ist für mich, wie sie den Schulbetrieb schildert, der für die Quantität der mündlichen Mitarbeit gute Zensuren verleiht und damit für Beiträge, die manch einem von uns peinlich wären, sie zu äußern. Und glücklicherweise verharrt Koelle-Wolken nicht im Negativen, sondern setzt dem als Gegenentwurf einen paradiesischen Garten entgegen, in dem sie zwischen die wild wuchernden Pflanzen auch noch künstlerische Objekte platzieren.

Als Identifikationsfiguren dienen drei Generationen von Frauen, von denen Wille bereits ihrer Krankheit erlag und Toja sich als Tutorin der Schülerin Vica annimmt. Den Garten erkenne ich als Metapher für freies, harmonisches Leben, wobei sich für mich zwei nicht unbedingt deckungsgleiche Grundaussagen ergeben: die Toleranz für Introvertierte muss nicht zwingend die Ablehnung des strikten Ordnungsfanatismus implizieren. Und so opulent wie der Garten ist auch die Sprache, mit der sie Begeisterung für die unglaublich reiche Schöpfung weckt. Was es nur für extreme Formen von Meeresbewohnern gibt, ich habe mir immer wieder Bilder herausgesucht und schon meine Freude an den ausdrucksvollen Bezeichnungen gehabt. Um bestimmte Aspekte der psychischen Dispositionen zu illustrieren, greift sie zu einem Übermaß an synästhetischen Eindrücken.

Warum gebe ich diesem Buch trotzdem nur drei Sterne? Mit fortschreitender Seitenzahl fand ich mich immer mehr in einem Thesenroman gefangen, in dem mich gar nichts mehr überraschte. Die Situationen kamen mir vor wie aus einem Psychoratgeber, und schließlich nutzte sich all das Begeisternde für mich ein bisschen ab. Die Harmonie war für mich schließlich zu schön um wahr zu sein, und es breitete sich in mir ein etwas schales Gefühl aus. Abschließend würde ich der Geschichte eine gutgemeinte Aussage bescheinigen, aber eine etwas fade und ausgewalzte Umsetzung.

Bewertung vom 11.08.2025
Bach, Tamara

Jakob und Jelena


sehr gut

Da wächst du rein

Bei meiner Rezension muss ich differenzieren zwischen meinem eigenen Eindruck und dem, was ich von der Zielgruppe vermute.

Zunächst fällt die äußerst bibliophile Ausstattung ins Auge: richtige Bindung, die blaue Schrift, die künstlerisch ansprechenden Aquarelle. Zwei Kinder und am Rande noch ein drittes sind unterschiedlichen Schwierigkeiten ausgesetzt, die Titelhelden in einer Kleinfamilie mit je einem alleinerziehenden Elternteil, die aber alle liebevoll miteinander umgehen. Jelenas Freundin Susanne muss sich nach dem Übergang aufs Gymnasium gegenüber ihrer ambitionierten Mutter durchsetzen, wodurch ihre Kinderfreundschaft leidet zu beider Leidwesen. Man erlebt den Alltag der Haushalte mit, den Tamara Bach mit viel Empathie zu sämtlichen Personen erzählt. Das impliziert innere Konflikte, aber auch Lösungsansätze, teilweise aus eigener Kraft, teilweise mit der Unterstützung durch Freunde. Literarische Wortkreationen geben tiefen Einblick in die Psyche. Manche Fragen klärt sie nicht auf, zum Beispiel, wo der fehlende Vater und die Mutter verblieben sind.

Das pastellfarbene Gemälde der Geschichte verläuft allerdings weitestgehend ohne äußere Spannung ins Irgendwo. Aufgrund der literarischen Qualität sehe ich es das Buch als preisverdächtig, aber nicht als Publikumsrenner, gerade in heutigen Zeiten, in denen nichts sensationell genug sein kann. Bei der Zielgruppe konkurrieren da ganz andere Kaliber, von denen Bach sich wohl bewusst absetzt in all ihrer leider etwas farblosen Subtilität.

Dieses künstlerisch wertvolle Kinderbuch wird kein Selbstläufer werden, sondern der Vermittlung durch engagierte Pädagogen bedürfen, die es durchaus als diskussionswürdige Klassenlektüre nutzen können.

Bewertung vom 05.08.2025
Teich, Karsten

Jim Salabim und der Mogel-Strauß / Jim Salabim Bd.1


ausgezeichnet

So macht man das im Wald

Mein kleines Publikum votierte nach dem Vorlesen mit "Daumen hoch" und "lustig!". Aus der Idee eines freiheitsliebenden Hasen, den es nicht auftragsgemäß im Zylinder eines Zauberers hält und der auf seiner Flucht noch andere involvierte Tiere anstiftet, entwickelt Karsten Teich eine aberwitzige Fluchtgeschichte mit ungeahnten Kapriolen. Dabei erfreut er die Leserschaft mit reizvollen Wortspielereien wie den Namen Mogel-Strauß für den Magier, Pick und Nick für die kollaborierenden Tauben oder auch den Bezug von "Bären-Hunger" auf "Blaubeeren". Etwas Spannung kommt schließlich ebenfalls ins Spiel durch den im Wald lauernden Fuchs, dem der schlaue Hase aber mit dreister Pfiffigkeit begegnet. Im selben Umfang wie der Text tragen die ausgeklügelten Illustrationen zur Wirkung des Buches bei, die in leicht comichafter Manier die Worte unterstreichen.