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Benutzername: 
Tarika
Wohnort: 
Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2018
Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Joyce, Rachel

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie


ausgezeichnet

Eine musikalische Liebesgeschichte

Die Straße, in der sich Franks Musikgeschäft befindet, hat schon bessere Tage gesehen. Der Mörtel fällt von den Wänden und Jugendliche ‚verschönern‘ die Läden mit Graffiti. Aber einige dieser Läden sind seit vielen Jahren hier, einschließlich Franks Musikgeschäft, das nur Schallplatten verkauft. Er weigert sich, CDs zu verkaufen, was ihn bei den Plattenlieferanten ziemlich unpopulär macht. Aber Franks Laden ist etwas Besonderes. Er hat das Talent, genau das richtige Lied zu finden, das seine Kunden brauchen um glücklich zu werden. Er schafft es, gebrochene Herzen und Ehen zu heilen, und sein Laden ist ein beliebter Ort in der Gegend. Doch eines Tages taucht eine geheimnisvolle Frau in Grün vor seinem Laden auf und bei dieser Frau, einer Deutschen namens Ilse, versagt sein Gespür und so sehr er sich auch bemüht, er kann nicht herausfinden, welche Musik sie glücklich machen kann.

Rachel Joyce hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig und gut lesen lässt. Sie nimmt den Leser gekonnt mit in diese kleine Straße in einem Londoner Vorort in den späten 1980er Jahren. Die Geschichte selbst ist eine Hommage an die Musik, und ich wage zu behaupten, dass jeder Musikliebhaber seine Freude an der Geschichte finden wird. Die musikalischen Referenzen sowie das Trivialwissen zu Liedtexten, Bands bzw. Komponisten sind wirklich sehr gut gelungen.
Die Charaktere in dieser Geschichte sind manchmal etwas skurril, aber dennoch sehr liebenswert. Frank zum Beispiel spielt weder ein Instrument, noch kann er Noten lesen, aber er hört das richtige Lied für seine Kunden, genau das Lied, dass dieser Mensch braucht. Doch bei der Fremden, die vor seinem Laden ohnmächtig wird, Ilse Brauchmann, kann Frank kein Lied hören, da ist nur die Stille. Und in dem Moment weiß Frank, dass sich sein Leben ändern wird. Die Geschichte zwischen Frank und Ilse ist nun wirklich unkonventionell. Wer hier eine klassische Liebesgeschichte erwartet, wird eines Besseren belehrt.

»In der Musik geht es um Stille« (Kapitel 6, Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie – Rachel Joyce)

Aber in „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“ geht es nicht nur um Frank und Ilse, sondern auch um die Verbindung zwischen Menschen, wie die zwischen einem Mann und seiner Mutter oder einer Gemeinschaft von Menschen, die ums Überleben kämpfen, in einer Gegend, in der kleinere Läden und Familienunternehmen von den großen Ketten vertrieben werden.

Diese Geschichte, in der es um mehr als nur Musik geht, hat mich wirklich sehr bewegt. Denn es geht auch um Liebe, um Beziehungen, aber auch um die Art und Weise, wie sich die Welt entwickelt. Mit diesem Roman erhält man letztendlich nichts geringeres als eine schöne, ergreifende Geschichte, die reich an Atmosphäre und Emotionen ist.

Bewertung vom 19.11.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


sehr gut

In diesem Buch geht es um mehr als nur Eishockey

Björnstadt, eine kleine einsame Stadt tief im Norden. Hier ist nur eines wichtig: Eishockey. In Björnstadt lebt und liebt man diesen Sport. Die Menschen halten hier zusammen, denn sie haben alle die unendliche Leidenschaft für ihren Sport. Alle hoffen darauf, dass die junge Björnstädter Eishockey-Mannschaft gewinnt und ihre kleine Stadt berühmt macht. Doch ein Ereignis wird die Gemeinschaft mit einem Schlag entzweien.

In „Kleine Stadt der großen Träume“ beweist Fredrik Backman wieder sein Talent fürs Schreiben. Mit seinem angenehmen Schreibstil gewinnt er den Leser schnell. Was anfangs wie eine Geschichte über Eishockey aussieht, zeigt aber im Verlauf der Handlung, dass diese Geschichte deutlich mehr Tiefgang besitzt und viele andere Themen bedient.
Dennoch dreht sich in Björnstadt alles um Eishockey. So kommt man als Leser um dieses Thema leider nicht ganz herum, was ich leider auch immer wieder ermüdend fand, wenn sich mal wieder alles um den Sport drehte. Nichts destotrotz hat Backman aber auch ernstere Themen angeschnitten und auch deren Darstellung sowie die Reaktionen des Umfeldes sind leider zu realitätsnah. Backman hat es geschafft diese düstere Atmosphäre wirklich gut darzustellen und die Reaktionen der Bewohner in seinem Buch hat mich wirklich erschreckt, gar wütend gemacht. Wütend, dass Menschen in der Realität auf solche Verbrechen ebenso reagieren und die Schuld lieber beim Opfer suchen als bei den Schuldigen. Solche Reaktionen beim Lesen hervorzulocken, ist schon eine außerordentliche Leistung.
Zudem fand ich auch das Bild seiner Charaktere sehr stimmig. Die Figuren bewiesen oft eine Vielschichtigkeit, sodass es interessant war, an ihrer Geschichte teilzuhaben. Backman schafft es, einfühlsam sich in seine Charaktere hineinzuversetzen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, Junge oder Mädchen, was letztendlich die Figuren wie auch die Menschen authentisch wirken lässt.

„Kleine Stadt der großen Träume“ von Fredrik Backman kann ich wirklich empfehlen. Mir war allerdings der Eishockey-Anteil etwas zu hoch, dennoch kann das Buch durch die glaubwürdigen Charaktere und die weitreichenden Themen punkten.

Bewertung vom 21.10.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


ausgezeichnet

»Aber über den wahren Zustand der Welt wollte niemand sprechen. Und davon hören wollte auch niemand.« (S. 137)

Cora wurde als Sklavin auf einer Baumwollplantage Georgias geboren. Dort wird sie wie viele versklavte Schwarze schlechter behandelt als Tiere, und ein Ende der Sklaverei ist nicht in Sicht. Von der Freiheit kann sie nur träumen, doch dann bietet sich eine Gelegenheit als sie von der Underground Railroad hört. Mit ihr gelingt ihr die Flucht von der Plantage in Georgia, doch Freiheit scheint ein fernes Land, denn auf ihrer Reise erlebt sie unvorstellbares und begegnet neuen Gefahren.

Underground Railroad von Colson Whitehead wurde 2017 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet, „für eine intelligente Verschmelzung von Realismus und Allegorie, die die Gewalt der Sklaverei und das Drama der Flucht in einem Mythos verbindet, der das Amerika von heute anspricht“. Meiner Meinung nach eine verdiente Auszeichnung. Whitehead hat für sein Werk Zeugenberichte von ehemaligen Sklaven recherchiert und vermischt hier Fakten zur Underground Railroad mit Fiktion, z. B. handelte es sich bei der Underground Railroad um ein Netzwerk, das Sklaven bei der Flucht aus den Südstaaten der USA unterstützte. Im Gegensatz zu Whiteheads Roman war die Underground Railroad also weder eine echte Eisenbahn, noch verlief sie im Untergrund. Aber gerade dieser fiktionale Anteil an der Geschichte macht das Netzwerk zur Fluchthilfe für den Leser greifbarer und leichter vorstellbar. Eingestreut werden auch immer wieder tatsächlich veröffentlichte Steckbriefe entlaufener Sklaven. Dadurch entsteht ein beeindruckendes Gesamtbild, neben der Geschichte verschiedener fiktionaler Personen, von Schwarzen wie von Weißen, sowie den Erlebnissen von Cora auf ihrer Flucht. Erlebnisse, die zwar fiktional sind, aber im dargestellten Hintergrund dennoch einer gewissen Realität entspringen zu erscheinen. Das ist es auch, was dieses Buch auszeichnet. Denn das Bild, was sich hier darstellt, zeigt die erschreckenden Ereignisse, zu denen der Mensch fähig ist. Doch nicht nur Sklaverei, sondern auch Rassismus lässt sich hier wiederfinden und bedient somit immer noch ein aktuelles Thema, wodurch das Buch noch lange nachklingt.

Underground Railroad bedient sich einem Thema, das an Aktualität nichts verloren hat. Whitehead schafft es, die Fiktion so gekonnt mit dem historischen Hintergrund zu verweben, dass Realität und Sinnbild sich in einem erschreckend realen Bild vereinigen und somit den Leser noch eine Zeit lang nachdenklich zurücklässt.

Bewertung vom 09.10.2017
Moon Chosen / Gefährten einer neuen Welt Bd.1
Cast, P. C.

Moon Chosen / Gefährten einer neuen Welt Bd.1


sehr gut

»Ich bin kein Wunder und auch keine Göttin. Nur eine Mondfrau.« (S. 667)

Mari gehört zum Stamm der Erdwanderer und ist die Tochter der Mondfrau ihres Clans, Erbin der einzigartigen Heilkräfte ihrer Mutter. Es ihre Bestimmung, einmal ihren Platz einzunehmen und die Frauen und Männer des Weberclans regelmäßig vom Nachtfieber zu reinigen. Doch sie birgt ein Geheimnis in der im Wald versteckten Höhle, in der sie lebt. Und sie fühlt sich noch nicht bereit, ihrem Schicksal zu folgen. Doch als ein todbringender Angriff ihre Welt aus den Angeln reißt, enthüllt Mari die Stärke ihrer Fähigkeiten und entschließt sich, sich selbst und ihr Volk zu retten. Ihr läuft ein Hund zu, der ihr nicht mehr von der Seite weicht. Ihr neuer Begleiter wird allerdings schon gesucht – von ihren Feinden. Als Mari dem Sohn des Anführers, Nik, begegnet, verspürt sie ein zuvor nie gekanntes Gefühl. Sie bricht die Gesetze des Clans und verbündet sich mit ihm, um die Kräfte zu besiegen, die sie alle zu zerstören drohen. (Klappentext)

Mit dem ersten Band von „Moon Chosen“ eröffnet sich dem Leser eine völlig neue Welt. Wir lernen hier vor allem drei Völker kennen, die Erdwanderer, die Gefährten und die Hautdiebe, die wohl unterschiedlicher nicht sein könnten. Tatsächlich dauert es auch ein wenig, bis man so richtig in dieser völlig unbekannten Welt angekommen ist und man sollte daher der Geschichte schon etwa 100 Seiten geben, was aber für ein gut 700 Seiten starkes Buch durchaus in Ordnung geht. Wenn diese erste Hürde aber überwunden ist, dann bekommt man als Leser eine sehr spannende Geschichte geschenkt, mit einem interessanten Hintergrund und drei verschiedenen Völkern, die jeder ihre eigene Magie versprühen.
Der Schreibstil der Autorin ist dabei wirklich gut verständlich und lässt sich schnell lesen. Sie schreibt sehr bildhaft, wodurch die Geschichte sehr lebendig wirkt. Zu den Protogonisten hatte ich am Anfang noch nicht so einen Draht, aber schnell wachsen unsere „Helden“ an ihren Aufgaben und es macht sie sympathischer.
Auch wenn es sich um ein Jugendbuch handelt, sollte man wissen, dass es einige Szenen gibt, die recht brutal sind. Daher würde ich eine bescheidene Altersempfehlung ab 16 Jahren aussprechen, die des Verlags liegt bei 14 Jahren. Da aber auch von Sklaverei, Vergewaltigung und brutalen Ritualen die Rede ist, sollte man darüber nachdenken, ab welchem Alter man dies dem potentiellen Leser wohl zutrauen möchte.

"Gefährten einer neuen Welt" bietet alles in allem einen sehr spannenden Einstieg in die neue Reihe von P.C. Cast. Lesen lohnt sich also und die Neugierde auf den nächsten Band ist vorprogrammiert. Nur ein wenig Durchhaltevermögen sollte man am Anfang mitbringen.

Bewertung vom 03.09.2017
So klingt dein Herz
Ahern, Cecelia

So klingt dein Herz


sehr gut

Eine Geschichte zwischen Hoffnung und Liebe

Im Westen Irlands lebt die junge Laura fernab von Menschen. Niemand weiß, dass sie dort lebt und niemand kennt ihre ganz besondere Gabe, denn sie kann jede Stimme, alle Tiere und jedes Geräusch imitieren. Bei Dreharbeiten trifft der Toningenieur Solomon im Wald auf Laura. Von ihrer Präsenz ist er sofort verzaubert. Auch seine Freundin Bo, Dokumentarfilm-Regisseurin, spürt die Magie, die von Laura und ihren imitierten Lauten ausgehen und möchte einen Film über sie und ihr Leben drehen. Doch unerwarteter Weise findet sie sich in unserer lauten, modernen Welt wieder und wird über Nacht zum Star einer Talentshow.
»Namen können sich im Laufe des Lebens verändern, genau wie die Menschen selbst.« (S. 141-142)
In „So klingt dein Herz“ nimmt uns Cecelia Ahern auf eine besondere Reise. Ihr Schreibstil ist wieder sehr angenehm, flüssig, bildhaft, gefühlvoll und steckt wie Laura ein wenig voll von Magie.
Angenehm fand ich zudem die kurzen Kapitel, die diese Geschichte gut vorantreiben. Zudem schafft es die Autorin, die Spannung über den Handlungsverlauf hoch zu halten, denn man will immer wissen, wie es weitergeht.
Die Idee, dass sich die Protagonistin durch Laute ausdrückt, fand ich sehr spannend. Dadurch ist Laura natürlich etwas ganz besonderes, gar Einzigartiges. Nicht nur der Fakt, dass sie eine ganze Weile allein lebte, abgeschieden im Wald, sondern auch ihr Aussehen und ihre Art, zu kommunizieren, lassen sie magisch erscheinen. Diese Magie erleben nicht nur die Figuren in diesem Buch, sondern auch der Leser bekommt sie zu spüren. Ihre Erlebnisse sind sehr einprägend und zeigen, wie sich ein Mensch in unserer modernen und lauten Welt auch negativ beeinflussen lässt. Wir erleben Laura in ihrer Welt, dem Wald, aber auch in der Stadt, und man merkt, wie sie das trotz allem verändert, sie beeinflusst. Auch die Talentshow gibt ihr übriges. Apropos Talentshow: Ich fand es doch sehr realistisch, wie Ahern so eine Talentshow darstellt, was die Verträge, die Auftritte und den Konkurrenzkampf angeht.
Natürlich kommen die Gefühle in diesem Buch nicht zu kurz, und auch das Ende hat mich in der Hinsicht sehr zufrieden gestellt. Zwischendurch jedoch erleben wir mit Laura eine ziemliche Achterbahnfahrt, denn es ist nicht nur die Liebe, die sie quält, sondern auch die Medien. Wie grausam diese sein können, ist eine Lektion, die man sicher nicht so schnell vergessen wird.

„So klingt dein Herz“ hat mich sehr gut unterhalten, auch wenn es nicht unbedingt Cecelia Aherns bester Roman ist. Mit Laura hat sie einen sehr interessanten Charakter geschaffen und auch die Talentshow an sich hat sie sehr realitätsnah beschrieben.

Bewertung vom 29.08.2017
Mathe to go
Hesse, Christian

Mathe to go


ausgezeichnet

Mathematische Kopfrechen-Zaubertricks

Wer die Rechentricks aus diesem Buch kennt, kann seinen Taschenrechner in den Ruhestand schicken. Denn multiplizieren, auch mit größeren Zahlen, quadrieren, dividieren, Wurzel ziehen und logarithmieren kann man auch ohne das technische Hilfsmittel und mit den Tricks aus diesem Buch wird das auch noch kinderleicht. Außerdem verspricht das Buch „Zaubertricks“ und „coole Cocktails“.

»Denn Mathematik ist auch die Wissenschaft der besseren Befriedigung.« (S. 12)

Der deutsche Mathematiker, 1960 in Oberkirchen geboren, promovierte 1987 an der Harvard University in Cambridge, USA. Anschließend lehrte er bis 1991 an der University of California in Berkeley. Zurzeit ist er Professor für Mathematik und Statistik in der Universität München. Hesse veröffentlichte unter anderem Bücher zur angewandten Wahrscheinlichkeitstheorie, aber auch unterhaltsame Bücher über das mathematische Denken wie „Das kleine Einmaleins des klaren Denkens: 22 Denkwerkzeuge für ein besseres Leben“.

Sehr unterhaltsam führt uns Hesse an die magischen Kopfrechen-Tricks heran. Ich fand seinen Schreibstil etwas ungewöhnlich oder auch unerwartet, denn er schreibt so ziemlich locker und beim Lesen hat man eher das Gefühl, dass der Mathematiker vor einem steht und fröhlich vor sich hin plaudert und uns, den Lesern, mal im Vorbeigehen erklärt, wie das denn eigentlich so ist mit dem Rechnen im Kopf. Nebenbei fließen geniale Zaubertricks, natürlich mathematische, ein, die der man durchaus auf Partys jeden beeindrucken könnte. Zwischendurch, wie es auch der Klappentext verspricht, gibt es ein paar „coole Cocktails“, also Rezepte dafür. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass der Autor sich selbst nicht so ernst nimmt, aber was er hier an Tricks verrät, schlägt so ziemlich alles, was ich vorher kannte. Meistens dachte ich nur: „Hätte ich das mal schon in meiner Schulzeit gewusst!“ Zum Glück lernt der Mensch nie aus und somit freue ich mich, dass ich jetzt noch so einiges gelernt habe.
Tricks gibt es übrigens en masse. Angefangen mit der Erklärung, wie man mit den Fingern schnelle Multiplikationen berechnen, nähert er sich schnell Größerem. Nämlich größeren Zahlen, dem Quadrieren, wir machen eine kleine Exkursion zu römischen Zahlen, die sehr interessant ist. Division, Wurzeln und Logarithmen berechnen, für all das hat Hesse unglaublich geniale Tipps und Tricks, die sich lohnen zu kennen. Außerdem gibt er noch eine Anleitung, wie man schnell eine Probe durchführen kann und ein Rezept, um von einem beliebigen Datum den dazugehörigen Wochentag zu berechnen.

Meiner Meinung nach sind das wirklich hilfreiche Tricks, die eigentlich jeder kennen sollte. Zudem ist das Buch auch wirklich unterhaltsam, so dass ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 27.08.2017
Homo Deus
Harari, Yuval Noah

Homo Deus


ausgezeichnet

Der Mensch von morgen: Leben in einem düsteren Technologiezeitalter?

In seinem neuen Buch „Homo Deus“ beschäftigt sich Yuval Noah Harari mit der Zukunft, genauer gesagt mit einer möglichen Menschheit der Zukunft. Hunger, Krankheit und Krieg gehören in dieser Zukunftsvision der Vergangenheit an, Homo Sapiens steht an einer Grenze und wann wir er den Homo Deus erschaffen, einen durch Technik verbesserten Menschen? Einen Homo Deus, der sich vom Homo Sapiens deutlich mehr unterscheidet als dieser vom Neandertaler. Harari fragt sich, was dann aus der Menschheit wird, aus dem Humanismus, wenn Maschinen geschaffen werden, die in allerlei Hinsicht besser sind als wir. Was ist, wenn wir uns in unserem Streben nach Gesundheit, Glück und Macht soweit von dem Entfernen, was wir Menschen nennen? Sind wir dann überhaupt noch Menschen?

»Die Menschen haben üblicherweise Angst vor Veränderungen, weil sie das Unbekannte fürchten. Doch die größte Konstante der Geschichte ist die, dass sich alles verändert.» (S. 97)

Yuval Noah Harari, geboren 1976 in Haifa, Israel, promovierte 2002 an der Oxford University. Der Historiker lehrt seit 2005 Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem. Er beschäftigt sich derzeit mit Weltgeschichte und makrohistorischen Prozessen. Seine populärwissenschaftliche Monographie „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ wurde zum Weltbestseller und in fast 40 Sprachen übersetzt.

Harari schafft es, mit seinem anschaulichen, kurzweiligen Schreibstil, die Leser mitzunehmen. Manchmal mag er gar zu übertreiben in seinen Anschauungen, was andererseits aber auch wieder dazu führt, dass man darüber nachdenkt, was er da schreibt. Kann das wirklich so sein bzw. werden? Wieviel Wahrheit steckt darin? Und wenn es eine mögliche Option ist, was kann ich dafür oder dagegen unternehmen? Ganz klar schafft es Harari, dass man über das, was er schreibt, nachdenkt und eine Diskussion sucht, mit sich selbst oder mit anderen. Denn das Thema des Buches verlangt es einfach, dass man sich damit auseinandersetzt.
Der Aufbau des Buches besteht aus einer knapp 100 Seiten langen Einleitung, der neuen menschlichen Agenda sowie drei Teilen (Homo sapiens erobert die Welt, Homo sapiens gibt der Welt einen Sinn, Homo sapiens verliert die Kontrolle).
Während er sich in der Einleitung noch damit beschäftigt, wie aus dem Jäger und Sammler der heutige Homo sapiens werden konnte, der viele Ursachen für Tode zu früheren Zeiten – Hunger, Krankheit, Krieg – dezimiert hat, so schafft er es in den nächsten Teilen einen Bogen zu schlagen von der Entwicklung, wie der Mensch seine Umwelt beeinflusst hat, wie sich der Humanismus entwickelt hat bis schließlich zum jetzigen Zeitpunkt und darüber hinaus. Während homo sapiens in den ersten beiden Teilen noch an Kontrolle gewinnt, so verliert er im letzten Teil zunehmend die Kontrolle, denn wenn alle Prozesse automatisiert werden, wo bleibt hier die Kontrolle? Entscheidungen werden Algorithmen überlassen und eine Datenreligion, der Dataismus, löst zunehmend humanistische Werte wie Individualismus, Seele und den freien Willen ab.

»Doch sobald die Menschen ihre funktionale Bedeutung für das Netzwerk verlieren, werden sie erkennen, dass sie gar nicht die Krone der Schöpfung sind. […] Rückblickend betrachtet, wird die Menschheit nichts weiter gewesen sein als ein leichtes Kräuseln im großen kosmischen Datenstrom.« (S.534)

„Homo Deus“ ist intelligent, unvoreingenommen und notwendig. So düster die Zukunftsvision von Harari auch sein mag, so sehr regt sie zum Nachdenken an. Dennoch kann das Buch auf hohem Niveau unterhalten!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


ausgezeichnet

Eine Reise, die noch lange nachklingt

Samar muss mit ihrer Familie aus dem gelben Haus mit dem Mandelbaum in Kabul flüchten. Mit ihren Eltern und Geschwistern kommt sie in ein Dorf im Hindukusch. Doch auch dort bricht der Schrecken ein, der für Samar jetzt plötzlich ein Gesicht bekommt: Die Taliban überfallen das Dorf. Samars Familie bleibt nur ein Ausweg: über die Grenzen hinaus zu fliehen, das Land zu verlassen. Wird Samar jemals in der Freiheit ankommen? (Klappentext)

Laura McVeigh Roman „Als die Träume in den Himmel stiegen“ ist so ziemlich anders, als ich erwartet hatte. McVeighs Schreibstil ist gut, lässt sich flüssig lesen. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Samar, die Geschichte selbst spielt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Was die Autorin hier ganz besonders geschaffen hat, ist die Tatsache, dass man als Leser vieles nicht kommen sieht, so unerwartet sind manche Aspekte, und wenn man dann erkennt, wie es ist, kommt die Erkenntnis mit einem Knall, der sich dennoch so leise in die Gedanken schleicht. Es ist schwer, das zu beschreiben, aber das ist es auch, was das Buch so unheimlich gut macht.
Natürlich muss man auch zugestehen, es ist eine Geschichte über die Flucht aus Afghanistan, und wir werden hier die Schrecken des Krieges, der Flucht usw. weiter erleben. Teile des Buches sind wirklich ergreifend, dramatisch und der Schmerz und den Verlust, den Samar und ihre Familie erleben, ist nicht ohne. Samar erzählt ihre Geschichte aus der Sicht eines Kindes, vielleicht ist es das, was dieses Buch auch so interessant, aber auch bewegend macht.

„Als die Träume in den Himmel stiegen“ hat mich sehr begeistern können. Es ist eine dramatische Geschichte von Samars Flucht, eine Reise, die sie angetreten hat, um zu überleben und es ist eine Geschichte, die noch eine Weile nachklingen wird.

Bewertung vom 15.07.2017
Stell dir vor, dass ich dich liebe
Niven, Jennifer

Stell dir vor, dass ich dich liebe


ausgezeichnet

Viel mehr als nur eine Liebesgeschichte

Jack ist eigentlich ein ziemlich cooler Kerl, sieht gut aus und wird von allen geliebt und begehrt. Obwohl er nach außen so perfekt erscheint, hat er ein großes Problem: Er ist nämlich gesichtsblind und erkennt nicht mal geliebte Personen oder die eigenen Familienmitglieder. Für ihn sieht ein Gesicht aus wie jedes andere. Missverständnisse, die dadurch entstehen, versucht er mit Coolness zu überspielen, auch wenn er öfters mal in ein Fettnäpfchen tritt. Und dann begegnet er Libby, einer Person, wie sie anders nicht sein könnte. Denn Libby ist übergewichtig und hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Dennoch erkennt sie, was hinter der Maskerade von Jack steckt. Endlich kann er bei zumindest einer Person er selbst sein…

»Niemand hat das Recht, dir zu sagen, was du tun kannst und was nicht. Du selbst auch nicht.« (S. 276)

„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ von Jennifer Niven konnte mich wunderbar unterhalten. Zunächst ist mir besonders der angenehme Schreibstil aufgefallen, der den Leser schnell in seinen Bann zieht. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Jack und Libby erzählt. Die Kapitel sind oft sehr kurz, was mich allerdings nicht gestört hat. Ganz im Gegenteil, so hat man schnell mal mehr gelesen, als man eigentlich vorhatte.
Aber nicht nur der Schreibstil konnte mich überzeugen, auch die Geschichte an sich. Die Charaktere von Jack und Libby sind wirklich hervorragend gezeichnet und ich muss gestehen, dass ich mich schon ein klein wenig in die beiden verliebt habe. Auch wenn Jack mir manchmal ein wenig mit seiner Art auf die Nerven ging, so konnte man dennoch mit ihm fühlen. Er lässt zwar oft den Coolen raushängen, ist aber in Wahrheit ein wirklich liebeswerter Kerl. Hier kommt auch die Erzählung aus der Ich-Perspektive zugute, denn man so erfährt man wirklich viel über den männlichen Protagnisten, seine Emotionen und Gedanken. Noch besser als Jack hat mir aber Libby gefallen. Sie hat ein wirklich schweres Los, aber ihr Mut, ihre Stärke und ihr gefestigter Charakter haben mich nicht nur begeistert, sondern auch nachhaltig beeindruckt. In den beiden Protagonisten steckt wirklich viel Liebe zum Detail, wohingegen alle Nebencharaktere in der Hauptsache tatsächlich nebensächlich bleiben und man nur hier und da ein kleines Detail gestreut bekommt. Dieser Fakt hat mich persönlich nun nicht gestört, da für mich Jack und Libby sowieso immer im Vordergrund standen.
Auch die hier vorliegende Thematik ist ein wichtiges Thema, das von der Autorin einfühlsam, aber dennoch mit der Härte der Realität behandelt worden ist. Deshalb empfand ich es umso wichtiger und wertvoller, wie Libby sich dem Leben stellt und auch ihre Stärke zeigt, auch wenn es für sie nicht immer so einfach ist. Weiterhin ist eine weitere wichtige Lektion, sich selbst so zu lieben wie man ist, sich selbst zu akzeptieren.

Dieses Buch ist viel mehr als nur eine Liebesgeschichte zwischen Teenagern, sondern auch eine Geschichte, sich selbst zu lieben! Wunderbar geschrieben und mit zwei unglaublich starken Protagonisten.  

Bewertung vom 20.06.2017
Sie sind da / Die Brut Bd.1
Boone, Ezekiel

Sie sind da / Die Brut Bd.1


gut

»Sie sind allein darauf angelegt, zu fressen.«

In Peru stirbt eine Wandergruppe. Kurz zuvor wurden schwarze Insekten gesichtet.
Wissenschaftler in Kanpur, Indien, werden von einem Erdbeben überrascht. Die Werte der Seismographen schnellen in die Höhe.
In Minneapolis soll Detective Mike Rich den bisher ungeklärten Absturz eines Flugzeuges untersuchen. Im Wrack findet er eine Spinne.
Biologin Melanie Gruyer erhält in Washington eine FedEx-Sendung. Inhalt: Spinneneier, die bei den Nazca-Linien gefunden wurden.
Und in China wird eine Atombombe gezündet. Angeblich versehentlich.
Etwas sorgt für Unruhe auf der Welt. Und es vermehrt sich exponentiell. (Klappentext)

Den Schreibstil von Ezekiel Boone fand ich sehr angenehm und auch flüssig zu lesen, der teilweise etwas flapsig wirkte und nicht überragend. Aber gerade in seiner Einfachheit war er eben sehr bestechlich, wodurch man im Prinzip schnell lesen konnte. Das Grundthema und die Idee dahinter fand ich zudem sehr interessant und das war letztendlich auch der Punkt, der mich beim Lesen vorangebracht hat.
Was mir allerdings nicht gefallen hat, waren die vielen mit Namen auftretenden Personen und die vielen Handlungsstränge und -orte. Dadurch verliert man durchaus schnell man den Überblick und ich musste öfters erst mal wieder überlegen, wer das eigentlich schon wieder war und welche Geschichte ich mit diesem Namen zu verbinden hatte. Andere namentlich auftauchende Figuren wurden gar nur einmal genannt, wodurch man auch nie wusste, ob der jetzt wichtig genug ist, dass man sich den Namen merken soll oder nicht.
So sind meiner Meinung nach auch einige unnötige Längen entstanden und man hat Details erfahren, die man nicht so ganz zu verwenden versteht. Einige Kürzungen hätten der Geschichte sicher gutgetan, vor allem dann, wenn man unnötige Szenen entfernt hätte, die man auch in ein paar Sätzen hätte schildern können statt dem Ganzen gleich ein ganzes Kapitel zu widmen.
Wer übrigens panische Angst vor Spinnen hat oder auch zart besaitet ist, für den ist „Die Brut – Sie sind da“ definitiv nicht geeignet. Denn ohne zu viel zu verraten: es wird eine große Menge an Spinnen auftreten und es wird Szenen geben, die ziemlich eklig und gruselig sind.
Das Ende hat mich allerdings etwas frustriert, da für eine recht (zwischenzeitliche) Lösung des Konflikts fehlte. Dieser wird nämlich nur kurz pausiert und auf den nächsten Teil der Trilogie verschoben.

„Die Brut – Sie sind da“ hat vor allem durch den angenehmen Schreibstil und der spannenden Idee der Geschichte punkten können. Deutlich Abzug gab es aufgrund der zu vielen Figuren, Handlungsstränge und -orte. Dadurch gab es unnötige Längen und unnötige Details, die beim Lesen nur störten.