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Benutzername: 
wacaha
Wohnort: 
Ba-Wü

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2023
Cult Classic
Crosley, Sloane

Cult Classic


weniger gut

Die New Yorkerin Lola ist frisch verlobt, hadert jedoch damit, ihre Freiheit aufzugeben. Da begegnet sie nach einem Abendessen mit Kollegen „zufällig“ einem ihrer Ex-Freunde und alte Erinnerungen kommen zurück. Am nächsten Tag begegnet sie dem nächsten Verflossenen, in den Folgetagen immer mehr. Lola wird zurück in die Vergangenheit katapultiert und beginnt, ihr Leben und ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Doch woher kommen all die „Zufälle“? Ihr ehemaliger Chef Clive, inzwischen Guru einer mystischen Bewegung, scheint nicht unschuldig an Lolas Reise zu sein.
Der Titel und der Klappentext zu „Cult Classic“ hat mich angesprochen, das Cover hingegen überhaupt nicht. Die Figuren sind mir zu naiv und comicartig gezeichnet, des Weiteren wirkt es überfrachtet. Alleine aufgrund des Covers hätte ich bei diesem Buch in der Buchhandlung wohl nicht zugegriffen.
Auch das Buch selbst lässt mich leider enttäuscht zurück. Ich hatte mir wie auf der Rückseite versprochen eine „bissige, smarte Komödie über das Daten im 21. Jahrhundert“ versprochen – davon habe ich leider nichts gefunden. Ich fand das Buch leider überhaupt nicht amüsant, vielmehr hat mich Protagonistin Lola zunehmend genervt. Auf mich wirkt sie sehr pseudo-intellektuell, künstlerisch-angehaucht und möchtegern-unangepasst. So richtig verstehe ich auch ihre Zweifel vor der Heirat nicht. Vielleicht war das ein Einblick in die Gefühlswelt der Millennials, für mich erschien es sehr oberflächlich und unverbindlich. Passend dazu war lediglich das Großstadt-Setting in New York, dessen Atmosphäre gut transportiert wurde. Die Handlung war für mich sehr undurchsichtig, die Begegnungen mit den Ex-Freunden zu Beginn noch ganz interessant, irgendwann wurden es abe auch zu viele. Spätestens als es esoterisch wurde hatte mich die Story dann komplett verloren. So richtig hat sich mir der Sinn und Hintergrund des ganzen Experiments bis zum Ende hin nicht erschlossen, ich hätte gerne besser verstanden, wie die über Lola gewonnenen Erkenntnisse verwertet werden sollen.
Auch sagt mir der Schreibstil überhaupt nicht zu und ich hatte Probleme, mit den Gedanken beim Buch zu bleiben. Die Dialoge empfand ich als überzogen, unauthentisch und anstrengend. Es wirkt an manchen Stellen sehr künstlich und überdreht.
„Cult Classic“ ist zusammengefasst kein einfaches Werk, es ist durchaus plakativ und polarisiert. Die Grundidee der Geschichte fand ich interessant, mit der Umsetzung konnte ich hingegen leider gar nichts anfangen und kann es deshalb leider auch nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.09.2023
Bauchschmerzen im Kopf
Dodipi;Wilde, Doreen

Bauchschmerzen im Kopf


gut

Seit Ewigkeiten ist Mathilda bereits in Schulschwarm Kai verliebt – doch der hat sie bisher keines Blickes gewürdigt. Als sie all ihren Mut zusammennimmt und mit ihren besten Freunden Carla und Henri in Kais Stammkneipe vorbeischaut ändert sich dies plötzlich. Die beiden kommen sich näher und Mathilda erlebt die Magie der ersten Jugendliebe. Doch meint Kai es ernst mit ihr? Inwieweit ist sie bereit, sich für ihn zu verändern? Auch ihre beiden besten Freunde verhalten sich ihr gegenüber plötzlich seltsam und ziehen sich zurück. Mathilda steckt im Gefühlschaos und weiß nicht, wie sie sich daraus wieder befreien kann.
Den Titel des Buches „Bauchschmerzen im Kopf“ finde ich lustig, dem Cover hingegen stehe ich etwas zwiegespalten gegenüber. Auch wenn das Pastellige etwas blass ist mag ich die Farbgestaltung ganz gerne und sie passt auch gut zum Genre. Weniger schön finde ich die kitschigen Herzchen und das küssende Paar im Lineart-Stil. Der aufgebrachte Aufkleber der Autorin – die ich vorher als Influencerin nicht kannte – gefällt mir hingegen gar nicht, er zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich und stört das Gesamtbild.
Die Story selbst nimmt den Leser mit auf eine Reise in die eigene Jugend. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, wirkt aber manchmal etwas gewollt und unrund. Insbesondere die Dialoge überzeugen nicht, da so nicht wirklich gesprochen wird. Da ausschließlich aus Mathildas „Ich“-Perspektive erzählt wird, kann man ihre typisch teenagermäßig verwirrenden Gedanken und Handlungen mitverfolgen, wenn auch nicht immer nachvollziehen. Teilweise wirkt sie etwas kindisch auf mich, aber für eine Jugendliche durchaus authentisch. Insbesondere die Achterbahn der Gefühle, die sie durchlebt, wird anschaulich beschrieben.
Inhaltlich beginnt das Buch gut, die Annäherung zwischen Kai und Mathilda wird gut beschrieben und ist süß. Leider flacht die Story dann ab und wird zunehmend vorhersehbar. Mathilda verhält sich ihren Freunden gegenüber nicht korrekt, diese ziehen sich zurück, Kai behandelt sie nicht besonders respektvoll. Zur Mitte hin zieht sich das Buch und hat begonnen mich zu langeweilen. Konflikte werden ausgesessen statt besprochen, Gefühle verborgen und so manche Beziehung ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Außerdem ist das Ende absolut vorhersehbar, so dass das Buch bis zum Ende dahinplätschert und für keinerlei Überraschungsmoment mehr sorgt. Allerdings sind für mich einige Fragen offen geblieben, die mich noch interessiert hätten
Insgesamt war das Buch nicht schlecht, ein Teenager-Mädchen könnte sich sicherlich gut in die Situation hineinversetzen. Für mich persönlich war es allerdings doch etwas zu oberflächlich, vorhersehbar und klischeehaft.

Bewertung vom 02.09.2023
Wer nicht liebt, muss sterben / Almost True Crime Bd.1
Stiller, Ruth

Wer nicht liebt, muss sterben / Almost True Crime Bd.1


gut

Maja und Jessie könnten unterschiedlicher nicht sein – die eine still und introvertiert, die andere laut und unangepasst. Was die beiden verbindet ist die Leidenschaft fürs Zeichnen, in Jessies Fall fürs Graffiti-Sprayen. Und so führt sie Maja in die Welt der Sprayer und Tagger ein, in der die 16jähre durch ihr Talent schnell die Anerkennung erfährt, die sie zu Hause vermisst. Doch auch auf der Gefühlsebene kommen sich die beiden Mädchen näher und werden bald unzertrennlich. Doch die junge Liebe wird bald auf eine harte Probe gestellt und steuert auf eine Katastrophe zu.
„Wer nicht liebt muss sterben“ wurde als „almost true crime“-Buch für Jugendliche beschrieben, weshalb ich sofort neugierig war. Leider wurde sehr wenig dazu erklärt, inwieweit genau das Buch von einem wahren Verbrechen inspiriert wurde – hier hätte ich mir mehr Aufklärung über die wahren Hintergründe des Buches gewünscht. Auch wurde nicht klar, ob die im Buch auftauchenden Zeitungsanzeigen echt oder erfunden waren. Schade. Auch hat sich mir nicht erschlossen, ob die Story im Nachwort die Quelle der Inspiration gewesen war. Wenn dies so wäre fände ich das seltsam, weil es sich dabei um einen komplett anders gearteten Fall handelt und ich als einzige Gemeinsamkeit den Fakt sehe, dass es sich auch bei Täter und Opfer um Jugendliche handelt.
Passend für einen Jugendroman war der Sprachstil einfach und eingängig, die Einführung der beiden Mädchen und ihrer Lebensumstände sind gut gelungen. An manchen Stellen hat mir persönlich der Stil aber etwas zu betont lässig-cool-jugendlich und somit unglaubwürdig gewirkt. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Maja und Jessie geschrieben und es wird schnell deutlich, dass beide einsam sind. Trotzdem konnte ich leider bis zum Ende keine wirkliche Verbindung mit den Protagonistinnen aufbauen und sie wurden mir auch nicht sympathisch, auch wenn ich ihre Beweggründe (teilweise) verstehen konnte.
Auch inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Es war zwar leicht in die Geschichte hineinzukommen und ich empfand die Kapitellänge als angenehm, aber einige Entwicklungen gingen mir leider viel zu schnell. Gefühlt haben sich Maja und Jessie gerade erst kennengelernt, schon waren sie beste Freunde und kurz darauf ein Paar. Wie es dazu kam blieb leider vage und war für mich nicht nachvollziehbar. An anderen Stellen wiederum hat sich die Story dann wieder zu sehr in die Länge gezogen. Gegen Ende kam nochmals etwas Spannung auf, aber es war schnell klar, wer sterben wird. Demnach war der Schluss keine wirkliche Überraschung, hat mich emotional aber trotzdem mitgenommen. Gerne hätte ich noch etwas darüber erfahren, wie es nach der Tat weiterging.
Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht komplett überzeugen und hinterlässt auch keinen bleibenden Eindruck. Mir hat der Stil insgesamt nicht zugesagt, die Unklarheiten über einen möglichen reellen Hintergrund haben mich gestört und die Protagonistinnen sind mir leider fremd geblieben. Den angekündigten psychologischen Tiefgang habe ich leider nicht gefunden. Vielleicht kommt das Buch bei der eigentlichen Zielgruppe, Jugendlichen in ähnlichen Situationen, besser an - mich persönlich hat das Gesamtpaket nicht hundertprozentig überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2023
Die Bildermacherin und das Hexenhaus / Die Bildermacherin Bd.3
Omasreiter, Christiane;Scheck, Kathrin

Die Bildermacherin und das Hexenhaus / Die Bildermacherin Bd.3


weniger gut

Die Fotografin Amalia Engl lässt ihr Leben in Berlin hinter sich, um nach dem Tod ihrer Großmutter wieder in ihrem Heimatdorf Pfunders im beschaulichen Südtirol zurück zu ziehen. Dort hat ihre Freundin Evi nun endgültig beschlossen, ihren Mann zu verlassen. Kurzerhand mietet sie sich mit ihren drei Söhnen in einem Haus ein, dass bei den Dorfbewohnern aufgrund seiner Vorgeschichte nur „Das Hexenhaus“ genannt wurde, da dort früher zwei Frauen gewohnt haben, die sich nicht recht ins Dorf integrieren wollten. Bald schon erhält Evi anonyme Drohbriefe des „Hüter des Hauses“, der sie auffordert, wieder auszuziehen. Amalia und Evi ignorieren diese doch dann wird eine der Besitzer des Hauses ermordet. Amalia beginnt zur Vergangenheit des Hauses zu recherchieren, um ihrer Freundin beizustehen – und stößt dabei auf dunkle Geheimnisse.
„Die Bildermacherin und das Hexenhaus“ ist der dritte Teil der Serie um die Fotografin Amalia Engl und ihr Heimatdorf Pfunders. Der Fall an sich ist in sich geschlossen, Amalias Hintergrund aus den Vorgängerbänden jedoch häufig Thema. An manchen Stellen wird diese erklärt, an anderen bin ich ziemlich ratlos geblieben und habe mich sogar etwas ausgeschlossen gefühlt.
Die Geschichte selbst startet eher langsam, Charaktere und Umgebung werden sehr ausschweifend vorgestellt. Der Schreibstil ist zwar lebendig, erinnert mich aber insgesamt sehr stark an einen Heimatroman und weniger an einen Krimi. Der Lokalkolorit nimmt für meinen Geschmack ziemlich überhand, es werden ausführlichst sehr viele südtiroler Traditionen, Feste, Eigenheiten und Örtlichkeiten beschrieben, wobei der eigentliche Kriminalfall ziemlich in den Hintergrund gerät. Sehr in meinem Lesefluss gestört haben mir auch die vielen dialektischen Begriffe, ich musste ständig nach hinten ins Glossar blättern. Um dieses war ich sehr dankbar, da ich manche Sätze sonst wohl gar nicht verstanden hätte. Ich habe nichts gegen Mundart, aber hier war es mir einfach zu viel und hat an vielen Stellen nur noch genervt.
Der Fall an sich war okay, es hat sich für mich sehr früh schon herauskristallisiert, wer der Schuldige ist. Die Herleitung war dann doch ganz interessant, hat aber gewollt gewirkt. Viel Spannung ist für mich nicht aufgekommen. Amalia empfand ich in Teilen auch als anstrengend, ihr privates Hin- und her hat für mich zu viel Raum eingenommen und auf den Dorftratsch hätte ich auch verzichten können. Ich werde wohl kein weiteres Buch der „Bildermacherin-Reihe“ mehr lesen.

Bewertung vom 01.05.2023
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


gut

Ex-Cop August Snow zieht es in seine Heimatstadt Detroit zurück, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch er ist dort nicht vergessen worden, sei es von Freund oder Feind. Auch nicht vergessen ist sein ermittlungstechnisches Talent und so bittet ihn die reiche Unternehmerin Eleanore Padget um Ermittlungen zu verdächtigen Vorfällen in ihrer Bank. Snow möchte mit derartigen Ungereimtheiten nichts mehr zu tun haben und lehnt ab, doch kurz darauf wird die Frau tot aufgefunden – angeblich ein Selbstmord. Snow glaubt nicht an diese Theorie und begibt sich entgegen seiner eigentlichen Vorsätze auf die Fährte von Eleanores Mörder – und somit wieder mitten hinein in die gefährliche Unterwelt Detroits.
„Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones ist Teil einer Serie rund um den Protagonisten August Snow, der erste Band hierzu wurde 2018 veröffentlicht. Gerade im ersten Teil des Buches wird des Öfteren auf die Ereignisse in den Vorgängerbänden referenziert, z.B. zu Gerichtsverfahren und deren Konsequenzen für Angeklagte. So erfährt man zwar, wo Snow all sein Geld her hat, viele Dinge blieben für mich aber unklar, so dass ich mir leider etwas Außen vor vorkam. Außerdem bremsen diese ständigen Wiederholungen und Rückschauen das Tempo der eigentlichen Handlung.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir gut, insbesondere die facettenreichen Beschreibungen der Detroiter Umgebung sind gut nachvollziehbar. Er ist dabei schonungslos ehrlich und zeigt auch die negativen Seiten einer amerikanischen Stadt mit hoher Kriminalitätsrate auf. Insgesamt finde ich das Buch sehr atmosphärisch geschrieben und Detroit insgesamt ein interessantes Setting. Neben der eigentlichen Beschreibung der Stadt wird auch viel auf soziale und gesellschaftliche Probleme dort eingegangen, was ich als sehr interessant und lehrreich empfand. Irgendetwas an Jones´ Schreibstil erscheint mir ungewöhnlich, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch an der Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch liegt. Einige Textstellen wirken sehr umständlich ausgedrückt, am Anfang hat mich das etwas irritiert.
Das Cover mit der Detroiter Skyline und dem großen, geteilten Titel ist durchaus ansprechend, es erscheint mir sehr modern mit der großen Schrift und der kleinen Illustration. Die eher schlichten Farben passen gut zum Detroit, wie es im Inhalt beschrieben wird, alles wirkt wie durch den Smog der Großstadt dargestellt. Ich mag es, dass es noch nichts über den eigentlichen Inhalt des Buches aussagt, sondern lediglich die Stadt, in der es spielt, aufzeigt.
August Snow ist ein interessanter Protagonist, durchaus vielschichtig und schwer zu durchschauen. Er hat mehrere Seiten und eckt des Öfteren an, insgesamt wird aber schnell deutlich, dass er das Herz am rechten Fleck trägt und über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügt. Durch seine Ich-Perspektive kann man sich als Leser gut in seine Sichtweise hineinversetzen, wenn auch nicht alle Handlungen nachvollziehen. Inhaltlich startet das Buch von der ersten Seite an direkt durch, man wird sofort und ohne Erklärung in die Story hineingeworfen. Dann wird aber der bisherigen Lebensgeschichte des Protagonisten und dem Setting sehr viel Raum eingeräumt, wobei die eigentliche Handlung leider etwas auf der Strecke bleibt. Insgesamt hätte die Story für meinen Geschmack etwas mehr Tempo vertragen können, weshalb bei mir auch nur langsam Spannung aufkam. Das Ende war überraschend, aber nachvollziehbar – insgesamt ein gutes Buch, das sich schnell lesen lässt und die Stadt Detroit mit allen Licht- und Schattenseiten authentisch aufzeigt.

Bewertung vom 01.05.2023
Kohlenwäsche
Salzmann, Thomas

Kohlenwäsche


gut

Der berühmte Aktionskünstler Claude Freistein wird auf Zeche Zollverein tot aufgefunden. Hauptkommissarin Frederike Stier wird mit dem Fall betraut und hat ihre Schwierigkeiten dabei, in der Essener Kunstszene mit den Ermittlungen voranzukommen – was auch an ihrer persönlichen, eher rustikalen Art liegt. Wer hat ein Motiv, den exzentrischen, aufsteigenden Star zu ermorden? Bevor sie mögliche Motive identifizieren kann wird auch Freisteins Agent ermordet.
Das Cover von „Kohlenwäsche“ finde ich sehr interessant – obwohl lediglich eine Rolltreppe im Fokus steht wurde diese aufgrund der besonderen gelb-orangenen Farbgebung sehr kunstvoll in Szene gesetzt. Das Bild passt meiner Meinung nach somit perfekt zum Inhalt des Buches.
Dieses lässt sich gut und flüssig lesen, den Schreibstil des Autors Thomas Salzmann empfinde ich als sehr angenehm. Durch detailreiche Beschreibungen hatte ich Bilder im Kopf und konnte mich gut in beschriebene Szenen und Örtlichkeiten hineinversetzen. Der Inhalt gibt interessante Einblicke in die Kunstszene, ohne das recherchierte Wissen zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Auch wurde die Ermittlungsarbeit gut beschrieben und hat auch mich zum miträtseln über Motive und Schuldige angeregt. Der rote Faden der Story war von Anfang bis Ende zu erkennen, die Auflösung des Falles nachvollziehbar. Besondere Spannung hat sich bei mir jedoch leider nicht eingestellt, die Geschichte hat unaufgeregt ihren Lauf genommen und in einem kleinen Showdown geendet.
Was mich an dem Buch leider sehr gestört hab war die Protagonistin Frederike Stier. Ich fand sie einfach nur anstrengend und sehr nervig und konnte somit gut nachvollziehen, warum sie im Kollegenkreis so unbeliebt ist und auch ihr Chef sie am liebsten so schnell wie möglich in Rente schicken möchte. Sie war stur, uneinsichtig und egoistisch, meinte alles besser zu wissen und ihre gesundheitlichen Probleme einfach durch Ignoranz zu verdrängen. Auch ihre Art andere Menschen zu behandeln war mehr als unverschämt, insbesondere ihr netter junger Kollege Kevin Kowalczyk hat mir sehr leid getan. Auch ihre unkonventionelle Ermittlungsweise empfand ich an vielen Stellen unangebracht und befremdlich. Leider hat mir diese unsympathische Protagonistin den Lesespaß an „Kohlenwäsche“ dann doch sehr getrübt.

Bewertung vom 01.05.2023
Der Tote im Netz / Mai und Lorenz ermitteln auf Usedom Bd.1
Scheunemann, Frauke

Der Tote im Netz / Mai und Lorenz ermitteln auf Usedom Bd.1


sehr gut

Auf Usedom herrscht Aufruhr: Ein lokaler Fischer wurde brutal ermordet, das Wort „Rache“ in seine Brust geritzt. Was steckt dahinter? Die Anzahl möglicher Rachemotive und Schuldiger ist vielfältig, war der Mann doch nicht gerade sehr beliebt. Die ortsansässige Radioreporterin Franziska Mai sieht nicht nur die Chance einer großen Story hinter dem Mord, sondern auch die Möglichkeit das Usedomer „Bäderland-Radio“ zu retten, das verkauft werden soll. Doch schnell kommt sie mit ihren privaten Mordermittlungen Kommissar Kay Lorenz in die Quere – und bald selbst ins Visier des Mörders.
„Der Tote im Netz“ ist das Krimidebüt von Frauke Scheunemann zur neuen Reihe rund um Franziska Mai, weitere Bände sollen folgen. Und mit der kecken Radiomoderatorin hat die Autorin auch eine Protagonistin geschaffen, von der ich gerne mehr lesen würde, ich musste einige Male herzlich über ihre freche Art lachen. An anderer Stelle fand ich sie hingegen fast etwas zu anmaßend unterwegs, was aber wiederum zu ihrem Job als Journalistin passt. Ich bewundere ihren Mut und ihr Selbstbewusstsein, halte sie andererseits aber manchmal auch für etwas naiv und zu draufgängerisch. Interessant fand ich insgesamt, dass in diesem Buch eine Radio- und nicht wie schon häufig gelesen eine Zeitungsreporterin im Mittelpunkt steht. Man spürt in jeder Zeile, dass sich die Autorin mit diesem Medium auskennt. Auch die anderen Charaktere fand ich interessant, sympathisch und in all ihrer Unterschiedlichkeit authentisch.
Dies geschieht auch gerade durch die anschauliche Beschreibung von Einheimischen und Örtlichkeiten. Schön, dass die eigene Art zu sprechen der Usedomer mit ins Buch eingeflossen ist, es sind immer wieder mal ein paar Worte Platt zu lesen. Das ist meiner Meinung nach wohl dosiert und stimmig eingesetzt und wirkt nicht übertrieben, sondern trägt zum Lokalkolorit bei. Hierzu passt auch das Cover, welches eine Usedomer Strandkulisse mit der Seebrücke Ahlbeck zeigt und Urlaubsstimmung pur versprüht. Allerdings hätte ich bei diesem harmonischen Cover nicht im ersten Moment einen Krimi erwartet. Im Klappenumschlag des Buches selbst findet sich ein Lageplan der Insel, so dass ich die Bewegungen der Figuren super nachvollziehen konnte. Das hat Spaß gemacht. In der hinteren Buchklappt finden sich zudem Kurzbeschreibungen der beiden Hauptakteure Franziska und Kay.
Die Story liest sich locker die Schreibweise ist leicht und absolut passend zu einem Urlaubskrimi. Mir haben die Mischung aus Humor und Spannung sowie die zahlreichen humorvollen Momente gut gefallen. Besonders amüsiert habe ich mich über die Schlagabtausche zwischen der aufmüpfigen Franzi und ihrem jeweiligen Gesprächspartner, meist Kay.
Insgesamt hat das Buch viel Spaß gemacht, durch die gelungene Mischung aus Lokalkolorit, sympathischen Figuren, spannender Ermittlungsarbeit und amüsanten privaten Angelegenheiten. Ich habe einiges über die Insel Usedom gelernt und richtig Lust bekommen, dort einmal einen Urlaub zu verbringen.

Bewertung vom 23.04.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


ausgezeichnet

Helga ist Hebamme aus Leidenschaft doch so langsam gehen ihr die werdenden Eltern mit ihren übertriebenen Sorgen und immer gleichen Fragen zunehmend auf die Nerven. Dies sorgt dafür, dass Helga nicht immer emphatisch genug reagiert und das „Storchennest“, in dem sie arbeitet, negative Kritiken ansammelt. Um diese aufzubessern stellt Monika, die Besitzerin der Hebammenpraxis, eine neue, junge Kollegin ein: Madita ist flippig, motiviert und bringt gerne verrückte Ideen in die Praxis ein. Helga ist zunächst gar nicht begeistert, doch die erzwungene Zusammenarbeit lässt die beiden Frauen mehr Gemeinsamkeiten finden, als ihnen zunächst bewusst war – denn beide machen privat gerade eine schwere Zeit durch und lernen nach und nach, wie sehr sie nicht nur die ihnen anvertrauten Frauen, sondern auch sich gegenseitig stützen können.
Was für ein tolles und ungewöhnliches Buch! Noch nie habe ich einen Roman gelesen, der im Setting einer Hebammenpraxis spielt. Ich persönlich habe wahnsinnig viel über diesen Beruf und die Hintergründe der Menschen, die den wichtigen Job der Hebamme ausüben gelernt und habe nun noch größeren Respekt vor dieser Berufsgruppe. Das Buch beschreibt authentisch den Alltag dieser wichtigen Berufsgruppe und wie glücklich man sich schätzen kann, im richtigen Moment eine derart wertvolle Unterstützung wie eine Hebamme an seiner Seite zu haben. Schön, dass ihnen dieses Buch gewidmet ist.
Die beiden Protagonistinnen Helga und Madita könnten unterschiedlicher nicht sein. Natürlich werden sie als zwei Extreme, als Gegenpole beschrieben, aber genau das lässt ihre Entwicklung umso deutlicher mitverfolgen. Beide sind mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen und ich würde gerne mehr über sie lesen.
Der Schreibstil des Autorinnenduos hat es wunderbar geschafft, die Leidenschaft und Aufopferung darzustellen, die für die Ausübung dieser Arbeit notwendig sind. Sowieso hat „Storchenherzen“ so viele Emotionen in mir ausgelöst: Von purer Freude über Hoffnung hin zu Verzweiflung, ich habe mit den Hebammen und ihren Klientinnen gelacht, an einer Stelle aber auch hemmungslos geweint. Ein Buch, dem eh gelingt, ganz große Emotionen hervorzurufen ohne zu übertreiben – ganz wunderbar geschrieben und eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Schwangere.

Bewertung vom 05.04.2023
Dinge, die wir brennen sahen
Scrivenor, Hayley

Dinge, die wir brennen sahen


sehr gut

In der australischen Kleinstadt Durton verschwindet ein Mädchen: Die 12jährigen Freundinnen Esther und Ronnie sind wie jeden Tag gemeinsam von der Schule nach Hause gelaufen, doch Esther ist nie dort angekommen. Die Bewohner der Stadt machen sich auf die Suche, doch diese bleibt ergebnislos. Unsicherheit verbreitet sich, gegenseitige Verdächtigungen und Spekulationen kommen auf - und die Angelegenheit beginnt eine Eigendynamik zu entwickeln, der auch die eingetroffenen, dafür zuständigen Detectives nichts entgegensetzen können.

„Dinge, die wir brennen sahen“ ist der erste Roman der australischen Autorin Hayley Scrivenor, dessen frühere Fassung sogar bereits den „Kill Your Darlings Unpublished Manuscript Award“ gewonnen hat. Die Einordnung in ein Genre ist mir bis zum Ende hin etwas schwer gefallen, da dieser Roman unheimlich vielschichtig ist und Elemente verschiedener anderer Genres in sich vereint. Das Cover, aufgedruckt auf einen umweltfreundlichen Papierumschlag, ist an sich recht unaussagekräftig: Es zeigt eine öde Landschaft in der Hitze. Kennt man jedoch den Inhalt des Buches ist es absolut passend, denn genau diese trostlose Einöde in glühender Hitze wird auch im Inhalt mehrfach aufgegriffen und authentisch transportiert.

Sowieso ist meines Empfindens nach der Schreibstil der Autorin das, was das Buch so besonders macht. Es ist sehr atmosphärisch und teilweise beinahe poetisch geschrieben, gerade die bewusst allgemein gehaltene Kapitel aus Sicht von „Wir“ klingen sehr literarisch. Auch wenn diese mich zunächst ratlos zurück gelassen haben fand ich sie im Laufe des Buches immer sinnhafter, um das Lebensgefühl der Kinder von Durton zu transportieren. Insgesamt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt, die der Leser allesamt gut nachempfinden kann. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Sichtweisen der Kinder, die dort zu Wort kommen und die absolut altersgerecht von Ausdruckweise, Gedankengängen und Erklärungen sind. Sie unterscheiden sich dadurch deutlich von den Erwachsenen-Perspektiven, welche im Gegensatz narrativ erzählt werden und nicht wie bei den Kindern im Ich-Stil. Durch diese sehr unterschiedlichen Sichtweisen habe ich das Gefühl, die Geschehnisse und Dynamiken von Esthers Geschehen so allumfassend aufgezeigt zu bekommen, wie sie jede Personengruppe – alt, jung, involviert, abseits, professionell – für sich individuell wahrnimmt.

Inhaltlich baut sich die Geschichte langsam auf, nachdem das einleitende Kapitel bereits Esthers Schicksal vorwegnimmt, welches ja auch bereits auf dem Klappentext verraten wird. Mit dem Wissen, dass das Kind tot ist, die Hoffnungen, die Ungewissheit, das Suchen und die Ermittlungen mitzuverfolgen macht das Geschehen gleich nochmals tragischer. Die sich entwickelnden Eigendynamiken in den zwischenmenschlichen Beziehungsgeflechten der Bewohner Durtons lassen sich gut nachvollziehen und es setzen sich langsam immer mehr Puzzlesteinchen zusammen, bis mich das Ende dann nicht mehr sonderlich überrascht hat.

Wer bei all den polarisierenden und authentisch dargestellten Figuren in dem Buch allerdings leider etwas untergegangen ist sind die beiden Polizisten und ihre Ermittlungen. Diese verliefen erst sehr schleppend, bis sich am Ende die Ereignisse überstürzt haben. Insbesondere die Rolle von Sarah, die als Protagonistin auf Ermittlerseite fungieren sollte, hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Sie war mir unsympathisch und wenig greifbar, regelrecht gestört hat mich die ständige Erwähnung ihrer Ex-Partnerin Amira, die für die Geschichte absolut irrelevant war und für meinen Geschmack hätte weggelassen werden können.

Insgesamt hat mir „Dinge, die wir brennen sahen“ sehr gut gefallen, was insbesondere der perfekt vermittelten Atmosphäre einer heißen Kleinstadt Australiens und dem außergewöhnlichen, sehr besonderen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist.

Bewertung vom 02.04.2023
True Crime Österreich (eBook, ePUB)
Langenscheid, Adrian; Widler, Yvonne; Grunewald, Dave; Boom, Marie van den; Bielec, Lisa; Zemke, Maximilian; Rickert, Benjamin; Apeitos, Alexander; Löschmann, Stefanie

True Crime Österreich (eBook, ePUB)


gut

Im Hörbuch „True Crime Österreich“ befasst sich der Autor Adrian Langenscheid mit vierzehn wahren Kriminalfällen in und um Österreich, für die er nochmals detailliert nachrecherchiert und hinter die Kulissen geblickt hat. Dabei herausgekommen ist eine bunte Mischung verschiedenster Fälle, die unterschiedlich aufbereitet wurden, teilweise erschüttern und fassungslos zurück lassen.
Einige der Fälle waren zu erwarten und haben wenig Neues geboten, gehören meiner Meinung nach aber zu einem Buch über wahre Verbrechen in Österreich dazu. Zudem konnten zu bekannten Fällen wie dem von Natascha Kampusch oder Josef Fritzl noch ein paar neue, bisher unbekannte Fakten hinzugefügt werden, was mir gut gefallen hat.
Was mich leider sehr in meinem Hörgenuss beinträchtig hat was die Erzählstimme der Sprecherin. Ich konnte ihr einfach nicht zuhören! Nicht nur, dass sie den österreichischen Dialekt falsch intoniert, auch Namen, Orte und Ausdrücke sind schlichtweg falsch. Des Weiteren hat mich massiv gestört, dass sie in meinen Ohren gelangweilt und desinteressiert geklungen hat. Gerade angesichts der grausamen Verbrechen, von denen sie berichtet, hätte ich mir eine weniger monotone Sprechweise gewünscht. Ich hatte trotz dem spannenden Inhalts wirklich Probleme dabei, ihr aufmerksam zuzuhören.
Während manche Fälle sehr sachlich und neutral behandelt wurden, waren andere hingegen recht emotional geschildert, manche Grausamkeiten beinahe übertrieben. Auch bin ich inhaltlich das ein oder andere Mal über zu abrupte Szenenwechsel gestolpert, bei denen ich zurückspulen musste. Was mich sehr gestört hat war, dass ich des Öfteren das Gefühl hatte, dass mich die Erzählweise in meiner Meinung beeinflussen möchte, als wollte man z.B. unbedingt, dass der Hörer Sympathie zur einer Mörderin aufbaut - für mich eine tendenziöse Berichterstattung, die nicht zum sonst eher nüchternen Stil des Hörbuches passt. Auch wurde die Polizei als unfähig, unnötig brutal oder ignorant dargestellt, was ich nicht gut finde.
Insgesamt fand ich das Hörbuch interessant, hatte aber aufgrund der Sprecherstimme etwas Probleme, aufmerksam dabei zu bleiben. Inhaltlich war das Buch super recherchiert, ich hätte mir aber an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr Einblick in die Psyche der Schuldigen gewünscht und mehr Hintergründe erfahren.