„Aber jeder, der sich an sie erinnerte, sah eine Frau mit weißen Haaren und Lachfältchen um die Augen, in ihrer Lieblingskittelschürze mit den Kornblumen über dem Dunkelblau, die immer fadenscheiniger wurde. Und es blieb die olfaktorische Erinnerung an den Geruch zwischen Achselhöhle und Ärmelsaum des Kittels. Weiblich. Würzig.“
Hanna wächst als vierte und jüngste Schwester in Magdeburg auf. Sie wird von ihren Halbschwestern als Arbeitskraft hin und hergereicht, bis sie ihren eigenen Blumenladen eröffnet. Damit beginnt für Hanna der glücklichste Abschnitt ihres Lebens. Doch wer braucht Blumen im Krieg?
Trotz eines invaliden Mannes gelingt es Hanna die ganze Familie zu ernähren und zum Teil ihr Monatsgehalt aufzugeben, um kein weiteres Kind zu gebären.
Hanna ist stark, mutig, diszipliniert, fürsorglich. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse hinter die aller Familienmitglieder an.
Auf nur 280 Seiten durchlebt man Hannas Leben und lernt eine gewaltige Überlebenskünstlerin kennen, dessen Liebe zur Floristik sie bis zu ihrem Atemzug begleitet.
Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten ins Buch reinzukommen. Zunächst hatte ich auch etwas Bedenken, dass es keine Gespräche/Beziehungen/ Parallelen zwischen weiblichen Protagonistinnen geben wird. Doch das hat sich schnell gelegt und es wurde sogar sehr ernsthaft Kritik an Partnerschaftsgewalt verübt - was ich als sehr positiv wahrgenommen habe. (Vielleicht waren noch Anlaufstellen für Betroffene als Hilfsmöglichkeit zum Ende des Buches nicht verkehrt.)
Zwischendrin kamen immer mehr Menschen namentlich (teilweise ziemlich ähnlich) vor, sodass ich kurzzeitig den Uberblick über die Personen im Buch verloren habe. Aber irgendwann konnte man doch recht eindeutig erkennen, welchen Familien und Zusammenhänge eine wesentliche Rolle in der Geschichte spielen.
Der Hirschunfall stand den ganzen Roman über sehr im Mittelpunkt und wurde am Ende aber leider relativ beiläufig „zu Ende" abgewickelt, da hätte man auf jeden Fall mehr draus machen können.
Grundsätzlich möchte ich aber den Schreibstil gerne und fand die Zeitsprünge in die Vergangenheit auch sehr hilfreich und es machte die Geschichte damit noch etwas aufregender. Allerdings braucht man Ausdauer um es bis zum Ende zu lesen, weil die Spannungskurve nicht wirklich vorhanden ist.
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