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VolkerM

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2025
Keine Zeit, der Garten ruft
Blasl, Klaudia

Keine Zeit, der Garten ruft


sehr gut

Klaudia Blasl hat angefangen, giftige Pflanzen zu sammeln, als sie für ihre Kriminalromane recherchierte. Nun sei dahingestellt, ob sie die Mordmethoden ihrer literarischen Opfer unbedingt in der Realität austesten muss, aber sie hat nach eigenen Angaben an die 500 Giftpflanzen aus drei Kontinenten in ihrem Garten und macht auch regelmäßig Führungen für interessierte Hobbymörder. (Spoiler: Aconitum ist der absolute Bringer!)

In ihrem neuen Buch für Giftspritzer versammelt sie selbst Erlebtes und originell Erdachtes und verarbeitet es in lustigen Geschichten. Schreiben kann sie. Ihr Stil ist romanhaft, mit vielen Dialogen, die auf den Punkt formuliert sind. Gestört hat mich, dass einige Geschichten etwas ziellos sind und dann abrupt enden, um nicht zu sagen, dass wesentliche Elemente für ein Ende fehlen. Zumindest nach meinem Empfinden. Gut gefallen hat mir dagegen, dass die Autorin viel Faktenwissen in ihre Geschichten einbaut, das man zwar schon kennt, wenn man ihre anderen Giftpflanzenbücher gelesen hat, aber es ist originell aufbereitet. Denn das übergeordnete Thema ist tatsächlich, was es bedeutet, eine Pflanzensammlung nicht unerheblichen Ausmaßes zu schaffen und am Leben zu erhalten. Das ist wirklich viel Arbeit, bei der Triumph und Misserfolg immer ganz dicht beieinanderliegen. Klaudia Blasl hält sich einige echte Diven und nur die klimatisch gesegnete Lage in der Steiermark bewahrt sie vor den größten Enttäuschungen. Als Pflanzensammler kann ich Blasls Mühen gut nachvollziehen.

Das Buch ist sehr unterhaltsam, enthält jede Menge Information, die nicht nur Giftmischer interessiert. Wenn Klaudia Blasl ein bisschen mehr in die inhaltliche Kohärenz ihrer Geschichten investiert und die Schlusspointen etwas präziser ausgearbeitet hätte, wäre ich noch glücklicher gewesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2025
WILDES LAND - Die Rückehr der Natur
Tree,Isabella/Hughs,Rhiannon/Collyer,Matthew

WILDES LAND - Die Rückehr der Natur


ausgezeichnet

Ich habe das Buch von Isabella Tree mit großer Begeisterung gelesen und war daher auf den Film sehr gespannt. Die Beschreibung, wie die Natur das riesige Landgut Knepp im englischen Sussex zurückerobert, indem die beiden Eigentümer gezielt Wildrinder, Pferde und Schweine ansiedelten, war absolut faszinierend und räumte mit vielen falschen Vorstellungen auf. Nun war das ein Prozess, der sich über 25 Jahre hingezogen hat und es gibt kaum Filmmaterial von vor 25 Jahren und dieses wenige entspricht natürlich in keiner Weise heutigen Qualitätsanforderungen. Gelöst haben die Filmemacher das Problem mit perfekten digitalen Simulationen und Schauspielern, die Isabella und ihren Mann Charles als junges Ehepaar darstellen. Im Mittelpunkt steht aber die unglaubliche Entwicklung der Landschaft von einem ausgelaugten Agrarbetrieb hin zu einem echten Paradies. Auf Knepp brüten heute die ersten Störche in England seit 600 Jahren, hier gibt es die größte Population an Schillerfaltern, hier leben mehr als ein Dutzend Fledermausarten, 2000 Insektenarten (einige davon erstmals überhaupt in England nachgewiesen) und die Vogelwelt sucht ihresgleichen. Knepp ist in 25 Jahren zum bedeutendsten Biodiversitäts-Hotspot Großbritanniens geworden.
Wie die beiden das geschafft haben, wer ihnen wichtige Hinweise gab und welche Hürden auf dem Weg lagen, das beschreibt der Film in atemberaubenden Bildern, die ganz im Stil von BBC Dokumentationen auch technisch auf höchstem Niveau sind. Die Tieraufnahmen sind manchmal sensationell und man fragt sich, wie die Kameraleute das geschafft haben. Drohnenflüge dokumentieren die Entwicklung vom ausgelaugten Ackerland hin zu einer abwechslungsreichen Landschaft mit vielen unterschiedlichen Biotopen. Echte Stars sind aber die Großtiere, die Schweine und Pferde, die echte Charaktere sind und für einigen Wirbel sorgen. Am meisten hat mich beeindruckt, wie die Tiere, die ja eigentlich domestiziert sind (Wildschweine dürfen in England nicht in die freie Natur ausgesetzt werden), innerhalb kürzester Zeit ihr natürliches Verhalten wiederentdecken. Es war im Stall nur verschüttet, aber immer noch vorhanden und heute verhalten sich die verwilderten Hausschweine genau wie bei uns die Wildschweine. Nur sind sie dem Menschen gegenüber nicht aggressiv.

Vieles kann der Film nur andeuten und er beschränkt sich auf einige beispielhaft ausgewählte Episoden des Buches. So wird zum Beispiel der Kampf mit den Behörden nur ganz am Rande thematisiert (er ist dagegen ein wichtiger Teil des Buches) und viele der kleinen Erfolgsgeschichten, die im Buch so erstaunlich waren, fehlen (Orchideen, Fledermäuse, die heutige ökonomische Grundlage des Gutes). Im Mittelpunkt steht das vielfältige Ökosystem, zu dem sich Knepp entwickelt hat und das ist in jeder Hinsicht eindrucksvoll.
Das Interview mit Isabella Tree im Bonusmaterial ist sehr sehenswert und gibt einen Ausblick auf das, was noch kommen wird und wie man auch im Kleinen etwas gegen die Verarmung unserer Naturräume tun kann. Dass im Film an keiner Stelle das enorme persönliche Risiko erwähnt wird, das Isabella und ihr Mann eingingen, als sie ihren neuen Weg einschlugen, ist bestimmt deren Bescheidenheit zuzuschreiben, aber das feudale Landgut, wie es heute dasteht, täuscht darüber hinweg, dass die Familie mehr als einmal kurz vor dem Bankrott stand. Das macht die ganze Sache nur noch eindrucksvoller.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2025
Das große Börsenbuch
Gojdka, Victor

Das große Börsenbuch


ausgezeichnet

Aktien sind für den Vermögensaufbau unverzichtbar. Wer nur in klassische Geldanlagen wie Tages- und Festgeld investiert, wird nach Abzug von Steuern, Kosten und Inflation (wenn überhaupt) kaum eine nennenswerte Rendite erzielen können.
In seinem Ratgeber „Das große Börsenbuch“ beschäftigt sich der Finanzjournalist Victor Gojdka ausführlich und kompetent mit der Geldanlage an der Börse - aufbauend auf dem Wissen der Finanzexperten der Stiftung Warentest. Neben der Vermittlung von Grundlagen ist es vor allem ein Arbeitsbuch für die Praxis, das den Leser systematisch zu seiner persönlichen, auf sein Risikoprofil zugeschnittenen Geldanlagestrategie führt. Aber auch der fortgeschrittene Anleger wird viele neue Details entdecken und das Buch als umfassendes Nachschlagewerk schätzen.

Einsteiger finden in den ersten Kapiteln einen Börsen-Crashkurs, der kurz und prägnant die Grundprinzipien der Börse erklärt und das Basiswissen für die praktische Geldanlage an der Börse vermittelt. Es wird u.a. erklärt, was Aktien und ETFs sind, wie der Handel an der Börse funktioniert und welche Indextypen es weltweit gibt.

Der Autor erklärt, wie Einsteiger zu ihrem persönlichen Anlagemix kommen und gibt detaillierte Hilfestellungen für den Aufbau eines maßgeschneiderten Portfolios. Aber auch Fortgeschrittene kommen auf ihre Kosten. Gojdka erläutert z. B. verschiedene Portfoliotricks wie Beimischungen und Faktorstrategien und geht auf die Portfolios großer Börsenlegenden wie Warren Buffett ein.

Eine Investition in Einzelaktien empfiehlt der Autor ausdrücklich nur als Beimischung zum ETF-Portfolio als „Spielgelddepot“. Um das Risiko von Fehlinvestitionen zu verringern, zeigt der Finanzexperte anhand eines detaillierten Prüfplans, wie man Unternehmen unter die Lupe nimmt. Allerdings kostet die Analyse viel Zeit, Ausdauer und im Zweifelsfall auch Geld, denn die meisten Aktien entwickelten sich schlechter als der S&P 500 Index. Die aktuellen Entwicklungen in den USA sind natürlich nicht berücksichtigt, zeigen aber anschaulich die Risiken, die auch in ETFs liegen.

Neben Anleihen behandelt der Autor auch Risikoanlagen wie Rohstoffe, Bitcoin und Zertifikate, die gerne als „Renditebooster“ angepriesen werden, aber oft komplizierter sind als gedacht.

Besonders hervorzuheben sind die übersichtlichen, mehrfarbigen Tabellen und Grafiken sowie das gelungene Layout, die das Durcharbeiten des Buches erleichtert.
Kompetent und umfassend, dabei verständlich und grafisch ansprechend aufbereitet, vermittelt „Das große Börsenbuch“ das nötige Wissen, um auf dem Börsenparkett erfolgreich zu sein. Ein empfehlenswertes Buch für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Die „gendergerechte“ Sprache hat mich genervt. Dieser Sprachtotalitarismus gehört jetzt langsam auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2025
Italienische Grammatik für Dummies
Linhart, Rita

Italienische Grammatik für Dummies


ausgezeichnet

Ich habe Italienisch mit dem kostenlosen Duolingo-Kurs online „gelernt“, aber das System hat einen gewaltigen Nachteil: Man „lernt“ keine Grammatik, sondern leitet sich die Regeln selber durch viele Kombinationen aus Beispielsätzen ab. Oder das, was man für eine Regel hält, denn oft genug bin ich verzweifelt und habe auch falsche Regeln abgespeichert, was ich dann erst durch Recherche im Netz korrigieren konnte. Da waren die falschen Regeln aber leider schon im Hirn verankert. Das zur Kritik an Duolingo, das ich ansonsten ganz OK fand, aber ich kann auch gut Französisch, was beim Italienischen hilft. Der Kurs ist abgeschlossen, er endet bei passato prossimo, es gibt also noch viel zu tun und das will ich jetzt mit einer echten Grammatik ergänzen, bevor sich wieder falsche Regeln abspeichern.

Die Autorin hat das Buch sehr übersichtlich strukturiert und vor allem mit zahlreichen Beispielen die jeweiligen Regeln unterfüttert. Mein Eindruck ist, dass hier thematisch nichts fehlt, von presente bis condizionale, vor allem Präpositionen werden sehr gut erklärt. Das ist aus meiner Sicht gefühlt eines der kompliziertesten Themen, zumindest falle ich da laufend rein. Tabellen mit den wichtigen unregelmäßigen Verben findet man im Anhang. Regelmäßige kurze Einschübe mit kulturellen Hintergrundinformationen, die auch im Alltag sehr nützlich sein können, machen das Buch zusätzlich unterhaltsam.

Eine übersichtliche, sehr vollständige und informative Grammatik. Jetzt fehlen eigentlich nur noch gute Übungshefte. Für den Urlaub fühle ich mich aber auch jetzt schon ausreichend gerüstet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2025
Abroad in Japan
Broad, Chris

Abroad in Japan


ausgezeichnet

Wer kommt auf die Idee, quasi ohne japanische Sprachkenntnisse an einer Schule in Japans Outback Englisch zu unterrichten? Oder anders gefragt, welches Land importiert gezielt Englischlehrer, die die Landessprache nicht beherrschen? Antwort Frage 1: Chris Broad. Antwort Frage 2: Japan. Als Chris 2012, einige Monate nach Fukushima, erstmals das Schulgebäude der Sakata Junior High School betritt, sieht das alles nicht nach einer besonders guten Idee aus und um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Gefühl bleibt die kommenden zwei Jahre weitgehend erhalten. Hätte Chris in der Einsamkeit seiner 10 Quadratmeter Wohnung nicht begonnen, Youtube Videos zu drehen, sein japanisches Abenteuer wäre wohl 2013 schon zu Ende gegangen, aber der Weg hin zu einer wirtschaftlich tragfähigen Existenz in Japan war mehr als steinig.

„Abroad in Japan“ beschreibt Chris‘ erfolgreiche Bemühungen, sich in die japanische Gesellschaft zu integrieren, Freunde zu finden und an den zahlreichen kulturellen Hürden nicht zu verzweifeln. Ganz abgesehen vom Wetter, denn in Sakata fallen im Winter viele Meter Schnee. Ein Zuckerschlecken ist das Leben in Japan jedenfalls nicht, das haben viele Autobiografen vor Chris Broad auch schon festgestellt.
Das Besondere an diesem Buch ist Chris‘ selbstironischer britischer Humor und die manchmal ziemlich schonungslose Analyse der eigenen Situation, ohne dass es jemals larmoyant oder Japan gegenüber respektlos würde. Er legt zwar den Finger auch in Japans offene Wunden, das mit einem unreflektierten Kadavergehorsam althergebrachte Regeln niemals auf Sinnhaftigkeit hinterfragt, dessen Gesellschaftssystem andererseits aber sehr resilient ist. Broad geht mit offenen Augen durch das Land, sieht Missstände genauso wie Bewundernswertes und versucht, so tief in den japanischen Alltag einzudringen wie möglich. Parallel erfährt der Leser, wie es zu Chris‘ sensationellem Youtube-Erfolg kam, denn geplant war das alles nicht. Heute hat er ein Millionenpublikum und seine witzigen, aber immer informativen Videos sind absolut sehenswert.
Das Buch ist wirklich gut geschrieben. Locker, originell, emotional, oft urkomisch, nie respektlos und so lebendig wie das Leben selbst. Ich hatte nie den Eindruck, da versucht jemand sein Image zu pflegen oder dass der Autor zu irgendeinem Zeitpunkt unaufrichtig wäre. Im Gegenteil, so manche Beichte erforderte viel Mut, sie auszusprechen, was Chris Broad nur umso sympathischer macht. Eines der besten, wenn nicht das beste „Ich in Japan“-Buch, das ich kenne. Und ich kenne sie quasi alle.

Der einzige Wermutstropfen: Der Übersetzer kocht leider sein identitäres Süppchen, indem er ständig gendert, was manchmal echt nervig und ganz sicher nicht die Schuld von Chris Broads Originaltext ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2025
Alexandria - Auf der Suche nach der verlorenen Stadt
Richardson, Edmund

Alexandria - Auf der Suche nach der verlorenen Stadt


ausgezeichnet

Das Leben von Charles Masson als schillernd zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung. Ein veritables Chamäleon, das seiner Biografie mehrfach eine völlig neue Richtung gab, angefangen damit, dass er seinen Namen änderte. Geboren als James Lewis stand er zunächst in Diensten der militärisch organisierten aber „privaten“ East India Company, bis er 1827 desertierte und auf der Flucht den Namen Masson annahm. Die Tarnung blieb tatsächlich bis zum Ende seines Lebens aufrecht und kurioserweise bekam er später sogar eine Leibrente der Company, die ihn eigentlich seit 1827 mit Kopfgeld suchte. Da war Charles Masson allerdings schon berühmt als einer der bedeutendsten Entdecker der antiken Kulturen Afghanistans und Pakistans.

Wie abenteuerlich der Weg dahin war, erzählt der Historiker Edmund Richardson in seinem Buch, das er bewundernswert detailliert recherchiert hat. Masson ist in den letzten Jahren quasi wiederentdeckt worden, nachdem das British Museum sein umfangreiches Erbe als Studiensammlung erschlossen hat. Masson hatte in den 20 Jahren seiner Reisen durch den Punjab gewaltige Mengen an Artefakten gesammelt, die heute zusammen mit seiner für die Zeit mustergültigen Dokumentation im British Museum und der British Library verwahrt werden. Masson ist auch der Entdecker der Indus-Kultur, obwohl ihm die Bedeutung dieser Entdeckung nur andeutungsweise bewusst war. Er sah als Erster Harappa, erstieg als Erster die buddhistischen Höhlen von Bamyan und identifizierte die antike Stadt Begram nahe Kabul korrekt als das „Alexandria des Kaukasus“, die westlichste Städtegründung Alexanders des Großen. Ständig in Geldnot und mit wechselnden Unterstützern gelang es Masson immer wieder, sich aus prekären Situationen herauszuwinden, wobei ihm sein offensichtliches Sprachtalent sehr hilfreich war. Auch seine interkulturelle Feinfühligkeit war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und so hatte er oft hochrangige einheimische Fürsprecher gewonnen.

Das Buch zeichnet Massons abenteuerliches Leben in allen Details nach, wobei ich allerdings manchmal Schwierigkeiten hatte, die verschiedenen Erzählebenen auseinander zu halten. Richardson verlässt gelegentlich Massons Biografie, um Wegbegleiter, Konkurrenten oder Widersacher zu beschreiben, was er dann in ähnlicher Detailtiefe unternimmt, wodurch (zumindest für mich) der Fokus verloren gehen kann. Richardson gelingt es aber stets, das Interesse wachzuhalten, was vor allem an seiner bildhaften Sprache liegt. Er psychologisiert Masson so lebendig, dass sich die „literarischen Freiheiten“, die sich Richardson als Autor nimmt, nahtlos einfügen. Alle historisch belegten Details referenziert er mit wissenschaftlicher Akribie in einem 40-seitigen Anhang, mit unzähligen Originaldokumenten aus Massons Korrespondenz, seinen Aufzeichnungen und Veröffentlichungen. Richardson stützt sich aber nie nur auf Massons Selbstauskunft, sondern sucht stets auch die Bestätigung Dritter, denn Masson war in Hinsicht auf die Schilderung seines eigenen Lebens leider sehr unzuverlässig.

„Alexandria“ pendelt zwischen sachlicher historischer Biografie und spannendem Entdeckerroman, exzellent recherchiert und lebendig geschrieben, über einen Mann, der sich bietende Gelegenheiten sofort erkannte und sie brillant zu nutzen verstand. Ein blitzgescheites Stehaufmännchen, das jede der vielen Krisen zur neuen Chance machte. Ein filmreifes Leben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2025
Handbuch IT-System- und Plattformmanagement

Handbuch IT-System- und Plattformmanagement


ausgezeichnet

IT-Systeme sind vielfältig und komplex - nicht zuletzt durch immer neue Technologien wie Cloud Computing und die Integration mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets in die bestehende Unternehmens-IT. Umso wichtiger ist es, das Thema ganzheitlich, effizient und strategisch anzugehen.

In seinem Handbuch zeigt Ernst Tiemeyer zusammen mit 12 Experten aus Praxis und Wissenschaft, wie erfolgreiches IT-System- und Plattformmanagement aussieht. Zielgruppen des Buches sind vor allem IT-Systemverantwortliche und -manager, interne und externe Berater sowie Informatikstudenten.
In 20 eigenständigen Kapiteln beleuchten die Autoren alle relevanten Themen rund um das IT-Systemmanagement. Dem Grundlagenkapitel, in dem zunächst alle Handlungsfelder skizziert werden, folgt eine detaillierte Darstellung: Wie erfolgt eine strategische Planung, eine Auswahl und der Betrieb von IT-Systemen und -Plattformen und welche Herausforderungen sind dabei zu meistern? Wie dokumentiert man eine IT-Landschaft? Wie werden IT-Systeme kostengünstig geplant und weiterentwickelt? Welche bewährten Methoden gibt es bereits? Wie sieht der Support bzgl. Organisation und Prozess aus? Wie wählt man die richtigen Anwendungen aus und verwaltet Lizenzen? Was ist bei der IT-Infrastruktur zu beachten (Desktop, Server, Storagesysteme)? Welche Handlungsfelder sind bei Netzwerken zu berücksichtigen? Wie muss ein erfolgreiches Risikomanagement aussehen und wie können Datenschutz- und Datensicherheitsaspekte gewährleistet werden? Ist eine IT-Notfallplanung erforderlich? Wie muss das Qualitätsmanagement aussehen und welche Standards gibt es?

Für die 3. überarbeitete und erweiterte Auflage wurden einige Themen neu aufgenommen bzw. ergänzt, wie z.B. Technologie- und Innovationsmanagement, Management der Cloud-Integration oder Sicherheitsmanagement von IT-Systemen. Dadurch ist das Buch um 100 Seiten auf 800 Seiten angewachsen. Erfreulicherweise ermöglicht das kostenlose E-Book (Download-Code im Buch) die Lektüre am PC, ohne das über 1,6 kg schwere Buch mitschleppen zu müssen.

In verständlicher, sachlicher Sprache und mit vielen Tabellen, Grafiken und Infoboxen gelingt es den Autoren, die trockene und teilweise komplizierte Materie systematisch zu vermitteln. Jedes Kapitel endet mit einer Zusammenfassung und weiterführenden Literaturempfehlungen (die aus meiner Sicht etwas umfangreicher hätten ausfallen können). Zusammen mit dem ausführlichen Stichwortverzeichnis kann man so gezielt nach Themen suchen, die einen interessieren. Gewünscht hätte ich mir noch Checklisten, Musterdokumente und Beispiele, die für das Verständnis und die praktische Umsetzung sicherlich hilfreich wären. Auch ein Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen und Abkürzungen wäre eine sinnvolle Erweiterung für die nächste Auflage.

Die besonderen Stärken des Buches liegen in der umfassenden, verständlichen und praxisnahen Darstellung des Themas. Alle Kapitel sind in sich abgeschlossen, und obwohl verschiedene Autoren mitgewirkt haben, wirkt das Buch – dank des Herausgebers Ernst Tiemeyer – insgesamt homogen und die Kapitel fügen sich zu einem einheitlichen Bild zusammen. Auch wer sich gezielt mit einem bestimmten Thema beschäftigen will, erhält mit den Fachbeiträgen jeweils eine abgeschlossene Darstellung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2025
Secret Places Japan
Schwarzenburg, Grit

Secret Places Japan


weniger gut

Ich reise seit fast 20 Jahren regelmäßig nach Japan und habe die Entwicklung vom Geheimtipp zum völlig überlaufenen Touristenziel am eigenen Leib miterlebt. „Secret Places in Japan“ war ein Titel, der wie ein Versprechen klang, den mittlerweile unerträglichen Touristenmassen auszuweichen, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass das immer nur Übergangszeiten sind, bis auch diese Orte überlaufen sind. Der Blick ins Buch hat diese Erwartungen allerdings nur in kleinen Ansätzen erfüllt.

Das Positive zuerst: Die Fotos sind wunderschön, Seitenlayout und auch die Vielfalt der angesprochenen Themen haben mir gut gefallen. Für Neulinge ist das ein wirklich ansprechender Reiseführer, der für die Planung zu Hause genügend Informationen liefert, um eine Entscheidung zu treffen, ob einem das Ziel gefallen wird.

Aber das ist ja nicht das Versprechen, denn das stellt „secret places“ in Aussicht und da staunt der etwas erfahrenere Japan-Reisende doch ziemlich: Nara, Nikko, Hakone Nationalpark, Shirakawa-go, Schloss Himeji, Altstadt von Kanazawa, Miyajima... ich könnte die Liste noch lange fortsetzen. Für die Neulinge: Das sind die „must have seens“ für eine erste Reise, keine „secret places“ und schon gar nicht „abseits des Trubels“, wie der Untertitel des Buches suggeriert. In den jeweiligen Kapiteln werden die absoluten Standardattraktionen vorgestellt, also die Hotspots des Trubels. Ich gebe zu, einige wenige ungewöhnlichere Ziele stehen auch drin, neu waren sie für mich allerdings nicht und sie leiden an einem typisch japanischen Problem: Sie sind oft nur mit großem Zeitaufwand (=teuer) zu erreichen und dann gibt es vor Ort meist nur eine Attraktion im weiten Umfeld. Ich habe mich in der Vergangenheit aus dem Grund oft gegen einen Besuch entschieden.

Das Buch ist wirklich schön illustriert und macht auch Lust (wieder) nach Japan zu fahren. Ein Reiseführer für Fortgeschrittene oder sogar Schatzkästchen der (noch) Geheimtipps ist es definitiv nicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2025
The Innovator's Dilemma
Christensen, Clayton M.

The Innovator's Dilemma


ausgezeichnet

Warum scheitern erfolgreiche Unternehmen und sogar Marktführer? Warum kann sich gerade die unbedingte Kundenorientierung als fataler Fehler erweisen? Und warum ist ausgerechnet gutes Management oft schuld am Scheitern? In seinem Buch „The Innovator's Dilemma“ fasst Clayton M. Christensen seine - zum Teil überraschenden - Forschungsergebnisse zu diesem Thema zusammen und erläutert anhand zahlreicher Praxisbeispiele seinen Erklärungsansatz.

Christensens Buch erschien erstmals 1997 und ist für den „Economist“ eines der wichtigsten Wirtschaftsbücher. Nun liegt es in einer zweiten, erweiterten Auflage in deutscher Sprache vor. Mittlerweile zum Standardwerk avanciert, zeigt das Buch anhand von Fallbeispielen Muster auf, wie Unternehmen disruptive Innovationen unterschätzen und ihnen dadurch das Schicksal der Dinosaurier droht. In Zukunft geht es nicht nur darum, Margen zu erhöhen und Bestehendes zu verbessern, sondern auch mutig genug zu sein, große und dramatische Veränderungen vorzunehmen und disruptive Innovationen als Chance zu begreifen.

In zahlreichen Beispielen veranschaulicht der Wissenschaftler seine Thesen und stellt traditionelle Technologien den damals neuen disruptiven Innovationen gegenüber, wie z.B. Segelschiffe vs. Dampfschiffe, Audio-CD vs. MP3, Filialbanken vs. Direktbanken, mechanische Uhren vs. Quarzuhren sowie (wahrscheinlich) Verbrennungsmotoren vs. Elektroautos. So zeigt er, warum Kodak (damals Marktführer bei Filmmaterial für Analogkameras) den Siegeszug der Digitalkameras verpasste und sich anschließend nicht mehr neu erfinden konnte. Dabei widerlegt der Autor auch viele bisher gültige Erklärungsversuche für das Scheitern von Unternehmen.

In den Beispielen wird immer wieder deutlich, dass sich etablierte Unternehmen bei riskanten, komplexen und teuren Technologiekomponenten als verlässliche und erfolgreiche Innovatoren erweisen, bei disruptiven Innovationen jedoch scheitern. Disruptive Technologien haben in ihrer Frühphase oft eine deutlich geringere Qualität als etablierte Technologien. Dies ist auch der Grund, warum sie im Kernmarkt lange Zeit keine Akzeptanz finden. Sie haben jedoch andere disruptive Eigenschaften, die von einem kleinen Marktsegment geschätzt werden. Disruptive Produkte sind in der Regel kleiner, billiger, einfacher und auch komfortabler in der Anwendung. Erst im Laufe der Zeit verbessern sie ihre Qualität entlang ihres technologischen Entwicklungspfades. Sobald sie die Mindestanforderungen des Massenmarktes erfüllen, verdrängen sie etablierte Produkte.

Ein besonderes Problem ist, dass das Erfahrungswissen der meisten Führungskräfte in Großkonzernen sich auf Innovationen im Kontext evolutionärer Technologien beschränkt, disruptive Technologien stehen meist nicht auf dem Schirm, insbesondere wenn es darum geht, neue, noch nicht existierende Märkte zu entdecken. Christensen zeigt, warum Start-ups bei disruptiven Herausforderungen oft die Nase vorn haben, dann aber bei der Eroberung der Märkte scheitern.

Die große Kunst besteht aus meiner Sicht darin, disruptive Innovationen frühzeitig zu erkennen und die richtigen Maßnahmen im Unternehmen einzuleiten. Hier kommt es auch auf das Gespür bzw. Talent der Führungskräfte an. Mit seinem Buch hilft Christensen anhand von Mustern und Fallbeispielen erfolgreicher und gescheiterter Unternehmen, disruptive Herausforderungen zu meistern. Dieses Wissen kann übrigens auch für Aktieninvestoren sehr nützlich sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2025
Die Dividenden-Strategie
Arndt, Heinz-Peter;Wetjen, Birgit

Die Dividenden-Strategie


sehr gut

Sind Dividenden etwa die neuen Zinsen? Das ist zumindest eine beliebte Werbeaussage in Zeiten der Nullzinspolitik. Dividenden sind aber keine Zinsen, sondern eine Prämie dafür, dass der Aktionär Risiken eingeht (Dividenden sind nicht garantiert!) und dem Unternehmer Kapital zur Verfügung stellt. Zudem sinkt der Aktienkurs am Tag der Dividendenzahlung um den Wert der Dividende.
Mit der richtigen Dividendenstrategie, wie sie die Autoren Heinz-Peter Arndt und Birgit Wetjen in ihrem Finanzratgeber vorstellen, lässt sich idealerweise ein regelmäßiges passives Einkommen erzielen. Die Autoren schärfen dem Leser allerdings ein: Von Dividendenausschüttungen können nur sehr wohlhabende Menschen leben, aber sie tragen zumindest zu einem (zu versteuernden) Zusatzeinkommen oder einer Zusatzrente bei.

Das Buch richtet sich vor allem an Einsteiger und geht daher zunächst auf die Grundlagen ein: Was ist Inflation und wie gehe ich mit sinkender Kaufkraft um? Welchen Bedarf habe ich im Alter (Rentenlücke)? Was sind Aktien, Investmentfonds und ETFs und welche Vor- und Nachteile bieten sie? Wie kann ein auf mein Risikoprofil abgestimmtes Portfolio mit Sicherheits- und Renditekomponenten aussehen?
Die „Einsteigerfreundlichkeit“ hat ihren Preis: Die ausführlichen Grundlagen machen einen beträchtlichen Teil des gesamten Buches aus, was fortgeschrittene Anleger nerven kann. Aber um es vorwegzunehmen: Dem eigentlichen Thema wird genügend Raum gegeben, so dass ich nicht den Eindruck hatte, die Autoren hätten wesentliche Aspekte weggelassen.

Auch wenn die Autoren die Investition in einzelne Aktien aus Gründen der Risikostreuung nicht empfehlen, gehen sie auf die Auswahlkriterien für mögliche Aktientitel ein und erläutern, was unter Dividendenrendite, Ausschüttungsquote und Dividendenkonstanz bzw. -wachstum (Stichwort: „Dividendenaristokraten/-könige“) zu verstehen ist und welche Fallstricke es hier gibt. Alternativ bieten sich spezielle, weltweit investierende ETFs an, die explizit auf dividendenstarke Werte setzen. Die Autoren stellen einzelne Produkte explizit vor, bedienen aber damit keine Emittendeninteressen, sondern stützen sich auf die Bewertung der Finanzredaktion der Stiftung Warentest. So wird deutlich, dass Dividenden-ETFs in der Gesamtrendite grundsätzlich immer unter denen von Welt-ETFs (z. B. MSCI World) liegen, auch wenn verschiedene „Dividenden“-ETFs klassische Wachstumstitel in ihr Portfolio zumischen, um die Gesamtrendite zu pushen. Für mich ist das ein echter Etikettenschwindel, der mir nicht bewusst war.

Ein weiterer Schwerpunkt des Buches sind die verschiedenen Entnahmestrategien im Alter. Die Autoren helfen, den für sich passenden Ansatz zu finden, erläutern die Flexibilität der Lösungen und zeigen, dass es durchaus möglich ist, auch bei sinkenden Dividendenausschüttungen das passive Einkommen konstant zu halten.

Antworten auf steuerliche Fragen runden den Ratgeber ab.

Insgesamt ist „Die Dividenden-Strategie“ eine sehr konkrete, allgemeinverständliche und oft auch wertvolle Entscheidungshilfe, die deutlich die Grenzen eines passiven Einkommens durch Dividendenausschüttungen aufzeigt. Der Ratgeber ist vor allem für Einsteiger geeignet, da auch auf einfache Grundlagen eingegangen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.