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Arambol

Bewertungen

Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Das Schicksal ist ein Betrüger

"Uns verband die gemeinsame Liebe zu
Stille und Einsamkeit. Wir waren still, ohne allein zu sein."

Im Sommer 1962 verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos, während ihre Familie als Erntehelfer Blaubeeren pflückt. Ihr Bruder Joe, der sie als Letzter gesehen hat, leidet ein Leben lang unter Schuldgefühlen und dem schmerzhaften Verlust.

Zur gleichen Zeit wächst das Mädchen Norma in einer scheinbar intakten Familie auf. Doch je älter sie wird, desto stärker fühlt sie, dass etwas in ihrer Herkunft nicht stimmt. Wiederkehrende Träume, eine überfürsorgliche Mutter und ein emotional abwesender Vater nähren in ihr den Verdacht, dass sie nicht das ist, was man ihr glauben macht.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Joe und Norma erzählt. Nach und nach nähern sich die beiden Lebensgeschichten und Erzählstränge einander an – bis die Wahrheit dann schließlich nicht länger verborgen bleiben kann.

Amanda Peters gelingt mit „Beeren pflücken“ ein durchaus eindrucksvolles Debüt, das sich durch seine ruhige Erzählweise und melancholische Tiefe auszeichnet. Die Geschichte selbst entfaltet sich nur recht langsam, aber dafür stetig. Der Einstieg ist dabei leider zugegeben langatmig, doch die Geduld wird schließlich mit einer sowohl sehr emotionalen als auch gut konstruierten Handlung belohnt. Die Charaktere sind vielschichtig und entwickeln sich im Verlauf der Geschichte deutlich weiter.

Insgesamt ist „Beeren pflücken“ kein einfaches, aber gerade deshalb auch lesenswertes Buch, das durch seine außergewöhnliche Thematik und eine feinfühlige Erzählweise überzeugt.

Bewertung vom 02.06.2025
Hayes, Samantha

Eine von uns


gut

Enttäuschend vorhersehbar

"Um ehrlich zu sein, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich, ob ich lebte oder tot war."

Nach dem Verlust ihres Hauses durch ein Feuer stehen Gina und ihre Familie vor dem Nichts und ziehen übergangsweise in das luxuriöse Anwesen ihrer alten Freundin Annie, die sich selbst im Urlaub befindet.

Kurz nach dem Einzug erscheint eine Frau namens Mary, die sich als Annies Haushälterin vorstellt. Obwohl Gina Marys Auftreten als recht ungewöhnlich empfindet, akzeptiert sie doch ihre Anwesenheit. Die Atmosphäre im Haus wird immer angespannter und Gina beginnt zu zweifeln, ob Mary wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein. Fortan muss Gina sich nicht nur ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit, sondern auch einer zunehmend bedrohlichen Gegenwart stellen.

Das Buch „Eine von uns“ beginnt mit einem vielversprechenden Setting – doch leider bleibt es dabei. Statt eines nervenaufreibenden Thrillers mit überraschenden Wendungen liefert Samantha Hayes einen eher seicht und eingängig geschriebenen Roman mit oftmals oberflächlichen Dialogen ab.

Das größte Problem: Spannung kommt kaum auf. Die Geschichte braucht sehr lange, um in Gang zu kommen – und wenn sie es dann tut, fühlt sich vieles zu konstruiert und absurd unrealistisch an.
Leider war die Handlung zu jeder Zeit absolut vorhersehbar und ohne größere Überraschungen.
Auch die beiden höchst merkwürdigen "Story-Wendungen" am Ende wirken aufgesetzt, fühlten sich überzogen und wenig glaubwürdig an.

Durch den Perspektivwechsel zwischen Gina und Mary entstehen immer wieder Redundanzen, die den ohnehin schon schleppenden Spannungsaufbau weiter bremsen und manche Abschnitte einfach langatmig wirken lassen.

Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sympathie kam für keine Figur auf, insbesondere Ginas Verhalten war oft so naiv und realitätsfern, dass es schwerfiel, sie ernst zu nehmen. Wer verhält sich so? Ihre Entscheidungen waren zuweilen mindestens merkwürdig bis nicht nachvollziehbar, teils völlig fahrlässig.

Für mich leider kein Highlight: Wer auf Spannung und ein klug konstruiertes Thrillererlebnis hofft, wird enttäuscht.
Eigentlich schade, denn die Grundidee der Geschichte hat durchaus Potential. Dafür und für den angenehm flüssig zu lesenden Schreibstil gebe ich dann doch noch drei Sterne.

Bewertung vom 19.05.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Das Sterben hat begonnen

"Das hier war seine Rache. Er war nicht auf der Welt, um zu verzeihen. Er war hier, um sie zu zerstören."

Ein halbes Jahr nach den traumatischen Ereignissen der „Krähentage“ wird die Sonderermittlungsgruppe 4 erneut mit einem verstörenden Fall konfrontiert.
Nach einem rätselhaften Hinweis stoßen Jakob Krogh und Mila Weiss auf zwei tiefgefrorene Leichen in einem verlassenen Bauernhof. Eine Botschaft aus Asche kündigt weiteres Sterben an. Während die "Gruppe 4" ermittelt, zeigt sich: Der Täter kennt nicht nur die Opfer, sondern gleichzeitig die geheimsten Schwächen der Ermittler. Die Spur führt tief in psychologische Abgründe; die Grenze zwischen den Ermittlern und dem Täter beginnt zu verschwimmen.

Die erzählte Geschichte ist unheimlich spannend und in sich sehr schlüssig; gleichzeitig aber auch verstörend genial und klug konstruiert. Die handelnden Charaktere, allen voran natürlich Mila und Jakob, sind detailreich und glaubwürdig charakterisiert.
Aufgrund des verwendeten Schreibstils lässt sich der Thriller flüssig lesen, man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen und wird regelrecht atemlos in die Handlung hineingezogen.

„Aschesommer“ ist ein fesselnder Thriller, der mich mit psychologischer Tiefe, komplexen Charakteren und einer spannungsgeladenen Handlung in den Bann gezogen hat. Benjamin Cors ist es erneut gelungen, eine zunehmend düstere Atmosphäre zu erschaffen, in der die Ermittler nicht nur gegen einen skrupellosen Mörder, sondern auch gegen ihre eigenen inneren Dämonen zu kämpfen haben.

Wer schon die „Krähentage“ gelesen hat (und das ist zum Verständnis unbedingt Voraussetzung), sollte sich diesen Nachfolger keinesfalls entgehen lassen.
Die Handlung ist unfassbar packend; inhaltlich zugleich absurd genial.
Ein Thriller, der keine Kompromisse macht: Für mich ist der "Aschesommer" tatsächlich noch etwas besser als der schon ausgesprochen gute erste Teil.
Uneingeschränkte Thrillerempfehlung, volle Punktzahl!
Ich freue mich auf weitere Teile der Serie, es gibt wohl ganz offensichtlich noch recht viel zu erzählen.

Bewertung vom 09.05.2025
Smith, Kaylie

Phantasma - Spiel um dein Leben, fürchte die Liebe / Wicked Games - Verfluchte Spiele Bd.1


ausgezeichnet

Horror und Liebe

"Du hast versagt, obwohl du noch nicht einmal angefangen hast. Klopf dreimal gegen die Mauer, dann wird alles wieder gut."

„Phantasma“ von Kaylie Smith hat mich wirklich positiv überrascht und ist mal etwas ganz anderes gewesen als das, was ich sonst lese. Wir begleiten Ophelia nach dem Tod ihrer Mutter nach Phantasma – und was dort passiert, muss man selbst gelesen haben. Teufel, Phantome und Dämonen. Alles findet seinen Platz in dieser Geschichte. Also auch die Liebe. Sie steht zwar nicht unbedingt im Vordergrund, hat aber dennoch eine starke Präsenz.

Weiter ins Detail gehen möchte ich in Sachen Liebe allerdings nicht. Nur so viel: Es entstehen definitiv interessante Beziehungen unter den Protagonisten.
Ophelia und Blackwell sind vor allem interessant. Ophelia, weil sie nun mal eben im Mittelpunkt der Geschichte steht und das ein oder andere Problem bewältigen muss. Sie ist nicht die klassische starke weibliche Protagonistin und hinter ihrer Fassade steckt noch mehr, wie man im Laufe der Geschichte bemerkt. Besonders der Bund zu ihrer Schwester ist sehr stark und bringt sie in die ein oder andere brenzlige Situation.

Und brenzlige bzw. gefährliche Situationen findet man in Phantasma sehr häufig. Und das macht diese Geschichte aus. Kaylie Smith schafft es einfach viel Spannung und ruhigere Story Elemente in ein perfektes Gleichgewicht zu bringen – denn langweilig ist mir beim Lesen nie geworden. Was auch an dem Schreibstil liegt, der ganz einfach gehalten ist. Die Beschreibungen der Umgebung lassen das gesamte Setting lebendig werden und man hat das Gefühl, man würde sich zusammen mit Ophelia den einzelnen Prüfungen stellen.

Insgesamt lassen sich in „Phantasma“ viele wundervoll ausgearbeitete Ideen finden, die alle auf irgendeine Weise zusammenpassen. Diese Geschichte ist einfach etwas Besonderes – von den Protagonisten bis hin zum Setting. Wer also Lust auf eine Geschichte hat, die man nicht weglegen kann, wird hier fündig. Aber denkt beim Lesen daran: Verliebt euch nicht (zu schnell in die Protagonisten).

Bewertung vom 29.04.2025
Koppelstätter, Lenz

Was am Ufer lauert / Ermittlungen am Gardasee Bd.2


gut

farblos triste Fortsetzung

"Verdammt, warum konnte das Leben nicht immer so sein. Wer hatte sich nur dieses Erwachsensein ausgedacht."

Im neuen Roman „Was am Ufer lauert“ von Lenz Koppelstätter, der Fortsetzung von „Was der See birgt“, wird die Polizeireporterin Gianna Pitti erneut in einen rätselhaften Fall am Gardasee verwickelt. Wenige Wochen nach den Ereignissen des ersten Bandes (den man zum Verständnis unbedingt kennen sollte) kehrt ihr verschollener Vater Arnaldo unerwartet zurück und bittet sie um ihre Hilfe. Als es dann zu einem Treffen mit einer unbekannten Informantin kommen soll, entdeckt Gianna stattdessen die Leiche einer Frau. Gianna, ihr Vater Arnaldo, ihr exzentrischer Onkel Francesco und die Chefredakteurin Elvira stoßen bei ihren Nachforschungen auf Spuren, die tief in die Vergangenheit der Familie Pitti und in die Geschichte des Gardasees führen.

Nach dem recht unterhaltsamen Serien-Auftakt hatte ich mich auf die Rückkehr an den Gardasee gefreut – leider konnte mich die Fortsetzung nicht überzeugen.
Der weit ausschweifende Schreibstil und unzählige unnötige Längen nehmen der Geschichte viel von ihrer Spannung. Auch die ungemein sperrige Sprache erschwert das Eintauchen in die eigentliche Handlung. Diese wirkt zudem auch noch sehr konstruiert und wenig glaubhaft; der Kriminalfall verschwindet dabei fast vollständig hinter einem familiären Drama.

Die Figuren, die Protagonisten, die im ersten Band noch lebendig und vielschichtig waren, erscheinen diesmal klischeehaft und überzeichnet – eine echte Bindung zu ihnen wollte sich bei mir nicht einstellen.

Auch die Atmosphäre und der Zauber des Gardasees, die im Serienauftakt so überzeugend eingefangen wurde, bleibt diesmal unbefriedigend blass.

Letztendlich konnte mich die Auflösung des eigentlichen Kriminalfalls nicht wirklich mitreißen und auch inhaltlich gar nicht überzeugen.

Schade, eine schwache Fortsetzung. Für mich, im direkten Vergleich zum ersten Band, eine Enttäuschung. Zu viel Familiendrama, zu wenig Kriminalroman.

Bewertung vom 22.04.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


sehr gut

Schonungslos und ehrlich

"...man muss das Schicksal nur lange genug nerven, irgendwann gibt es nach und schmeißt einem das Glück vor die Füße, damit man endlich Ruhe gibt."

Der Roman „Achtzehnter Stock“ von Sara Gmuer erzählt eindringlich vom Alltag einer alleinerziehenden Mutter in einem Berliner Plattenbau. Wanda lebt mit ihrer Tochter Karlie im 18. Stock – ohne Aufzug und leider auch ohne Perspektive. Dennoch gibt sie ihren Traum nicht auf: sie will unbedingt Schauspielerin werden.

Zwischen Castings, Kinderbetreuung und Selbstzweifeln zeigt sich, wie hoch der Preis für Veränderung sein kann – und wie viel Kraft es braucht, sich selbst und seinen Träumen treu zu bleiben.

Ein moderner, temporeicher Roman über tiefe soziale Ungleichheit und die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Schonungslos, aber voller Empathie.

Sara Gmuers Schreibstil ist präzise, klar, und gerade deshalb gleichzeitig äußerst eindrücklich. Die Geschichte fokussiert sich auf ihre Hauptfigur Wanda, dabei bleibt der Roman leise, erst gegen Ende zieht das Tempo spürbar an.
Eindrucksvoll zeigt Gmuer, dass ein Karrieresprung nicht zwangsläufig eine Wendung zum Besseren bedeutet, sondern neue Widersprüche aufwerfen kann. Was bedeutet Erfolg, wenn man ihn kaum leben kann? Wie viel darf man selbst überhaupt wollen?

Ein starkes Buch, das starke Fragen stellt, ohne den Anspruch zu haben, diese dann selbst beantworten zu wollen. Ein moderner Roman über tiefe soziale Ungleichheit und die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Ein unaufgeregter Blick auf Realität und Sehnsucht. Schonungslos, aber auch voller Empathie.

"Manchmal muss man seine Träume ändern, um glücklich zu werden."

Bewertung vom 21.04.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

atmosphärischer Auftakt

"Glück. Sie hatte vergessen, was das war."

Hamburg im Jahr 1913: Louise Dumont wird von einem Tag auf den anderen aus ihrem wohlbehüteten Leben gerissen, als ihr Ehemann Viktor plötzlich spurlos verschwindet und sie vollkommen mittellos zurücklässt. Um sich über Wasser zu halten, plant sie gemeinsam mit Ella Tomaczowa, einer geflüchteten Bordellmitarbeiterin, auf St. Pauli eine Bar zu eröffnen.
Als in unmittelbarer Nähe ein Juwelier ermordet wird, geraten die beiden ungewollt in ein düsteres Netz aus Verdächtigungen und Geheimnissen. Und dann ist da noch der ehemalige Polizist Paul Klinker - nach einem "Unfall" verliert er nicht nur einen Arm sondern zudem auch seine Frau und sein Zuhause - der zur gleichen Zeit versucht, eine brutale Bande von Straßenkindern zu stoppen.

Henrike Engel gelingt mit "Elbnächte - Die Lichter über St. Pauli" eine eindrucksvoll überzeugende Mischung aus historischem Roman und packender Kriminalgeschichte. Bedächtig und ruhig erzählt, aber mit stetig hohem Spannungsbogen. Nach einer für mich unerwarteten und überraschenden Storywendung zieht die Spannung zum Ende der Geschichte nochmal deutlich an. Gut gemacht!

Wir erleben in einer wohl einzigartigen Stadt, Hamburg - St. Pauli, eine bildgewaltige Reise in die erlebnisreiche Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts.
Die Erzählung und die Charaktere sind plastisch und authentisch gezeichnet: ich konnte mir Louise, Ella, Paul und ihr Umfeld sehr gut vorstellen und mich in ihre individuellen Schicksale hineinversetzen.

Der erste Band der "Elbnächte" hat mich überzeugend gut unterhalten, der Autorin Henrike Engel ist es gelungen, mich mit dieser Geschichte zu fesseln und ich bin schon sehr gespannt auf den Nachfolgeband.

Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.04.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Zusammen oder gar nicht

"Wenn es Gott wirklich gab, dann hatte er hierfür verdammt lange gebraucht."

"Maikäferjahre" von Sarah Höflich ist ein Roman, der in den turbulenten Zeiten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spielt. Im Frühjahr 1945 fliehen Anni und ihre kleine Tochter Clara, zusammen mit dem jüdischen Musiker Adam, aus dem zerbombten Dresden zu ihren Schwiegereltern nach Tirol.
Ihr Zwillingsbruder Tristan, gerät in den letzten Kriegstagen schwer verletzt in britische Gefangenschaft und kämpft in England ums Überleben. Dabei findet er in der Krankenschwester Rosalie die große Liebe seines Lebens.

Sarah Höflich beschert uns einen außergewöhnlichen historischen Roman, der nicht nur berührt, sondern tief unter die Haut geht. Die Geschichte entfaltet sich in einer durchgehend spannenden Handlung, die von zahlreichen schicksalhaften und unerwarteten Wendungen geprägt ist. Besonders beeindruckend ist dabei die überzeugend anschauliche Schilderung der Nachkriegssituation: Die Not, die Angst, aber auch der spürbar unbändige Überlebenswille sind eindringlich bildhaft beschrieben und mit einer solchen Intensität dargestellt, dass man mit den Protagonisten fühlt, leidet und hofft.

Anni und Tristan stehen stellvertretend für eine ganze Generation, deren Schicksal von Krieg und Vertreibung gezeichnet ist. Sie vermitteln eindrücklich, wie wichtig es sein kann, weiterzumachen und zu versuchen, immer das Beste aus jeder Situation zu machen.

Die authentische, hautnahe Erzählweise der Autorin macht den Roman zu einem echten Leseerlebnis; man spürt dabei unmittelbar, dass jedes Detail von ihr sorgsam recherchiert wurde.

Ein packend empfehlenswerter Roman, der anschaulich von Liebe, Schuld und den moralischen Herausforderungen der Nachkriegszeit erzählt.
Eine historische Erzählung mit großen Gefühlen; für mich schon jetzt ein Highlight meines Bücherjahres.

"Manchmal muss man auch Leichtigkeit neu erlernen."

Bewertung vom 31.03.2025
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

temporeich und hochspannend

"Die innere Kälte, die dieser Ort in ihr auslöste, war schwer zu bezwingen."

Eins direkt und ganz deutlich vorweg: bitte zwingend zunächst die beiden ersten Teile "Der Morgen" und "Die Dämmerung" lesen!! Ohne Kenntnisse aus den ersten beiden Büchern ist "Die Nacht" kaum verständlich.

Art Mayer und Nele Tschaikowski sind endlich zurück: das extrem ungleiche Ermittlerduo, das mehr und mehr zusammenfindet und mich bereits in den vorangehenden Fällen vollends zu überzeugen wusste. Erneut fesselt mich dieser Thriller mit einer enorm dichten und intensiven Atmosphäre, sowie mit unvorhersehbaren Wendungen, die den Leser bis zur letzten Seite in Atem halten.

Die Handlung beginnt vor fünfzehn Jahren mit dem Verschwinden eines kleinen Jungen. Viele Jahre später verschwindet auch noch dessen Schwester Dana spurlos. Ein anonymer Hinweis führt das Ermittlerteam nun in eine alte Wohnwagensiedlung.
Parallel zum aktuellen Geschehen, wird in regelmäßigen Rückblenden Danas Vergangenheit beleuchtet.

Von der ersten bis zur letzten Seite hält Marc Raabe den Spannungsbogen auf höchstem Niveau und sorgt mit dem ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart für eine außergewöhnliche Dynamik. Der Thriller überzeugt durch sein hohes Tempo und eine Erzählweise, die lebendig und mitreißend ist.

Art und Nele sind zwei sympathisch gezeichnete Charaktere, die nach und nach auch immer mehr Persönliches von sich preisgeben. Es fällt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren

"Die Nacht" ist ein echter Pageturner – einmal begonnen, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Wer auf der Suche nach einem hochspannenden, temporeichen Thriller ist, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Absolute Leseempfehlung und wieder die volle Punktzahl für Art und Nele.

Ich bin schon jetzt äußerst gespannt, was "Im Morgengrauen" passieren wird.

Bewertung vom 24.03.2025
Prödel, Kurt

Klapper


sehr gut

zwischen Nostalgie und Chaos

"Es war chaotisch, laut, es tat in den Ohren weh, aber das war alles genau richtig."

Der Roman spielt im Sommer 2011 und erzählt die Geschichte des 16-jährigen Thomas, genannt Klapper, der seine Zeit am liebsten allein vor dem Computer mit Counter strike verbringt. Doch als zu Beginn des neuen Schuljahrs die neue Mitschülerin "Bär" in seine Klasse kommt, verändert sich so einiges. Die beiden teilen eine gemeinsame Begeisterung für Videospiele und freunden sich an. Während ihre Beziehung sich langsam entwickelt, steuern sie gleichzeitig unweigerlich auf ein dramatisches Ereignis zu.

Jahre später holen Klapper die Erinnerungen an diesen Sommer wieder ein...

Mit "Klapper" legt Kurt Prödel einen bemerkenswerten Debütroman vor, der glaubwürdig die Stimmung der frühen 2010er-Jahre einfängt.

Der Schreibstil ist lebendig und wirkt authentisch. Gleichzeitig durchzieht das Buch aber auch eine irgendwie äußerst trübsinnige, fast depressiv wirkende Grundstimmung. Einsamkeit, ständige Unsicherheit und das ungute Gefühl, nicht dazuzugehören, sind sehr zentrale Themen der Erzählung.
Diese bedrückend dunkle Atmosphäre verleiht der Geschichte dann auch eine gewisse Schwere und Melancholie.

Ein Schwachpunkt des Romans sind meiner Meinung nach jedoch vor allem die Charaktere selbst, die nicht immer glaubwürdig wirken. Während Klapper als Protagonist noch recht glaubhaft erscheint, bleibt Vivi (alias Bär) in ihrer Entwicklung sehr blass und ist in ihren Handlungen wenig nachvollziehbar.

Insgesamt ist "Klapper" ein durchaus bemerkenswert interessanter und gelungener Debütroman, der mit seiner Mischung aus Nostalgie, inklusive des unvergesslichen Geschmacks von Zitronenkrümeleistee, und jugendlicher Melancholie überzeugt.