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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2737 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2025
Bohm, Hark;Winkler, Philipp

Amrum


ausgezeichnet

Krieg aus Kindersicht
Im Ullstein Verlag erscheint der Roman AMRUM von Hark Bohm.

Amrum 1945: Nanning erlebt die letzten Kriegsmonate auf seiner Heimatinsel, wo er mit seiner schwangeren Mutter und den beiden kleineren Geschwistern lebt. Seine Eltern sind Nazianhänger, für Nanning spielt das keine große Rolle. Obwohl er selbst noch ein Kind ist, übernimmt er die Rolle des Versorgers der Familie und arbeitet gemeinsam mit seinem Freund Hermann auf einem Bauernhof und erhält dafür Hühnerfutter und Lebensmittel. Das Kriegsende und plötzliche Auftauchen seines Vater bringen Nannings Leben durcheinander und es bahnt sich eine Chance für ein Leben jenseits von Amrum an.

Dieser Roman beschreibt aus Kindersicht das Leben auf Amrum, wo der Krieg nicht ganz so präsent ist wie in anderen großen Städten, aber immer Knappheit an Lebensmitteln herrscht. Nanning führt ein arbeitssames Leben, wir begleiten ihn und Freund Hermann während sie Schollen treten, Kaninchen fangen und Eier von Wattvögeln suchen. Nanning ist für sein Alter sehr pfiffig, er überwindet seine Angst, wenn es brenzlig wird und führt Tauschgeschäfte, um für das Wohlergehen seiner Mutter zu sorgen. Die Eltern sind beide Nazis, nur Tante Ena, die ihrer Schwester in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft helfend zur Seite steht, sieht das völlig anders. Deshalb geraten sie auch häufig in Streit. Nanning fühlt sich als Amrumer, doch er wurde wie sein Vater in Hamburg geboren. Einige Jungen lassen ihn fühlen, das er keine von ihnen ist. Aber Nanning lässt sich nicht verunsichern, er kommt in abenteuerliche Situationen, die er mit etwas Glück meistert. Diese Romanfigur lässt niemanden kalt, Nanning ist ein kleiner Held mit großem Herz.

Ich habe diesen Roman verschlungen, weil mich Nannings Schicksal interessiert hat und ich wissen wollte, welche Zukunft sich ihm bieten würde. Besonders beeindruckt haben mich die wunderschönen bildhaften Beobachtungen der Natur, des Meeres, des Watts und der Vogelwelt, mit denen Hark Bohm uns Amrum mit viel Liebe zum Detail zu Füßen legt, als sei man direkt vor Ort. Man spürt sofort wie tief verbunden er mit Amrum ist.

Der Erzählton ist ruhig und lässt auf eindrucksvolle Weise die Gegensätze zwischen der Natur und den Schrecken des Krieges, bzw. ihrer Folgen sichtbar werden. Die Insulaner haben auf ihrer kargen Insel wenig Möglichkeiten und leiden Hunger. In dieser Zeit muss Nanning schnell erwachsen werden und erkennt die Möglichkeiten, die sich ihm bieten.


Dieser lesenswerte Roman ist eine Liebeserklärung an Amrum, aber auch eine an die Freundschaft und an die Natur! Aber auf alle Fälle auch eine Mahnung gegen den Krieg und gegen Nationalsozialismus.

Bewertung vom 16.08.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


sehr gut

Liebe, Betrug und ein geplanter Mord!
Im Diogenes Verlag erscheint Martin Suters Buch "Wut und Liebe".

Camilla und Noah sind ein Paar. Noah ist Anfang dreißig und freischaffender, aber erfolgloser Künstler, seinen Lebensunterhalt finanziert Camilla, die als Buchhalterin arbeitet. Doch damit ist jetzt Schluss, denn so hat sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Obwohl sie Noah liebt, träumt sie von einem sorgenfreien Leben und verlässt ihn, um sich einen reichen Mann zu angeln. Noah will es einfach nicht wahrhaben, er möchte Camilla nicht verlieren und sucht nach Möglichkeiten. Aus lauter Frust geht er in eine Bar und lernt die ältere Witwe Betty kennen. Auch sie hat Kummer, aber auch Rachepläne gegen den Geschäftspartner ihres verstorbenen Mannes und macht Noah ein unseriöses Angebot. Ist das die Chance für Noah, um Camilla zurückzugewinnen?

Dies ist mein erstes Buch von Martin Suter, das ich durch den direkten Erzählstil gerne gelesen habe. Ich kam schnell in die fesselnde Geschichte hinein, zahlreiche Wendungen haben für Spannung gesorgt und es werden einige Klischees bedient, die für Unterhaltung sorgen. In diesem Fall findet ein armer Künstler eine reiche, ältere Dame bzw. eine junge Frau den älteren, reichen Mann.

Doch vor allem hat mich die Art, wie dieses Buch konstruiert ist, von Grund auf begeistert und ich habe es gefesselt gelesen. Denn (Achtung Spoiler!) ganz so harmlos wie Betty auf den ersten Blick hin scheint, ist sie gar nicht.

Die Figuren wirkten auf mich recht unnahbar und wurden mir bis auf Nebenfiguren nicht sympathisch. Sie blieben mir fremd, weil ich ihr Verhalten ihrer Rolle entsprechend konstruiert empfinde. Noah will für Betty ein Verbrechen ausüben, in dem sie ihre Rachegelüste ausleben will. Mit dem verdienten Geld plant er Camilla zu halten, ohne über Konsequenzen seiner Tat nachzudenken. Ich habe mich über seine Versuche, sich die Lage vor Ort anzusehen und dann immer wieder Hindernisse zu entdecken, richtig amüsiert. Und die Sache entwickelt sich dann auch noch ganz anders als gedacht.

Als Camillas Wunsch von einem sorgenfreien Leben an der Seite eines reichen Partners klappt und sie eine finanzielle Geschäftsbeteiligung rausschlagen kann, nimmt sie das ohne sich abzusichern ziemlich ahnungslos hin. Danach kommt sie immer wieder auf Noah zurück und versucht Licht ins Dunkel bestimmter Geschäfte zu bringen. Denn hier läuft einiges nicht mit rechten Dingen ab und es ist fraglich, wer lügt, wer betrügt und mit falschen Karten spielt. Diese falschen Rollen waren für mich der Clou der Geschichte und haben mich am meisten fasziniert.

Die Geschichte lässt sich flüssig und dank Suters direktem Erzählstil auch sehr leicht lesen. Das Geschehen spielt zum Teil in der Kunstszene und es gibt immer mal Häppchen und Champagner, was die Szenerie authentisch wirken lässt.

"Wut und Liebe" ist für mich eine gelungene Mischung aus Gesellschaftsroman und Krimi, in dem Suter mit unerwarteten Wendungen zu überraschen weiß. Die Klischees fand ich etwas überzogen, aber manchmal braucht es solche Voraussetzungen für einen Storyplot!

Bewertung vom 15.08.2025
Rayner, Catherine

Agathe zählt die Sterne


sehr gut

Zählen lernen in der Savanne!
Bei DTV erscheint das Bilderbuch Agathe zählt die Sterne von Catherine Rayner für Kinder ab vier Jahren.

Agathe lebt in der afrikanischen Savanne und man mag es kaum glauben, sie liebt es zu zählen! Ob es nun die Flecken ihrer Freundin Marie Käfer sind oder die Blätter am Baum, Agathe zählt und zählt und kann gar nicht genug davon bekommen. Leider werden viele Blätter schnell aufgefuttert und manche Tiere halten einfach nicht still, wie die Zebras oder der Gepard. Da kann sie einfach nicht in Ruhe zählen. Aber Marie weiß Rat und Zebra und der schnelle Gepard wollen ihr helfen. Doch leider können sie noch gar nicht zählen, also bringt es ihnen Agathe bei und sie üben sehr lange, bis die Sonne untergeht. Die viele Mühe lohnt sich, denn am Ende wartet eine besondere Überraschung auf die Tiere.

Bei dieser Geschichte habe ich mich sofort in die geduldige Agathe und in die wunderschönen Illustrationen verliebt. Die Bilder sind ein eindrucksvoller Mix aus Aquarell und Zeichnung und die Abbildungen der Tiere wirken sehr natürlich.

Der Text ist ziemlich kurz, dafür aber aussagekräftig und für kleine Kinder gut verständlich. Die Schrift der zu betonenden Worte ist größer gedruckt als der Rest, das schafft die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Es geht bei diesem Buch darum, die Zahlen von eins bis zehn zu lernen und man bekommt eine Vorstellung von Tieren und Vegetation der Savanne und von ihrer unendlichen Weite.

Ich finde es sehr schön, wie geduldig sich Agathe bemüht, ihren Freunden das Zählen beizubringen und wie sie am Ende vor dem nächtlichen Abendhimmel stehen.

Ein wunderschön illustriertes Bilderbuch zum Zählen lernen und Abtauchen in die Savanne!

Bewertung vom 12.08.2025
Koppelstätter, Lenz

Aylas Lachen


ausgezeichnet

Ein bewegende Familiengeschichte zwischen zwei Kulturen
Der Roman "Aylas Lachen" von Lenz Koppelstätter erscheint bei Rowohlt Polaris.

Viele unbeschwerte heiße Sommer verbrachte Ayla in ihrer Kindheit bei Großvater Mesut in seiner Heimat Anatolien, wo er ihr unter dem Feigenbaum im Garten seine abenteuerlichen Geschichten erzählte. Ihre Mutter Hava verließ Anatolien in jungen Jahren und zog nach Deutschland, doch sie wurde dort nicht glücklich, auch nicht in ihrer Ehe. Sie wollte einen anderen Mann heiraten, aber ihr Vater ließ das nicht zu, das hat sie ihm nie verziehen.

Viele Jahre später, Hava ist inzwischen geschieden, fahren Ayla und ihr Bruder Yasin mit ihrer Mutter in das kleine Dorf in den Bergen Anatoliens, denn Hava möchte endlich ihre große Liebe wiedersehen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, als Mesut von der weiten Welt träumte und Hava von ihrer persönlichen Freiheit.

Koppelstätter beschreibt eine türkisch-deutsche Familiengeschichte, die von Heimat, Tradition, Familie, Zusammenhalt und unerfüllter Liebe erzählt. Für Ayla ist Anatolien ein Ort der Freude, denn dort erlebt sie schöne Sommertage und die wundersamen Geschichten von Großvater Mesut lassen sie in eine ungewöhnliche Welt eintauchen, die sie aus Deutschland nicht kennt. Ihre Eltern leben in einer lieblosen Beziehung, was Ayla nicht verstehen kann. Viele Jahre später gesteht ihr Hava, dass sie ihre große Liebe nicht heiraten durfte und deshalb nach Deutschland zog. Und auch Mesut hatte Träume, die im wahren Leben keinen Platz haben.

In dieser Geschichte erfahren wir von den Traditionen und türkischen Lebensbildern, die Mesuts Alltag seit jeher bestimmen und die er aus Gewohnheit und Zwängen der Tradition nicht überwinden kann. Unter diesen Zwängen leidet auch Hava, sie wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben und hofft, es in Deutschland leben zu können. Sie wird in ihrer Ehe nicht glücklich. Ihre Tochter Ayla erkennt die Probleme ihrer Eltern zuerst nicht, kann sich aber mit den Umständen arrangieren und findet in Deutschland nicht nur Heimat, sondern auch ihren persönlichen Weg. Sie erfährt von ihrer Mutter, dass Frauen und Mädchen nicht in der Öffentlichkeit lachen und auffallen sollen. Das kann sie nicht verstehen und möchte es auch nicht so ausleben.

Der Roman zeigt die Probleme von Menschen auf, die ihre Heimat verlassen und sich in Deutschland zurecht finden müssen. Die unterschiedlichen Erlebnisse zeigen den Alltag, es gibt gute und schlechte Erfahrungen, die das Ankommen oder die Ausgegrenztheit in der Fremde beschreiben. Ayla kann sich schnell anpassen, sie findet Freunde und ihren eigenen Weg, studiert und erfährt erst jetzt, was ihre Mutter für Träume hatte als sie noch jung war. Lenz Koppelstätter erzählt sehr leichtfüßig und mit bildhaften Beschreibungen, durch die man sich die einzelnen Schauplätze und Begebenheiten gut vorstellen kann. Ich konnte mich gut in die einzelnen Figuren hinein denken und habe ihre unterschiedlichen Lebenswege bewegt miterlebt. Man erkennt die Unterschiede der Kulturkreise und hat drei Generationen im Blick, die auf unterschiedliche Weise ihr Leben gestalten.


Eine interessante, bewegende Geschichte, die den Blick in zwei Kulturen öffnet und den Wunsch nach Freiheit und eigener Selbstbestimmung verdeutlicht.

Bewertung vom 08.08.2025
Mackay, Asia

A Serial Killer's Guide to Marriage


sehr gut

Serienmörder in Zivil
"A Serial Killer's Guide to Marriage" ist der Debütroman von Asia Mackay, das Buch erscheint im Dumont Verlag.

Die Künstlerin Haze und der Banker Fox sind seit mehreren Jahren ein Liebespaar und gleichzeitig ein mörderisches Paar! Sie lieben Luxus, Ausgehen und Reisen, waren schon an den angesagtesten Orten der Welt und haben ein ungewöhnliches Hobby, das Morden von gewalttätigen Männern als Serienmörder. Das Gefühl solche Männer zur Strecke gebracht zu haben, erfüllt sie mit großer innerer Genugtuung. Als sie ein Kind bekommen, wollen sie die Verbrechen von ihrer Tochter Bibi fernhalten und leben ein spießiges Vorstadt-Familienleben. Fox wird ein liebender Vater und auch Haze liebt ihren Mann und ihre Tochter, doch sie ist deprimiert, durch den Verzicht auf ihr mörderisches Hobby leidet die Leidenschaft und ihre Ehe. Als sich ihr eine Gelegenheit bietet, nimmt sie ihr Messer und... Damit hat sie ein Versprechen gebrochen und muss ihr Geheimnis vor Fox und vor der Polizei verbergen

Bei diesem Buch musste ich mich erst an die skurrile und unwirkliche Geschichte gewöhnen, doch ich war neugierig, wie Haze ihre Verbrechen vor ihrem Mann und ihrer Freundin Jenny vertuschen kann.

Erzählt wird die Geschichte wechselseitig aus der Perspektive von Haze und Fox, beide lassen uns an ihrem bewegten Leben teilhaben und berichten von ihren Erlebnissen. Dadurch lernt man die Figuren besser kennen und weiß, wie sie ticken. Beide Ehepartner haben voreinander Geheimnisse und es macht Spaß zu sehen, wie sie das verheimlichen wollen, das sorgt für zusätzlichen Spannungseffekt.

Der Erzählstil ist durch die vielen Dialoge sehr lebendig gehalten, trotzdem wurde ich damit nicht sonderlich warm und die Story hat auch einige Längen. Aber die speziellen Charaktere und die immer spannender werdende Handlung konnte mich dann doch begeistern.

Man fragt sich, wie kann ein solches Paar von einem Jetset-Leben in ein stinknormales Leben wechseln? Die Antwort findet man in der Geschichte, sie können irgendwie nicht aus ihrer alten Haut!

Ich mochte Haze und Fox als Paar und der trockene Humor von Haze hat mir gut gefallen. Das gezeigte Familienleben mit Spielplatzbesuch, musikalischer Früherziehung und die tolle Nebenfigur der Kinderfrau hat die Geschichte unterhaltsam aufgelockert. Eins muss ich noch anmerken, was mich zunehmend gestört hat: Haze hat ein Alkoholproblem und ich frage mich, warum mir dieses Problem häufig in englischen Büchern begegnet.

Dieses Buch ist für mich weniger ein Krimi als eine Posse über Verbrecher! Es zeigt ein ziemlich abgedrehtes Paar zwischen Mordlust und Familiensinn und die skurrile Handlung sorgt mal für Abwechslung im Bereich der üblichen Krimis. Meine Bewertung sind 3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde!

Bewertung vom 04.08.2025
Oswald, Susanne

Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt


sehr gut

Charmanter Wohlfühlroman mit Krimielementen!
Mörderisch verstrickt ist der erste Band der Reihe "Ein Strickclub ermittelt" von Susanne Oswald und erscheint bei Harper Collins.

Mette betreibt in Lüttjekoog an der Nordseeküste ein kleines Wollgeschäft, wo sich regelmäßig der Strickclub zum Handarbeiten und Klönen trifft. Mettes Motto ist ganz klar: Zusammen strickt man weniger allein! Zum Club gehören neben Mette und Hund Ginger die Friseurin Brundhilde, Pfarrerin Anne und Bootsverleiher Gustavsen. Sie verstehen sich richtig gut, es wird viel gelacht und wenn es mal Probleme gibt unterstützen sie sich gegenseitig.

Der neueste Klatsch dreht sich um Annes Fundstück aus dem Watt, eine goldene Statue, die laut Anne aus dem sagenhaften Schatz Rungholt stammen könnte. Kurz darauf wird Anne überfallen und der Schatz geklaut und es geschieht sogar ein Mord. Nun muss der Strickclub ermitteln!

Die Geschichte liest sich wunderbar stimmig, denn sie strahlt eine gemütliche Wohlfühlatmosphäre aus mit Strickabenden am Kamin mit Kaffee und idyllischen Picknicks am Strand. Wer wäre da nicht gern dabei, gedanklich bin ich schnell in die jeweilige Szenerie eingetaucht und habe es genossen und mich mit den Figuren angefreundet. Die sympathischen Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen und ihre Spurensuche interessiert begleitet. Ich muss aber auch anmerken, das der Krimianteil recht kurz geraten ist. Wer einen Wohlfühlroman sucht, bei dem Strickleidenschaft und gegenseitige Unterstützung im Lebensalltag im Vordergrund stehen, ist hier genau richtig. Man kann sich gedanklich gut in die kleine Gemeinschaft einfühlen, Annes Kinder und weitere Nebenfiguren vervollständigen die Gruppe perfekt und am Ende wird natürlich der Mord aufgeklärt.

An Mette hat mir ihre Leidenschaft für das Stricken gefallen, dabei kann sie wunderbar abschalten, aber auch gut nachdenken. Und so übernimmt sie gemeinsam mit ihrem Strickclub die Aufklärung im Mordfall. Pfarrerin Anne ist geschieden, eine toughe Frau, die sich neben ihren beiden Kindern auch rührend um ihre Gemeindemitgliedern sorgt. Aber auch Brunhilde und Gustavsen sind aus der Viererrunde nicht wegzudenken und sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden.

Ein toller Wohlfühlroman mit Krimianteil für entspannte Lesezeit, für laue Sommerabende, aber auch im Herbst, wenn wärmende Strickprojekte anstehen.

Bewertung vom 03.08.2025
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein sehr atmosphärischer und berührender Roman

Im Gutkind Verlag erscheint der Auftaktband Wo die Moltebeeren leuchten aus der Norrland Saga von Ulrika Lagerlöf.

1938, Nordschweden: Um die finanzielle Situation ihrer Familie aufzubessern, wird die siebzehnjährige Siv Engström als Köchin in ein Holzfällerlager im Wald vermittelt. Für mehrere Monate wird sie nun inmitten der Natur mit zehn Männern in einer einfachen Hütte leben. Die Arbeit ist hart, doch Siv findet sich schnell in ihre neue Rolle ein und fühlt in der Natur ihre eigene Freiheit. Dort trifft sie auf Nila, einen jungen Sámi und entdeckt ihre großen Gefühle.

2022 Djupsele: Eva Wallman wird als PR-Beraterin und studierte Forstwirtin nach Djupsele geschickt, wo sie einige Jahre ihrer Kindheit verbrachte. Sie soll die Gegner der Abholzung beruhigen, hinterfragt aber ihren Auftrag und versteht auch die Gegner, die die Wälder schützen wollen. Schnell wird sie von ihren Erinnerungen eingeholt, die Natur nimmt sie gefangen und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Mattias lässt vergangene Gefühle hochkommen. Kann Eva ihre Arbeit im Sinne ihres Auftraggebers erfüllen?

Dieser wunderbar erzählte Roman hat mich mit den Natur-Beschreibungen, den unterschiedlichen Schicksalen und dem Problem der Abholzung der Wälder in den Gebieten der Waldsámi gepackt und komplett mitgerissen.

Die Autorin füllt die Geschichte mit landschaftlicher Schönheit und mit emotionaler Tiefe und erzählt in zwei Zeitebenen. Sie spielt mit der Beziehung der beiden Protagonistinnen Eva und Siv, die beide ihren persönlichen Lebensweg suchen und familiär verbunden sind. Ich konnte mich wunderbar in Sivs Lage hineinversetzen, die ihren Traum Lehrerin zu werden aufgeben musste. Es war ein intensives Erlebnis, sie bei ihren Aufgaben und beim Verweilen in der Natur zu begleiten und die berührenden Momente mitzuerleben als ihre Gefühle für Nila erwachen. Aber auch Evas berufliche Aufgabe und ihre Zweifel konnten mich fesseln. Beide Figuren kamen mir ganz nah und dabei habe ich einiges über die Forstwirtschaft erfahren.

Das Leben in den dichten, nordschwedischen Wäldern mit Mooren und Seen und den orangefarbenen Moltebeeren war urwüchsig und in den 30er Jahre beschwerlich. Es gab keinen Strom, die Winter waren eisig und hart und für die junge Siv muss es ungewohnt gewesen sein, allein in der Wildnis mit zehn Männern zu leben. Als sie die Liebe entdeckt, wird sie vor weitere Probleme gestellt, den Ehen zwischen Sámi und Schweden sind verpönt.

Die Waldsámi ziehen schon seit Generationen mit ihren Rentierherden durch die Wälder und regulieren damit die Waldvegetation. Die Tiere fressen Pflanzen rund um die Bäume und halten damit die Vegetation niedrig, die Bäume können ungehindert wachsen. Doch die Sámi wurden verdrängt, denn die Abholzung nahm ihren Tieren die Weidefläche, die sie benötigen.

Die schwedischen Holzunternehmen haben jedoch andere Interessen, die Abholzung verspricht Gewinn und das Land gehört dem Staat bzw. privaten Grundbesitzern. Mit diesen Argumenten soll Eva die Aktivisten zum Rückzug bewegen. Doch ihre eigenen Wurzeln werden ihr in der Natur wieder bewusst und so kommen ihr Zweifel an ihrer Aufgabe.

Beide Zeitebenen habe ich gerne begleitet und es war schön zu sehen, wie sich beide Geschichten immer mehr miteinander verknüpfen und ein großes Ganzes ergeben.
Ein ganz großartiges Buch, das mich intensiv miterleben ließ, was Tradition und vermeintlicher Fortschritt ausmachen.

Zum Glück gibt es eine Fortsetzung - "Wo das Feuerkraut blüht".

Ein atmosphärischer und berührender Roman über Herkunft und speziell über das Leben der Sámi!

Bewertung vom 02.08.2025
Graw, Theresia

In uns der Ozean


ausgezeichnet

Mitreißender Roman über die Warnung vor dem stummen Frühling
Im List Verlag erscheint Theresia Graws Roman In uns der Ozean.

Die Biologin Rachel Carson ist fasziniert von Wissenschaft und Forschung, muss aber 1929 aus finanziellen Gründen ihre Promotion abbrechen, nachdem ihre Familie alles verloren hat. Sie nimmt einen Job fürs Radio an und schreibt Geschichten über Tiere und Pflanzen, die bei den Zuhörern sehr beliebt sind. Sie beobachtet die Natur und liebt Vögel, am Vogelsterben erkennt sie einen kausalen Zusammenhang mit DDT, das damals als Wundermittel zur Insektenbekämpfung bedenkenlos über Felder, Wälder und Siedlungen versprüht wurde. Entrüstet nimmt sie den Kampf gegen die Chemielobby auf und schreibt ihr Buch "Der stumme Frühling". Darin macht sie auf die drohende Gefahr der Chemikalie DDT aufmerksam und stellt sich mutig gegen öffentliche Anfeindungen.
In ihrem literarischen Porträt verarbeitet Theresia Graw das Wirken der Umweltpionierin Rachel Carson im Kampf gegen die Anwendung von DDT und bringt uns ihr Leben auf anschauliche und mitreißende Weise näher.

Die Biologin Rachel Carson war mit bisher unbekannt, doch beim Lesen des Romans habe ich mit ihr mitgefiebert und bin stolz auf ihr Engagement für die Umwelt. Nachdem Rachel bei ihren biologischen Beobachtungen einen Zusammenhang zwischen Vogelsterben und Pestizidausbringung vermutete, forschte sie weiter und engagierte sich im Kampf gegen DDT und setzte sich mutig für die Umwelt ein. Ihr Buchprojekt war ihr ein persönliches Anliegen und bewirkte das Verbot von DDT.

Mit dem spannenden Umweltthema liest sich der Roman sehr fesselnd und ich habe Rachel für ihre Beharrlichkeit und ihre aufopfernde Arbeit im Kampf gegen die Chemilobby bewundert. Als unverheiratete Frau wurde ihr wenig Achtung entgegengebracht und ihre Erkenntnisse häufig mit Gegenargumenten entkräftet. Theresia Graw ist es gelungen, einen packenden Roman aufgrund von wahren Begebenheiten zu schreiben, der mit Naturbeschreibungen und dem Leben dieser wissenschaftlich versierten, interessanten Frau zu unterhalten weiß. Dabei wird auch ein feministische Ansatz sichtbar, denn Frauen mussten sich lange gegen Diskriminierung wehren und für ihre Träume kämpfen. Gerade in der Forschung war es für Frauen schwer, sich durchzusetzen und anerkannt zu werden.
Rachel bekam Halt und Unterstützung von ihrer Freundin Dorothy, beide führen eine Liebesbeziehung, die zu damaliger Zeit verboten war.
Was mir besonders gut an diesem großartigen Buch gefallen hat, sind die in die Romanhandlung eingestreuten Sachthemen, die für Tiefgang sorgen und das Umweltbewusstsein ansprechen.

Ein mitreißender Roman über eine interessante Frau und Ökologin im Kampf für die Natur. Rachel Carson hat uns allen einen großen Dienst erwiesen und Theresia Graw sei Dank für diesen tollen Roman!

Bewertung vom 29.07.2025
Grager, Veronika A.

Schlossteichleich


gut

Unterhaltsamer Lokalkrimi mit wenig Spannung
Schlossteichleich ist der dritte Band der Reihe um Dorli und Lupo Schatz von Veronika A. Grager aus dem Emons Verlag.

Livio Moretti, ein prominenter Maler und Bildhauer, wird auf dem Christkindlmarkt ermordet aufgefunden, direkt hinter Mariannes Punschstand. Und weil Marianne der Gemeindesekretärin Dorli eher vertraut als der Polizei, wird Dorli informiert. Sie findet heraus, dass Morettis Lebenspartner verschwunden ist, die Polizei hält das Ganze für eine Beziehungstat. Doch dann wird die Leiche Morettis unter dem Eis des zugefrorenen Hernsteiner Schlossteichs entdeckt. Dorli ist Hobby-Ermittlerin und sie sorgt dafür, das ihr Freund der Privatdetektiv Lupo vom Vater des Toten mit Nachforschungen beauftragt wird. Und schon sind beide wieder gemeinsam auf Spurensuche.

Nachdem mir der vierte Fall "Sauglück" vor acht Jahren sehr gut gefallen hat, habe ich mir diesen Band für meinen Urlaub gekauft.

Die Themenbreite dreht sich um Verbrechen wie Drogenhandel und russischer Bandenkriminalität und die Autorin zeigt das Gedankengut rund um Fremdenhass auf.

Der Aushilfspfarrer der Gemeinde ist ein Afrikaner, der mit seiner Schwester anreist. Das sorgt für viel Gerede und Hetzerei im Dorf. Es hat mich bei diesem Buch sehr gestört, dass der Tod der jungen Frau sehr kurz abgehandelt wird und sich die Geschichte vorrangig um die beiden Ermordeten dreht. Ausserdem verliert sich die Handlung immer wieder in Nebensächlichkeiten, was meinen Lesefluss mehrmals zum Erliegen brachte.

Der einfach gehaltene Erzählstil enthält Dialoge in Mundart, das wirkt sehr lebendig und ist mit eingebautem Humor unterhaltsam zu lesen. Von den Dorfbewohnern bleibt für mich leider der Eindruck ihrer Vorurteile und die beiden Toten entpuppen sich auch keineswegs als Unschuldsknaben.

Das Buch ist für mich eher Unterhaltungslektüre als ein spannender Krimi! Wobei mir der Lokalkolorit und die Protagonisten gut gefallen haben.

Bewertung vom 24.07.2025
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


ausgezeichnet

Ein herzerwärmender Roadtrip der besonderen Art
Im Droemer Verlag erscheint das Debüt Tage wie Salzwasser von Sita Maria Frey.

Atlanta ist Mathematikerin und erklärt sich viele Dinge im Leben mit Zahlen. Als sie unerwartet schwanger wird, stürzt sie das in eine Unsicherheit. Ihr Freund Malte ist ihre Stütze, doch plötzlich steht Atlanta alleine da und klammert sich an Maltes Notizbuch mit Adressen. Durch einen Fahrradunfall lernt Atlanta Enza kennen, ihr gehört ein Fahrradladen und ist völlig zerstört, als ihr ihre Mutter Hilde von ihrer schweren Erkrankung erzählt. Enza will für Hilde da sein und sie umsorgen, doch Hilde schickt sie nach Sizilien, wo die Verwandten ihres verstorbenen Vaters leben. Mit dem Motorrad machen sich Atlanta und Enza gemeinsam auf nach Sizilien.

Der Roman startet mit einer ziemlich turbulenten Geburt und blickt dann fünf Monate zurück und erzählt, was damals geschehen ist. Zwei ungleiche Frauen treffen sich durch einen Unfall und unternehmen einen sehr besonderen Roadtrip durch Europa, wobei sie sich gegenseitig Halt geben und daraus eine enge Bekanntschaft entsteht.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Atlantan und Enza erzählt, und so reist man an ihrer Seite quer durch Europa, taucht dabei in ihre Gedankenwelt ein, freut sich mit ihnen über ihre Reisebekanntschaften und Erlebnisse und erfährt von ihren Gefühlen, die Achterbahn tanzen und zwischen Freude und Leid hin und her springen. Die Route der beiden Einzelgängerinnen führt über Freiburg, Marseille, Barcelona bis hinunter nach Sizilien. Die ganze Strecke mit dem Motorrad, die schwangere Atlanta, die klären möchte, was ihren toten Freund zu seiner Entscheidung geführt hat und Enza, die am liebsten in ihrer Heimat geblieben wäre, die aber auf Wunsch ihrer totkranken Mutter ihre Verwandtschaft in Italien kennen lernen soll.

Beide Frauen sind von ihren Gefühlen überfordert, die Trauer zerfrisst die Hoffnung, aber die Gemeinschaft und ihr Ziel lässt sie trotz aller entmutigenden Hindernisse durchhalten. Es gibt einige abenteuerliche Ereignisse, aber auch sehr schöne, menschliche Gastfreundschaft und so konnte ich den Roman einfach nicht aus der Hand legen. Findet Atlanta eine Antwort auf ihre Frage zu Maltes Tod und kann sich Enza mit dem drohenden Verlust ihrer Mutter auseinander setzen und loslassen?

Die Themen in diesem Roman sind durch Tod und Verlust einfach negativ, doch die Aussicht auf die Geburt eines Kindes macht auch Hoffnung.

Atlanta und Enza stützen sich gegenseitig und wachsen enger zusammen, sie lernen, dass Abschied und Verlust genauso zum Leben dazu gehören wie Freundschaft, ein Neuanfang und die Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Besonders schön fand ich die Reisebeschreibungen von der Landschaft, dem Meer oder dem Himmel. Die bieten stimmungsvolle Ruhepole inmitten der großen Gefühle der beiden Frauen. Natur erdet und lässt das Herz zur Ruhe kommen, das merkt man in diesem Buch ganz wunderbar.

"Tage wie Salzwasser" ist ein einfühlsamer Roadtrip der besonderen Art, mit Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind und einer fesselnden Handlung! Die 4,5 Sterne runde ich gerne auf!