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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 938 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2025
Willbrand, Klaus;Razumovych, Daria

Einfach Literatur


ausgezeichnet

Das Büchlein "Einfach Literatur. Eine Einladung" von Klaus Willbrand und Daria Razumovych habe ich regelrecht verschlungen. Es handelt sich um eine Mischung aus Biografie und Literaturverführer, wobei ich die Einblicke in Willbrands Leben am spannendsten fand. Der 83-jährige Kölner Antiquar Willbrand gibt hier sein Literaturwissen auf bekömmliche Weise an den Leser weiter, der bestenfalls zum Lesen literarischer Klassiker bewegt werden soll. Das Besondere an diesem Buch ist die authentische wie inspirierende Art des Literaturkenners Willbrand. Seit seinem 5. Lebensjahr bedeutet ihm das Lesen alles. Die Buchhändlerlehre in der Universitätsbuchhandlung Witsch in Köln war da nur folgerichtig. Auch Kreuzworträtsel hat er verfasst und mit Ende 20 ein 3-jähriges Lesesabbatical gemacht. Viele Freundschaften entstanden durch diese Bücherliebe. Zuletzt lernte er die junge Germanistin und Digitalexpertin Daria Razumovych kennen. Mit ihr wagte er 2024, als sein Antiquariat vor der Pleite stand, den Sprung in die Social-Media-Welt. Und das Experiment glückte. Auch wenn Klaus Willbrand Anfang 2025 leider gestorben ist, sein Verdienst wird bleiben. Er hat Literatur mit jeder Faser seines Körpers gelebt und das merkt man beim Lesen seines ersten und leider auch letzten eigenen Buches. Er zeigt uns eindrücklich, wie Literatur unser Leben bereichert und mit Sinn erfüllt. Die ebenfalls im Buch angeführten Leselisten sind daher auch kein Muss, sondern als Einladung zu verstehen, sich selbst die Welt der Literatur zu erschließen. Denn für Literatur ist man nie zu alt oder zu jung. Dementsprechend lege ich das Buch Deutschschülern wie bibliophilen Lesern ans Herz.

Bewertung vom 20.06.2025
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen


sehr gut

Ich muss zugeben, dass mich der humorvolle Buchtitel sofort neugierig gemacht hat. Und Sybille Bullatschek hat nicht zu viel versprochen. Ihr Roman, der größtenteils im Seniorenheim "Haus Sonnenuntergang" spielt, enthält Gags, auch viel klischeebesetzte, am laufenden Band. Im Fokus steht dabei die selbstironische Hauptfigur, Pflegerin Sybille Bullatschek. Sie liebt ihren Beruf und hat den Traum mit ihren Senioren ins Fernsehen zu kommen. Doch bis es soweit ist und ein Teil der bunten Seniorentruppe am "Ü80-Quiz" teilnehmen darf, müssen erst 200 Buchseiten gelesen werden. Das hatte ich mir vor der Lektüre anders vorgestellt. Das Quiz nahm dann nicht einmal 50 Seiten ein und war wirklich unglaublich lustig. Auch Sybille Bullatscheks deutsch-französische Sprachverwirrungen und Abenteuer mit Jean-Luc, dem Übernachtungsgast der Nachbarn, haben mich herzhaft lachen lassen. Bullatscheks schwäbischer Dialekt ist ein weiterer Quell der Freude gewesen. Wer sich einmal komplett unterhalten lassen will und dabei auch flache Passagen in Kauf nimmt, ist bei Bullatschek genau an der richtigen Adresse. Mit ihren gewitzen und spleenigen Senioren gibt sie dem Pflegeberuf ein freundlicheres Antlitz.

Bewertung vom 01.06.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


gut

INHALT
Christopher Kloeble erzählt in seinem Roman "Durch das Raue zu den Sternen" die Geschichte der 13-jährigen Arkadia Fink. Sie träumt davon, im Knabenchor mitzusingen und hofft auf die Rückkehr ihrer Mutter. Letztere hat die Familie vor acht Monaten verlassen. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Arkadias Vater kann nicht mehr arbeiten und weint ständig. Arkadia hingegen will unbedingt eine berühmte Sängerin sein und geht verbissen ihren Weg. Ihre beste Freundin ist die über 80-jährige, südafrikanische Musiklehrerin Bernhardina.

MEINUNG
Dieser ungewöhnliche Plot hat von Anfang an mein Interesse geweckt. Denn ich wollte unbedingt wissen, ob Arkadia es schafft, Teil des Knabenchors zu werden. Und so viel sei verraten, ihre Mühen sind nicht umsonst, doch der Weg dorthin ist steinig (vgl. Titel). Trotz ihrer erst 13 Jahre ist Arkadia eine mutige wie reflektierte Persönlichkeit. Durch die Kraft der Musik kann sie ihre Traumen überwinden. Doch hierbei verliert sich Kloeble viel zu häufig in Wiederholungen. Die Handlung tritt ein ums andere Mal auf der Stelle, wenn er Flashbacks aus der Vergangenheit von Arkadias Mutter einstreut. Dadurch wurde der Lesefluss jedes Mal wieder unterbrochen. Und leider lüftet sich das Geheimnis um das Verschwinden von Arkadias Mutter erst am Romanende. So sehr ich Arkadias Coming-of-Age-Geschichte mochte, so wenig konnte ich mit den Rückblicken in die Vergangenheit anfangen. So verbleiben viele spannende Ansätze ungenutzt. Kloebles sensible Erzählweise hat mich hingegen vom ersten Satz an fasziniert.

Das mit rauen Pinselstrichen gemalte Cover finde ich ganz zauberhaft auf die Story abgestimmt. Es zeigt den Ausschnitt des Oberkörpers eines jungen Mädchens (wahrscheinlich Arkadia) auf einer Wiese inklusive Spatz. Auch der Titel als Hommage an das lateinische Zitat "Per aspera ad astra" passt perfekt zu Arkadias Entwicklung - einem Wechselspiel aus hartem Schicksal und erkämpften Erfolg.

FAZIT
Ein an sich interessanter Entwicklungsroman, der mir erzählerisch aber zu häufig auf der Stelle trat, gleichwohl die junge Hauptfigur die Lektüre wert ist.

Bewertung vom 01.06.2025
Mugford, Simon

Fußball-Stars - Alles über Messi. Vom Fußball-Talent zum Megastar


gut

Das Erstlesebuch über den argentinischen Fußballstar Lionel Messi (*1987) verfügt über ein fetziges Cover, das kleine Fußballfans sicherlich sofort ansprechen wird. Auch der Klappentext überfordert nicht und liefert einen ersten Überblick über die Inhalte des Sachbuchs. Das Besondere an diesem handlichen Kinderbuch ist der Comic-Stil. Zeichnungen in Schwarz-Weiß geben den Ton an, was ich etwas schade finde, weil ich bunte Bilder bevorzuge. Nichtsdestotrotz hat Dan Green den Fußballfloh Messi und dessen Mitspieler mit seinem Stift realistisch eingefangen. Der Sachtext von Simon Mugford enthält mir zu viele Spielergebnisse und Titelaufzählungen. Diese Rekordejagd ging leider leider zulasten der Biografie des Fußballers. Auf diese Weise lernt man Lionel Messi als Person nur sporadisch kennen. Denn der Fußballstar steht im Vordergrund. Lesemuffel und eingefleischte Statistikfans wird's freuen. Ich hatte mir etwas Anderes von diesem Buch versprochen. Die 125 Seiten lasen sich schnell, was an den einfach formulierten Sätzen und der Übermacht der Bilder lag.
Insgesamt ein Buch für lesefaule kleine Fußballfans.

Bewertung vom 31.05.2025
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


weniger gut

Sarah Brooks wird für ihren Debütroman gefeiert. Ich kann die Lobeshymnen leider nicht teilen.
Im Fokus der Handlung steht die erste Reise der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau. Diese dauert 15 Tage und man passiert das titelgebende Transsibirische Ödland. Dabei treten unterschiedlich spannende Charaktere, u.a. eine weibliche Zugführerin oder ein im Zug geborenes Kind, in Erscheinung. Diese Reise plätschert auf 415 Seiten dahin. Die Thrillerkomponente hat nicht gezündet. Oft musste ich mich gar zwingen weiterzulesen. Agatha Christies "Mord im Orientexpress" ist im Vergleich wesentlich unterhaltsamer und spannender. Und am Ende fragt man sich: Wozu habe ich diese (Lese-)Reise gemacht? Schade.

Bewertung vom 31.05.2025
Gerhardt, J.

This stupid Thing called Love


sehr gut

INHALT
Der YA-Roman "The Stupid Thing called Love" handelt von einem folgenreichen Rollentausch. Clara ist Vollwaise, nach dem Tod ihrer Oma ohne festen Wohnsitz und muss sich ihr BWL-Studium mit mehreren Nebenjobs finanzieren. Da kommt das ungewöhnliche Angebot der gleichalten Stella von Eisleben wie gerufen. Carla soll Stella spielen und für sie an der Elite-Uni in Cambridge ein Semester studieren. Was nach Abenteuer klingt wird erst zu einem Vabanquespiel als Carla sich ausgerechnet noch in Stellas ungewollten Verlobten Alexander Hunter verliebt...

MEINUNG
J. Gerhardts YA-Roman las sich ausgesprochen flüssig, was am interessanten Verwechslungsspiel lag. Carla taucht durch Stella in die Welt der Reichen ein und immerfort vor ungewohnte Herausforderungen gestellt, allen voran vor Womanizer Alexander Hunt. Zwischen beiden kochen die Emotionen stets hoch. Während Stella sich klammheimlich in Barcelona ein neues Leben aufbaut, übernimmt Carla Stellas Studienpflichten, damit Papas Geldzuwendungen weiter fließen. Doch es ist ein riskantes Spiel, bei dem Carla nicht nur einmal aufzufliegen droht. Hinzu kommt noch der gemeine Cliffhanger am Ende, der erahnen lässt, dass Claras Geheimnis nicht unentdeckt geblieben ist.
Das dreifarbige Cover hat mich sofort angesprochen. Die goldenen Buchstaben und die changierenden Farben Hintergrund sind einfach apart.

FAZIT
Typische College-Romance zum Mitfiebern. Nun möchte ich unbedingt den zweiten Teil lesen.

Bewertung vom 31.05.2025
Blau, Emilia

Frühstück mit Mr. Darcy


ausgezeichnet

INHALT
Der Roman "Frühstück mit Dr. Darcy" ist eine moderne Jane-Austen-Adaption. Im Fokus steht die Juristin Leonora Weston, die nach ihrer geplatzten Hochzeit mit Langzeitfreund Max nach Bath zieht. Hier wagt sie im Cottage ihrer Großmutter einen kompletten Neuanfang. Sie nimmt eine Arbeit im Jane-Austen-Museum an und beginnt ausgehend von Aufzeichnungen ihrer Großmutter nun nach ihrer Lieblingsschriftstellerin zu forschen. Dabei stößt auf den ambivalenten adligen Hotelier und Gärtner Charleston, der sie prompt an Mr. Darcy erinnert.

MEINUNG
Ich habe Emilia Blaus charmante wie romantische Geschichte sehr gern gelesen. Hauptprotagonistin Leonora und vermutlich auch die Autorin selbst verehren Jane Austen. Das Buch lebt vom Wechsel zwischen dem fließenden Wechsel zwischen Leonoras und Jane Austens Geschichte. Indem Leonora auf den Spuren von Jane Austen reist, begreift sie, was wahre Liebe ausmacht. Obgleich ich bisher nur wenig über Jane Austen gelesen habe, hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich kann nun die Faszination teilweise nachvollziehen. Die landschaftlichen Beschreibungen trugen auch ihren atmosphärischen Teil dazu bei, dass ich mich während der Lektüre wohlfühlte.

FAZIT
Leichte Unterhaltungslektüre für Jane-Austen-Fans und echte Romantiker.

Bewertung vom 29.05.2025
Flint, Alexandra

What We Hide / Lakestone Campus of Seattle Bd.3


ausgezeichnet

Die Romanreihe um den Lakestone Campus ist und bleibt lesenswert. Mit dem dritten Band "Lakestone Campus of Seattle. What we Hide" endet die Trilogie leider. Die letzte Geschichte aus der Feder von Alexandra Flint handelt von Holland Lucienne und Callahan. Beide verbindet eine lange Freundschaft in Boston, die leider mit einem schicksalhaften Ereignis endete. Ausgerechnet auf der Hochbegabtenuniversität von Seattle treffen sich beide wieder und die alte Geschichte kocht wieder hoch. Dabei muss sich Kunststudentin Lucie eigentlich um das renommierte Monet-Kunstprojekt kümmern und Sportstudent Call seine Chance auf eine Olympianominierung erhöhen...

Auch diesen Band aus der Lakestone-Campus-Reihe konnte ich nicht mehr aus der Hand legen. Denn zu sehr fesselten mich die persönlichen Schicksale der beiden talentierten Studenten. Dabei sind Panikattacken, Verlustängste und Tablettensucht ein Thema. Die beiden Hauptfiguren ziehen sich an wie Motten das Licht und können nur miteinander und nicht allein funktionieren. Doch ehe beide dies verstehen, braucht es natürlich einige Buchseiten. Hinzu kommen ominöse Drohbriefe, die Lucie belasten. Flints YA-Roman ist also alles andere als eine rosarote Lovestory. Hier wachsen junge Charaktere über sich hinaus und reifen zu verantwortungsvollen Erwachsenen heran. Emotional wie plottechnisch bietet die Autorin dem Leser eine Menge Abwechslung. So wird die Erzählung nie langweilig. Und natürlich lebt sie von den unterschiedlich talentierten Nebenfiguren, die in Freundschaft miteinander verbunden sind. Da wird man regelrecht neidisch und möchte auch Student in Seattle sein :-)

FAZIT
Eine bis zum Ende mitreißende Story, die nicht nur für junge Erwachsene. Leider aber auch der letzte Band dieser Reihe - wie schade.

Bewertung vom 22.05.2025
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Ich fand das Buch "Die Magnolienkatzen" der japanischen Schriftstellerin Noriko Morishita ganz bezaubernd. Es basiert auf einer wahren Geschichte und zeigt, wie Katzen Menschen wieder zusammen- bzw. diese aus der Einsamkeit führen.
Die Autorin ist über fünfzig, als eine Straßenkatze im Garten ihres Elternhauses auftaucht und fünf Junge gebiert. Nach kurzen Zögern empfindet sie diese Wendung als Schicksal und nimmt sich gemeinsam mit ihrer Mutter der sechs Katzen an. Und aus der einstigen Hundefreundin wird Schritt für Schritt ein leidenschaftlicher Katzenmensch, gar Katzenpsychologe. Von der Geburt über das Heranwachsen bis zur Abgabe der Viermonatskatzen wird Noriko Morishitas Wirken beschrieben. Am meisten hat mich während der Lektüre das enge Verhältnis der Katzen zum Menschen erstaunt. Auch die Verbesserung des Mutter-Tochter-Verhältnisses fand ich interessant. Durch die Katzen waren beide Frauen, Noriko Morishita und ihre Mutter auf einmal weniger einsam. Auch die familiäre wie nachbarschaftliche Unterstützung der Neu-Katzenmuttis hat mein Herz erwärmt.
Noriko Morishitas einfache Sprache hat mich durch das Buch getragen, das sich auch prima als Anleitung für angehende Katzenhalter liest. Ich bin selbst ein Katzenfreund und konnte durch die geschilderten Erlebnisse noch einiges dazulernen. Dieses aufschlussreiche Buch lege ich jeden ans Herz, der Katzen liebt und die besondere Mensch-Tier-Beziehung zu schätzen weiß. Da gerät der Handlungsort Japan fasst schon zur Nebensache.

Bewertung vom 12.05.2025
Marquardt, Johanna

Mirror Of My Soul. Fee & Aurelian (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt)


sehr gut

An der Healthy Romance "Mirror of my Soul" ist mir zuerst das zauberhaft verspielte Cover aufgefallen. Buchtitel und Schmetterlinge gehen dabei eine stimmige Symbiose eine. Auch im Buchschnitt finden sich die Schmetterlinge wieder. Gemeinsam mit dem aquarellfarbenen Hintergrund haben sich bei mir sofort romantic vibes eingestellt. WOW!

INHALT
Fee und Aurelian arbeiten im Hamburger Hotel Blairs. Er ist Barkeeper und sie Empfangskraft. Während der Arbeit zieht Aurelian Fee ständig auf und kehrt den Besserwisser raus. Blöd nur, dass ausgerechnet Mr. Arrogant nun als Fees Fake-Freund für ein Paarcoaching in Málaga herhalten muss...

MEINUNG
An sich ist die Geschichte von Fee und Aurelian vorhersehbar. Doch persönliche Ängste und Unzulänglichkeiten machen den eher seichten Plot spannend und lehrreich. Während sich Fee mit Bindungsproblemen herumschlägt, leidet Aurelian unter Flugangst. Auch die Vergangenheit von Fees Mutter spielte eine Rolle. Das Thema "Systemische Strukturaufstellungen" hat die Autorin sehr anschaulich und interessant am Beispiel der beiden Hauptcharaktere einfließen lassen. Man merkt, dass sie in diesem Bereich arbeitet. Auch der humorige Grundton der Geschichte hat mir sehr gefallen. Die Aufteilung der Erzählerrolle unter Fee und Aurelian fand ich als Leser in punkto Emotionen/Seelenleben sehr aufschlussreich. Beide erscheinen mit ihren Schwächen menschlich, wobei Aurelian geradezu mustergültig mit Fee umgeht. Sein Spitzname für Fee lautet Schmetterling bzw. mariposa, was einerseits ich kitschig, aber andererseits in Bezug aufs Cover schon wieder romantisch finde. Gegen Ende, letztes Drittel, zog sich die Handlung doch sehr, was den sonst eher schnellen Lesefluss verlangsamte.

FAZIT
Ein New-Adult-Roman mit Tiefgang im märchenhaft schönen Gewand. Die weibliche Leserschaft wird jubilieren.