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Kirstin

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2025
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Die Frau und der Fjord" ist ein ruhiges und gefühlvolles Buch über die junge Witwe Gro, die in der Einsamkeit eines Fjords auf den Lofoten versucht, den Verlust ihres verstorbenen Mannes und die Trauer zu bewältigen. Umgeben von der überwältigenden und oftmals lebensfeindlichen, rauen Natur nördlich des Polarkreises geht es erstmal nur ums reine Überleben für Gro, auf mehreren Ebenen. Ihren Beruf als Geologin, die erfolgreich auf Ölplattformen am Aufspüren neuer Ölfelder beteiligt war, will sie nicht mehr ausüben, jeglicher sozialer Kontakt ist ihr zu viel. Doch nach und nach gelingt es ihr, wieder Freude am Leben und am Erblühen der Natur zu finden. Langsam findet Gro einen Weg zurück ins Leben. Dabei hilft ihr auch die Begegnung mit Jens, den sie in einer stürmischen Nacht aus Seenot rettet und der daraufhin einige Tage bei ihr strandet.
Die Autorin Anette Strohmeyer erzählt Gros Geschichte völlig authentisch und man kann die Entwicklung der Protagonistin und die Phasen ihrer Trauer sehr gut verfolgen. Besonders gut gefällt mir ihr teils poetischer und einfühlsamer Schreibstil sowie die Beschreibungen der gewaltigen Natur. Das wunderschöne Cover zeigt ein Foto eines Fjords, das die Autorin selbst geschossen hat. Genauso stelle ich mir Gros Fjord vor.

Bewertung vom 08.06.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

Wer spannend inszenierte Familiengeschichten mag, die klug und wendungsreich inszeniert sind, kommt bei Anna Hopes Roman "Wo wir uns treffen" ganz sicher auf seine Kosten. Die Autorin entwickelt ein feinsinniges und subtiles Beziehungsgeflecht der Familie Brooke, die sich auf dem riesigen Landsitz in Sussex trifft, um das Familienoberhaupt, Philipp Brooke, zu beerdigen. Kein einfacher Mensch, dieser Vater und Ehemann, von dem sie sich verabschieden, viele Kränkungen und Unterlassungen prägten das Leben mit und ohne ihn und machten seine Kinder und seine Gattin zu denjenigen, die sie nun sind und wie sie sich begegnen. Unerfüllte Bedürfnisse, unterdrückte Gefühle und über allem eine drohende Gefahr - Anna Hope versteht es meisterlich, ihre Charaktere authentisch zu entwickeln. Dass ein englischer Landsitz nicht nur ein wertvoller Besitz, sondern auch eine Bürde mit unrühmlicher Geschichte sein kann - in diesem Buch glaubt man es sofort.

Bewertung vom 08.06.2025
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Die britische Autorin Siân Hughes erzählt auf ruhige und berührende Weise die Geschichte von Marianne. Aus der Ich-Perspektive geschildert blickt Marianne zurück auf ihr Leben, seit sie im Alter von acht Jahren ihre Mutter verlor. An einem regnerischen Februartag verließ diese das Haus und ließ Marianne, ihr neugeborenes Baby und ihren Ehemann zurück. Das Schicksal der Mutter konnte sich nie ganz aufklären und während ihrer Adoleszenz prägte diese Tragödie Mariannes Leben immens. Dem Lesende/r erschließt sich das Leid der Familie nicht ganz unmittelbar, denn durch die Ich-Erzählung nimmt man die Ereignisse durch Mariannes Filter wahr. Erst als Mariannes selbst Mutter wird, scheint sie in der Lage, sich ihrer Trauer zu stellen und ihren Weg bis zu diesem Zeitpunkt zu reflektieren. Es ist berührend und schön, als Lesende/r gemeinsam mit Marianne in die Erinnerungen an ihre Mutter eintauchen zu können, teilzuhaben an gemeinsamen Ritualen, Geschichten und Reimen. Die Autorin stellt an den Anfang jeden Kapitels einen englischen Abzählvers, den Marianne und ihre Mutter kannten. Dieser fängt die Inhalte und Stimmungen der Kapitel sehr gut ein.
Für alle, die ruhig erzählte Geschichten mit emotionaler Tiefe lieben, ist dieses Buch eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.06.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


sehr gut

Die Autorin Claire Deya nimmt die Lesenden mit in die letzten Wochen des zweiten Weltkrieges. An der Cote d`Azur ist eine Truppe mutiger Männer um den ehemaligen französischen Widerstandskämpfer Fabien damit beschäftigt, die Strände von Minen zu räumen. Zu ihnen gesellt sich Vincent, der eine Gelegenheit sucht, mit den zum Minensuchen zwangsverpflichteten deutschen Kriegsgefangenen in Kontakt zu kommen. Denn sein einziges Interesse gilt der Suche nach seiner großen Liebe Ariane, die er in deutscher Kriegsgefangenschaft aus den Augen verloren hat und die untergetaucht zu sein scheint. Fortan sucht er wie besessen nach Hinweisen auf ihren Aufenthaltsort und es scheint einen deutschen Gefangenen zu geben, der ihm helfen könnte. Dann ist da noch Saskia, die nach ihrer Befreiung aus einem deutschen Lager in ihre Heimatstadt zurückkehrt, in der Hoffnung, hier ein wenig Frieden zu finden. Doch ihr ehemaliges Haus wird bewohnt von Fremden und sie wird verjagt. Durch einen Zufall trifft sie auf Vincent, der ihr zur Hilfe kommt. Während Saskia durch ihre Beharrlichkeit und ihren Mut ein Stück weit wieder zurück ins Leben findet, scheint sich Vincent immer weiter davon zu entfernen und bringt nicht nur sich selbst mit seiner Suche in Gefahr.
Besonders beeindruckt haben mich die biographischen Bezüge des Buches, die man dem Nachwort entnehmen kann. Die Geschichte Saskias hat sich genau so ereignet und in der Person des Vincent setzt die Autorin in einigen Details ihrem Großvater ein Denkmal. Die Charaktere werden sehr ambivalent und glaubwürdig geschildert. Ein paar Längen hatte das Buch für mich persönlich in den detaillierten Beschreibungen der unterschiedlichen Minentypen.

Bewertung vom 27.03.2025
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


ausgezeichnet

"Ich hätte gerne einen Plan für die nächste Hälfte, irgendetwas außer der Vorbereitung auf das Sterben." Nina, fast 50, hadert mit dem Älterwerden und ihrem Leben als geschiedene Frau. Aus Liebe zu ihren beiden Kindern erhält sie eine heile Großfamilienwelt mit ihrem Ex-Mann, seiner jungen neuen Frau und deren kleinen Zwillingen aufrecht. Als plötzlich der 20 Jahre jüngere David in ihr eintöniges Leben tritt, erwachen Gefühle in ihr, die sie in ihrer Wucht zutiefst verunsichern. Und dann ist da auch noch Lena, ihre jüngere Schwester und Karin, die Mutter der beiden. In einem Sommer vor vielen Jahren, kurz nachdem Ninas und Lenas Vater starb, ließ die Mutter sie drei Wochen allein. Dieses Kindheitstrauma hat beide Schwestern tief geprägt und ist nie aufgearbeitet worden. Zudem sieht sich Nina an ihrem Arbeitsplatz mit "MeeToo"-Enthüllungen konfrontiert.
Anika Decker erschafft hier einen komplexen Roman mit vielen wichtigen Themen. Durch ihren unvergleichlichen Schreibstil und ihren herrlichen Humor wird daraus aber keine Problemlektüre, sondern ein unvergessliches Leseerlebnis.

Bewertung vom 18.03.2025
Tazz, Iron;Stanev, Martin

Raus in die Natur! Alles, was du über Camping, Wandern und Backpacking wissen musst


ausgezeichnet

In diesem Ratgeber für junge Outdoorfans und Abenteurer werden alle Themen rund um Wandern, Campen und Backpacking angepackt. Begonnen bei Tipps zur Vorbereitung auf eine Wanderung, die richtige Ausrüstung für verschiedene Outdoorvorhaben und Landschaften - dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für einen Tripp in die Natur. Aber nicht nur das Equipment und das Survival-Knowhow stehen im Fokus, es geht ebenso um achtsame Begegnungen mit der Tier- und Pflanzenwelt. Zwanzig unterschiedliche Landschaften werden vorgestellt und mit ihnen auch ihre Besonderheiten und ihre Flora und Fauna. Die Aufmerksamkeit der jungen Outdoorfans wird auf spezielle Fundstücke und Erlebnismöglichkeiten gelenkt. Die informativen Texte werden begleitet durch stimmungsvolle Illustrationen, so dass man bereits beim Lesen des Buches große Vorfreude auf das nächste Abenteuer verspüren kann.

Bewertung vom 18.03.2025
Loose, Anke

Schmeckt!


ausgezeichnet

Auf 63 prall gefüllten Seiten behandelt dieses Sachbuch von Anke Loose alle wichtigen Fragen rund um das Thema Ernährung: Warum knurrt der Magen? Wie funktioniert die Verdauung? Welche Nährstoffe benötigt der Körper? Warum haben wir ein Lieblingsessen? Diesen und vielen weiteren Fragen geht die Autorin in 11 Kapiteln nach. Psychologische Aspekte wie der Einfluss der Farben von Nahrungsmitteln werden ebenso beleuchtet wie unterschiedliche Geschmacksrichtungen, nachhaltige Ernährung oder die Nahrungskette, so dass ein sehr breites Wissen über das Thema Ernährung aufgebaut werden kann. Die Illustrationen von Ariane Camus sind fröhlich-bunt und witzig. Abgerundet wird der Band durch einfache Rezeptideen. Da eine fachliche Beratung durch eine Ernährungswissenschaftlerin stattfand, sind alle Fakten wissenschaftlich abgesichert. Aufgrund der teils komplexen Texte und der benutzten Fachbegriffe eignet sich das Buch für ältere Kinder.

Bewertung vom 12.03.2025
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

In einer wunderschönen, bewegenden Sprache gelingt es der Bestsellerautorin Anne Stern, ihre Leserinnen mitzunehmen auf eine Reise in einen endlos scheinenden Sommer voller Veränderungen. Lisa, die alleinerziehende Mutter des kleinen Paul, Musiklehrerin aus pragmatischen Gründen, findet sich zu Beginn der Sommerferien vor der Situation wieder, dass ihr Sohn mit seinem Vater für drei Wochen die Großeltern im fernen Polen besuchen wird. Sie, die sich vollkommen über das Muttersein definiert, empfindet die Trennung von Paul nahezu körperlich und es fällt ihr zunächst sehr schwer, ihre Tage mit Sinn zu füllen. Per Zufall begegnet sie Ute und ihrem Vater Hans, denn in der Tristesse ihrer Sommerferien nimmt sich Lisa vor, ihre alte Geige aufarbeiten zu lassen und bringt sie zum Geigenbauer Hans. Dadurch löst Lisa eine Kette von Ereignissen aus, die mit der Geschichte ihrer Geige zusammenhängen. Zudem entwickelt sich eine zarte Freundschaft zu Ute, die sich ebenfalls in einer schwierigen Lebenssituation befindet.
Es sind meiner Ansicht nach nicht die äußeren Ereignisse, die diesem Roman zu einem besonderen machen, sondern die inneren Veränderungen und Einstellungen, die sich im Laufe dieses Sommers durch die Begegnungen der Handelnden in jedem Einzelnen vollziehen. So gelingt es Lisa, zu einem wichtigen Teil ihrer Selbst zurückzufinden und sich nicht nur über die Beziehung zu anderen zu definieren.

Bewertung vom 28.02.2025
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Katharina Hagenas neuer Roman hat mich sehr berührt. Sie entwickelt ihre Protagonisten sensibel und facettenreich und es gelingt ihr, schwierige Themen emotional ambivalent und trotzdem nachvollziehbar darzustellen. Die Handlung entfaltet sich aus der Sichtweise von drei eng miteinander verbundenen Personen, Ort des Geschehens ist Hamburg. Da ist einmal Margrit, eine 102-jährige Dame, die mit ihrer resoluten und oftmals lakonischen Sichtweise auf das Leben für manches Schmunzeln beim Lesen sorgt. Sie blickt zurück auf ihr Leben und befasst sich noch einmal intensiv mit ihrer eigenen, früh verstorbenen Mutter. Ihre Erinnerungen binden sie an einen Ort, den Römischen Garten. Entworfen und gepflegt hatte ihn in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Geliebte ihrer Mutter. Hierhin fährt sie täglich Arthur, ein junger Mann, der nun als Fahrer in Margrits Seniorenheim arbeitet. Doch was ihn an diesen Ort geführt hat, ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Handlung. Und zuletzt ist da noch Luzie, die 18-jährige Enkelin von Margrit. Voller Wut und Protest kämpft sie gegen das Leben, hat sich von der Schule abgemeldet und isoliert sich immer mehr. Nur ihre Oma hat noch einen Zugang zu ihr. Alle drei tragen viel Kummer und Trauer in sich und dennoch finden sie den Weg zurück in ein Leben, das Zuversicht und Hoffnung verheißt.

Bewertung vom 28.02.2025
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


gut

Von kirstin

Gabriel Bach, Autor von romantischen Liebesromanen, befindet sich in einer Lebenskrise. Geschrieben hat er schon lange nichts mehr und das Leben erscheint ihm nicht mehr lebenswert. Da findet der einen Luftballon mit einer Postkarte von der kleinen Luzie. Ihr Papa ist im Himmel und sie wünscht sich einen neuen Vater. Zunächst wirft Gabriel den Ballon samt Karte weg, doch dann kommt ihm die Idee, diese rührende Geschichte in einem neuen Roman zu verarbeiten. Er nimmt die Identität seines Romanhelden Ben Sommer an und nähert sich Luzie und ihrer Mutter Miriam. Je vertrauter ihm die beiden werden und je mehr sich Gabriel in sein Netz aus Lügen verstrickt, desto mehr sucht er einen Ausweg aus seiner misslichen Lage. Doch ohne die beiden Menschen, die ihm mehr als nur ans Herz gewachsen sind, zu verletzen, erscheint dies nicht mehr möglich. Charlotte Lukas legt hier in gut lesbarem Stil einen romantischen Roman mit solider Unterhaltungsqualität vor, dem es an manchen Stellen ein wenig an Tiefgang fehlt.