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Smaz

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 15.07.2009
Frau Ella
Beckerhoff, Florian

Frau Ella


ausgezeichnet

Das war ein wahrer Lesegenuss. Schon die Leseprobe hatte einiges versprochen, das Buch konnte den Spaß beim ersten Eindruck aber noch steigern. Die Personen sind einfach köstlich gezeichnet, aus beiden Sichtweisen sehr gut dargestellt und charakterisiert. Die Geschichte ist teilweise einfach nur schräg, immer etwas realitätsfern. Trotzdem nicht minder glaubhaft, denn es ist so gut geschrieben, dass man sich alles bildlich vorstellen und miterleben kann. Das Buch ist absolut freundlich und sehr begeisternd, macht Lust aufs Leben und Erleben.

Ständig habe ich gedacht: Das war jetzt der Höhepunkt, ab jetzt kann nicht mehr viel kommen. Doch jedes Mal habe ich mich getäuscht, es ging noch kurioser, witziger, spannender. Dabei war die Spannung nicht von der Art der Spannung in einem Krimi, sondern eine völlig andere, ebenso interessante Spannung, zu erfahren was wohl als nächstes passiert.

Stellenweise ist es extrem witzig geschrieben, ob es nun an Kommentaren, Gedanken oder an der Handlung passiert. An vielen Stellen wird man auch nachdenklich gestimmt. Insgesamt gibt es viele unerwartete Momente, ständig wird man überrascht.

Interessant fand ich vor allem die Erzählweise. Abwechselnd aus der Perspektive von Frau Ella und Sascha erzählt werden die unterschiedlichen Gedanken, Sichtweisen, Erfahrungen und Sprachgebräuche klar. Auch wenn das Verhalten der beiden Protagonisten so unterschiedlich ist, entdecken die beiden auch genügend Gemeinsamkeiten und lehren sich gegenseitig Neues. Diese Entwicklung mitzuverfolgen macht das Buch zu einem wahren Vergnügen.

Insgesamt kann ich das Buch einfach nur zu empfehlen. Mich hat selten ein Buch so sehr mitgerissen wie dieses.

Bewertung vom 31.05.2009
Daheimbleiben kann jeder
Baumann, Thomas

Daheimbleiben kann jeder


weniger gut

Die Leseprobe hatte wirklich mehr versprochen. Ich bin nicht vollends enttäuscht worden, aber wirklich Spaß gemacht hat das Lesen nicht. Immer noch frage ich mich, was dieses Buch eigentlich ist: Ein Reisebuch jedenfalls nicht, vielmehr eine Ansammlung von Interviews und Gesprächen mit Leuten, die irgendwas mit Reisen zu tun haben, meistens aber nicht mal irgendwas interessantes zu sagen haben.

Thomas Baumann versucht immerhin, alle möglichen Arten von Reisen zu beschreiben - stellt die meisten Arten aber in einem schlechten Bild dar und versucht selten witzig, die typischen Vertreter und Vorurteile unter zu bekommen.

Die meisten Kapitel bestehen aus aufgeschriebenen Gesprächen, die ab und zu von Kommentaren und Gedanken des Autors unterbrochen werden - das wird allerdings nicht immer sofort klar, vielmehr hat es mich an einigen Stellen ganz schön verwirrt. Auch der Einstieg in das Kapitel ist häufig sehr abrupt und ich habe erst später herausfinden können, mit wem er dort warum spricht. Die Gespräche sind zum größten Teil nicht interessant, die Fragen nicht originell und nur selten kommt es zu witzigen Wendungen. An diesen Stellen ist der Witz aber häufig schon zu extrem herausgehoben, sodass auch hier ein fader Beigeschmack bleibt.

Einige Kapitel sind auch Erlebnisberichte, die dann allesamt lesenswert sind. Allerdings scheint der Autor selber kaum gereist zu sein, weshalb mich der Titel noch mehr verwirrt. An manchen Stellen werden durch seine Erzählungen auch Informationen zu Orten, Ländern oder Veranstaltungen preisgegeben.

Der Schreibstil ist insgesamt nicht sehr angenehm, Gedankenschnipsel und zu komplexe Sätze treffen mit Gesprächen und Kommentaren zusammen - der Leser hat dann die Mühe herauszufinden, was was ist. An einigen Stellen traf der Autor auch wirklich seltsame oder übertriebene Aussagen zu Personen und Ländern ab, wofür ich das Buch gerne mal an die Wand geworfen hätte.

Leider gab es für mich nie einen großen Reiz, am Buch weiterzulesen. Allerdings haben die paar guten Kapitel mich aber irgendwie bis zum Ende gerettet.

Bewertung vom 29.04.2009
Kap der Finsternis
Smith, Roger

Kap der Finsternis


ausgezeichnet

Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen. Nachdem ich das Buch nun endlich komplett gelesen habe, muss ich immer noch sagen: Wow!

Inhaltlich geht es um eine Familie, die auf der Flucht in Kapstadt untergekommen ist, nachdem zwei Menschen bei einem Einbruch ermordet wurden, läuft allerdings nicht nur deren Leben auseinander. Ehestreit, ein korrupter Polizist, rivalisierende Gangs und diejenigen, die von der Tat (in)direkt betroffen sind, spielen auch mehr oder weniger große Rollen. Jeder trägt seinen Teil zur Geschichte bei und letztlich wird fast jeder von ihnen zum Jäger und Gejagten. Viel mehr möchte ich nicht über den Inhalt sagen, denn die Unwissenheit macht die Spannung höher und Überraschungseffekte umso besser.

Was mich sehr beeindruckt hat, war die extreme Handlungsdichte - es gab kaum Seiten, auf denen nichts oder nur sehr wenig oder etwas unbedeutendes passiert ist. Ein Buch mit so viel und schneller Handlung habe ich sei langem nicht mehr gelesen. Und es war trotzdem nicht zu viel, sondern sehr gut abgemischt, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sechs oder mehr Handlungsstränge parallel verliefen. Dank der Überschneidungen und Unterschiede kam ich auch nie durcheinander, es war immer noch sehr klar, was mit der Person zuletzt passiert ist.

Die enorme Brutalität, die die Handlung mitbringt wird auch in der Sprachwahl deutlich. Am Anfang fand ich es sehr faszinierend, zum Ende hin eher abschreckend. Das spricht aber wohl für die Qualität des Buches, denn Roger Smith hat somit zum Ende hin nicht nachgelassen; eher noch einen draufgelegt. In der Leseprobe hat mir gut gefallen, dass die Charaktere und somit auch die Unterschiede zwischen reich und arm sprachlich dargestellt wurden und mit mehr oder weniger Kraftausdrücken und Einfühlsamkeit in den brutalen Szenen verdeutlicht wird. Das behält der Autor bis zum Ende hin bei und war für mich einer der besten Aspekte des Buches und hat es enorm realistisch gemacht.

Die Handlung selbst hat mit der Zeit und den vielzähligen Toten an Realitätsnähe abgenommen, aber durch die spannenden und zum Teil auch einfühlsamen Szenen klang die Handlung trotzdem nicht völlig ausgedacht und immer noch nachvollziehbar. Die extremen Charaktere und ihre (un)schuldige Verwicklung in das Geschehen sorgen für eine ebenso extreme Handlung, die fast alle Formen der Kriminalität beinhaltet, wobei dennoch die Einzelschicksale berücksichtigt bleiben.

Insgesamt war das Buch sehr spannend und auch dadurch, dass jeder gegen jeden gekämpft hat, die vielen Handlungen zwar immer verbunden und am Ende natürlich (auf überraschende Art und Weise) wieder zusammenlaufen, hat es sich wirklich gelohnt, es zu lesen.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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