Benutzer
Benutzername: 
Lara89
Wohnort: 
Münster
Über mich: 
Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2025
Kullmann, Katja

Stars


sehr gut

Unterhaltsam und witzig
Carla Mittmann ist als Akademikerin gescheitert und verdient ihr Geld mit einem Bürojob. Nebenbei betreibt sie ein kleines Internetportal für Horoskope. Da bekommt sie plötzlich 10000 Dollar geschenkt. Sie nutzt das Geld, um sich mit Horoskopen selbständig zu machen.
Es liest sich ein bisschen wie ein Abenteuer, das Sterne-Startup von Carla. Wie in akademischen Kreisen üblich, hält sie die Astrologie eigentlich für esoterischen Unsinn. So wirken die Beschreibungen der Horoskope wie witziger Blödsinn. Doch die Menschen glauben ihr, und mehr noch: sie glauben, dass das alles wirklich etwas mit ihrem Leben zu tun hat. Der Rat, der aus den Konstellationen am Himmel folgt, wird angenommen. Und bezahlt.
Die Protagonistin ist eine etwas schräge Person, von der man nicht immer versteht, warum sie tut, was sie tut. Doch die Entwicklung, die sie durchmacht, ist begreiflich. Die Kundinnen und Kunden, die sie gewinnt und berät, werden eher oberflächlich beschrieben. Schließlich untersucht Carla ihr eigenes Horoskop.
Die Geschichte bietet einen Einblick in das, was Menschen heute glauben und gerne glauben würden. Können die Sterne mir sagen, was ich tun soll? Wissen sie, was richtig für mich ist? Was soll ich tun? Carla gibt Antworten. Bis zum Schluss.
Das ist interessant und unterhaltsam. Und manchmal ziemlich witzig.

Bewertung vom 10.05.2025
Labba, Elin Anna

Das Echo der Sommer


ausgezeichnet

Steigende Wasser
Geschichte einer Vertreibung
Inga lebt mit Mutter und Tante nomadisch im Norden Schwedens. Sie gehören dem Volk der Samen (Lappen) an. Als sie eines Tages in ihr Sommerhaus zurückkehren wollen, ist das ganze Dorf überflutet: Man hat einen Staudamm zur Stromgewinnung gebaut und das Tal geflutet, ohne die Menschen vorher auch nur zu informieren. Und der Wasserspiegel steigt weiter. Vieles an der Geschichte und der geschilderten Lebensweise erinnert an die indigenen Völker Nordamerikas.
Die Frauen sind sehr lebensnah geschildert, sie sind emotional, naturverbunden und pragmatisch. Das Dorf ist eine lose Gemeinschaft, in der man einander hilft, und die Jahreszeiten geben den Rhythmus vor, zusammen mit den Rentieren. Das Leben ist hart und voller Herausforderungen. Ingas Mutter will etwas Dauerhaftes schaffen, für sich und ihre Familie. Doch das Tal, in dem sie leben, verschwindet im Stausee und mit ihm, nach und nach, auch die Lebensweise der Samen.
Was fehlt, ist ein Glossar. Es kommen zahlreiche samische Begriffe vor, die nicht erklärt werden und die man sich aus anderen Quellen erschließen muss. Es wird auch samisch gesprochen, ohne dass eine Übersetzung angegeben ist. Nur wenige Ausdrücke erschließen sich aus dem Zusammenhang.
Die Autorin hat mit einem Sachbuch zum Thema schon Preise gewonnen. Hier die fiktionale Bearbeitung der Vertreibung der Samen durch den Staudammbau im 20. Jahrhundert. Das ist sehr gelungen und mehr als lesenswert. Es ist großartige Literatur.

Bewertung vom 29.04.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Aber was, wenn doch?
Auf einer Flugreise steht plötzlich eine alte Dame auf und sagt jedem Passagier voraus, wann und woran er sterben wird. Die Geschichte verfolgt die weiteren Lebenswege dieser Personen. Das ist eine spannende Idee. Die Autorin schreibt seit Jahren Bestseller und man merkt, dass sie das drauf hat.
Die Menschen sind plastisch und lebendig dargestellt. Man kann sie sich gut vorstellen, es sind ganz normale Leute. Niemand kann die Vorhersage wirklich ignorieren. Auch die Wahrsagerin selbst kommt zu Wort. Sie schildert in Ich-Form, wie sie wurde, was sie ist, und wie sie zu diesen Vorhersagen kommt. Das macht das Ganze rund. Stil und Sprache sind angenehm und flüssig zu lesen. Insgesamt ist das Buch äußerst unterhaltsam, obwohl das Thema abstrakt ist und die Menge an Protagonisten recht groß.
Die Geschichte nimmt zum Schluss noch Fahrt auf und es gibt eine Auflösung. Das ist beeindruckend. Hier werden existenzielle Fragen gestellt, mitten im normalen Leben. Gut geschrieben und wirklichkeitsnah.

Bewertung vom 16.04.2025
Vogel, Laura

Dein ADHS-Wohlfühl-Guide


ausgezeichnet

Neurodivers - anders im Kopf
Früher bekamen nur Kinder diese „Zappelphilipp“-Diagnose, heute sind es oft auch Erwachsene. Hier gibt es umfassende Informationen und Anleitungen zur Selbsthilfe. Die Autorin ist keine Medizinerin sondern hat selbst ADHS. Sie betreibt auch einen Instagramkanal.
Die Frau auf dem Cover hat die Augen geschlossen. „Nur keinen Stress!“ scheint sie zu sagen. Für Menschen, die Chaos im Kopf haben, ist das ein guter Start.
Dieses Buch selbst ist sehr ansprechend gestaltet. Die Ränder sind mit breiten Farbstreifen markiert, Piktogramme informieren auf einen Blick über das, worum es geht. Die Absätze sind kurz: Ein Gedanke oder zwei, dann folgt eine Leerzeile, danach ein neuer Gedanke. Das lässt sich gut lesen, auch wenn die Inhalte zum Teil durchaus anspruchsvoll sind. ADHS sei keine Erkrankung, so die Autorin. Das Gehirn arbeite anders als bei den meisten „normalen“ Menschen.
Nach einer fachkundigen Einführung in das Thema ADHS bei Erwachsenen geht es um die speziellen Bedürfnissen neurodiverser Menschen. Hier gibt es eine Menge Ideen, die man einmal ausprobieren kann. Vieles wird geschildert, was man von sich selbst kennt. Ein Selbsthilfe-Ratgeber eben. Hilfreich, aktuell und gut zu lesen.

Bewertung vom 11.04.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


weniger gut

Liebe und Suff
Margo hat drei erwachsene Töchter. Der Ehemann und Vater verließ sie, als die Mädchen noch klein waren. Das wirkt nach. Alle drei Mädchen sind unbefriedigende Beziehungen mit Männern eingegangen. Margo erscheint als die Matriarchin, die im Mittelpunkt der Familie steht.
Hier sind vier Lebensgeschichten, die eng und sehr unglücklich miteinander verflochten sind. Die Frauen lieben einander und arbeiten sich an einander ab, das ist schmerzlich mit anzusehen, aber oft auch einfach unverständlich. Die Personen wirkten auf mich unlogisch und wenig klar. Auffällig ist der unmäßige Alkoholkonsum. Getrunken wird ständig.
Das zentrale Ereignis der Familiengeschichte – der Weggang des Vaters – klärt sich zum Schluss, allerdings auf wenig befriedigende Weise. Immerhin gibt es eine Art positiven Abschluss.
Die Insel Whight ist nur ein Hintergrund. Die Geschichte könnte an jedem beliebigen Strand in Südengland spielen.
Wer sich gern auf eine Familiengeschichte über Mütter und Töchter einlassen möchte, ist hier richtig. Sehr gelungen fand ich diese aber nicht.

Bewertung vom 24.03.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Wald, das Kind und die Familie
Aus einem Feriencamp in einem Wildnisreservat verschwindet ein Mädchen. Barbara ist die Tochter der Familie, der das Land gehört. Vierzehn Jahre zuvor verschwand bereits ihr Bruder, er wurde bis heute nicht gefunden. Nun geht wieder eine Suche los.
An dieser Geschichte sind viele verschiedene Personen beteiligt, und jede hat eine eigene Sicht auf die Dinge, die zum Teil in früheren Zeiten wurzelt. Die Charaktere sind allesamt sehr ausführlich, mehrdimensional und glaubhaft dargestellt. Doch es sind viele, sehr viele Menschen mit komplexen Beziehungen untereinander, die auf unterschiedlichen Zeitebenen gezeigt werden. Auch die Handlung springt ein wenig hin und her. Gut dass über jedem Kapitel steht, wann genau es spielt. Nicht immer ist es leicht, dem Geschehen richtig zu folgen.
Es bleibt lange offen, worum es hier eigentlich geht. Wird wirklich ein Verbrechen aufgeklärt oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Dieses Vage erzeugt eine ganz eigene Spannung. Man tappt im Dunkeln, hat keine Idee, wohin die Reise geht und befürchtet, dass jetzt etwas ganz Schlimmes passieren könnte. Das ist toll geschrieben und fesselnd aufgebaut. Zeitweise wird es richtig gruselig.
Insgesamt ist dies etwas für Lesende, die sich gerne eingehend mit menschlichen Beweggründen und Beziehungen beschäftigen.

Bewertung vom 16.03.2025
Peinkofer, Michael

Zeitrebellen / Timelock Bd.1


gut

Die Zeitlinie wiederherstellen
Der Autor ist für spannende Science Fiction und Fantasy bekannt. Hier erzählt er zwei parallele Geschichten, die in einer äußerst dystopischen Gegenwart spielen. Sonderbare Wahrnehmungen treten auf, sowohl bei zwei Kindern in Kyoto als auch bei einem jungen Mann in einer nicht näher benannten Metropole, in der er zur Schule geht.
Dies ist eine klassische Abenteuergeschichte durch die Zeiten. Es geht ins alte Ägypten, zu den Mammuts und in den Untergrund Kyotos. Cliffhanger unterbrechen abwechselnd die beiden Geschichten, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben. Mit einem Cliffhanger endet dieser erste Band auch.
Die Charaktere sind Jugendliche, die zu Helden werden (müssen). Sie sind in ihrer Schlichtheit durchaus glaubhaft. Das Ganze ist äußerst professionell erzählt, bietet aber nichts, was man nicht schon öfter irgendwo gelesen hätte.
Nette Unterhaltung, aber nichts Besonderes.

Bewertung vom 16.03.2025
Arth, Julius

Die Brücke von London


ausgezeichnet

Menschen auf der Brücke
Die Brücke von London („London Bridge“) wurde schon im 13. Jahrhundert errichtet. Etliche Häuser stehen darauf, es ist fast eine eigene Stadt. Hier geht es um eine frisch verwitwete Händlerin, die im 18. Jahrhundert auf der Brücke ihr Geschäft hat, und um zwei Schwestern, die zur Zeit des ersten Brückenbaus lebten.

Der Stil dieses Autors hat mir besondere Freude bereitet. Die Sprache ist wunderbar zu lesen. Die Figuren werden liebevoll geschildert, und die meisten von ihnen sind ein bisschen seltsam. Man kann gut mit ihnen mitfühlen. Bis in die Nebenfiguren hinein sind die Charaktere interessant und scharf gezeichnet. Ich hatte fast den Eindruck, ein neues Buch von Charles Dickens zu lesen. Das ist kein Zufall: Der Autor ist Spezialist für englische Literatur. Sein Protagonist heißt Oliver.
Die Geschichte ist sehr spannend und schildert anschaulich die sozialen Ungleichheiten jener Zeit. Die kleinen Leute sind die Guten, es sei denn sie sind allzu arm, so wie eine Gruppe von Straßenkindern, die nur mit Betrügereien überleben können. Sie legen einen besonderen Einfallsreichtum an den Tag, der die Geschichte und die Rettung der Hauptperson vorantreibt.
Eine besondere Lesefreude, für die man sich getrost Zeit nehmen sollte. Zu schade für „zwischendurch“.

Bewertung vom 12.03.2025
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


gut

Das Leben tanzen
Das rote Cover zeigt die Dargestellte nur zur Hälfte. Erst wenn man das Buch aufklappt, ist sie ganz zu sehen. Anita Berber passte nicht ins Bild. Sie lebte exzessiv und intensiv, sie war eine Künstlerin, die machte, was sie wollte. Und sie lebte zu einer Zeit, in der ihre Kunst, der Ausdruckstanz, erfolgreich sein konnte – oder als vulgär verurteilt wurde.
Anita Berber war der große Star eines heute vergessenen Genres: Der Ausdruckstanz, der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts parallel zum Stummfilm Leidenschaften auf die Bühne brachte, ist schon lange vergessen. Entsprechend schwierig ist es heute, sich vorzustellen, wie das damals war.
Romanhaft schildert der Autor die Lebensgeschichte der Berber, in Form von Rückblicken. In der Gegenwart liegt sie bereits im Sterben, mit 29 Jahren.
Ein kleines Mädchen, das tanzt. Sie lernt klassisches Ballett und hat ihren ersten Soloauftritt, noch ehe sie 18 wird. Sie ist begeistert, geradezu entflammt von klassischer Musik, und spürte diese im ganzen Körper. Das ist nicht leicht zu vermitteln, so rein als Text. Ich habe die Faszination vermisst, die Tanz sein kann, für Tanzende und Zuschauende. Ich habe nicht mitempfunden, was die Berber antrieb. Vielleicht ist ein Buch dafür das falsche Medium. Eine gewisse Ahnung davon findet sich in den bekannten Stummfilmen von Fritz Lang. In manchen hat sie mitgespielt.
Ich hätte mir zumindest Fotos gewünscht, und vielleicht ein paar Links zu filmischen Aufzeichnungen.
Gut zu lesen ist es auf jeden Fall. Eine Reise in eine ferne Zeit und in die Künstlerszene des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Bewertung vom 11.03.2025
Dempf, Peter

Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz


gut

Spannende Jagd um historische Juwelen
Afra ist eine junge Bettlerin, die 1503 in Augsburg lebt. Sie gerät an den „Fugger-Boten“ Herwart. Mit ihm reist sie nach Basel, um Teile des Burgunderschatzes für Jakob Fugger zu kaufen. Es wird eine abenteuerliche und lebensgefährliche Reise. Der Autor hat schon mehr als ein Dutzend solcher Romane geschrieben und dafür auch Preise erhalten.
Das Buch ist flüssig zu lesen und äußerst spannend geschrieben. Die Heldin Afra weiß sich zu behaupten, ist mutig, gutherzig und ziemlich clever. Sie besitzt einen durchaus vielschichtigen Charakter; neben ihr bleibt selbst Herwart etwas blass.
Zu dieser Zeit gab es in Deutschland keine Post, keine öffentlichen Verkehrsmittel und keinerlei Fürsorge für Waisen und arme Leute. Doch wir erfahren nur wenig darüber, wie die Menschen damals im Alltag lebten. Auch der historische Jakob Fugger hat nur wenige, recht kurze Auftritte. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Es gibt einige interessante Einzelgestalten, die ein Schlaglicht auf die Zeit hätten werfen könnten, aber ihre Geschichten werden nicht weiter vertieft. Schade.
Wir erleben eine spannende Abenteuergeschichte voller Cliffhanger und Gefahren, die auch in vielen anderen Zeiten hätte spielen können. Es ist eher ein Thriller als ein historischer Roman. Nicht alle Handlungsstränge werden zu einem Ende geführt, es bleiben Fragen offen. Es gibt ein Personenverzeichnis und ein kurzes Glossar. Eine Landkarte der Gegend, durch die Afra und Herwart unterwegs sind, wäre auch noch hilfreich gewesen.
Wegen der Blässe der Charaktere und der vielen vergebenen Chancen, mehr über diese Zeit zu erfahren, gebe ich nur drei Sterne.