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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertung vom 19.05.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


ausgezeichnet

Ein bewegendes und hervorragend erzähltes Debüt!
Im Rowohlt Verlag erscheint der Debütroman Der Junge aus dem Meer von Garrett Carr.

An der irische Westküste wird 1973 ein Baby in einem Fass am Strand gefunden, der Junge wird zunächst in der Dorfgemeinschaft aufgenommen und schließlich vom Fischer Ambrose und seiner Frau Christine adoptiert, sie nennen ihn Brendan. Da die Herkunft des Jungen ein Rätsel umgibt, wird Brendan wird von der Dorfgemeinschaft als etwas Besonderes angesehen und er hat eine Art an sich, mit der er die Menschen für sich einnimmt. Dabei ist Brendan ein normaler Junge, der von seinen Eltern liebevoll angenommen wird, aber sich gegen seinen neuen Bruder Declan behaupten muss.

"Tatsächlich war es so, dass viele von uns etwas Tiefgehendes spürten, wenn Brendan uns segnete, unter seiner Berühung wurde uns unsere eigene Bedeutungslosikeit bewusst, wir waren Fässer, die im Meer trieben, doch zugleich hatten wir das Gefühl, dass hier eine wohlwollende Kraft am Werk sein könnte, eine hilfreiche Strömung, und das war tröstlich." Zitat Seite 189


In seinem Debütroman erzählt der irische Autor Garrett Carr eine einnehmende und authentische irische Familiengeschichte, die uns das harte Leben in dem kleinen Fischerort vor Augen führt. Die Menschen leben vom Fischfang, bearbeiten den Fang in den Fabriken und sind abhängig von ihren Schiffen, den Wetterbedingungen und den Fangquoten. Ihr Alltag ist geprägt von schwerer Arbeit und Entbehrung und als das Baby in dem Fass gefunden wird, sorgt das für große Aufregung im Dorf. Die Adoption des Babys wird schnell ermöglicht und es beginnt ein neuer Abschnitt im Leben der Familie Bonnar.

Erzählt wird in der "Wir"-Perspektive und meint damit die gesamte Dorfgemeinschaft, das versinnbildlicht den starken Zusammenhalt der Menschen. Garrett Carr schreibt sehr warmherzig und in einem wunderbaren Stil, den ich sehr genossen habe. Er verknüpft mit der Geschichte des Jungen den Zusammenhalt einer Familie und eines ganzen Dorfes und lässt uns den Wandel der Zeit über zwanzig Jahre miterleben.

Brendan hat eine einfühlsame Art und entwickelt sich zu einer Persönlichkeit mit großer Empathie, zu einer Art Heilsbringer, seine menschliche und mitfühlende Art schätzen die Menschen, aber sein Bruder kann sich nicht mit ihm anfreunden, beide Söhne konkurrieren um die Liebe ihres Vaters und den Einfluss, den Brendan auf manche Menschen ausübt, neidet ihm sein Bruder.
Christines Schwester Phyllis pflegt den Vater und fordert mit ihrem Auftreten, dass auch Christine ihren Teil dazu beitragen soll. Doch die hat mit ihrer Familie genug zu tun.

In dieser Geschichte erleben wir das Leben der einfachen Fischer in Irland und bekommen eine Kostprobe einer riskanten Fangfahrt geboten, bei der Ambroses Schiff in der wilden irischen See manövrierunfähig der Gewalt des Meeres ausgesetzt ist. Das Leben der Fischer wird bei jedem Arbeitstag aufs Spiel gesetzt.

Gleichzeitig werden die zeitlichen Veränderungen sichtbar, denn die Fangquotenregelung der EWG setzt den Fischern mächtig zu. Sie benötigen größere Schiffe, um die Fanggründe weiter draußen im Meer erreichen zu können.

Dieser großartige, stimmungsvolle und bewegende Debütroman dreht sich um Familie, Irland, das Meer und das Leben und hat mich mit seiner einzigartigen Erzählweise und den Figuren wunderbar unterhalten.

Bewertung vom 15.05.2025
Grünes Gold / Capri-Krimi Bd.6
Ventura, Luca

Grünes Gold / Capri-Krimi Bd.6


sehr gut

Gute Krimiunterhaltung mit Inselflair
Im Diogenes Verlag erscheint der Capri-Krimi Grünes Gold von Luca Ventura, es ist der sechste Band der Reihe.

Ein Mann fährt früh am Morgen mit dem Sessellift auf den Monte Solaro auf Capri und wird tot im Sitz an der Bergstation gefunden, er wurde erschossen. Zu diesem Mordfall werden Spezialisten der Kriminalpolizei von Neapel angefordert, doch die Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo ermitteln ebenfalls. Die erste Spur führt sie zu einem Olivenhain, der ein Geheimnis zu verbergen scheint. Die Oliven sind kostbar und sehr hochwertig, grünes Gold für das manche Menschen alles tun würden!

Der Tote im Sessellift kommt Enrico nicht gerade recht, denn privat hat er so einige Dinge, die ihn umtreiben, er überlegt zu heiraten und auch Antonias Gedanken kreisen gerade um ihren Sohn Oscar, der sich bis spät in die Nacht auf Capri rumtreibt. Wegen der Zuständigkeitsbürokratie wird die Kripo Neapel hinzugezogen, dabei haben die Inselpolizisten durchaus das Talent selbst zu ermitteln. Sie befassen sich intensiv mit dem Fall und finden heraus, dass Alessandro Nadi regelmäßig den Sessellift um diese Zeit benutzte und dass er durchaus Feinde hatte. Bei ihren Erkundigungen stossen sie auf einen kostbaren Olivenhain mit altem Baumbestand.

Luca Ventura erzählt wunderbar bildhaft mit fühlbaren Stimmungen, sodass man die Lektüre einfach nur genießen kann. Capris Flair wird spürbar transportiert, man hört die knatternden Vespas, sieht das blaue Meer in der Sonne Italiens glitzern und fühlt sich wie im Urlaub. Wäre da nur nicht der Mordfall, der Rätsel aufgibt. Ich habe mitgerätselt, doch die vielen Fährten machten es mir schwer und das wahre Tatmotiv blieb mir bis zum Ende verborgen. Die Art und Weise der menschlichen Verwicklungen erfordern zahlreiche Nachforschungen, die am Ende schlüssig aufgeklärt werden.

Ich finde es toll, dass sich Venturas Krimi erneut um ein spezielles Thema rankt, so wie in "Der blaue Salamander". Dieses Mal ist das grüne Gold im Visier, dazu hätte es ruhig mehr Informationen zur Olivenernte, der Ölgewinnung oder der Kultivierung von Oliven geben können.

Das Spannungslevel ist nicht besonders hoch, wobei das für mich kein negativer Punkt ist. Ich konnte mich viel mehr auf das Leben auf Capri konzentrieren und wurde mit privaten Dinge der Ermittler gut unterhalten.

Dieses Buch hat mich schnell in Urlaubsstimmung versetzt, mir gefällt besonders die wunderschön beschriebene Landschaft und das stimmige Flair von Essen, Natur, Ölgewinnung und der Mentalität der Inselbewohner. Die Lösung des Mordfalls ist ganz sicher ein Teil des Ganzen, den höreren Stellenwert hat aber das Leben der Ermittler und der Inselbewohner.

Bewertung vom 15.05.2025
Die Windmacherin
Lunde, Maja

Die Windmacherin


ausgezeichnet

Traurig-schöne Geschichte, die Hoffnung schenkt
"Die Windmacherin" ist die Sommergeschichte des Jahreszeiten-Quartetts von Maja Lunde, die bei btb erscheint. Die wunderschönen Illustrationen stammen von Lisa Aisato.

Der 11-jährige Tobias wird nach einem Krieg zur Erholung aus der zerbombten Stadt auf die Insel Wetterland geschickt. Dort kommt er bei der Fischerin Lothe unter, die keinen Hehl daraus macht, dass sie neugierige Kinder nicht mag. Tobias lebt sich auf Wetterland ein und entdeckt ein Geheimnis nach dem nächsten. Dabei wird er an seine eigene traumatischen Erlebnisse im Krieg erinnert und es zeigt sich, dass auch die Inselbewohner ähnliche düstere Zeiten erlebt haben. Das größte Rätsel aber ist die Geschichte von der Windmacherin und dem Waldhüter, die Tobias neugierig macht und dessen Wahrheit er auf die Spur kommt.

Auch wenn ich eine fröhliche Sommergeschichte erwartet hatte, so nehmen mich mit die emotionalen Erlebnisse und die fesselnde Geschichte mit ihrer etwas düsteren Stimmung von Anfang an gefangen. Die fantasievoll ausgeschmückte Handlung verleitet zum Innehalten und Nachdenken. Nicht der fröhlich bunte Sommer wird hier gezeigt, sondern eine tiefgehende Geschichte über Verlust und Kriegstraumata. Die Illustrationen sind etwas düster, gefallen mit dennoch sehr, sie sind einfach stimmungsvoll und untermalen die ebenso melancholische Erzählung auf besondere Weise.

Wir begleiten Tobias, der wie viele andere Kinder in den Ferien aus einer vom Krieg komplett zerstörten Stadt zur Erholung aufs Land geschickt wird. Dort soll er sich mal ohne den Anblick der Zerstörung wohlfühlen und im Kreise nette Gastfamilien von den Folgen der Unterernährung und der schlimmen Erlebnisse erholen.

Tobias freut sich auf die Reise, auch wenn ihm die Trennung von seinen Eltern schwer fällt. Seine Gastmutter Edith Lothe ist jedoch gar keine fröhliche, freundliche Frau und warum das so ist, findet Tobias mit der Zeit heraus. Die griesgrämige Art von Lothe hat einen tragischen Hintergrund, der sie im Grunde mit Tobias emotional verbindet. Sie stellt Tobias ein Zimmer zur Verfügung und sorgt für gutes Essen.

Tobias wurde durch die Kriegserlebnisse ein stiller Junge, der am liebsten in die Welt seiner Bücher abtaucht und sich drinnen aufhält. Zu sehr erinnern ihn die Trümmer der Stadt an die schrecklichen Erlebnisse. Er lernt während seines Aufenhalts auch andere Menschen kennen, die ihm mehr Aufmerksamkeit schenken als Lothe. Außerdem erlebt er schöne Momente in der wohltuenden Natur, er genießt die gute Luft, das Essen und das Meer, das Moor und ist dankbar für die Aufnahme. Und er kommt einer alten Kinderfreundschaft

Es ist ein ganz besonderes Geschenkbuch für alle Menschen ab 10 Jahren, die Interesse haben an Büchern über Freundschaft, das Leben am Meer und sich auch vor schwierigen Themen nicht abschrecken lassen. Denn hier werden Trauer, Verlust und die Bewältigung von Kriegstraumata thematisiert, was nicht alle Kinder im Alter von 10 Jahren schon emotional verarbeiten können.

In dieser tiefgründigen Geschichte geht es um das Verständnis für Traumata, die aufgearbeitet werden müssen, um Kindern und Erwachsenen wieder neue Wege zurück ins Leben aufzeigen zu können. Das Buch lässt uns darüber nachdenken, wie dankbar wir sein können über Frieden, eine intakte Umwelt und ein Dach über dem Kopf mit genügend Essen.

Mal wieder ein großartiges und bewegendes Buch mit einer perfekten Begleitung durch die wunderbaren Illustrationen!

Bewertung vom 11.05.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Bewegender Roman um Leid und Liebe
Bei DTV erscheint der historische Roman Maikäferjahre von Sarah Höflich.

Im Jahr 1944 steht der Halbjude Adam Loewe auf einer Deportationsliste der Nazis. Das Ausnahmetalent gilt als Jahrhundertgeiger und sein Ausbilder Gottlieb Baumgartner, Annis Vater, entwirft einen gewagten Plan, um seinen Schützlings zu retten. Als die Engländer Dresden bombardieren, rettet sich Anni mit ihrem Baby in einen Luftschutzbunker, wo sie Adam trifft, gemeinsam flüchten sie aus der zerbombten Stadt.

Annis Zwillingsbruder Tristan gerät während eines Fluges in ein Bombardement in Portsmouth, schwer verletzt landet er im Lazarett und verliebt sich in Rosalie. Diese Liebe und die Hoffnung, seine Schwester Anni wiederzusehen, geben ihm Kraft, um sein Leben zu kämpfen. Aber als feindlicher Soldat wird er nicht gern gesehen. Wie wird es den Geschwistern ergehen?

Sarah Höflich umspannt in ihrem Roman eine Zeitspanne von Januar 1944 bis Sommer 1947 und beschreibt die schicksalshaften Jahre von Anni, Adam, Tristan und Rosalie.

1945 liegt Dresden nach den Bombenangriffen in Schutt und Asche. Anni flieht mit ihrer Tochter und dem Halbjuden Adam nach Tirol, wo ihre Schwiegereltern leben. Von ihrem Mann Fritz fehlt jede Spur.

Währenddessen entkommt ihr Zwillingsbruder Tristan als Kampfpilot knapp dem Tod und landet verletzt in englischer Kriegsgefangenschaft. Dort pflegt ihn die britische Krankenschwester Rosalie und beide verlieben sich ineinander - eine Liebe, die gesetzlich verboten ist und gegen den Willen von Rosalies Familie verstösst.
Der Roman hat mich von Anfang an gepackt und mit den tragischen Schicksalen seiner Figuren gefesselt. Die Geschwister Anni und Tristan sind die Erzählenden, sie schreiben einander Briefe, ohne den Aufenthaltsort des anderen zu kennen. Die zeitliche Ebene ist klar umrissen, in den Kapitelüberschriften wird die Zeit genannt und in einer Art Übersicht werden die wichtigsten Punkte zur Situation im 2. Weltkrieg genannt, wodurch man die Auswirkungen auf Deutschland, England und Österreich erfährt.

Die Handlung enthält dramatische Erlebnisse, so führt uns die Autorin das brennende Dresden vor Augen und lässt die zeitlichen Gegebenheiten und extremen Situationen der Kriegsfolgen sichtbar werden, die ihre Protagonisten am eigenen Leibe erfahren müssen. Es gibt spannende und dramatische Momente, die den Leser mitfiebern lassen, denn mehr als einmal kämpfen Anni, Tristan und Adam gegen Anfeindung und ums Überleben. Doch es gibt auch Hoffnung, denn über allem steht die Liebe, die sich gegen Hass, fehlende Menschlichkeit und Vorurteile zu beweisen versucht und die Aussicht auf das Glück in der Geschichte nicht erlöschen lässt.

Sarah Höflich erzählt sehr klar, unterhaltsam und flüssig und lässt uns nah in die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren eintauchen. Die Handlung entwickelt sich durch die vielschichtigen Charaktere sehr spannend, abwechslungsreich und wird nie langweilig.

Dieser Roman beschreibt bewegend und eindrucksvoll über das Leid der Nachkriegszeit und macht deutlich, wie sehr Hass, Vergebung und die Kraft der Liebe Menschen entzweien oder verbinden.

Ein bewegender, dramatischer, zeitbeschreibender und empfehlenswerter Roman, der die Folgen von Krieg, Flucht und Neuanfang sehr eindrucksvoll aufzeichnet.

Bewertung vom 08.05.2025
Kleine Desserts aus dem Glas. Partyminis zum Vernaschen.
Beilharz, Ulrike

Kleine Desserts aus dem Glas. Partyminis zum Vernaschen.


sehr gut

Dekoratives Löffelglück im Glas
Im Bassermann Verlag erscheint Kleine Desserts aus dem Glas - Partyminis zum Vernaschen von Ulrike Beilharz.

Zum Abschluss eines Menüs werden Desserts meistens schon sehnsüchtig erwartet, sie sind unverzichtbar und bilden den krönenden Abschluss. Cremes unterschiedlichen Geschmacks werden mit frischen oder eingelegten Früchten, mit Alkohol oder Gebäck dekorativ in Gläser gefüllt und fertig ist der kleine süße Partyspaß im Glas!

Das Buch startet mit der Vorstellung der geeigneten Gläser und einem kurzen Vorwort der Autorin, danach folgen die Rezepte, die mit einer gut strukturierten Anleitung und einem ganzseitigen Fotos eine Doppelseite einnehmen.

Die Rezepte teilen sich in zwei Kategorien auf: "Süß mit Früchten" und "Süß und edel gewürzt".

Übersichtlich folgen Angaben zur Anzahl der Gläschen, eine Zutatenliste, sowie die Zubereitung, spezielle Dekoideen, Schwierigkeitsgrad, Zeitaufwand und Vorbereitungshinweise.

Den Anfang machen karamellisierte Calvados-Äpfel mit Zimthaube, es folgt ein Duett aus Him- und Brombeeren, eine Limettencreme (mein Favorit), Vanillecreme mit Erdbeeren, Kirschtörchen, Schokopralinen im Glas, süßer Kürbistraum oder Lebkuchenmousse und noch weitere Rezepte.

Die einzelnen Gläser sehen auf den Food-Fotos perfekt aus und sind auch für Ungeübte kein Hexenwerk, wenn man den Anleitungen folgt. So gelingen abwechslungsreiche, kreative und unschlagbar leckere Nachtisch-Ideen. Der saisonale Aspekt gelingt durch die einzelnen Früchte (Erdbeeren, Maronen) und auch durch Gewürze, wie bei der Lebkuchenmousse.

Was wie ein Kunstwerk aussieht, geht einfach, indem man die Cremes und anderen Zutaten geschichtet in ein Glas füllt und damit auch perfekt portioniert. Die Wirkung ist spektakulär und bildet den krönenden Abschluss eines Menüs.

Das Buch enthält auch recht spezielle Vorschläge, wie die Weißbiercreme mit Schaum oder die Weinsoße mit Schneeklößchen. Doch die Auswahl und Vielfalt an Rezepten ist groß und bietet für alle Geschmäcker etwas an.

Dekorativ, abwechlungsreich und verführerisch lecker! So geht Löffelglück aus dem Glas!

Bewertung vom 07.05.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


sehr gut

Mord am Feiertag
Bei DTV erscheint Fabio Nolas Krimi Commissario Gaetano und der lügende Fisch.

Während in Neapel die Feierlichkeiten zum Gedenktag des Heiligen San Gennaro, also des Stadtpatrons von Neapels stattfinden, geschieht ein grausamer Mord. Der Tote wurde enthauptet, genau wie der Schutzheilige. Da drängt sich der Gedanke an eine Fehde der Camorra auf, doch die Art der Tötung scheint eine andere Sprache zu sprechen. Commissario Salvatore Gaetano macht sich auf die Suche nach dem Mörder, doch der ist ihm immer einen Schritt voraus.

Der Tote in diesem Krimi trägt nicht nur den Namen des Schutzpatrons der Stadt Neapel, er wurde sogar auf die gleiche Weise getötet wie der Heilige. Vor dem trubeligen Alltagsleben in Neapel lassen sich die Tradition und die Bedeutung des Wunders von Gennaro besser verstehen, was für mich sehr interessant zu lesen war.

Commissario Gaetano übernimmt mit seinem Team die Ermittlungen, gemeinsam mit der schwangeren Emilia und dem behäbigen Danilo Paese geht es jedoch nur schleppend voran. An Gaetanos Seite erlebt man als Leser das quirlige Leben in Neapels stinkigen Gassen, mit der auf Leinen gespannten Wäsche zwischen den Häuserreihen, dem chaotisch wirkenden Verkehr mit hupenden Vespas und Autos und den unterschiedlichen Gerüchen vom Müll oder dem herrlichen Duft süßer Backwaren, für die die Bewohner ein Faible haben. Und auch Gaetano hat den typischen Familiensinn, doch gerade wird es ihm zuviel mit seinem im Pflegeheim lebenden Bruder und seiner Nichte, die heiraten will. Er ist auf seine Weise ein Antiheld, hat einen schwierigen Charakter und kein liebenswerter Ermittler. Sicherlich liegt das in seiner tragischen Familiengeschichte begündet.

Vom Toten erfährt man von seinen Vorlieben für junge Mädchen, da ist es nicht verwunderlich, dass er einige Feinde hatte. Dazu sorgt eine Vielzahl an speziellen Figuren für Abwechslung, viele sind problembeladen oder leider unter schlimmen Erlebnissen, das macht sie verdächtig, aber auch schwer einschätzbar und erschwerte mein Mitraten nach dem Täter.

Das Privatleben und die Befragungen nehmen einen großen Teil der Handlung ein und es gibt etliche, die einen Grund gehabt haben könnten. Allerdings zog sich die Suche nach dem Täter doch ziemlich in die Länge und der Fall lässt in viele menschliche Abgründe blicken, wo der Tote Schuld auf sich geladen hat. Diese Erkenntnisse lassen in der zweiten Hälfte des Buches mehr Spannung aufkommen und führen mit Wendungen dann zur Aufklärung.

Die erfrischende Erzählweise hat mir gut gefallen, die vielen Dialoge lassen sich flüssig lesen und geben Aufschluss über die Personen, über Geschehenes und über das Menschen- und Frauenbild in Neapel. Das häufig eingestreute Napulitano sorgt zwar für ein stimmiges Flair, im Glossar werden jedoch nur einige Begriffe übersetzt, große Verständnisprobleme gibt es dadurch aber nicht.

Ein spezieller Ermittler führt uns in die Abgründe und das Treiben in Neapels Gassen.

Bewertung vom 05.05.2025
Die Schlange von Sirmione (eBook, ePUB)
Archan, Isabella

Die Schlange von Sirmione (eBook, ePUB)


sehr gut

Urlaubsparadies mit Schlangengrube
Im Haymon Verlag erscheint der Gardasee-Krimi Die Schlange von Sirmione von Isabella Archan.

Die Wiener Ermittlerin Edwina Teufel, von ihren Kollegen wegen ihrer Wutausbrüche gern mal "Zornnatter" genannt, nimmt eine Auszeit am Gardasee. Um nicht ganz untätig zu sein, hilft sie im Fundbüro Sirmione aus. Dort gibt ein alter Mann, der Eistüten-König von Sirmione, seinen Fund ab, es handelt sich um eine Schlange, am nächsten Tag wird der Finder tot aufgefunden. Edwina glaubt nicht an einen Unfall und mischt sich in die Ermittlungen der italienischen Polizia ein.

In diesem Krimi begleiten wir die manchmal vor Wut schnaubende und vorwitzige Chefinspektorin Edwina während ihrer einjährigen Auszeit am Gardasee. Sie soll dort zur Ruhe kommen und gemeinsam mit ihrem Toni das Dolce Vita genießen. Doch es kommt anders, der Todesfall des Eistützen-Königs weckt Edwina Ermittlungseifer und schon ist sie vorwitzig auf der Spurensuche. Natürlich nervt sie damit Commissario Adriano Alceste, bis er sie als Beraterin in diesem Fall beschäftigt. Nebenbei lernen wir Freund Toni kennen, der mir sympathischer wurde als die manchmal etwas nervige Edwina. Das Private lockert die Spurensuche auf und man kann das Flair und die Küche des Gardasees gedanklich genießen.

Der Lago di Garda ist Traumziel vieler Urlauber und wer sich in dieses Flair hineinfühlen möchte, sollte den Krimi lesen, denn die zauberhaften Orte rund um den See und die wunderschöne Vegetation hat Isabella Archan gut in die Handlung einfließen lassen. Dazu noch das italienische Essen mit guten Weinen und schon ist man im Urlaubsmodus. Neben herrlich beschriebenen Sonnenuntergängen kann sich die Leserschaft auch an einem Tortellinifestessen und einem Poesiewettbewerb erfreuen.

Die spezielle Erzähl- und besondere Ausdrucksweise Isabella Archans sorgt auch in diesem Buch wieder für bildhafte Beschreibungen und blühende, fast theatralische Sprache, die eigentlich gar nicht zu einem Krimi passen will. Und doch verbindet sich das Unterhaltsame mit den ernsten Ermittlungen auf leichte Weise. Große Spannung ist nicht zu erwarten, dafür gibt es einen recht vertrackten Fall und am Ende gerät Edwina in Gefahr.

Spoiler: Wer schon beim Lesen eine Phobie gegenüber Schlangen empfindet, sollte das Buch meiden.

Dieser Krimi ist mit seinem Gardasee-Flair genau das Richtige für einen Italienurlaub oder als Ersatzlektüre für Daheimgebliebene! Bildhaft und mit einer Spur Theatralik erzählter Krimi, in dem eine Zornnatter am wunderschönen Gardasee ermittelt!

Bewertung vom 02.05.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Eine Friesin erobert New York!
Janne Mommsens Roman Das Licht in den Wellen erscheint bei Rowohlt Polaris.

Inge Martensen haut kurz vor ihrem 100. Geburtstag ab und reist mit Urenkelin Swantje per Schiff nach New York. In ihrem langen Leben hat sie viel erlebt, die Auswanderung nach Amerika gehört zu ihren aufregendsten Erlebnissen, aber es liegt ihr noch etwas auf der Seele, dass sie vor ihrem Tod noch erledigen möchte.

In diesem Buch zeigt Janne Mommsen mal eine andere Seite seines Schreibens und widmet sich Inge, die ziemlich überstürzt von Föhr nach Amerika auswandert und in Manhatten landet. Dort muss sie ohne Sprachkenntnisse um ihr Überleben kämpfen, doch sie ist harte Arbeit gewohnt und hat auf der Überfahrt von Karolina ein paar Brocken Englisch gelernt. In einerm Feinkostgeschäft findet sie eine Anstellung und ihr "magic potato salad" kommt gut an, sie lernt neue Freunde kennen und die große Liebe, wird aber auch von Schicksalsschlägen nicht verschont. Und später kehrt sie zurück auf ihre Heimatinsel Föhr.


Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, wir erfahren was Inge in Manhatten alles erlebt, dazu gehören auch die Freundschaft zum italienischen Gemüsehändler Giovanni und das Kennenlernen des Bankers David Leary, der eine ganz besondere Rolle spielt.

Doch neben dem Leben in der pulsierenden Metropole New Yorks beschreibt Janne Mommsen aus Inges Leben auf Föhr. Auf der Überfahrt nach New York schüttet Inge ihrer Ur-Enkelin Swantje ihr Herz aus und lässt sie an den Höhen und Tiefen ihres Lebens teilhaben. Als Leserin taucht man hautnah in dieseSchilderungen ein, erfährt den Grund für die Auswanderung und warum Inge später wieder nach Föhr zurück kehrt. Ihr Leben in Amerika hat sie sich hart erarbeitet, sie hat mit ihrem Mann das Restaurant eines Segelclubs in der Nähe von New York übernommen und dadurch Kontakt zur High-Society New Yorks bekommen. Diese Treffen sorgen für interessante Begegnungen, die Ausflüge in die Umgebung und die kulinarischen Einblicke lockern den Roman wunderbar auf. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Lebens-Erfahrungen und Emotionen, die Inge damals wie heute umtreiben. Doch nicht jede erfolgreiche Auswanderung ist auch eine glückliche und so ist es spannend, dass sich Inge eines Tages auf den Weg zurück in die Heimat macht.

Inges Lebensmotto ist "sink or swim" und so schafft sie es aus der Armut Föhrs sich als starke Frau in Amerika eine neue Lebensgrundlage aufzubauen. Dabei hilft auch die Föhrer Gemeinschaft, die sich in Amerika als feste Truppe gemeinsam unterstützt und sich die Inselsprache Fering erhält. In die Dialoge werden Sätze in Fering eingebunden, was den authentischen Charakter der Figuren untermauert. Für mich waren die Informationen über die Föhrer Community sehr interessant, weil ich darüber noch nicht viel gehört habe.

Swantje nimmt die Rolle einer Nebenfigur ein, die von Inge in eine berufliche Schiene gedrängt wird.


"Das Licht in den Wellen" ist eine unterhaltsame und authentisch wirkende Auswanderer- und ganz besondere Lebensgeschichte, die ich gerne und sehr interessiert gelesen habe.

Bewertung vom 01.05.2025
Das Muskeltiere-ABC
Krause, Ute

Das Muskeltiere-ABC


sehr gut

Humorvolles und turbulent umgesetztes ABC-Buch!
Im cbj Verlag erscheint der 11. Band der Muskeltier-Reihe, es ist Das Muskeltiere-ABC von Ute Krause.

Bei den Muskeltieren ist immer etwas los und wenn sie das Alphabet durchgehen, geschieht das natürlich mit ganz besonderen Geschichten, die in ihrer Welt spielen. Es ist klar, dass der schnarchende Bertram wieder nervt und wie die Freunde halt sind, planen sie ein fröhliches Fest mit einem gut gefüllten Müllsack. Aber wen sollen sie einladen? Vielleicht die Möwen, die so viel Lärm machen?

» A m A bend wachten a lle auf, weil …

... B ertram beim Schnarchen b esonders viel Lärm machte.

Zu den Muskeltieren gehören die vier Nagetiere Bertram, Pomme de Terre, Picandou und Gruyère, die als gute Freunde schon viele Abenteuer bestanden haben. Dieses Mal stellen sie uns das Alphabet auf humorvolle Weise vor.

Dieses bunte bebilderte ABC-Buch führt auf kreative Weise mitten hinein in die Geschichte der Planung einer Feier. Die Muskeltiere überlegen, welche Gäste sie einladen und beinahe verschläft der schnarchende Bertram das große Fest.

Das Alphabet wird mit einer herrlich bunten Wortwahl vorgestellt, dabei laufen im oberen Drittel der Buchseite wie auf einer Banderole die Buchstaben in groß und klein ab. Es werden auch gängige Silben und Verbindungen der Buchstaben wie "ä", "äu" oder "ch" gezeigt, die von den tierischen Helden gezogen, geschleppt und irgendwie begleitet werden.

Im unteren Bildteil wird unter Einbindung der Buchstaben des ABC die Geschichte erzählt, die gut vorgelesen werden kann und nicht viel Text enthält. Damit ist auch schon für kleinere Kinder der kreative Umgang mit Wörtern, Begriffen und Sprache möglich. Zum Lesenlernen eignen sich die farbig hervor gehobenen Buchstaben des Alphabets und größere Kinder, so ab acht Jahren, können sich der Geschichte lesend annähern.

Die verwendeten Wörter sind fast alle gängig, nur beim "Döspaddel" gibt es eventuell Erklärungsbedarf durch die Eltern. Und am Ende des Buches werden Kinder aufgefordert, selbst weiteren Wortbeispiele zu nennen.

Die Muskeltiere durchwandern das ABC und erzählen dabei noch eine Geschichte! So macht Lesenlernen Spaß!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2025
Wenn du mich findest
Münzer, Hanni

Wenn du mich findest


schlecht

Ein echter Flop!
Wenn du mich findest aus dem Eisele Verlag ist eine Überarbeitung des Romans "Venedig Love Story - Das Mädchen hinter der Maske" von Hanni Münzer.

Die Studentin Gina geht der Liebe aus dem Weg, ihr Leben beruht auf Lügen, sie ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und benutzt Männer eher als sie zu achten. Dann begegnet sie in Venedig Riccardo, Mitte dreißig, attraktiv und erfolgreicher Millionär. Gina lässt ihn abblitzen, aber Riccardo ist fasziniert von ihr und will sie wiederfinden.

Versprochen wurde mir ein romantischer Roman mit actionreicher Thrillerhandlung. Das habe ich nicht bekommen. Der Erzählstil lässt sich gut lesen, der Inhalt hat mich jedoch nicht überzeugt. Die Figuren haben mich nicht mitgenommen und die Themenvielfalt brachte das Fass zum Überlaufen. Schade eigentlich, denn es kommt mir so vor, als sei die Autorin beim Schreiben über die Stränge geschlagen und wollte unbedingt viele Themen unterbringen und damit der Geschichte einen besonders spannenden oder abwechslungsreichen Anstrich verpassen.

Der Roman kam leider nicht an die bisher von mir gelesenen Bücher von Hanni Münzer heran.

Es wäre so schön gewesen, wenn hier lediglich eine Liebesgeschichte verarbeitet worden wäre. Die unglaubwürdige und überladene, klischeehafte Handlung ist eine Mischung aus SM Entführung, kitschiger Liebesgeschichte, Millionär, Umweltaktivisten, Behinderung, einflussreichen Politikern und seichten Floskeln. Dazu kommt die Einbindung von sexuellen Gewaltszenen, die ich nicht lesen möchte.

Das Personengelage ist auch ein merkwürdiges Kuddelmuddel aus italienisch-spanisch-amerikanisch-bayrischer Mixtur. War das Absicht, um eine Art Völkerfreundschaft darzustellen? Ich weiß es nicht und fand es einfach nur eigenartig. Auch die Protagonisten konnten mich nicht überzeugen. Gina und Riccardo haben beide ihre Probleme, er verfolgt Gina wie ein Stalker, sie lehnt ihn ab, ist aber seinem Charme oder was auch immer verfallen.

Ginas Aktionen und Reaktionen konnte ich mit fortschreitender Story immer weniger nachvollziehen und sie ging mir teilweise auf die Nerven. Die Charaktere blieben leider genauso flach wie der Spannungsbogen und kamen unglaubwürdig und übertrieben daher, außerdem werden Themen verarbeitet, für die ein Spoiler angebracht gewesen wäre.

Alles in allem ist der Roman für mich ein echter Flop, dem ich nur einen Stern geben kann. Die Geschichte hat mich genervt, denn sie ist mit Themen überladen und insgesamt seicht und klischeehaft.