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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1036 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2025
Vergessene Seelen   Ein nervenaufreibender Psychothriller mit einer taffen Kriminalkommissarin (eBook, ePUB)
Geßner, Eva

Vergessene Seelen Ein nervenaufreibender Psychothriller mit einer taffen Kriminalkommissarin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mordermittlungen im Obdachlosenmilieu
Obdachlose als Opfer, die Idee ist nicht neu. Was hier den entscheidenden Unterschied macht, ich lerne die Obdachlosen kennen. Sie bekommen einen Namen. Ich erfahre etwas über ihre Vorgeschichte und wie ihr Leben jetzt aussieht. Mir hat das gut gefallen, denn man vergisst gerne, dass man obdachlos nicht freiwillig wird.
Der Fall ist bizarr , grausam und für mich als Leser absolut packend. Der Täter erwürgt und misshandelt seine Opfer und trennt ihnen als Trophäe den rechten Fuß ab. Federführend bei den Ermittlungen ist Kommissarin Anja Frey, die neben dem nervenaufreibenden Fall auch private Sorgen hat. Durch akribische Polizeiarbeit kommen die Ermittler dem Täter näher. Da schlägt er erbarmungslos zu und entführt eine Kollegin. Was dann passiert , habe ich nicht erwartet und es hat mich zunehmend entsetzt. Zeitweise kennt die Autorin keine Gnade mit ihren Figuren und ihren Lesern.
Der Thriller war absolut spannend und einmal angefangen zu lesen, konnte ich ich das Buch kaum aus der Hand legen. Kommissarin Frey fand ich professionell, die trotz ihrer Probleme souverän und empathisch agiert. Auch ihre Kollegen konnten mich überzeugen. Nur ihre junge Kollegin Tessa hat mich manchmal genervt und hat mich an die Pubertät meines Sohnes erinnert. Eine rundum sympathische Person war die Obdachlose Betty. Ihr Schicksal fand ich empörend, denn sie ist vor ihrem brutalen Ehemann auf der Flucht. Den Mörder fand ich in seiner Grausamkeit einfach nur abstoßend. Das Ende ist in meinen Augen sehr dramatisch und hat meine Nerven stark strapaziert im positiven Sinne. Mein Fazit lautet, ein Thriller, der sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 02.04.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


ausgezeichnet

Unterhaltsame Familiengeschichte erzählt auf zwei Zeitebenen

Beim Ausräumen der Wohnung ihrer Mutter Elisabeth fallen Anja einige Erinnerungsstücke und auch alte Unterlagen in die Hände, die ihre Mutter Elisabeth dazu bewegen, die Geschichte ihrer Tante Clara zu erzählen. Besonders Anjas Tochter Lena zeigt großes Interesse und fühlt sich auf besondere Weise mit ihrer Großtante Clara verbunden.
Claras Geschichte beginnt im Jahr 1924. Die Familie lebt in Berlin. Massenarbeitslosigkeit und beengte Wohnverhältnisse bestimmen das Leben. Clara arbeitet als Flaschenreinigerin in einer Brauerei. Dort lernt sie Helene kennen. Die beiden bleiben Freundinnen bis ans Lebensende. Gemeinsam überstehen sie die Schikanen des Vorarbeiters und später die Heimsuchung durch die Gestapo. Helene habe ich aufrichtig bedauert, denn ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Um so mehr habe ich gefeiert, dass sie zum richtigen Zeitpunkt Stärke beweist. Clara verliert ihre Arbeit, weil sie sich gegen den böswilligen Vorarbeiter zur Wehr setzt und macht durch eine glückliche Fügung die Bekanntschaft mit der Inhaberin eines Hundesalons. Dort ist sie glücklich und übernimmt später das Geschäft. Hier gibt es eindeutige Parallelen zu Lena, die sich unter Menschen unwohl und fehl am Platze fühlt . Sie nimmt während ihres Studiums einen Minijob ebenfalls in einem Hundesalon an.
Zeit ihres Lebens steht Clara zwischen zwei Männern. Da ist der Exilrusse Aleksei, überzeugter Kommunist und Aktivist, unter der NS-Herrschaft ständig in Gefahr. Willy, der Bruder ihrer Freundin Anna, ist bodenständig und schwärmt für Autos. Er gibt Sicherheit und ist verlässlich. Dann kommt es durch die politischen Umstände zu einem Zerwürfnis zwischen Clara und ihrer Schwester Mathilde, Elisabeths Mutter. Die Familie wird auseinander gerissen und Mathilde gibt Clara die Schuld. Das habe ich nicht verstanden, denn verantwortlich war das Unrechtsregime in meinen Augen. Vermutlich ist es einfacher, eine Person zu hassen als ein abstraktes Gebilde.

Die Geschichte in der Gegenwart beginnt Anfang 2024. Aufgrund des Überfalls der Hamas und Israels Reaktion kommt es verstärkt zu antisemitischen Vorfällen. Manches erinnert an den wachsenden Judenhass in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Anja arbeitet an der Bremer Uni und die Vorfälle zwingen sie zu einem Überdenken, der eigenen Situation. Auch Lena bleibt von den Ereignissen nicht unberührt.
Da die Erzählerin zwischen den beiden Zeitebenen hin und her springt, ist es nie langweilig und es entstehet ein Spannungselement, da man jeweils den Erzählstrang an einem entscheidenden Punkt verlässt. Clara war mir sehr sympathisch. Ich fand, sie war eine starke Persönlichkeit und bleibt sich selbst treu. Anja hat mich dadurch überzeugt, wie sie sich im Laufe des Romans von fremden Erwartungen emanzipiert. Das hat mich beeindruckt. Leider muss ich zugeben, dass Lena mir unsympathisch war. Ich habe sie zu oft als egoistisch, selbstgerecht und wenig verständnisvoll empfunden.
Wie gewohnt und mit Freude erwartet, spricht die Autorin viele verschiedene Aspekte der beiden Zeitebenen an und nennt prägende Ereignisse. Das gefällt mir gut, weil dadurch ein weiter umfassendes Bild der jeweiligen Zeit entsteht. Bei der Fülle der Informationen bleibt manches oberflächlich , das hat aber meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Der Roman will und soll unterhalten , was er in meinen Augen absolut macht

Bewertung vom 01.04.2025
Die Vergangenheit kennt kein Ende
Schweiger, Wolfgang

Die Vergangenheit kennt kein Ende


ausgezeichnet

Wenn die Gerechtigkeit unter die Räder kommt
1956 Der 2. Weltkrieg ist seit ein paar Jahren zu Ende und alle wollen die Vergangenheit vergessen und ein normales Leben führen. Aber manchmal steigen unverhofft die alten Seilschaften aus dem braunem Sumpf und verbreiten Angst und Schrecken.

Mehringer ist Kommissar bei der Polizei in Traunstein. Als auf einem armseligen Bauernhof die Bauersleute auf brutale Weise umgebracht werden, lernt auch er die Macht der Vergangenheit kennen. Für den Mord sind sofort die Schuldigen gefunden. Die Zigeuner waren es, was Mehringer bezweifelt. Da rückt ein Holzfäller durch einen anonymen Hinweis in den Fokus und eine regelrechte Hetzjagd beginnt.

In Frankfurt bittet ein Rechtsanwalt den Journalisten Seiffert um Hilfe bei der Suche nach einem ehemaligen SS-Schergen, der im Raum Traunstein untergetaucht sein soll. Seiffert wittert eine interessante Story und reist in das Nest Beching, wo der Verdächtige leben soll. Obwohl Mehring ihn nach einem informativen Gespräch dringend zur Abreise rät, bleibt er, wohl der Liebe wegen. Auch Mehringer ist überzeugt, dass sein Mordfall mit dem ehemaligen SS-Mann zusammenhängt. Der lebt auf großem Fuß und genießt großes Ansehen in der Dorfgemeinschaft. Doch es gibt keine Beweise und keine Zeugen und somit auch kein Verfahren. Mehringer kann sich nur schwer damit abfinden, dass das für ihn personifizierte Böse ohne Strafe bleibt und der zudem die Gerechtigkeit verhöhnt. Was kann man tun, wenn einem diese Ungerechtigkeit nachts nicht schlafen lässt ? Pläne werden gemacht und alle Beteiligten zahlen einen hohen Preis, damit die Gerechtigkeit triumphieren kann.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. In meinen Augen zeichnet der Autor ein realistisches Bild der damaligen Verhältnisse. Nur nicht an der Vergangenheit rühren, das Leben geht schließlich weiter. Und die, die früher das Sagen hatten, sind erneut oben auf. Ich konnte mich gut in Mehringer hinein versetzen, seine zunehmende Wut, Verzweiflung verstehen angesichts eines brutalen Mörders, der mit seinen Taten davon kommt, weil es niemand wissen will. Mir hat das Ende sehr gut gefallen, auch wenn es kein Happyend ist. Was für mich ein weiterer Pluspunkt war, Autor schildert die Geschehnisse und überlässt das Urteil dem Leser.

Bewertung vom 31.03.2025
Die Liebe am Horizont / Die Frauen der Villa Sommerwind Bd.3
Husen, Anna

Die Liebe am Horizont / Die Frauen der Villa Sommerwind Bd.3


ausgezeichnet

Durch Höhen und Tiefen zu einem guten Ende
Die Villa Sommerwind hat das Dritte Reich und die ersten Nachkriegsjahre überstanden. Gerda Grabens würde gerne Medizin studieren , bekommt aber eine Absage von der Universität und unterstützt zur Überbrückung ihre Tante Julia bei der Führung des Hotels. Gerda ist nicht glücklich und von ständiger Wut erfüllt. Sie hat nie akzeptiert, dass ihre Eltern sie allein gelassen haben und möchte sie deshalb unbedingt suchen und Fragen stellen. Doch das Schicksal hat erstmal andere Pläne. Wegen eines Unfalls muss Gerda weiter ihre Tante unterstützen und dann kann sie tatsächlich Medizin studieren. So gehen die Jahre dahin. Aber sie hat die Liebe ihres Lebens gefunden. Henning hat ihre Mutter im Exil gekannt und ist bereit, Gerda bei ihrer Suche zu begleiten. Als sie endlich aufbrechen können, ist die Reise emotional und endet dennoch mit einer Enttäuschung. Gerda und Henning kehren mit leeren Händen zurück. Während sich familiäre Höhen und Tiefen abwechseln, entwickelt sich der Timmendorfer Strand weiter. Gerda macht sich für eine Rehaklinik zur Behandlung von Herz- Kreislaufbeschwerden stark. Bevor ihr Traum sich erfüllt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall , der mich wirklich überrascht hat. Zumindest bringt das Ereignis Gerdas Mutter zurück. Doch Gerda kann ihr die lange Abwesenheit nicht verzeihen. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich habe verstanden, dass die Ereignisse während des Krieges für Christine traumatisch waren, aber ihre Schuldgefühle, die ihre Rückkehr verhindert haben, habe ich nicht nachvollziehen können. Auch hier heilt die Zeit alte Wunden und Gerda und ihre Mutter söhnen sich aus

Das Buch endet im Jahr 1989 und alle Personen, die mit der Villa Sommerwind verbunden sind, sind, sofern sie noch leben, wieder dort vereint. Das war für mich ein sehr versöhnlicher und harmonischer Abschluss. Ich fand den Roman sehr unterhaltsam. Er verbindet historische Ereignisse gekonnt mit der privaten Geschichte der Frauen der Villa Sommerwind. Das macht einiges der historischen Ereignisse besser vorstellbar und ruft manches wach, was man vergessen hatte, wieder ins Gedächtnis. Besonders gut gefallen hat mir, dass starke Frauen im Mittelpunkt stehen, die über ihr Leben im Rahmen des möglichen selbst bestimmen. .

Bewertung vom 30.03.2025
Höhlenmorde
Zellner, Ingrid

Höhlenmorde


ausgezeichnet

Ein Serienmörder auf der Schwäbischen Alb
Durch einen glücklichen Zufall konnte Surendra Sinha einen Zeitvertrag bei der Reutlinger Polizei bekommen und fühlt sich mit der Arbeit und besonders mit seiner Kollegin Leonie sehr wohl -- bis zu dem Tag, an dem eine übel zugerichtete Leiche in der Wimsener Höhle gefunden wird. Es gibt keine brauchbaren Spuren, kein Motiv. Die Brutalität bei der Tat legt jedoch das Motiv Rache nahe. Kurz darauf gibt es ein neues Mordopfer. Wieder ist der Fundort eine Höhle, dieses Mal die Nebelhöhle. Der Verdacht liegt nahe, dass es derselbe Täter war. Und tatsächlich stoßen die beiden Ermittler auf Gemeinsamkeiten. Beide haben die gleiche Schule besucht. Nun gibt es endlich einen Ansatzpunkt und Verdächtige zuhauf. Die beiden Toten haben zusammen mit einem Dritten zahlreiche Mitschüler drangsaliert und bedroht. Nun gilt es die damaligen Mobbingopfer zu befragen. Das führt nicht wirklich weiter, denn jeder der Befragten hat zwar ein Motiv, aber auch ein Alibi. Die Befragungen waren sehr spannend und abwechslungsreich. Vom unsympathischen Reichsbürger bis hin zu einer traumatisierten jungen Frau war fast alles dabei. Auch ich konnte keinen ausschließen oder als den Mörder beschuldigen. Durch Zufall entdeckt Surendra ein wichtiges Puzzleteil und setzt damit ein Geschehen in Gang, das sein Leben auf den Kopf stellt.

Mich hat der Krimi sehr gut unterhalten mit seiner fesselnden Handlung. Obwohl es auf der Schwäbischen Alb eher beschaulich zugeht, sind die Taten sehr brutal und die Autorin lässt mich das auch teilweise miterleben. Ich fand das aber angemessen, sonst wäre die Tragik des gesamten Geschehens nicht völlig nachvollziehbar. Ich war über die Hintergründe der Morde entsetzt. Zum einen fand ich es abstoßend, dass man so mit seinen Mitmenschen umgeht. Zum anderen hat es mich wütend gemacht , dass niemand etwas bemerkt haben will und die damaligen Opfer allein gelassen wurden. Dementsprechend kann ich die heutigen Morde gut nachvollziehen und mein Mitleid neigt den heutigen Täter zu. Ein weiterer Pluspunkt des Krimis sind die anschaulichen Beschreibungen der Höhlen und einiger Lieblingsplätze Surendras. Die machen Lust , sich selbst dort umzusehen - hoffentlich ohne Leichen ! Für mich war der Krimi in sich stimmig, wenn auch an einigen Stellenschwer zu verdauen. Die Lösung des Falles war an Spannung kaum zu überbieten und wartete noch mit einigen Überraschungen auf.

Bewertung vom 29.03.2025
Raiders (eBook, ePUB)
Erdmann, Nadine

Raiders (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gelungener Abschluss der Trilogie
Noch erholt sich Ayden von seinen Verletzungen, die er beim letzten Einsatz der Hunters erlitten hat, da überrascht ihn sein Sohn Henry mit einer besonderen Neuigkeit. Henry hat im Traum einen neuen Freund gefunden, der dringend Hilfe braucht. Phantasiegestalt oder eine neue Facette von Henrys Mantik ? Tatsächlich gibt es Finn und die Gemeinschaft auf der Insel wächst um eine neue , sehr sympathische Figur. Nun geht es in meinen Augen schon fast zu beschaulich weiter. Ich lerne mehr über die Herausforderungen des Insellebens und die Beklemmung, die durch einen giftiger Regen ausgelösten Lockdown , alle Bewohner erfasst. Das ist durchaus interessant, teilweise amüsant, aber ich liebe die lebendigen Schilderungen der Missionen der Hunters. Und tatsächlich gibt es einen neuen Einsatz. Die Raiders, die ich bereits von ihrer brutalen Seite im letzten Band kennengelernt habe, treiben erneut ihr Unwesen. Sie versuchen mit widerlichen Mitteln, Lebensmittel zu erpressen . Die Hunters machen sich auf dem Weg , diese Bedrohung endgültig zu bekämpfen. Erneut habe ich den Atem angehalten , als die Aktion beginnt. Die Raiders übertreffen sich in ihrer Unmenschlichkeit ein ums andere Mal . Leider kann ein Teil von ihnen entkommen und macht eine erneute Aktion notwendig. Der Zufluchtsort der Raiders ist durch ein Tunnelsystem gesichert, in dem Geister ihr Zuhause haben. Zusammen mit den Hunters betrete ich die dunklen, muffigen Gänge und war gefangen in der drückenden Atmosphäre .

Gerade als ich dachte, das Buch endet nun und ich darf zum Abschluss die freundliche und friedliche Stimmung genießen, beschert mir die Autorin einen letzten und äußerst packenden Einsatz, bei dem ich um Sams Leben fürchten musste. Dabei hatte ich gerade Sam besonders ins Herz geschlossen . Er und Riley passen perfekt zusammen und ein wenig habe ich Riley um diesen besonderen Freund beneidet. Ich verlasse die Insel und die lieb gewonnen Figuren an Weihnachten in einer hoffnungsvollen Stimmung auf das neue Jahr. Und ich ? Ich hoffe, dass es vielleicht doch noch eine Fortsetzung gibt.

Bewertung vom 23.03.2025
Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2
Anour, René

Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2


ausgezeichnet

Das Böse geht um im Kloster Notre-Dame de Senanque
Der Krimi beginnt eher ungewöhnlich mit einem Rückblick in die Vergangenheit. Nicht etwa ein altes Verbrechen, sondern ein wichtiges Puzzleteil aus Campanards Vergangenheit . Damals lernt er den Mönch Bernard kennen, der ihm durch eine Lebenskrise hilft und der heute seinerseits Campanards Hilfe benötigt. Seltsame Dinge gehen im Kloster vor und ein Mönch ist spurlos verschwunden, der zudem ein guter Freund von Bernard war. Nun fürchtet Camanard um das Leben seines Freundes. Zusammen mit seinen Kollegen Linda und Pierre, dem Team obscure fährt er nach Gordes und trifft auf eine Mauer des Schweigens. Auch die Beamtin vor Ort, Dubac, ist keine Hilfe. Sie sieht ihre berufliche Kompetenz in Frage gestellt. Während Campanard im Kloster ermittelt, fährt Linda zum Mutterkloster und Pierre soll die Stellung vor Ort halten. Alle drei ahnen nicht, dass sie so ihrem Gegner in die Hände spielen. Linda sowie Pierre geraten in dessen Fänge. Nichts ahnend geht Campanard weiter seinen Ermittlungen im Kloster nach und sieht sich mit einer niederschmetternden Wahrheit konfrontiert.

Dies ist mein 2. Fall mit dem Ermittlertrio obscure und erneut hatte ich einen Riesenspaß gepaart mit viel Spannung und überraschenden Wendungen. Jeder der Drei hat seine schmerzvolle Vergangenheit und daraus resultierende Macken. Im Zentrum steht Campanard mit all seinen Eigenheiten und einem dunklen Fleck in der Vergangenheit, der auch zum Leidwesen meiner Neugierde in diesem Band dunkel bleibt. Der Mönch Bernard war mir sehr sympathisch . Er ruht in sich und ist sehr empathisch. Ich konnte gut nachvollziehen, warum er Campanard am Herzen lag. Spannend waren die Einblicke in das Klosterleben. Hinzu kam noch das Gefühl ständiger Bedrohung. Wenn ich eine Hassfigur benennen sollte, dann wäre es Kommissarin Dubac. Diese Meinung teile ich mit Linda.

Ein weiterer Pluspunkt des Krimis neben der fesselnden Handlung ist der Erzählstil. Der Autor malt mit Worten. So konnte ich mir die Landschaft immer gut vorstellen, konnte die Blumen riechen und den Gesang der Vögel hören. Gut gefallen hat mir auch, dass ich liebeswerte Bekannte aus dem 1. Band wieder getroffen habe. Für mich war der Krimi rundum gelungen und ich hoffe deshalb auf eine baldige Fortsetzung.

Bewertung vom 22.03.2025
Gefährliche Lüge   Der fesselnder Verschwörungsthriller mit spannenden Wendungen (eBook, ePUB)
Zeh, Stefan

Gefährliche Lüge Der fesselnder Verschwörungsthriller mit spannenden Wendungen (eBook, ePUB)


sehr gut

Schreckliche Tat oder Phantasterei einer Wahnsinnigen ?
Kommissar Keller erhält von seinem Vorgesetzten den Auftrag, sich um einen mysteriösen Notruf zu kümmern. Eine Frau behauptet, man habe ihr Neugeborenes entführt. Sie beschuldigt die Klinik. Keller hält das für Hirngespinste. Zumal er unbedingt den Mörder seines Kollegen dingfest machen will und sieht dies als seine Priorität. Auf Nachfrage erhält Keller vom ärztlichen Direktor die Information, dass die Patientin unter erheblichen psychischen Problemen leidet. Kellers Kollegin Julia Beck nimmt die Sache ernster und stößt auf einige Ungereimtheiten und Übereinstimmungen mit anderen ähnlichen Fällen. Nun ist auch Keller alarmiert und Beck erhält die Erlaubnis, under cover in der Klinik zu ermitteln , um für ein Verfahren handfeste Beweise zu finden. Julia gerät bei dem Versuch, eine weitere Entführung zu verhindern in Todesgefahr. Keller setzt alles daran, sie zu retten, denn er will nicht erneut einen Kollegen verlieren.

Ich fand die Geschichte bereits nach einigen Seiten packend und verstörend. Ist es möglich, dass Babys in einer Klinik entführt werden. ? Die verzweifelte Mutter trug nicht dazu bei, dass ich ihre Version der Abläufe glauben konnte. Ihr Verhalten schien den Hinweis auf ihre psychischen Probleme zu bestätigen. Irritierend fand ich zudem einen zweiten Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt und sich mir der Bezug zum aktuellen Geschehen nicht erschloss . Aber ich gebe zu, meine Neugierde war geweckt und dadurch ergab sich ein weiterer Spannungsmoment . Die Lösung des Falles offenbart mal wieder, dass Menschen nichts heilig ist, wenn es ums Geld geht. Gleichzeitig zeigt sich eine Tragödie, die ihren Ursprung in der Vergangenheit hat.

Keller war mir zu Beginn unsympathisch, da er die Sache nicht ernst genommen hat, sie einfach nur lästig fand. Seine Entwicklung war dann so positiv, dass ich gerne wieder mit ihm ermitteln würde. Seine Kollegin Julia habe ich als engagierte und gute Ermittlerin erlebt, die sich aber zu oft von ihren Gefühlen leiten lässt. Insgesamt hat mich der Krimi gut unterhalten und besonders der zweite Handlungsstrang war interessant und ungewöhnlich.

Bewertung vom 21.03.2025
Das Erbe der Karolinger
Crönert, Claudius

Das Erbe der Karolinger


ausgezeichnet

Geschichte spannend und unterhaltsam vermittelt
Ich finde Geschichte, egal welche Epoche, ausgesprochen spannend. Natürlich habe ich von Karl, dem Großen gelesen, aber dann war es das auch. Der Roman bringt mir seinen Sohn, Ludwig, den Frommen, näher und seine Auseinandersetzungen mit seinen Söhnen. Seinen ältesten Sohn Lothar macht er früh zu seinem Nachfolger und Mitkaiser. Im nachhinein muss ich feststellen, dass es in meinen Augen ein Fehler war. Es ist der Beginn eines Konflikts , der ein unrühmliches Ende nimmt.

Vater und Sohn könnten nicht unterschiedlicher sein. Ludwig will Frieden für sein Reich und bemüht sich um Ausgleich. Verhandeln und Kompromisse sind die Mittel seiner Wahl. Lothar sieht sich als wahren Nachfolger seines Großvaters Karls, des Großen. Er hält Krieg und hartes Durchgreifen für den besseren Weg. Seinen Vater hält er für schwach und unfähig. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen . Der endgültige Bruch erfolgt, als Ludwig zum zweiten Mal heiratet. Seine Wahl fällt auf die bedeutend jüngere Judith, die Lothar gerne für dich gehabt hätte. Als Judith Ludwig einen eigenen Sohn schenkt, entsteht daraus auch ein Konflikt mit den beiden jüngeren Söhnen Ludwigs, die ihr Erbe bedroht sehen. Zweimal versucht Lothar seinen Vater abzusetzen und jedes Mal versuchen die beiden Kontrahenten die anderen Söhne auf ihre Seite zu ziehen. Über den Tod seines Vaters hinaus bleibt Lothar unversöhnlich und rachsüchtig. Ich bin froh, dass ich ihn nicht kennengelernt habe. Er ist für mich das personifizierte Böse , machtgierig, egoistisch, brutal und wortbrüchig. Ludwigs Herrschaftsweise entspricht eher unserer Sicht auf die Dinge. Dennoch werfe ich Ludwig vor, dass er die Augen vor der Realität verschlossen hat. Die Welt war nicht reif für seine Sichtweise der Dinge.

Wenn ich ehrlich bin , waren meine Lichtgestalten die Frauen , allen voran Judith. . In der offiziellen Geschichtsschreibung kommt sie nicht gut weg , doch der Autor zeichnet ein völlig andres Bild. Judith ist schön und vor allem klug. Obwohl es eine arrangierte Ehe ist, liebt sie Ludwig , ist ihm eine Stütze und gute Ratgeberin. Besonders imponiert hat mich ihre Weitsicht, Stolz und Würde. Auch ihre jüngere Schwester Emma, die zeitlebens in ihrem Schatten stand, konnte mich für sich einnehmen. Sie war mit Ludwigs jüngsten Sohn , dem kleinen Ludwig, König von Bayern, verheiratet. Auch sie stand ihrem Mann treu zur Seite . Beide waren mit ihrem Anteil an der Macht zufrieden, so scheint es zumindest.

Der Roman liest sich stellenweise wie ein Krimi mit all den Ränkespielen und Machtkämpfen. Zeitweise musste ich mir bewusst machen, dass vieles davon tatsächlich passiert ist und noch heute die Aufteilung Europas mitbestimmt. Mein Eindruck von der Kaiserfamilie war, dass sie sich - wenn man von den damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten absieht, nicht von heutigen Familienclans unterscheidet. Immer geht es letzendlich um Macht, Ansehen und Einfluss. Beim Lesen wurde ich auf jeden Fall auf das beste unterhalten und konnte ganz nebenbei einige Leerstellen in meinen Geschichtskenntnissen füllen.

Bewertung vom 17.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Packender Fall mit unvorhersehbaren Wendungen
Ich mag die Justizkrimis der Reihe ausgesprochen gern. Die Fälle sind kompliziert und werfen oft Fragen auf, die fast schon philosophischen Charakter haben, ohne zu belehren oder die Spannung zu stören.
Hier hat der Strafverteidiger Eberhardt es mit einem besonders heiklen Fall zu tun. Dafür gibt es zwei Gründe. Jan Staiger wird vorgeworfen, einen Bekannten mit Liquid Ecstasy getötet zu haben. Die Beweislage ist dünn, bis ein weiteres Opfer zu beklagen ist. Hier zeigen die Beweise eindeutig auf Staiger. Erschwerend kommt hinzu, dass Staiger homosexuell ist, genauso wie seine möglichen Opfer, was Vorurteile den Weg ebnet. Der andere Grund liegt bei Eberhardt selbst. Er weiß nicht, ob er seinem Mandanten trauen kann und zweifelt an seiner Menschenkenntnis. Das lässt ihn in seiner Beweisführung unsicher werden.
Es kommt zum finalen Schlagabtausch vor Gericht mit offenem Ende. Ich liebe diese Wortgefechte, die sprachlich ein Hochgenuss sind. Hier kommt es auf jedes Wort an und zu welchem Zeitpunkt man sein Ass aus dem Ärmel zieht.
Ich gebe zu, zu Beginn war ich mir nicht sicher , ob Staiger nicht doch der Täter war. Zwar fand ich das Verhalten des ermittelnden Kriminalbeamten überzogen, aber korrekt. Trotz meiner Zweifel war mir Staiger nicht sympathisch und so war ich dann doch voreingenommen. Zu meiner Freude und Rettung aus dem Chaos lässt der Autor den Täter immer wieder selbst zu Wort kommen, so dass ich einen Wissensvorsprung bekam. Raffinierter Weise waren die Kapitel so gestaltet, dass ich keine Rückschlüsse auf die Person selbst bekam. Dementsprechend war die Auflösung eine echte Überraschung. Zumal der Autor einige überzeugende Nebelkerzen gezündet hatte , die eine andere Person in den Focus rückte. Mitleid konnte für den Täter nicht empfinden, da mir das Motiv zu selbst bezogen war.
Gerade als ich mich entspannen und gemeinsam mit Eberhardt, seinem Freund Toby, der für ihn als Detektiv tätig ist und dem Rechtsmediziner Jarmer, der bei medizinischen Fragen weiterhilft, den abgeschlossenen Fall feiern wollte, lässt der Autor eine Bombe platzen, die mich fassungslos gemacht hat.
Auf jeden Fall war das Lesen ein einziger Genuss und Freude für mich. Die Handlung war facettenreich und spannend und hat mehrfach meinen Blutdruck in die Höhe getrieben.