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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Florian G
Wohnort: 
Horb

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 21.02.2023
Anpfiff! / Die Zauberkicker Bd.1
Schreuder, Benjamin

Anpfiff! / Die Zauberkicker Bd.1


sehr gut

Hohe Trefferquote

Mit "Zauberkicker" setzen Verlag und Autor auf eine Mixtur, die eigentlich nur zum Erfolg werden kann: Fußball und Magie. Das lässt die Herzen von Fußballfans, die fantasievolle Geschichten lieben, höher schlagen. "Magische" Kinder- und Jugendbücher haben Konjunktur. Und auch bei "Zauberkicker" klappt die mittlerweile "klassische Rezeptur". Die junge Leserschaft kann sich schnell in den Hauptakteur Ben hineinfühlen und am Anfang auch ein bisschen mitleiden, später dann mitfiebern.
Die unsympathischen Charaktere dagegen lassen die Zornesröte in einem steigen. Auch Humor kommt nicht zu kurz, ob bei lustigen Wortspielen oder Handlungen.
Die "Buch-Rezeptur" ist keine große, überraschende "Kochkunst", sondern routiniert komponiertes Lesevergnügen - ganz auf die Wünsche der jungen Buchgenießer ausgerichtet. Natürlich gibt es trotzdem genügend Überraschungseffekte und spannende Handlungsstränge. Auch das Cover passt wunderbar, fußballdynamisch und kreativ zugleich. Insgesamt sollte das Buch eine hohe Trefferquote erzielen!

Bewertung vom 21.02.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


sehr gut

Aron Boks hat mit seinem Werk "Nackt in die DDR" ein sehr persönliches Sachbuch geschrieben. Denn er schreibt über seinen Urgroßonkel Willi Sitte, den bekannten Maler der DDR. Er nimmt seine Leserschaft auf seine Spurensuche mit, denn er selbst will seinen bis dato fernen Verwandten kennenlernen und entdecken. Er zeichnet dabei Sitte als einen ambivalenten Charakter, ist dabei schonungslos ehrlich und offen, möchte diesen umstrittenen Künstler und Menschen persönlich näherkommen. Warum hat sich Willi Sitte, überzeugter Kommunist, so sehr dem Staat verschrieben, obwohl er auch selbst als Künstler unter ihm litt?
Boks schreibt filigran und kunstvoll. Er gibt Einblicke in seine Gedanken, Zweifel und Erkenntnisse. Dadurch wird diese Sitte-Biographie zu einem spannenden Dokument der DDR-Geschichte mit sehr persönlichen Eindrücken in die Familiengeschichte.
Allerdings verliert sich Bok manchmal zu sehr im Niederschreiben der Recherche. Etwas weniger Einblicke hätten das Werk vielleicht noch flüssiger gemacht. Schade ist auch, dass zwar viel über Sittes Kunst gesprochen wird, entsprechende Abbildungen im Buch aber fehlen (oder eine Internetseite zum Buch). In heutigen Zeiten lassen sich Sittes Werke zwar schnell im Internet suchen, doch das hätte die besondere Sitte-Biographie sicherlich noch abgerundet und bereichert. Ein Buch über einen Maler ohne Bilder (Ausnahme Cover) wirkt nicht vollkommen.
Dennoch erfährt man interessanten Einblicke in die Geschichte der DDR und die Menschen, die in diesem System lebten. Boks versucht zwar, Handlungen und Verhaltensweisen zu verstehen, bleibt aber stets kritisch.

Bewertung vom 06.02.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


ausgezeichnet

Erschütternd wahr!
Das Autorinnen-Duo Regina Denk und Lisa Bitzer hat unter dem Pseudonym Lea Adam ein wichtiges, besonders schmerzendes Thema gewählt: sexuelle Gewalt an Frauen. Dabei schonen sie die Leserschaft nicht mit Wahrheiten und deutlichen Schilderungen von dramatischen Erfahrungen und Verbrechen, die Frauen erleben müssen. Dabei gehen sie auch scharf mit Polizei und Justiz ins Gericht.
Die Sprache, die die Autorinnen wählen, ist zum Teil drastisch, immer mitreißend und immer wieder auch schmerzhaft. Dabei kann man sich als Leser dabei ertappen, auch Verständnis mit der Täter-Seite zu haben.
Auch das Ermittler-Duo befindet sich auf einer Gradwanderung zwischen Verständnis und beruflicher Professionalität. Die Ermittler sind kantige und spannende Charaktere, für die man große Sympathie entwickeln kann.
"Lea Adam" ist auf alle Fälle ein tiefgründiger und sehr flüssig geschriebener Ermittler-Thriller gelungen, der im ganz besonderem Maße die Opfer-Seite ins Rampenlicht rückt und würdigt. Der Roman ist auch ein flammender Appell, nicht wegzuschauen und Opfern besser zu helfen.

Bewertung vom 04.11.2022
Shorty
Maurer, Jörg

Shorty


sehr gut

Schräg, schräger, Shorty! Jörg Maurer hat mit seinem Protagonisten neue Sphären beschritten. Und die sind abstrus, schräg, außerirdisch und satirisch. Humor trifft hier auf hintergründigen Witz, Science Fiction, Gesellschaftssatire und allumfassende Weltparabel.
Der ein oder andere Leser muss sich allerdings erst einmal durchkämpfen, um vollumfänglich in Maurers Sphären und Gedankengänge zu gelangen. Dabei macht es der Autor dem Leser nicht immer ganz einfach. Denn ab und zu driftet Maurer ab, liebt es, die ein oder andere Drehung draufzusetzen und verliert sich auch in Wortspielereien und satirischen Nebenaspekten.
Jörg Maurer hat sich mit "Shorty" eine richtig abstruse Geschichte "ersponnen", die ihm die Gelegenheit gibt, der Menschheit, seinen Trends und seinen - nicht immer guten - Entwicklungen ein satirisches "Zeugnis" auszustellen. Er hat die "Büchse der Pandora" geöffnet (siehe Cover), und seine Lust auf kuriosen Sci-Fi-Schabernack um die Rettung der Welt überschüttet sich förmlich über die Leser.
Der Schreibstil ist sehr flüssig - an manchen Stellen hätte mehr Straffheit dem Werk gut getan, denn fast 500 Seiten für eine Satire sind schon ein ganz schön "dickes Ding".
Die Protagonisten - Shorty, Bluna oder auch das "Kaiserchen" - sind so schräg sympathisch wie die Namen ("sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?"). Die Handlung macht Sinn - auf ihre ganz eigene Art.
Wer Freude an neuen Sphären, schrägen Gedankengängen und einer kuriosen Weltparabel hat, der ist bei Maurers "Shorty" in bester Gesellschaft. Nüchterne Realisten sind wohl dagegen gänzlich falsch.

Bewertung vom 20.10.2022
Interspace One
Suchanek, Andreas

Interspace One


sehr gut

Wie sieht die Welt im Jahr 3486 aus? Andreas Suchanek öffnet in seinem Sci-Fi-Politthriller die Zeitkapsel und lädt zu einer rasanten Reise ein. Der Autor beweist dabei fantastische Gedankengänge im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Schilderungen über die Weltordnung in knapp 1500 Jahren wirkt erstaunlich realistisch, aber an einigen Stellen auch durchaus beängstigend. Menschen können problemlos ihre Körperhüllen wechseln. Der Geist kann abgespeichert werden. Suchanek beschäftigt sich intensiv mit der Zukunft und den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft, wie er selbst bekundet. Und dieser Fleiß und diese Qualität macht auch das Herz des Buches aus. Er fordert mit seiner technischen Finesse seine Leser heraus, manchen wird er vielleicht an einigen Stellen leicht überfordern.

Im Mittelpunkt stehen aber immer noch die Menschen, die trotz der hohen Technologisierung immer noch die gleichen menschlichen und zwischenmenschlichen Probleme haben - mittendrin der Titelheld Liam Mikaelsson.

Toll ist, dass Suchanek auch die aktuellen Probleme der Menschheit wie zum Beispiel das Klima "weiterspinnt". Auch der kalte oder heiße Krieg ist im Jahr 3486 (leider) nicht Geschichte.

Insgesamt ist das Werk ein großer Sci-Fi-Spaß, auch für Neulinge in diesem Bereich: Wenn sie bereit sind, sich auf neue Sphären einzulassen!

Bewertung vom 11.10.2022
Schatten der Vergangenheit
Fusco, Antonio

Schatten der Vergangenheit


sehr gut

Antonio Fusco beweist mit seinem Werk "Schatten der Vergangenheit", dass er ein echter Insider ist. Als Forensiker bei der italienischen Staatspolizei konnte er sicher viele Erfahrungen sammeln, die er nun in seinem Werk routiniert und unterhaltsam einfließen lässt. Mit Commissario Casabona hat er einen Titelhelden geschaffen, der sympathisch rau seinen eigenen Weg geht. Dass die Mafia ihre Hände im Spiel hat, deutet das Buch bereits im Cover-Text an. Der Leser kann das sichere Gefühl haben, einen realistischen Einblick in die italienischen Unterweltstrukturen zu erhalten.

Literarisch anspruchsvoll, aber sehr flüssig liest sich Fuscos Werk. Auch philosophische Gedanken des Autors über das Leben bereichern das Buch. Wer sich auf Italien-Literaturreise begibt, erhält ein kurzweiliges Storytelling, dass im Finale gerne auch noch ein bisschen actionreicher hätte sein können.

Bewertung vom 13.11.2019
Vier Hufe für ein Halleluja / Plötzlich Pony Bd.4
Schröder, Patricia

Vier Hufe für ein Halleluja / Plötzlich Pony Bd.4


ausgezeichnet

Wer nur einen konservativen Schreibstil bei Kinderbüchern schätzt, ist bei "Plötzlich Pony" falsch: Denn die Autorin Patricia Schröder wählte für diese Reihe (insgesamt vier Bände) einen kreativen, comicartigen Stil, der bei der Zielgruppe bestens ankommt. Das jüngste Abenteuer von Pia, ihrer "Pony-Freundin" Penny und der schusseligen Freundin Moppie hat viele Überraschungsmomente und einen manchmal auch schrägen Humor, der das Werk auch für Erwachsene zum Lesespaß werden lässt. Die Illustratorin Sabine Rothmund liefert dazu die perfekten, hintersinnigen Zeichnungen, die sich ebenfalls von anderen Illustrationen abheben. Der Verlag wirbt mit dem Slogan "für alle Ponymädchen und besten Freundinnen" und fokussiert sich damit unnötigerweise nur auf junge Leserinnen. Denn auch Jungs können großen Spaß an der Lektüre haben!

Bewertung vom 06.11.2019
Unter der Mauer
Lahmer, Melanie

Unter der Mauer


ausgezeichnet

Autorin Melanie Lahmer beleuchtet ein dunkles Kapitel der DDR in ihrem Kriminalroman, der aber viel mehr als "nur" ein Krimi ist. Das wunderbar flüssig geschriebene Buch setzt sich auch damit auseinander, welche Auswirkungen die Flucht eines Familienmitglieds auf die zurückgebliebenen Angehörigen in der DDR hatte. Lahmer hat intensiv recherchiert und mit Experten gesprochen. Dieses Wissen wird von ihr aber nicht abgehoben, sondern sehr verständlich und einfühlsam an den Leser weitergegeben. Der Start des Romans ist eher langsam und beschreibt die Charaktere sehr ausführlich, aber es lohnt sich weiterzulesen, denn das Buch wird von Kapitel zu Kapitel besser und spannender. Der eigentliche Krimi-Part hätte ruhig noch großzügiger ausfallen können.

Die Autorin hat Mut bewiesen, ein nicht einfaches Thema als "Psychogramm und Krimi" zu verarbeiten. Sie schafft es dabei, den Leser zu berühren und nachdenklich zu machen. Das tröstet über einen etwas zu langsamen und zu ausführlichen Einstieg deutlich hinweg und lässt mich trotzdem zur vollen Punktewertung gelangen.

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